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Full text of "Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden"

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der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redaktionskomitee. 


Jahrgang  1909. 


Dresden. 

In  Kommission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1910. 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS  Im- 


Herausgegeben 

v/on  dem  Redaktionskomitee. 


in  Dresden. 


Jahrgang  1909. 

Januar  bis  Juni. 


Mit  2 Tafeln  und  8 Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Kommission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1909. 

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Redaktionskomitee  für  1909. 

Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr»  Förster. 

Mitglieder:  Prof.  Dr,  E.  Lohrmann,  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Oberlehrer 
Dr.  P.  Wagner,  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller,  Prof.  Dr.  A.  Lottermoser  und 

Prof.  Dr.  A.  Witting. 

Verantwortlicher  Redakteur:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt. 

Verzeichnis  der  Mitglieder  S,  V.  — Ernst  Fürchtegott  Zschau  f S.  XV. 

A.  Sitzungsberichte. 

I.  Sektion  für  Zoologie  S.  3.  — Ernst  Hackel- Stiftung  S.  3.  — Escherich,  K.: 
Aus  dem  Leben  der  Termiten  S.  3.  — Lohrmann,  E.:  Geweihbildung  in  der  Familie 
der  Hirsche,  neue  Literatur  S.  3.  — Schorler,  B.:  Neue  Literatur  S.  3,.  — Stadel- 
mann,  H.:  Lichtversuche  am  Chamäleon  S.  4.  — Viehmeyer,  H.:  Über  Raupen 
und  Ameisen  S.  3;  gegenwärtiger  Stand  der  Tierpsychologie  S.  4.  — Besichtigung 
der  Eiersammlung  des  Lehrers  B.  Hantzsch  im  Heimatkundlichen  Schul- 
museum S.  4. 

II.  Sektion  für  Botanik  S.  4.  — Drude,  0.:  Chlorophyll  und  Assimilationsprozefs 
unter  dem  Einflufs  der  Sonnenbestrahlung  und  des  Himmelslichtes,  mit  Bemerk,  von 

R.  Jahr,  Literaturbesprechungen  S.  5;  Vorlage  von  Bildern  von  Alpenpflanzen  am 
natürlichen  Standorte  S.  4.  — Neger,  F.:  Scheuchzeria- Früchte  im  Flachmoor  bei 
Okrilla  S.  4;  Mutation  parasitischer  Pilze  S.  5.  — Scheidhauer,  R.:  Literatur- 
besprechung S.  4.  — Schorler,  B.:  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  1906—1908 

S.  4;  neue  Literatur  S.  5.  — Stiefelhagen,  H.:  Ergebnisse  einer  botanischen 
Sammelreise  in  die  Seealpen  S.  4. 

III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  6.  — Engelhardt,  H.:  E.  F.  Zschau  f 
S.  6.  — März,  Chr.:  Eiszeiten  und  Moränen  in  der  sächsischen  Oberlausitz  S.  6. 

— Schönfeld,  G.:  Neuer  Stegocephalen-Fund  aus  dem  sächsischen  Rotliegenden,  ent- 
wicklungsgeschichtliche Stellung  der  Stegocephalen  S.  6.  — Stutzer,  0.:  Sommer- 
aufenthalt in  Alaska  und  Yukon  1908  S.  6.  - Wagner,  P.:  Neue  Literatur  S.  6. 

IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen  S.  6.  — Bruhrn,  A.:  Gefäfse  aus  einem 
Hügelgrabe  bei  Merseburg  S.  7.  — Deichmüller,  J.:  La  Tene- Funde  von  Cröbern 
bei  Leipzig  S.  7;  vorgeschichtliche  Votive  und  Weihegaben  S.  8;  neue  Literatur  S.  7. 

— Döring,  H.:  Steinzeitliche  Besiedelung  der  Gegend  um  Leipzig,  mit  Bemerk,  von 
J.  Deichmüller  S.  6;  Steinäxte  von  Wachau  S.  7;  neue  Literatur  S.  6.  — Göhler,  P.: 
Votive  und  Weihegaben  des  katholischen  Volkes  als  urgeschichtliche  Zeugnisse  und 
Reste  S.  7,  mit  Bemerk,  von  0.  Jäkel  S.  8.  — Klähr,  M.:  La  Tene-Funde  der 
Leipziger  Gegend,  neue  Literatur  S.  7. 

V.  Sektion  für  Physik  und  Chemie  S.  8.  — Beythien,  A.:  Die  chemischen  Grund- 
lagen einer  rationellen  Ernährung  S.  9.  — Förster,  Fr.:  Zwei  elektrochemische  Vor- 
lesungsexperimente S.  9.  — Friese,  W. : Der  Staub-  und  Rufsgehalt  der  Dresdner 
Luft  S.  8. 

VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik  S.  9.  — Heger,  R.;  Zür  Kon- 

struktion der  rationalen  Kurven  3.  Ordnung  S.  9.  — Krause,  M.:  Näherungsweise 
Integration  totaler  Differentialgleichungen  S.  12.  — Müller,  F.:  Gedächtnisrede  an 
Hermann  Grafsmann  S.  10.  — Neovius,  E.  R.:  Minimalflächenstücke,  dere^i  Be- 
grenzung von  drei  geradlinigen  Teilen  gebildet  wird  S.  12.  — Schreiber,  Ai:  Be- 
dingungsgleichungen für  Rückwärtsschnitte  S.  11.  — Weinmeister,  Ph.:  Ableitung 
der  Formel  für  den  Mantel  des  schief  abgeschnittenen  Umdrehungskegels  &.  10; 
Rollenverwandtschaft  zwischen  Parabel  und  Kettenlinie  S.  12.  — Witting,  A. : V Vor- 
richtung zum  Zeichnen  von  Ellipsen  S.  12.  1 


Inhalt  des  Jahrganges  1909. 


Verzeichnis  der  Mitglieder  S.  V.  — Ernst  Fürchtegott  Zschau  f S.  XV. 

A.  Sitzungsberichte. 

I.  Sektion  für  Zoologie  S.  3 und  21.  — Ernst  Hackel- Stiftung  S.  3.  — Es  eher  ich,  K.: 
Aus  dem  Leben  der  Termiten  S.  3;  Beziehungen  zwischen  Ameisen  nnd  Pflanzen  S.  21; 
neue  Literatur  S.  22.  — Lohrmann,  E.:  Geweihbildung  in  der  Familie  der  Hirsche 
S.  3;  die  Familie  der  Hirsche  S.  21;  neue  Literatur  S.  3.  — Neger,  F. : Neue  Be- 
obachtungen an  körnersammelnden  Ameisen  S.  21.  — Schorler,  B.:  Neue  Literatur 
S.  3.  — Stadelmann,  H.:  Lichtversuche  am  Chamäleon  S.  4.  — Viehmeyer.  H.: 
Über  Raupen  und  Ameisen  S.  3;  gegenwärtiger  Stand  der  Tierpsychologie  S.  4;  Ver- 
gleich zwischen  der  Ameisen-  und  Menschen-Psyche  S.  21.  — Besichtigung  der  Eier- 
sammlung des  Lehrers  B.  Hantzsch  im  Heimatkundlichen  Schulmuseum  S 4. 

II.  Sektion  für  Botanik  S.  4 und  22.  — Drude,  0.:  Chlorophyll  und  Assimilations- 
prozefs  unter  dem  Einflufs  der  Sonnenbestrahlung  und  des  Himmelslichtes,  mit  Bemerk, 
von  R.  Jahr,  Literaturbesprechungen  S.  5;  Bilder  von  Alpenpflanzen  am  natürlichen 

• Standorte ‘S.  4.. — Naumann,  ArT  Botanische  Ergebnisse  eines  dreitägigen  Aufent- 
halts an  der  Franz  - Schlüterhütte  in  den  Südtiroler  Kalkalpen  S.  22.  — Neger,  F.: 
Scheuchzeria  - Früchte  im  Flachmoor  bei  Okrilla  S.  4;  Mutation  parasitischer  Pilze 
S.  5.  — Scheidhauer,  R.:  Literaturbesprechung  S.  4.  — Schorler,  B. : Berei- 
cherungen der  Flora  Saxonica  1906  — 1908  S.  4;  neue  Literatur  S.  5 und  22.  — 
Stiefelhagen,  H.:  Ergebnisse  einer  botanischen  Sammelreise  in  die  Seealpen  S.  4. 
— Besichtigung  der  Ausstellung  über  die  Dresdner  Heide  im  Heimatkund- 
lichen Schulmuseum  S 22. 

III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  6 und  23.  — Engelhardt,  H.: 
E.  F.  Zschau  f S.  6.  — Kalkowsky,  E. : Geologische  Reliefs  vom  Vesuv  und  von 
Santorin,  neue  Minerale  aus  Sachsen,  über  Pleochroismus,  Versuche  mit  der  Wünschel- 
rute, neue  Literatur  S.  23.  — März,  Chr.:  Eiszeiten  und  Moränen  in  der  sächsischen 
Oberlausitz  S.  6.  — Schönfeld,  G.:  Neuer  Stegocephalen-Fund  aus  dem  sächsischen 
Rotliegenden,  entwicklungsgeschichtliche  Stellung  der  Stegocephalen  S.  6.  — Stutzer, 
0.:  Sommeraufenthalt  in  Alaska  und  Yukon  1908  S.  6.  — Wagner,  P. : Neue  Lite- 
ratur S.  6 und  23.  — Ausflug  nach  Niederschöna  S.  23. 

IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen  S.  6 und  24.  — B rühm,  A. : Gefäfse  aus 
einem  Hügelgrabe  bei  Merseburg  S.  7.  — Deichmüller,  J.:  La  Tene- Funde  von 
Cröbern  bei  Leipzig  S.  7;  vorgeschichtliche  Votive  und  Weihegaben  S.  8;  Gründung 
einer  Deutschen  Gesellschaft  für  Vorgeschichte,  neue  Funde  aus  Sachsen  S.  24;  neue 
Literatur  S.  7 und  24.  — Döring,  H.:  Steinzeitliche  Besiedelung  der  Gegend  um 
Leipzig  S.  6,  mit  Bemerk,  von  J.  Deichmüller , S.  7;  Steinäxte  von  Wachau  S.  7; 
Literaturbesprechung  S.  6 und  24.  — Ebert,  O. : Literaturbesprechung  S 24.  — 
Göhler,  P.:  Votive  und  Weihegaben  des  katholischen  Volkes  als  urgeschichtliche 
Zeugnisse  und  Reste  S.  7,  mit  Bemerk,  von  0.  Jäkel  S.  8.  — Klähr,  M.:  La  Tene- 
Funde  der  Leipziger  Gegend,  neue  Literatur  S.  7. 

Y.  Sektion  für  Physik  und  Chemie  S.  8 und  25.  — Beythien,  A.:  Die  chemischen 
Grundlagen  einer  rationellen  Ernährung  S.  9.  — Förster,  Fr.:  Zwei  elektrochemische  ' 
Vorlesungsexperimente  S.  9.  — Friese,  W. : Der  Staub-  und  Rufsgehalt  der  Dresdner 
Luft  S.  8;  Methodik  der  Staub-  und  Rufsbestimmung  in  der  Luft  S.  25.  — Hall- 
wachs , W.  und  Dember,  H.:  Kontakt- elektrische  und  lichtelektrische  Arbeiten  aus 
dem  physikalischen  Institut  der  Technischen  Hochschule  S.  25.  — Lottermoser,  A. : 
Jetziger  Stand  der  Kolloid chemie  S.  25. 

VI.  Sektion  für  reine  nnd  angewandte  Mathematik  S.  9 und  26.  — Heger,  R.: 
Zur  Konstruktion  der  rationalen  Kurven  3.  Ordnung  S.  9;  irrationale  ebene  Kurven 
3.  Ordnung  S.  26;  Wandtafeln  mit  Kurven  3.  Ordnung  S.  29.  — Krause,  M. : 
Näherungsweise  Integration  totaler  Differentialgleichungen  S.  12.  — Müller,  F.:  Ge- 
dächtnisrede an  Hermann  Grafsmann  S.  10.  — Neovius,  E.  R.:  Minimalflächenstücke, 
deren  Begrenzung  von  drei  geradlinigen  Teilen  gebildet  wird  S.  12.  — Schreiber,  A : 
Bedingungsgleichungen  für  Rückwärtsschnitte  S.  11;  der  harmonische  Analysator  von 
Mader  S.  27;  Logarithmenpapiere  und  deren  Anwendung,  Abacus  zur  Auflösung  drei- 
gliedriger kubischer  Gleichungen  S.  28.  — Weinmeister,  Ph.:  Ableitung  der  Formel 


IV 


für  den  Mantel  des  schief  abgeschnittenen  Umdrehungskegels  S.  10;  Rollverwandtschaft 
zwischen  Parabel  und  Kettenlinie  S.  12;  graphische  Bestimmung  der  Achsen  des 
schiefen  elliptischen  Kegels  S.  26.  — Witting,  A.:  Vorrichtung  zum  Zeichnen  von 
Ellipsen  S.  12. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  14  und  29.  — Beamte  im  Jahre  1910  S.  30  und  32f  — 
Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.17,  30  und  31.  — Kassenabschlufs  für  1908 
S.  14,  15  und  18.  — Voranschlag  für  1909  S.  14.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Kasse 
S.  31.  — Geschenk  von  500  M.  zur  Drucklegung  eines  neuen  Bibliothekskatalogs  S.  30. 
— Bericht  des  Bibliothekars  S.  34.  — Bibliotheksangelegenheiten  S.  30.  — Ernst 
Häckel  - Stiftung  S.  15.  — Naturschutzpark  in  den  Alpen  S.  15.  — Erhaltung  der 
Sternwarte  im  Dresdner  Ausstellungspark  S.  30.  — Verbilligung  der  sächsischen 
topographischen  Karten  S.  15.  — 500jährige  Jubelfeier  der  Universität  Leipzig  S.  15, 
17  und  30.  — Gedenkfeier  des  100.  Geburtstages  von  Charles  Darwin  S.  14.  — 
Drude,  0.:  Die  Theorie  der  Entstehung  der  Arten  als  Markstein  im  Lebensbilde 
Darwins  S.  15.  — Göllnitz,  0.:  Die  erdmagnetische  Vermessung  Sachsens  und 
deren  Ergebnisse  S.  30.  — Hempel,  W. : Elektrische  Laboratoriumsöfen  S.  30.  — 
Kalkowsky,  E.:  Die  geologischen  Grundlagen  der  Entwicklungslehre  S.  15.  — 
Lange,  E.:  Immunitätserscheinungen  S.  16.  — Meyor,  E.von:  Die  chemische  Ver- 
edelung der  Zellulose  und  ihre  wirtschaftliche  Bedeutung  S.  15.  — Schiffner,  K.: 
Die  neueren  Untersuchungen  über  Radioaktivität»  und  radioaktive  Wässer  Sr.  14 
Schreiber,  A.:  Das  Stereoskop  und  die  Stereomethoden,  sowie  deren  Anwendung 
in  der  Phologrammetrie  S.  30.  — Ausflug  nach  Meifsen,  Besichtigung  der  Alt- 
städter Dampfmolkerei  S.  16,  und  der  Nähmaschinenfabrik  von  CI.  Müller 
in  Dresden  S.  29. 


B.  Abhandlungen. 

Bachmann,  E.:  Die  Flechten  des  Vogtlandes.  S.  23. 

Deichmüller,  J.:  Einige  neolithische  Funde  aus  Sachsen.  Mit  2 Abbildungen.  S.  112. 
Drude,  0.:  Die  Theorie  der  Entstehung  der  Arten  als  Markstein  im  Lebensbilde 
Darwins.  S.  11. 

Hall  wachs,  W.,  und  Dember,  H.:  Mitteilungen  über  im  Physikalischen  Institut  der 
Technischen  Hochschule  Dresden  ausgeführte  Arbeiten.  Mit  2 Tafeln.  S.  65. 
Heger,  R.:  Zur  Konstruktion  von  Kurven  3.  Ordnung.  Mit  8 Abbildungen.  S.  48. 
Heger,  R.:  Vorführung  dreier  Wandtafeln  für  Kurven  3.  Ordnung.  S.  110. 
Kalkowsky,  E.:  Geologische  Grundlagen  der  Entwicklungslehre.  S.  3. 

Müller,  F. : Zur  Erinnerung  an  Hermann  Grafsmann.  S.  43. 

Naetsch,  E.:  Über  Lichtgrenzkurven  und  geodätische  Linien.  S.  58. 

Naumann,  A.:  Die  botanischen  Ergebnisse  eines  dreitägigen  Sammelausfluges  in  die 
Umgebung  der  Franz  - Schlüterhütte  (D.-Oe.  A -V.).  S.  86. 

Wanderer,  K.:  Der  erste  Fund  eines  Moschusochsen  im  Diluvium  des  Königreiches 
Sachsen.  Mit  1 Tafel  und  1 Abbildung.  S.  79. 

Wanderer,  K. : Zum  Alter  der  Schichten  an  der  Teplitzer  Strafse  in  Dresden-Strehlen. 
S.  114. 

Weinmeister,  Ph.:  Graphische  Bestimmung  der  Achsen  des  schiefen  elliptischen 
Kegels.  Mit  3 Abbildungen.  S.  103. 


Die  Verfasser  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Verfasser  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonderabzüge  unentgeltlich,  eine  gröfsere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

der 

N aturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden 

im  Juni  1909. 


Berichtigungen  bittet  man  an  den  Sekretär  der  Gesellschaft, 
d.  Z.  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deicliinüller  in  Dresden,  K.  Mineral.- geologisches  Museum 

im  Zwinger,  zu  richten. 


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L Ehrenmitglieder. 


Jahr  der 
Aufnahme. 


1.  Agassiz,  Alex.,  Dr.  phil.,  Kurator  a.  D.  des  Museum  of  Comparative  Zoology  in 

Cambridge,  Mass.  1877 

2.  Credner,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Geh.  Kat,  Prof,  an  der  Universität  und  Direktor 

der  geolog.  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen  in  Leipzig  (1869)1895 

3.  Galle,  J.  G.,  Dr.  phil.,  Geh.  Regierungsrat,  Professor  a.  D.  in  Potsdam  . . 1866 

4.  Haugliton,  Sam.,  Rev.,  Professor  am  Trinity  College  in  Dublin  .....  1862 

5.  Jones,  T.  Rupert,  Professor  a.  D.  in  Penbryn,  Chesham,  Bucks  .....  1878 

6.  Krone,  Herrn.,  Hofrat,  Professor  a.  D.  in 'Laubegast (1852)  1908 

7.  Laube,  Gust.,  Dr.  phil.,  K.  K.  Hofrat,  Professor  an  der  Universität  in  Prag  1870 

8.  Ludwig,  Priedr.,  Dr.  phil.,  Hofrat,  Professor,  Oberlehrer  am  Gymnasium  in 

Greiz  (1887)1895 

9.  Magnus,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin 1895 

10.  Omboni,  Giov.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1868 

11.  Rohn,  Karl,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  (1885)  1904 

12.  Seydewitz,  P.  von,  Dr.  jur.  et  phil.,  Staatsminister  a.  D.  in  Dresden,  Lennestr.  1 1903 

13.  Stäche,  Guido,  Dr.  phil.,  K.  K.  Hofrat,  Direktor  a.  D.  der  K.  K.  Geologischen 

Reichsanstalt  in  Wien  (1877)1894 

14.  Tschermak,  Gust.,  Dr.  phil.,  K.  K.  Hofrat,  Professor  an  der  Universität  in  Wien  1869 

15.  Verbeek,  Rogier  D.  M.,  Dr.  phil.,  Direktor  der  geologischen  Landesuntersuchung 

von  Niederländisch-Indien  in  Buitenzorg 1885 

16.  Wiesner,  Jul.,  Dr.  phil , K.K.  Hofrat,  Professor  an  der  Universität  in  Wien  (1868)  1908 

17.  Wolf,  Franz,  Dr.  phil.,  Professor,  Realschuldirektor  in  Rochlitz 1895 

18.  Zirkel,  Ferd.,  Dr.  phil.,  Geh.  Rat,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  . . 1895 


II.  Wirkliche  Mitglieder. 

A.  In  Dresden  und  den  Vororten. 


1.  Baensch,  Wilh.,  Verlagsbuchhandlung  und  Buchdruckerei,  Waisenhausstr.  34  1898 

2.  Baldauf,  Rieh.,  Privatmann,  Geinitzstr.  5 1878 

3.  Barthel,  Theod.,  Kais.  Telegraphensekretär,  Ludwig  Richterstr.  35  ...  . 1901 

4.  Bauer,  J.  Adolf,  Kaufmann,  Falkenstr.  12  ...  " 1903 

5.  Beck,  F.  Heinr.,  Bezirkschullehrer,  Lortzingstr.  15 1896 

6.  Becker,  Herrn.,  Dr.  med.,  Oberarzt  am  Stadtkrankenhause,  Sidonienstr.  16  . 1897 

7.  Beier,  Herrn.,  Bürgerschullehrer,  Schillerstr.  39  . . . 1907 

8.  Berger,  Karl,  Dr.  med.,  Pragerstr.  44  1898 

9.  Bernkopf,  Georg,  akadem.  Bildhauer,  Wittenbergerstr.  43  1900 

10.  Besser,  C.  Ernst,  Professor,  Münchnerstr.  30  1863 

11.  Beythien,  Adolf,  Dr.  phil.,  Direktor  des  städt.  ehern.  Untersuchungsamtes, 

Carolinenstr.  8 .....  1900 

12.  Biedermann,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Tierärztlichen  Hochschule 

und  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Reinickstr.  11 1898 

13.  Böhme,  Max,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  III.  Realschule,  Feldlierrnstr.  29  . 1904 

14.  Böhmig,  Konr.  Heinr.,  Dr.  med.,  Hauptstr.  36  1904 

15.  Bose,  K.  Mor.  von,  Dr.  phil.,  Fabrikdirektor  a.  D.,  Löbauerstr.  22 1868 

16.  Bracht,  Eugen,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Akademie  der  bildenden 

Künste,  Franklinstr.  11 1905 

17.  Brömel,  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Puls- 

nitzerstr.  10 1906 

18  Bruhm,  Arth.,  Forstassessor,  Uhlandstr.  29  1907 

19.  Burdach,  Fritz,  Dr.  med.,  Oberstabsarzt,  Melanchtonstr.  5 ......  . 1902 


VIII 


Jahr  der 
Aufnahme. 


20.  Calberla,  Heinr.,  Privatmann,  Bürgerwiese  8 1897 

21.  Ciippers,  Friedr.,  Kaufmann,  Julius  Ottostr.  12 1896 

22.  Dannenberg,  Osk.  Eugen,  Dr.  med.,  Christianstr.  1/3 1902 

23.  Deichmüller,  Job.,  Dr.  phil.,  Hofrat,  Professor,  Kustos  des  K.  Mineral.-geolog. 

Museums  nebst  der  Präbistor.  Sammlung,  Bergmannstr.  18 1874 

24.  Dember,  Harry,  Dr.  pbil. , Assistent  an  der  K.  Tecbniscben  Hocbscbule, 

Residenzstr.  9 . 1906 

25.  Dietz,  Rud.,  Dr.  pbil.,  Professor  an  der  K.  Technisch en  Hochschule,  Sedanstr.  14  1902 

26.  Döring,  F.  Herrn.,  Bezirkschuldirektor,  Glacisstr.  24  1885 

27.  Dressier,  Heinr.,  Professor,  S.eminaroberlehrer,  Würzburgerstr.  61  ...  . 1893 

28.  Drude,  Osk.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule 

und  Direktor  des  K.  Botanischen  Gartens,  Stübel- Allee  2 1879 

29.  Dutschmann,  Georg,  Bezirkschullehrer,  Bernhardstr.  113 1903 

30.  Ebert,  Gust.  Rob.,  Dr.  phil.,  Professor,  Weinligstr.  7 1863 

31.  Ebert,  Otto,  Taubstummenoberlehrer,  Falkenstr.  2 1885 

32.  Eiinert,  Osk.  Max,  Vermessungsingenieur,  Teutoburgstr.  8 1893 

33.  Eisenbaus,  Theod.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Hohestr  37  b 1909 

34.  Engelhardt,  Bas.  von,  Dr.  phil.,  Kais.  Russ.  Staatsrat,  Astronom,  Liebigstr.  1 1884 

35.  Engelhardt,  Herrn.,  Hofrat,  Professor,  Bautznerstr.  34  1865 

36.  Entner,  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Fürstenstr.  52  . . 1906 

37.  Fehrmann,  Max  Rieh.,  Bürgerschullehrer,  Neubertstr.  25  1901 

38.  Eickel,  J.,  Dr.phil.,  Prof.,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium,  Anton  Graffstr.  11  1894 

39.  Fischer,  Hugo  Rob.,  Geh.  Hof  rat,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Schnorrstr.  57  1879 

40.  Flachs,  Rieh.,  Dr.  med.,  Oberarzt,  Sidonienstr.  6 1897 

41.  Flatlie,  Mart.,  Bergdirektor  a.  D.,  Richard  Wagnerstr.  5 1905 

42.  Förster,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hof  rat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Hohestr.  46  1895 

43.  Francke,  Hugo,  Dr.  phil.,  Mineralog,  Müllerbrunnenstr.  5 1889 

44.  Freitag,  Willy,  Oberlehrer  an  der  II.  Realschule,  Eisenstuckstr.  26  ...  . 1906 

45.  Freude,  Aug.  Bruno,  Bürgers chullehrer,  Seminarstr.  11  ........  1889 

46.  Freyer,  Karl,  Bczirkschuldirektor,  Herbertstr.  34  1896 

47.  Friedrich,  Edm.,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  Lindengasse  20  1865 

48.  Friese,  C.  Walter,  Dipl. -Ingenieur,  Nahrungsmittelchemiker,  Ostra - Allee  31  1905 

49.  Frölich,  Gust.,  K.  Hofbaurat,  Elisenstr.  11 1888 

50.  Galewsky,  Eug.  Eman.,  Dr.  med.,  Christianstr.  21 1899 

51.  Gebhardt,  Mart.,  Dr.  phil. , Professor,  Oberlehrer  am  Vitzthumschen  Gym- 

nasium, Walpurgisstr.  11 1894 

52.  Geinitz,  Leop.,  Bureauassistent  an  den  K.  Sächs.  Staatsbahnen,  Rabenerstr.  11  1886 

53.  Geissler,  Gust.  Alfr.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Wittenbergerstr.  18  . 1904 

54.  Giseke,  Karl,  Privatmann,  Franklinstr.  17 1893 

55.  Göllnitz,  Osk.,  K.  Obervermessungsinspektor,  Gutzkowstr.  15 1908 

56.  Gottlöber,  Mart.,  Bezirkschullehrer,  Weinbergstr.  18 1908 

57.  Grahl,  Hans,  Apotheker,  Augsburgerstr.  69 1908 

58.  Gravelius,  Harry,  Dr.  phil.,  Astronom,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Reissigerstr.  13 1897 

59.  Grossmann,  Alb.,  Dr.  ing.,  Fabrikbesitzer,  Königsbrückerstr.  22  1906 

60.  Grübler,  Mart.,  Geh.  Hofrat,  Kais.  Russ.  Staatsrat,  Professor  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Bernhardstr.  98 ....  1900 

61.  Grützner,  C.  Max,  Professor,  Realschuloberlehrer,  Ermelstr.  5b 1906 

62.  Grüner,  Harald,  Bergingenieur,  Werderstr.  24 1909 

63.  Gühne,  Herrn.  Bernh.,  Dr.  phil.,  Professor  beim  K.  Sächs.  Kadettenkorps, 

Jägerstr.  28.  1896 

64.  Günther,  Osw.,  Chemiker,  Frankenstr.  5 . 1899 

65.  Guthmann,  Louis,  Geh.  Kommerzienrat,  Fabrikbesitzer,  Pragerstr.  34  . . . 1884 

66.  Haase,  Gertr.,  Drs.  med.  Ww.,  Eisenstuckstr.  28  1907 

67.  Ilähle,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Blasewitz,  Schubertstr.  42  . . . . . 1897 

68.  Hänel,  F.  Paul,  Dipl.-Chemiker,  Fabrikbesitzer,  Behrischstr.  30  1899 

69.  Hallwachs,  Willi.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Münchnerstr.  2 1893 

70.  Hefelmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Schreibergasse  6 . . 1884 

71.  Heger,  Gust.  Rieh,  Dr.  phil.,  Studienrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 


Hochschule,  Wiuckelmannstr.  37  1868 


IX 


Jahr  der 
Aufnahme, 


72.  Heinrich,  Karl,  Buchdruckereibesitzer,  Johann  Georgen-Allee  27  ...  . 1898 

73.  Heller,  Karl,  Dr.  phil.,  Professor,  Kustos  des  K.  Zoolog,  und  Anthrop.-ethnogr. 

Museums,  Franklinstr.  22 . 1900 

74.  Helm,  Georg  Ferd.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Dippoldiswaldaergasse  10 1874 

75.  Hempel,  Hans,  Dr.  phil.,  Nahrungsmittelchemiker,  I.  Assistent  am  städtisch. 


UUUJLI1#  Vj  11 ICA  ö UUU  UAlg  öCXJLLl  J.  U JLL^ö  LA  . JL  W . JL 

76.  Hempel,  Walt.  Matthias,  Dr.  phil.,  Geh.  Bat,  Professor  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Zelleschestr.  44 1874 

77.  Henke,  K.  Bich.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Bektor  der  Annenschule,  Lindenaustr.  9 . 1898 

78.  Herrmann,  Em.,  Bezirkschullehrer,  Döbelnerstr.  62  1905 

79.  Hofmann,  Alex.  Emil,  Dr.  phil.,  Ge]i.  Hofrat,  Goethestr.  5 1866 

80.  Hofmeier,  Ernst,  Privatmann,  Leubnitzerstr.  32  1903 

81.  Hoyer,  K.  Ernst,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  I.  Bealschule, 

Marschnerstr.  18 1897 

82.  Hühner,  Georg,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Am  Markt  3 und  4 1888 

83.  Hupfer,  Herrn.  Paul,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  II.  höh.  Töchter- 

schule, Gneisenaustr.  20  1907 

84.  Jacobi,  Arn. , Dr.  phil. , Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  und 

Direktor  des  K.  Zoolog,  und  Anthrop.-ethnogr.  Museums,  Marsdorferstr.  7 1904 

85.  Jacoby,  Julius,  K.  Hofjuwelier,  Jüdenhof  1 1882 

86.  Jahr,  Bich.,  Photochemiker,  Fabrikbesitzer,  Schubertstr.  15 1899 

87.  Jenke,  Andreas,  Bezirkschuloberlehrer,  Zirkusstr.  10 1891 

88.  Jühling,  Franz,  Streichinstrum.-  und  Saitenfabrikant,  Moritzstr.  2 ...  . 1900 

89.  Ihle,  Karl  Herrn.,  Professor,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt, 

Kamenzerstr.  9 1894 

90.  Kadner,  Paul,  Dr.  med.,  Krenkelstr.  13  . . 1906 

91.  Kämnitz,  Max,  Dipl.  - Chemiker,  Bautznerstr.  79  1894 

92.  Käseberg,  Mor.  Bich.,  Dr.  phil.,  Institutslehrer,  Gr.  Plauenschestr.  9 . . . 1886 

93.  Kalkowsky,  Ernst,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule  und  Direktor  des  K.  Miner. -geolog.  Museums  nebst  der  Prähistor. 
Sammlung,  Bismarckplatz  11 1894 


95.  Kiefsling,  Hugo,  Dipl.-Ingenieur,  Stadtvermessungsinsp.,  Martin  Lutherstr.  3 1908 

96.  Klähr,  Max,  Oberlehrer  an  der  I.  Bealschule,  Fürstenstr.  11 1899 

97.  Klette,  Alfons,  Privatmann,  Besidenzstr.  18 1883 

98.  Knauth,  Bernh.,  Bezirkschuloberlehrer,  Dorotheenstr.  18 1909 

99.  Köckhardt,  Walt.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule,  Kyffhäuserstr.  23  . . . 1907 

100.  König,  Klemens,  Professor,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt, 

Stephanienstr.  95  1890 

101.  Kopeke,  Klaus,  Dr.  ing.,  Geh.  Bat,  Sedanstr.  25  1877 

102.  Köpert,  Otto  Herrn.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Yitzthumschen 

Gymnasium,  Krenkelstr.  17 1903 

103.  Kotte,  Erich,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer,  Briesnitz,  Maximilianstr.  8 . . 1905 

.104.  Krause,  Martin,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule, Bäcknitz,  Friedrich  Wilhelmstr.  82  1888 

105.  Kühn,  Gust.  Em.,  Dr.  phil.,  Geh.  Schulrat,  Vortragender  Bat  im  K.  Ministerium 

des  Kultus  and  öffentlichen  Unterrichts,  Ferdinandstr.  16 1865 

106.  Kühnscherf,  Alex.,  Techniker,  Gr.  PJauenschestr.  20  1904 

107.  Kühnscherf,  Emil,  Fabrikbesitzer,  Gr.  Plauenschestr.  20 1866 

108.  Kühnscherf,  Erich,  Kaufmann,  Gr.  Plauenschestr.  20 1904 

109.  Kürzel,  Arth.  Eduard,  Privatmann,  Nordstr.  25  1903 

110.  Küster,  Max  G.,  Dr.  med.,  Fürstenstr.  58  1905 

111.  Kuntze,  F.  Alb.  Arth.,  Bankier,  An  der  Kreuzkirche  1 . . . . . • . . 1880 

112.  Kunz-Krause,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Medizinalrat,  Professor  an  der  K.  Tierärztlichen 

Hochschule,  Ludwig  Bichterstr.  6 1901 

113.  Ledebur,  Hans  Em.  Freiherr  von,  Friedensrichter,  Uhlandstr.  6 1885 

114.  Lehmann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seidnitzerplatz  7 1906 

115.  Lehmann,  F.  Georg,  K.  Hofbuchhändler,  Handelsrichter,  Schlofsstr.  32  . . 1898 

116.  Leuner,  F.  Osk.,  Ingenieur,  Klarastr.  16 1885 

117.  Lewicki,  Ernst,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Würz- 

burgerstr.  51 1898 

118.  Lohmann,  Hans,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  König  Georg -Gymnasium,  Bern- 


hardstr.  106 , . . . ? ......  . f . , , f , 1896 


X 


Jahr  der 
Aufnahme, 


119.  Lohrmann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  II.  Realschule, 

Lüttichaustr.  16 

120.  Lottermoser,  K.  A.  Alfred,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Wintergar  tenstr.  15 

121.  Ludwig,  J.  Herrn.,  Bezirkschullehrer,  Wintergartenstr.  66 

122.  Ludwig,  Walt.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Zelleschestr.  10 

128.  Luther,  Rob.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Reichen- 
bach str.  53 

124.  März,  Christ.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule, 

Bautznerstr.  22 

125.  Manliu,  Jean,  Professor,  Nürnbergerstr.  50  

126.  Mann,  Max  Georg,  Dr.  med.,  Sanitätsrat;  Ostra- Allee  7 

127.  Meier,  E.  F.  Gust.,  Oberlehrer  am  Yitzthumschen  Gymnasium,  Dippoldis- 

waldaergasse  6 

128.  Meigen,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  II.  Realschule,  Nöthnitzerstr.  26 

129.  Meiser,  Emil,  Mechaniker,  Kurfürsten  str.  27 

130.  Meissner,  Georg,  Ingenieur,  Palaisstr.  8 

131.  Menzel,  Osk.,  Baumeister  und  Architekt,  Ferdinandstr.  8 

132.  Menzel,  Paul,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  Mathildenstr.  46 

133.  Meyer,  Ernst  von,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Lessingstr.  6 

134.  Modes,  Herrn.,  Ingenieur,  Antonstr.  18 

135.  Möhlau,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Semperstr.  4 

136.  Mollier,  Rob.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  George  Bährstr.  4 

137.  Morgenstern,  Osk.  Wold.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Holbeinstr.  26  . 

138.  Moritz,  P.  Wald.,  Zahnarzt,  Pragerstr.  48 

139.  Mühlberg,  Joh.,  Rumän.  Konsul,  Kaufmann,  Webergasse  32 

140.  Miihlfriedel,  Rieh.,  Bezirkschuldirektor,  Theresienstr.  21 

141.  Müller,  Felix,  Dr.  phil.,  Professor,  Weifser  Hirsch,  Bautznerstr.  84  . . . 

142.  Müller,  G.  Felix,  Dipl. -Ingenieur,  Bernhardstr.  115 

143.  Müller,  Rud.  Ludw.,  Dr.  med.,  Blasewitz,  Friedrich  Auguststr.  25  ...  . 

144.  Nägel,  Adolf,  Dr.  ing.,  Prof,  an  der  K.  Techn.  Hochschule,  Eisenstuckstr.  17 

145.  Naetsch,  Emil,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Techn.  Hochschule,  Blasewitz, 

Striesenerstr.  5 

146.  Naumann,  K.  Arno,  Dr.  phil.,  Professor,  Assistent  am  K.  Botanischen  Garten 

und  stellvertr.  Direktor  an  der  Gartenbauschule,  Borsbergstr.  26  ...  . 

147.  Nessig,  Rob.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Lutherplatz  9 

148.  Neumann,  E.  Günt.,  Dr.  phil.,  Seminarlehrer,  Bernhardstr.  103 

149.  Niedner,  Chr.  Frz.,  Dr.  med.,  Geh.  Medizinalrat,  Winckelmannstr.  33  . . 

150.  Oeder,  Reinhard,  Dr.  phil.,  Zahnarzt,  Marschallstr.  28 

151.  Ostermaier,  Josef,  Kaufmann,  Blasewitz,  Barteldesplatz  4 

152.  Pander,  John,  Eisenbahndirektor  a.  D.,  Wintergartenstr.  9 

153.  Pattenhausen,  Beruh.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule und  Direktor  des  K.  Mathem.-physikal.  Salons,  Reichenbachstr.  53  . 

154.  Paul,  M.  O.,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer,  Pestalozzistr.  15  

155.  Pazsclike,  Otto,  Dr.  phil.,  Privatmann,  Forststr.  29 

156.  Pestei,  Rieh.  Mart.,  Mechaniker  und  Optiker,  Hauptstr.  1 

157.  Peuckert,  F.  Adolf,  Oberlehrer  an  der  Dorotheenschule,  Seilergasse  2 . . 

158.  Pfitzner,  Paul,  Dr.phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule,  Bettinastr.  12 

159.  Pötschke,  F.  Jul.,  Techniker,  Gärtnergasse  5 

160.  Preller,  Bernh.,  Realschullehrer,  Schmiedegäfschen  2 

161.  Presspricli,  Gust.,  Stadtbaumeister,  Schumannstr.  6 

162.  Putscher,  J.  Wilh.,  Privatmann,  Reichsstr.  26 

163.  Rahenhorst,  G.  Ludw.,  Privatmann,  Stolpenerstr.  8 

164.  Range,  E.  Alb.,  Oberbaurat,  Blumenstr.  1 . . 

165.  Rebenstorff,  Herrn.  Alb.,  Professor  beimK.  Sächs.  Kadettenkorps,  Glacisstr.3 

166.  Reichardt,  Alex.  Wilibald,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Wettiner 

Gymnasium,  Chemnitzerstr.  35 . . 

167.  Renk,  Friedr.,  Dr.  med.,  Geh.  Medizinalrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule  und  Direktor  der  Zentralstelle  für  öffentliche  Gesundheitspflege, 
Münchner  Platz  16 


1892 

1898 

1897 

1909 

1908 

1907 

1909 
1900 

1900 

1901 

1901 

1907 

1902 
1894 

1894 
1887 

1895 

1897 
1891 

1906 

1903 

1898 

1908 

1903 
1877 

1909 

1896 

1889 

1893 

1907 
1873 

1908 

1896 
1905 

1893 

1909 
1905 

1899 
1873 
1901 
1882 
1908 

1904 
1872 
1881 
1898 
1895 

1897 


1894 


_XI_ 

Jdür  der 
Aufnahme. 

168.  Reuter,  Am.  Klem.,  Privatmann,  Anton  Graffstr.  22  1908 

169.  Richter,  Emil,  Privatmann,  Loschwitz,  Robert  Diezstr  9 1908 

170.  Richter,  F.  Arth.,  Privatmann,  Blase witz,  Marschall- Allee  18 1899 

171.  Richter,  K.  Wilh.,  Dr.  med.,  Hähnelstr.  1 1898 

172.  Richter,  Konrad,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Räcknitz,  Friedrich  Wilhelm- 

strafse  74  1895 

173.  Richter  I,  M.  J.  Em.,  Dr.  jur.,  Rechtsanwalt,  Waisenhausstr.  27  1901 

174.  Riemer,  Osk.,  Chemiker,  Braumeister,  Chemnitzerstr.  58  1906 

175.  Rimann,  Eberh.,  Dr.  ph.il.,  Dipl. -Ingenieur,  Assistent  an  der  K Technischen 

Hochschule,  Hopfgartenstr.  8 ....  1905 

176.  Röhner,  K.  Wilh.,  Bezirkschullehrer,  Elisenstr.  16 1898 

177.  Rohrs,  Friedr.,  Lehrer  an  der  Handelschule,  Niederwaldstr.  31 1907 

178.  Römisch,  Adolf,  Amtsgerichtsrat  a.  D.,  Anton  Graffstr.  21  1909 

179.  Rühencamp,  Rob.,  Dr.  phil.,  Fabrikdirektor,  Blasewitz,  Südstr.  17.  . . . 1903 

180.  Salbach,  Franz,  Dipl.-Ingenieur,  Reichenbachstr.  67  1895 

181.  Sauer,  Kurt,  Realschullehrer,  Rabenerstr.  20  1908 

182.  Saupe,  Albin,  Dr.  phil.,  Prof.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Kyffhäuserstr.  17  1907 

183.  Schade,  F.  Albin,  Gymnasiallehrer,  Franklinstr.  16 1906 

184.  Schanz,  Fritz,  Dr.  med.,  Sanitätsrat,  Pragerstr.  36  1901 

185.  Scheele,  Kurt,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium, 

Blasewitzerstr.  13 1893 

186.  Scheidhauer,  Rieh.,  Zivilingenieur,  Reinickstr.  9 1898 

187.  Schiller,  Karl,  Privatmann,  Bautznerstr.  47  1872 

188.  Schmidt,  Herrn.  G.,  Bezirkschullehrer,  Niederwaldstr.  15 1898 

189.  Schneider,  Bernh.  Alfr.,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Schandauerstr.  43  ....  1895 

190.  Schneider,  Friedr.,  Realschullehrer,  Teutoburgerstr.  5 1909 

191.  Schneider,  Gust.,  Dr.  phil.,  Semiaaroberlehrer,  Carlowitzstr.  29  1908 

192.  Schöne,  J.  E.,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer,  Loschwitz,  Karolastr.  23  . . . 1908 

193.  Schönfeld,  Jul.  Georg,  Bezirkschullehrer,  Naufslitz,  Annabergerstr.  2 . . . 1905 

194.  Schorler,  Bernh.,  Dr.  phil.,  Realschuloberlehrer  und  Kustos  des  Herbariums 

an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Krenkelstr.  34  1887 

195.  Schreiber,  Paul,  Dr.  phil.,  Regierungsrat,  Professor,  Direktor  der  Landes- 

wetterwarte, Gr.  Meifsnerstr.  15 1888 

196.  Schulze,  Georg,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule, 

Markgraf enstr.  34  1891 

197.  Schulze,  Jul.  Ferd.,  Privatmann,  Liebigstr.  2 1882 

198.  Scliunke,  Th.  Huldreich,  Dr.  phil.,  Professor,  Seminaroberlehrer,  Blasewitz, 

Waldparkstr.  2 1877 

199.  Schwede,  Rud.,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Gutzkowstr.  28  1901 

200.  Schweissinger,  Otto, Dr.  phil., Apotheker, Medizinalrat, Dippoldiswaldaerplatz 3 1890 

201.  Schwotzer,  Mor.,  Bürgerschullehrer,  Kl.  Plauenschestr.  12 1891 

202.  Seyde,  F.  Ernst,  Kaufmann,  Strehlenerstr.  29  ...  1891 

203.  Seyler,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Hohestr.  50  1905 

204.  Simon,  H.  Jos.,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Pflanzenphysiologischen  Ver- 

suchstation, Reifsigerstr.  15 1904 

205.  Sporbert,  Erich,  Gymnasiallehrer,  Bankstr.  5 1908 

206.  Stadelmann,  Heinr.,  Dr.  med.,  Niirnbergerstr.  45  1905 

207.  Stauss,  Walt.,  Dr.  phil.,  Chemiker  der  städtischen  Gaswerke,  Pillnitzerstr.  57  1885 

208.  Stein,  Max,  Kaufmann,  Bischofsweg  100  1909 

209.  Stiefelhagen,  Hans,  Bezirkschullehrer,  Albrechtstr.  3 1897 

210.  Stresemann,  Rieh.  Theod.,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Residenzstr.  42  1897 

211.  Struve,  Alex.,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer,  Struvestr.  8 1898 

212.  Täger,  E.  H.,  Geh.  Forstrat,  Kaitzerstr.  64  1908 

213.  Tedesco,  Adolf,  Fabrikdirektor  a.  D.,  Blasewitz,  Forsthausstr.  4 1903 

214.  Tempel,  Paul,  Professor,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Mark- 

grafenstr.  37  1891 

215.  Teucher,  O.  Alfr.,  Oberlehrer  am  König  Georg- Gymnasium,  Barbarossastr.  17  1907 

216.  Thallwitz,  Joh.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Mathildenstr.  6 1888 

217.  Thiele,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Privatdozent  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Winckelmannstr.  27  1895 

218.  Thiele,  Karl,  Apotheker,  Leipzigerstr.  82  1900 

219.  Thümer,  Ant.  Jul.,  privat.  Institutsdirektor,  Blasewitz,  Residenzstr.  12  . . 1872 

220.  Toepler,  Aug.,  Dr.  phil.  et  med.,  Geh.  Rat,  Professor  a.  D.,  Reichenbachstr.  9 1877 

221.  Toepler,  Max,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Techn.  Hochschule,  Uhlandstr.40  1896 


XII 


Jahr  der 
Aufnahme. 


222.  Tschaplowitz,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Privatmann,  Pfotenhauerstr.  51  ....  . 1906 

223.  Ulbricht,  F.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Geh.  Banrat,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Hettnerstr.  3 1885 

224.  Yiehmeyer,  Hugo,  Bezirkschullehrer,  Reissigerstr.  21 1898 

225.  Yieth,  Joh.  von,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt, 

Arndtstr.  9 1884 

226.  Yogel,  G.  Klemens,  Bezirkschullehrer,  Lindenaustr.  25  1894 

227.  Yoigt,  Alban,  Privatmann,  Münchnerstr.  34  1909 

228.  Yorländer,  Herrn.,  Privatmann,  Parkstr.  2 1872 

229.  Wagner,  A.  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Eisenacherstr.  13  1897 

230.  Wagner,  M.  Joh.,  Dr.  phil.,  Bürgerschullehrer,  Burgsdorffstr.  13 1903 

231.  Walther,  Reinhold  Freiherr  von,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Münchnerstr.  15 1895 

232.  Weber,  Friedr.  Aug.,  Institutsoberlehrer,  Zirkusstr.  34  1865 

233.  Weber,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Nahrungsmittelchemiker,  Loschwitz,  Leonhardistr.  5 1893 

234.  Weigel,  Joh.,  Kaufmann,  Marienstr.  12 1894 

235.  Werner,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Johannstädter 

Ufer  12 1902 

236.  Werther,  Joh.,  Dr.  med.,  Oberarzt  am  Stadtkrankenhause,  Eisenstuckstr.  44  1896 

237.  Wiechel,  Hugo,  Oberbaurat,  Bismarckplatz  14 1880 

238.  Winzer,  Hugo,  Dr.  phil.,  Privatmann,  Mockritzerstr.  6 1903 

239.  Wirth,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Oberlehrer  an  der  I.  Realschule,  Borsbergstr.  19  1907 

240.  Witting,  Alex.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzschule,  Waterloostr.  13  1886 

241.  Wobst,  Karl,  Professor,  Oberlehrer  a.  D.,  Ammonstr.  78  1868 

242.  Wolf,  Theod.,  Dr.  phil.,  Privatgelehrter,  Hohestr.  62  1891 

243.  Zielke,  Otto,  Apotheker,  Altmarkt  10 1899 

244.  Zinimermann,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Altenbergerstr.  3 1908 

245.  Zipfel,  E.  Aug.,  Bezirkschuldirektor,  Zöllnerstr.  7 1876 

246.  Zschuppe,  F.  Aug.,  Oberlandmesser,  Holbeinstr.  15 1879 

B.  Aufserhall)  Dresden. 

247.  Arldt,  Th.,  Dr.  phil.,  Realschuloberlehrer  in  Radeberg,  Badstr.  8 1906 

248.  Beck,  Ant.  Rieh.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  ....  1896 

249.  Boxberg,  Georg  von,  K.  Kammerherr,  Rittergutsbesitzer  auf  Rehnsdorf  . . 1883 

250.  Brand,  Willy,  akadem.  Bildhauer,  Tolkewitz,  Dresdnerstr.  31 1908 

251.  Carlowitz,  Karl  von,  K.  Kammerherr,  Majoratsherr  auf  Liebstadt  ....  1885 

252.  Dietel,  E.,  Hauptmann  und  Batteriechef  im  K.  Sachs.  Feldartillerieregiment 

Nr.  28  in  Pirna 1902 

253.  Döring,  Horst  von,  K.  Oberförster  in  Klotzsche  - Königswald , Gartenstr.  6 1905 

254.  Engelhardt,  Rud.,  Dr.  phil.,  Dipl.  - Chemiker  in  Oberlöfsnitz,  Reichsstr.  19  . 1896 

255.  Escherich,  K.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . 1907 

256.  Fritzsche,  Felix,  Privatmann  in  Niederlöfsnitz,  Wilhelmstr.  2 1890 

257.  Gebier,  Walter,  Fabrikbesitzer  in  Pirna,  Mühlenstr.  10-12 1904 

258.  Hentschel,  L.  W.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Löfsnitzgrund 1902 

259.  Hoffmann-Lincke,  Max,  Privatmann  in  Radebeul,  Leipzigerstr.  17  ...  . 1902 

260.  Jentsch,  Joh.  Aug.,  emer.  Lehrer  in  Klotzsche,  Königsbrückerstr.  86  . . . 1885 

261.  Jentzsch,  Albin,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Radebeul,  Goethestr.  34  . . 1896 

262.  Kesselineyer,  Charles,  Privatmann  in  Bowdon,  Cheshire 1863 

263.  Mammen,  F.,  Dr.  phil.,  Forstassessor,  Privatdozent  an  der  K.  Forstakademie 

in  Tharandt 1902 

264.  Neger,  Frz.  Willi.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  1905 

265.  Sanner,  Hugo,  Bergrat,  Radebeul,  Wasastr.  68  1908 

266.  Schreiber,  Albert,  Dr.  ing.,  K.  Bauamtmann  in  Niedersedlitz 1907 

267.  Seidel,  T.  J.  Rud.,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Grüngräbchen  ....  1899 

268.  Siegert,  Theod.,  Bergrat,  Professor,  Radebeul,  Gabelsbergerstr.  1 . . . . 1895 

269.  Thiermann,  Rud.,  Forstassessor,  Assistent  an  der  K.  Forstakademie  in 

Tharandt 1906 

270.  Yater,  Heinrich,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  1882 

271.  Wanderer,  Karl,  Dr.  phil.,  Direktorialassistent  am  K.  Miner.- geolog.  Museum 

nebst  der  Prähistor.  Sammlung,  Tolkewitz,  Dresdnerstr.  31  .....  . 1906 

272.  Weinmeister,  Joh.  Philipp,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  an  der  K.  Forst- 


akademie jn  Tharandt  . ............  1900 


XIII 


Jahr  der 
Aufnahme. 

273.  Wislicenus,  Adolf,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  1899 

274.  Zetzsche,  Frz.,  N ahrungsmittelchemiker,  Assistent  an  der  Techn.  Prüfung- 

stelle der  K.  S.  Zoll-  und  Steuerdirektion,  Kötzschenbroda,  Schützenstr.  19  1906 


III.  Korrespondierende  Mitglieder. 

1.  Albert!,  Osk.  von,  Regierungsrat,  Badedirektor  in  Elster 1890 

2.  Altenkirch,  Gust.  Mor.,  Dr.  phil.,  Realschullehrer  in  0 schätz  ......  1892 

3.  Amthor,  K.  E.  A.,  Dr.  phil.,  in  Hannover  1877 

4.  Ancona,  Cesare  de,  Dr.,  Professor  am  R.  Instituto  di  studi  superiori  in  Florenz  1863 

5.  Ardissone,  Frz.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Ackerbauschule  in  Mailand  . . 1880 

6.  Artzt,  Ant.,  Vermessungsingenieur  in  Plauen  i.  V.  . 1883 

7.  Ascherson,  Paul,  Dr.  phil.,  Geh.  Regierungsrat,  Prof,  an  der  Universität  in  Berlin  1870 

8.  Bachmann,  Ew.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Konrektor  der  Realschule  in  Plauen  i.  V. . . 1883 

9.  Baltzer,  Armin,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Bern 1883 

10.  Barth,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Institutsoberlehrer  in  Leipzig  . 1903 

11.  Beck,  K.  R.,  Dr.  phil,  Oberbergrat,  Prof,  an  der  K.  Bergakademie  in  Freiberg  1908 

12.  Bernhard!,  Joh.,  Landbauinspektor  in  Altenburg . 1891 

13.  Bibliothek,  Königliche,  in  Berlin . 1882 

14.  Blaschka,  Rud.,  naturwissensch.  Modelleur  in  Hosterwitz  .......  1880 

15.  Blochmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Marinelaboratorium  in  Kiel  . . . 1890 

16.  Bureau,  Ed.,  Dr.,  Professor  am  naturhistor.  Museum  in  Paris 1868 

17.  Capelle,  G.,  Apotheker  in  Springe 1903 

18.  Carstens,  K.  Dietr.,  Ingenieur  in  Varel . 1874 

19.  Conwentz,  Hugo  Wilh.,  Dr.  phil.,  Professor,  Direktor  des  Westpreuss.  Pro- 

vinzialmuseums in  Danzig  1886 

20.  Danzig,  Emil,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Rochlitz  1883 

21.  Dathe,  Ernst,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrat,  K.  Preufs.  Landesgeolog  in  Berlin  . 1880 

22.  Dittmarsch,  Alfr.  Ludw.,  Bergschuldirektor  in  Zwickau 1870 

23.  Doss,  Bruno,  Dr.  phil.,  Professor  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga  ....  1888 

24.  Dzieduszycki,  Wladimir  Graf,  in  Lemberg 1852 

25.  Eisei,  Rob.,  Privatus  in  Gera 1857 

26.  Flohr,  Konrad,  Amtsgerichtsrat  in  Leipzig 1879 

27.  French,  C.,  Esqu.,  Governement  Entomologist  in  Melbourne 1877 

28.  Friederich,  A.,  Dr.  med.,  Sanitätsrat  in  Wernigerode  1881 

29.  Friedrich,  Osk.,  Dr.  phil.,  Professor,  Konrektor  des  Gymnasiums  in  Zittau  . 1872 

30.  Fritsch,  Ant.,  Dr.  med.,  Professor,  Direktor  a.  D.  des  böhm.  Landesmus.  in  Prag  1867 

31.  Gaudry,  Alb.,  Dr.,  Membre  de  lTnstitut,  Prof,  am  naturhist.  Mus.  in  Paris  1868 

32.  Geheeb,  Adelb.,  Apotheker  in  Freiburg  i.  Br 1877 

33.  Geinitz,  Frz.  Eug.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Rostock . . . 1877 

34.  Gonnermann,  Max,  Dr.  phil.,  Apotheker  und  Chemiker  in  Rostock  . . . 1865 

35.  Groth,  Paul,  Dr.  phil.,  Geh.  Rat,  Professor  an  der  Universität  in  München  . 1865 

36.  Haupt,  Hugo,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Bautzen 1902 

37.  Heim,  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  und  am  Polytechnikum  in  Zürich  1872 

38.  Heine,  Ferd.,  K.  Domänenpächter  und  Klostergutsbesitzer  auf  Hadmersleben  1863 

39.  Hennig,  Georg  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga  . 1888 

40.  Herb,  Salinendirektor  in  Traunstein  ...............  1862 

41.  Herrmann,  Wilh.,  Dr.  theol.  et  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Marburg  1862 

42.  Hibsch,  Emanuel,  Dr.  phil.,  Prof,  an  der  Höh.  Ackerbauschule  in  Liebwerd  1885 

43.  Hilgard,  W.  Eug.,  Professor  an  der  Universität  in  Berkeley,  Kalifornien  . . 1869 

44.  Hofmann,  Herrn.,  Bürgerschullehrer  in  Grofsenhain 1894 

45.  Hottenroth,  Isidor  R.  M.,  Lehrer  in  Gersdorf 1903 

46.  HuH,  Ed.,  Dr.,  Professor  in  London  1870 

47.  Issel,  Arth.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Genua . 1874 

48.  Jentzscb,  Alfr.,  Dr.  phil,  Geh.  Bergrat,  Prof.,  K.  Preufs.  Landesgeolog  in  Berlin  1871 

49.  Kesselmeyer,  Wilh.,  in  Manchester 1863 

50.  Kirbach , Fr.  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Meifsen  . . 1894 

51.  Klein,  Herrn.,  Herausgeber  der  „Gaea“  in  Köln 1865 

52.  Köhler,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  a.  D.  in  Schneeberg 1858 

53.  König  von  Warthausen,  W.  R.  Freiherr  von,  Kammerherr  auf  Warthausen . 1855 

54.  Krebs,  Wilh.,  Privatgelehrter  in  Altona 1885 

55.  Krieger,  W.,  Lehrer  in  Königstein . ....  , f . , ......  . 1888 


XIV 


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107. 

108. 


. Jahr  der 
Aufnahme, 

Krutzsch,  Herrn.,  K.  Oberforstmeister  in  Auerbach 1894 

Kyber,  Arth.,  Chemiker  in  Riga 1870 

Lanzi,  Matthaeus,  Dr.  med.,  in  Rom 1880 

Lefevre,  Theod.,  Dr.,  in  Brüssel 1876 

Leonliardt,  Otto  Emil,  Seminaroberlehrer  in  Nossen 1890 

Liittke,  Joh.,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Hamburg 1884 

Mann,  Otto,  Dr.  phil.,  Kais.  Regierungsgeolog  in  Viktoria,  Kamerun  . . . 1903 

Mehnert,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Pirna 1882 

Menzel,  Karl,  Geh.  Bergrat,  Bergamtsrat  a.  D.  in  Ereiberg 1869 

Möller,  Valerian  von,  Kais.  Russ.  Staatsrat,  Oberberghauptmann  in  Petersburg  1869 

Müller,  Herrn.  Otto,  K.  Oberförster  in  Unterwiesenthal 1896 

Müller,  K.  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Pirna  1888 

Muhle,  Willy,  Dr.  phil.,  Realschuloberlehrer  in  Kamenz 1905 

Naschold,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Aussig.  ........  1866 

Naumann,  Emst,  Dr.  phil.,  Greolog  in  Berlin 1898 

Naumann,  Herrn.,  Professor  an  der  Realschule  in  Bautzen 1884 

Nohhe,  Eriedr.,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Prof,  an  derK.  Forstakademie  in  Tharandt  1864 

Oshorne,  Wilh.,  Privatmann  in  München 1876 

Osborne,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  München 1898 

Papperitz,  Erw.,  Dr.  phil.,  Oberbergrat,  Prof,  an  der  K.  Bergakad  in  Freiberg  1886 

Peschei,  Ernst,  Lehrer  in  Nünchritz 1899 

Petrascheck,  Wilh.,  Dr.  phil.,  K.  K.  Sektionsgeolog  in  Wien 1900 

Pigorini,  L.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  und  Direktor  des  Kirche- 

rianischen  Museums  in  Rom 1876 

Prasse,  Ernst  Alfr.,  Betriebsingenieur  a.  D.  in  Leipzig 1866 

Rathsburg,  A.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Chemnitz 1906 

Rehmann,  Antoni,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Lemberg  ....  1869 

Reiche,  Karl,  Dr.  phil.,  in  Santiago,  Chile . 1886 

Reidemeister,  K.,  Dr.  phil.,  Fabrikdirektor  in  Schönebeck 1884 

Schimpfky,  Paul  Rieh.,  Lehrer  in  Lommatzsch 1894 

Schlaginhaufen,  Otto,  Dr.  phil.,  wissenschaftl.  Hilfsarbeiter  am  K.  Zoolog,  und 
Anthrop.-ethnogr.  Museum  in  Dresden,  z.  Z.  in  Simpsonhafen,  D.  Neuguinea  1907 
Schnorr,  Veit  Hans,  Professor  und  Konrektor  a.  D.  in  Zwickau  ....  1867 

Scott,  Dr.  phil.,  Direktor  der  Meteorological  Office  in  London 1862 

Seidel,  Osk.  Mor.,  Seminaroberlehrer  in  Zschopau 1883 

Seidel,  Heinr.  Bernh.,  Seminaroberlehrer  in  Zschopau 1872 

Seidlitz,  Georg  von,  Dr.  phil.,  in  Ludwigsort  bei  Königsberg  i.  Pr.  . . . 1868 

Sieber,  Georg,  Privatus  in  Niederlöfsnitz 1879 

Stephani,  Franz,  Kaufmann  in  Leipzig 1893 

Sterzei,  Joh.  Traug.,  Dr.  phil.,  Professor,  Direktor  der  städt.  naturwiss. 

Sammlung  in  Chemnitz 1876 

Steuer,  Alex.,  Dr. phil.,  Bergrat,  Grofsherzogl.  Hess.  Landesgeolog  inDarmstadt  1888 
Stevenson,  John  J.,  Professor  an  der  University  of  the  City  in  New -York  1892 
Temple,  Rud.,  Direktor  des  Landesversicherungamts  in  Budapest  ....  1869 

Thümer,  K.  A.,  Dr.  med.  in  Karlshorst  bei  Berlin 1904 

Ulrich,  George,  Dr.  phil.,  Prof,  an  der  Universität  in  Dunedin,  Neu-Seeland  1876 

Umlauf,  Karl,  Dr.  phil.,  Professor  in  Hamburg.  . 1897 

Vetters,  K.,  Dr.  phil.,  Prof,  an  den  Technischen  Staatslehranstalten  in  Chemnitz  1884 
Voigt,  Bernh.,  Steuerrat,  Bezirksteuerinspektor  a.  D.  in  Oberloschwitz  . . 1867 

V oretzsch,  Max,  Dr.  phil. , Prof,  am  Herzog!.  Ernst-Realgymnasium  in  Altenburg  1893 

Weinland,  Dav.  Friedr.,  Dr.,  in  Hohen  Wittlingen  bei  Urach 1861 

Weise,  Aug.,  Buchhalter  in  Ebersbach 1881 

Welemensky,  Jak.,  Dr.  med.  in  Prag 1882 

White,  Charles,  Dr.,  Kurator  am  National -Museum  in  Washington  . . . 1893 

Wicke,  Fritz,  Dr.  phil.,  Realschullehrer  in  Chemnitz 1905 

Worgitzky,  E.  Grg.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Frankfurt  a.  M.  . . * . . . 1894 


Ernst  Fürchtegott  Zschau. 

In  Plauen -Dresden,  wohin  er  sich  nach  langem  arbeitsreichen  Leben 
im  hohen  Alter  zurückgezogen  hatte,  um  während  seiner  letzten  Jahre 
dem  nach  diesem  Orte  benannten  Grunde,  welchem  er  einen  grofsen  Teil 
seiner  Zeit  und  Kraft  gewidmet,  nahe  sein  zu  können,  verschied  am  29.  April 
dieses  Jahres  unser  Ehrenmitglied  E.  F.  Zschau.  Den  Jüngeren  unter 
uns  nur  dem  Namen  nach  bekannt,  steht  er  den  Alteren  noch  frisch  im 
Gedächtnis  da  als  Forscher,  Lehrer  und  Charakter. 

Geboren  wurde  er  am  8.  November  1828  in  dem  nördlich  von  Leisnig 
gelegenen  Dorfe  Zschoppau,  wo  sein  Vater  ein  Gärtnergütchen  besafs. 
Hier  verbrachte  er  unter  der  Obhut  der  um  ihn  besorgten  Eltern  die  ersten 
Lebensjahre  in  der  Einfachheit  und  Freiheit,  wie  sie  das  Land  bietet,  be- 
suchte später  auch  die  Schule  des  Ortes,  welche  in  ihrer  Einrichtung  und 
Leistungsfähigkeit  weit  abstand  von  den  Schulen  der  Jetztzeit.  Gar  bald 
erkannte  man  sein  frisches  Auffassungsvermögen  wie  seinen  eifrigen  Lern- 
trieb, denen  jedoch  unter  obwaltenden  Verhältnissen  nicht  genügende 
Förderung  zuteil  wurde,  weshalb  ihn  die  Eltern  mit  dem  9.  Jahre  zum 
Grofsvater,  dem  Kirchschullehrer  von  Colm,  brachten.  Dieser  nahm  sich 
seiner  weiteren  elementaren  Ausbildung  mit  Eifer  an  und  der  Enkel  ver- 
galt die  treue  Tat  durch  immer  wachsende  Strebsamkeit.  Das  stille  bäuer- 
liche Hinleben  gefiel  ihm  bald  nicht  mehr,  Sehnsucht  nach  Befriedigung 
seines  Wissensdurstes  erfafste  ihn  und  so  entstand  der  Wunsch,  auf  einer 
höheren  Schule  weiter  arbeiten  zu  können.  Das  freilich  war  leichter  ge- 
dacht als  getan.  Woher  sollten  die  Mittel  kommen?  Nur  einen  Teil  der- 
selben vermochten  die  Eltern  zu  bestreiten,  im  übrigen  mufste  man  sich 
auf  Gott  und  gute  Menschen,  besonders  auch  auf  die  Selbsthilfe  unseres 
Zschau  verlassen.  Doch  mit  der  ihm  eigenen  Energie  setzte  er  seinen 
Willen  durch  und  bezog,  14  Jahre  alt,  die  damalige  technische  Bildungs- 
anstalt zu  Dresden,  die  wir  als  Keim  der  heutigen  Technischen  Hochschule, 
welche  sich  infolge  der  grofsartigen  Entwickelung  des  technischen  Wissens 
und  Könnens  wie  der  Bedürfnisse  der  Zeit  organisch  aus  ihr  gestaltet 
hat,  ansehen  müssen.  Hier  war  Zschau  in  seinem  Elemente.  Die  Vorträge 
und  Übungen  seiner  Lehrer  Seebeck,  von  dem  er  stets  mit  Begeisterung 
sprach,  und  des  damals  jugendlichen  H.  B.  Geinitz,  dem  er  bis  zu  dessen 
Tode  treu  zugetan  war,  fesselten  ihn  am  meisten  und  liefsen  in  ihm  den 
Entschlufs  reifen,  Lehrer  zu  werden.  Nach  Vollendung  seiner  Studien  trat 
er  als  solcher  zunächst  in  das  Institut  seines  Onkels  Kallunsky  ein, 
Michaeli  1846  aber  in  das  des  bekannten  Pädagogen  Blochmann,  der  seine 


XVI 


Liebe  zu  Schule  und  Erziehung  im  unmittelbaren  Umgänge  mit  Pestalozzi 
genährt  hatte.  Ostern  1854  erkrankte  er  schwer  am  Typhus,  was  zur 
Folge  hatte,  dafs  er  zwei  lange  schwere  Jahre  ohne  feste  Stellung  war. 
In  dieser  Zeit  unterrichtete  er  in  verschiedenen  Anstalten,  z.  B.  in  dem 
Freimaurerinstitut  für  Knaben,  in  dem  von  Käufer,  von  Dzondi  u.  a.,  hielt 
auch  vor  einem  Lehrerkreise  Vorlesungen  über  Mineralogie.  Eine  feste 
Anstellung  als  Oberlehrer  ward  ihm  darauf  wieder  im  Jahre  1857  an  der 
Öffentlichen  Handelslehranstalt  der  Dresdner  Kaufmannschaft,  der  er  bis 
zu  seiner  Pensionierung  im  Jahre  1891,  nachdem  er  mit  dem  Titel  „Pro- 
fessor“ ausgezeichnet  worden  war,  treu  blieb.  In  allen  diesen  Stellungen 
zeigte  er,  dafs  er  von  der  Natur  zum  Lehrer  bestimmt  sei  und  leistete 
Bedeutendes.  Einfachheit  und  Anschaulichkeit  strebte  er  in  erster  Linie 
an;  Wortgeklingel  war  ihm  zuwider;  immer  galt  ihm  die  Sache  allein. 
Er  hatte  sich  seine  eigene  Methode  herausgebildet,  unbekümmert  um  die 
Regeln,  welche  andere  festgestellt,  wobei  er  freilich  in  der  Unterschätzung 
derselben  manchmal  zu  weit  ging.  Selbständigkeit,  bisweilen  starre,  war 
ihm  eben  eigen. 

In  den  von  Amts-  und  Familienpflichten  freien  Stunden  gab  er  sich 
seiner  Lieblingswissenschaft,  der  Mineralogie  hin.  Seine  ersten  Sammel- 
studien vollzog  er  an  den  Geschieben  und  Gerollen  der  Weifseritz,  bald 
aber  richtete  er  seine  Aufmerksamkeit  auf  die  Steinbrüche  des  Plauen- 
schen  Grundes,  zu  denen  er  während  langer  Jahre  fast  Tag  für  Tag 
wanderte,  da  suchend  und  forschend,  die  Arbeiter  zum  Sehen  und  Sammeln 
anleitend.  Bald  war  er  in  diesem  Gebiete  der  Herrscher,  dem  kein  Vor- 
kommnis verborgen  blieb;  bald  arbeitete  er  sich  zu  einem  Kenner  der  im 
Syenit  auftretenden  überaus  zahlreichen  Mineralien  empor,  wie  es  vordem 
und  nachdem  keinen  besseren  gegeben  hat.  Seine  Tätigkeit  blieb  nicht 
verborgen,  sein  Ruf  drang  rasch  über  Dresdens  und  Sachsens  Grenzen 
hinaus  und  brachte  ihm  ihn  ehrende  Verbindungen  mit  Männern  der 
Wissenschaft  in  der  Nähe  und  Ferne,  wie  zahlreiche  Besuche  von  solchen, 
die  seine  Schätze  kennen  lernen  wollten.  Wer  ihn  freilich  dabei  nur  als 
Mineralienhändler  behandelte  — einen  regen  Vertrieb  von  Steinen  aller 
Herren  Länder  hatte  er  eingerichtet  — , den  wufste  er  kurz  und  bisweilen 
schroff  abzufertigen  mit  dem  Worte,  dafs  bei  ihm  nichts  zu  finden,  noch 
weniger  zu  lernen  sei.  Da  half  kein  Bitten;  die  Kästen  blieben  ver- 
schlossen. Ihm  selbst  aber  brachte  dies  Auftreten  bei  manchem  den  Ruf 
eines  unnahbaren  Mannes  ein. 

Während  der  Ferien  durchwanderte  er  alljährlich  die  verschiedensten 
Gegenden  des  Erzgebirges,  in  denen  er  auf  Schächten  den  Steigern  und 
Beamten,  in  Steinbrüchen  den  Betriebsleitern  und  Arbeitern  nur  zu  be- 
kannt wurde,  überall  von  dem  Gefundenen  das  Beste  erwerbend.  So  blieb 
er  frei  von  Einseitigkeit.  Ganz  besonders  zog  es  ihn  nach  Norwegen.  Im 
Jahre  1851  trat  er  seine  erste  Reise  dahin  an,  die  ihn  u.  a.  mit  Forch- 
hammer,  von  dem  er  stets  mit  grofser  Liebe  sprach,  zusammenbrachte. 
Sechs  andere  folgten  im  Laufe  der  Zeit,  die  eine  in  Gesellschaft  von 
Professor  Scheerer  in  Freiberg.  Reiche  Schätze  brachte  er  heim  für  sich 
und  für  andere,  u.  a.  das  eine  Mal  für  die  Universitätsammlung  zu  Strafs- 
burg, der  damals  unser  ehemaliges  Mitglied  Professor  Groth  Vorstand,  ein 
andermal  für  die  Universität  München,  die  ihn  dafür  mit  der  Überweisung 
einer  Medaille  ehrte.  Einmal  jedoch  war  sein  Mühen  umsonst  gewesen, 
da  das  Schiff,  dem  er  zwei  Kisten  übergeben,  unterging,  während  er. 


XYII 


durch  einen  Zufall  gezwungen,  mit  einem  anderen  zu  fahren,  mit  dem 
Leben  davon  kam.  Dies  hatte  auf  seine  Gattin  einen  tiefen  Eindruck  ge- 
macht. Als  er  beschlossen,  noch  einmal,  des  letzte  Mal,  den  Norden  auf- 
zusuchen, wollte  sie  ihn  nicht  allein  reisen  lassen,  sondern  ihm  den  Sohn, 
der  damals  Heeresdienst  leistete,  als  Begleiter  zuweisen.  Ein  Gesuch  um  Be- 
urlaubung desselben  für  diesen  Zweck  wurde  von  den  militärischen  Behörden 
abgewiesen,  aber  vom  König,  dem  sie  darauf  ihre  Bitte  vorgetragen,  bewilligt. 
Auch  Tirol  und  Salzburg  hat  er  für  seine  Zwecke  besucht.  Gern  erzählte 
er  von  all  diesen  Reisen  und  einmal  machte  er  uns  den  Vorschlag,  mit 
ihm  in  die  Alpen  zu  gehen,  ein  gemeinschaftliches  Standquartier  einzunehmen, 
von  dem  aus  die  Geologen,  Mineralogen,  Zoologen  und  Botaniker  am  Morgen 
vereinzelt  nach  den  für  ihre  Zwecke  geeigneten  Lokalitäten  ausziehen 
möchten,  um,  am  Abend  zurückgekehrt,  Rechenschaft  über  ihr  Beobachten 
und  Sammeln  abzulegen.  Leider  ist  der  mit  viel  Beifall  aufgenommene 
Vorschlag  nicht  ausgeführt  worden. 

Von  all  diesen  Fahrten  und  Reisen  hat  die  Isis  nennenswerten  Nutzen 
gehabt.  Das  Beste  vom  Besten  legte  er  ihr  vor,  und  wie  oft  das  geschah, 
erzählen  ihre  Berichte.  Während  er  bemüht  war,  die  Fesseln  seines  Pakets 
zu  lösen  und  die  Mineralstücke  von  ihren  Hüllen  zu  befreien,  sprach  er 
einleitende  Worte,  in  denen  er  bat,  nicht  viel  erwarten  zu  wollen;  dann 
aber  erfolgte  seine  stets  willkommen  geheifsene  Erläuterung,  nicht  von 
oben  herab  und  über  die  Köpfe  hinweg,  sondern  in  entwickelnd  elemen- 
tarer Weise,  wie  sie  vorher  in  seinem  Geiste  erwachsen  war.  Auch  hier 
zeigte  er  den  trefflichen  Lehrer.  Wie  sehr  man  ihn  und  seine  Belehrungen 
schätzte,  ersieht  man  daraus,  dafs  man  ihn  während  vieler  Jahre  meist  neben 
Geinitz  zum  Vorsitzenden  der  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie  ernannte. 
Ihren  Dank  trug  die  Gesellschaft  ab,  indem  sie  ihn  im  Jahre  1908,  nachdem 
er  59  Jahre  Mitglied  derselben  gewesen,  zu  ihrem  Ehrenmitgliede  ernannte. 

Leider  hat  er  sich  über  seine  Forschungen  fast  gar  nicht  schriftlich 
verbreitet.  Wie  oft  habe  ich  ihn  gebeten,  eine  Arbeit,  in  der  er  sein 
reiches  Wissen  von  den  Mineralien  des  Plauenschen  Grundes  zusammen- 
fassen möge,  zu  veröffentlichen.  Stets  verwies  er  auf  späterhin;  das 
Späterhin  kam  aber  nie,  und  so  ist  uns  leider  eine  Quelle  reicher  Erfahrung 
verschlossen  geblieben.  Von  seinen  Veröffentlichungen  seien  genannt: 

Einige  Bemerkungen  über  den  Basalt.  (Progr.  d.  Blochmannschen  Erziehungsanstalt  1849.) 
Über  die  Mineralien  des  Syenits  im  Plauenschen  Grunde  bei  Dresden.  (Allg.  naturh. 
Zeitung  1856/57.) 

Ueber  einen  Monazit  aus  Norwegen.  (Allg.  naturh.  Zeitung  1857.) 

Bemerkungen  über  ein  neues  Vorkommen  des  Orthits  im  Plauenschen  Grunde  bei 
Dresden  mit  besonderer  Hinsicht  auf  die  Orthit-Fundstätten  auf  Hitteroe  in  Nor- 
wegen. (N.  Jahrb.  f.  Min.  1852.) 

Bemerkungen  über  das  Vorkommen  der  phosphorsauren  Yttererde  in  den  Gang-artigen 
Graniten  des  Norits  auf  Hitteroe  in  Norwegen.  (N.  Jahrb.  f.  Min.  1855.) 
Avanturinfeldspath  und  Orthoklasfeldspathe  Norwegens.  (Sitzungsber.  d.  Isis  1869.) 
Kupfervorkommen  im  Syenite  des  Plauenschen  Grundes.  (Sitzungsber.  d.  Isis  1883.) 
Analcim  im  Syenite  des  Plauenschen  Grundes.  (Sitzungsber.  d.  Isis  1883.) 

Bemerkungen  über  den  Quarz  im  Syenite  des  Plauenschen  Grundes.  (Festschrift  d.  Isis 
zur  Feier  ihres  50jährigen  Bestehens  1885.) 

Bemerkungen  über  den  Quarz  im  Syenite  des  Plauenschen  Grundes.  (Abh.  d.  Isis  1892.) 
Die  Zeolithe  im  Syenitgebiete  des  Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  (Abh.  d.  Isis  1893.) 
Ein  Titanit- Abkömmling  im  Syenite  des  Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  (Abh.  d.  Isis  1893.) 


XVIII 


Es  gehörte  längeres  Bekanntsein  mit  ihm  dazu,  ihn  richtig  einzuschätzen. 
Wer  den  stillen,  gegen  Fremde  verschlossenen  Mann  auf  der  Strafse  mit 
zum  Boden  gesenkten  Augen,  unbekümmert  um  das,  was  um  ihn  vorging, 
langsamen  aber  festen  Schrittes  dahinschreiten  sah,  ahnte  den  Reichtum 
nicht,  den  seine  Seele  barg.  Wen  er  länger  beobachtet  und  schätzen  ge- 
lernt, den  liefs  er  tiefe  Blicke  in  sein  Inneres  tun,  dem  gab  er  kund,  was 
ihn  bewegte,  freilich  bisweilen  in  einer  ihm  eigenen,  andere  befremdenden 
Weise.  Seine  tief  religiöse  und  durch  und  durch  sittliche  Natur  ent- 
rollte sich  dann.  Gottesfurcht,  Wahrheitsliebe,  Hochschätzung  alles 
Guten  und  Schönen,  besonders  tiefer  Natursinn  und  erquickende  Freude 
an  der  Natur  traten  zutage.  Es  erscheint  so,  als  habe  ihm  mit  pro- 
phetischem Blicke  in  die  Zukunft  der  Vater  die  Namen  Ernst  Eürchtegott 
gegeben.  Besonders  dankbar  war  er  für  das,  was  seiner  Entwicklung  das 
Studium  der  Naturwissenschaften  geboten;  den  Afterglauben  von  der  All- 
macht der  Sprachen  teilte  er  nicht  und  herbe  Worte  entflossen  seinem 
Munde,  wenn  er  Überschwängliche  im  philologischen  Lager  behaupten 
hörte,  dafs  ideales  Denken  und  ideale  Gesinnung  nur  durch  das  Studium 
der  griechischen  Sprache  erweckt  werden  könnten.  Feind  war  er  aller 
konventionellen  Rechtgeberei.  Bisweilen  behauptete  er,  um  die  Selbständig- 
keit im  Denken  einzelner  zu  prüfen,  das  Gegenteil  von  dem,  was  er  für 
wahr  hielt,  und  helle  Freude  brachte  ihm  dann  eine  lebhafte  Opposition. 
Feind  war  er  auch  dem  Herumwerfen  mit  gelehrten  Brocken,  das  einen 
Schein  der  Gelehrsamkeit  erwecken  sollte,  wie  dem  Mifsbrauch  von  Fremd- 
wörtern, denn  deutsch  dachte  er  und  deutsch  wollte  er  auch  sprechen. 
Nachtragend  konnte  er  nicht  sein.  Zum  Beweise  nur  ein  Stückchen.  Ich 
hatte  an  einem  Sonntage  mit  Schülern  eine  Exkursion  in  sein  Reich  unter- 
nommen, wobei  einer  derselben  auf  dem  Strohdache  einer  Arbeiterhütte 
Stücke  Syenits,  übersäet  von  grofsen  und  selten  schönen  Titaniten,  ent- 
deckte. Soviel  ich  nur  fortzuschleppen  vermochte,  nahm  ich  mit  heim,  in 
der  festen  Meinung,  dafs  sich  solche  Gelegenheit  wohl  nie  wieder  bieten 
würde,  die  anderen  den  anderen  überlassend.  Als  nun  später  gelegentlich 
einer  in  Dresden  tagenden  Geologenversammlung  eine  Exkursion  in  Zschaus 
Gebiet  unternommen  worden  war  und  nach  gröfseren  Titaniten  Verlangen 
laut  wurde,  erzählte  er,  wie  er  an  einem  Sonnabend,  weil  schon  über- 
mäfsig  bepackt,  den  Arbeitern  Befehl  gegeben,  die  ob  ihrer  Schönheit  von 
ihm  bewunderten  Stücke  zu  verbergen,  damit  er  sie  am  Montage  abholen 
könne,  und  wie  er  erschienen,  — sei  alles  verschwunden  gewesen.  Als  ich 
nun  gestand,  dafs  ich  der  Dieb  sei,  traf  mich  nur  ein  durchbohrender 
Blick  und  rasch  warf  er  mir  entgegen:  „Wenn  sie  nur  in  die  rechten 
Hände  gekommen  sind!“  Was  hätte  wohl  ein  anderer  in  gleicher  Lage 
getan?  Er  liefs  es  dabei  bewenden.  Auf  unser  Verhältnis  zu  einander 
warf  meine  Sünde  nicht  den  geringsten  Schatten.  Noch  sei  hervorgehoben, 
dafs  er  verschiedenen  höheren  Schulen  Suiten  von  Vorkommnissen  aus  dem 
Plauenschen  Grunde  in  uneigennützigster  Weise  als  Geschenk  überwies, 
damit  reifere  Schüler  derselben  eine  Ahnung  von  dem  bekämen,  was  die 
nächste  Nähe  ihnen  böte.  Sehr  einfach  war  seine  Lebensweise;  äufsere 
Ehren  liefsen  ihn  kalt;  von  Familie,  Natur  und  Wissenschaft  beglückt 
schritt  er  durchs  Leben  als  ein  Original,  wie  er  oft  genannt  wurde,  jedoch 
frei  von  aller  Karikatur. 

Hatte  er  lange  Zeit  als  ein  Bild  der  körperlichen  Gesundheit  vor  uns 
gestanden,  so  ergriff  uns  vor  neun  Jahren  die  Nachricht  schmerzlich,  dafs 


XIX 


er  plötzlich  schwer  erkrankt  sei.  Bei  seiner  Übersiedelung  nach  Plauen 
mufste  er  in  der  Chaise  in  das  neue  Heim  getragen  werden.  Dort  er- 
fafste  die  Beine  eine  gewaltige  Schwäche,  weshalb  er  fortan  nach  seinen 
geliebten  Brüchen  im  Grunde  von  seinen  Töchtern,  deren  unermüdliche 
Sorge  um  ihn  er  nicht  genug  zu  rühmen  wufste,  im  Fahrstuhl  gebracht 
werden  mufste.  Dazu  gesellte  sich  eine  immer  weiterschreitende  Schwer- 
hörigkeit, die  aber  in  den  letzten  Wochen  seines  Lebens  auffallenderweise 
völlig  wich.  Sein  Geist  blieb  dagegen  frisch  bis  ans  Ende  und  das  Inter- 
esse an  der  Welt  im  allgemeinen  wie  am  Leben  in  unserer  Isis,  der  er  im 
letzten  Jahrzehnt  fernzubleiben  gezwungen  war,  erlosch  in  ihm  nicht.  Doch 
endlich  kam  der  Tod  auch  an  ihn  heran.  Sanft  und  schmerzlos  ist  er 
eingeschlummert.  Sein  Begräbnis  bei  hellem  Sonnenschein  versammelte  noch 
einmal  eine  grofse  Zahl  seiner  Freunde,  Kollegen  und  Schüler  um  ihn. 
Schätze  hat  er  nicht  hinterlassen,  wohl  aber  einen  Schatz,  seine  grofs- 
artige  Sammlung  der  Mineralien  des  Plauenschen  Grundes,  von  der  wir 
hoffen,  dafs  sie  unzersplittert  in  unser  Mineralogisches  Museum  überführt 
werden  könne  als  ein  grofsartiges  Denkmal,  das  er  sich  selbst  geschaffen. 
Er  ruhe  in  Frieden!  H.  Engelhardt. 


Sitzungsberichte 

der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1909, 


I.  Sektion  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  14.  Januar  1909.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
E.  Lohr  mann.  — Anwesend  49  Mitglieder. 

Kustos  Dr.  B.  Schorler  legt  vor: 

Hentschel,  E. : Das  Leben  des  Süfswassers.  München  1909. 

Lehrer  H.  Viehmeyer  trägt  vor  über  Raupen  und  Ameisen. 

Der  Vortragende  berichtet  über  die  verschiedenartigen  Beziehungen,  welche  zwischen 
Raupen  und  Ameisen  Vorkommen,  und  behandelt  besonders  ausführlich  und  auf  Grund 
eigner  Untersuchungen  die  Verhältnisse  bei  den  Raupen  der  Lycaeniden.  Die  Zahl  der 
myrmekophilen  Raupen  dieser  Familie  ist  anscheinend  sehr  grofs.  An  Schnitten  durch 
den  Raupenkörper  wird  die  Anatomie  der  Sekretions-  und  Duftorgane  erläutert  und 
gezeigt,  dafs  die  Raupen  der  südafrikanischen  Gattung  Phasis  in  dieser  Beziehung 
wesentlich  von  dem  bekannten  Typus  abweichen.  Ihre  mit  Haarpinseln  ausgestatteten 
Exsudatgruben  erinnern  auffällig  an  ähnliche  Gebilde  bei  den  echten  Gästen  der  Ameisen, 
sodafs  die  Vermutung  nahe  gelegt  wird,  dafs  diese  Raupen  zu  den  eigentlichen  Sym- 
philen  gehören.  Zum  Schlüsse  macht  der  Vortragende  eine  Lycaenidenpuppe  aus  Manila 
bekannt,  die  sich  durch  eine  grofse,  zu  einem  Becken  erweiterte  Exsudatöffnung  aus- 
zeichnet. An  Literatur  wird  vorgelegt: 

Hagmann,  G. : Beobachtungen  über  einen  myrmekophilen  Schmetterling 
am  Amazonenstrom.  Biolog.  Centralbl.  1907 ; 

Thomann,  H. : Schmetterlinge  und  Ameisen.  Naturf.  Ges.  Graubündens 
1900,  1908. 

Der  Vorsitzende  spricht  über  die  Geweihbildung  in  der  Familie 
der  Hirsche. 


Zweite  Sitzung  am  11.  März  1909.  Vorsitzender:  Lehrer  H.  Vieh- 
meyer.  — Anwesend  78  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  vor: 

Escherich,  K.:  Die  Termiten  oder  weifsen  Ameisen.  Braunschweig  1909. 

Darauf  hält  Prof.  Dr.  K.  Escherich  Vortrag  über  das  gleiche  Thema, 
indem  er  die  hervorstechendsten  Züge  aus  dem  Leben  der  Termiten 
schildert  und  die  Anschaulichkeit  durch  eine  grofse  Menge  von  Lichtbildern 
unterstützt. 


Dritte  Sitzung  am  13.  Mai  1909.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
E.  Lohr  mann.  — - Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  gibt  bekannt,  dafs  die  Sammlung  für  die  Ernst 
Häckel-Stiftung  zum  weiteren  Ausbau  des  phylogenetischen  Museums  in 
Jena  85  Mark  ergeben  hat. 


4 


Dr.  med.  H.  Stadelmann  berichtet  über  seine  Lichtversuche  am 
Chamäleon. 

Es  werden  dargestellt  die  Wirkungen  von  rotem,  gelbem,  grünem,  blauem  und 
violettem  Licht  auf  die  Hautfarbe  und  den  allgemeinen  Körperzustand  dieser  Tiere. 

Lehrer  H.  Viehmeyer  hält  Vortrag  über  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Tierpsychologie. 

Unter  Vorlage  der  wichtigsten  älteren  und  neueren  tierpsychologischen  Literatur 
berichtet  der  Vortragende  über  die  verschiedenen  Auffassungen  der  Tierseele.  Er  kritisiert 
die  einzelnen  Richtungen  im  Anschlufs  an  Wundt  und  kommt  zu  folgendem  Ergebnis: 
Tierseele  und  Menschenseele  sind  qualitativ  gleich,  sie  sind  Stufen  ein  und  derselben 
Entwicklung,  also  nur  graduell  verschieden.  Charakteristisch  für  die  Tierseele  ist  das 
Vorherrschen  der  Instinkte  und  das  Fehlen  der  abstrakten  Denkformen. 


Am  19.  Juni  1909  besichtigten  8 Mitglieder  die  Eiersammlung  des 
Lehrers  B.  Hantzsch  im  Heimatkundlichen  Schulmuseum,  wobei  Herr 
Hantzsch  selbst  die  nötigen  Erklärungen  gibt. 

Die  Sammlung  enthält  etwa  800  Arten,  unter  Bevorzugung  der  europäischen,  die 
meisten  in  einer  gröfseren  Anzahl,  sodafs  die  Schwankungen  innerhalb  derselben  Art 
sehr  deutlich  zum  Ausdruck  kommen. 


II.  Sektion  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  21.  Januar  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  50  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  35  von  J.  Ostermaier  in  Postkartenform  her- 
gestellte, ausgezeichnete  Bilder  von  Alpenpflanzen  am  natürlichen 
Standorte  vor. 

Kustos  Dr.  B.  Schorler  spricht  über  Bereicherungen  der  Flora 
Saxonica  in  den  Jahren  1906 — 1908.  (Vergl.  Abhandlung  VIII  des 
Jahrganges  1908.) 

Im  Anschlufs  hieran  erwähnt  Prof.  Dr.  F.  Neger  einen  Fund  von 
Scheuche eria- Früchten  in  einem  Flachmoor  bei  Okrilla. 

Lehrer  H.  Stiefelhagen  hält  einen  Vortrag  über  die  Ergebnisse 
einer  botanischen  Sammelreise  in  die  Seealpen,  unter  Vorlage 
reichhaltigen  Herbarmaterials. 

Dasselbe  wird  auf  iy2  Woche  im  Herbarsaal  ausgelegt,  um  den  Floristen  ein  ein- 
gehenderes Studium  der  interessanten  Pflanzensammlung  zu  ermöglichen. 


Zweite  Sitzung  am  18.  März  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  50  Mitglieder  und  Gäste. 

Ingenieur  R.  Scheidhauer  berichtet  über  R.  H.  France:  „Das  Leben 
der  Pflanze“,  Abt.  II:  Floristische  Lebensbilder,  Bd.  1,  Algen,  Pilze  und 
Moose.  Stuttgart  1908. 

Das  Buch  wendet  sich  weniger  an  den  Fachmann,  als  an  den  gebildeten  Liebhaber 
der  Botanik. 


5 


Prof.  Dr.  F.  Neger  behandelt  die  Mutation  parasitischer  Pilze. 

An  vielen  Beispielen  ist  beobachtet  worden,  dafs  Formen,  die  sonst  nicht  zu  unter- 
scheiden sind,  sich  gleichen  Wirtspflanzen  gegenüber  verschieden  verhalten.  Diese  Er- 
scheinung ist  in  einzelnen  Fällen  auch  künstlich  hervorgerufen  worden.  Für  Pleophagie, 
die  Fähigkeit,  sehr  viele  Wirte  zu  befallen,  liegen  eine  Reihe  von  Beispielen  vor.  Bei 
Verschlagung  in  andere  Erdteile  wurde  Erweiterung  des  Kreises  der  Wirtspflanzen  beob- 
achtet. Eine  andere  interessante  Erscheinung  ist  die  Einengung  des  Entwicklungs- 
ganges durch  Ausschaltung  der  Uredoform  bei  Rostpilzen.  Zuletzt  wird  der  Eichen- 
mehltaupilz erwähnt,  der  1907  zum  ersten  Mal  in  Frankreich  beobachtet  wurde  und  sich 
seitdem  weit  über  Europa  verbreitet  hat. 

Kustos  Dr.  B.  Schorler  legt  vor: 

Wiesner,  J.:  Biologie  der  Pflanzen.  Wien  1902; 

Ludwig,  F. : Biologie  der  Pflanzen.  Stuttgart  1895; 

Migula,  W.:  Pflanzen -Biologie.  Leipzig  1908; 

Wagner,  M.:  Biologie  unserer  einheimischen  Phanerogamen.  Leipzig  1908; 

Sohns,  Fr.:  Unsere  Pflanzen.  Namenserklärung  und  Stellung  im  Volks- 
aberglauben. 4.  Aufl.  Leipzig  1907. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  die  von  Dr.  B.  Schorler 
bearbeitete  neue  Auflage  von  0.  Wünsche:  ,,Die  verbreitetsten  Pflanzen 
von  Deutschland“.  5.  Aufl.  Leipzig -Berlin  1909; 

ferner  Rutger  Sernander:  „Monographie  der  europäischen  Myrme- 
kochoren.“  Upsala- Stockholm  1906. 

Unter  dem  Namen  Myrmekochoren  werden  Pflanzen  verstanden,  die  unter  Mit- 
wirkung von  Ameisen  verbreitet  werden,  - — eine  Tatsache,  die  gröfsere  Verbreitung  und 
Bedeutung  hat,  als  man  bisher  annahm; 

sowie  eine  von  Dr.  R.  Pohle  bearbeitete  Lieferung  der  „Vegetations- 
bilder aus  dem  nördlichen  Rufsland“  von  Karsten  und  Schenk. 

Zur  Erläuterung  sind  eine  Reihe  von  Herbariumtafeln  ausgelegt,  die  Dr.  R.  Pohle 
früher  hier  selbst  zusammengestellt  hat.  Eine  Anzahl  seiner  Vegetationsbilder  wird 
als  Lichtbilder  vorgeführt. 

Vorgelegt  wird  noch,  unter  Hervorhebung  einiger  Probestellen: 

Warburg,  0.,  und  von  Someren-Brand,  J.  E.:  Kulturpflanzen  der  Welt- 
wirtschaft. Leipzig  1909. 


Dritte  Sitzung  am  10.  Juni  1909  (im  Kgl.  Botanischen  Garten). 
Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  48  Mitglieder 
und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  das  Chlorophyll  und 
den  Assimilationsprozefs  unter  dem  Einflufs  der  Sonnen- 
bestrahlung und  des  Himmelslichtes. 

Photochemiker  R.  Jahr  knüpft  daran  einige  vergleichende  Betrachtungen 
über  diese  Ergebnisse  der  Botanik  und  solche  der  Photochemie. 

An  den  Vortrag  schliefst  sich  ein  Rundgang  durch  den  Botanischen 
Garten. 


6 


III.  Sektion  für  Mineralogie  nnd  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  4.  Februar  1909.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — Anwesend  46  Mitglieder. 

Lehrer  G.  Schön  fei  d berichtet  über  einen  neuen  Stegocephalen- 
Fund  aus  dem  sächsischen  Rotliegenden  und  die  entwicklungs- 
geschichtliche Stellung  der  Stegocephalen. 

Im  Anschlüsse  daran  weist  der  Vorsitzende  auf  die  neuen  Arbeiten 
von  Versluys- Giefsen  über  die  Entwicklungsgeschichte  der  Sala- 
mander hin. 

Referat  in  der  Naturwiss.  Wochenschrift  1909,  Nr.  3. 


Zweite  Sitzung  am  1.  April  1909.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — - Anwesend  50  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  vor: 

Berg,  A.:  Einführung  in  die  Beschäftigung  mit  der  Geologie.  Ein  Weg- 
weiser für  Freunde  der  geologischen  Wissenschaft  und  Heimatkunde. 
Jena  1909; 

Wanderer,  K.:  Die  wichtigsten  Tierversteinerungen  aus  der  Kreide  des 
Königreichs  Sachsen.  Mit  12  Taf.  und  11  Textfig.  Jena  1909; 

März,  Chr.:  Das  Diluvium  der  sächsischen  Oberlausitz.  Jahresber.  der 
Drei-König-Schule  Dresden  1909. 

Hierauf  hält  Oberlehrer  Dr.  Chr.  März  einen  Vortrag  über  Eiszeiten 
und  Moränen  in  der  sächsischen  Oberlausitz. 


Dritte  Sitzung  am  17.  Juni  1909.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — Anwesend  31  Mitglieder  und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  widmet  dem  verstorbenen  Ehrenmitgliede 
der  Isis  Prof.  E.  F.  Zschau  in  Dresden  einen  Nachruf.  (Vergl.  S.  XV.) 

Privatdozent  Dr.  O.  Stutz  er- Freiberg  spricht  unter  Vorführung  von 
Lichtbildern  über  seinen  Sommeraufenthalt  mit  der  kanadischen  geo- 
logischen Landesanstalt  in  Alaska  und  Yukon  1908. 

Vergl.  des  Vortragenden  Bericht  im  „Globus“  1909,  Bd.  95,  Nr.  18  und  19. 


IY.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  18.  Februar  1909.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof. 
Dr.  J.  Deichmüller.  Anwesend  45  Mitglieder  und  Gäste. 

Schuldirektor  H.  Döring  spricht  über  die  steinzeitliche  Besiede- 
lung der  Gegend  um  Leipzig,  unter  Hinweis  auf  die  neueste,  über 
diesen  Gegenstand  erschienene  Schrift  von 

Näbe,  M.:  Die  steinzeitliche  Besiedelung  der  Leipziger  Gegend  unter  be- 
besonderer  Berücksichtigung  der  Wohnplatzfunde.  Veröffentl.  städt, 
Mus.  f.  Völkerkunde  Leipzig,  Heft  3,  1908. 


7 


Im  Anschlufs  hieran  erläutert  der  Vorsitzende  seine  von  der  M.  Nahes 
abweichende  Ansicht  über  das  Alter  der  keramischen  Gruppen  der 
jüngeren  Steinzeit. 

Oberlehrer  M.  Klahr  berichtet  über  die  La  Tene-Funcle  der  Leip- 
ziger Gegend,  unter  Zugrundelegung  der  Arbeit  von 

Jakob,  K.:  Die  La  Tene-Funde  der  Leipziger  Gegend,  ein  Beitrag  zur 
vorgeschichtlichen  Eisenzeit  der  Leipziger  Tieflandsbucht.  Jahrb.  städt. 
Mus.  f.  Völkerkunde  Leipzig,  Bd.  II,  1907. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  legt  eine  Anzahl  prächtiger  La  Tene- 
Funde  aus  dem  Gräberfelde  von  Cröbern  bei  Leipzig  vor,  welche  in 
neuerer  Zeit  von  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  in  Dresden  erworben 
worden  sind. 


Zweite  Sitzung  am  22.  April  1909.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  Dr. 
J.  Deichmüller.  — Anwesend  51  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  folgende  Bücher  vor: 

Eichhorn,  G.:  Die  paläolithischen  Funde  von  Taubach  in  den  Museen  zu 
Jena  und  Weimar.  Festschrift  zum  350jähr.  Jubil.  d.  Univers.  Jena. 
Jena  1909 ; 

Bericht  über  die  Prähistoriker -Versammlung  am  23. — 31.  Juli  1907  zur 
Eröffnung  des  anthropologischen  Museums  in  Cöln.  Cöln  1908, 

sowie  einige  der  Bibliothek  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  vor 
kurzem  geschenkte  Originalzeichnungen  zu  dem  Werke  von 

Bär,  J.  K. : Die  Gräber  der  Liven.  Dresden  1850. 

Durch  Forstassessor  A.  Bruhm  kommen  zur  Vorlage  mehrere  Ge- 
fäfse  des  Lausitzer  Typus  aus  einem  Hügelgrabe  der  Gegend  von 
Merseburg, 

durch  Schuldirektor  H.  Döring  zwei  durchlochte  Äxte  aus  Feld- 
spatamphibolit,  bez.  Diabas  aus  der  Flur  Wachau  bei  Radeberg. 

Pfarrer  P.  Göhler  hält  einen  Vortrag  über  Votive  und  Weihe- 
gaben des  katholischen  Volkes  als  urgeschichtliche  Zeugnisse 
und  Reste. 

In  den  katholischen  Kirchen  und  Kapellen  aller  Länder  sieht  man  oft  in  der  Nähe 
von  Altären  oder  bei  Bildsäulen  und  Statuen  Votive  und  Weihegaben  aufgehängt  und 
angebracht.  Dieselben  sind  gestiftet,  um  die  Gottheit  günstig  zu  stimmen  zur  Ge- 
währung eines  Anliegens  oder  um  den  Dank  für  erhörte  Bitte  auszudrücken.  So 
fremdartig  oft  diese  Gaben  und  Bilder  („ex  voto“)  erscheinen,  findet  doch  der  Forscher 
Linien,  die  auf  sehr  alte,  heidnische,  prähistorische  Zeiten  zurückführen.  Nach  dem 
Vorgänge  Tredes  (Das  Heidentum  in  der  römischen  Kirche),  Höflers  u.  a.  hat  besonders 
Prof.  Dr.  Rieh.  Andree  - München,  unterstützt  durch  die  Forschungen  und  Sammlungen 
seiner  Frau,  Marie  Andree-Eyfsn,  unter  Zuhilfenahme  von  Volkskunde,  Religionspsycho- 
logie und  vergleichender  Religionsgeschichte  dies  Gebiet  bearbeitet.  Schon  die  Stätten, 
an  denen  diese  Wallfahrtsorte  auf  Höhen  oder  an  Stelle  alter  Tempel  erbaut  sind,  weisen 
oft  auf  vorgeschichtliche  Zeiten  hin.  Besonders  lehrreich  ist  hierfür  auch  die  Quellen- 
forschung: gerade  an  und  auch  in  den  Quellen  sind  oft  vorgeschichtliche  Funde  gemacht 
worden,  die  als  Weihegegenstände  bezeichnet  werden  müssen.  Die  Funde  von  Tier- 
und  Men  sehen  votiven  in  der  Attis  zu  Olympia,,  in  verschiedenen  ehemaligen  Asklepios- 
heiligtümem  u.  a.  m.  erinnern  sehr  lebhaft  an  das  Darbringen  von  Opfern  solcher  Figuren 
in  der  Gegenwart.  Viel  Kopfzerbrechen  haben  die  kettenumspannten  Leonhardskirchen 
gemacht;  eine  sehr  einleuchtende  Erklärung  für  dieselben  hat  R.  Andree  in  seiner  Schrift: 
„Votive  und  Weihegaben  des  katholischen  Volkes“  gegeben  und  gezeigt,  wie  weit  zurück 
auch  die  Hufeisenvotive  gehen.  Der  Vortragende  weilt  besopders  lange  bei  den  Votiven, 


8 


welche  menschliche  Körperteile:  Augen,  Ohren,  Lungen,  Füfse,  Arme,  Beine,  Herzen  usw. 
darstellen,  welche  ebenfalls  vorgeschichtliche  Vorbilder  haben. 

Als  Material  kommt  gegenwärtig  hauptsächlich  Wachs,  auch  wohl  Silber,  bis  zu 
Holz  und  Papier  herab  vor,  früher  Eisen  (St.  Leonhard!),  in  prähistorischer  Zeit  Bronze, 
Stein  (Amulette!),  aus  etrurischen  Gräbern  Terrakotta  in  Betracht.  Die  Formen  der 
heutigen  Votive  weisen  ebenfalls  auf  sehr  alte  Muster  hin  und  sind  zumeist  stilisiert; 
gerade  bei  den  Formen  der  Menschen-  und  Tiergestalten,  sowie  der  einzelnen  Glieder 
wird  der  Zusammenhang  mit  prähistorischen  Fundgegenständen  sehr  deutlich.  Besonders 
ist  interessant,  wie  engbegrenzt  das  Krötenvotiv  bei  Frauenleiden  vorkommt  (anscheinend 
nur  im  bajuvarischen  und  alemannischen  Stamme),  und  wie  es  südlicher  von  der  Stachel- 
kugel abgelöst  ist.  Der  Hinweis  auf  die  Schiffsvotive,  gewidmete  Kindersärge  mit  den 
Anfangsbuchstaben,  geweihte  Kleidungsstücke,  Zöpfe  (Haaropfer)  liefs  wieder  völker- 
psychologische und  religionsgeschichtliche  Zusammenhänge  ahnen. 

Eine  Anzahl  Votive  aus  Wachs  und  Eisen,  welche  die  uralten  prähistorischen 
Formen  auf  weisen,  dienen  zur  Veranschaulichung  des  Gesagten. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deich müller  ergänzt  diese  Ausführungen  durch 
Mitteilungen  über  Votive  und  Weihegaben  aus  vorgeschichtlicher 
Zeit. 

Die  Sitte,  Votive  darzubringen,  reicht  bis  in  die  jüngere  Steinzeit  zurück;  zu  den 
ältesten  derartigen  Funden  dürften  rohe  Darstellungen  des  Menschen  aus  Bernstein  ge- 
hören. Von  Quellenfunden  werden  die  reichhaltigen  Depots  von  Bronzegegenständen  in 
der  jetzt  versiegten  Riesenquelle  bei  Dux  und  in  der  Mähe  einer  der  Quellen  von  Pyrmont 
erwähnt. 

Prof.  Dr.  0.  Jäkel  - Greifswald  erläutert  noch  weiter  die  Bedeutung 
des  Krötenmotivs. 


Y.  Sektion  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  7.  Januar  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Lotter- 
moser. — Anwesend  110  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  W.  Friese  spricht  über  den  Staub-  und  Rufsgehalt  der 
Dresdner  Luft. 

Durch  die  kolorimetrische  Methode  der  Rufsbestimmung  in  der  Luft  nachRubner, 
verbessert  von  Renk,  fand  letzterer,  dafs  in  Dresden  im  Winter  stets  mehr  Rufs  in  der 
Luft  suspendiert  ist  als  im  Sommer,  ferner  am  Vormittage  stets  mehr  als  am  Nach- 
mittage, wobei  auch  die  Sonntage  keine  Ausnahme  machen,  ein  Hauptbeweis  dafür,  dafs 
es  nicht  ausschliefslich  die  Industrie  ist,  die  unsere  Luft  mit  Rufs  erfüllt,  sondern  haupt- 
sächlich die  Hausfeuerungen.  Ferner  ergab  sich,  dafs  der  Rufsgehalt  der  Aufsenluft  immer 
mit  dem  der  Zimmerluft  übereinstimmt. 

Weitere  Versuche  im  hygienischen  Institute  ergaben,  dafs  Rufs-  und  Staubgehalt 
der  Luft  fast  nie  parallel  gehen,  und  dafs  der  Staubgehalt  der  Luft  über  Dresden 
schwankt,  je  nach  der  Lage  und  Höhe  des  Untersuchungspunktes  und  nach  der  Wind- 
richtung und  Witterung.  Auch  die  sich  freiwillig  aus  der  Luft  innerhalb  von  24  Stunden 
absetzenden  Staubmengen  stimmen  im  Freien  und  im  Zimmer  ziemlich  überein. 

Aus  Regen-  und  Schneeschmelzwasser  gewonnene  feste  Bestandteile  unserer  Luft 
zeigten,  dafs  in  letzterem  zumeist  mehr  suspendierte  und  gelöste  Stoffe  enthalten  sind 
als  in  ersterem,  so  dafs  also  Schneefälle  besser  die  Luft  von  Staub  und  Rufs  zu  befreien 
vermögen  als  Regen. 

In  den  meisten,  an  verschiedenen  Orten  Dresdens  gesammelten  Staubarten  konnte 
stets  ein  geringer  Kupfergehalt  nachgewiesen  werden,  der  offenbar  einesteils  aus  den 
Kohlen,  die  mehr  oder  weniger  reich  an  kupferhaltigen  Pyriten  sind,  stammt,  andernteils 
vielleicht  durch  mechanische  Abscheuerung  der  Leitungsdrähte  der  Strafsenbahn  in  die 
Luft  gelangt. 


9 


Zweite  Sitzung  am  4.  März  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Lotter- 
moser. — Anwesend  ca.  80  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Förster  führt  zwei  elektrochemische 
Vorlesungsexperimente  vor. 

Obgleich  das  Aluminium  ein  unedles  Metall  ist,  ist  es  doch  sehr  widerstandsfähig 
gegen  oxydierende  Einflüsse.  Das  kommt  daher,  dafs  es  sich  mit  einer  kaum  wahr- 
nehmbaren dünnen  Oxydschicht  bedeckt,  die  einen  schützenden  Überzug  bildet.  Auch 
bei  anodischer  Polarisation  entsteht  sofort  eine  Schicht  von  Oxyd  oder  basischem  Salz, 
welche  einen  hohen  Übergangswiderstand  bildet.  Diese  Eigenschaft  wird  bekanntlich 
benutzt,  um  Wechselstrom  in  Gleichstrom  umzuwandeln. 

Der  Vortragende  führt  dann  ein  durch  Werner  von  Bolten  wieder  bekannter 
gewordenes,  interessantes  Experiment  vor,  welches  nur  durch  die  erwähnte  Eigenschaft 
des  Aluminiums  möglich  ist:  Ein  Stück  Aluminiumdraht  wird  elektrisch  erhitzt,  er  über- 
zieht sich  mit  Oxyd,  in  dieser  höchst  festen  Oxydhaut  schmilzt  das  Metall,  und  der 
Draht  kann  als  stromdurchflossener  Leiter  durch  einen  Elektromagneten  in  Bewegung 
versetzt  werden. 

Das  zweite  Experiment  besteht  in  der  Vorführung  des  Castnerschen  Quecksilber- 
verfahrens der  Alkalichloridelektrolyse  in  einem  für  Experimentierzwecke  von  Le  Blanc 
konstruierten  gläsernen  Apparate.  Dieser  besitzt  drei  Abteilungen,  die  durch  Glas- 
scheidewände von  einander  getrennt  sind,  die  nicht  ganz  den  Boden  erreichen.  Der 
Boden  ist  mit  Quecksilber  bedeckt,  welches  die  Scheidewände  verschliefst.  Durch 
schaukelnde  Bewegung  des  Apparates  fliefst  das  Quecksilber  hin  und  her.  In  der  einen, 
mittleren  Abteilung,  wo  eine  Graphitanode  in  die  Alkalichloridlösung  taucht,  wird  Chlor 
am  Graphit  gebildet,  welches  abgeleitet  und  verwertet  wird.  In  den  beiden  anderen 
Abteilungen  werden  Eisenelektroden  zu  Kathoden  gemacht.  So  fungiert  das  Quecksilber 
als  Mittelleiter,  ist  der  Kohle  gegenüber  Kathode  und  nimmt  Natrium  oder  Kalium  als 
Amalgam  auf.  In  den  beiden  anderen  Abteilungen  dagegen  ist  das  Quecksilber  den 
Eisenkathoden  gegenüber  Anode,  so  dafs  das  Amalgam  unter  Alkalibildung  und  Wasser- 
stoffentwicklung zersetzt  wird. 

Auf  einige  Bemerkungen  von  Prof.  Dr.  H.  R ebenstorff  antwortet 
der  Vortragende  mit  kurzen  Worten. 


Dritte  Sitzung  am  6.  Mai  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Lotter- 
moser. — Anwesend  56  Mitglieder  und  Gäste. 

Direktor  Dr.  A.  Beythien  hält  einen  Vortrag  über  die  chemischen 
Grundlagen  einer  rationellen  Ernährung. 

Der  Vortragende  gibt  zunächst  die  Zahlen  für  den  täglichen  Eiweifs-,  den  Kohle- 
hydrat- und  den  Fettbedarf  eines  erwachsenen  Menschen.  Dann  verbreitet  er  sich  über 
den  Gehalt  der  wichtigsten  Nahrungsmittel  an  diesen  Stoffen.  Endlich  zieht  er  den 
Preis  der  einzelnen  Nahrungsmittel  und  die  Menge  und  den  Preis  der  in  ihnen  ent- 
haltenen Ernährungsbestandteile  in  Vergleich  und  kommt  zu  dem  Resultate,  dafs  als  Volks- 
ernährung vor  allem  preiswert  und  dem  Bedarf  des  Menschen  an  den  verschiedenen 
Ernährungsbestandteilen  am  besten  angepafst  Fische  (in  erster  Linie  der  Hering)  und 
Magerkäse  neben  Kohlehydraten  zu  empfehlen  sind. 

Zum  Schlufs  geht  der  Vortragende  noch  auf  die  Eigenschaften  verschiedener  Genufs- 
mittel  und  ihre  Einwirkung  auf  den  menschlichen  Organismus  ein. 

An  den  V ortrag  schliefst  sich  eine  äufserst  rege  Diskussion  an. 


VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  11.  Februar  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A. 
Witting.  — Anwesend  11  Mitglieder. 

Studienrat  Prof.  Dr.  R.  Heger  spricht  zur  Konstruktion  der  ratio- 
nalen Kurven  3.  Ordnung.  (Vergl.  Abhandlung  V.) 


10 


Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Ph.  Weinmeister  spricht  über  die  Ableitung 
der  Formel  für  den  Mantel  des  schief  abgeschnittenen  Um- 
drehungskegels. 


Projiziert  man  die  in  der  Grundfläche  des  Kegels  entstehende  Schnittellipse  mit  den 
Achsen  2 a und  2 b auf  eine  durch  die  Spitze  0 gehende  Ebene,  die  zur  Achse  des  Um- 
drehungskegels senkrecht  steht,  so  entsteht  in  dieser  eine  Ellipse  mit  den  Achsen  2 a' 
und  2 fr,  deren  Fläche  sich  darstellen  läfst  als  Projektion  des  Kegelmantels  M in  ihre 
Ebene,  also  ist 

...  tc  a'  b , sin  a 

(1)  M=— — - — tz  ab 

sin 


sin  4>  ’ 


wenn  2 der  Öffnungswinkel  des  Umdrehungskegels  und  a der  Winkel  ist,  den  die  Um- 
drehungsachse  mit  der  Grundfläche  bildet.  Derjenige  Achsenschnitt  0 AB  des  Kegels, 
welcher  senkrecht  zur  Grundfläche  steht,  ist  ein  Dreieck,  dessen  eine  Seite  AB — 2a 
ist,  während  die  beiden  anderen  Seiten  mit  Zt  und  Z?,  d.  i.  die  längste  und  die  kürzeste 
Mantellinie  des  Kegels,  bezeichnet  werden  sollen.  Die  Seite  2 a dieses  Dreiecks  zerfällt 
durch  die  Kegelachse  0 0'  in  die  beiden  Abschnitte  A 0'  = ix  und  0'  B = i2.  Da  aber 


sm  a 


so  hat  man 

Weil  ferner 

ist,  so  wird 

(2) 


sin  4» 


li  = b = l/W-2  und  a = 

V Mo  2 


Vl-Vü-Vg-V!; 


M=tz 


2 


b. 


Denkt  man  sich  nun,  um  b auszudrücken,  in  den  Kegel  eine  Kugel  eingeschrieben, 
so  wird  diese  die  Grundfläche  in  einem  Brennpunkte  F der  Ellipse  berühren.  Der 
Achsenscbnitt  des  Kegels  schneidet  die  Kugel  in  dem  dem  Dreieck  0 AB  eingeschrie- 
benen Kreise,  der  insbesondere  AB  in  F berührt.  Nun  ist  einerseits,  weil  ^ der  halbe 
Winkel  des  Dreiecks  0 AB  in  0 ist,  nach  einer  bekannten  Formel  der  Trigonometrie 


sin  4» 


-V^ 


BF 

U ’ 


andererseits,  weil  F Brennpunkt  der  Ellipse  mit  den  Halbachsen  a,  b ist, 

AF  FB  = &2, 

mithin 


V'. 


(3)  b = \/  i,  i2  sin  4* 

Also  wird 

(4) 

Setzt  man  im  speziellen  Falle  = 

und 

l sin  4»  = r, 

so  ergibt  sich  die  bekannte  Formel  für  den  Mantel  des  geraden  Kreiskegels 

(5)  M=  iz  Ir. 

Der  Vortragende  bemerkt  zum  Schlüsse,  dafs  aus  Gleichung  (4)  die  Formel  für  die 
Oberfläche  des  Hufes  hergeleitet  werden  kann. 


Zweite  Sitzung  am  15.  April  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Witting. 

— Anwesend  16  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  F.  Müller  nimmt  das  Wort  zur  Gedächtnisrede  an 
Hermann  Grafsmann.  (Vergl.  Abhandlung  IV.) 


11 


Bauamtmann  Dr.  A.  Schreiber  spricht  über  Bedingungsgleichungen 
für  Rückwärtsschnitte. 

Gegeben  sind  4 Punkte  A1}  A2,  ASl  A4.  Den  Strahlen  von  einem  beliebigen 
Punkte  C nach  jenen  4 Punkten  mögen  in  bezug  auf  irgend  ein  Koordinatensystem  die 
Richtungswinkel  aM,  a0 2,  u03,  a04  zukommen;  die  Längen  der  4 Strahlen  seien  nacheinander 
durch  rlt  r2 , r3,  r4  ausgedrückt.  Von  den  6 Winkeln  zwischen  den  4 Strahlen  reichen 
zwei  aus,  um  die  Lage  von  G gegen  At,  A2}  As,  A4  vollständig  zu  bestimmen.  Demnach 
bestehen  4 Bedingungsgleichungen,  von  denen  8 Winkelbedingungen  sind,  die  man  leicht 
anschreiben  kann.  Es  ist  z.  B. 

^34  = ^4-21*3, 

wo  5t34  den  Winkel  zwischen  den  Strahlen  CAS  und  GA4  bedeutet  usw.  Die  letzte 
Bedingungsgleichung  ist  eine  Seitenbedingung,  mit  deren  Aufstellung  sich  bereits 
C.  F.  Gauss  beschäftigt  hat.  Die  Gleichung  findet  sich  ohne  Ableitung  in  seinem  Nach- 
lasse. (Gesammelte  Werke,  Bd.  VIII,  S.  319.) 

Der  Vortragende  zeigt,  wie  man  solche  Bedingungsgleichungen  in  eleganter  Weise 
auf  vektoranalytischem  Wege  herleiten  kann,  und  führt  zu  diesem  Zwecke  zunächst  eine 
Vektorgleichung  vor,  die  sich  auf  das  Pothenotsche  (Snelliussche)  Problem  in  seiner 
einfachsten  Form  bezieht.  Werden  hier  die  Winkel  auf  C zwischen  CA1  und  GA2, 
zwischen  CA2  und  Ci3,  zwischen  C As  und  G At  nacheinander  mit  9t3,  5R,  be- 
zeichnet,  so  kann  man  fragen,  wie  verschiebt  sich  der  Punkt  C,  wenn  sich  diese  Winkel 
um  differentiale  Gröfsen  ändern,  wobei  selbstverständlich 


dU||H-^2  + d3l8  = 0 

sein  mufs.  Ist  dQ  der  differentiale  Vektor  der  Punktverschiebung  in  (7,  so  gilt,  wie 
der  Vortragende  zeigt,  die  Gleichung 


(1) 


— - — = + + — '<*  si8. 

^2^*3  ^ 7*1  11  T t)  Z T 3 

Darin  sind  9^,  9£2,  91 3 Einheitsvektoren,  deren  Richtung  dieselbe  ist,  wie  die  der 
Strahlen  CA4,  GA2,  CAS,  und  X ist  zur  Abkürzung  gesetzt  für 

X = rt  sin  5R  -f-  r 2 sin  2l2  -j-  r3  sin  $3. 

Die  Gleichung  (1)  wird  illusorisch,  wenn  X = 0 ist.  In  diesem  Falle  liegen  aber 
C,  Av  A2,  Ab  auf  einem  Kreise. 

Wenn  nun  4 Strahlen  vorliegen,  so  kann  man  sich  eine  beliebige  Verschiebung  des 
Punktes  G vorstellen  und  die  Gleichung  viermal  ansetzen,  weil  man  unter  den  4 Strahlen 
viermal  eine  Auswahl  zu  je  dreien  treffen  kann.  Man  erhält  also  mit  leicht  verständ- 
lichen Bezeichungen 


r2  r3  r4  ^ 


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*2  1 3 

+ ~ d («0 


• «04)  Jr'^d  Ks  — «02) 
«01)  + “ d (u03  — a01) 


^‘124  j O % 


m. 


— \r~zr  d 3 — ~rr  d («04  — «02)  + ~^r  d («01  — «04)  + 


X 9? 

d S = d (ao 3 — «02)  4-  ~^r  d («01  — «03)  + — ^(a0 


r,  r9r. 


% 

To 


4“  ~ d ( «02 «Ol) 


• a01). 


1 '2#3  '1  ' 2 

Addiert  man  die  4 Gleichungen,  nachdem  man  vorher  die  erste  und  dritte  mit  — 1 
multipliziert  hat,  so  kommt  die  gesuchte  Bedingungsgleichung  in  der  Form 


(2)  v4  X 2 3 4 "j-  t2  X 4 3 4 ^3  2 4 ^*4  X j 2 3 — 0- 

Dabei  ist  z.  B.,  wie  oben 

X234  = ^2  sin  («04  — «03)  + h sm  (a02  — ao4)  + r4  sin  (a03  — aj. 

Zum  Zwecke  der  Ausgleichung  von  Rückwärtsschnitten  mit  überschüssigen  ge- 
messenen Richtungen  oder  Winkeln  braucht  man  aber  eine  Bedingungsgleichung,  welche 
die  Differentiale  der  Richtungswinkel  oder  der  Winkel  zwischen  den  Strahlen  CAU  GA2 
usw.  enthält. 

Durch  eine  anderweite  Zusammenfassung  der  obigen  4 Gleichungen  gelangt  man 
nun  zu  der  Gleichung 


12 


dS 


U r •»  rs 


^234  [9^1  ^4]  G 3 4 [3^2  ^4]  + ^124  [9^3  *R 

_ ( m.  *Ü.l 

= Sft4 


[SR,  SR4K , , . [SR,  SR4]  7 ; , . [SR3  SRJ  a , 

V~~r  d (a03  — «02)  + " d («01  — a03)  + d (a02 

'1  y4  ?2  94 


r-  rA 


+ ™ -r~  d («01  - «03)  + ^7^  d («04  — «02)  + d («o4  — «01)  } 

' 1 ‘ 9 M 'S  '9*3  7 


Da  auf  jeder  Seite  ein  Vektor  als  Faktor  steht,  und  da  der  Vektor  d 3 ganz  be- 
liebig gerichtet  sein  soll,  so  müssen  die  in  den  geschweiften  Klammern  stehenden  Skalare 
auf  jeder  Seite  für  sich  verschwinden.  Hiermit  ergibt  sich  zunächst  links  eine  neue 
Form  der  Bedingungsgleichung  (ohne  Differentiale) 


(3)  X 2 3 4 sin  («04  — «01)  — X j 3 4 sin  («04  - «03)  + X 1 2 4 sin  («04  — «u3)  = 0. 


Durch  passende  Vertauschung  der  Indices  bekommt  man  noch  drei  andere  Be- 
dingungsgleichuugen  der  Form  (3) 

Setzt  man  aber  den  Skalar  auf  der  rechten  Seite  gleich  Null,  so  ergibt  sich  nach 
einigen  Umformungen  die  gesuchte  Bedingungsgleichung  mit  Differentialen  in  der  Form 

(4)  «j  d «01  -)-  «2  d «02  + «3  d «03  + «4  d «04  = 0, 

worin  gesetzt  ist 

«1  — ri  ^234)  «2  = ^2  ^134? 

«3  — ^*3^1241  «4  — ^4^123? 

und  dabei  ist  nach  (2) 

«1  H-  «2  «3  “I“  «4  — 0* 

Für  Ausgleichung  nach  Winkeln  würde  die  Bedingungsgleichung  lauten 
«2  d 3l12  + «3  d 9f13  + «4  d 5l14  = 0. 

Eine  eingehendere  Darstellung  befindet  sich  in  einem  demnächst  erscheinenden 
Aufsatz  im  Archiv  für  Mathematik  und  Physik,  Band  XV. 


Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Ph.  Weinmeister  spricht  über  eine  gewisse 
Roll  Verwandtschaft  zwischen  Parabel  und  Kettenlinie. 


Wird  eine  Parabel  auf  einer  Geraden  abgerollt,  so  durchläuft  ihr  Brennpunkt  eine 
Kettenlinie  und  ihre  Direktrix  hüllt  eine  symmetrisch  zur  Bahn  gelegene  Kettenlinie 
ein.  Wird  andererseits  eine  Kettenlinie  auf  einer  Geraden  abgerollt,  so  hüllt  jede  mit 
ihr  starr  verbundene  Gerade  eine  Parabelevolute  ein.  Der  Vortragende  gibt  für  beide 
Sätze  einfache  synthetische  Beweise.  Den  letzten  Satz  hat  Giard  gefunden  und  Ribaucour 
bewiesen  und  zwar  mit  Hilfe  einer  nach  Savary  benannten,  aber  von  Euler  herrührenden 
Formel.  Der  Vortragende  bespricht  noch  den  Ribaucourschen  Beweis. 

Zum  Schlüsse  macht  der  Vorsitzende  auf  eine  einfache  zum  Zeich- 
nen von  Ellipsen  dienende  Vorrichtung  aufmerksam,  die  neuerdings 
zu  billigem  Preise  im  Handel  erschienen  ist.  Die  Vorrichtung  beruht  auf 
dem  Prinzip  des  gewöhnlichen  Ellipsenzirkels. 


Dritte  Sitzung  am  10.  Juni  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Wittin g. 
— Anwesend  13  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  über  näherungsweise  Inte- 
gration totaler  Differentialgleichungen. 

Der  Vortragende  gibt  einen  Überblick  über  die  Rungesche  Methode  für  die  an- 
genäherte Auflösung  von  totalen  Differentialgleichungen  erster  Ordnung  und  ersten 
Grades  nebst  geometrischer  Deutung  derselben. 

Senator  Prof.  Dr.  E.  R.  Neovius-Helsingfors  spricht  über  Minimal - 
flächenstücke,  deren  Begrenzung  von  drei  geradlinigen  Teilen 
gebildet  wird.*) 


*)  Siehe  Acta  Soc.  Scient.  Fennica,  Tom.  XIV,  Helsingfors  1891. 


13 


In  seiner  Abhandlung  ..Über  die  Fläche  vom  kleinsten  Inhalt  bei  gegebener  Be- 
grenzung“ hat  Riemann  die  Aufgabe  behandelt,  ein  Minimalflächenstück  analytisch  zu 
bestimmen,  dessen  Begrenzung  aus  drei  einander  kreuzenden  geraden  Linien  besteht, 
und  stellt  für  den  Fall,  dafs  die  Geraden  den  Koordinatenaxen  parallel  laufen,  die  fertigen 
Ausdrücke  für  die  rechtwinkligen  Koordinaten  eines  Punktes  der  Fläche  auf. 

Der  Vortragende  teilt  mit,  dafs  er  für  den  erwähnten  speziellen  Fall  die  Aufgabe 
mit  einfachen  Hilfsmitteln  gelöst  hat,  und  dafs  er  die  verschiedenartigen  Gestalten,  welche 
die  durch  die  Formeln  dargestellten  Minimalflächenstücke  dadurch  annehmen  können, 
dafs  sowohl  die  Abstände  zwischen  den  begrenzenden  Geraden  als  auch  die  Vorzeichen 
dieser  Abstände  variiert  werden,  einem  genauen  Studium  unterworfen  hat,  und  zeigt  durch 
eine  gröfsere  Anzahl  von  Modellen,  welcher  Reichtum  von  Gestalten  hierbei  auftritt. 

Zu  einer  vollständigen  Übersicht  aller  in  Betracht  zu  ziehenden  Fälle  gelangt  Vor- 
tragender durch  die  Bemerkuug,  dafs  die  Ausdrücke  für  die  kürzesten  Abstände  A,  B 
und  G zwischen  den  begrenzenden  Geraden  in  die  Form  eines  Produktes  von  zwei  Faktoren 
ersten  Grades  dreier  von  einander  unabhängiger  Parameter  j?,  q , r gesetzt  werden  können. 

A = k [4  p2  — (p  -|-  q + r)2]  = tc  (ßp  + q + r)  (p  — q — r), 
oder  A = A2 . A1  und  analog  damit 

B = B2 . Bt,  C = C2 . Cx. 

Betrachtet  man  also  die  Parameter  als  die  homogenen  Koordinaten  eines  Punktes  in 
einer  Ebene  (p,  g,  r),  so  wird  durch  die  sechs  Geraden  Ax  = 0,  A2  = 0 usw.  die  ganze 
Ebene  derart  in  16  Gebiete  eingeteilt,  dafs  innerhalb  jedes  einzelnen  derselben  die  Vor- 
zeichen der  Abstände  bei  festgestellter  Verknüpfung  der  Enden  der  drei  begrenzenden 
Geraden  durch  die  ins  Unendliche  verlaufenden  Sektoren  des  Flächenstückes  sich  nicht 
ändern,  während  beim  Überschreiten  einer  Trennungslinie  zweier  benachbarter  Gebiete 
einer  der  Abstände  sein  Vorzeichen  wechselt. 

Für  jedes  einzelne  dieser  Gebiete,  sowie  für  die  Trennungslinien  und  die  Eckpunkte 
derselben  wird  die  Gestalt  der  entsprechenden  Flächen  durch  Modelle  zur  Anschauung 
gebracht. 

Wird  einer  der  Abstände  dadurch  gleich  Null,  dafs  der  Punkt  (p,  q , r)  sich  einer 
der  Geraden  Ax,  Bx  oder  Cx  nähert,  so  nähert  sich  der  betreffende,  sich  ins  Unendliche 
erstreckende  Sektor  einem  ebenen  Flächenstücke  von  der  Gestalt  der  Fläche  einer  Viertel- 
ebene, welches  sich  schliefslich  von  dem  Minimalflächenstücke  trennt,  während  dagegen 
eine  Annäherung  des  Punktes  (p,  q , r)  an  eine  der  Geraden  A2,  B2  oder  C2  damit  gleich- 
bedeutend ist,  dafs  das  Minimalflächenstück  sich  selbst  zu  durchschneiden  anfängt.  Be- 
trachtet man  z.  B.  das  Gebiet  in  Form  eines  Fünfeckes,  welches  von  Strecken  der  Geraden 
Cx  Ax  B2  A2  Bx  begrenzt  wird,  so  entsprechen  den  drei  Ecken  Bx  A2,  Bt  A2  und  B2  Ax 
drei  verschiedene  Minimalflächenstücke  mit  derselben  Begrenzung,  gebildet  von  drei 
Geraden,  von  welchen  zwei  von  der  dritten  geschnitten  werden.  Durch  dieselbe  Be- 
grenzung geht  noch  ein  viertes  Minimalflächenstück,  die  gewöhnliche  Schraubenfläche 
und  aufserdem  eine  Minimalfläche,  welche  eine  sogenannte  Doppelfläche  ist.  Von  sämt- 
lichen fünf  Flächenstücken  werden  Modelle  vorgezeigt. 

Der  Vortragende  geht  hiernach  über  zur  Beantwortung  der  Frage,  ob  unter  Bei- 
behaltung der  Verknüpfung  der  ins  Unendliche  reichenden  Enden  der  begrenzenden 
Geraden  ein  Minimalflächenstück  eindeutig  bestimmt  ist,  wenn  die  Verhältnisse  der  Ab- 
stände A:  B : C=a:b  : c gegeben  sind. 

Da  die  Ausdrücke  für  die  Abstände  Funktionen  zweiten  Grades  der  Parameter 
jo,  q , r sind,  so  bezeichnet  A : B — a:b  die  Gleichung  eines  durch  die  vier  Schnittpunkte 
der  Geraden  Ax,  A2,  Bx , B2  gehenden  Kegelschnittes,  welcher,  wenn  die  Abstände 
A und  B dasselbe  Vorzeichen  haben,  eine  Hyperbel,  im  entgegengesetzten  Falle  eine 
Ellipse  ist.  Eine  analoge  Bedeutung  haben  die  Gleichungen  B : G=b  : c und  A : G = a : c. 
Die  drei  Kegelschnitte  haben  vier  Schnittpunkte  mit  einander  gemein.  Die  Beantwortung 
der  aufgestellten  Frage  ist  somit  zurückgeführt  auf  die  Entscheidung,  ob  ein  oder 
mehrere  dieser  Schnittpunkte  in  dasselbe  Gebiet,  oder  auch  in  verschiedene  Gebiete  mit 
derselben  Zeichenkombination  der  Abstände  fallen  können.  Es  zeigt  sich  nun,  dafs  nur 
für  die  Zeichenkombination  ( ) das  Minimalflächenstück  durch  die  Abstände  ein- 

deutig bestimmt  ist,  während  für  die  übrigen  Zeichenkombinationen  einem  gegebenen 
Wertverhältnisse  der  Abstände  ein,  zwei  oder  drei  verschiedene  Minimalflächenstücke  ent- 
sprechen können.  Von  solchen  von  einander  verschiedenen  Flächen,  die  durch  dieselbe 
Begrenzung  hindurchgehen  können,  werden  Modelle  vorgelegt. 

Auf  den  betrachteten  Minimalflächenstücken  kann  im  Innern  ein  singulärer  Punkt 
von  der  Beschaffenheit,  dafs  durch  denselben  drei  Asymptotenlinien  hindurchgehen,  auf- 
treten;  oier  auch  hat  die  Fläche  zwei  entweder  auf  derselben  oder  auf  zwei  verschiedenen 
der  begrenzenden  Geraden  gelegene  sogenannte  Rückkehrpunkte  der  Normale.  Die 


14 


hierbei  eintretenden  Übergangsfälle  werden  durch  Zeichnungen  erläutert,  und  ebenfalls 
wird  gezeigt,  wie  man  imstande  ist,  über  das  Eintreten  der  verschiedenen  Möglichkeiten 
betreffend  die  Lage  dieser  singulären  Punkte  einfach  zu  entscheiden. 

Über  die  Herstellung  der  Modelle  teilt  der  Vortragende  folgendes  mit : 

Die  Drahtgestelle  zu  den  Plächenstücken  sind  aus  0,8  mm  dicken,  stark  geglühten 
Klaviersaiten  hergestellt.  Nach  einem  von  Professor  H.  A.  Schwarz  angegebenen  Ver- 
fahren wird  das  Minimalflächenstück  aus  Gelatine  derart  hergestellt,  dafs  man  das 
Gestell  in  eine  Lösung  von  einem  Gewichtsteil  Gelatine  in  5 bis  6 Gewichtsteilen  Wasser 
bei  einer  Temperatur  von  35  bis  45°  C.  taucht  und  recht  langsam  ohne  Schütterung 
heraushebt.  Nachdem  die  so  erhaltenen  Lamellen  etwa  24  Stunden  in  der  Kälte  erstarrt 
sind,  werden  dieselben  in  eine  Lösung  von  Wachs,  Canadabalsam  und  Harz  bei  einer 
Temperatur  von  74  bis  75°  C.  getaucht.  Zu  dieser  Lösung  verwende  man  48%  reines, 
weiches  Wachs,  48%  Canadabalsam  und  4%  Harz,  welches  bei  72°  schmilzt  (die  Her- 
stellung dieses  Harzes  ist  recht  mühsam).*)  Diese  Mischung  erwärmt  man  in  einem 
Sandbade  8 bis  10  Stunden  bei  einer  Temperatur  von  95°  C.  Der  Überzug,  den  die 
Gelatinlamellen  so  erhalten  haben,  wird  nach  dem  Verlaufe  von  ca.  10  Tagen  hart, 
und  jetzt  werden  die  Lamellen  noch  einmal  in  eine  Gelatinlösung  (1 : 10  bis  12)  bei 
einer  Temperatur  von  45  bis  50°  C.  getaucht.  Werden  die  so  erhaltenen  Lamellen  nach 
etwa  einer  Stunde  einem  gelinden  Dampf  bade  von  nicht  über  40°  ausgesetzt,  so  werden 
die  Lamellen  durchsichtig  und  sehen  beinahe  wie  bläuliches  Glas  aus.  Lamellen,  die 
über  acht  Monate  alt  sind,  zeigen  noch  gar  keine  Veränderungen  und  werden  wohl  Jahre 
lang  halten. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  28.  Januar  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  113  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  K.  Schiffner-Freiberg  spricht  über  die  neueren  Unter- 
suchungen über  Radioaktivität  und  radioaktive  Wässer. 


Zweite  (aufserordentliche)  Sitzung  am  18.  Februar  1909.  Vor- 
sitzender: Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  45  Mitglieder 
und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt,  der  Vorsitzende  des  Verwaltungsrates, 
gibt  den  Kassenabschlufs  für  1908  (siehe  S.  18)  bekannt;  als  Rechnungs- 
prüfer werden  Lehrer  M.  Gottlöber  und  Lehrer  E.  Herrmann  gewählt. 

Derselbe  legt  weiter  den  Voranschlag  für  1909  vor,  der  genehmigt 
wird.  


Dritte  Sitzung  am  25.  Februar  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  ca.  300  Mitglieder  und  Gäste. 

Die  in  der  Aula  der  K.  Technischen  Hochschule  stattfindende 

Gedenkfeier  des  100.  Geburtstages  von  Charles  Darwin, 

zu  der  Einladungen  an  das  Kultusministerium,  an  die  Professoren  der 
K.  Technischen  Hochschule  und  an  die  Mitglieder  des  Vereins  für  Erdkunde 
und  des  Lehrervereins  für  Naturkunde  ergangen  waren,  eröffnet 


*)  Sil  van  us  P.  Thompson  (Phil.  Mag.  1878,  Vol.  V,  5.  Serie,  S.  269)  hat  zur  Her- 
stellung von  Lamellen  eine  Lösung  von  46%  Harz  und  54%  Canadabalsam  bei  einer 
Temperatur  von  93  bis  95°  angewendet.  Bessere  Resultate  hat  E.  Stenius  (Ueber 
Minimalflächenstücke,  deren  Begrenzung  von  zwei  Geraden  und  einer  Ebene  gebildet 
wird,  pag.  71.  Helsingfors  1892)  erreicht,  indem  er  das  Harz  mit  Wachs  ersetzte  und 
in  diese  Lösung  die  Gelatinlamellen  tauchte. 


15 


Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Förster  mit  einer  Begrüfsung  der  zahlreich 
erschienenen  Gäste  und  mit  einem  kurzen  Hinweis  auf  die  Bedeutung  der 
Feier. 

Hierauf  nimmt  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  das  Wort  zu 
einem  Vorträge  über  die  geologischen  Grundlagen  der  Entwick- 
lungslehre. (Vergl.  Abhandlung  I.) 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude  spricht  anschliefsend  über  die 
Theorie  der  Entstehung  der  Arten  als  Markstein  im  Lebensbilde 
Darwins.  (Vergl.  Abhandlung  II.) 


Vierte  Sitzung  am  25.  März  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  79  Mitglieder  und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  teilt  mit,  dafs  die  Rechnungsprüfer  den 
Kassenabschlufs  für  19  08  geprüft  und  richtig  befunden  haben.  Der 
Kassierer  wird  entlastet. 

Oberlehrer  Dr.  E.  Lohrmann  verliest  einen  Aufruf  zu  einer  Samm- 
lung, deren  Ertrag  als  Ehrengabe  für  Ernst  Häckel  dem  von  dem- 
selben gegründeten  phylogenetischen  Museum  in  Jena  zufliefsen  soll. 

Mitgeteilt  wird  weiter  ein  Aufruf  zu  Beiträgen  für  Schaffung  eines 
Naturschutzparks  im  Alpengebiet. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer  hält  einen  Vortrag  über  die 
chemische  Veredelung  der  Zellulose  und  ihre  wirtschaftliche 
Bedeutung. 

An  den  Vortrag  schliefst  sich  eine  kurze  Aussprache  an. 


Fünfte  Sitzung  am  29.  April  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  59  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  berichtet  über  eine  aus  Anlafs  der  500jährigen 
Jubelfeier  der  Universität  Leipzig  geplante  Kundgebung. 

Mitglieder  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  „Isis“  und  des  Vereins  für 
Erdkunde  in  Dresden,  wie  des  Vereins  Deutscher  Chemiker  (Bezirk  Sachsen-Thüringen) 
haben  die  Frage  angeregt,  ob  und  in  welcher  Weise  die  naturwissenschaftlichen  und 
verwandten  Vereine  Sachsens  der  Universität  Leipzig  zur  Jubelfeier  ihres  500jährigen 
Bestehens  ihre  Glückwünsche  .darbringen  könnten. 

In  Aussicht  wurde  die  Überreichung  einer  künstlerisch  gestalteten  Glückwunsch- 
adresse genommen,  an  der  sich  zu  beteiligen  diejenigen  Gesellschaften  aufgefordert 
werden  sollen,  welche  von  ihrer  Tätigkeit  in  wissenschaftlichen  Veröffentlichungen  Zeug- 
nis geben. 

Auf  die  durch  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer  im  Aufträge  des 
Ausschusses  an  unsere  Gesellschaft  „Isis“  ergangene  Einladung  beschliefst 
die  Hauptversammlung  einstimmig,  sich  an  dieser  Kundgebung  zu  be- 
teiligen. 

Auf  die  Eingabe  an  das  K.  Ministerium  des  Kultus  und  öffentlichen 
Unterrichts  vom  20.  Dezember  1908,  die  Verbilligung  der  vom  K.  Finanz- 
ministerium herausgegebenen  Karten  betreffend  (vergl.  Sitzungs- 
berichte 1908,  S.  27),  ist  nachstehender  Bescheid  eingegangen: 


16 


Dresden,  den  31.  März  1909. 

Das  Finanzministerium  hat  sich  auf  Antrag  des  Unterzeichneten  Ministeriums  bereit 
erklärt,  Umdrucke  der  Mefstischblätter  im  Mafsstahe  1:25000  hersteilen  zu  lassen  und 
sie  zum  Preise  von  50  Pfg.  für  das  einzelne  Blatt  an  Schulen,  Lehrervereine,  geo- 
graphische und  naturwissenschaftliche  Vereine  abzugeben,  wenn  zu  erwarten  stehe,  dafs 
die  herzustellenden  Sektionen  mindestens  in  einer  Anzahl  von  je  300  Stück  innerhalb 
2 — 3 Jahren  abgesetzt  werden  würden.  Dem  Finanzministerium  ist  es  daher  zunächst 
erwünscht,  einen  Überblick  darüber  zu  erlangen,  wie  grofs  der  erstmalige  Bedarf  an 
solchen  Umdrucken  sein  würde. 

Die  Adressaten  werden  deshalb  hiermit  veranlafst,  diesen  erstmaligen  Bedarf  fest- 
zustellen und  ihn  — getrennt  nach  den  einzelnen  Sektionen  der  topographischen  Karte  — 
unter  Beachtung  des  nachstehenden  Musters 

spätestens  bis  zum  10.  Mai  dieses  Jahres 
hierher  anzuzeigen,  hierbei  auch  anzugeben,  wie  hoch  sich  voraussichtlich  der  künftige 
Jahresbedarf  stellen  wird. 

Ministerium  des  Kultus  und  öffentlichen  Unterrichts, 
(gez.)  Dr.  Beck. 

Zur  Erläuterung  bemerkt  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner,  dafs  von  der 
topographischen  Karte  in  1 : 25000  zwei  Ausgaben  vorhanden  sind:  eine 
ältere,  auf  Grund  der  alten  Meilenkarten  hergestellte,  die  manche  Un- 
genauigkeiten aufweist,  und  eine  Neuaufnahme,  von  der  bisher  nur  das 
östliche  Sachsen  bis  zur  Elbe  fertiggestellt  ist. 

In  der  Debatte  wird  der  Wunsch  geäufsert,  das  Ministerium  um  Ver- 
längerung der  Zeichnungsfrist  und  um  eine  Bekanntgabe  der  erschienenen 
Sektionen  der  Neuaufnahme  zu  ersuchen,  ferner  in  den  Isis -Sitzungen 
alljährlich  zweimal  Zeichnungslisten  aufzulegen  und  auf  dieselbe  in  den 
Ankündigungen  der  Sitzungen  im  Dresdner  Anzeiger  aufmerksam  zu  machen. 

Hierauf  hält  Privatdozent  Dr.  L.  Lange  einen  durch  Demonstrationen 
und  Experimente  veranschaulichten  Vortrag  über  Immunitätserschei- 
nungen, an  den  sich  eine  kurze  Aussprache  anschliefst. 


Sechste  Sitzung  und  Ausflug  nach  Meifsen  am  20.  Mai  1909.  — 

Zahl  der  Teilnehmer  44. 

Auf  dem  Wege  von  der  Dampfschiff haltestelle  Sörnewitz  nach  der  Bosel  werden 
zunächst  die  am  Fufse  derselben  gelegenen  Granitbrüche  besucht.  Auf  der  Boselspitze 
macht  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude  auf  die  dortige  interessante  Pflanzenwelt  aufmerk- 
sam und  berichtet  über  die  vom  Bunde  „Heimatschutz“  getroffenen  Mafsregeln  zur 
Sicherung  derselben;  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  erläutert  die  Entstehung  der  Eibaue 
in  der  Umgebung  der  Bosel  und  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  die  Bedeutung  des 
die  Boselspitze  abschliefsenden  vorgeschichtlichen  Walles. 

Nach  einer  in  der  „Deutschen  Bosel“  unter  Vorsitz  von  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr. 
Fr.  Förster  abgehaltenen  geschäftlichen  Hauptversammlung  wandern  die  Teil- 
nehmer über  Niederspaar  und  Siebeneichen  mit  seinem  herrlichen  Park  nach  Meifsen, 
wo  sie  im  Burgkeller  ein  gemeinsames  Mittagsmahl  mit  Mitgliedern  der  Meifsner  „Isis“ 
vereinigt. 

Der  Nachmittag  wird  von  einzelnen  Teilnehmern  zur  Besichtigung  der  Stadt 
Meifsen,  von  anderen  zu  einem  Besuche  der  unterhalb  der  Stadt  gelegenen  Steinbrüche 
an  der  Knorre  benutzt. 


Siebente  Sitzung  am  26.  Juni  1909.  Vorsitzender:  Geb.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  39  Mitglieder  und  Gäste. 

Die  Versammlung  ist  einer  Besichtigung  der  „Dresdner  Milch- 
versorgungsanstalt Altstädter  Dampfmolkerei“  in  Dresden-Plauen, 
Würzburgerstr.  9,  gewidmet,  deren  vortreffliche,  nach  den  neuesten  Er- 


17 


fahrungen  auf  dem  Gebiete  des  Molkereiwesens  hergestellte  Einrichtungen 
von  Herrn  P.  Reh,  dem  Direktor  der  Anstalt,  und  einem  Beamten  der- 
selben den  Besuchern  eingehend  erläutert  werden. 

Hieran  schliefst  sich  im  „Plauenschen  Lagerkeller“  eine  kurze  geschäft- 
liche Hauptversammlung,  in  der  der  Vorsitzende  mitteilt,  dafs  die 
von  den  naturwissenschaftlichen  und  verwandten  Gesellschaften  Sachsens 
beschlossene  Adresse  zur  500jährigen  Jubelfeier  der  Universität 
Leipzig  am  29.  Juli  d.  J.  gelegentlich  der  Festsitzung  im  Leipziger 
Theater  durch  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer  überreicht  werden  wird. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  1.  Februar  1909  starb  Apothekenbesitzer  Karl  Stephan  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1904. 

Am  22.  März  1909  starb  Hofrat  Dr.  med.  Friedrich  von  Mangoldt, 
Oberarzt  am  Karolahaus  in  Dresden,  wirkliches  Mitglied  seit  1903. 

Am  29.  April  1909  verschied  der  Senior  der  Isis-Mitglieder,  Professor 
Fürchtegott  Z sch  au,  Oberlehrer  a.  D.  an  der  Öffentlichen  Handelslehr- 
anstalt in  Dresden,  wirkliches  Mitglied  seit  1849,  Ehrenmitglied  seit  1908. 


Nachruf  s.  S.  XV  dieses  Heftes. 

Am  24.  Mai  1909  starb  Kommissionsrat  Adolf  Schöpf,  Betriebs- 
direktor des  Zoologischen  Gartens  in  Dresden,  wirkliches  Mitglied  seit  1897. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder : 

Elsenhans,  Theodor,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden,  am  26.  Juni  1909; 

Grüner,  Harald,  Bergingenieur  in  Dresden,  am  29.  April  1909; 

Hempel,  Hans,  Dr.  phil.,  Nahrungsmittelchemiker  in  Dresden,  am  26.  Juni 
1909; 

Knauth,  Bernhardt,  Bezirkschuloberlehrer  in  Dresden,  am  20.  Mai  1909; 
Ludwig,  Walter,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule 
in  Dresden,  am  26.  Juni  1909; 

Manliu,  Jean,  Professor  in  Dresden,  am  18.  Februar  1909; 

Nägel,  Adolf,  Dr.  ing.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  25.  März  1909; 

Paul,  M.  O.,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Dresden,  am  18.  Februar  1909; 
Römisch,  Adolf,  Amtsgerichtsrat  a.  D.  in  Dresden,  am  25.  März  1909; 
Schneider,  Friedrich,  Realschullehrer  in  Dresden,  i , 1Anrv 

Stein,  Max,  Kaufmann  in  Dresden,  } aln  39 ' APnl  1909; 

Voigt,  Alban,  Privatmann  in  Dresden,  am  26.  Juni  1909. 

Aus  den  korrespondierenden  Mitgliedern  in  die  wirklichen 

ist  übergetreten: 

Rimann,  Eberhard,  Dr.  phil.,  Diplomingenieur,  Assistent  an  der  K.  Tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden. 

Aus  den  wirklichen  Mitgliedern  in  die  korrespondierenden 

ist  übergetreten : 

Krutzsch,  Herrn.,  K.  Oberforstmeister  in  Auerbach  i.  V. 


Kassenabschlufs  der  Naturwiss.  Gesellschaft  ISIS  vom  Jahre  1908. 

Einnahme.  Ausgabe. 


18 


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Dresden,  am  17.  Februar  1909.  Hofbuchhändler  Georg  Lehmann,  z.  Z.  Kassierer  der  Isis. 


Sitzungsberichte 

♦ * <*  * * 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1909. 


3 


I.  Sektion  für  Zoologie. 


Yierte  (aufserordentliche)  Sitzung  am  10.  Juli  1909.  Vorsitzender  . 
Prof.  Dr.  E.  Lohrmann. 

Nachmittags  Y24  Uhr  versammelten  sich  22  Mitglieder  und  Gäste  im 
zoologischen  Institut  der  K.  Forstakademie  zu  Tharandt. 

Nach  einer  Begrüfsung  durch  Prof.  Dr.  K.  Es  che  rieh  hält  Prof.  Dr. 
E.  Lohrmann  einen  Vortrag  über  die  Familie  der  Hirsche,  wobei 
zahlreiche  Stücke  aus  der  Sammlung  der  Forstakademie  vorgezeigt  werden. 

Die  Familie  der  Hirsche  ist  über  ganz  Amerika,  Asien,  Europa  und  den  Nordrand 
von  Afrika  verbreitet.  In  seinem  Werke  „The  deer  of  all  lands“  unterscheidet  Lydekker 
57  lebende  Arten  in  11  Gattungen,  wozu  noch  17  ausgestorbene  Arten  und  3 Gattungen 
kommen.  Dabei  sind  nur  die  sicher  bekannten  Arten  gerechnet  und  der  Artbegriö  nicht 
sehr  eng  gefafst.  Die  geographische  Verteilung  der  Arten  ist  derart,  dafs  die  unvoll- 
kommeneren im  südöstlichen  Asien  und  in  Südamerika  Vorkommen,  während  in  Europa 
Reste  derartiger  Formen  aus  den  tertiären  Ablagerungen  bekannt  geworden  sind.  Diese 
Verteilung  stimmt  in  den  Hauptzügen  zu  der  von  Simroth  vertretenen  Pendulations- 
theorie. 

Nach  dem  Vortrag  macht  die  Mehrzahl  der  Erschienenen  einen  Spazier- 
gang nach  der  Edlen  Krone. 


Fünfte  Sitzung  am  4.  November  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
E.  Lohr  mann.  — Anwesend  62  'Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Neger  berichtet  über  neue  Beobachtungen  an  körner- 
sammelnden Ameisen. 

Der  Vortragende  hat  in  Dalmatien,  besonders  auf  der  Insel  Arbe,  eingehende  Beob- 
achtungen über  diesen  Gegenstand  angestellt.  Die  Arbeiterinnen  der  Art  Messor  bar- 
barus  sammeln  grofse  Mengen  kleiner  Früchte  und  Samen,  auch  Schneckenhäuschen  in 
ihre  feuchten  Baue.  Hier  findet  die  Keimung  der  Samen  statt,  was  aber  nicht  als  ein 
Mälzprozefs  zu  erklären  ist,  vielmehr  wird  durch  das  Keimen  nur  das  Abschälen  der 
Samenschale  erleichtert.  Schalen  sowohl  als  Körner  werden  dann  wieder  vor  den  Bau 
gebracht  zum  Abtrocknen  in  der  Sonne;  dann  werden  die  Körner  wieder  in  den  Bau 
getragen,  wo  sie  zerkleinert  werden  zu  einer  äufserst  feinen  krümeligen  Masse,  die  dann 
wieder  vor  dem  Bau  getrocknet  wird.  Diese  Krümel  sind  von  früheren  Beobachtern  für 
Erde  gehalten  worden.  Aus  ihnen  konnte  der  Vortragende  einen  Schimmelpilz,  Aspergillus 
niger , züchten,  und  er  vermutet,  dafs  die  Krümel  als  Nährboden  für  das  Mycel  dieses 
Pilzes  hergerichtet  werden,  und  dafs  der  Pilz  dann  den  Ameisen  zur  Nahrung  dient. 

Lehrer  H.  Viehmeyer  zieht  darauf  einen  Vergleich  zwischen  der 
Ameisen-  und  Menschen-Psyche. 

Prof.  Dr.  K.  Escherich  spricht  über  die  Beziehungen  zwischen 
Ameisen  und  Pflanzen  im  allgemeinen. 


22 


Gegenüber  der  von  den  Botanikern  ausgearbeiteten  Ansicht,  dafs  die  sogenannten 
Ameisenpflanzen  durch  ihre  Gäste  Schutz  gegen  schädliche  Insekten  erhalten  und  ihnen 
dafür  Wohnung  und  Nahrung  gewähren,  ist  von  Zoologen  neuerdings  durch  Beobachtungen 
festgestellt  worden,  dafs  dies  durchaus  nicht  in  dem  angenommenen  Mafse  stattfindet; 
einige  gehen  sogar, so  weit,  einen  derartigen  Schutz  vollständig  zu  leugnen,  was  aber 
jedenfalls  als  eine  Übertreibung  ins  Gegenteil  zu  betrachten  ist. 

Vorgelegt  werden  dabei  folgende  Arbeiten: 

Kohl,  H.:  Die  Ameisenpflanzen  des  tropischen  Afrika  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung ihrer  biologischen  Verhältnisse.  Natur  u.  Offenbarung, 
Bd.  55,  1909; 

Nieuwenhuis,  M.  u.  von  Üxküll- Güldenbr  an  dt:  Extraflorale  Zucker- 
ausscheidungen und  Ameisenschutz.  Annales  du  jardin  botan.  de  Buiten- 
zorg,  ser.  2,  tome  6,  1907; 

Jhering,  H.  von:  Die  Cecropien  und  ihre  Schutzameisen.  Englers  botan. 
Jahrb.,  Bd.  39,  1907; 

Sjöstedt,  Y. : Akaziengallen  und  Ameisen.  Wissenschaftl.  Ergebnisse  der 
schwed.  zoolog.  Expedition  nach  dem  Kilimandjaro,  dem  Meru  usw. 
1905—1906.  Upsala  1908. 


II.  Sektion  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  11.  November  1909.  Vorsitzender:  Kustos  Dr. 
B.  Schorler.  — Anwesend  55  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  bespricht  folgende  Werke,  die  vorgelegt  werden: 

Hegi,  G.:  Jllustrierte  Flora  von  Mittel-Europa.  Bd.  I:  Pteridophyta,  Gym- 
nospermae  u.  Monocotyledones  I.  Teil;  Bd.  II:  Monocotyledones  II.  Teil. 
München  1907—1909; 

Clarke,  Oh.  B.:  Jllustrations  of  Cyperaceae.  London  1909; 

Lin  dm  an,  C.  A.  M. : Karl  von  Linne  als  botanischer  Forscher  und  Schrift- 
steller. Jena  1908; 

Lotsy,  J.  P. : Progressus  rei  botanicae,  Bd.  II.  Jena  1908. 

Prof.  Dr.  A.  Naumann  hält  einen  Vortrag  über  die  botanischen 
Ergebnisse  eines  dreitägigen  Aufenthalts  an  der  Franz  Schlüter- 
Hütte  in  den  Südtiroler  Kalkalpen.  (Vergl.  Abhandlung  IX.) 

Es  werden  die  alpinen  Vegetationsformationen  geschildert  an  der  Hand  eines  für 
diesen  Zweck  hergestellten  Formationsherbariums,  das  aus  20  Tafeln  besteht,  und  einer 
Anzahl  farbiger  Projektionsbilder,  welche  von  dem  Exkursionsteilnehmer,  Herrn  J.  Oster- 
maier, hergestellt  wurden. 


Fünfte  (aufserordentliche)  Sitzung  am  16.  Dezember  1909  (im 

Heimatkundlichen  Schulmuseum).  Vorsitzender:)  Kustos  Dr.  B.  Schorler. 
— Anwesend  17  Mitglieder. 

Der  Dresdner  Lehrerverein  hat  in  diesem  Jahre  in  den  Räumen  des 
Schulmuseums  eine  Ausstellung  über  die  Dresdner  Heide  veran- 
staltet, die  nicht  nur  den  gegenwärtigen  Zustand  der  Heide,  ihre  Boden- 
beschaffenheit, Pflanzen-  und  Tierwelt,  sondern  auch  ihre  Geschichte  und 
Vorgeschichte  zur  Anschauung  für  weite  Kreise  bringen  soll. 

Unter  Führung  von  Ingenieur  B,.  Scheidhauer,  der  dabei  mitgewirkt  und  die 
hauptsächlichsten  Moose  der  Dresdner  Heide  in  schönen  Tafeln  zusammengestellt  hat, 


23 


besichtigt  die  Sektion  für  Botanik  eingehend  die  Ausstellung.  Sie  erregt  bei  allen  Teil- 
nehmern reges  Interesse  und  findet  wegen  ihrer  Vielseitigkeit  und  übersichtlichen  An- 
ordnung ungeteilten  Beifall.  Man  ist  sich  darüber  einig,  dafs  eine  solche  Ausstellung 
Liebe  zur  heimatlichen  Natur  wecken  und  naturwissenschaftliche  Kenntnisse  in  weite 
Kreise  tragen  wird. 


III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Ausflug  nach  Niederschöna  am  29.  August  1909.  — Zahl  der  Teil- 
nehmer 12. 

Von  Klingenberg- Colmnitz  aus  wird  zunächst  im  Tharandter  Wald  ein  Sandstein- 
aufschlufs  mit  Exogyra  und  Serpula  besucht  und  dann  nach  .Niederschöna  gewandert. 
Hier  werden  in  allen  Steinbrüchen  die  Crednerienschichten  des  Cenomansandsteins  nach 
Kesten  von  Laubhölzern  abgesucht. 

Nach  dem  Mittagsmahl  regt  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  in  einer  kurzen  Besprechung 
an,  die  Isis  möge  — ähnlich  wie  auf  floristischem  Gebiete  — auch  für  paläontologische 
Funde  aus  Sachsen  eine  Sammelstelle  für  die  Einzelbeobachtungen  einrichten.  Der  Plan 
soll  in  einer  späteren  Sitzung  ausführlicher  begründet  werden. 

Nachmittags  schliefst  eine  Wanderung  durch  den  Wald  über  Grüllenburg  nach 
Klingenberg-Colmnitz  den  Ausflug  ab. 


Vierte  Sitzung  am  18.  November  1909.  Vorsitzender:  Oberlehrer 
Dr.  P.  Wagner.  — Anwesend  67  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  bespricht  einige  Neuerscheinungen: 

Stromer  von  Reichenbach,  E.:  Lehrbuch  der  Paläozoologie  I.  Leip- 
zig 1909; 

Kays  er,  E.:  Lehrbuch  der  allgemeinen  Geologie.  3.  Aufl.  Stuttgart  1909; 

Beier,  H.:  Geologische  Karte  von  Sachsen  und  Nordböhmen.  Dresden  1909. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  legt  zwei  geologische  Reliefs 
vom  Vesuv  und  von  Santorin,  hergestellt  von  Aureli-ftom,  vor  und 
bespricht 

Stübel,  A. -Bergt,  W.:  Der  Vesuv,  eine  vulkanologische  Studie  für  jeder- 
mann. Leipzig  1909. 

Derselbe  demonstriert  ferner  einige  neue  Minerale  aus  Sachsen: 
Ottrelith  von  Rabenstein  bei  Chemnitz,  Mangangranaten  aus  dem  Phytlit 
und  Glimmerschiefer  der  Umgebung  des  Granulitgebirges,  Andalusit  mit 
Korund  aus  dem  Granulitgebirge  und  Dumortierit  von  Penig. 

Daran  knüpfen  sich  allgemeine  Erörterungen  über  den  Pleochroismus. 
Schliefslich  berichtet 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  noch  über  die  Versuche  mit 
>*  -der  Wünschelrute,  die  unter  Kontrolle  verschiedener  Gelehrter  von  den 
Herren  von  Uslar,  von  Bülow  und  Voll  in  der  Dresdner  Gegend  aus- 
geführt worden  sind. 

Der  Vortragende  stellt  fest,  dafs  alle  drei  Herren  einige  Kohlenausbisse  und  die 
Grenze  zwischen  Kohlenformation  und  sibirischen  Tonschiefern  im  Döhlener  Becken  mit 
grofser  Genauigkeit  gefunden  haben,  und  dafs  das  in  seinen  Ursachen  noch  völlig  un- 
geklärte Phänomen  einer  genauen  Prüfung  durch  naturwissenschaftliche  und  insbesondere 
medizinische  Sachverständige  wert  und  bedürftig  sei. 


24 


IY.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  9.  Dezember  1909.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof. 

Dr.  J.  Deichmüller.  — Anwesend  30  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  bespricht  eine  Arbeit  von  H.  Schmidt:  „Die  vor- 
geschichtlichen Rundwälle  in  der  Amtshauptmannschaft  Löbau  i.  S.u  (Jahres- 
hefte der  Ges.  für  Anthrop.  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz,  Bd.  II, 
Heft  3/4.  Görlitz  1909.) 

Zahlreiche  Veröffentlichungen  über  die  vorgeschichtlichen  Wälle  und  mannigfaltige 
Hypothesen  über  den  Zweck  zeugen  für  das  rege  Interesse,  welches  diesen  Bauwerken 
von  den  Altertumsforschern  geschenkt  worden  ist.  Abweichend  von  der  üblichen 
Gruppierung  in  Schlacken-,  Stein-  und  Erdwälle  teilt  sie  der  Verfasser  nach  den  Funden 
in  denselben  in  Yorslawische,  slawische  und  mittelalterliche  Wälle  ein  Der  einzige 
vorslawische  Wall  der  Amtshauptmannschaft  Löbau,  der  auf  dem  Löbauer  Berg,  ist 
nach  seiner  Ansicht  durch  Ablesen  der  Steine  von  dem  bewohnten  Innenraum  und  Auf- 
schichten derselben  am  Rande  entstanden  und  hat  als  Einfriedigung,  nicht  als  Schutz- 
wehr ge^en  Überfälle  gedient.  Die  Verschlackung  einzelner  Teile  des  Walles  führt  er 
auf  zufällige  Entstehung,  hauptsächlich  durch  Herdfeuer,  zurück.  Die  Mehrzahl  der 
Wälle  des  behandelten  Gebietes  gehören  der  slawischen  Zeit  an.  Auf  herrschenden, 
zum  Teil  schwer  zugänglichen  Punkten  aus  Lehm  oder  Erde  errichtet  und  auf  der 
Aufsenseite  durch  Steinbelag  befestigt,  dienten  sie  vor  allem  dem  Schutze  der  in  die 
Innenböschung  eingebauten  Wohnungen.  Einzelne  sind  stellenweise  verschlackt  oder 
• geglüht.  Diese  Erscheinung  wird  als  eine  absichtlichem  einem  tiefen . Graben  in  der 
Längsaxe  des  Walles  erzeugte  angesehen  und  bezw^kte  da§  Trockenlegen  des  Erd-, 
reichs  hinter  und  über  den  Wohnräumen.  Zu  den  mittelalterlichen  Wällen  gehören  * 
die  beiden  auf  dem  Hochstein  bei  Kleindehsa,  die  im  Gegensatz  zu  den  slawischen  aus 
freistehenden,  ungemörtelten  Mauern  aus  flachen,  geschlagenen  Steinen  bestehen,  an 
deren  Innenseiten  Hütten  angebaut  waren.  Einen  besonderen  Wert  erhält  die  vor- 
liegende Arbeit  durch  die  eingehende,  durch  Grundrisse  und  Durchschnittszeichnungen 
und  Abbildungen  von  Fundstücken  erläuterte  Beschreibung  der  einzelnen  Wälle.  Zum 
Schlufs  berichtigt  der  Verfasser  verschiedene  Irrtümer  über  angeblich  vorgeschichtliche 
und  andere  Altertümer  der  Amtshauptmannschaft  Löbau. 

Derselbe  legt  weiter  vor: 

Weber,  Fr.:  Die  vorgeschichtlichen  Denkmale  des  Königreichs  Bayern, 

I.  Bd.:  Oberbayern.  Mit  5 Übersichtskarten.  München  1909, 

und  berichtet  über  die  Gründung  einer  Deutschen  Gesellschaft 
für  Vorgeschichte. 

Direktor  H.  Döring  bespricht  eingehend  die  neue  „Prähistorische 
Zeitschrift“,  herausgeg.  von  C.  Schuchardt,  K.  Schumacher  und  H.  Seger, 

Bd.  I,  Heft  1.  Berlin  1909,  „und  . 

Oberlehrer  0.  Ebert  das  kurz  vorher  erschienene  Organ  der  Deutschen 
Gesellschaft  für  Vorgeschichte:  „Mannus,  Zeitschrift  für  Vorge- 
schichte“, herausgeg.  von  G.  Kossinna,  Bd.  I,  Heft  1/2.  Würzburg  1909. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  berichtet  kurz  über  die  abschliefsenden^. 
Ergebnisse  seiner  Ausgrabungen  auf  dem  Gräberfelde  der  früh- 
römischen Kaiserzeit  bei  Piskowitz-Prositz  und  • 

legt  einige  von  Lehrer  J.  Hottenroth-Gersdorf  eingesandte  und  zum 
Teil  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  geschenkte,  interessante  neue  Funde 
aus  Sachsen  vor: 

Aus  einer  Herdgrube  der  jüngeren  Steinzeit  in  Flur  Birmenitz  bei  Lommatzsch 
stammt  der  Torso  einer  in  sehr  realistischer  Weise  dargestellten  weiblichen  Figur  aus 
Ton  und  ein  Rohstück  von  Amphibolschiefer  mit  langem,  tiefem  Sägeschnitt,  von  Jessen 
bei  Lommatzsch  ein  durchlochtes  Gerät  aus  Hornblendeschiefer  in  der  Form  einer 
Kreuzhaue.  (Vergl.  Abhandlung  XII.) 


25 


Y.  Sektion  für  Physik  und  Chemie. 


Vierte  (aufserordentliche)  Sitzung  am  8.  Juli  1909.  Vorsitzender: 
Prof.  Dr.  A.  Lottermoser.  — Anwesend  75  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  W.  Hallwachs  und  Dr.  H.  Dem  her  erstatten 
einen  Bericht  über  kontakt-elektrische  und  licht-elektrische  Ar- 
beiten aus  dem  physikalischen  Institut  der  K.  Technischen 
Hochschule.  (Vergl.  Abhandlung  VII.) 


Fünfte  Sitzung  am  7.  Oktober  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
A.  Lottermoser.  — Anwesend  39  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  berichtet  über  den  j etzigen  Stand  der  Kolloid- 
ehern  i e. 

Nack  einer  kurzen  Einleitung  über  die  Gasgesetze,  die  Avogadrosche  Hypothese 
und  die  kinetische  Gastheorie  und  ihre  Übertragbarkeit  auf  Lösungen,  wird  zunächst 
gezeigt,  dafs  zwischen  den  Eigenschaften  von  Gasen,  Lösungen  und  Suspensionen  keine 
sprunghaften  Änderungen  zu  bemerken  sind.  Die  Untersuchungen  Svedbergs  und 
Perr ins  haben  streng  bewiesen,  dafs  alle  denselben  Gesetzmäfsigkeiten  gehorchen,  so 
dafs  nunmehr  auch  die  kinetische  Gastheorie  und  die  Molekulartheorie  auf  sicherer 
experimenteller  Grundlage  stehen.  * 

Die  Ladung  der  Hydrosolteilchen  kommt  nach  den.  neuesten  Forschungen  durch 
Jonenadsorption  zustande  und  steht  in  engster  Beziehung  zum  Verhalten  der  Hydrosole 
Elektrolyten  gegenüber  und  zur  Einwirkung  verschiedener  Hydrosole  aufeinander.  Es 
werden  auch  hier  die  neuesten  Forschungsergebnisse  mitgeteilt.  Ferner  wird  die  Methode 
der  Ultrafiltration,  die  Anwendung  der  Zentrifuge  für  die  Untersuchung  von  Hydrosolen, 
die  Einwirkung  grofser  Temperaturänderungen,  namentlich  starker  Abkühlung  (Aus- 
frieren) besprochen.  Endlich  wird  über  die  neueren  Bestrebungen  berichtet,  den  kri- 
stallinischen als  den  allgemeinen  Zustand  der  Materie  hinzustellen,  insonderheit  die 
Hydrosole  als  heterogene  Gebilde  mit  einer  kristallinischen,  festen  Phase  aufzufassen. 

An  der  Diskussion  beteiligen  sich  Geb.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer, 
Privatdozent  Dr.  H.  Thiele  und  der  Vortragende. 


Sechste  Sitzung  am  2.  Dezember  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
A.  Lottermoser.  — Anwesend  51  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  W.  Friese  spricht  über  die  Methodik  der  Staub-  und  Hufs- 
bestimmung in  der  Luft. 

Nach  einer  kurzen  Rekapitulation  des  an  gleicher  Stelle  im  Januar  1909  über 
den  Staub-  und  Rufsgehalt  der  Stadtluft  gehaltenen  Vortrags,  wird  zunächst  an  der 
Hand  einiger  durch  das  Kaiserl.  Gesundheitsamt  in  Berlin  herausgegebenen  Tabellen  ge- 
zeigt, wie  in  den  letzten  Jahrzehnten  ein  Rückgang  der  Tuberkulosesterblichkeit  im 
Deutschen  Reich  zu  verzeichnen  ist,  dafs  aber  im  Gegensatz  hierzu  sich  ein  Anwachsen 
der  Sterblichkeit  an  akuten  Krankheiten  ‘der  Atmungsorgane  bemerkbar  gemacht  hat. 
Nicht  zum  wenigsten  ist  diese  letzte  -Tatsache  der  Rauch*-  und  Rufsplage,  namentlich 
in  den  Grofsstädten,  zuzuschreiben.  Deshalb  mufs  es  eine  Hauptaufgabe  der  modernen 
Hygiene  sein,  sich  mit  diesem  Kapitel  eingehend  zu  befassen  und  zunächst  nach  brauch- 
baren Methoden  an  möglichst  vielen  Orten  des  Reiches  VYerte  über  den  Gehalt  der  Luft 
an  Staub  und  namentlich  an  Rufs  zu  sammeln,  mit  deren  Hilfe  dann  eine  sachgemäfse 
Rauchbekämpfung  in  die  Wege  geleitet  werden  kann. 

Nunmehr  werden  die  bis  jetzt  angewendeten  Methoden  der  Staub-  und  Rufs- 
bestimmung in  der  Luft  erläutert.  Hieraus  ergibt  sich  eine  bedingte  Brauchbarkeit  der 
quantitativen  Staubbestimmungsart  nach  Liefmannn  und  eine  unbedingte  Zuverlässigkeit 
der  kolorimetriscken  Rufsbestimmungsmetbode  nach  Rubner  und  Renk.  Die  letztere  ist 


26 


so  empfindlich,  dafs  es  damit  noch  möglich  ist,  die  Schwankungen  des  Rufsgehaltes  eines 
Zimmers  je  nach  Lage  der  Untersuchungsstelle  in  demselben,  also  ob  am  Boden  oder  an 
der  Decke  usw.  einwandfrei  zu  ermitteln. 

Weiter  wird  über  verschiedene  Versuche  berichtet,  um  diese  kolorimetrisch-ver- 
gleichende  Methode  zu  einer  quantitativen  zu  verwerten.  Da  diese  Untersuchungen  zur 
Zeit  noch  nicht  abgeschlossen  sind,  konnten  sie  nicht  eingehend  behandelt  werden.  Jeden- 
falls läfst  sich  aber  mit  Bestimmtheit  sagen,  dafs  die  Renksche  Untersuchungsmethode 
(siehe  „Arbeiten  aus  den  Hygienischen  Instituten  zu  Dresden“  1907,  Heft  1)  recht  wohl 
geeignet  ist,  sich  auch  in  dieser  Hinsicht  verwenden  zu  lassen. 

Nach  Verlesung  der  Resolutionen,  welche  auf  dem  XIV.  internationalen  Kongrefs 
für  Hygiene  und  Demographie  zu  Berlin  1907  zur  Rauchbekämpfung  in  den  Städten 
aufgestellt  wurden  (siehe  Berichte  dieses  Kongresses),  wurde  auf  die  Notwendigkeit  der 
Gründung  einer  Zentralstelle  zur  Unterdrückung  der  Rauch-  und  Rufsplage  im  Deutschen 
Reiche  nach  einem  Vorschläge  von  Ascher  auf  dem  diesjährigen  Kongrefs  in  Zürich 
hingewiesen. 

Wenn  dieses  Ziel  erreicht  ist,  dann  wird  wohl  auch  ein  Absinken  der  Sterblichkeit 
an  akuten  Erkrankungen  der  Atmungsorgane  zu  verzeichnen  sein,  ähnlich  wie  durch 
die  Erfolge  der  Bakteriologie  in  jüngster  Zeit  die  Sterblichkeit  an  Tuberkulose  ganz 
bedeutend  zurückgegangen  ist 

An  der  Diskussion  beteiligen  sich  Geb.  Hofrat  Prof.  H.  Fischer, 
Priv.  M.  Hoffmann-Lincke,  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Kalk.owsky  und  der 
Vortragende. 


Yl.  Sektion  für  Teine  und  angewandte  Mathematik. 


Vierte  Sitzung  am  14.  Oktober  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
A.  Witting.  — Anwesend  14  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Ph.  Weinmeister  spricht  über  graphische 
Bestimmung  der  Achsen  des  schiefen  elliptischen  Kegels.  (Vergl. 
Abhandlung  X.) 

Studienrat  Prof.  Dr.  R.  Heger  macht  Mitteilungen  über  irrationale 
ebene  Kurven  3.  Ordnung. 

I.  In  einer  1847  veröffentlichten  Abhandlung  gibt  0.  Hesse  einen  Satz  über  Kurven 
3.  Ordnung,  in  dem  sich  eine  irrige  Abzählung  vorfindet ; Cremona  hat  diesen  Satz  in 
seine  „ebenen  Kurven“  aufgenommen,  aber  ohne  die  Abzählung;  Dur  ege  gibt  ihn 
in  seinen  „ebenen  Kurven  3.  Ordnung“,  mit  der  unrichtigen  Abzählung. 

In  bezug  auf  ein  Dreieck  Ax  A2  A31  in  dem  A3  ein  realer  Wendepunkt,  A8  Ax  die 
zugehörige  Wendetangente  ist  und  A3  Ä2  die  Kurve  in  A2  berührt,  hat  man  bekanntlich 
xx : x2  :x s=px  sin3  am  X : p2  sin  am  X :p3  cos  X A am  X,  wobei  pxp 2p3  und  der  Modul  k die 
besondere  Natur  der  Kurve  bezeichnen. 

Wenn  die  drei  Punkte  \x  X2  X3  der  C3  auf  einer  Geraden*  liegen,  so  ist  bekanntlich 
• X,  — [—  Xg  — |—  X3  — 0,  d.  i.  — m • 2 K.  — j—  fl  • 2 K'  ?, 

* * wob$i  m und  n ganze  Zahlen  sind  und  K und  K ' die  übliche  Bedeutung  haben.  Ebenso 

ist  für  (»-Punkte  eines  Kegelschnitts,  bezw.  für  9 Punkte  einer  andern  Kurve  3.  Ordnung 
X1*G*_  ■ ■ - 0,  bez\V  Xf— j—  • • • — Xg 0. 

Die  Punkte,  in  denen  die  C3  von  einem  Kegelschnitte  sechspunktig  berührt  wird,  sind 
die  Wurzeln  der  Kongruenz  6X~0;  unter  ihnen  befinden  sich  die  9 Wendepunkte,  die 
der  Kongruenz  3X^  0 genügen;  es  gibt  daher  27  eigentliche,  eine  C3  sechspunktig  be- 
rührende Kegelschnitte.  Ihre  27  Berührungspunkte  sind  die  Berührungspunkte  der  die 
Wendepunkte  enthaltenden  Kurventangenten.  Werden  K:3  mit  a und  K'i:  3 mit  ß 
bezeichnet,  sö  ordnen  sich  die  27  Punkte  in  drei  Gruppen  zu  je  9,  je  nachdem  die  Punkte 
sich  von  den  Wendepunkten  um  3 a,  3 ß oder  3a  + 3ß  unterscheiden.  Bezeichnet  man 
mit  mn  den  Puukt  ma-j-  nß,  so  erhält  man  für  die  Wendepunkte  ( W ) und  die  drei 
Gruppen  (I,  II,  III)  zugeordneter  Berührungspunkte  die  Übersicht 


27 


w 

I 

LE 

III 

00 

30 

03 

33 

02 

32 

05 

35 

04 

34 

01 

31 

20 

50 

23 

53 

22 

52 

25 

55 

24 

54 

21 

51 

40 

10 

43 

13 

42 

12 

45 

15 

44 

14 

41 

11 

Hesse  behauptet,  dafs  unter  den  84  Kombinationen  6.  Klasse,  ohne  Wiederholung,  der 
Punkte  einer  Gruppe,  I,  II  oder  III,  66  sein  sollen,  die  auf  einem  Kegelschnitte  liegen. 

Die  Punkte  einer  Gruppe  unterscheiden  sich  von  den  in  derselben  Zeile  stehenden 
(zugehörigen)  Wendepunkten  um  3 a,  3 ß,  bezw.  3 a -p  3 ß ; die  Summe  von  6 Punkten 
einer  Gruppe  ist  demnach  der  Summe  der  zugehörigen  Wendepunkte  kongruent,  und 
diese  Bemerkung  gilt  auch  noch,  wenn  von  den  6 Punkten  nicht  alle  verschieden  sind. 
Sollen  6 verschiedene  Punkte  einer  Gruppe  auf  einem  Kegelschnitte  liegen,  so  müssen 
daher  die  entsprechenden  6 verschiedenen  Wendepunkte  die  Summe  kongruent  Null 
haben.  Da  nun  die  Summe  aller  9 Wendepunkte  kongruent  Null  ist  — in  Überein- 
stimmung damit,  dafs  die  Wendepunkte  auf  der  Hesseschen  Kurve  liegen  — so  ist  die 
Summe  von  6 verschiedenen  W nur  dann  Null,  wenn  die  übrigen  drei  auf  einer  Geraden 
liegen;  damit  ist  bewiesen,  dafs  es  in  jeder  Gruppe  nur  12  mal  vorkommt, 
dafs  6 verschiedene  Punkte  auf  einem  Kegelschnitte  liegen. 

Der  Hessesche  Satz  läfst  eine  Ergänzung  zu.  Bei  den  Kombinationen  6.  Klasse 
dersflK,  bei  denen  ein  W zweimal  auftritt,  während  die  übrigen  von  diesem  und  unter- 
einander verschieden  sind,  ergibt  sich  die  Summe  Null  nur  dann,  wenn  die  fünf  W auf 
zwei  Geraden  liegen,  die  den  wiederholten  W gemein  haben.  Da  dies  66  — 12  = 54  mal 
vorkommt,  so  folgt:  Unter  den  Punkten  jeder  Gruppe  I,  II  oder  III  kommt  es 
54  mal  vor,  dafs  ein  Kegelschnitt,  der  4 Punkte  der  Gruppe  enthält,  die 
Kurve  in  einem  fünften  Punkte  derselben  Gruppe  berührt.  Durch  die  vier 
Punkte,  in  denen  ein  solcher  Kegelschnitt  die  C3  schneidet,  gehen  noch  drei  Kegel- 
0r  schnitte,  die  die  Cs  berühren;  auch  deren  Berührungspunkte  gehören  der  Sechs- 
i ^^ilungsgruppe  des  Punktes  Null,  d.  i.  der  Gruppe  6X  0 an;  z.  B.  die  Kegel- 
schnitte, die  durch 

30,  34,  10,  14 

gehen  und  die  C3  berühren,  haben  die  Berührungspunkte 

2X  = 4a  + 4ß, 

woraus  folgt 

X -ze  22,  52,  25,  55. 

* * Für  drei  Wendepunkte,  die  auf  einer  Geraden  liegen,  und  einen  beliebigen  anderen 
dreimal  gezählten  Wendepunkt  sind  die  beiden  Zeigersummen  ebenfalls  kongruent  0 
(mod  6).  ln  jeder  Gruppe  kommt  es  daher  72  mal  vor,  dafs  ein  Kegelschnitt 
in  einem  Gliede  der  Gruppe  die  C3  dreipunktig  berührt  und  drei  andere 
Glieder  derselben  Gruppe  enthält.  Wenn  man  zu  drei  Wendepunkten,  die  auf 
einer* Geraden  liegen,  einen  dieser  Wendepunkte  dreifach  hinzufügt,  so  kommt  man  auch 
auf  durch  6 teilbare  Zeigersummen.  Die  Glieder  einer  jeden  Gruppe,  deren  zu- 
gehörige Wendepunkte  auf  einer  Geraden  liegen,  bestimmen  daher  drei 
Kegelschnitte,  die  in  einem  Gliede  die  C3  vierpunktig  berühren  und  durch 
die  beiden  anderen  hindurchgehen. 


Fünfte  Sitzung  am  9.  Dezember  1909.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
A.  Witting.  — Anwesend  17  Mitglieder  und  Gäste. 

Bauamtmann  Dr.  A.  Schreiber  führt  den  neuen  harmonischen 
Analysator  von  Mader  vor. 

Es  handelt  sich  um  die  Bestimmung  der  Koeffizienten  An  und  Bn  (Amplitudeu)  in 
der  Entwicklung  einer  beliebigen  (willkürlichen)  periodischen  Funktion  f(x)  mit  der 
Periode  o nach  der  sogen.  Fourierschen  Beihe ; 


28 


f{cc)  = ~ A0  -[-  Ax  cos  x • — -f-  A2  cos  2.«  • — -j- 

a ct 

IT>  ' ^ I X>  • o 2 TC 

4-  -üi  sm  ai h B9  sm  2a? H > 

1 a a 

wobei  sich  bekanntlich  die  An  und  Bn  in  folgender  Weise  als  bestimmte  Integrale  dar- 
stellen lassen: 

a a 


A n — 


aj  y COä (B x-2i)dx  Bn = Ij y siu  (» * • -£) 


d x . 


0 0 
Bei  dem  vorliegenden  Analysator  wird  eine  kreisrunde  Scheibe  mit  vertikaler  Dreh- 
achse durch  einen  Mechanismus  derart  in  fortschreitende  und  drehende  Bewegungen  ver- 
setzt, dafs  ein  Punkt  P der  Scheibe,  während  der  Fahrstift  des  Analysators  die  Kurve 
befährt  und,  am  Ende  der  Perioie  angelangt,  auf  der  Basis  a geradlinig  bis  zum  Anfang 
der  Kurve  zurückgeführt  wird,  eine  geschlossene  Kurve  beschreibt,  deren  Inhalt,  ab- 
gesehen von  einem  konstanten  Faktor,  der  gleich  100  gemacht  wird,  den  Koeffizienten 
An  darstellt.  Ein  anderer  Punkt  Q derselben  Scheibe  gibt  in  derselben  Weise  den 
Koeffizienten  Bn.  ln  den  Punkt  P wird  der  Fahrstift  eines  gewöhnlichen  Planimeters 
eingesetzt,  so  dafs  es  nur  nötig  ist,  vor  und  nach  dem  Umfahren  der  zu  analysierenden 
Kurve  das  Planimeter  abzulesen.  Dem  Instrumente  sind  Scheiben  für  die  1.  bis  11. 
harmonische  Schwingung  beigegeben.  Ein  wesentlicher  Vorteil  des  Instrumentes  beruht 
darin,  dafs  es  für  jede  beliebige  Basis  zwischen  « = 20  und  360  mm  eingestellt  werden 
kann.  Das  Instrument  ist  sehr  leicht  zu  handhaben,  derart,  dafs  eine  gezeichnet  vor- 
liegende Funktion  samt  Aufstellung  und  Adjustierung  des  Instrumentes  bei  einiger 
Übung  etwa  in  einer  Stunde  bis  zur  4.  oder  5.  Schwingung  analysiert  werden  kann.*  Der 

Koeffizient  — A0  wird  natürlich  ermittelt,  indem  man  die  vorgelegte  Kurve  direkt  'mit 
& 

dem  Planimeter  umfährt  und  die  erhaltene  Fläche  durch  a teilt. 

Der  Analysator  wird  von  der  Firma  Gebr.  Stärzl,  München,  Amalien str.  28  zum 
Preise  von  120  Mk.  geliefert.  D R G.  M.  Ausführliche  Darstellung  der  Theorie  und 
des  Gebrauchs  vergl.  0.  Mader:  Ein  einfacher  harmonischer  Analysator  mit  beliebiger 
Basis...  Elektrotechn.  Zeitschr.  1909,  Heft  36. 

Über  ältere  Instrumente  zur  harmonischen  Analyse  vergl.  den  Aufsatz  won; 

0.  Henrici  im  Katalog  mathem.  und  mathem. -physikalischer  Modelle,  Apparate  un#1* 
Instrumente  der  Deutschen  Mathematiker-Vereinigung.  München  1892,  S.  125;  ebenda- 
selbst S.  213  ff. 

Der  Vortragende  teilt  einige  Versuchsreihen  mit,  die  gewonnen  worden  sind 
durch  harmonische  Analyse  einer  aus  geraden  Linien  zusammengesetzten  Funktion  (von 

A , . ci  a . . a a a . . 3 3 

x = 0 bis  — y = 0,  von  x = — bis  — i y = x — — , von  & = — bis  x — y — x — ^ a> 

wobei  es  dann  durch  Integration  möglich  ist.  " 

die  Koeffizienten  An  und  Pu  analytisch  und  numerisch  (a  = 200  mm)  zu  ermitteln.  Der 

Funktionsverlauf  zeigt  dann  für  x = ^ eine  Unstetigkeit  ^Sprung  von  auf  — 

Die  Vergleichung  der  berechneten’  Koeffizienten  mit  den  durch  das  Instrument  mechanisch 
ermittelten  zeigte,  dafs  die  gröfsten  Fehler  nur  4 0,3  mm  sind.  An  Unstetigkeitsßtellen 

wird  die  dort  vorhandene  Ordinate  filier  die  zu  = gehörende  Ordinate  zw^olien 
~ ^ befahren,  als  wäre  sie  ein  Teil  der  Kurve. 

Bauamtmann  Dr.  A.  Schreiber  spricht  ferner  über  Logarithmen- 
papiere und  deren  Anwendung,  sowie  über  einen  Abacus  zur  Auf- 
lösung dreigliedriger  kubischer  Gleichungen. 

Diese  Papiere  sind  erst  kürzlich  von  der  Firma  Schleicher  & Schüll,  Düren 

1.  Rheinland,  in  den  Handel  gebracht  worden  Die  erste  Sorte  ist  in  der  einen  Richtung 
linear,  d.  li.  wie  gewöhnliches  Millimeterpapier,  in  der  anderen  Richtung  wie  eine  sogen. 
Gunterskala  (Skala  des  Rechenschiebers),  d.  h.  logarithmisch  geteilt.  Die  Kurve 

y = aekx, 


schliefslich  von  x = a bis 
4 


2 

ö y = o), 


y — 


und 


29 


(e  Basis  der  nat.  Logarithmen,  a und  k Konstante)  stellt  sich  auf  diesem  Papier  als 
gerade  Linie  dar.  Der  Vortragende  deutet  eine  Reihe  von  mathematischen,  physikalischen 
und  technischen  Anwendungen  an. 

Die  zweite  Sorte  der  Logarithmenpapiere  ist  in  beiden  Achsenrichtungen  logarith- 
inisch  geteilt.  Eine  auf  solchem  Papier  gezeichnete  Gerade  stellt  die  Kurve 

Xm  yn  = C 

dar,  wo  m,  n und  C Konstante  sind ; eine  Schar  paralleler  Geraden  gibt  eine  Isoplethen- 
dar Stellung  für  die  Funktion 

z = Ä . xm  y™ , 

wo  A,  in  imd  n Konstante  sind.  So  ist  es  leicht,  sich  einen  Abacus  für  graphische 
Multiplikation  und  Division  herzustellen,  der  die  Gleichung 

z = xy 

vertritt.  Die  Schar  der  hier  auftretenden  Hyperbeln  erscheint  auf  dem  Logarithmen - 
papier  als  eine  Schar  von  parallelen  Geraden,  die  auf  den  Achsen  des  Logarithmenpapiers 
(gezählt  von  dem  mit  1 bezifferten  Punkte)  gleiche  Abschnitte  hervorbringen.  Die  Haupt- 
anwendung finden  diese  Papiere  in  der  Nomographie  (Lehre  von  den  Isoplethendar- 
stellungen). 

Der  Vortragende  legt  schliefslich  einen  auf  logarithmischein  Papier  der  zweiten 
Sorte  entworfenen  Abacus  zur  Auflösung  kubischer  Gleichungen  vor,  der  auf  dem  be- 
kannten Satze  beruht,  dafs  die  Abszissen  der  Schnittpunkte  zweier  Kurven  mit  den 
Gleichungen 

y = %?- y=px 
Wurzeln  der  kubischen  Gleichung 

xz  — px-\-q  — Q (p  >>  0,  #^0) 
sind.  Die  Wurzeln  der  Gleichung 

xz  -\-px  — cf  = 0 

ergeben  sich  aus  den  beiden  Kurven 

y — q — xs,  y=px  (p  >»  0,  q >-  0). 

Der  Abacus  besteht  daher  aus  zwei  einzelnen  Teilen  und  läfst  sich  infolge  der  Eigen- 
schaften des  Logarithmenpapiers  sehr  leicht  zeichnen  und  auf  geringen  Raum  ein- 
schränken. Die  Gleichung 

xz-{-px-\-q  = 0 (p  > 0,  q > 0) 

kann  auf  dem  Abacus  nicht  dargestellt  werden.  Ihre  einzige  reelle  und  negative  Wurzel 
findet  man  aber,  indem  man  die  positive  Wurzel  der  Gleichung 

xz  -\-px  — q = 0 

aufsucht.  In  dieser  Weise  fiudet  man  auch  in  anderen  Fällen  die  negativen  reellen 
Wurzeln  irgend  einer  vorgelegten  kubischen  Gleichung.  Durch  Wurzelvergröfserung 
oder  Verkleinerung  kann  man  jede  reelle  Wurzel  einer  beliebig  vorgelegten  kubischen 
Gleichung  auf  den  Abacus  bringen. 

Vergl.  hierzu  A.  Schreiber:  Über  Logarithmenpapiere.  Zentralblatt  der  Bau- 
verwaltung, 1909,  Nr.  88,  S.  574. 

Studienrat  Prof.  Dr.  R.  Heger  führt  Wandtafeln  mit  Kurven 
3.  Ordnung  vor  und  gibt  eingehende  Erläuterungen  dazu.  (Vergl.  Ab- 
handlung XI.) 


VII.  Hauptversammlungen. 


Am  29.  September  1909  fand  an  Stelle  der  Hauptversammlung  eine 
Besichtigung  der  Nähmaschinenfabrik  von  Clemens  Müller  in 
Dresden-N.,  Grofsenhainerstrafse  1/5,  unter  Führung  der  Direktoren  der 
Fabrik  statt,  an  der  28  Mitglieder  und  Gäste  teilnahmen. 


30 


Achte  Sitzung  am  28.  Oktober  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  59  Mitglieder  und  Gäste. 

Ausgelegt  sind  die  Photographien  der  Adresse,  welche  der  Uni- 
versität Leipzig  zur  500jährigen  Jubelfeier  von  den  naturwissen- 
schaftlichen und  verwandten  Gesellschaften  Sachsens  überreicht  worden  ist. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  und  Bibliothekar  A.  Richter  berichten 
über  die  Fortschritte  der  Katalogisierung  der  Gesellschafts- 
bibliothe  k. 

Prof.  Dr.  A.  Wittin g veranlafst  eine  kurze  Aussprache  über  die  Be- 
teiligung der  Isis  an  den  Bestrebungen,  welche  auf  die  Erhaltung  der 
jetzt  im  Ausstellungspark  erbauten  Sternwarte  für  Dresden  ge- 
richtet sind. 

Bauamtman'n  Dr.  A.  Schreiber  hält  einen  Lichtbildervortrag  über 
das  Stereoskop  und  die  Stereomethoden,  sowie  deren  Anwendung 
in  der  Photogrammetrie. 


Neunte  Sitzung  am  25.  November  1909.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  93  Mitglieder  und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  gibt  bekannt,  dafs  der  Gesellschaft  von 
einem  ungenannten  Mitgliede  ein  Beitrag  von  500  Mk.  zur  Drucklegung 
eines  neuen  Bibliothekskataloges  geschenkt  worden  sind. 

Hierauf  wird  die  Wahl  der  Beamten  für  1910  vorgenommen. 
(Vergl.  die  Zusammenstellung  auf  S.  32.) 

Geh.  Rat  Prof.  Dr.  W.  Hempel  hält  einen  Experimentalvortrag  über 
elektrische  Laboratoriumsöfen. 


Zehnte  Sitzung  am  16.  Dezember  1909.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof. 
H.  Engelhardt.  — Anwesend  47  Mitglieder. 

Auf  Antrag  der  Sektion  für  prähistorische  Forschungen  wird  be- 
schlossen, die  beiden  neu  erschienenen  Zeitschriften  für  Vorgeschichte: 

Prähistorische  Zeitschrift,  herausgeg.  von  0.  Schuchhardt,  K.  Schu- 
mncher  und  H.  Seger,  und 

Mannus,  Zeitschrift  für  Vorgeschichte.  Organ  der  Deutschen  Ges.  für 
Vorgesch.,  herausgeg.  von  G.  Kossinna, 

für  die  Gesellschaftsbibliothek  zu  abonnieren. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  teilt  mit,  dafs  die  gegenwärtige  Zahl 
der  wirklichen  Mitglieder  279  beträgt  und  damit  der  Höchstbestand  an 
wirklichen  Mitgliedern  seit  Gründung  der  Gesellschaft  (278  im  Jahre  1873) 
überschritten  worden  ist. 

Baurat  0.  Göllnitz  spricht  unter  Vorführung  zahlreicher  Lichtbilder 
über  die  erdmagnetische  Vermessung  Sachsens  und  deren  Er- 
gebnisse. 

Vergl.  Jahrbuch  für  das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Königreiche  Sachsen, 
Jhrg.  1909,  A,  S.  3 ff.  Mit  4 Tafeln. 


31 


Yeräiiderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  27.  November  1908  starb  in  Paris  Dr.  Albert  Gaudry,  früher 
Professor  der  Paläontologie  am  Musee  d’liistoire  naturelle,  Membre  de 
^Institut,  korrespondierendes  JVIitglied  der  Isis  seit  1868. 

Am  13.  September  1909  starb  Adelbert  Geheeb,  privatisierender 
Apotheker  in  Freiburg  i.  Br.,  korrespondierendes  Mitglied  seit  1877. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Guthmann,  Louis,  Kaufmann  in  Dresden,  am  25.  November  1909; 
Heinich,  Rud.,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer  in  Dresden,  am  16.  De- 
zember 1909; 

Lange,  Ernst,  Dr.  phil.,  Geh.  Schulrat,  vortrag.  Rat  im  Kultusministerium 
in  Dresden,  am  28.  Oktober  1909; 

Langenhan,  J.,  Dr.  jur.,  Rechtsanwalt  in  Dresden,!  \rnvpmnpr  ,q0q 

Riehmer,  Ernst,  Organist  in  Leuben  b.  Dr.,  J a 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse 

zahlten:  Dr  Amthor,  Hannover,  3Mk.;  Prof.  Dr.  Bachmann,  Plauen  i.  V., 
3 Mk.;  Oberbergrat  Prof.  Dr.  Beck,  Freiberg,  3 Mk.;  K.  Bibliothek, 
Berlin,  3 Mk. ; naturwissensch.  Modelleur  Blaschka,  Hosterwitz,  3 Mk. ; 
Apotheker  Capelle,  Springe,  3 Mk.;  Privatmann  Eisei,  Gera,  3 Mk.; 
Chemiker  Dr.  Haupt,  Bautzen,  3 Mk. ; Prof.  Dr.  Hibsch,  Liebwerd,  2 Mk. 
89  Pf.;  Bürgerschullehrer  Hofmann,  Grofsenhain,  3Mk.;  Lehrer  Hotten- 
roth,  Gersdorf,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Müller,  Pirna,  3 Mk.;  Prof.  Naumann, 
Bautzen,  3 Mk.  5 Pf.;  Sektionsgeolog  Dr.  Petrascheck,  Wien,  3 Mk.  5 Pf.; 
Oberlehrer  Dr.  Raths  bürg,  Chemnitz,  6 Mk.;  Oberlehrer  Seidel  I, 
Zschopau,  4 Mk.;  Prof.  Dr.  Sterz el,  Chemnitz,  3 Mk.  5 Pf.;  Dr.  med. 
Th ümer,  Karlshorst,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Umlauf,  Hamburg,  6 Mk.  5 Pf.  — 
In  Summa  64  Mk.  9 Pf. 

G.  Lehmann, 
Kassierer  der  „Isis“. 


32 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1910. 

Vorstand. 

Erster  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Förster. 
Zweiter  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt. 
Kassierer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Direktorium. 

Erster  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Förster. 
Zweiter  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt. 

Als  Sektionsvorstände: 

Prof.  Dr.  E.  Lohr  mann, 

Prof.  Dr.  F.  Neger, 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner, 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller, 

Prof.  H.  Rebenstorff, 

Prof.  Dr.  A.  Witting. 

Erster  Sekretär:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 
Zweiter  Sekretär:  Direktor  A.  Thiimer. 

Verwaltungsrat. 

Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt. 

Mitglieder:  Geh.  Hofrat  Prof.  H.  Fischer, 

Bankier  A.  Kuntze, 

Geh.  Kommerzienrat  L.  Guthmann, 
Privatmann  W.  Putscher, 

Fabrikbesitzer  E.  Kühnscherf, 

Zivilingenieur  R.  Scheid  hau  er. 

Kassierer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Bibliothekar:  Privatmann  A.  Richter. 

Sekretär:  Direktor  A.  Thümer. 

Sektionsbeamte. 

I.  Sektion  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  Lohrmann. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Viehmeyer. 

Protokollant:  Lehrer  G.  Dutschmann. 

Stellvertreter:  Lehrer  G.  Schönfeld. 

II.  Sektion  für  Botanik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  F.  Neger. 

Stellvertreter:  Kustos  Dr.  B.  Schorler. 

Protokollant:  Prof.  Dr.  A.  Saupe. 

Stellvertreter:  Lehrer  E.  Herrmann. 


33 


III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner. 

Stellvertreter:  Dr.  K.  Wanderer. 

Protokollant:  Dr.  E.  Ri  mann. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  A.  Geifsler. 


IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Direktor  H.  Döring. 

Protokollant:  Oberlehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  M.  Klahr. 


V.  Sektion  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  H.  Rebenstorff. 

Stellvertreter:  Direktor  Dr.  A.  Beythien. 

Protokollant:  Privatdozent  Dr.  H.  Thiele. 

Stellvertreter:  Fabrikbesitzer  R.  Jahr. 

VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  A.  Witting. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  E.  Naetsch. 

Protokollant:  Bauamtmann  Dr.  A.  Schreiber. 

Stellvertreter:  Gymnasiallehrer  E.  Sporbert. 


Redaktionskomitee. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Direktoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Sekretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1909  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

(Die  tauschende  Gesellschaft  ist  verzeichnet,  auch  wenn  im  laufenden  Jahre  keine 
Schriften  eingegangen  sind.) 

I.  Europa. 


1.  Deutschland. 


Altenburg : Natur  forschende  Gesellschaft  des  Osterlandes. 

Annaberg- Buchholz:  Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg.  — 
38.  Bericht.  [Aa  18.] 

Bamberg:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bautzen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“. 

Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg. 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  60,  Heft  4; 
Bd.  61,  Heft  1 — 3;  Monatsberichte  1908,  Nr.  8 — 12;  1909,  Nr.  1 — 7. 
[Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Zeitschrift  für  Ethnologie,  40.  Jahrg.,  Heft  6;  41.  Jahrg.,  Heft  1—5. 
[G  55.] 

Bonn:  Natur  historischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verliandl.,  65.  Jahrg. ; 66.  Jahrg., 
1.  Hälfte.  [Aa  93.] 

Bonn:  Niederrheinische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Sitzungs- 
ber.,  1908;  1909,  1.  Hälfte.  [Aa  322.] 

Braunschiveig : Verein  für  Naturwissenschaft. 

Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XIX,  Heft  3 
nebst  Beilage.  [Aa  2.] 

Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 86.  Jahresber. 


[Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 


lerzogl.  geologische  Landes- 
Fa  8.] 


Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  Gross 
anstalt.  — Notizbl.,  4.  Folge,  29.  Heft. 

Donaueschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landesteile.  — Schriften,  XII.  Heft.  [Aa  174.] 
Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Jahresber.  1908 — 1909. 


[Aa  47.] 

Dresden:  K.  Sächsische  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  „Flora“. 
— Sitzungsber.  und  Abhandl.,  Jahrg.  10—1*3.  [Ca  26.]  — Verzeichnis 
der  Bibliothek.  [Je  122.] 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  Heft  8 u.  9,  und  Mitglieder- 
verzeichnis 1909.  [Fa  6.] 

Dresden:  K.  Sächsischer  Altertumsverein.  — Neues  Archiv  für  Sächs. 
Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XXX.  [G  75.] 


35 


Dresden : Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mitteil., 
1908—1909.  [Ha  9.] 

Dresden : K.  Mineralogisch -geologisches  Museum. 

Dresden : K.  Zoologisches  und  Anthrop.-  ethnogr.  Museum. 

Dresden : K.  Oeffentliche  Bibliothek. 

Dresden : K.  Tierärztliche  Hochschule.  - — Bericht  für  das  Jahr  1908,  n.  F., 
III.  [Ha  26  b.]  — Bericht  über  das  Veterinär  wesen  in  Sachsen,  53.  Jahrg. 
[Ha  26.] 

Dresden : K.  Sächsische  Technische  Hochschule.  — Bericht  für  das  Studien- 
jahr 1907 — 1908  und  1908—1909;  Verzeichnis  der  Vorlesungen  und 
Uebungen  samt  Stunden-  und  Studienplänen,  S.-S.  1909,  W.-S.  1909 
bis  1910.  [Je  63.]  — Personalverz.  Nr.  XXXIX — XL.  [Je  63b.] 
Dresden'.  K.  Sächs.  Landeswetterwarte.  — Deutsches  meteorolog.  Jahrbuch 
für  1904,  II.  Hälfte,  und  1905,  I.  Hälfte.  [Ec  57.]  — Dekaden  Monats- 
berichte, Jahrgang  XI.  [Ec  57  c.] 

Dürkheim : Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
Mitteil.  LXV,  Nr.  24.  JAa56.] 

Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Elberfeld : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresber.,  12.  Heft.  [Aa  235. J 
Emden\  Naturforschende  Gesellschaft.  — 93.  Jahresber.  [Aa-48.] 

Emden : Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  — Jahrbücher, 
XXXIV.  Heft.  [Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch -medizinische  Sozietät.  — Sitzungsberichte,  39.  u. 
40.  Bd.  [Aa  212.]  — Festschrift  zur  Feier  des  lOOiährigen  Bestehens. 
[Aa  21.2  b.] 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht 
für  1909.  [Aa  9 a.] 

Frankfurt  a.  M.:  Physikalischer  Verein.  — Jahresbericht  für  1907 — 1908. 

[Eb  35.]  — Der  Neubau  und  seine  Eröffnungsfeier  1908.  [Eb  35b.] 
Frankfurt  a.  O.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt. 

Freiberg:  K.  Sächsische  Bergakademie.  — Programm  für  das  143.  Studien- 
jahr. [Aa  323.] 

Freiburg  i.  Br.:  Badischer  Landesverein  für  Naturkunde.  — Mitte^., 
Nr.  226 — 244.  [Aa  346.]  — Mitteil,  des  badischen  botanischen  Vereins, 
Nr.  51 — 225  und  4 Beilagen.  [Ca  31.] 

Fulda:  Verein  für  Naturkunde.  — IX.  Bericht.  [Aa  22b.] 

Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — 3.  u.  4. 
Bericht  der  medizinischen  Abteil.;  Bericht  der  naturwissensch.  Abt. 
Bd.  2.  [Aa  26.] 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft.  — AbUandlungen'  Bd.  2*6.  [Aa  3.] 
Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Codex  diplo- 
maticus  Lusatiae  superioris,  Bd.  81,  Heft  5;  Neues  Lausitzisches 
Magazin,  Bd.  85.  [Aa  64.]  — W.  Scheibe:  Die  baugeschichtliche  Ent- 
wicklung von  Kamenz.  [G  158.]  — R.  Doehler:  Geschichte  der  Ritter- 
güter und  Dörfer  Lomnitz  und  Bohra.  [G  159.]  — W.  Steitz:  Friedrich 
von  Uechtritz  als  dramatischer  Dichter.  [Ja  102.] 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
— Jahreshefte,  Bd.  II,  Heft  3—4.  [G  113.] 


36 


Greifswald'. Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu- Vorpommern  und  Rügen. 
— Mitteil.,  40.  Jahrg.  [Aa  68.] 

Greifsivald : Geographische  Gesellschaft.  — XI.  Jahresbericht.  [Fa  20.] 
Greiz : Verein  der  Naturfreunde. 

Guben : Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte. — 
Mitteil.,  X.  Bd.,  Heft  5 — 8.  [G  102.] 

Güstroiv : Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.  — 
Archiv,  Jahrg.  62,  Abt.  II  mit  Anhang,  u.  Jahrg.  63,  Abt.  I.  [Aa  14.] 
Halle  a.  S.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle  a.  S.:  Kais.  Leopoldino-Carolinische  Deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XLV.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.:  Sachs. -Thüring.  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  32.  Jahrgang. 
[Fa  16.] 

Hamburg:  Wissenschaftliche  Anstalten.  — Jahrbuch,  XXV.  Jahrg.  mit 
Beiheft  1—7.  [Aa  276.1 

Hamburg : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  III.  Folge, 
16.  Heft.  [Aa  293  b.] 

Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau:  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte  Naturkunde. 
J£^wnover:,-NaturhistoHsche  Gesellschaft. 

Hannover  :r  Geographische  Gesellschaft.  — 4.  u.  5.  Nachtrag  zum  Kataloge 
der  Stadtbibliothek,  1906.  [Fa  18.] 

Heidelberg:  Naturhistorisch -medizinischer  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  VIII, 
Heft  5;  Bd.  IX;  Bd.  X,  Heft  1—2.  [Aa  90.] 

Hof:  Nordoberfränkischer  Verein  für  Natur-,  Geschichts-  und  Landeskunde. 
— - V.  Bericht.  [Aa  325.] 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  21.  [Aa  88.] 
Karlsruhe:  Badischer  zoologischer  Verein.  — Mitteilungen,  Nr.  18.  [Ba  27.] 
Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  — Abhandl.  u.  Bericht  Nr.  LII.  [Aa  242.] 
Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.  — Zeitschrift, 


Bd.  43.  [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein. 

Köln : • Redaktion  der  Gaea. 

Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch  - ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften, 
% 49.  Jahrg.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Pr.:  Altertums -Gesellschaft  Prussia. 

Krefeld:  Verein  für  Naturkunde.  — Mitteilungen  1909.  [Aa  329.] 

Landshut : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Sitzungsberichte,  34.  u.  35.  Jahr- 
gang. [Aa  202.] 

Leipzig:  K.  Sächsische' Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem.-phys.  Klasse,  LX.  Bd.,  Heft  6 — 8;  LX1.  Bd., 
Heft  1 — 3/  {Aa  296.]  * 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  — Erläuterungen 
zu  Sektion  Rosswein-Nossen  (Bl.  63),  2.  Aufl.,  und  zu  Sektion  Franken- 
berg-Hainichen (Bl.  78),  2.  Aufl.  [De  146.] 

Leipzig:  Städtisches  Museum  für  Völkerkunde.  — Jahrb.,  Bd.  2.  [G  155.] 

Lübeck:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistorisches  Museum.  — 
Mitteil.,  2.  Reihe,  Heft  22  u.  23.  [Aa  279b.] 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 

Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 


37 


Magdeburg : Museum  für  Natur-  uncl  Heimatkunde.  — Abhandl.  u.  Berichte, 
Band  I,  Heft  4.  [Aa  342.] 

Mainz:  Bömisch -germanisches  Centralmuseum.  — Mainzer  Zeitschrift, 
Jahrg.  1907.  [G  145a.]  — Röm.-germ.  Korrespondenzbl.,  1.  Jhrg.  [G153.] 
Mannheim : Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesamten  Naturwissenschaften. 

— Sitzungsber.,  Jahrg.  1908.  [Aa  266.] 

Meissen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“. 

München:  Bayerische  botanische  Gesellschaft  zur  Erforschung  der  hei- 
mischen Flora.  — Mitteil.,  Bd.  II,  Nr.  9 — 13;  Berichte,  Bd.  XII,  Heft  1. 
[Ca  29.] 

München:  Deutscher  und  Oesterreichischer  Alpenverein.  — Mitteil.,  Jahrg. 

1909.  [Fa  28.]  — Zeitschrift,  Bd.  XXXIX.  [Fa  28b.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
36.  u.  37.  Jahresbericht.  [Aa  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“.  — 34.  Bericht. 
[Aa  28.] 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft. 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde.  — 43. — 50.  Bericht  nebst  Ergänzung. 
[Aa  27.] 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Passau : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Posen:  Deutsche  Gesellschaft  für  Kunst  u.  Wissenschaft.  — Zeitschr.  der 
naturwissenschaftl.  Abteilg.,  XV.  Jahrg.]  Heft  3 — 5;  XVI.  Jahrg.,  Heft  1 
bis  5.  [Aa  316.] 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Reaensburq:  K.  Bayer,  botanische  Gesellschaft.  — Denkschriften,  n.  F., 
LV.  Bd.  [Cb  42.] 

Reichenbach  i.  V.\  Verein  für  Natur-  u.  Altertumskunde.  — VI.  Bericht. 
[Aa  29.] 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein. 

Stettin:  Ornithologischer  Verein. 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  64,  mit  2 Beilagen.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertums  verein. 

Tharandt:  Redaktion  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen,  Bd.  LX1X,  Heft  5—6;  Bd.  LXX;  Bd.  LXXI. 
[Ha  20.] 

Thorn:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — Mitteil., 
16.  Heft.  [Aa  145.J 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen.  — Jahresber.,  n.  F.,  I. 
[Aa  262.] 

Tübingen:  Universität.  — Württembergische  Jahrbücher  für  Statistik 
und  Landeskunde,  Jahrg.  1908,  Heft  II;  Jahrg.  1909,  Heft  I.  [Aa  335.] 
Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben.  — 
Mitteil.,  Heft  13—16.  [G  58.] 

Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mitteil.^  n.  F.,  Heft  24  u.  25. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 


38 


Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  62. 
[Aa  43.] 

Würzburg : Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsberichte, 
Jahrg.  1907  und  Jahrg.  1908,  Nr.  1 — 6.  [Aa  85.] 

Zerbst : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Zwickau : Verein  für  Naturkunde. 

2.  Österreich-Ungarn. 

Aussig : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Bistritz : Gewerbelehrlingsschule.  — XXXIII.  Jahresbericht.  [Je  105.] 
Brünn:  Naturforschender  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  XLVI.  [Aa  87.] 
Brünn:  Lehrerverein,  Klub  für  Naturkunde.  — IX.  Bericht.  [Aa  330.] 
Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — FöldtaniKözlöny,  XXXVIII. 

köt.,  11. — 12.  füz.;  XXXIX.  köt.,  1. — 5.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mitteilungen, 
Jahrg.  1908.  [Aa  72.] 

Hermannstadt:  Siebenhür  gisch  er  Verein  für  Naturwissenschaften.  — Ver- 
handl. u.  Mitteil.,  Jahrg.  LVilL  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen -Verein. — Jahrb.,  Jahrg.  XXXVI.  [Aa  198.] 
Innsbruck:  Naturwissenschaftlich -medizinischer  Verein. 

Klagenfurt:  Naturhistorisches  Landesmuseum  für  Kärnten.  — Jahrbuch, 
Heft  28.  [Aa  42.]  — Carinthia  II,  Mitteil.,  Jahrg.  98,  Nr.  4 — 6;  Jahr- 
gang 99,  Nr.  1 — 5.  [Aa  42b.] 

Laibach:  Musealverein  für  Krain. 

Linz:  -Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns. 

Linz:  Museum  Francisco -Carolinum.  — 67.  Bericht  nebst  der  61.  Lief,  der 
Beitr.  zur  Landeskunde  von  Österreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 

Olmütz:  Naturwissensch.  Sektion  des  Vereins  „Botanischer  Garten“. 
Hag:  Deutscher  naturwissenschaftlich -medizinischer  Verein  für  Böhmen 
„Lotos“.  — Naturwissenschaft!.  Zeitschr.  „Lotos“,  Bd.  56.  [Aa  63.] 
Prag:  K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.- naturwissensch.  Kl.,  1908.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1908. 
[Aa  270.] 

Prag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Bericht  1908. 

[Aa  272.]  — Pamätky  archaeologicke , dil.  XXIII,  ses.  4 — 6.  [G  71.] 
Prag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten.  — 59.  u.  60.  Bericht. 
[Ja  70.] 

P*ag:  »Ceska  Akademie  Cisafe  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  trida  II, 
roenik  XVII.  [Aa  313.]  — Bulletin  international,  XII.  u.  XIII.  annee. 
[Aa  313b.]  — B.  Nemec:  Anatomie  a Fysiologie  Rostlin,  1.  Bd.,  2.  Hälfte. 
[Cc  76.] 

Presburg:  Verein  für  Heil-  und  Naturkunde.  — Verhandl.,  Bd.  XVIII  u. 
XIX.  [Aa  92.] 

~Reichenberg : Verein  der  Naturfreunde.  — Mitteilungen,  Jahrg.  39.  [Aa  70.] 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde. 

Temesvar : Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zettudomänyi  Füzetek,  XXXII.  evol.,  füz.  3 — 4;  XXXIII.  evol.,  füz.  1. 
[Aa  216.] 


39 


Trencsin:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Trencsiner  Komitates. 
Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest : Societä  Adriatica  di  scienze  naturali. 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  1908.  [Aa  11.] 
Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XLIX.  [Aa  82.] 

Wien:  K.  k.  naturhist.  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.XXII,  Nr.  2—4;  Bd.XXLlI, 
Nr.  1—2.  [Aa  280.] 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft. 

Wien:  K.  k.  geologische  Beichsanstalt.  — Verhandl.,  1908,  Nr.  15 — 18; 
1909,  Nr.  1 — 9.  [Da  16.]  — Jahrbuch,  Bd.  LVIII,  Heft  4;  Bd.  L1X, 
Heft  1 — 2.  [Da  4.]  — Abhandl.,  Bd.  XXI,  Heft  1.  [Da  1.] 

Wien:  K.  k.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  — Verhandl.,  Bd.  LVIII. 
[Aa  95.] 

Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität. 

Wien:  K.  k.  Zentral- Anstalt  für  Meteorologie  und  Geodynamik.  — Jahr- 
bücher, Jahrg.  1907.  — Offizielle  Publikation  Nr.  III  u.  Nr.  IV;  all- 
gemeiner Bericht  und  Chronik  der  1906  und  1907  in  Oesterreich 
beobachteten  Erdbeben.  [Ec  82.] 

3.  Rumänien. 

Bukarest:  Observatoire  astronomique  et  meteorologique  de  Roumanie.  — 
Buletinul  lunar,  anul  XVII  und  XVIII.  [Ec  75  b.J 

4.  Schweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Basel:  Natur  forschende  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XX,  Heft  1 u.  2. 
[Aa  86.] 

Bern:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Nr.  1665—1700.  [Aa  254.] 
Bern:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft. 

Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der 
91.  Jahresversamml.  [Aa  255.] 

Chur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubiindens.  — 51.  Jahresber.  [Aa51,] 
Frauenfeld:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Freiburg : Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  vol.  XVI. 
[Aa264.]  — Memoires:  Botanik,  Bd.  III,  Heft  1;  Chemie,  Bd.  III,  Heft  2; 
Geologie  u.  Geographie,  Bd.  VI;  Bakteriolgie,  Bd.  I,  Heft  1.  [Aa  264b.] 
St.  Gallen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  — Jahrbuch  für  1907. 
[Aa  23.] 

Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  5.  ser., 
vol.  XLIV,  no.  164;  vol.  XLV,  no.  165-  166.  [Aa  248.] 

Neuchatel:  Societe  Neuchäteloise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  tome 
XXXV.  [Aa  247. J 

Schaffhausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mitteil., 
Bd.  XI,  Heft  9 u.  10.  [Bk  222.] 

Sion : La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles. 
Winterthur:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Heft  7.  [Aa331.] 
Zürich:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Viertel] ahrsschr.,  Jahrg.  53; 
Jahrg.  54,  Heft  1 — 2.  [Aa  96.1 


40 


5.  Frankreich. 

Amiens : Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France. 

Bordeaux : Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires,  ser,  6, 
tome  IV,  cah.  1 u.  2.  [Aa  253.]  — Proces-verbaux,  annee  1907 — 1908. 
[Aa  253b.]  — Observations  pluviometriques  et  thermometriques  1904 
bis  1905;  Bulletin  de  la  Commission  meteorologique  du  departement 
de  la  Gironde  1907,  II.  partie.  [Ec  106.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques.  — 
Memoires,  tome  XXXVI.  [Aa  137.] 

Dijon : Academie  des  Sciences,  arts  et  belles  lettres. 

Le  Mans : Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe. 

Lyon : Societe  Linneenne. 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  industrie.  — Annales  1907.  [Aa  133.] 
Lyon:  Academie  des  Sciences,  belles -lettres  et  arts. 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XXX11I.  [Ba  24.] 
Ä Toulouse:  Societe  Frangaise  de  botanique. 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  royale  zoologique  et  malacologique  de  Belgique.  — Annales, 
tome  XLIII.  [Bi  l.j 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  52.  [Bk  13.] 
— Memoires,  tome  XVII.  [Bk  13b.] 

Brüssel:  Societe  Beige  de  geologie,  de  paleontologie  et  d’hydrologie.  — 
Proces-verbaux, tome  XXII, Aug. — Dez.;  tomeXXHI,  Jan. — Jun.  [Da34.] 
Brüssel:  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  45. 
[Ca  16.]  — Essai  de  geographie  botanique  des  districts  littoraux  et 
alluviaux  de  la  Belgique  par  J.  Massart.  [Cd  134.] 

Gembloux:  Institut  chimique  et  bacteriologique. 

Lüttich:  Societe  geologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  XXX,  livr.  4; 
tome  XXXIII,  livr.  4;  tome  XXXV,  livr.  3— 4;  tome  XXXVI,  livr.  1. 
[Da  22.] 

7.  Holland. 

Cent:  Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“. 

Groningen \ Natuurkundig  Genootschap.  — Verslag  108.  [Je  80.] 
Hartem:  Musee  Teyler.  — Archives,  ser.  II,  vol.  XI,  p.  3.  [Aa  217.]  — 
Catalogue  du  cabinet  numismatique,  2.  Ausg.  [Je  123.] 

Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises  des 
Sciences  exactes  et  naturelles,  ser.  II,  tome  XIV.  [Aa  257.] 

8.  Luxemburg. 

Luxemburg:  Institut  grand-ducal. 

Luxemburg:  Gesellschaft  Luxemburger  Naturfreunde.  — Monatsberichte, 
I.  u.  II.  Jahrg.  [Aa  347.] 

9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  l’anno  1908;  Index  1808 — 1907.  [Aal99.] 
Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  IV,  vol.  XX, 
u.ser.  V,  vol.I.  [Aal49.]  — ßollettino,  1909,  2.  ser.,  fase.  5 — 9.  [Aal49b.] 
Florenz : Societa  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XL,  trimestre 
I— II.  [Bk  193.] 


41 


Mailand : Societä  Italiana  di  scienze  naturali. 

Mailand'.  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
yoI.  XLI,  fase.  17 — 20;  vol.  XLII,  fase.  1 — 15.  [Aa  161.] 

Modena : Societä  dei  naturalisti  e materaatici.  — Atti,  ser.  IV,  vol.  VII — X. 
[Aa  148.] 

Padua : Accademia  scientifica  Veneto-Trentino-Istriana. 

Palermo'.  Societä  di  scienze  naturali  ed  econoraicbe.  — Giornale,  vol.  XXVI. 
[Aa  334.] 

Parma:  Redaktion  des  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
anno  XXXIV,  no.  9 — 12;  anno  XXXV,  no.  1 — 4.  [G  54.] 

Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Processi  verbali,  vol.  XVIII, 
no.  1—  4;  Memorie,  vol.  XXIV.  [Aa  209.] 

Rom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  Rendiconti,  vol.  XII,  2.  sein.,  fase. 
11 — 12;  Rendic.  sol.  d.  6.  giugno  1909;  Rendic.,  vol.  XVII I,  1.  sem.; 
2.  sem.,  fase.  1 — 10.  [Aa  226.] 

Turin:  Societä  meteorologica  Italiana.  — Bolletino  bimensuale,  vol.  XXVII, 
no.  7 — 12;  vol.  XXVIII,  no.  1 — 6,  10 — 12;  Bolletino  meteorologico  e 
geodinamico  delFosservatorio  dei  Real  Collegio  Carlo  Alberto,  Monca- 
lieri,  1909,  Jun. — Dez.;  1908,  Jan. — Nov.  [Ec  2.] 

Venedig : R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  d’agricoltura,  scienze,  lettere,  arti  e commercio  di 
Verona.  — Atti  e Memorie,  ser.  IV,  vol.  VIII  e 2 append.;  vol.  IX. 
[Ha  14.] 

10.  Grofsbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  Irish academy.  — Proceedings,  vol.  XXVII,  sect.  A,  no.  10 — 12; 

sect.  B,  no.  6 — 11.  [Aa  343.] 

Dublin:  Royal  geological  society  of  Ireland. 

Edinburg:  Geological  society.  — Transactions,  vol.  IX,  p.  3 u.  4.  [Da  14.] 
Edinburg:  Scottish  meteorological  society. 

Glasgow:  Natural  history  society. 

Glasgow:  Geological  society. 

Manchester:  Geological  and  mining  society. 

Newcastle-upon-Tyne:  Natural  history  society  of  Northumberland,  Durliam 
and  Newcastle-upon-Tyne. 

11.  Schweden. 

Stockholm:  Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  29. 
[Bk  12.] 

Stockholm:  K.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademien.  — Antik- 
varisk  Tidskrift  för  Sverige,  Del.  XVIII,  H.  2.  [G  135.]  — Fornvännen 
meddelanden  1907  und  1908.  [G  135  c ] 

Upsala:  Geological  Institution  of  the  university. 

12.  Norwegen. 

Bergen:  Museum.  — Aarbog  1908,  3.  Heft;  1909,  1. — 2.  Heft;  Aarsberet- 
ning  1908.  [Aa  294.] 

Christiania : U niversität. 

Christiania:  Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmärkers  bevaring.  — 
Aarsberetning  1908.  [G  2.] 


42 


Ghristiania : Redaktion  des  Nyt  Magazin  for  Naturvidenskaberne.  — Nyt 
Mag.,  Bind  47,  Heft  1—3.  [Aa  340.] 

Tromsoe : Museum.  — Aarshefter  29.  [Aa  243.] 

13.  Rufsland. 

Ekatharinenburg:  Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles. 

— Bulletin,  tome  XXVIII.  [Aa  259.] 

Helsingfors : Societas  pro  fauna  et  flora  fennica.  — Acta,  vol.  24,  29  — 32. 

[Ba  17.]  — Meddelanden,  Heft  33 — 35.  [Ba  20.] 

Kharkoff:  Societe  des  Sciences  physico-chimiques.  — Travaux,  tome  XXXV; 

Register  zu  XXXIV;  Supplements,  fase.  XXI.  [Aa  224.] 

Kiew : Societe  des  naturalistes. 

Moskau : Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  1907,  no.  4. 
[Aa  134.]  ^ 

Odessa:  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XXX  11.  XXXI.  [Aa  256.] 

Petersburg:  Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  horti  Petropolitani,  tome 
XXVIII,  fase.  2;  tome  XXIX,  fase.  2;  tome  XXX,  fase.  1.  [Ca  10.] 
Petersburg:  Comite  geologique.  — Bulletins,  XXVII,  no.  4 — 10.  [Da  23.]  — 
Memoires,  nouv.  ser.,  livr.  36,  43 — 50.  [Da  24.] 

Petersburg:  Physikalisches  Zentralobservatorium.  — Annalen  1905.  [Ec  7.] 
Petersburg:  Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletins,  Jahrg.  1908, 
Nr.  18,  u.  Jahrg.  1909,  no.  1—17.  [Aa  315.] 

Petersburg:  Kaiserl.  mineralogische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  45; 
Bd.  46,  Lief.  1.  [Da  29.]  — Materialien  zur  Geologie  Rufslands, 
Bd.  XXIII,  Lief.  2;  Bd.  XXIV.  [Da  29 b.|  — Travaux  de  la  section 
geologique  du  cabinet  de  Sa  Majeste,  vol.  VII.  [Da  29c.] 

Riga:  Naturforscher -Verein.  — Korrespondenzblatt  LI  u.  LII.  [Aa  34.] 


IX.  A m e r i k a. 

1.  Nordamerika. 

Albang:  University  of  the  state  of  New- York.  — State  Museum  report, 
no.  60,  p.  1 — 3,  5;  no.  61,  p.  1 — 3.  [xYa  119.] 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XXIII, 
no.  209 — 218.  [Aa278.]  — American  journal  of  mathematics,  vol.  XXX, 
no.  3—4;  vol.  XXXI,  no.  1 — 3.  [Ea  38.]  — American  Chemical  journal, 
vol.  40;  vol.  41;  vol.  42,  no.  1.  [Ed  60.]  — Studies  in  histor.  and 
politic.  science,  ser.  XXVI,  no.  11 — 12;  ser.  XXVII,  no.  1 — 7.  [Fb  125.] 
— American  journal  ofphilology,  vol.  XXIX,  no.  3 — 4;  vol.  XXX,  no.  1 — 2. 
[Ja  64.] 

Berkeley:  University  of  California.  — Department  of  geology:  Bulletin, 
vol.  V,  no.  12—17.  [Da  31.]  — Botany,  vol.  III,  pag.  303-  395.  [Da  31c.] 
— Zoology,  vol.  5,  no.  2 — 3;  vol.  6,  no.  2.  [Da  31  d.]  — Phvsiology, 
vol.  III,  pag.  87-94.  [Da31e.] 

Boston:  American  academy  of  arts  and  Sciences.  — Proceedings,  new  ser., 
vol.  XLIV,  no.  1 — 26;  vol.  LXV,  no.  1—2.  [Aa  170.] 


43 


Boston : Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  34,  no.  1 — 4. 

[Aa  111.]  — Occasional  papers,  vol.  Y1I,  no.  8 — 10.  [Aa  111b.] 
Buffalo : Society  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  IX,  no.  2.  [Aa  185.] 
Cambridge : Museum  of  comparative  zoology.  — Bulletin,  vol.  LI I,  no.  6-13; 
vol.  LIII,  no.  2—4.  [Ba  14.] 

Chicago : Academy  of  Sciences.  — Bulletin,  no.  VII,  pt.  1;  Natural  History 
survey,  bulletin,  vol.  III,  no.  1—2.  [Aa  123b.] 

Chicago'.  Field  Columbian  museum.  — Publications,  no.  129,  133,  134. 
[Äa  324.] 

Bavenport'.  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  vol.  XII,  pag. 
95—222.  [Aa  219.] 

Halifax : Nova  Scotian  institute  of  natural  Science.  — Proceedings  and 
transactions,  vol.  XI,  p.  3 u.  4;  vol.  XII,  p.  1.  [Aa  304.] 

Lawrence'.  Kansas  university.  — Science  bulletin,  vol.  IV,  no.  7 — 20. 
[Aa  328.] 

Madison : Wisconsin  academy  of  Sciences,  arts  and  letters.  — Transactions, 
vol.  XVI,  p.  1.  [Aa  206.] 

Mexiko : Sociedad  cientifica  ,, Antonio  Alzate“.  — Memorias  y Bevista, 
tomo  XXV,  no.  4 — 8;  tomo  XXVI,  no.  10 — 12;  tomo  XXV II,  no.  1—3. 
[Aa  291.] 

Mihvaukee:  Public  museum  of  the  city  of  Milwaukee. 

Milwaukee:  Wisconsin  natural  history  society.  — Bulletin,  new  ser., 
vol.  VI,  no.  3—4;  vol.  VII,  no.  1-2.  [Aa  233.] 

Montreal:  Natural  history  society. 

Neiv-Haven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  — Transactions, 
vol.  XIV,  pag.  59  — 290;  vol.  XV.  [Aa  124.] 

New- York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  XVIII,  p.  3.  [Aa  101.] 
Philadelphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  vol.  LX,  p.  3; 
vol.  LXI,  p.  1.  [Aa  117.] 

Philadelphia:  American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XLVII, 
no.  190;  vol.  XL VIII,  no.  191-192.  [Aa  283.] 

Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science. 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Annual  report  37.  [Ba  22.] 
Pochester:  Academy  of  Science. 

Pochester:  Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  XIX.  [Aa  28.] 
Salem:  Essex  Institute. 

San  Francisco:  California  academy  of  Sciences.  — Proceedings,  4.  ser., 
vol.  III,  pag.  41  — 48.  [Aa  112.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science. 

St.  Louis:  Missouri  botanical  garden.  — Annual  report  1908.  [Ca  25.] 
Topeka:  Kansas  academy. of  Science. 

Toronto:  Canadian  institute.  — Transactions,  vol.  VIII,  p.  3.  [Aa  222b.] 
Tufts  College.  — Studies,  vol.  11,  no.  3.  [Aa  314.] 

Washington:  Smithsonian  Institution.  — Annual  report  1907.  [Aa  120.] 
— Report  of  the  U.  S.  national  museum  1908.  [Aa  120c.] 
Washington:  United  States  geological  survey.  — Annual  report,  no.  XXIX. 
[De  120.]  - Bulletin,  no.  341,  347,  349,  351—380,  382-385,  387, 
388,  394.  [De  120b.]  — Professional  papers,  no.  58—61,  63.  [De  120e.] 
— Water-supply  papers,  no.  219 — 226,  228—231,  234.  [De  120 f.  | — 
Mineral  resources  of  the  United-States,  1907,  p.  I u.  II.  [Db  81.] 
Washington:  Bureau  of  education. 


44 


2.  Südamerika. 

Buenos- Air  es:  Museo  nacional.  — Anales,  ser.  3,  tomo  X.  [Aa  147.] 
Buenos- Aires:  Sociedad  cientificä  Argentina.  — Anales,  tomo  LXVI,  entr. 

2 — 6;  tomo  LXV1I;  tomo  LXVIII,  entr.  1.  [Aa  230.] 

Cordoba:  Academia  nacional  de  ciencias.  — Boletin,  tomo  XVIII,  entr.  3a. 
[Aa  208.] 

La  Plata:  Museum.  — Revista,  tomo  XII — XV.  [Aa  308.]  — Anales,  ser.  2, 
tomo  I,  entr.  1 — 2.  [Aa  308  b.] 

Montevideo : Museo  nacional.  — Anales,  vol.  VII  [Flora  Uruguaya,  tomo  IV, 
entr.  1],  [Aa  326.] 

Rio  de  Janeiro : Museo  nacional. 

San  Jose:  Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa  Rica. 
Sao  Paulo : Commissao  geographica  e geologica  de  S.  Paulo.  — Carta  topo- 
graphica,  folha  Braganga,  folha  St.  Bento.  [Aa  305  a.]  — Dados  clima- 
tologicos,  ser.  2,  no.  4 — 7.  [Aa  305  b.] 

Santiago  de  Chile : Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 


III.  Asien. 

Batavia : K.  natuurkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  68.  [Aa  250.] 

Calcutta : Geologica!  survey  of  India.  — Memoirs,  vol.  XXXIV,  p.  4;  vol. 
XXXVII,  p.  1-3.  [Da  8.]  — Records,  vol.  XXXVII,  p.  2-4;  vo! 
XXXVIII,  p.  1—2.  [Da  11.]  — Palaeontologia  Indica,  new  ser.,  vol.  II, 
no.  4 — 5;  vol.  III,  no.  3;  vol,  VI,  no.  1.  [Da  9.]  — Annual  report  of 
the  board  of  scientific  advise  for  India,  1906—1907,  1907 — 1908. 
[Da  18b.]  — G.  Burrard  and  II.  Hayden:  A sketch  of  the  geography 
and  geology  of  the  Iiimalaya  mountains  and  Tibet,  part  IV.  [Fb  147.J 
Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mitteilungen,  Bd.  XI,  Teil  3 u.  4;  Bd.  XII,  Teil  1.  [Aa  187.] 


IV«  Australien. 

Melbourne : Mining  department  of  Victoria.  — Annual  report  of  the  secretary 
for  mines  1908.  [Da  21.] 


B.  Durch  Geschenke. 

Arldt,  Th.:  Die  Ausbreitung  einiger  Arachnidenordnungen.  Sep.  1908. 
[Bb  47.] 

Arldt , Th.:  Die  Ausbreitung  der  terricolen  Oligochäten  im  Laufe  der  erd- 
geschichtlichen Entwicklung  des  Erdreliefs.  Sep.  1908.  [Bb  68 f.] 
Arldt , Th.:  Wirkung  des  Insellebens  auf  einige  Tiergruppen.  Sep.  1908. 
[Bb  68g.] 

Arldt,  Th.:  Die  erste  Ausbreitung  des  Menschengeschlechtes.  Sep.  1909. 
[Bd  35  b.] 

Arldt,  Th.:  Die  Bedeutung  der  kambrischen  Fauna  für  die  Entwicklungs- 
geschichte. Sep.  1909.  | Db  152  b.] 


45 


Arldt,  Th.:  Die  Simrothsclie  Pendulationstheorie.  Sep.  aus  dem  Archiv  für 
Naturgeschichte.  1909.  [Fb  145  g.] 

Arldt,  Tli.:  Die  Simrothsche  Pendulationstheorie.  Sep.  aus  Gerland  u. 

Rudolph’s  Beiträgen  zur  Geophysik,  Bd.  X,  Heft  2.  [Fb  145h.] 
Bureau,  deutsches,  der  Internationalen  Bibliographie  in  Berlin:  Biblio- 
graphie der  deutschen  naturwissenschaftl.  Litteratur,  Bd.XI,  Nr.  28 — 30. 
[Je  121.] 

Centralblatt,  botanisches:  Beihefte,  Bd.  XXIV,  Abt.  1,  Heft  2 und  Abt.  2, 
Heft  1.  [Ca  30.] 

Dathe,  E.:  Gliederung  und  spezielle  Entwicklung  der  Cuseler  Schichten 
zwischen  Waldenburg  und  Friedland  und  bei  Albendorf  in  Schlesien. 
Sep.  1908.  [De  196t.] 

Dathe,  E.:  Kugelporphyre  südöstlich  von  Waldenburg  in  Schlesien.  Sep. 
[De  196u.] 

Dieterich,  K.:  Zur  Pharmadiakosmie  und  chemischer  Analyse  der  Hausen- 
und  Fischblasen.  — Abhandl.  zur  Erlangung  der  Lehrberechtigung 
an  der  K.  Sachs.  Tierärztlichen  Hochschule  zu  Dresden.  [Ed  90.] 
Dörfler,  J.\  Botaniker-Adrefsbuch,  3.  Aufl.,  Wien,  1909.  [Je  120.] 
Elberfeld:  Bericht  über  die  Tätigkeit  des  chemischen  Untersuchungsamtes 
für  das  Jahr  1908.  [Hb  140.] 

Engelhardt,  H.:  Tertiärpflanzen  von  Foca  in  Südostbosnien.  Sep.  1909. 
[Dd  94 dd.] 

Etzoldt,  Fr.:  Die  Erdbebenwarte.  Sep.  1909.  [Ec  100f.] 

Freiberg  i.  S.:  Geologische  Gesellschaft.  — 2.  Jahresber.  |Da36.] 

Fries,  Th.:  Breef  och  skrifvelser  af  och  tili  Carl  v.  Linnee,  III.  Teil. 
[Jb  99.] 

Geinitz,  E.:  XX.  Beitrag  zur  Geologie  Mecklenburgs.  [De  217u.| 

Göllnitz,  0.:  Die  magnetische  Vermessung  des  Gebietes  des  Königreichs 
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Gutzmer,  A.\  Bericht  über  die  Tätigkeit  des  Deutschen  Ausschusses  für 
den  mathematischen  und  naturwissenschaftl.  Unterricht  im  Jahre  1908. 
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Herrmann,  E.:  Die  Doppelgänger  unter  den  Pilzen.  Sep.  1908.  [Cf  34.] 
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Issel,  A.:  Liguria  preistorica  epilogo.  Genua  1908.  [G  154.] 

Lima:  Cuerpo  de  ingenieros  de  minas  del  Peru.  — Boletin  63 — 74.  [Aa  337.] 
März,  Cli .:  Das  Diluvium  der  Sächsischen  Oberlausitz.  Sep.  1909.  [De  257.] 
Monaco:  Institut  oceanographique.  — Bulletins  126 — 153.  [Aa  336.] 
Observatoire  physique  central  Nicolas.  — Annales  1904;  1905;  1906,  p.  I 
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Pessler,  W.:  Richtlinien  zu  einem  Volkstumsatlas  von  Niedersachsen.  Sep. 
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Poscharsky,  G.:  Bericht  über  Pflanzenkulturversuche  im  750  m hoch  ge- 
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Raleigh:  Elisha  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  XXIV,  no  3 — 4; 
vol.  XXV,  no.  1 — 2.  [Aa  300.] 

Schlaginhaufen,  O.:  Die  Rand-Butam  des  östlichen  Süd -Neu -Mecklen- 
burg. Sep.  1908.  [Bd  36 e.] 

Schlaginhaufen,  O.:  Ein  Besuch  auf  den  Tanga-Inseln.  Sep.  1908.  [Bd  36  f.] 


46 


Sclilaginhawfen,  0.\  Orientierungsmärsche  an  der  Ostküste  von  Süd- 
Neu-Mecklenburg.  [Bei  36  g.] 

Schlaginhaufen , 0.:  Streifzüge  in  Neu -Mecklenburg  und  Fahrten  nach 
benachbarten  Inselgruppen.  Sep.  1908.  [Bd  36  e.] 

Schlaqinhaufen,  0.:  Geographisches  und  Sprachliches  von  den  Feni-Inseln. 
Sep.  [Bd  36 f.] 

Schneider,  0.:  Typen-Atlas,  sechste  farbige  Ausgabe.  1909.  [Fb  108.] 
Schreiber,  H.\  X.  Jahresbericht  der  Moorkulturstation  in  Sebastiansberg. 
1908.  ^ [Ha  42.] 

Station  meteorologique  de  Kharbin.  — Observations  meteorologiques  en 
Mandcbourie  faites  en  1898 — 1906.  [Ec  112.] 

Stevenson,  J.:  The  carboniferous  of  the  Appalachion- Basin.  [De  253 d.] 
Stiibel,  A.\  Der  Vesuv,  eine  vulkanologische  Studie  für  jedermann.  Er- 
gänzt und  herausgegeben  von  W.  Bergt.  Leipzig  1909.  [De  237  g.] 
Swedish  explorations  in  Spitzbergen  von  1758 — 1908.  Herausgegeben  von 
Nathurst,  Hulth  u.  De  Geer.  [Fb  149.] 


Aufserdem  eine  gröfsere  Anzahl  älterer  naturwissenschaftlicher  Werke, 
Geschenk  eines  Mitgliedes. 


C.  Durch  Kauf. 

Abhandlungen  der  Senckenbergischen  naturforsch.  Gesellschaft,  Bd.  XXX, 
Heft  4.  [Aa  9.] 

’ Anzeiger  für  Schweizerische  Altertumskunde,  n.  F.,  Bd.  XI.  [G  1.] 
Anzeiger,  zoologischer,  Bd.  XXII,  No.  14 — 26;  Bd.  XXXIII,  No.  21 — 25; 

Bd.  XXXIV:  Bd.  XXXV,  no.  1—10.  [Ba  21.] 

Berichte  des  westpreufsischen  botanisch-zoologischen  Vereins.  — Bericht  31. 
[Aa  341.] 

Boelsche,  W.:  Charles  Darwin.  2.  Aufl.  Leipzig  1906.  [Jb  101.] 

Bronns  Klassen  und  Ordnungen  des  Tierreichs,  Bd.  III  (Molluska),  Lief. 
95 — 108;  Suppl.  (Tunicata),  Lief.  81 — 87;  2.  Abteil.,  Lief.  1 — 3;  Bd.  VI, 
Abt.  1 (Pisces),  Lief.  29 — 31.  [Bb  54.] 

Centralblatt,  biologisches,  Bd.  XXXIX.  [Aa  344.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Darwin,  Ch .:  Reise  eines  Naturforschers  um  die  Welt.  Autorisierte  deutsche 
Ausg.  [Fb  150.] 

Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz:  Ueber  Berg  und  Thal,  Jahrg.  1909. 
[Fa  19.] 

BLaeckel,  E.\  Das  Weltbild  von  Darwin  und  Lamarck.  Festrede  zum 
100jährigen  Geburtstag  von  Ch.  Darwin.  II.  Aufl.  1909.  [Ab  29b.] 
Hedivigia,  Bd.  47.  [Ca  2.] 

Heimatschutz,  Sächsischer,  Landesverein  zur  Pflege  heimatlicher  Natur, 
Kunst  und  Bauweise.  — Mitteilungen,  Heft  4 — 8.  [Fa  147.] 
Jahrbuch  des  Schweizer  Alpenklub,  Jahrg.  44  und  3 Karten.  [Fa  5.] 
Mannus,  Zeitschrift  für  Vorgeschichte,  Bd.  I,  Heft  1 — 2.  [G  157.] 
Prähistorische  Zeitschrift,  Bd.  I,  Heft  1.  [G  156.] 

Prometheus,  No.  1000 — 1053.  [Ha  40.] 


47 


Suess,  Ed.:  Das  Antlitz  der  Erde.  III.  Bd.,  2.  Hälfte;  Namens-  u.  Sach- 
register für  sämtliche  Bände.  [De  161.] 

Wochenschrift,  naturwissenschaftl.,  Bd.  XXIV.  [Aa  311.]  (Vom  Isis -Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift,  allgemeine,  für  Entomologie,  Bd.  V.  [Bk  245.] 

Zeitschrift  für  die  Naturwissenschaften,  Bd.  81.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  26.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Jahrg.  XXV;  Jahrg.  XXVI, 
No.  1.  [Ee  16.] 

Zeitschrift,  Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  59.  [Ca  8.] 

Zeitung,  botanische,  Jahrg.  67.  [Ca  9.] 


Abgeschlossen  am  23.  Dezember  1909. 


A.  Dichter, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  besserer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  die  Mitglieder  der 
„Isis“  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag 
von  3 Mark  können  eine  grofse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung 
der  Lesemappen  zu  Hause  gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Biblio- 
thekar entgegen. 


Abhandlungen 


der 

4 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1909. 


I.  Geologische  Grundlagen  der  Entwicklungslehre. 

Von  Prof.  Dr.  Ernst  Kalkowsky. 


In  der  Welt  ist  alles  in  Bewegung  und  in  ewigem  Wechsel.  Wir  er- 
forschen die  Entstehung  der  Sonnen,  und  wir  erkennen  die  Trümmer  zer- 
fallener Himmelskörper  in  den  Meteoriten  wieder,  die  auf  die  Erde  nieder- 
fallen. Wir  sehen  auf  unserer  Erde  Lebewesen  zu  einem  kurzen  Dasein 
erwachen  und  wir  sehen  sie  wieder  vergehen,  Wesen  hinab  bis  zu  den 
winzigsten  Gebilden.  Dafs  die  Welt  auch  aufserhalb  uns  selbst  in  der 
Zeit  besteht,  erkennen  wir  an  dem  ewigen  Wechsel  in  der  Vergangenheit. 
Leichter  ist  es  für  den  Menschen,  durch  einen  Blick  zum  bestirnten 
Himmel,  dem  Erhabensten,  was  wir  sehen  können,  sich  eine  immer  mehr 
vertief  bare  Vorstellung  zu  erwerben  von  der  Gröfse  der  Welt  nach  räum- 
lichen Mafsen;  viel  schwerer  ist  es,  hinabzutauchen  in  die  Vergangenheit 
zum  Versuch,  sich  auch  eine  Vorstellung  von  der  Gröfse  der  Zeit  zu  er- 
werben. Wenn  auch  die  uns  erkennbaren  Möglichkeiten  des  Werdens  der 
Welten  geeignet  sind,  uns  neben  der  Erkenntnis  der  Gröfse  des  Raumes 
auch  die  der  Zeit  zu  vermitteln,  so  nehmen  solche  Vorstellungen  doch 
immer  wieder  ihren  Anfang  in  den  Beobachtungen  an  unserer  Mutter  Erde; 
aber  es  bleibt  uns  recht  schwer,  uns  vorzustellen,  wie  lange  auch  nur  die 
Erde  ihre  Bahn  um  die  Sonne  und  mit  ihr  im  Weltenraume  verfolgt.  In 
wenigen  Tagen  vermögen  wir  jetzt  eine  Strecke  Weges  zurückzulegen,  die 
das  Millionenfache  unserer  Leibeslänge  ist;  aber  was  ist  auch  nur  eine 
Million  Tage?  Seit  der  Gründung  Roms  ist  eine  Million  Tage  noch  nicht 
vergangen.  Der  Musiker  kann  ein  kurzes  Zeitmafs  gleichmäfsig  innehalten, 
aber  wer  vermag  es,  auch  wenn  er  wohlbewandert  ist  in  der  Geschichte 
einiger  Völker,  die  man  mit  arger  Selbstüberhebung  die  Weltgeschichte 
zu  nennen  beliebt,  sich  vorzustellen,  auszufüllen  in  gleichem  Mafse  die  Zeit 
von  einer  Million  Jahre.  Mit  Gewalt  müssen  wir  uns  immer  erst  dazu 
zwingen,  bei  jeder  Betrachtung  über  das  Alter,  die  Vergangenheit  unserer 
Erde,  daran  zu  denken,  dafs  sie  besteht  seit  vielen  Millionen  von  Jahren. 
Lange,  lange  vor  dem  Menschen  grünt  und  blüht  es  auf  unserer  Erde,  lebt 
und  liebt  eine  Schar  von  Wesen  auf  ihr:  sie  kommen  und  gehen,  sie 
werden  geboren  und  sterben,  und  wir  erhalten  Kunde  von  alledem  durch 
die  Spuren  ihrer  Körper,  die  in  den  kalten,  unansehnlichen  Steinen  er- 
halten sind. 

Vergleichen  wir  unsere  Erde  mit  anderen  Himmelskörpern,  so  können 
wir  wohl  zu  dem  Schlüsse  kommen,  dafs  es  eine  Zeit  gegeben  haben 
möchte,  in  der  auf  der  Erde  lebende  Wesen  noch  nicht  vorhanden  waren. 
Das  Leben  soll  auf  der  Erde  einstmals  begonnen  haben,  nachdem  die 


4 


Erde  als  solche  schon  längst  bestanden  hatte,  zusammengesetzt  an  ihrer 
Oberfläche  aus  Kristallen.  Lebewesen  sind  aber  anders  aufgebaut  aus 
Grundstoffen  als  die  toten  Kristalle  unserer  Gesteine;  Kristalle  sind  oder 
könnten  wohl  aufgebaut  sein  durch  einfache  Aneinanderlagerung  gleich- 
artiger Teilchen,  sie  leben  nicht  und  sie  können  nicht  sterben;  sie  können 
zerstört  werden  durch  Kräfte,  die  von  aufsen  auf  sie  einwirken,  ihre  Zu- 
sammensetzung kann  aufgelöst  werden  durch  fremde  Eingriffe  in  ihr  Dasein, 
nicht  dadurch,  dafs  sie  altern  wie  jedes  lebende  Wesen.  Die  Kluft,  die 
den  leblosen  Kristall  von  den  niedrigsten  lebenden  Wesen  trennt,  ist  un- 
überbrückbar — so  sagt  man.  Kristalle  sollen  auf  der  Erde  viel  eher 
vorhanden  gewesen  sein  als  Lebewesen;  gewifs  kann  aus  Kristallen  ein 
Lebewesen  nicht  entstehen,  ein  Übergang  ist  unmöglich,  aber  umgekehrt 
können  Kristalle  sich  aufbauen  aus  den  Resten  organischer  Körper. 

Wir  können  aber  unsere  Phantasie  schweifen  lassen,  auch  als  beob- 
achtende und  aus  Beobachtungen  schliefsende  echte  und  ihrer  Forschung 
getreue  Naturforscher,  und  uns  vorstellen,  entweder  dafs  Leben  vorhanden 
gewesen  sei  gleich  zu  Anfang  der  Entstehung  der  Erde,  oder  dafs  es  von 
anderswoher  auf  sie  gekommen  sei.  Der  Zukunft  ist  es  vielleicht  noch 
Vorbehalten,  solche  Erwägungen  in  einen  logisch  unangreifbaren  Zusammen- 
hang zu  bringen.  Ob  das  Leben  auf  der  Erde  überhaupt  begonnen  hat, 
ob  wir  von  einer  Entstehung  des  Lebens  zu  sprechen  berechtigt  sind,  das 
wissen  wir  nicht:  ob  wir  es  nicht  werden  wissen  können,  das  ist  eine 
andere  Sache,  denn  ein  Ignorabimus  erkennen  wir  als  grundsätzlich  be- 
rechtigt nicht  an. 

Wenn  wir  also  diese  Frage  zurzeit  überhaupt  ganz  aus  dem  Spiele 
lassen  müssen,  so  könnte  man  doch  gerade  den  Geologen  fragen,  der  die 
Geschichte  aller  Veränderungen  auf  der  Erdoberfläche  insbesondere  zur 
Aufgabe  seiner  Forschung  hat,  wie  haben  denn  die  ältesten  erkennbaren, 
oder  auch  nur  erschliefsbaren  Lebewesen  auf  der  Erde  ausgesehen?  Die 
Geologen  bleiben  die  Antwort  auf  diese  Frage  schuldig.  Und  das  geht 
so  zu.  Es  ist  ein  alter  und  vielgebrauchter,  aber  auch  höchst  zutreffender 
Vergleich,  wenn  wir  von  dem  grofsen  Geschichtsbuche  der  Erde  sprechen, 
das  uns  in  den  Schichten  von  Gesteinen  vorliegt,  die  sich  nacheinander 
im  Wasser  abgelagert  haben.  Schlagen  wir  dieses  Buch  auf,  so  finden  wir 
an  seinem  Anfänge  nur  Blätter  mit  völlig  verwischten  Schriftzügen;  es  hat 
augenscheinlich  auf  den  Blättern  ein  Bericht  gestanden,  seinen  Inhalt 
können  wir  nicht  erkennen,  denn  Buchstaben  oder  Bilder  sind  nicht  mehr 
zu  finden,  nur  noch  Druckerschwärze  ist  vorhanden.  Und  das  ist  gar  nicht 
mehr  bildlich  gesprochen,  sondern  wirklich  dem  Worte  gemäfs.  Schwarzer 
Kohlenstoff  in  nicht  kristallinischer  Form  ist  es,  der  uns  hauptsächlich 
Kunde  davon  gibt,  dafs  Wesen  auf  der  Erde  gelebt  haben  noch  vor  anderen, 
früher  als  andere,  von  denen  uns  deutliche  Reste  erhalten  vorliegen. 

Das  Buch,  in  dem  die  Geologen  lesen,  ist  im  Laufe  der  uns  wie  un- 
endlich erscheinenden  Zeit  arg  dick  geworden;  immer  lagen  die  ersten 
Blätter  zu  unterst  und  ihre  Schriftzüge  wurden  allmählich  immer  unklarer. 
Die  Gesteine,  die  wir  als  die  ältesten  nachweisbaren  bezeichnen  müssen, 
haben  bald  nach  ihrer  Ablagerung  oder  im  Laufe  der  Zeit  eine  solche 
Veränderung  erlitten,  dafs  der  Kristall  zerstört  und  verdrängt  hat  die 
organische  Form.  Wir  können  es  wagen,  den  Nachweis  zu  führen,  dafs 
die  ältesten  uns  zugänglichen  Gesteine  einst  Absätze  im  Meere  und  vul- 
kanische Laven  waren,  wie  sie  sich  noch  heute  bilden;  wir  können  das 


5 


Bestehen  von  Leben  auf  der  Erde  zur  Zeit  ihrer  ersten  Ablagerung  noch 
als  einen  ganz  leisen  Hauch  spüren,  aber  einzelne  Formen  oder  Gestaltungen 
können  wir  nicht  mehr  erkennen.  Es  erscheint  auch  ganz  ausgeschlossen, 
dafs  wir  irgendwo  auf  der  Erde  in  noch  unerforschten  Gegenden  eine 
Stelle  finden  werden,  wo  wir  in  der  Erkenntnis  des  Lebens  durch  unmittel- 
bare Beobachtung  weiter  in  die  Vergangenheit  werden  Vordringen  können. 
Trotzdem  aber  mufs  es  als  völlig  sicher  bezeichnet  werden,  dafs  organische, 
lebende  Gebilde  eine  ungezählte  Reihe  von  Millionen  von  Jahren  auf  der 
Erde  vorhanden  gewesen  sind,  ehe  diejenigen  lebten,  von  denen  uns  Reste 
erhalten  sind. 

In  den  Bergen  ist  der  Geologe  so  glücklich,  mehr  zu  sehen  und  zu 
empfinden,  als  landschaftliche  Schönheit,  als  Formen  und  Farben;  die 
Steine  erzählen  ihm  lange  Geschichten  von  dem,  was  einst  war,  und  nur 
demjenigen,  der  flüchtig  und  ohne  genügende  Vorbereitung  in  dem  grofsen 
Buche  der  Erdgeschichte  blättert,  kommt  es  so  vor,  als  erschiene  plötzlich 
ein  Blatt,  auf  dem  in  klarer  Schrift  ein  Bericht  erhalten  ist  über  Tiere 
und  Pflanzen:  das  sind  aber  sicherlich  nicht  die  ersten,  die  auf  der  Erde 
gelebt  haben,  sondern  nur  die  ersten,  von  denen  wir  handgreifliche  Kunde 
haben.  Diese  Unterscheidung  ist  im  höchsten  Grade  bedeutungsvoll  und 
früher  sehr  oft  nicht  genügend  berücksichtigt  worden.  Wenn  zum  Beispiel 
früher  geradezu  gelehrt  wurde,  dafs  die  ersten  luftatmenden  Tiere  in  der 
Zeit  der  Ablagerung  der  Steinkohlen  gelebt  hätten,  so  bezeugen  uns  heute 
Skorpione  und  Netzflügler  nicht  nur,  dafs  schon  in  dem  Zeitalter  des  Ober- 
silurs, Millionen  von  Jahren  früher,  auch  aufserhalb  des  Meeres  Tiere 
lebten,  sondern  auch,  dafs  schon  damals  trockenes  Land  ein  mannigfaltiges 
Pflanzenkleid  trug,  obwohl  uns  davon  nichts  erhalten  ist. 

Es  braucht  uns  deshalb  durchaus  nicht  in  besonderes  Erstaunen  zu 
versetzen,  dafs  die  ältesten  uns  bekannten  Tiere  und  Pflanzen  im  grofsen 
und  ganzen  schon  so  aussahen,  wie  die  Wesen  unserer  Tage.  Das  was 
wir  Stämme  des  Tier-  und  Pflanzenreiches  nennen,  die  Urformen  des  Auf- 
baues ihrer  Körper,  das  tritt  uns  sogleich  schon  abgeschlossen,  als  etwas 
Fertiges  und  Gegebenes,  entgegen.  Wir  kennen  nur  einige  wenige  Formen, 
bei  denen  wir  unsicher  sind,  zu  welchem  Stamme  sie  gehören,  allein  das 
liegt  doch  wahrscheinlich  nur  an  ihrem  Erhaltungszustände,  und  sie  sind 
für  weitere  Betrachtungen  recht  bedeutungslos. 

Die  ältesten  deutlichen  Tiere  und  Pflanzen  gehören  also  zwar  schon 
den  noch  jetzt  lebenden  grofsen  Abteilungen  der  lebenden  Wesen  an,  es 
sind  das  aber  doch  Gebilde,  die  trotz  aller  Ähnlichkeit  in  den  allgemeinen 
Grundzügen  ihres  Baues  in  ihrer  besonderen  Form  und  Gestalt  und  in 
manchen  Fällen  offenbar  auch  in  einzelnen  ihrer  Organe  ganz  verschieden 
sind  von  allen  jetzt  lebenden.  Unsere  besondere  Aufmerksamkeit  erregt 
es  sogar,  wenn  darunter  auch  einige  Vorkommen,  deren  Nachkommen  noch 
heute  fast  unverändert  leben.  So  gräbt  der  arme  Strandbewohner  der 
japanischen  Inseln  im  Sande  nach  einem  kleinen  wurmartig  gestalteten 
Tiere,  einer  Lingula,  die  in  fast  genau  derselben  Gestalt  ihrer  beiden  die 
Atmungsorgane  schützenden  Schalen  zu  den  ältesten  uns  bekannten  Ver- 
steinerungen gehört.  Sonst  eben  sind  die  Meerestiere  jener  Zeit  ganz 
andere  als  die  heutzutage  lebenden;  die  Formen  sind  andere,  die  herrschen- 
den Klassen  sind  andere.  Wir  nennen  ihre  Zeit  die  paläozoische  Ära,  weil 
uns  diese  Lebewesen  fremdartig  und  altertümlich  erscheinen,  genau  in 


6 


demselben  Sinne,  in  dem  wir  die  Zeiten  unserer  eigenen  Vorfahren  alt- 
vaterisch nennen. 

Blättern  wir  in  unserem  Geschichtsbuche  weiter,  steigen  wir  hinauf 
in  der  Reihe  der  Schichten  von  Gesteinen,  die  sich  einst  auf  dem  Boden 
der  Meere  ablagerten,  so  kommen  wir  in  die  sogenannte  mesozoische  Ära, 
in  das  Mittelalter  der  Erdgeschichte.  Damals  war  nichts  mehr  von  jenen 
altertümlichsten  Formen  im  Meere  vorhanden,  andere  Geschlechter  sind 
es,  die  herrschen,  andere  gröfsere  Tiere  sind  vorhanden,  denen  sie  zur 
Nahrung  dienen.  Und  gerade  diese  grofsen  Tiere,  Wirbeltiere,  Saurier 
von  bizarren  Formen  und  zum  Teil  gewaltiger  Gröfse  sind  es  aus  dieser 
Zeit,  die  uns  so  erstaunlich  Vorkommen,  weil  wir  sie  unseren  heutigen 
Säugetieren  gegenüberstellen,  ja  unversehens  uns  selbst. 

Die  Säugetiere  aber  sind  es  und  die  Blütenpflanzen,  die  in  den  oberen 
Schichtensystemen  der  Erde  reichlich  und  in  grofser  Formenmannigfaltig- 
keit auftretend  die  neue  Zeit,  die  känozoische  Ära,  charakterisieren. 

•Berücksichtigen  wir  nun  auf  einer  Wanderung  durch  die  Zeiten,  die 
Ären  der  Erdgeschichte,  möglichst  alles,  gehen  wir  langsam  und  sozusagen 
schrittweise  weiter,  dann  erkennen  wir  mit  dem  allergröfsten  Erstaunen, 
dafs  sich  Tier-  und  Pflanzenwelt  unaufhörlich  im  Laufe  der  Zeit,  von  einer 
Schicht  zur  anderen,  ändert,  und  nicht  lange  bleibt  uns  ein  noch  viel 
merkwürdigeres  Verhältnis  verborgen:  niemals  kehrt  eine  besondere  Form, 
die  eine  Zeitlang  gelebt  hat  und  dann  ausgestorben  ist,  noch  einmal  wieder. 
Neue  und  wieder  neue  Gestalten  treten  im  Laufe  der  Zeit  auf,  aber  niemals, 
durchaus  niemals  kehrt  wieder  von  organischen  Gebilden,  was  einmal  zu 
sein  aufgehört  hat. 

Das  ganze  Gebäude  unserer  Kenntnis  von  der  Geschichte  der  Erde 
beruht  auf  der  einfachen  Tatsache,  beruht  ganz  wesentlich  darauf,  dafs 
wir  die  Zeit  mit  grofsem  Mafsstabe  messen  und  bestimmen  können  nach 
den  einzelnen  jeweilig  vorhanden  gewesenen  Formen  der  Tiere  und  Pflanzen. 
Diese  Erkenntnis  bildet  überhaupt  den  Anfang  einer  wissenschaftlichen 
Lehre  von  der  Vergangenheit  der  Erde,  eines  Teiles  der  Geologie.  In  der 
beständig  vor  sich  gehenden  Veränderung  der  Lebewesen  ohne  alle  Wieder- 
holungen haben  wir  sogar  den  einzigen  sicheren  Leitfaden,  wenn  es  sich 
darum  handelt,  die  Gesteinsschichten  in  weit  voneinander  entfernten  Ge- 
bieten ihrem  Alter  nach  miteinander  zu  vergleichen. 

,, Medaillen  der  Schöpfung“  wurden  deshalb  die  versteinerten  Reste 
der  Tiere  und  Pflanzen  genannt;  wenn  aber  der  menschliche  Geist  sich 
vermessen  kann,  den  grofsen  Gedanken  der  Schöpfung  noch  einmal  zu 
denken,  wie  der  Dichter  gesagt  hat,  dann  kommt  er  ganz  langsam  zu  der 
Auffassung,  dafs  es  doch  höchst  auffällig  ist,  dafs  diese  Schöpfung,  das 
Auftreten  neuer  und  immer  wieder  neuer  Formen,  in  einer  ganz  fest- 
bestimmten Richtung  verläuft,  nachdem  er  schon  erkannt  hat,  dafs  eine 
Schöpfung  nicht  einmal,  auch  nicht  mehrmals  eingetreten  ist,  sondern  dafs 
sie  vielmehr  fortdauernd  und  ohne  alle  Unterbrechung  vor  sich  gegangen 
ist.  Gewifs,  lückenhaft  ist  unsere  Kenntnis  und  sie  wird  es  bleiben  für 
die  einfache  Beobachtung  auf  begrenztem  Raum,  allein  in  allem,  was  uns 
von  Fossilien,  von  Versteinerungen  vorliegt,  finden  wir  doch  nur,  dafs  in 
der  Aufeinanderfolge  der  verschiedenen  Formen  im  grofsen  und  ganzen 
einfache  Reihen  vorliegen,  die  sich  durch  Abstammung,  durch  Herkunft 
von  einem  Vorfahren,  am  einfachsten  erklären  lassen.  Die  Natur  macht 


1 


keine  Sprünge,  so  lautet  ein  alter  Lehrsatz:  an  die  Stelle  der  Medaillen 
der  Schöpfung  setzen  wir  den  Ausdruck  Medaillen  der  Entwicklung;  denn 
fortdauernde,  ununterbrochene  Schöpfung  ist  gleichbedeutend  mit  Ent- 
wicklung. 

Die  Geologen  und  Paläontologen  sind  es  gewesen,  denen  sich  zuerst 
der  Zusammenhang  der  Fauna  und  Flora  einer  Zeit  mit  denen  der  vorher- 
gehenden und  denen  der  nachfolgenden  darbot.  Gleich  bei  der  ersten 
Ausbildung  der  Lehre  von  den  sogenannten  geologischen  Formationen  galt, 
man  kann  sagen  ohne  alles  Besinnen  und  ohne  Nachdenken  über  die  Ur- 
sachen der  Erscheinung,  der  Satz,  dafs  die  Formen  in  den  unmittelbar 
aufeinander  folgenden  Schichten  einander  recht  ähnlich  sind,  dafs  sie,  das 
Wort  einfach  auf  die  Form  bezogen,  miteinander  verwandt  sind,  und  dafs 
sie  ferner  um  so  verschiedener  sind,  je  mehr  Schichten  zwischen  den 
beiden  untersuchten  liegen.  Daran  hat  auch  alle  jüngere  Forschung  durch- 
aus nichts  geändert,  und  wir  sind  durch  tausendfältige  Erfahrung  so  sicher, 
dafs  wir  mit  aller  einem  Menschen  überhaupt  möglichen  Gewifsheit  be- 
haupten dürfen,  an  dieser  geologischen  Grundlage  der  Lehre  von  der  Ent- 
wicklung der  lebenden  Wesen  zu  anderen  Formen  im  Laufe  der  Zeit  kann 
nicht  gerührt  und  gerüttelt  werden. 

Die  Geschlechter  von  Tieren  und  Pflanzen,  die  zeitlich  aufeinander 
folgen,  verändern  sich  oft  in  der  bestimmten  Richtung,  dafs  höher  organi- 
sierte Formen  die  jüngeren  sind;  höher  organisiert  aber  sind  die  Formen, 
die  mehr  besondere  Organe  für  besondere  Leistungen  haben  und  die  besser 
ausgestaltet  sind  für  die  Erhaltung  ihres  Lebens  und  ihrer  Nachkommen- 
schaft. 

Am  leichtesten  ist  diese  Regel  zu  erkennen  an  der  Reihenfolge  der 
Klassen  und  Ordnungen  der  Wirbeltiere.  Auch  wenn  wir  uns  immer  be- 
wufst  bleiben,  dafs  alle  unsere  Kenntnis  auf  Grund  einfacher  Beobachtung 
gerade  von  den  früheren  Wirbeltieren  besonders  lückenhaft  ist  und  bleiben 
wird,  so  mufs  es  doch  unser  Erstaunen  in  hohem  Grade  erregen,  dafs 
gerade  die  am  niedrigsten  stehenden  Wirbeltiere,  die  Fische,  die  ältesten 
sind,  selbst  wenn  wir  nur  sagen  wollen,  die  ältesten,  die  wir  bisher  kennen, 
nicht  die  ältesten,  die  gelebt  haben  könnten.  Und  wie  in  unseren  zoo- 
logischen Systemen,  so  folgen  im  geologischen  System,  nach  der  Zeit  ihres 
Auftretens,  auf  die  Fische  die  Amphibien,  auf  diese  die  Reptilien,  dann 
erst  die  Vögel,  und  zuletzt  treten  die  Säugetiere  hervor,  dann  endlich,  end- 
lich auch  der  Mensch. 

Tiere  und  Pflanzen  sind  abhängig  von  ihrer  Umgebung,  von  dem 
Gebiet,  der  Stelle  der  Erde,  wo  sie  leben.  Rosen  blühen  nicht  am  Nord- 
pol und  der  Elefant  lebt  nicht  im  Meere.  Es  ist  nun  aber  auch  gerade 
eine  Aufgabe  des  Geologen,  zu  erkennen  und  zu  verfolgen  einen  Wechsel 
von  Land  und  Meer  im  Lauf  der  Zeiten,  er  ist  Chidher,  der  ewig  junge, 
der  morgenländischen  Sage,  der  zwar  nicht  erlebt,  wohl  aber  nacherlebt 
alle  die  Veränderungen,  die  an  der  leblosen  und  scheinbar  so  starren  Erd- 
kruste vorgekommen  sind.  Diese  Erkenntnisse  aber  befähigen  ihn,  die 
Erscheinung  zu  erklären,  dafs  in  den  aufeinander  folgenden  Schichten  der 
Erde  sich  auch  unvermittelte  Sprünge  in  der  Entwicklungsgeschichte  der 
organischen  Welt  einstellen,  einzustellen  scheinen;  diese  Sprünge  sind  nur 
vorhanden  an  je  einer  besonderen,  einzelnen  Stelle  der  Erde,  zum  Beispiel 
weil  dort  alle  Reste  zerstört  worden  sind,  oder  weil  sich  dort  in  einer 
Zeit  überhaupt  keine  Ablagerungen  gebildet  haben. 


8 


Unser  Geschichtsbuch  behandelt  eben  nicht  auf  jeder  Seite  die  ganze 
Erde,  sondern  nur  bald  einen,  bald  einen  anderen  Teil,  weil  Land  und 
Meer  ihre  Stellen  gewechselt  haben.  Damit  mufste  auch  jeweilig  die  Ver- 
breitung einzelner  Klassen  oder  Familien  der  Tier-  und  Pflanzenwelt  ver- 
ändert werden.  Die  Bewegungen  in  der  Erdkruste,  die  eine  veränderte 
Verteilung  der  Wasserhülle  zur  Folge  hatten,  zwangen  die  lebenden  Wesen 
zu  Ortsveränderungen  und  warfen  damit  auch  gelegentlich  die  Bewohner 
verschiedener  Gebiete  zusammen  und  durcheinander.  Tiere  und  Pflanzen 
brauchen  Nahrung,  mit  einer  neuen  Vergesellschaftung  aber  verändern  sich 
auch  die  Bedingungen  für  ihre  Ernährung.  Sie  fangen  an  zu  wandern, 
wenn  sie  durch  Nahrungsmangel  infolge  geologischer  Vorgänge  dazu  ge- 
zwungen werden. 

Damit  gibt  gerade  die  Geologie  auch  zugleich  und  zuerst  eine  der 
Ursachen  an,  die  eine  beständige  Änderung  der  Fauna  und  Flora  bewirkten. 
Es  müssen  durch  geologische  Vorgänge  die  Lebensbedingungen  der  Lebe- 
wesen geändert  werden,  und  von  den  Lebensbedingungen  hängt  auch  die 
Form  ab,  die  Dauer  nicht  nur  des  Einzelwesens,  sondern  auch  die  des 
Geschlechts.  Nicht  nur  das  Einzelwesen  stirbt,  auch  die  Art  stirbt. 

Man  wolle  jedoch  nicht  einwenden,  dafs  die  Geologen  eine  Verände- 
rung der  Lebensbedingungen  nur  erschliefsen,  nein,  wir  können  sie  auch 
unmittelbar  erkennen.  Jetzt  starren  zum  Beispiel  die  polaren  Gebiete  von 
ewigem  Eise  bedeckt,  dort  spielt  das  dem  Leben  feindliche  Eis  die  Rolle 
eines  Gesteins,  es  bildet  den  Boden  des  Landes,  das  keine  Pflanzen  zu 
tragen  imstande  ist.  Steinkohlenlager  im  hohen  Norden  lehren  uns  dagegen, 
dafs  dort  einstmals  auch  eine  üppige  Vegetation  gedieh,  von  der  wieder 
eine  reiche  Tierwelt  ernährt  werden  konnte.  Aber  das  nicht  allein.  Jetzt 
ist  das  Wasser  in  allen  unseren  Weltmeeren  in  der  Tiefe  kalt,  hinab  bis 
zu  nahe  an  0 Grad;  allein  wenn  an  den  Polen  keine  Eismassen  vorhanden 
waren,  dann  gab  es  keine  kalte  Unterströmung  von  dort  zu  den  äqua- 
torialen Gebieten,  und  das  Meereswasser  war  warm  von  der  Oberfläche 
bis  zum  Grunde.  Wärme  ist  eine  der  gewaltigsten  Mächte  für  das  Leben. 
Wir  selbst  leiden  von  der  Kälte,  wie  wir  unter  zu  grofser  Hitze  leiden. 
Das  Leiden  geht  über  in  Erlöschen  für  ganze  Geschlechter  im  Laufe  geo- 
logischer Zeiträume,  und  war  Kälte  in  der  Tiefe  der  Grofsmeere  bedeutungs- 
los für  die  im  flachen  Wasser  in  der  Nähe  der  Küsten  lebenden  Tiere, 
konnten  Landtiere  der  Kälte  durch  Auswanderung  entfliehen,  so  war  doch 
das  Leben  im  ganzen,  der  Haushalt  der  Natur,  beeinflufst  durch  wechselnde 
Zeiten  mit  Kälte  und  Wärme.  Der  Zeiten  einer  gröfseren  Verbreitung 
des  Eises  auf  der  Erde  weist  die  Geologie  mehrere  nach. 

Alle  Schrecken  auf  der  Erde,  Vulkanausbrüche  und  Erdbeben,  Sint- 
fluten und  wandernde  Berge,  Sandstürme  und  sengende  Sonnenglut,  giftige 
Gase  und  an  Salz  überreiche  Wasser  treten  immer  nur  stellenweise  auf 
oder  vorübergehend,  und  wir  kennen  keine  Erscheinungen  aus  dem  Gebiet 
rein  geologischer  Forschung,  die  das  Leben  der  Art  vernichten  können, 
aufser  den  erwähnten  grofsen  Erscheinungen  des  langsamen  Klimawechsels 
und  des  langsamen  Wechsels  in  der  Gestaltung  der  Erdoberfläche.  Allein 
der  Geolog,  der  die  beständige  Veränderung  aller  Lebewesen  verfolgt,  der 
hat  sich  doch  auch  geübt,  bei  allen  Veränderungen  auf  der  Erde  daran 
zu  denken,  dafs  sie  eine  lange  Zeit  in  Anspruch  genommen  haben.  Das 
gilt  wie  für  Vorgänge  im  Reich  der  Steine,  so  offenbar  ebenso  im  Reiche 
des  Lebens.  Gewifs,  der  einzelne  Kristall,  das  Sandkorn  stirbt  nicht,  aber 


9 


es  wird  zerstückelt  und  zerrieben:  wir  können  nachweisen,  dafs  vor  nicht 
langer  Zeit  die  Elbe  nicht  in  ihrem  heutigen  Tale  flofs,  sondern  oben  über 
den  Gipfelflächen  des  Liliensteins  und  des  Pfaffensteins,  vor  nicht  langer 
Zeit  — nicht  am  Mafsstabe  des  Menschenlebens  gemessen,  sondern  am 
Mafsstabe  des  Alters  der  Erde.  Wenn  wir  die  Veränderung,  die  all- 
mähliche Vertiefung  der  Täler  doch  nicht  blofs  erschliefsen,  sondern  in 
manchen  Fällen  auch  unmittelbar  beobachten  können,  sollen  wir  es  dann 
nicht  ebenso  für  möglich  halten,  dafs  sich  im  Laufe  der  Zeit,  im  Verlauf 
sehr,  sehr  langer  Zeiträume  auch  die  Lebewesen  verändern,  von  denen 
das  einzelne  zwar  stirbt,  die  aber  fortbestehen  in  ihrem  Geschlecht,  in 
ihrer  Art  und  so  fortdauernd  die  Einwirkung  von  Umwandlungen  der  Erd- 
oberfläche erleiden? 

Mögen  nun  solche  Gedanken  auch  soeben  eingekleidet  sein  in  die  Form, 
die  ihnen  ein  heute  lebender  Geolog  geben  kann,  so  sind  sie  doch  schon 
Gemeingut  der  Wissenschaft  seit  einem  Jahrhundert.  Die  Geologen,  die 
Naturforscher,  die  ihre  Arbeit  möglichst  mit  gleicher  Liebe  den  leblosen 
Steinen  wie  den  fühlenden  Lebewesen  zuwenden  müssen,  sind  es  gewesen, 
die  zuerst  nachdrücklich  darauf  hingewiesen  haben,  dafs  Tiere  und  Pflanzen 
im  Laufe  der  Zeit  sich  beständig  verändern,  dafs  sie  niemals  ganz  aus- 
gestorben sind  und  einer  neuen  Schöpfung  den  Platz  überlassen  haben, 
dafs  also  eine  Abstammung  unter  ihnen  in  gerade  Linie  bestehen  ge- 
blieben ist,  dafs  sie  sich  entwickelt  haben  zu  neuen  und  immer  wieder 
neuen  Formen.  Alle  Ursachen  einer  solchen  Entwicklung  zu  erforschen, 
das  ist  nicht  Aufgabe  der  Geologie. 

Die  Lehren  von  der  Entwicklung  lebender  Wesen  der  Art  nach,  die 
Lehre  von  der  Abstammung  einer  erwachsenen  Form  von  einer  anders 
gestalteten,  nimmt  heute  eine  bedeutsame  Stellung  ein  in  der  Naturforschung; 
sie  hat  rückwirkenden  Einflufs  auf  die  Geologie,  und  zwar  nicht  blofs  auf 
den  Teil,  der  als  historische  Geologie  oder  Formationslehre  bezeichnet 
wird  und  es  eben  mit  den  ausgestorbenen  Geschlechtern  von  Tieren  und 
Pflanzen  zu  tun  hat,  sondern  auch  auf  die  allgemeine  Geologie,  die  doch 
in  erster  Linie  mit  der  anorganischen,  leblosen  Natur  zu  schaffen  hat.  Die 
Ergebnisse  der  Biologie  veranlassen  den  Geologen  darüber  nachzudenken, 
ob  nun  nicht  die  so  vielfach  betonte  lückenhafte  Überlieferung  in  unserem 
steinernen  Buche  der  Entwicklungsgeschichte  der  Erde  nur  angeblich  vor- 
handen ist,  nur  darauf  beruht,  dafs  wir  dieses  Buch  doch  noch  nicht  gut 
zu  lesen  verstehen.  Schon  lange  sprechen  Geologen  von  diesem  Buch,  wir 
wollen  jetzt  besser  sagen,  dafs  uns  schon  eine  ganze  Reihe  von  Büchern 
vorliegt,  nachdem  sich  die  Forschung  von  Mitteleuropa  aus  weiter  über 
die  Erde  verbreitet  hat.  Noch  wird  der  Geolog  meist  in  Verlegenheit 
geraten,  wenn  von  ihm  verlangt  wird,  er  solle  eine  lückenlose  Reihe  von 
Formen  vorlegen,  die  sich  augenscheinlich,  schon  auf  Grund  ihrer  äufseren 
Gestalt,  auseinander  bei  gradliniger  Abstammung  entwickelt  haben.  Wir 
beginnen  jetzt  erst  zu  suchen  nach  der  Fortsetzung  einer  Erzählung  in 
einem  anderen  Bande,  weil  sie  in  dem  uns  in  den  Schichten  Mitteleuropas 
vorliegenden  abgebrochen  ist.  Immer  wieder  von  neuem  und  besser  erkennt 
jedes  Geschlecht  von  Naturforschern  die  Gröfse  unserer  Aufgabe;  wir  sagen 
bescheiden  zugleich,  stolz  und  vertrauensvoll  ,,ignoramus  non  ignorabimus“, 
wir  wissen  wenig,  aber  wir  werden  mehr  lernen.  Der  einzelne  kommt  mit 
seinem  Wissen  und  Können  nicht  in  Betracht,  um  die  ganze  Menschheit 
handelt  es  sich.  Wir  streben  erst  mühsam  dem  Ziele  zu,  zu  erkennen: 


10 


„Wie  alles  sich  zum  Ganzen  webt, 

Eins  in  dem  andern  wirkt  und  lebt!“ 

Der  einzelne  kommt  nicht  in  Betracht.  Und  doch!  Ein  einzelner 
war  es,  der  als  junger  Gelehrter  auszog  in  ferne  Länder,  ausgerüstet  mit 
dem  Wissen  seiner  Zeit,  mit  voller  Kenntnis  der  Ergebnisse  gerade  der 
Geologie,  und  dem  erfolgreichen  Bemühen  ergeben,  durch  Beobachtungen 
unsere  Kenntnisse  über  Vulkane  und  Koralleninseln,  über  Vorgänge  in  der 
leblosen  Natur  und  ihre  Verbindung  mit  der  Welt  der  Lebewesen  zu  ver- 
mehren, der  heimgekehrt  in  reifem  Alter,  als  Biologe  in  regem  Verkehr 
stand  mit  den  Geologen  seines  Landes. 

Das  was  die  Geologen  erkannt  hatten,  lag  vor,  lag  handgreiflich  da, 
sich  aufdrängend  einem  vorurteilsfreien  Forscher:  die  Welt  der  lebenden 
Wesen  verändert  sich  beständig  und  stetig,  die  Ursachen  der  Veränderung 
sind  schwer  zu  übersehen,  die  Geologie  beantwortet  darauf  hinzielende 
Fragen  nur  im  allgemeinen:  es  fragt  sich  also,  ob  die  Biologie,  die  Lehre 
vom  Leben,  nicht  die  Lehre  von  der  Erde,  die  Geologie,  ergänzen,  ihr  zu 
Hilfe  kommen  oder  gar  zu  Ergebnissen  kommen  kann  über  die  unmittel- 
bare Beobachtung  hinaus.  Die  Grundlagen  der  Entwicklungslehre  waren 
von  der  Geologie  unantastbar  gegeben,  es  mufsten  Gelehrte  auftreten, 
die  die  Lehren  von  der  Erde  und  vom  Leben  zur  Erklärung  des  Beob- 
achteten zu  verbinden  vermochten. 

Der  Mann,  der  sich  diesen  Aufgaben  zuerst  in  umfassender  Weise 
zugewendet  hat,  der  einen  mächtigen  Anstofs  gab  durch  Erschliefsung 
neuer  Wege  der  Forschung  auf  der  Grundlage  des  schon  Errungenen,  der 
gezügelte  Phantasie  in  den  Dienst  nüchterner  Beobachtung  stellte,  das  war 
Charles  Darwin. 


II.  Die  Theorie  der  Entstehung  der  Arten  als  Markstein 
im  Lehenshilde  Darwins. 

Yon  Prof.  Dr.  Oscar  Drude. 


In  einem  der  glänzenden  Säle  des  Naturhistorischen  Museums  zu 
New-York,  welches  vielleicht  mehr  als  irgend  ein  anderes  der  Welt. den 
Zustand  der  heutigen  Forschung  zu  einem  Allgemeingut  lernfreudiger 
Menschheit  macht,  steht  hochaufgerichtet  wie  eine  von  Titanen  herein- 
gewälzte Wurfscheibe  der  Querschnitt  vom  Holzstamm  eines  Mammuth- 
baumes,  der  Sequoia  gigantea.  In  seinem  Umfange  weiter  spannend  als 
ein  mächtiges  Schwungrad  ist  dies  Naturdenkmal  eines  Baumes,  der  um 
das  Jahr  550  p.  Chr.  in  der  Sierra  Nevada  von  Kalifornien  keimte,  dazu 
ausersehen  worden,  zugleich  ein  Denkmal  zu  bieten  für  die  führenden 
Geister  in  der  Geschichte  der  Naturforschung,  die  in  den  mehr  als  13 
seitdem  verstrichenen  Jahrhunderten  fortschreitend  hohe  Ziele  verfolgt  und 
neue  Forschungsrichtungen  auf  eigene  Erkenntnis  gegründet  haben.  Nahe 
des  Baumes  tausendstem  Jahresringe  prangt  der  Name  von  Copernicus, 
66  Jahre  später  folgt  Keppler,  im  Jahre  1682  Newton,  und  zwischen 
diesen  beiden  ist  mit  dem  Jahre  1619  Harveys  Entdeckung  der  Blut- 
zirkulation als  erste  hochbedeutende  physiologische  Tat  gegenüber  der 
Voreingenommenheit  alter  medizinischer  Ideen  verzeichnet.  Wir  finden  die 
Namen  von  Linnee,  Cuvier,  Lyell,  von  Baer,  die  Begründer  der 
Zelltheorie  der  organischen  Welt  Schleiden  und  Schwann;  dann  steht 
Charles  Darwin  auf  dem  im  Jahre  1859  gewachsenen  Holzringe  mit 
seinem  Buche:  ,,Die  Entstehung  der  Arten  durch  natürliche  Zucht- 
wahl“, und  die  ausführliche  für  die  Besucher  gedruckte  Erklärung  fügt 
hinzu,  dafs  dieses  Buch  nach  allgemeinem  Urteil  mehr  Einflufs 
auf  die  Gedankenrichtung  des  Menschen  gehabt  habe,  als  irgend 
ein  anderes  während  des  verflossenen  Jahrhunderts. 

An  dieses  Buch,*)  das  ich  als  den  Markstein  in  Darwins  wissenschaft- 
lichem Leben  bezeichne,  wollen  wir  daher  die  Betrachtungen  anknüpfen, 
die  zum  Ruhme  seines  glänzenden  Namens  und  zur  Beleuchtung  des  durch 
ihn  erzielten  Fortschrittes  in  der  organischen  Naturforschung  heute  diesen 
hervorragenden  Platz  verdienen. 

*)  Es  ist  dasselbe  jetzt  in  einer  neuen,  nur  1 Mark  kostenden  Volksausgabe  er- 
schienen, bearbeitet  von  Dr.  H.  Schmidt-Jena  nach  der  Übersetzung  von  J.  V.  Carus  und 
der  letzten  englischen  Ausgabe.  — Das  englische  Original : Origin  of  Species  by  means 
of  Natural  Selection,  kostet  6 S.  und  in  der  Volksausgabe  2 S.  6 d.  bei  John  Murray, 
Albemarie  Street,  London  1907.  Es  sollte  dieses  berühmte  Buch  in  seiner  Originalaus- 
gabe, und  nicht  in  den  vielen  darüber  gemachten  Behandlungen  anderer  gelesen  werden. 


12 


In  fünfjähriger,  ganz  allein  der  Herausgabe  dieses  Werkes  gewidmeter 
Arbeit  batte  Darwin  in  seinem  vom  Geräusch  der  grofsen  Welt  und  von  jeder 
Berufspflicht  gleich  zurückgezogenen  Leben  alles  das  zusammengetragen, 
was  er  auf  seiner  grofsen  Reise  und  später  als  Beweismittel  der  Veränder- 
lichkeit der  Arten  und  ihres  fortschreitenden  Umbildungsganges  erkannt 
hatte.  Ein  Manuskript  vom  dreifachen  Umfange  des  1859  gedruckten 
Buches  lag  lange  vorher  schon  in  seinen  Händen;  unbefriedigt  und  zweifelnd 
liefs  er  es  liegen.  Da  kam  im  Sommer  1858  eine  kleine  Abhandlung  von 
Wallace  über  denselben  Gegenstand,  für  die  Linneeische  Gesellschaft  in 
London  bestimmt,  an  ihn,  der  nun  auf  Wunsch  seiner  Freunde  Lyell  und 
Hooker  gleichfalls  seine  Theorie  in  einer  kurzen  Abhandlung  an  dieselbe 
Gesellschaft  einsendete.  Darwin  erzählt  selbst,*)  dafs  damals  ihre  gemein- 
samen Erzeugnisse  sehr  wenig  Aufmerksamkeit  erregt  hätten;  nur  eine 
einzige  Kritik  darüber  von  einem  Dubliner  Professor  sei  ihm  erinnerlich, 
und  dessen  Ausspruch  sei  gewesen,  dafs  alles,  was  neu  in  den  beiden 
Abhandlungen  wäre,  falsch,  und  dafs  das  Richtige  alt  sei. 

Hierin  fand  später  Darwin  einen  Beweis,  wie  notwendig  es  sei,  jede 
neue  Ansicht  in  ziemlicher  Ausführlichkeit  mitzuteilen,  um  die  öffentliche 
Aufmerksamkeit  zu  erregen.  Und  dies  geschah  13  Monate  später:  im 
November  1859  wurde  die  „Entstehung  der  Arten“  als  selbständiger, 
sehr  inhaltsreich  überarbeiteter  Band  herausgegeben;  die  erste  kleine  Auf- 
lage von  1250  Exemplaren  war  sofort  verkauft  und  ebenso  bald  darnach 
die  zweite  Ausgabe  von  3000  Exemplaren.  Bald  folgten  andere  Ausgaben 
und  Übersetzungen,  nach  und  nach  in  fast  allen  europäischen  Sprachen, 
auch  in  das  Japan esische:  der  Kampf  um  den  „Darwinismus“  hatte 
begonnen 1 

Ein  geistreicher  Gelehrter  jener  Zeit,  Alph.  de  Candolle,  schildert 
sehr  anschaulich  den  damaligen  Eindruck  des  Darwinschen  Buches,**)  das 
einige  Naturforscher  sogleich  als  Morgenröte  eines  neuen  Tages  begrüfsten, 
während  andere  zunächst  von  Staunen  und  oft  von  Unwillen  überwältigt 
waren.  Aber  ehe  die  Kritik  die  richtigen  Gegenzüge  auf  so  ganz  un- 
gewohnten Bahnen  gefunden  hatte,  folgten  die  Fortsetzungen  derselben 
Gedankengänge  in  neuen  Büchern,  voll  von  bisher  niemals  so  dargestellten 
Tatsachen  und  originellen  Ansichten.  Es  war  wie  die  Invasion  einer  sieg- 
reichen Armee!  Überall  begann  man  sich  mit  „Darwinismus“  zu  be- 
schäftigen, mit  diesem  eigenartigen  Komplex  von  Ideengängen  auf  Grund- 
lage vielseitiger  Beoachtungen,  den  man  bei  der  Neuheit  in  seinem  Auf- 
treten sehr  richtig  nach  dem  Urheber  selbst  so  benannte.  Die  hart- 
näckigsten Gegner  mufsten  immerfort  seine  Anhänger  zu  Worte  kommen 
lassen,  und  die  öffentliche  Meinung  bildete  sich  ein,  dafs  überhaupt  alles 
in  Darwins  Schriften  neu  und  noch  nie  zuvor  bekannt  gewesen  sei. 

Man  hat  diesen  Ungeheuern  und  ganz  ungewohnten  Erfolg  eines 
einzelnen  Buches  damit  erklären  wollen,  dafs  die  darin  ausgesprochenen 
Anschauungen  „in  der  Luft  gelegen  hätten“.  Darwin  selbst  bestreitet 
dies  und,  wie  ich  glaube,  mit  Recht:  er  weist  darauf  hin,  dafs  er  selbst 
die  bereits  früher  von  anderen  ausgesprochenen  Ideen  über  Veränderung 
der  Arten  nicht  für  sich  brauchbar  gefunden  hätte,  und  dafs  alle,  mit 


*)  Leben  und  Briefe  von  Charles  Darwin,  I,  S.  76.  Stuttgart  1887. 

**)  Darwin  considere  an  point  de  vue  des  causes  de  son  succes  et  de  l’importance 
de  ses  travaux.  Geneve  1882. 


13 


denen  er  vor  1858  über  sein  geplantes  Buch  gesprochen  hätte,  immer 
gegenteiliger  Meinung  gewesen  seien.*)  „Es  ist  mir  (vorher)  niemals  vor- 
gekommen, sagt  Darwin  selbst,  auch  nur  auf  einen  einzigen  Naturforscher 
zu  stofsen,  welcher  an  der  Beständigkeit  der  Arten  zu  zweifeln  geschienen 
hätte.  Selbst  Lyell  und  Ilooker,  obschon  sie  mir  mit  Interesse  zuhörten, 
schienen  niemals  mit  mir  übereinzustimmen.  Ich  habe  ein  oder  zwei  Mal 
versucht,  tüchtigen  Männern  zu  erklären,  was  ich  unter  natürlicher  Zucht- 
wahl verstände,  doch  entschieden  ohne  Erfolg.  Eins  war  meiner  Meinung 
nach  vollkommen  richtig,  dafs  nämlich  unzählige  gut  beobachtete  Tatsachen 
in  den  Geistern  der  Naturforscher  aufgespeichert  waren,  bereit,  sofort  die 
richtige  Stelle  angewiesen  zu  erhalten,  sobald  irgend  eine  zu  ihrer  Auf- 
nahme aufgestellte  Theorie  hinreichend  erklärt  sein  werde.“  — Der  Erfolg 
läfst  sich  aber  nur  durch  ein  ausgedehntes  Studium  der  mafsgebenden 
Werke  und  Lehrbücher  vor  1858,  sowohl  nach  ihrem  Inhalt  als  besonders 
auch  nach  ihrer  Methode  richtig  verstehen  und  lag  demnach  in  zwei  sich 
gegenseitig  ergänzenden  Gründen. 

Der  eine  war  der,  dafs  die  auf  die  Spezies  und  ihre  höheren  Gruppen- 
bildungen gestützte  natürliche  Systematik,  das  Hauptarbeitsgebiet  der 
damaligen  Zeit,  in  ihrem  theoretischen  Ausbau  sich  in  sich  selbst  verrannt 
hatte  und  nur  durch  die  Deszendenztheorie  Befreiung  von  einem  unerträg- 
lichen Zwange  finden  konnte.  Man  hat  nachträglich  die  Vorläufer  Darwins, 
hauptsächlich  Lamarcks  Schriften,  ausgegraben;  aber  diese  waren  ja  ganz 
ohne  wirklichen  Einflufs  geblieben. 

Noch  stand  man  allgemein  unter  dem  Einflufs  des  von  Linnee  so  stark 
in  seiner  „Philosophia  botanica“  ausgesprochenen  Dogmas  von  der  Un- 
veränderlichkeit  der  Arten;  die  Charaktere  dieser  Spezies  aufzuspüren  galt 
daher  als  Grundlage  und  Ziel  an  sich.  Durch  den  bedeutenden  Einflufs 
von  August  Pyrame  de  Can dolle,  den  Vater  des  oben  erwähnten 
Freundes  von  Darwin,  war  die  in  der  Theorie  elementaire  de  la  Botanique 
im  Jahre  1819  von  neuem  als  richtig  hingestellte  Unveränderlichkeit  weiter 
in  der  Herrschaft  erhalten. 

„Seit  Jahrhunderten“,  so  schrieb  P.  de  Candolle,**)  „überzeugen  uns 
alle  gut  beobachteten  Tatsachen  von  der  Richtigkeit  der  Theorie  unver- 
änderlicher Arten,  und  wenn  einige  Parteigänger  für  die  entgegengesetzte 
Meinung  zugeben,  dafs  sich  die  Veränderungen  erst  im  Laufe  von  Jahr- 
hunderten zeigen  können,  so  dürfen  einige  zweifelhafte  Beobachtungen  an 
einer  kleinen  Zahl  von  Pflanzen  nicht  die  Theorie  der  Spezies  zerstören.“ 
— Man  sieht  also,  es  gab  wohl  Parteigänger  für  die  Transmutation  der 
Arten,  aber  sie  kamen  nicht  zu  Gehör.  Statt  dessen  quälte  man  sich  mit 
nicht  endender  Mühe  damit  herum,  zu  entscheiden,  was  denn  eigentlich 
in  der  „natürlichen  Systematik“  als  wirklich  von  der  Natur  geschaffene, 
also  natürliche  Einheiten  zu  betrachten  wäre,  ob  neben  den  als  sich  in 
sich  selbst  fortpflanzend  erkannten  Individuen-Reihen  auch  die  Spezies  mit 
ihren  Varietäten,  ob  auch  die  Genera,  und  auch  die  höheren  Gruppen- 
bildungen, also  Familien  und  Klassen.  Immer  von  neuem  wurden  die 
Meinungen  solcher  Schriftsteller,  welche  sich  mit  dieser  Frage  beschäftigt 
hatten,  untereinander  verglichen  und  abgewogen,  also  nach  P.  de  Candolle 
besonders  von  Lindley,  Schleiden  und  Fries.  Die  Erörterungen  darüber 


*)  Vergl.  Leben  und  Briefe,  I,  S.  78. 

**)  1.  c.  S.  195. 


14 


zeigen  deutlich,  dafs  man  mit  allen  den  geäufserten  Meinungen  doch  nicht 
vom  Flecke  kam,  und  dafs  jeder  Versuch,  irgend  eine  Grenze  zu  ziehen 
zwischen  den  „wirklich  natürlichen“  Einheiten  und  den  mehr  von  künstlich 
zusammenfügenden  Gründen  geschaffenen,  als  unbefriedigend  angesehen 
werden  mufste  und  daher  zu  neuen  Versuchen  über  eine  Entscheidung  auf- 
forderte, die  dann  doch  nicht  eintraf. 

Es  ist  sehr  interessant,  dafs  gerade  im  Jahre  1858  eine  sehr  gelehrte 
„Theoria  Systematis  Plantarum“  von  Agardh  in  Lund  erschien,  in  der  alle 
diese  Fragen  nach  der  damals  neuesten  Literatur  sehr  gründlich  und 
kenntnisreich  behandelt  waren ; als  Motto  ist  dem  lateinisch  geschriebenen 
Werke  der  Ausdruck  Linnees  vorgesetzt:  „Natur ae  opus  semper  est  Species 
et  Genus.  Generum  genus  est  Ordo,  Ordinum  autem  genus  Classis  est.“ 
Es  ist  nicht  leicht  mehr  für  uns,  die  wir  uns  jetzt  schon  in  eine  ganz 
andere  Anschauungsweise  hineingelebt  haben,  mit  Interesse  den  damals 
von  Agardh  für  seine  Zeit  wirklich  sehr  gut  geäufserten  Betrachtungen  für 
und  wider  zu  folgen.  Aber  in  solche  Quellen  hineinzuschauen  müfste  allen 
denen  empfohlen  werden,  die  den  durch  die  Annahme  von  Darwins  Mu- 
tationstheorie erfolgten  gewaltigen  Umschwung  und  Fortschritt  am  Zeit- 
geiste selbst  spüren  wollen,  da  doch  die  eigentliche  Klassifikation,  Auf- 
suchen der  natürlichen  Verwandtschaft  und  Abtrennung  von  Gattungen, 
Arten  und  Varietäten  praktisch  nach  Darwins  Buch  nicht  anders  ge- 
worden ist,  als  es  etwa  in  der  Periode  vom  älteren  Jussieu  1789  bis  zum 
Jahre  1859  betrieben  worden  war. 

Der  Hauptvorzug  lag  also  in  der  Anschauungsweise  und  Forschungs- 
methode. Das  war  gerade  das  Ausgezeichnete  und  den  durchschlagenden 
Erfolg  von  Darwins  Theorie  Versprechende,  dafs  diese  sich  auf  den 
Grund  und  Boden  einer  ganz  neuen,  so  ganz  unbefangenen  Beobachtung 
und  Darstellungsweise  stellte,  aber  einer  Darstellung,  in  der  man  das 
Leben  der  organisierten  Lebewelt  pulsieren  fühlte.  Wie  immer  das  ge- 
schickte und  innerlich  berechtigte  Zusammenfassen  grofser  Grundgedanken 
aus  verschiedenen  Wissenschaftszweigen  zu  einheitlichen  Schlufsfolgerungen 
vom  gröfsten  Erfolge  ist,  so  war  es  hier  der  Fall:  aus  den  Anregungen  der 
Geologie  und  Paläontologie  hatte  Darwin  sein  Arbeitsgebiet  auf  die  lebende 
Tier-  und  Pflanzenwelt  übertragen;  nicht  in  Herbarien  hatte  er  die  Spezies- 
frage als  solche  drückend  empfunden,  sondern  als  Sammler  auf  fernen 
ozeanischen  Inseln  mit  der  Wirkung  eines  Klimas,  welches  auf  eine  Eigen- 
entwicklung hinzudrängen  schien. 

So  dürfen  wir  voraussetzen,  dafs  der  merkwürdige  und  von  vornherein 
gar  nicht  auf  einen  gelehrten  Naturforscher  hinzielende  Lern-  und  Lebens- 
gang von  Darwin  für  seine  späteren  Erfolge  gerade  die  günstigste  Vor- 
bedeutung bildete.  — - 

Wohl  ziemt  es  sich  heute  bei  der  Gedenkfeier  dieses  merkwürdigen 
Denkers  und  Forschers,  das  wichtigste  aus  seinem  Leben  mitzuteilen,  so 
viel  auch  schon  in  diesen  Tagen  darüber  gesprochen  und  in  Zeitungen 
gedruckt  sein  mag. 

Als  Sohn  eines  sehr  klugen,  mit  scharfer  Beobachtungsgabe  begnadeten 
Arztes  wuchs  er  in  behaglichem  Hause  und  Wohlstände  heran,  ohne  sich 
auf  der  Schule  irgendwie  besonders  auszuzeichnen.  Er  beklagt  selbst 
später  seine  Unfähigkeit,  Sprachen  zu  beherrschen,  und  bei  seinen  Literatur- 
studien in  gereiften  Jahren  bereitete  ihm  z.  B.  das  Deutsche  so  viel  Mühe, 
dafs  er  unsere  Sprache  und  stilvolle  Schreibweise  nicht  gerade  liebens- 


15 


würdig  zu  bezeichnen  pflegte.  Als  er,  13  Jahre  alt,  eine  Tour  zu  Pferde 
durch  Wales  machte,  erfüllten  ihn  die  landschaftlichen  Bilder  und  Beize 
mit  höchstem  Entzücken  und  riefen  den  Wunsch  in  ihm  wach,  dereinst  die 
grofse  Welt  zu  sehen.  Die  Jagd  auf  Vögel,  das  Sammeln  von  Mineralien, 
chemische  Versuche  mit  seinem  älteren  Bruder  wiesen  wohl  auf  natur- 
wissenschaftliche Passionen  hin,  brachten  ihm  aber  nicht  so  sehr  Lob,  als 
vielmehr  den  Tadel  ein,  dafs  er  seine  Zeit  mit  so  nutzlosen  Sachen  ver- 
schwende. 

Mit  16  Jahren  wurde  er  nach  Edinburg  in  das  College  geschickt,  um 
dort  ein  medizinisches  Studium  einzuleiten;  aber  die  langweiligen  Vor- 
lesungen zogen  ihn  nicht  an,  und  er  versäumte  auch,  sich  Kenntnisse  in 
der  vergleichenden  Anatomie  zu  erwerben,  die  er  später  schwer  entbehrte. 
Angeregt  durch  guten  Verkehr  machte  er  wohl  einige  gute  zoologische 
Beobachtungen  und  Ausarbeitungen,  fafste  aber  zugleich  eine  heftige  Ab- 
neigung gegen  die  schlecht  vorgetragene  Geologie,  die  ihn  später  zuerst 
zum  richtigen  Forscher  stempeln  sollte. 

So  war  es  ganz  natürlich,  dafs  er  auf  Wunsch  seines  Vaters  sein 
Studium  wechselte  und  Geistlicher  zu  werden  beschlofs.  Zu  diesem  Zweck 
bezog  er  19  Jahr  alt  die  Universität  Cambridge,  verschwendete  — wie  er 
es  selbst  in  der  Skizze  seines  Lebens  bezeichnet  — seine  Zeit  mit  nutz- 
losen akademischen  Studien  ohne  inneren  Drang,  und  bestand  recht  gut 
sein  erstes  theologisches  Examen.  Die  Freiheit,  auch  andere  Vorlesungen 
zu  hören,  führte  ihn  zu  Henslo w,  dem  damaligen  ersten  Professor  der 
Naturgeschichte  in  Cambridge,  der  ihn  sehr  begeisterte,  zu  botanischen 
Exkursionen  mitnahm,  sein  Auge  und  sein  physiologisches  Wissen  übte, 
ihn  auch  zum  Betreiben  der  Geologie  zurückführte.  Er  las  Humboldts 
Reisebeschreibung,  wurde  von  dem  brennenden  Wunsche  erfafst,  Teneriffa 
bald  selbst  zu  besuchen,  und  bereitete  sich  auf  so  veränderte  Neigungen 
durch  kleine  geologische  Aufnahmen  in  Wales  vor.  Und  nun,  da  er  anfing, 
auch  zum  Geistlichen  sich  untauglich  zu  machen,  kam  der  glückliche 
Wendepunkt  seines  Lebens:  er  wurde  auf  eine  wissenschaftliche  Expedition 
mitgenommen,  auf  eine  fünfjährige  Weltumseglung.  Darwin  bezeichnet 
diese  grofse  Weltreise  selbst  als  die  erste  wirkliche  Erziehung  seines 
Geistes,  da  sie  ihn  dazu  führte,  mehreren  Zweigen  der  Naturgeschichte  ein- 
gehende Aufmerksamkeit  zu  widmen.  „Ich  bin  sicher“,  fügt  er  hinzu, 
„dafs  diese  Dressur  es  war,  welche  mich  dazu  befähigt  hat,  das 
in  der  Wissenschaft  zu  leisten,  was  ich  etwa  geleistet  habe“.  — 
Dieser  Wendepunkt  trat  ein  in  den  Herbstferien  des  Jahres  1831,  als 
Darwin  also  22*/2  Jahr  alt  war.  Der  Kapitän  Fitzroy  bereitete  sich 
auf  eine  Expedition  zu  vergleichenden  Längenmessungen  vor  und  wünschte 
einen  jungen  Naturforscher  von  Talent  und  guten  Sitten  als  Genossen  in 
seiner  eigenen  Kabine  aufzunehmen.  Henslow  wurde  gefragt,  und  es 
spricht  sehr  für  den  vortrefflichen  Eindruck,  den  Darwin  auf  ihn  ge- 
macht haben  mufste,  dafs  er  ihn  allein  zu  solcher  verantwortungsvollen 
Aufgabe  empfahl.  Die  nicht  grofse  Kriegsbrigg,  der  „Beagle“,  lag  schon 
bereit.  Darwin  hatte  zwei  Monate  Zeit  für  seine  eigenen  Vorbereitungen, 
und  der  Beagle,  zweimal  durch  Stürme  am  Auslaufen  verhindert,  verliefs 
endlich  England  am  27.  Dezember  1831. 

Fünf  Weihnachten  verlebte  Darwin  auf  diesem  Schiffe:  das  erste 
unmittelbar  vor  der  Ausfahrt,  das  zweite  nahe  dem  Kap  Horn,  das  dritte 
an  der  Ostküste  Patagoniens,  das  vierte  in  einem  wilden  Hafen  an  der 

* 


16 


Halbinsel  von  Tres  Montes  in  Valdiyien,  das  fünfte  in  Neuseeland  — das 
sechste  nach  glücklicher  Rückkehr  von  der  Küste  Brasiliens  in  das  Eltern- 
haus (Oktober  1836). 

Wenn  Darwin  von  der  geistigen  Zucht,  die  diese  Reise  an  ihm  aus- 
übte, spricht,  so  darf  ein  Umstand,  ein  geistiger  Begleiter  nicht  vergessen 
werden,  der  in  Gestalt  eines  reformatorischen  Buches  ihm  kurz  vor  der 
Abfahrt  von  Henslow  empfohlen  wurde:  dies  waren  Lyells  ,,Principles  of 
Geology“.  Als  Geolog  hat  Darwin  seine  eigene  Laufbahn  begonnen  und 
seine  Kräfte  gestählt;  die  schöpferischen  Ideen  Lyells  zeigte  ihm  das  hohe 
Ziel  eigener  Forschertätigkeit  und  regten  ihn  zu  allgemeinen  Ausblicken 
auf  die  organische  Welt  durch  das  Band  der  Paläontologie  an.  Mit  Lyell 
blieb  er  sein  Lebenlang  innig  verbunden  und  schrieb  auf  den  Empfang 
von  der  Nachricht  von  dessen  Tode  am  23.  Februar  1875: 

„Ich  vergesse  niemals,  dafs  ich  beinahe  alles,  was  ich  in  der  Wissen- 
schaft geleistet  habe,  dem  Studium  seiner  grofsen  Werke  verdanke.“ 

Der  Wunsch,  die  Absicht,  gleichfalls  etwas  Ordentliches  auf  dieser  Welt- 
umseglung  zu  leisten,  durchdrang  ihn  mehr  und  mehr,  schärfte  sein  Nach- 
denken; und  so  haben  auch  seine  Worte  auf  ihn  selbst  Bezug,  die  er  am 
Schlufs  seines  überaus  anregenden  Reisewerkes  über  den  Wert  solcher 
Naturforscher-Expeditionen  ausspricht: *) 

„Das  während  solcher  Zeit  genossene  Vergnügen  wiegt  die  Übel- 
stände nicht  auf.  Es  ist  nötig,  nach  irgend  welcher  Ernte,  wie  fern 
dieselbe  auch  sein  mag,  blicken  zu  können,  wo  man  gewisse  Früchte 
ernten,  irgend  etwas  Gutes  bewirken  kann“. 

Und  den  Hauptteil  des  reichen  Erntekranzes,  den  Darwin  aus  den  Früchten 
seiner  Reise  für  sich  wand  und  dann  den  Zeitgenossen  darbot,  den  finden 
wir  in  dem  1859  erschienenen  Buche,  das  uns  zum  Mittelpunkt  seiner 
Leistungen  in  der  Verknüpfun g der  Geologie  mit  der  Lebewelt  dient. 

Denn  das  war  doch  wohl  der  eigentliche  Hauptsinn  des  Buches  über 
die  „Entstehung  der  Arten“,  auszudehnen  auf  die  Welt  der  Organismen, 
was  in  der  Geologie  zum  herrschenden  Prinzip  erklärt  und  als  richtig  be- 
funden war.  In  der  geologischen  Entwicklung  der  Erde  soll  die  Ver- 
gangenheit durch  die  Gegenwart  erklärt  werden,  wenn  nicht  gute  Gründe 
für  das  Gegenteil  nachgewiesen  werden  können.  W arum  denn  nun  die  in 
den  geologischen  Schichten  eingeschlossenen  Versteinerungen,  die  Zeugen 
einer  längst  verschwundenen  Lebewelt,  anders  beurteilen  als  die  Entwick- 
lung der  toten  Steine  selbst?  Mufste  nicht  alles  dazu  einladen,  nun  auch 
diese  fossilen  Schöpfungen  mit  der  heutigen  Lebewelt  in  unmittelbaren 
Zusammenhang  zu  bringen,  d.  h.  die  heutige  Lebewelt  als  Nachkommen- 
schaft jener  ausgestorbenen  Zeugen  geologischer  Vergangenheit  hinzustellen? 

Bis  dahin  hatte  das  Niemand  auszuführen  gewagt,  auch  Lyell  selbst 
nicht.  Die  Überzeugung  von  der  Richtigkeit  dieser  Folgerung  drängte  sich 
Darwin  während  seiner  Weltreise  an  einigen  dafür  besonders  geeigneten 
Stellen  mit  überwältigender  Kraft  auf,  und  ich  glaube  sagen  zu  dürfen: 
Darwin  hat  die  Antwort  auf  die  brennende  Frage  der  Herkunft  der  heutigen 
Organisation  in  ihren  Grundzügen  sich  selbst  bereit  gestellt,  ehe  er  die 
wissenschaftlichen  Schwierigkeiten  der  ganzen  Fragestellung  überschaute 
— eben  weil  er  damals  durchaus  noch  nicht  ein  vertieftes  Studium  von 


*)  Reise  eines  Naturforschers  um  die  Welt,  2.  deutsche  Ausgabe  1899,  S.  551. 


17 


zoologischer  und  botanischer  Systematik  mit  all  ihrem  gelehrten  Apparat 
betrieben  hatte.  Und  so  erleichterte  ihm  seine  Unbefangenheit  darin  später 
seine  eigene  Beweisführung  im  Ersinnen  vollständig  selbständiger  Wege, 
die  er  mit  eigenen  Beobachtungen  so  scharfsinnig  ebnete  und  mit  so 
starkem  Rüstzeug  versah,  dafs  ihm  seine  Gegner,  die  auf  solche  Beweis- 
führung gar  nicht  gefafst  sein  konnten,  darin  gar  nicht  zu  folgen  ver- 
mochten und,  von  der  Wucht  der  logischen  Schlüsse  überwältigt,  einer 
nach  dem  andern  sich  zu  ihm  bekannten  oder  einer  jüngeren,  rasch  für 
Darwin  eintretenden  Gelehrten-Generation  Platz  machten. 

Die  Galäpagos-Inseln,  jene  merkwürdige,  unbesiedelt-öde  Gruppe 
von  zehn  kleinen  vulkanischen  Inseln,  150  Meilen  westlich  der  Küste  von 
Ecuador  im  Stillen  Ozean,  brachten  hauptsächlich  viel  wertvolle  Anregungen. 
Kein  Säugetier  aufser  einer  Maus  bewohnt  sie,  aber  eigentümliche  Vögel, 
riesige  Schildkröten  und  Eidechsen  in  friedlichem  Zusammensein,  in  welches 
nur  der  Mensch  störend  eingreift.  Zwei  Arten  Eidechsen  von  der  Länge 
einer  Elle,  oder  sogar  mehr  als  1 m,  und  mit  breitem  Maul,  ernähren  sich 
dort  von  Seegräsern  und  Kakteen;  die  Schildkröten  haben,  Tausende  an 
Zahl,  breite  Wege  vom  Strande  bis  zu  den  Bergquellen  im  Innern  zwischen 
schwarzem  Geröll  und  ärmlichem  Gestrüpp  ausgetreten  und  wandern  auf 
diesen  Tag  und  Nacht.  — „Wenn  der  Geolog  dies  hört  — sagt  Darwin 
in  seinem  Reisewerk*)  — so  wendet  er  sich  wahrscheinlich  in  seiner  Er- 
innerung zurück  zu  den  mesozoischen  Perioden,  wo  Eidechsen,  einige 
pflanzenfressend,  manche  fleischfressend,  und  von  Dimensionen,  die  sie  nur 
mit  unsern  heutigen  Walfischen  vergleichen  lassen,  auf  dem  Lande  und 
im  Meere  schwärmten.“  Der  Verwandtschaft  nach  sind  fast  alle  Tiere  und 
Pflanzen  dieses  Archipels  amerikanisch,  aber  eine  überraschend  grofse  Zahl 
besteht  aus  Arten,  die  nirgends  auf  der  Welt  als  eben  auf  diesen  kleinen 
Inseln  leben.  „Warum  sind  — so  fährt  Darwin  fort  — auf  diesem 
kleinen  Stückchen  Land,  welche  aus  basaltischer  Lava  bestehen  und  daher 
in  ihrem  geologischen  Charakter  vom  amerikanischen  Kontinent  verschieden 
sind  und  die  auch  ein  eigentümliches  Klima  besitzen,  — warum  sind  hier 
alle  diese  Tiere  und  Pflanzen  nach  amerikanischen  Organisationstypen  er- 
schaffen? Und  warum  tragen  die  Cap  Verdeschen  Inseln,  die  den  Galäpagos- 
Inseln  so  ähnlich  sich  verhalten,  durchaus  nur  afrikanischen  Charakter?“ 

Und  nun  ist  noch  der  allermerkwürdigste  Zug  der,  dafs  auf  den 
zehn  einzelnen  Inseln  unter  sich  etwas  verschiedene  Schildkröten,  ver- 
schiedene Arten  von  Vögeln,  verschiedene  Pflanzenarten  leben,  wenn 
auch  alle  einander  nahe  verwandt  und  oft  sehr  ähnlich.  . . .“  Das  ist  es, 
was  mich  mit  Verwunderung  erfüllt,  dafs  mehrere  der  Inseln  gerade  ihre 
besonderen  eigenen  Spezies  besitzen,  während  doch  alle  dieselben  Lebens- 
gewohnheiten haben  und  offenbar  im  Naturhaushalt  des  Archipels  ganz 
die  gleichen  Stellen  ausfüllen.“  Nur  sind  die  Inseln  alle  durch  sehr  starke 
Meeresströmungen  voneinander  getrennt  gehalten.  . . . „Überblickt  man  die 
hier  mitgeteilten  Tatsachen,  so  ist  man  über  den  Betrag  an  schöpferischer 
Kraft,  wenn  ein  derartiger  Ausdruck  gestattet  ist,  erstaunt,  der  sich  auf 
diesen  kleinen,  felsig-nackten  Eilanden  entfaltet  hat,  und  noch  mehr 
über  deren  verschiedenartige  Wirkung  auf  so  nahe  bei  einander  gelegenen 
Punkten.“ 

Diese  „schöpferische  Kraft“  bildete  denn  später  den  Gegenstand  seiner 


*)  1.  c.  S.  425. 


18 


reiflichsten  Überlegung,  und  er  fand  die  Lösung  darin,  dafs  er  Neu- 
schöpfung  durch  Entwicklung  ersetzte:  die  Einzelinseln  der  Gala- 
pagos- Gruppe  haben  im  langen  Lauf  der  Jahrtausende  die  zu  ihnen  ge- 
langten amerikanischen  Typen  zu  selbständigen  Arten  entwickelt. 

Wenn  ihm  so  seine  .Reiseerfahrungen  die  wundervollsten  Probleme 
durch  die  Beziehungen  der  heutigen  Lebewelt  zur  geographischen  Ver- 
teilung und  zur  geologischen  Vergangenheit  boten,  so  mufste  er  doch, 
nach  England  zuriickgekehrt,  vornehmlich  das  Studium  der  Spezies 
und  ihrer  Veränderungsmöglichkeiten  aufnehmen;  und  indem  er 
sich  dabei  die  Erfahrungen  der  Tier-  und  Pflanzenzucht  zu  eigen  machte, 
begründete  er  seine  Theorie  auf  die  erbliche  Veränderlichkeit  aller  Eigen- 
schaften und  auf  eine  einseitige  Auslese,  welche  der  Mensch  in  seiner 
zielbewufsten  Absicht,  die  Natur  aber  aus  sich  selbst  unter  den  best- 
ausgerüsteten in  der  Überzahl  neu  entstandener  Keime  im  Kampfe  um 
das  Dasein  vornehmen  soll.  Dies  ist  sein  berühmtes  Selektionsprinzip, 
das  Prinzip  der  natürlichen  Auslese  oder  Zuchtwahl.  „Die  neue 
Spezies  ist  das  Resultat  einer  auswählenden  Wirkung  der  äufseren  Lebens- 
bedingungen auf  die  von  den  Individuen  dargebotenen  Abweichungen  von 
ihrem  spezifischen  Typus.“*) 

Über  die  Allgemeingültigkeit  und  den  Wert  dieses  von  Darwin  als 
Erklärungsgrund  seiner  Mutationstheorie  ersonnenen  Prinzipes  hat  man 
viel  gestritten;  sicher  scheint,  dafs  es  in  vielen  Fällen  ausschlaggebend 
ist,  aber  ebenso,  dafs  es  längst  nicht  allein  die  Veränderung  der  Arten 
beherrscht. 

Darwin  selbst  hat  das  auch  nie  behauptet,  hat  im  Gegenteil  Schon 
in  der  Einleitung  zur  ersten  Ausgabe  seiner  „Veränderung  der  Arten“  aus- 
gesprochen, er  sei  überzeugt,  dafs  die  natürliche  Zuchtwahl  das  haupt- 
sächlichste, wenn  auch  nicht  das  einzige  Mittel  zur  Abänderung  der  Arten 
gewesen  sei.  Unsere  kritisch  angelegte  Zeit  handelt  wohl  auch  nicht  im 
Sinne  einer  ganz  gerechten  Würdigung  wirklichen  Verdienstes,  wenn  sie 
auf  die  Vorläufer  Darwins  eingehend  deren  Rolle,  besonders  die  von  Lamarck, 
in  ein  zu  helles  Licht  stellt;  sie  übten  ja  auf  Darwin  selbst  nur  einen 
mehr  widersprechenden  Einflufs  und  hatten  trotz  der  richtigen  Empfindung 
und  Ausdrucksweise  in  manchen  Dingen  doch  durchaus  keine  mit  über- 
zeugender Gewalt  sich  selbst  Sieg  verschaffende  Theorie  aufgestellt.  Sie 
haben  eigentlich  erst  ihren  Einflufs  durch  Darwin  selbst  nachträglich 
zurückerhalten. 

Noch  mehr  mufs  man  sich  darüber  wundern,  dafs  man  in  neuerer 
Zeit  zuweilen  das  Wesen  des  „Darwinismus“  nur  allein  in  dieses  Prinzip 
der  natürlichen  Zuchtwahl  im  Kampf  um  den  Raum  hat  legen  wollen,  als 
könnte  man  dadurch  den  Ruhm,  das  wissenschaftliche  Verdienst  dieses 
nach  Erforschung  der  Hauptsache  in  ihrem  ganzen  Umfange  trachtenden 
Mannes  schmälern. 

Darwinismus  bedeutet  weit  mehr,  und  schnell  hat  sich  im  ersten 
Jahrzehnt  nach  dem  Erscheinen  seines  berühmten  Buches  dies  Wort  bei 
Gegnern  wie  Anhängern  eingebürgert.  Es  bedeutet  die  ganze  neuere  Biologie 
in  der  Richtung  auf  die  mit  den  Stammbäumen  der  Tiere  und  Pflanzen 
zusammenhängenden  Untersuchungen  über  Variation  und  Erblichkeit,  über 
Anpassungsfähigkeit  an  äufsere  Bedingungen,  über  steigende  und  fallende 


*)  Leben  und  Briefe  von  Oh.  Darwin,  II,  S.  190. 


19 


Fruchtbarkeit  in  sexuellen  Fragen,  über  die  mannigfaltigen  Erhaltungs- 
mittel  und  oft  so  merkwürdigen  gegenseitigen  Beziehungen  im  Kampf  um 
den  Raum.  Für  alle  diese  wichtigen  Fragen  hat  Darwin  in  seinem  Haupt- 
buche, wie  in  den  später  auf  dasselbe  folgenden  wesentlichen  Ergänzungen 
durch  eine  Fülle  anderer  Werke,  die  Wege  der  heutigen  Forschung  eröffnet 
und  ebenso  viele  Vorbilder  als  weitere  Anregungen  gegeben.  Darin  zeigt 
sich  gerade  seine  Gröfse:  selbst  unermüdlich  und  bis  zur  Erschöpfung 
seiner  Kräfte  tätig,  eröffnete  er  als  Erster  bisher  unbetretene  Gebiete,  zog 
alte  Werke  von  bedeutsamem  biologischen  Hintergrund  aus  dem  Dunkel 
ihrer  Vergessenheit,  und  schuf,  selbst  nie  durch  Vorlesungen  oder  Labo- 
ratoriumstätigkeit belehrend,  sich  doch  durch  die  Anregung  seiner  Schriften 
eine  ganze  Generation  von  seiner  Belehrung  folgenden  Schülern.  Daher 
der  eingangs  erwähnte  Ausspruch,  dafs  sein  Buch  über  die  „Entstehung 
der  Arten“  nach  allgemeinem  Urteil  mehr  Einflufs  auf  die  Gedanken- 
richtung des  Menschen  ausgeübt  habe,  als  irgend  ein  anderes  während  des 
verflossenen  Jahrhunderts. 

Wenn  sich  also  die  heutige  Forschung  kräftig  weiter  entwickelt  hat, 
so  ist  das  ganz  im  Sinne  der  Anschauungen  Darwins  geschehen,  dem  selbst- 
verständlich viele  Erfahrungen  abgingen,  die  inzwischen  von  Jüngeren 
gemacht  worden  sind.  Die  Begeisterung,  mit  der  Männer  wie  Anton 
Kerner,  damals  noch  in  Innsbruck,  und  Moriz  Wagner  auf  Darwins 
Theorie  eingingen,  sie  mit  ihren  geistigen  Machtmitteln  lebendig  erfafsten 
und  weiterführten,  zeigt  die  tiefe  Anregung,  welche  sie  aus  ihr  geschöpft 
hatten.  Das  wäre  doch  schlimm,  wenn  die  Schar  so  vieler  auf  den  richtigen 
Weg  gewiesener  Forscher  nicht  sehr  viel  wesentliche  Dinge  schon  jetzt 
hinzuzufügen  gehabt  hätte!  Wenn  z.  B.  jetzt  die  Hugo  de  Vriessche  sprung- 
weise Mutation  der  Arten  soviel  von  sich  reden  macht:  was  hätte  Darwin 
wohl  darum  gegeben,  wäre  ihm  selbst  die  Einsicht  vergönnt  gewesen,  dafs 
eine  Möglichkeit  zu  einem  Artsprunge  wie  bei  Oenothera  Lamarckiana 
erfahrungsgemäfs  festgestellt  ist!  Wie  viel  dreister  hätte  er  dann  selbst 
noch  die  Umformung  mancher  seiner’ nur  auf  Annahmen  begründeter  Sätze 
in  die  Hand  nehmen  können! 

Das  aber  pflegt  einem  einzelnen  Menschen  selten  vergönnt  zu  sein, 
die  ihm  entsprungenen  weittragenden  Anregungen  bis  in  ferne,  vielleicht 
von  ihm  ersehnte  Möglichkeiten  wirklich  ausgebaut  zu  sehen;  das  ist  Sache 
der  nachfolgenden  Generationen,  die  sich  aber  eins  fühlen  müssen  mit 
dem  Genius  ihrer  Vorgänger.  — 

In  rascher  Folge  arbeitete  Darwin  nach  dem  Jahre  1859  die  Konse- 
quenzen seiner  Theorie  von  der  Entstehung  der  Arten  aus  und  überraschte 
durch  die  Mannigfaltigkeit  seiner  schöpferisch  eigenartigen  Tätigkeit.  Der 
Mensch  wurde  nach  seiner  körperlichen  wie  geistigen  Entwicklung  in  den 
allgemeinen  Entwicklungsgang  der  Organismen  auf  unserer  Erde  mit  hinein- 
gezogen und  stieg  damit  von  dem  ihm  in  der  Schöpfungsgeschichte  der 
Bibel  angewiesenen  Platze  einer  ursprünglich  sündenreinen  Hoheit  herab, 
um  dafür  die  Krone  der  höchsten  Entwicklungsfähigkeit  wieder  einzu- 
tauschen. 

Diese  wichtigen  Dinge  sind  so  bekannt,  wie  Darwins  Theorie  der 
Entstehung  der  Arten  durch  natürliche  Zuchtwahl.  Nur  das  Eine  möchte 
ich  hinzufügen:  der  Mensch  mit  seinem  Werdegang  auf  der  Erde  ist 
Gegenstand  naturforschender  Betrachtung;  dafs  wir  unsere  eigene  Ver- 
gangenheit kennen  lernen,  entspricht  dem  Ziel  unseres  Strebens,  auch  wenn 


20 


die  Resultate  unserer  Forschung  alten,  als  heilig  erachteten  Traditionen 
widersprechen.  Deshalb  hat  sich  auch  Darwin  nie  gescheut,  solche  Re- 
sultate und  Folgerungen  auszusprechen,  soweit  sie  berechtigt  waren. 

Aber  er  war  zugleich  ein  Muster  von  Zurückhaltung  in  den  Dingen, 
die  nicht  Gegenstand  der  Naturforschung  sind,  und  die,  wenn  auch  der 
Naturforscher  anders  und  freier  darüber  denken  mag  als  ein  Gelehrter, 
dem  dieser  einschneidende  Bildungsgang  nicht  zu  Teil  geworden  ist,  doch 
immer  Gegenstand  der  ethischen  Seite  und  der  religiösen  Eigenentwicklung 
der  Menschheit  bleiben.  Nie  würde  Darwin  es  sich  verziehen  haben,  auf 
solchem  Gebiete  die  Gefühle  anders  Denkender  zu  verletzen,  und  welche 
Folgerungen  er  auf  philosophischem  Gebiete  auch  für  sich  gezogen  haben 
mag,  in  seinen  wissenschaftlichen  Werken  blieb  er  nur  der  besonnene 
Naturforscher  und  wollte  er  nur  der  Forschung  dienen.  Dabei  unterliefs 
er  es  nicht,  in  seinem  Reisewerke  da,  wo  er  von  den  fernen  Inseln  der 
Südsee  spricht,  mit  Stolz  und  Genugtuung  auf  den  veredelnden  Einflufs 
des  durch  die  britischen  Missionare  hierher  verpflanzten  Christentums  in 
starken  Worten  hinzuweisen*). 

Daran  sollte  auch  heute  erinnert  werden,  wo  der  Kampf  der  Geister 
wieder  mächtig  wie  vor  50  Jahren  hin  und  her  wogt,  damals  in  der  Er- 
schütterung alter  Anschauungen  durch  eine  neue  Biologie,  heute  besonders 
im  Widerstreit  philosophischer  Abstraktionen,  die,  auch  wenn  sie  in  der 
Naturforschung  wurzeln,  doch  häufig  die  Grenzen  unserer  Erkenntnis  nur 
zu  kühn  überfliegen  und  daher  berechtigte  Zweifel  bezüglich  der  Sicherheit 
ihrer  Fundamente  übrig  lassen.  Und  das  zu  sagen  erscheint  noch  der 
Mühe  wert,  dafs,  wo  etwa  Zweifel  auch  beim  Studium  von  Darwins  Werken 
im  Leser  auftauchen,  sie  ihn  an  und  für  sich  dadurch  auffordern  zu  eigener 
Arbeit,  zu  Versuch  und  Gegenversuch,  zum  Erschliefsen  ganz  neuer  und 
schwieriger  Gebiete,  mit  einem  Worte:  zur  Forschung! 

Und  aus  dieser  in  weiten  Kreisen  durch  Darwin  entzündeten  Liebe 
zur  Forschung  in  neuen  Bahnen  ist  herausgekommen,  dafs  schon  bei  seinem 
Tode  im  Jahre  1882  Alph.  de  Candolle  in  einem  herrlichen  Nachrufe 
sagen  konnte,  die  Veränderung  der  Arten  könne  jetzt  nur  irrtümlich  noch 
als  Hypothese  bezeichnet  werden,  sie  sei  im  Gegenteil  eine  wohl  bewiesene 
Tatsache.  Die  Hypothesen  bezögen  sich  nur  auf  die  schwer  zu  verstehenden 
Modalitäten,  wie  die  Veränderungen  der  Form  stattfanden  und  wie  sie  sich 
verbreitet  haben.  So  hatte  De  Candolle  schon  damals  eine  Antwort  auf 
solche  Anschauungen  erteilt,  wie  wir  sie  in  der  Bezeichnung  „vom  Sterbe- 
lager des  Darwinismus“  erst  noch  neuerdings  hier  in  Dresden  wieder  auf- 
tauchen sahen. 

Nein:  der  Darwinismus,  hervorgegangen  aus  der  unermüdlichen 
Hingabe  eines  durch  glückliche  Fügung  erst  in  reiferen  Jahren  an  seinen 
eigentlichen  Beruf  herangetretenen  Mannes,  steht  in  voller  Kraft  und  kann 
nicht  aufhören,  jemals  fruchtbar  weiter  zu  wirken.  Wir  feiern  heute  zu- 
gleich mit  dem  100.  Geburtstage  von  Darwin  auch  das  erste  Halbjahr- 
hundert seit  dem  Beginn  einer  neuen  Epoche  in  der  organischen  Natur- 
forschung, wie  sie  mit  dem  Erscheinen  des  Werkes  über  die  Entstehung 
der  Arten  im  November  1859  anhub. 

Dankbar  gedenken  wir  heute  ihres  edlen  Verfassers  und  wollen  den 
ihm  geweihten  Lorbeer  durchflechten  mit  den  zarten  Blüten,  die  sein 


*)  Reise  eines  Naturforschers,  2,  Ausgabe  1899,  S,  451 — 452,  549—550,  556  u.  a, 


21 


liebreiches  Gemüt  auf  dem  Pfade  seines  Lebens  ausstreute.  Denn  er  war 
grofs  als  Forscher  und  Denker,  wie  als  Mensch. 

Das  Familienleben,  das  er  bald  nach  seiner  Heimkehr  als  30jähriger 
Mann  durch  eine  glückliche  Heirat  begründete,  wurde  später,  als  er  sich 
mit  33  Jahren  in  ein  idyllisch  gelegenes  Landhaus  in  Down  zurückgezogen 
hatte,  die  Stütze  seines  ferneren,  unaufhörlich  durch  grofse  Kränklichkeit 
getrübten  Lebens  und  bot  ihm,  allein  im  Kreise  seiner  Frau  und  seiner 
zärtlich  geliebten  Kinder,  eine  nie  versiegende  Quelle  der  Erholung  zwischen 
den  mit  regem  Geist  neu  ersonnenen  und  mit  hingebendem  Fleifs,  so  gut 
er  vermochte,  ausgeführten  Untersuchungen. 

Die  schönen  Werke,  die  daraus  hervorgingen,  — ich  erinnere  nur 
kurz  an  die  Abstammung  des  Menschen  und  die  geschlechtliche  Zuchtwahl, 
an  die  Lebensweise  der  kletternden  Pflanzen,  die  Insekten  fressenden 
Pflanzen,  an  die  Wirkungen  der  Kreuz-  und  Selbstbefruchtung  im  Pflanzen- 
reich und  an  die  Befruchtungseinrichtungen  bei  den  Orchideen  — diese 
schönen  Werke  bezeichnet  Darwin  als  die  Meilensteine  in  seinem  ge- 
räuschlos hingebrachten  Leben,  das  mit  der  Aufsenwelt  fast  nur  durch 
eine  enorme  Gelehrten-Korrespondenz  in  Verbindung  stand. 

Der  kühne  Weltreisende,  der  als  Geolog  seinen  Hammer  funken- 
sprühend auf  die  Gesteine  der  fernsten  ozeanischen  Inseln  hatte  nieder- 
sausen lassen,  mufste  seiner  späteren  Kränklichkeit  wegen  auf  die  Freude 
solcher  Naturgenüsse  verzichten  und  machte  mit  33  Jahren  Alter  seinen 
letzten  anstrengenden  Ausflug  nach  dem  nördlichen  Wales,  So  mufste  er 
von  der  Erinnerung  an  die  Bilder  seiner  Weltumseglung  zehren,  an  die 
Schönheiten  der  tropischen  Natur,  die  sich  für  ihn  zum  letzten  Male  in 
Bahia  zu  einer  vollkommenen  Szene  vereinten,  und  die  er  sich  damals 
vornahm,  festzuhalten,  wie  ein  in  der  Kindheit  gehörtes  Märchen  mit  dem 
Reiz  ihrer  unauslöschlich  schönen  Bilder. 

Im  Alter  von  67  Jahren,  also  sechs  Jahre  vor  seinem  Tode,  schrieb 
Darwin  für  seine  Frau  und  Kinder  eine  kurze,  höchst  anziehende  Selbst- 
biographie nieder  mit  der  Schilderung  seines  eigenen  Werdeganges,  mit 
der  rührend  einfachen  Bescheidenheit  und  Zartheit,  die  ihn  beseelten.  Er 
spricht  von  den  Plänen  für  seine  letzten  Jahre,  für  die  er  ein  Hinreichen 
seiner  Kräfte  erhoffe;  dann  sei  er  bereit,  sich  vom  Herrn  der  Welten  ab- 
rufen  zu  lassen.  Er  spricht  dankbar  von  seinen  glücklichen  Erfolgen  und 
fügt  hinzu: 

„Mein  Fleifs  im  Beobachten  und  im  Sammeln  von  Tatsachen  ist  so 
grofs  gewesen,  wie  er  nur  hat  sein  können.  Was  aber  von  weit  gröfserer 
Bedeutung  ist:  meine  Liebe  zur  Naturforschung  ist  beständig  und  heifs 
gewesen 

Es  ist  daher  mein  Erfolg  als  der  eines  Mannes  der  Wissenschaft, 
wie  gering  oder  grofs  derselbe  auch  gewesen  sein  mag,  soweit  ich  es 
zu  beurteilen  vermag,  hauptsächlich  bestimmt  worden  durch  Liebe  zur 
Wissenschaft,  — uneingeschränkte  Geduld,  lange  Zeit  über  irgend  einen 
Gegenstand  nachzudenken,  — Fleifs  beim  Beobachten  und  Sammeln  von 
Tatsachen,  — und  ein  ordentliches  Mafs  von  Erfindungsgabe  sowohl  wie 
von  gesundem  Menschenverstände.  Bei  so  mäfsigen  Fähigkeiten,  wie  ich 
sie  besitze,  ist  es  wahrhaft  überraschend,  dafs  ich  die  Meinungen  wissen- 
schaftlicher Männer  über  einige  bedeutungsvolle  Punkte  in  beträcht- 
lichem Mafse  beeinflufst  habe,“ 


22 


Wir,  die  erste  herrschende  Generation  nach  des  grofsen  Darwin  Tode 
im  Jahre  1882,  wir  haben  erkannt,  wie  der  Einflufs  dieses  Naturforschers 
sich  auf  uns,  auf  unsere  Arbeiten  und  auf  unsere  Anschauungen  frucht- 
bar übertrug.  Wir  fühlen  uns  stark  auf  den  frei  vor  uns  liegenden  Bahnen, 
in  denen  nun  die  Entwicklungsgeschichte  der  Erde  und  ihrer  Lebewelt  der 
Leitstern  ist.  Wir  kennen  aber  auch  die  Schwierigkeiten,  die  in  den  ge- 
heimnisvollsten Tiefen  des  Lebens  und  seiner  Entstehung  der  Forschung 
entgegenstehen,  und  hegen  daher  den  Wunsch,  dafs  in  den  neu  heran- 
wachsenden  Generationen  Männer  erstehen  wie  Darwin,  strebsam,  fleifsig, 
besonnen  und  mafsvoll,  deren  Taten  und  Werke  sich  würdig  diesem  grofsen 
Meister  anschliefsen,  und  die,  von  seinem  Geiste  beseelt,  in  sich  selbst  den 
Beruf  fühlen,  seine  Nachfolger  zu  sein! 


III.  Die  Flechten  des  Vogtlandes. 

Von  Prof.  Dr.  E.  Baehmann,  Plauen  i.  V. 


Durch  langjährige  Untersuchungen  der  Beziehungen  der  Flechten  zu 
ihrer  Unterlage  bin  ich  genötigt  worden,  das  dazu  nötige  Material  selbst 
zu  sammeln  und  zu  bestimmen.  Nachdem  ich  mit  dieser  Arbeit  einmal 
begonnen  hatte,  habe  ich  sie  über  den  Rahmen  jener  Untersuchungen 
hinaus  fortgesetzt,  um  nebenbei  eine  Zusammenstellung  der  im  Vogtland 
vorkommenden  Arten  und  ihrer  Formen  zu  erhalten.  Dabei  bin  ich  von 
einigen  Herren  unterstützt  worden,  deren  Namen  dankend  zu  erwähnen  sind, 
von  Herrn  Bürgerschullehrer  Spin  dl  er  hier  und  von  Herrn  Gärtner  Stolle. 

Da  ein  blofses,  mehr  oder  weniger  rastloses  Durchwandern  des  Ge- 
bietes bei  der  Unscheinbarkeit  vieler  Krustenflechten,  denen  ich  mich  mit 
Vorliebe  zugewendet  habe,  wenig  Erfolg  gehabt  hätte,  habe  ich  die  Sommer- 
ferien sammelnd  und  mikroskopierend  an  verschiedenen,  weit  auseinander 
gelegenen,  der  Bodenbeschaffenheit  nach  ungleichartigen  Orten  des  Vogt- 
landes verbracht.  Dies  sind  Ebmath  (1893  — 95),  Hammerbrücke 
(1896,  1897),  Schönberg  bei  Brambach  (1898,  1900,  1901,  1903  und  1905), 
Brambach  (1902).  Von  Hammerbrücke,  später  auch  wiederholt  von 
Plauen  aus,  ist  der  als  Flechtenstandort  besonders  interessante  Wendel- 
stein bei  Falkenstein  abgesucht  worden.  Eine  ähnliche  Ergiebigkeit 
dürfte  auch  der  „Hohe  Stein“  bei  Erlbach  besitzen,  an  dem  ich  nur 
zweimal  je  einige  Stunden  sammeln  konnte.  Darum  gibt  das  folgende 
Verzeichnis  nicht  eine  Übersicht  dessen,  was  das  ganze  Vogtland  an 
Flechtenarten  besitzen  kann  und  voraussichtlich  besitzt,  sondern  der  an 
den  vier  Hauptpunkten  Plauen,  Ebmath,  Hammerbrücke  und  Schönherg 
gemachten  Funde.  Anderseits  überschreitet  es  die  politischen  Grenzen 
des  Vogtlandes,  indem  auch  die  Funde  mit  aufgenommen  worden  sind, 
die  in  der  weiteren  Umgebung  Schönbergs,  nämlich  in  Nordböhmen  um 
Haslau,  ferner  die,  welche  bei  Schlofs  Burgk  (Reufs  ä.  L.)  gemacht 
worden  sind.  Letzteres  habe  ich  mit  aufgenommen,  weil  es  durch  seine, 
die  Steilhänge  des  Saaletals  bedeckenden  alten  Eichen,  Eschen,  Buchen  usw. 
mancherlei  an  Flechten  zu  bieten  versprach,  was  in  dem  an  zusammen- 
hängendem, hochstämmigem  Laubwald  sehr  armen  sächsischen  Vogtland 
nicht  zu  finden  gewesen  ist.  Wenn  trotzdem  die  Ausbeute  geringer  war, 
als  ich  gehofft  hatte,  so  erklärt  sich  das  daraus,  dafs  ich  dort  nur  wenige 
Tage  gesammelt  habe. 

Bei  der  Bestimmung  der  Funde  haben  mir  die  Lichenes  Monacenses 
exsicc.  von  Arnold,  sowie  viele  von  demselben  schenkweise  erhaltene 


24 


Exemplare  als  Vergleichsmaterial  grofse  Dienste  getan.  Als  Bestimmungs- 
werke benutzte  ich  den  Text  zu  der  genannten  Sammlung,  von  älteren 
systematischen  Werken  das  von  Stein,  Ko  erber,  Th.  Fries,  unter  den 
neueren  die  von  Hue,  Olivier,  A.  Zahlbruckner.  In  zweifelhaften 
Fällen  habe  ich  durch  Arnold,  später  durch  Herrn  Dr.  A.  Zahlbruckner 
in  Wien,  für  Cladonien  durch  Herrn  H.  Sandstede  in  Zwischenahn  wert- 
volle Aufschlüsse  erhalten,  für  die  ich  den  genannten  Herren  zu  grofsem 
Danke  verpflichtet  bin. 

Das  Sammelgebiet  umfafst  kein  eigentliches  Gebirge,  sondern  nur 
Hügelland  von  etwa  800  bis  940  m Höhe.  Es  ist  sehr  arm  an  Kalk ; wo 
dieser  auftritt,  wird  er  zur  Gewinnung  von  Mörtel  abgebaut,  falls  er  sich 
einigermafsen  dazu  eignet:  alles  Gründe,  die  es  erklären,  dafs  die  Flechten- 
flora verhältnismäfsig  arm  an  Arten  ist.  Dessenungeachtet  ist  es  gelungen, 
eine  Anzahl  Spezies  und  Formen  zu  entdecken,  die  in  Rabenhorsts 
Kryptogamenflora  von  Sachsen,  der  Oberlausitz,  Thüringen  und  Nord- 
böhmen,  II.  Abteilung:  Die  Flechten.  Leipzig  1870,  noch  nicht  aufgeführt 
sind.  Sie  sind  durch  gesperrten  Druck  ausgezeichnet.  Das  Vogtland  wird 
in  dem  genannten  Werk  nur  an  ganz  wenig  Stellen  erwähnt,  denn  von 
den  vielen  Mitarbeitern  Rabenhorsts  hat  nicht  ein  einziger  in  dem  süd- 
westlichen Teile  des  Königreichs  Sachsen  gesammelt.  Nur  Rabenhorst 
selbst  hat  gelegentlich  eines  Badeaufenthaltes  in  Elster  dessen  Umgebung 
auch  mit  auf  Flechten  abgesucht  und  die  beobachteten  Standorte  bei  den 
betreffenden  Arten  angeführt.  Zu  ihnen  gehört  die  seltene  und  charakte- 
ristische Rinodina  polyspora  Th.  Fr.  Ungeachtet  eifrigsten  Suchens  ist 
es  mir  nicht  gelungen,  sie  an  dem  angegebenen  Fundorte  oder  sonstwo  im 
Vogtlande  wieder  aufzufinden.  Möglich,  dafs  sie,  wie  manche  andere  seltene 
Flechte,  verschwunden  ist,  seit  Rauch  und  Rufs  mit  dem  gewaltigen  in- 
dustriellen Aufschwung  des  Landes  ihre  schädigenden  Einflüsse  auf  diese 
langlebigen  Pflänzchen  mehr  und  mehr  geltend  gemacht  haben.  Sicher 
hat  Parmelia  caperata  (L.)  Ach.  dieses  Schicksal  gehabt:  von  den  beiden 
in  unmittelbarer  Nachbarschaft  Plauens  gelegenen  Standorten,  Syratal  und 
Chrieschwitz,  ist  sie  durch  Parmelia  physodes  (L.)  Ach.,  P.  saxatilis  (L.)  Fr. 
und  andere  weniger  empfindliche  Spezies  verdrängt  worden.  Heppia 
Guepinii  (Delise)  Nyl.,  die  ich  1886  noch  reichlich  und  in  schönen  Exem- 
plaren im  Steinicht  gefunden  habe,  ist  gegenwärtig  bis  auf  kümmerliche 
Reste  verschwunden,  nicht  etwa  durch  die  Sammelwut  von  Flechten- 
sammlern. Denn  aufser  mir  dürfte  kaum  jemand  den  Standort  kennen, 
und  ich  habe  ihm  nur  zweimal  kleine  Proben  entnommen,  eine  für  meine 
eigene  Sammlung,  die  andere  fast  zwanzig  Jahre  später  für  die  der  Tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden. 

Die  Arten  aber,  welche  die  kohlenstaubreiche  Atmosphäre  des  Vogt- 
landes ertragen,  nehmen  in  ihr,  was  sich  beim  Bestimmen  oft  recht  un- 
angenehm bemerkbar  maeht,  eine  dunklere  Färbung  an,  als  die  Bestimmungs- 
werke angeben  oder  die  Münchener  Belegexemplare  besitzen.  Arnold, 
dem  ich  im  Okober  1890  eine  Anzahl  Flechten  zur  Bestimmung  über- 
schickt hatte,  begleitete  deren  Rücksendung  mit  der  Bemerkung,  die 
Plauenschen  Flechten  erinnerten  ihn  in  ihrem  Aussehen  auffällig  an  die 
in  seinem  Besitz  befindlichen  englischen,  und  riet  mir,  die  für  Sammel- 
zwecke bestimmten  Exemplare  Standorten  zu  entnehmen,  die  wenigstens 
eine  Stunde  von  Plauen  entfernt  wären.  Das  Auffallendste  daran  ist,  dafs 
sich  seine  Bemerkung  speziell  auf  die  Varietät  conglobata  Flk.  von  Lecanora 


25 


polytropa  (Ehrh.)  Schaer  bezog  — und  die  hatte  ich  auf  der  Topasbreccie 
des  Schneckensteins,  der  mitten  im  Walde  und  über  20  km  Luft- 
linie von  Flauen  entfernt  liegt,  gesammelt.  Allerdings  ist  die  nächste 
lebhaft  betriebene  Fabrik  in  Tannenbergstal  nur  21/2  km  von  dem  Fund- 
orte entfernt.  Flechten  wie  Biator a lucida  (Ach.)  Fr.  sind  eigentlich  nur 
an  den  Apothezien  zu  erkennen,  ihr  Thallus  ist  im  Vogtlande  grauschwarz 
und  zeigt  nichts  von  dem  hellen  Gelb  der  Alpenexemplare,  das  ich  aber 
an  einem  Exemplare  von  Burgk  gleich  leuchtend  gefunden  habe.  Die 
charakteristische  Färbung  der  Apothezien  tritt  erst  hervor,  nachdem  sie 
in  Wasser  mit  einer  weichen  Bürste  gereinigt  worden  sind. 

Geologisch  sind  die  Sammelgebiete  sehr  verschieden:  Der  Untergrund 
von  Plauen  und  Umgebung  wird  besonders  von  Diabasgesteinen,  cambrischen, 
silurischen  und  devonischen  Schiefern,  sowie  etwas  Kalk  gebildet.  Triebtal 
und  Steinicht,  ersteres  bei  Jocketa,  letzteres  zwischen  Rentzschmühle  und 
Elsterberg,  werden  von  etwa  70  m hohen  Steilhängen  aus  harter  Diabas- 
breccie  eingefafst,  Blöcke  aus  demselben  Material  liegen  in  den  Flufsbetten 
und  sind  gleich  jenen  von  mancher  seltenen  Krustenflechte  bedeckt. 
Phyllit,  Kontaktschiefer  und  in  einiger  Entfernung  der  Granit  des  Eiben- 
stocker  Massivs  stehen  um  Hammerbrücke  an,  um  Schönberg  aber  haupt- 
sächlich Ausläufer  des  Fichtelgebirgsgranits.  Bei  Haslau  und  Rommersreut 
in  Nordböhmen  sind  ihm  Gneifsschollen,  kristallinischer  Kalk  und  eine 
grofse  Quarzfelsader  eingelagert.  Am  einförmigsten  ist  die  Bodenbeschaffen- 
heit um  Ebmath:  Phyllite  und  cambrische  Schiefer  bedecken  weite  Flächen; 
nach  Westen,  hinter  Tiefenbrunn  wird  sie  der  von  Plauen  recht  ähnlich. 
— Eine  Sonderstellung  nehmen  der  Wendelstein  bei  Falkenstein  und  der 
Hohe  Stein  bei  Erlbach  ein:  beide  bestehen  aus  grauwackeartigem  Quarzit 
und  verdanken  es  der  aufserordentlichen  Härte  dieses  Materials,  dafs  sie 
sich  haushoch  und  in  steilen  Abhängen  über  ihre  aus  gleichaltrigen,  aber 
weichen  Schiefern  bestehende  Umgebung  erheben. 

Die  vulkanischen  Gesteine,  Granit  und  Diabas,  habe  ich  reicher  mit 
Arten  besetzt  gefunden  als  die  Schiefer,  am  reichsten  aber  den  Quarzit- 
zug, der  unter  dem  Namen  der  ,, Lochsteine“  bei  Falkenstein  beginnt,  über 
eine  Stunde  lang  in  der  Richtung  Nord-Süd  hinzieht,  weiterhin  „Wendel- 
stein“ heifst  und  im  letzten  Abschnitt  „Affensteine“  genannt  wird.  Hier, 
wo  im  Moos  und  Heidekraut  auch  Lycopodium  Selago  L.  ein  verborgenes 
Dasein  führt,  treten  die  drei  vogtländischen  Gyrophora- Spezies,  Parmelia 
prolixa  Nyl.  und  P.  glomellifera  Nyl.  auf.  Parmelia  encausta  Ach.  und 
P.  stygia  (L.)  Ach.  bilden  mehr  als  handtellergrofse  Thalli,  die  bei  letzterer 
nicht  selten  fruktifizieren.  Noch  mehr  aber  wird  der  Gebirgscharakter 
der  genannten  Fels-  und  Blockmassen  durch  Lecidea  speirea  Ach.,  L.  lactea 
Nyl.,  die  charakteristische  L.  tenebrosa  (Fw.)  und  den  Flechtenschmarotzer 
Phaeospora  rimosicola  Zopf  zum  Ausdruck  gebracht.  — Der  Hohe  Stein 
überragt  den  Wendelstein  um  etwa  40  m,  besitzt  jedoch  in  horizontaler 
Richtung  eine  weit  geringere  Ausdehnung,  und  dies,  vielleicht  auch  noch 
die  gröfsere  Entfernung  vom  Erzgebirge  dürften  die  Gründe  dafür  sein, 
dafs  er  manche  der  dem  Wendelsteinzug  eigenen  Arten,  z.  B.  eine  Gyro- 
phora- Spezies,  die  angeführten  Lecidea  - Arten,  vielleicht  auch  Parmelia 
prolixa  und  glomellifera  vermissen  läfst.  Dafür  wachsen  an  seinem  Nord- 
abhang schöne  kräftige  Exemplare  von  Cladonia  sylvatica  (L.)  Hoffm. 
f.  condensata  (Floerk),  in  den  Spalten  des  Gesteins  Alectoria  bicolor  Ehrh. 
und  Sphaerophorus  frägilis  L.  Letztere,  sowie  die  ihr  verwandte  Sph. 


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coralloides  Pers.  bedecken  eine  grofse  Fläche  an  der  Hinterseite  des  „Siegel- 
felsens“, einer  kleinen  Quarzitmasse,  die  sich  an  der  Strafse  zwischen 
Grünbach  und  Hammerbrücke  fast  turmartig  über  ihre  Umgebung  erhebt 
und  etwa  700  m Meereshöhe  erreicht.  Dagegen  finden  sich  auf  dem 
Quarzit  von  Jöfsnitz  mit  400  m Meereshöhe  nur  die  gewöhnlichen  Flechten 
der  Umgebung  Plauens,  eine  Bestätigung  der  längst  bekannten  Tatsache, 
dafs  die  Artenzahl  einer  Flechtenflora  von  der  Ebene  nach  dem  Berglande 
zunimmt. 

Welcher  Einflufs  aber  dem  Substrat  zukommt,  das  zeigen  im  Vogt- 
lande besonders  deutlich  der  Schneckenstein  und  die  Rommersreuter 
Schweiz.  Jener,  eine  Breccie  aus  Quarz,  Topas  und  Turmalin,  erreicht 
890  m Meereshöhe  und  ist  trotzdem  lichenologisch  ganz  arm.  Seine  einzige 
Besonderheit  ist  Lecanora  polytropa  (Ehrh.)  Schaer.  var.  conglobata  (Flk.), 
eine  durch  den  bedeutenden  Quarzgehalt  der  Unterlage  bedingte  dürftige 
Wuchsform  der  Stammart.  Die  sogenannte  Rommersreuter  Schweiz  ist 
ein  mehr  als  kilometerlanger  Quarzgang  nördlich  von  dem  böhmischen 
Städtchen  Haslau,  westlich  von  Rommersreut,  erhebt  sich  mit  scharfem 
Grat  und  zackigen  Spitzen  haushoch  über  den  Granit  und  Gneifs  ihrer 
Umgebung  und  steigt  bis  672  m Meereshöhe  an.  Trotzdem  besitzt  sie  von 
den  Gebirgsfiechten  des  Wendelsteinzugs  und  des  Hohen  Steins  nur  Gyro- 
phora  polyphylla  (L.),  die  aber  anderthalbe  Stunde  davon  entfernt  und 
100  m tiefer  am  Fufse  des  Kapellenberges  auf  Granitblöcken  auch  vor- 
kommt. — Die  erste  Besiedelung  dieses  harten,  zur  Beschotterung  von 
Strafsen  gut  verwendbaren  Materials  geht  vornehmlich  von  Lecidea  plana 
Lahm.,  L.  erratica  Kbr.  und  Acarospora  fuscata  (Schrad.)  aus;  die 
schwarzen  Apothezien  der  beiden  ersten  sitzen  über  den  feinsten  Gesteins- 
rissen, fast  ohne  Thallus,  zu  schmalen,  schwarzen  Linien  aneinander  ge- 
reiht, zwischen  denen  die  rifsfreien  Stellen  des  Quarzes  mit  milchweifser 
Farbe  hervorblitzen.  In  etwas  tieferen  und  weiteren  Rissen  sitzen  winzige 
Schollen  der  genannten  Acarospora.  Später  werden  kleine  Flächenstücke 
des  Gesteins  von  Rhizocarpon  geographicum  DC.,  Lecanora  sordida  (Pers.), 
L.  sulphurea  (Hoffm.),  Aspicilia  cinerea  (L.)  und  A.  gibbosa  (Ach.)  bewachsen, 
schliefslich  findet  man,  besonders  an  der  Westseite  des  Höhenzugs,  ganze 
Felswände  in  der  Ausdehnung  von  mehreren  Quadratmetern  mit  einem 
gleichmäfsigen  Überzug  von  Parmelia  olivacea  (L.)  Nyl.,  P saxatilis  (L.), 
dazwischen  auch  etwas  P.  conspersa  Ach.  bedeckt. 

Pflanzengeographisch  gehört  das  Gebiet  in  die  dritte  von  den  fünf 
Regionen,  in  welche  Deutschland  von  Drude*)  eingeteilt  wird,  geht  aber 
nach  Südosten  in  die  vierte  über.  Nach  demselben  Autor  besitzen  einzelne 
Gaue  der  ersten  und  zweiten  Region  250  bis  höchstens  400  Arten,  im 
Vogtland  aber  sind  nur  278  nachgewiesen-  worden.  Von  diesen  sind  etwa 
185  Krustenflechten,  der  Rest  verteilt  sich  zu  fast  gleichen  Teilen  auf 
Blatt-  und  Strauchflechten.  Das  ist  für  jene  ein  ungünstiges  Verhältnis, 
wenn  man  bedenkt,  dafs  in  Sydows  Flechtenflora  von  Deutschland  auf 
173  Strauch-  plus  Blattflechten  823  Krustenflechten  kommen,  und  dabei 
weist  das  Vogtland  gerade  unter  diesen  eine  ganze  Anzahl  Spezies  auf, 
die  in  Rabenhorsts  Flora  noch  nicht  aufgeführt  sind.  Diese  Armut  an 
Arten  erklärt  sich  einerseits  aus  der  Unvollständigkeit  der  Erforschung, 
aus  dem  Mangel  an  Kalkgebirge  und  an  alten  Laubwäldern,  anderseits 


*)  Drude,  0.:  Deutschlands  Pflanzengeographie,  Bd.  1.  Stuttgart  1896. 


27 


aus  der  Kleinheit  des  Gebiets.  Nach  Steins*)  Einteilung  von  Schlesien 
würde  es  hauptsächlich  der  Hügelregion  (—  500  m)  angehören,  aber  in 
die  Bergregion  (—  1100  m)  übergehen.  Jene  besitzt  in  der  ganzen,  gut 
durchforschten  Provinz  Schlesien  281  Arten,  darunter  115  ihr  ausschliefs- 
lich  eigene,  während  die  Bergregion  unter  405  Spezies  82  ihr  allein  ge- 
hörige aufweist.  Hiermit  verglichen  würde  man  von  einer  auffallenden 
Artenarmut  des  Vogtlandes  nicht  sprechen  können,  besonders  da  noch 
mancher  Zuwachs  zu  dem  vorläufig  abgeschlossenen  Verzeichnis  zu  er- 
warten ist.  Zu  demselben  Ergebnis  führt  der  Vergleich  mit  Ehingen  a.  D. 
in  Württemberg,  wo  Bieber**)  212  Arten  nachgewiesen  hat,  wogegen 
Arnold***)  mit  seinen  Helfern,  wohlgeschulten  Flechtensammlern,  in  der 
Umgebung  von  München  gegen  500  Arten  gefunden  hat.  Aber  mehr  noch 
als  durch  die  grofse  Zahl  der  Spezies  erhebt  sich  seine  Zusammenstellung 
dadurch  zu  einer  nachahmenswerten  Musterleistung,  dafs  sie  die  Verteilung 
der  Münchener  Flechten  über  die  verschiedensten  Unterlagen  und  ihr  Vor- 
kommen in  den  mancherlei  Pflanzenformationen  bis  ins  Einzelnste  durch- 
geführt enthält  und  so  eine  äufserst  wertvolle  Grundlage  für  die  geo- 
graphische Verteilung  der  Flechten  in  Deutschland  geschaffen  hat.  Eine 
ähnliche  Übersicht  der  vogtländischen  Flechten  sei  einer  späteren  Ver- 
öffentlichung Vorbehalten. 

Pyrenocarpeae* 

Verrucariaceae. 

1.  Verrucaria  calciseda  D.  C.  An  Kalkfelsen  im  Elstertal  bei  Plauen, 

Kulmberg  bei  Oberlosa;  an  den  Kalkschmitzen  des  Grünsteins  von 
Reusa  — gemein. 

2.  V.  rupestris  Schrad.  An  Blöcken  einer  Mauer  an  der  alten  Reusaer 

Strafse;  an  Kalkschmitzen  des  Grünsteins  bei  Reusa. 

8.  V.  dolos a Hepp.  Tonschieferplatten  im  Seifenbächlein  oberhalb  Ober- 
Gettengrün. 

4.  V.  laevata  Kbr.  Diabasblöcke  des  Elsterbettes  im  Steinicht;  Triebtal 

bei  Jocketa. 

5.  V.  anceps  Kph.  Kalkblöcke  im  Burgstall  bei  Haslau  (Böhmen);  Kalk- 

schmitzen im  Grünstein  bei  Reusa. 

6.  V.  Floerkeana  nob.  (V.  papillosa  Flrk.).  An  Grünsteinblöcken  im 

Triebtal  bei  Jocketa,  am  Chrieschwitzer  Bach,  Nähe  des  Restaurants 
„Waldfrieden“. 

7.  V.  hydrela  Ach.  Granit-  und  Gneifsgeschiebe  im  Rommersreuter  Bach 

(Böhmen). 

8.  V.  chlorotica  Ach.  Grünsteinblöcke  im  Triebtal  bei  Jocketa  und  im 

Elstertal,  Steinicht. 

9.  V.  aethiohola  Wahlenb.  Granitgeschiebe  im  Rommersreuter  Bach 

(Böhmen). 

10.  V.  aquatilis  Mudd.  An  Grünstein  im  Chrieschwitzer  Bach  nahe  dem 
Restaurant  „Waldfrieden“;  Rodersdorf:  Geschiebe  im  Bach  nahe 
beim  „Wunderbaum“;  Steinicht:  Grünsteinblock  im  Ruppertsgrüner 
Grund  bei  seiner  Einmündung  in  das  Elstertal. 

*)  Stein,  B.:  Kryptogamenflora  von  Schlesien,  Bd.  II:  Flechten.  Breslau  1879. 

**)  Rieb  er,  X.:  Zur  Flechtenflora  der  Umgebung  von  Ehingen  a.  D.  Wissensch. 
Beilage  z.  Jahresber.  des  K.  Gymnas.  in  Ehingen.  Stuttgart  1901. 

***)  Arnold,  Fr.:  Zur  Lichenenflora  von  München.  München  1891 — 1901. 


28 


11.  Verrucaria  nigrescens  Pers.  An  Felsen,  Blöcken,  umherliegenden  Steinen 

aller  Art  gemein. 

12.  Thelidium  parvulum  Arn.  Granitblock  auf  der  Höhe  des  Kapellen- 

bergs bei  Schönberg,  eine  über  handgrofse  Fläche  bedeckend.  Thallus 
fast  gänzlich  fehlend. 

13.  Staurothele  clopima  (Wahlbg.)  Th.  Fr.  Überschwemmte  Grünsteinblöcke 

im  Triebtal  bei  Jocketa;  Bärenloh  bei  Adorf  [Rabenhorst]. 

Dermatocarpaceae. 

14.  Dermatocarpon  rufescens  (Ach.)  A.  Zahlbr.  Verwitterter  Tonschiefer 

am  Weg  von  Schleiz  nach  Möschlitz;  Diabasbreccie  zwischen  Pirk 
und  Rosental  [Spindler]. 

15.  D.  hepaticum  (Ach.)  A.  Zahlbr.  Felsspalten  des  Steinichts;  Triebtal 

bei  Jocketa  [Stolle], 

16.  D.  miniatum  (L.)  Mann.  An  trockenen  Felsen  und  Felsblöcken  ver- 

breitet: Trieb-  und  Elstertal  bei  Jocketa,  Steinicht,  Weischlitz,  Pirk, 
Burgk.  An  sonnigen  Stellen  reichlich  fruktifizierend,  an  schattigen 
meist  nur  Pykniden  bildend,  var.  complicatum  (Sw.).  Steinicht. 

17.  D.  fluviatile  (Weis)  Th.  Fr.  Felsblöcke  im  Triebtale  bei  Jocketa  und 

im  Steinicht,  zeitweise  von  Wasser  bespült,  stets  tiefere  Stellen 
einnehmend  als  D.  miniatum. 

Pyrenulaceae. 

18.  Arthopyrenia punctiformis  (Ach.)  Arn.  An  Acer  und  Ainus  im  Steinicht. 

19.  A.  cerasi  (Schrad.).  An  wilder  Kirsche  bei  Possig  und  Schönberg. 

20.  Porina  lectissima  (Fr.)  A.  Zahlbr.  Elstertal,  unterhalb  Rentzsch- 

mühle,  an  Diabasfelsen;  Bretschneiderfelsen  im  Triebtal. 

21.  Pyrenula  nitida  Ach.  An  Corylus , Fagus , Ainus  verbreitet. 

Glymnocarpeae. 

Coniocarpineae : I.  Caliciaceae. 

22.  Calicium  pusillum  Fl.  Völlig  übereinstimmend  mit  dem  von  Arnold 

in  seinen  Lieh.  Monac.  unter  Nr.  58  herausgegebenen  Exemplar. 
Fichtenstumpf  bei  Schönberg. 

23.  C.  chlor inum  (Ach.)  Kbr.  Steriler,  weit  ausgebreiteter  Überzug  (Lepra- 

form) auf  Felsen  bei  Schönberg,  Lochsteine  bei  Falkenstein. 

24.  Coniocybe  furfuracea  Ach.  Auf  Moos,  Erde,  Wurzeln,  Steinen  im 

Triebtal,  Syratal,  bei  Schönberg. 

II.  Cypheliaceae. 

25.  Cyphelium  trichiale  Kbr.  = Chaenotheca  trichialis  (Ach.)  Th.  Fr.  f. 

candelaris  Schaer.  Auf  Eichen  in  Burgk. 

26.  C.  aciculare  Sm.  Auf  Eichen  in  Burgk. 

III.  Sphaerophoraceae. 

27.  Sphaerophorus  fragilis  L.  Siegelfelsen  bei  Grünbach;  Hoher  Stein  bei 

Erlbach. 

28.  Sph.  coralloides  Pers.  Siegelfelsen  bei  Grünbach. 

Graphidineae : I.  Arthoniaceae. 

29.  Arthonia  radiata  Pers.  An  Fraxinus  bei  Pirk,  an  Acer  im  Trieb tal. 

30.  A.  sorbina  Kbr.  An  Sorbus  in  Burgk. 

31.  Coniangium  f ns  cum  Mass.  Auf  Kalk,  Kulmberg  bei  Oberlosa. 


29 


II.  Graphidaceae. 

32.  Xylographa  parallela  (Ach.)  Fr.  Baumstumpf  im  Steinicht,  rechtes 

Elsterufer. 

33.  Opegrapha  lithyrga  Ach.  An  Grünsteinblöcken  im  Steinicht. 

34.  0.  atra  Pers.  An  Eschen  in  Pirk. 

35.  0.  varia  Pers.  An  Eiche,  Burgk;  an  Kiefern  im  Steinicht;  an  Birke 

auf  dem  Tenneraberg.  f . pidicaris  Fr.  An  Eiche  in  Burgk. 

36.  0.  herpetica  Ach.  An  Carpinus  Betulus  in  Burgk.  Spermatien  gerade, 

4 — 5 g lang. 

37.  0.  ruf  es  eens  Pers.  An  Carpinus  Betulus  in  Burgk.  Spermatien  ge- 

bogen, 5 g lang;  an  Ainus  bei  Säuerlingsmühle,  Voitersreut  (Böhmen). 

38.  Graphis  scripta  Ach.  An  Buchen,  Erlen,  Eschen  sehr  verbreitet. 

f.  recta  Humb.  An  Ahorn  im  Steinicht. 

Cyclocarpineae:  I.  Diploschistaceae. 

39.  Diploschistes  scruposus  (L.)  Norm.  Auf  Felsen  gemein. 

40.  D.  bryophilus  (Ehrh.)  Zahlbr.  Über  Moosen  im  Steinicht,  hinter 

Chrieschwitz,  bei  Kossengrün  im  Triebtal. 

II.  Gyalectaceae. 

41.  Microphiale  diluta  (Pers.)  A.  Zahlbr.  An  einem  Baumstumpf  zwischen 

Steinicht  und  Elsterberg,  rechtes  Elsterufer. 

III.  Lecideaceae. 

42.  Lecidea  fumosa  (Hoffm.)  Ach.  Auf  Granit  bei  Schönberg. 

43.  L.  grisella  Flk.  Auf  Grünstein  bei  Plauen;  auf  Granit  bei  Hammer- 

brücke und  Schönberg;  viel  verbreiteter  als  vorige  Art. 

44.  L.  convexa  Fr.  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins  bei  Falkenstein. 

45.  L.  speirea  Ach.  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins  bei  Falkenstein;  sehr 

selten  an  Grünstein  im  Steinicht. 

46.  L.  confluens  Fr.  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins  bei  Falkenstein. 

47.  L.  erratica  Kbr.  Auf  Quarzitblöcken  bei  Rommersreut  (Böhmen). 

48.  L.  platycarpa  Ach.  Auf  Felsen  aller  Art  (Kalk  ausgenommen)  verbreitet. 

f.  steriza  Ach.  Auf  Granit  bei  Schönberg. 

f.  flavicunda  Ach.  Auf  Granit  des  Tierbergs  bei  Hammerbrücke; 
Schönberg. 

49.  L.  einer eoatra  Ach.  Granit  bei  Schönberg. 

50.  L.  albocaerulescens  (Wulf.)  Schaer.  Granit  bei  Hammerbrücke  und  bei 

Schönberg. 

51.  L.  crustulata  (Ach.)  Kbr.  Auf  Felsen  und  Steinen  aller  Art  (aus- 

genommen Kalk)  gemein. 

f.  soredizoides  Nyl.  Granit  bei  Schönberg  und  Hammerbrücke  (be- 
stimmt durch  Arnold). 

f.  ochrochlora  Ach.  An  einer  Feldmauer  bei  Schönberg. 

52.  L.  silvicola  Fw.  Granit  des  Tierbergs  bei  Hammerbrücke;  Granit  bei 

Schönberg. 

53.  L.  lithophila  (Ach.)  Th.  Fr.  Granit  bei  Hammerbrücke  und  Schön- 

berg, ziemlich  verbreitet. 

f \ p alles  eens  Stein.  Schönberg,  auf  Granitblöcken. 


30 


54.  Lecidea  plana  Lahm. 

f.  typica  Lahm.  Granit  bei  Hammerbrücke  und  Schönberg;  Topas- 
breccie  des  Schneckensteins;  Quarzitschiefer  des  Wendelsteins,  ver- 
breitet. 

f.  elevata  Lahm.  Quarzit  des  Wendelsteins. 

55.  L.  lactea  Nyl.  Quarzit  des  Wendelsteins. 

56.  L.  elabens  Fr.  Schindeln  der  Scheune  der  Scheidemühle  bei  Schön- 

berg; Kiefern  bei  Fröbersgrün. 

57.  L.  turgidula  (Fr.)  f.  pityopliüa  Smrft.  Schindeln  der  Scheune  der 

Scheidemühle  bei  Schönberg. 

58.  L.  latypaea  Ach.  Tonschiefer  an  der  alten  Olsnitzer  Strafse  in  halber 

Höhe  des  Kemmlers;  Granit  bei  Schönberg. 

59.  L.  tenebrosa  (Fw.).  Quarzit  des  Wendelsteins  bei  Falkenstein;  Granit 

bei  Schönberg  am  Fufsweg  nach  Voitersreut  (nur  sehr  spärlich); 
Hoher  Stein  bei  Erlbach. 

60.  L.  enteroleuca  Ach.  = goniophila  (Flk.)  Kbr.  Auf  Kalk:  Kulmberg 

bei  Oberlosa,  Burgstall  bei  Haslau  (Böhmen),  Reusa;  auf  Granit: 
Schönberg;  auf  Grünstein:  im  Triebtal. 

f.  p ungens  (Kbr.)  Grünsteinblöcke  am  Kemmler,  Fufsweg  nach 
Reinsdorf;  Granit  bei  Schönberg,  Fufsweg  nach  Voitersreut. 

61.  L.  parasema  Ach.  Sehr  verbreitet  im  ganzen  Gebiet. 

62.  L.  olivacea  Hoffm.  An  Fraxinus  in  Burgk,  vereinzelt. 

63.  L.  lucida  (Ach.)  Fr.  Ziegelstein  bei  der  Bahnmühle,  Syrau;  Grünstein 

im  Triebtal;  Tonschiefer  bei  Burgk  (Röhrensteig). 

64.  L.  granulosa  (Ehrh.)  Schaer.  Auf  torfiger  Erde,  Moosen,  Baumstümpfen 

durch  das  Gebiet  sehr  häufig. 

65.  L.  flexuosa  Fr.  Hammerbrücke,  Schönberg:  an  Baumstümpfen. 

66.  L.  vir ides eens  (Schrad.)  Fr.  Kapellenberg  bei  Schönberg,  auf  mooriger 

Erde. 

67.  L.  coarctata  Ach.  An  allerlei  Felsarten  verbreitet. 

f.  elachista  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Grünstein  im  Syratal;  auf  Granit  bei 
Schönberg. 

f.  terrestris  Fw.  Auf  verwittertem  Granit  bei  Schönberg,  nahe  dem 
„grofsen  Teich“. 

f.  cotaria  (Ach.)  Auf  Granit  bei  Schönberg.  Die  jungen  Apothezien 
entstehen  zuweilen  unter  dem  Hypothezium  der  vorjährigen,  durch- 
brechen diese  und  drängen  sie  schliefslich,  sich  ausbreitend,  ganz 
bei  Seite. 

68.  L.  rivulosa  Ach.  f.  corticola  Fr.  Wachholderstumpf  bei  Hammerbrücke. 

69.  L.  symmictella  Arn.  Hirnschnitt  eines  Kiefernstumpfes  bei  Ebmath. 

70.  L . gelatinosa  (Flk.)  Stein.  Auf  Tonschiefer  bei  Pirk. 

71.  L.  sanguineoatr a (Wulf?)  Lönnroth.  Auf  Diabasbreccie  im  Syratal. 

72.  L.  leucophaea  (Flk.)  Th.  Fr.  Auf  Granit  bei  Schönberg. 

73.  L.  fuscorubens  Nyl.  Auf  Granit  bei  Schönberg. 

74.  L.  uliginosa  (Ach.)  Fr.  Auf  moorigem  Boden,  vermoderten  Baum- 

stümpfen usw.  im  Gebiet  gemein. 

f.  argillacea  Krmphb.  Auf  sandigem  Boden:  Weg  von  Schönberg  nach 
Bärenteich. 

75.  L.  fuliginea  (Ach.)  Fr.  Fichtenstumpf  bei  Ebmath;  Holzgeländer  bei 

Heidenreich;  morsches  Holz  am  grofsen  Teich  bei  Schönberg;  Baum- 
stumpf im  Steinicht,  rechtes  Ufer. 


31 


76.  Lecidea  lurida  (Sw.)  Ach.  In  Spalten  der  Grünsteinfelsen  im  Steinicht. 

77.  L.  ostregta  (Hoffm.)  Am  Fufs  alter  Kiefern  durch  das  Gebiet  verbreitet. 

78.  Catülaria  lenticularis  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Kalk  bei  Reusa. 

79.  C.  prasina  (Fr.)  Th.  Fr.  Hirnschnitt  eines  Fichtenstumpfes  bei  Ebmath. 

80.  C.  micrococca  (Kbr.)  Th.  Fr.  Morscher  Baumstumpf  im  Steinicht, 

rechtes  Ufer  der  Elster. 

81.  C.  synothea  (Ach.)  Th.  Fr.  Schindeln  der  Scheune  der  Scheidemühle 

bei  Schönberg;  Baumstumpf  im  Steinicht,  rechtes  Ufer. 

82.  C.  glomerella  Nyl.  Schindeln  der  Scheune  der  Scheidemühle  bei 

Schönberg. 

83.  C.  sabulosa  Mass.  Auf  abgestorbenen  Moosen  bei  Schönberg. 

84.  Bacidia  alhescens  (Hepp.)  Zwackh.  Holzstamm  zwischen  Zwoschwitz 

und  Schnekengrün;  im  Steinicht,  rechtes  Ufer;  Fichtenstumpf  hinter 
Reinsdorf. 

85.  B.  inundata  (E.  Fr.)  Kbr.  Auf  Grünstein  und  einmal  auf  einem  Erlen- 

stumpf  im  Triebtal;  auf  Granit  im  Rommersreuter  Bach  (Böhmen). 

86.  B.  muscorum  (Sw.)  Arn.  Auf  Moos  bei  Schönberg. 

87.  B.  Beckhausii  Kbr.  Lärchen  am  Tenneraberg  bei  Plauen;  wilde  Rose 

bei  Schönberg;  entrindeter  Fichtenstumpf  hinter  Reinsdorf'.  Epi- 
thecium  olivengrün,  im  Alter  bräunlich,  durch  K intensiver  grün 
gefärbt,  nicht  violett,  wie  die  von  Arnold  in  seinen  Lieh.  Monac. 
exsicc.  unter  Nr.  410  herausgegebenen  Exemplare,  sonst  aber  mit 
diesen  völlig  übereinstimmend.  Sieht  man  die  von  Arnold  an- 
gegebene Violettfärbung  als  mafsgebend  an,  so  müfsten  die  vogt- 
ländischen Exemplare  als  Abart  von  Beckhausii  aufgestellt  werden. 

88.  B.  Naegelii  (Hepp.)  Anzi.  Auf  Erlenrinde  bei  Strafsberg. 

89.  B.  sphaeroides  (Dicks.)  A.  Zahlbr.  Auf  Moos  bei  Reusa. 

90.  B.  sabuletorum  (Schreb.)  Th.  Fr.  = B.  hypnophila  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf 

Moos  bei  Weischlitz;  bei  Reusa. 

91.  B.  microcarpa  Th.  Fr.  = B.  obscurata  ß microcarpa  Th.  Fr.  Auf 

Moos  im  Steinicht. 

92.  Scoliciosporum  umbrinum  (Ach.)  ==  Bacidia  umbrina  (Ach.)  Br. 

et  Rostr.  Auf  Grünsteinblöcken  bei  Chrieschwitz;  auf  Tonschiefer 
bei  Pöhl  und  im  Ruppertsgrüner  Tal;  auf  Grünstein  im  Steinicht. 

93.  Toninia  caeruleonigricans  (Lightf.)  Th.  Fr.  Kalkfelsen  am  Elsterufer 

hinter  Zöbischs  Fabrik,  Kulmberg  bei  Oberlosa. 

94.  Rhizocarpon  badioatrum  (Flk.)  Th.  Fr.  Auf  Grünsteinblöcken  im 

Steinicht;  auf  Granit  bei  Schönberg. 

95.  R.  geographicum  (L.)  DC.  Auf  allerlei  Felsarten  (Kalk  ausgenommen) 

gemein. 

f.  contiguum  Fr.  Auf  Grünsteinblöcken  im  Steinicht. 
f.  lecanorium  (Flk.)  Auf  Quarz  im  Steinicht. 

96.  R.  Montagnei  (Fw.)  Kbr.  Auf  Grünstein:  Weg  vom  Kemmler  nach 

Oberlosa. 

97.  R.  grau  de  (Floerk.)  Arn.  Auf  Grünsteinblöcken  im  Zwoschwitztal. 

98.  R.  distinctum  Th.  Fr.  Auf  Felsarten  aller  Art  (ausgenommen  Kalk) 

verbreitet  (Triebtal,  Syratal,  Elstertal,  Schönberg,  Hammerbrücke). 

99.  R.  obscuratum  (Schaer.)  Kbr.  Auf  Grünstein  im  Triebtal;  auf  Granit 

bei  Schönberg. 

100.  R.  lavatum  (Ach.)  Arn.  Auf  Grünsteinblöcken  im  Triebtal. 

101.  R.  concentricum  (Dav.)  Beitram.  Auf  Tonschiefer  bei  Pirk. 

* 


32 


IV  Cladoniaceae. 

102.  Baeomyces  byssoides  (L.)  Schaer.  Auf  Fels,  Erde,  Wurzeln  durch 

das  Gebiet  sehr  verbreitet. 

f.  sessile  (Nyl.)  Ivst.  Auf  Erde  bei  Schönberg. 

103.  B.  placophyllus  Wnbg.  Auf  Erde  zwischen  Frosch  und  Elster- 

quelle (Böhmen)  leg.  Spindler. 

104.  B.  roseus  Pers.  Auf  sandigem  Boden  hei  Syrau,  Mehlteuer,  Ebmath, 

Schönberg. 

105.  Cladonia  rangiferina  (L.)  Web.  Durch  das  Gebiet  gemein,  nie  frukti- 

fizierend,  mit  Soralen  bei  Alt-Jocketa. 

106.  CI.  sylvatica  (L.)  Hoffm. 

a)  sylvestris  Oed.  Durch  das  Gebiet  verbreitet. 

f.  condensata  (Floerk).  Hoher  Stein  bei  Erlbach  [Spindler]. 
m.  pumila  (Ach.)  Wain.  Ebenda. 

107.  CI.  Papillaria  (Ehrh.)  Hoffm.  Auf  Erde,  zwischen  Steinen:  Hoher 

Stein  bei  Erlbach.  Hundshübel  bei  Hundsgrün  [Spindler]. 

108.  CI.  Floerkeana  (Fr.)  Sommerf.  Zwischen  Moos  auf  dem  Dach  der 

Ossermühle  bei  Schönberg. 

109.  CI.  bacillaris  Nyl.  Dach  der  Ossermühle  bei  Schönberg;  auf  Fichten- 

wurzeln bei  Syrau. 

110.  CI.  macilenta  (Hoffm.)  Nyl.  Allgemein  verbreitet  in  den  Fichten- 

wäldern von  Schönberg,  Mehlteuer,  Hammerbrücke, 
f.  styracella  (Ach.)  Wain.  Schönberg.  f. polydactyla  (Flk.).  Zwosch- 
witztal bei  Plauen. 

111.  CI.  digitata  (L ) Hoffm.  Friedrichsmühle  bei  Morgenröte:  am  Mühl- 

graben in  feuchtem  Moos. 

a)  monstrosa  (Ach.)  Wain.  Nicht  selten  am  Grunde  von  Fichten 
bei  Schönberg,  Neuengrün. 

monstrosa  ad  f.  brachytes  Wain.  Auf  Waldboden  bei  der 
Säuerlingsmiilile  bei  Voitersreut  (Böhmen). 

112.  CI.  coccifera  (L.)  Willd.  Verbreitet  in  den  Wäldern  von  Schönberg, 

Mehlteuer,  Ebmath,  Hammerbrücke, 
f.  pleurota  Schaer.  Waldboden  bei  Syrau. 

113.  CI.  deformis  (L.)  Hoffm.  Schönberg,  südlich  der  Hahnenpfalz,  auf 

sandigem  Boden. 

114.  CI.  uncialis  (L.)  Web.,  Hoffm.  Auf  sandigem  Boden  im  Syrauer  Wald, 

bei  Ebmath;  Hoher  Stein  bei  Erlbach. 

115.  CI.  furcata  (Huds.)  Schrad.  Im  ganzen  Gebiet  sehr  verbreitet. 

var.  racemosa  (Hoffm.)  Floerk.  Typische  Form  selten:  unter  Fichten 
am  Waldrande  bei  Pirk,  Hammerbrücke. 

1.  furcatosubulata  (Hoffm.)  fehlt. 

2.  corymbosa  (Ach.)  Nyl.  häufig,  z.  B.  Felsblöcke  am  Eingang 
zum  Zwoschwitztal;  Steinicht;  Waldrand  bei  Haselbrunn.  — 
Syratal  und  Strafse  zwischen  Syrau  und  Elsterberg  am  Wald- 
rand [Stolle]. 

var. pinnata  (Floerk.). 

1.  foliolosa  Del.  Waldboden  bei  Pfaffenmühle,  Liebau,  Alt- 
Jocketa,  Syrau,  Kauschwitz;  eine  der  häufigsten  Formen  in 
schattigen  Wäldern.  Hierher  gehört  auch  f.  dichotoma  Fl.  Mit 


33 


Arnold,  Icon.  Clad.  Nr.  1315  völlig  übereinstimmend.  Ziegelei 
in  der  Nähe  des  Glockenbergs  bei  Plauen  [Stolle]. 

2.  truncata  (Floerk.)  nicht  gefunden. 

var.  scabriuscula  (Del.)  Coem. 

1.  surrecta  (Floerk.)  Wain.  Steinicht,  linkes  Elsterufer;  Wald- 
rand am  Weg  vom  Forsthaus  nach  der  Holzmühle  (mit  Ori- 
ginalexemplaren Sandstedes  völlig  übereinstimmend). 

2.  adspersa  Floerk.  Am  Kapellenberg  bei  Schönberg. 

var.  palamaea  (Ach.)  Nyl.  Sehr  verbreitet  auf  sonnigen  Felsen 
durch  das  ganze  Gebiet,  besonders  m.  recurva  Floerk.  Zwischen 
Echo  und  Holzmühle,  am  Waldrand;  Wendelstein  bei  Falken- 
stein; sonnige  Hänge  bei  Pirk  [Stolle] ; Syratal  usw. 
m.  subulata  Floerk.  Schönberg,  Fufsweg  nach  Steinsgrün. 

116.  Cladonia  rangiformis  Hoffm.  Strafse  von  Syrau  nach  Elsterberg,  am 

Waldrande  [Stolle]. 

117.  CI.  squamosa  (Scop.)  Hoffm.  Im  ganzen  Gebiet  sehr  verbreitet. 

a)  f.  denticollis  (Hoffm.)  Floerk.  Schönberg:  am  Weg  nach  Hohen- 
dorf; Syratal  an  feuchten  Stellen, 
m.  squamosissima  Floerk.  Kienmühle  bei  Schwand  [Spindler] ; 

Syrauer  Wald  [Stolle],  Mehlteuer,  in  feuchtem  Moos, 
m.  asperella  Floerk.  Waldboden  um  Jocketa,  Plauen,  Schönberg: 
an  trockneren  Stellen  als  vorige.  Mit  der  nächsten  die  ver- 
breitetste Form  um  Schönberg: 

asperella  ad  denticollis  (Hoff.)  Floerk.  Seltener  bei  Plauen 
und  J ocketa. 

ß)  f.  muricella  (Del.).  Auf  Steinblöcken  im  Zwoschwitztal,  am 
rechten  Abhang  des  Syratals  auf  felsigem  Boden. 
denticollis  ad  muricella  (Del.).  Syratal,  an  gleichem  Orte. 
denticollis  ad  phyllocoma  Rabenh.  Wald  zwischen  Syrau 
und  Elstertal  [Stolle]. 

asperella  ad  multibrachiata  Floerk.  Syratal,  Eingang  zum 
Zwoschwitztal,  auf  feuchtem  Boden.  Beim  Siegelfelsen  zwischen 
Grünbach  und  Hammerbrücke  [Stolle]. 

Typische  multibrachiata  Floerk.  habe  ich  noch  nicht  gefunden,  aber 

ohne  Zweifel  findet  sie  sich  an  torfigen  Stellen. 

118.  CI.  cenotea  (Ach.)  Schaer.  Friedrichsmühle  bei  Morgenröte ; Schön- 

berg: Weg  vom  Kirchhof  nach  Steingrün;  Syratal : rechtes  Ufer, 

hinter  der  Brücke. 

119.  CI.  caespiticia  (Pers.)  Floerk.  An  sonnigen  Felsen  bei  Pirk  [Stolle]. 

120.  CI.  cariosa  (Ach.)  Sreng.  i.  pruniformis  Norm.  Auf  trockenen  Felsen 

bei  Pirk  [Stolle] ; Alt- Jocketa,  auf  den  Höhen  nach  dem  Triebtal  zu. 

121.  CI.  gracilis  (L.)  Willd.  Durch  das  ganze  Gebiet  in  lichten  Fichten- 

wäldern verbreitet. 

a)  chordalis  (Floerk.)  Schaer.  Die  verbreitetste  Form  auf  sandigem 
Boden  um  Plauen,  Hammerbrücke,  Ebmath,  Schönberg. 
chordalis  ad  ecmocyna  Ach.  Auf  Waldboden  zwischen  Tausch- 
witz und  Theuma. 

ß)  aspera  Flk.  Schönberg,  am  Kapellenberg:  Wegböschungen. 

122.  CI.  cornuta  (L.)  Schaer.  Schönberg,  am  Weg  nach  Hohendorf:  an 

einem  Baumstumpf;  Syratal  [Stolle]. 

123.  CI.  Botrytes  Hoffm.  Bad  Elster  [Rabenhorst]. 


34 


124.  Cladonia  degenerans  (Flk.)  Spreng.  Durch  das  Gebiet  sehr  verbreitet, 

a)  euphorea  (Ach.)  Floerk.  Schönberg:  in  den  Wäldern  am  Kapellen- 
berg, um  die  Hahnenpfalz,  hei  Hohendorf  und  nach  Brambach 
zu;  Plauen:  bei  der  Zadera,  zwischen  Echo  und  Holzmühle. 
ß)  cladomorpha  (Ach.)  Wain.  Syratal,  rechtes  Ufer:  auf  bemoostem 
Boden;  Schönberg:  in  einem  Hohlweg  nach  Hohendorf  zu. 
y)  phyllophora  (Ehrh.)  Flot.  Auf  Waldboden  zwischen  Schönberg  und 
Hohendorf,  südlich  von  der  Hahnenpfalz;  bei  Fröbersgrün  und 
an  Felsabhängen  bei  Pirk  [Stolle]. 

125.  CI.  verticillata  Hoffm.  Am  Waldrand  zwischen  Schönberg  und  Bram- 

bach: sandiger  Boden. 

126.  CI.  pyxidata  (L.)  Fr.  Durch  das  Gebiet  verbreitet. 

ä)  neglecta  (Floerk.)  Mass.  Auf  Felsen  bei  Pirk  [Stolle]. 
ß)  chlorophaea  Floerk.  Waldrand  beim  Echo  bei  Plauen.  Schönberg: 
auf  sandigem  Boden  zwischen  Heide  häufig. 

f .prolifera  Arn.  Waldrand  zwischen  Forsthaus  und  Holzmühle 
bei  Plauen. 

y)  pocillmn  (Ach.)  Floerk.  Auf  moosbewachsenen,  sonnigen  Felsen 
und  Felsblöcken  um  Plauen  verbreitet. 

127.  CI.  fimbriata  (L.)  Fr.  Durch  das  Gebiet  sehr  verbreitet. 

a)  simplex  (Weis)  Flot.  Auf  moosfreiem,  nadelbedecktem  Wald- 
boden, an  Waldrändern,  in  Lichtungen  um  Plauen,  Mehlteuer, 
Schönberg,  Ebmath. 

f.  prolifera  (Betz.)  Wain.  Morgenröte,  Hammerbrücke. 
ß)  cornutoradiata  Coem.  Unter  Heide  im  Stadtwald  beim  Essig- 
steig (Plauen);  Schönberg,  Weg  nach  Werdengrün. 

f.  radiata  (Schreb.)  Coem.  Waldrand  beim  Echo  (Plauen);  bei 
Morgenröte  [Stolle]. 

f.  capreolata  (Floerk.)  Flot,  Waldrand  zwischen  Echo  und  Holzmühle, 
y)  nemoxyna  (Ach.)  Coem.  Im  Kemnitztal  [Spindler]. 

128.  CI.  coniocraea  (Floerk.)  An  einem  Baumstumpf  zwischen  Bartmühle 

und  Liebau. 

129.  CI.  foliacea  (Huds.)  Schaer.  Auf  kurzrasigen  Felsen  nicht  selten. 

a)  alcicornis  (Lightf.)  Schaer.  Um  Plauen,  Schönberg,  Pirk  häufiger 
als  die  Stammform. 

f. phyllophora  (Hoffm.)  Malbr.  Alt-Jocketa;  die  Höhen  nach  dem 
Triebtal  zu. 

130.  Stereocaulon  tomentosum  E.  Fr.  Schönberg:  auf  verwittertem  Granit 

südlich  von  der  Hahnenpfalz;  bewaldete  Abhänge  an  der  Strafse 
von  Markneukirchen  nach  Adorf;  Hohlweg  zwischen  Tauschwitz 
und  Theuma;  Diabasbreccie  beim  Westbahnhof,  Plauen  [Spindler]. 

131.  St.  condensatum.  Schönberg:  Weg  nach  Bärenteich;  Strafse  zwischen 

Steingrün  und  Rommersreut  (Böhmen);  immer  auf  Erde. 

132.  St.  nanum  Ach.  An  Felsen  bei  Möschwitz,  im  Syratal,  Triebtal,  bei 
Jocketa,  im  Steinicht  nicht  selten  [Stolle]. 

V.  Gyrophoraceae. 

133.  Gyrophora  hirsuta  (Ach.)  Fw.  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins  hei 

Falkenstein  und  des  Hohen  Steins  bei  Erlbach. 
a)  grisea  Tb.  Fr.  Ebenda. 
ß)  vestita  Th.  Fr.  Wendelstein. 


35 


134.  Gyrophora  polyphylla  (L ) Körb.  Auf  Granitfelsen  und  -blocken  um 

Schönberg;  auf  Quarzfels  bei  Rommersreut  (Böhmen)  sehr  häufig; 
auf  Quarzit  des  Wendelsteins  und  Hohen  Steins. 

135.  G.  hyperborea  (Hoffm.)  Mudd.  Wendelstein  bei  Falk  enstein. 

136.  Umhilicaria  pustulata  (L.)  Hoffm.  Auf  einem  Grünsteinfelsen  in  der 

Nähe  der  Plauenschen  Kaserne. 

VI.  Acarosporeae. 

137.  Biatorella  pruinosa  (Sm.)  Mudd.  Tonschiefer  am  Wege  zwischen 

Chrieschwitz  und  Möschwitz. 

138.  B.  clavus  (DC.)  Th.  Fr.  Auf  Granit  bei  Schönberg;  auf  Grünstein  um 

Plauen  nicht  häufig. 

139.  B.  simplex  (Dav.)  Br.  et  Rostr.  Auf  Quarzitschiefer  des  Hohen  Steins 

bei  Erlbach. 

140.  Acarospora  fuscata  (Schrad.)  Arn.  Auf  Granit  bei  Schönberg  nicht 

selten;  auf  Turmalinbreccie  des  Schneckensteins  bei  Auerbach. 

141.  A.  dis  er  et  a (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Granit  bei  Schönberg  häufig,  des- 

gleichen auf  Tonschiefern  um  Plauen. 

f.  foveolata  Kbr.  Auf  Tonschiefer  bei  Tauschwitz;  auf  Grünstein- 
blöcken im  Steinicht. 

f.  belonioides  Nyl.  Auf  Granit  bei  Ottengrün  (Böhmen);  auf 
Tonschiefer  bei  Stoekigt. 

VII.  Collemaceae. 

142.  Collema  flaccidum  Ach.  Kienmühle  bei  Schwand  (mit  Apoth.)  [Spin  dl  er]; 

Triebtal;  Kemnitztal  [Spindler]. 

143.  C.  furvum  Ach.  An  den  Kalkfelsen  des  Elstertales  bei  Plauen. 

144.  C.  granosum  (Scop.)  Schaer.  Kalkbruch  hinter  Zöbischs  Fabrik  bei 

Plauen. 

145.  C.  multifidum  (Scop.)  Schaer.  Kalkführende  Grünsteinfelsen  im 

Steinicht  und  vor  dem  Tunneleingang  bei  Elsterberg. 

146.  G.  polycarpon  (Schaer.)  Kph.  Auf  Grünstein  bei  Elsterberg. 

147.  Leptogium  atrocaeruleum  (Haller)  Kph.  f.  pulvinatum  Ach.  Zwischen 

Moospolstern  bei  Chrieschwitz,  Elsterberg,  Schönberg.  Burgstall 
bei  Haslau  (Böhmen). 

148.  L.  sinuatmn  Huds.  Weg  in  einem  verlassenen  Steinbruch  beim  Weifsen 

Stein,  Plauen  [Spindler]. 

VIII.  Heppiaceae. 

149.  PLeppia  Guepinii(De\.)  Nyl.  Auf  Grünsteinfelsen  im  Steinicht.  Elstertal 

bei  Jocketa  [Rabenhorst]. 

IX.  Pannariaceae. 

150.  Flacynthium  nigrum  (Huds.)  S.  Gray.  Kalkfelsen  hinter  Zöbischs 

Fabrik;  Kulmberg  hinter  Öberlosa. 

151.  Parmeliella  microphylla  (Swartz)  Müll.  Arg.  Auf  Granit  bei  Schön- 

berg und  Brambach;  auf  Tonschiefer  bei  Pirk;  auf  Grünsteinbreccie 
im  Syratal  und  Triebtal  zwischen  Magwitz  und  Rosental:  immer 
an  stark  beschatteten  Felsen. 

152.  Pannaria  brunnea  (Sw.)  Nyl.  Tenneraberg:  auf  Erde  in  der  Lärchenallee. 


36 


X.  Peltigeraceae. 

153.  Peltigera  horizontalis  (L.)  Hoffm.  Triebtal,  Elstertal:  auf  bemoosten 

Felsen  und  Baumstämmen. 

154.  P.  canina  (L.)  Hoffm.  Im  ganzen  Gebiete  sehr  verbreitet. 

155.  P ruf  es  eens  ( Sm.)  Hoffm.  Auf  Granit  bei  Schönberg;  auf  Tonschiefer 

des  Ruderitzberges;  auf  Grünstein  bei  Pöhl.  Bei  Pirk  [Stolle]. 
Steinicht,  rechtes  Ufer,  am  Felsen. 

156.  P.  aphthosa  (L.)  Ach.  Auf  Erde  an  Waldrändern  zwischen  Mefsbach 

und  Rosental. 

157.  P.  malacea  (Ach.)  E.  Fr.  An  einer  Feldmauer  zwischen  Moosen  bei 

Ottengrün  (Böhmen). 

158.  P spuria  (Ach.)  DC.  Auf  Erde  bei  Alt-Jocketa;  beim  Bahnhof  Schöneck 

[Spindler]. 

XI.  Pertusariaceae. 

159.  Pertusaria  coronata  Ach.  Auf  Rofskastanie  bei  Mühltroff  [Spindler]. 

160.  P corallina  (L.)  Ach.  Auf  Granit  bei  Mechelgrün,  um  Schönberg  ver- 

breitet; auf  Quarzit:  Hoher  Stein  bei  Erlbach. 

161.  P.  communis  DC.  An  Rinden  von  allerlei  Laubbäumen  weit  verbreitet. 

162.  P amara  Ach.  An  Fichten,  Eichen,  Apfelbäumen  um  Plauen,  bei 

Liebau,  Schönberg,  Hammerbrücke,  Burgk, 
f.  saxicola  Nyl.  Auf  Tonschiefer  bei  Plauen. 

163.  P.  lejoplaca  (Ach.)  Schaer.  An  alten  Buchen  bei  Schönberg. 

164.  Variolaria  globulifera  Turn.  An  Pappeln  bei  Mühltroff  [Stolle]. 

165.  V.  lactea  Wulf.  f.  cinirascens  Nyl.  Auf  Grünsteinbreccie  im  Triebtal, 

bei  Cossengrün,  im  Steinicht. 

XII.  Lecanoraceae. 

166.  Lecanora  aquatica  (Fr.)  Kbr.  Auf  Grünsteinblöcken  im  Triebtal;  auf 

Granit  im  Rommersreuter  Bach  (Böhmen).  Bei  Schönheide  [Raben- 
horst]. 

167.  L.  calcarea  (L.)  Sommerf.  Auf  Kalk  des  „Weifsen  Steins“  bei  Plauen; 

auf  kalkführendem  Diabas  bei  Reusa  und  Chrieschwitz, 
var.  contorta  (Hoffm.)  Kbr.  Reusa. 

var.  Hoffmanni  (Ach.).  Auf  Grünstein  am  Eriesenbach  bei  Chriesch- 
witz. 

168.  L.  cinerea  Ach.  Auf  Grünstein  im  Steinicht,  Triebtal;  auf  Granit  bei 

Voitersreut  und  Ottengrün  (Böhmen). 

169.  L.  gibbosa  (Ach.)  Nyl.  An  allerlei  E eisarten  (ausgenommen  Kalk)  weit 

verbreitet;  auf  Granit  bei  Schönberg  quadratfufsgrofse  Thalli  bildend. 
f.  porinoidea  Fw.  Auf  Grünsteinblöcken  im  Triebtal. 

170.  L.  silvatica  Zwackh.  Auf  Grünstein  im  Triebtal ; auf  Granit  bei 

Schönberg;  auf  Tonschiefer  zwischen  Tauschwitz  und  Theuma. 

171.  L.  sordida  (Pers.)  Th.  Fr.  An  allerlei  Felsarten  (ausgenommen  Kalk) 

sehr  häufig  und  fast  immer  reichlich  fruktifizierend,  oft  handgrofse 
Flächen  überziehend. 

f.  rugosa  Ach.  Auf  Grünsteinbreccie  im  Syratal. 

172.  L.  cenisia  Ach.  AufTopasbreccie  des  Schneckensteins  bei  Hammerbrücke. 

173.  L.  atra  (Huds.)  Ach.  Auf  allerlei  Felsarten  (ausgenommen  Kalk)  ver- 

breitet, immer  nur  kleine  Thalli  bildend. 


37 


174.  Lecanora  sulphurea  (Hoffm.)  Ach.  Durch  das  Gebiet  auf  Felsarten 

(aufser  Kalk)  verbreitet. 

175.  L.  dispersa  (Pers.)  Ach.  Auf  Kalk:  „Weifser  Stein“  bei  Plauen,  Kulm- 

berg bei  Oberlosa.  — Grenzsteine  bei  Burgk. 

176.  L.  subfusca  (L.)  Ach.  Im  ganzen  Gebiete  gemein. 

var.  allopliana  Ach.  Kirschbäume  bei  Haselrain, 
var.  campestris  Ach.  Auf  Granit  bei  Schönberg,  Weg  nach  Bären- 
teich. 

var.  coilocarpa  Ach.  Auf  Grünstein  im  Syratal. 
f . pinastri  Schaer.  Auf  Fichtenrinde,  Tenneraberg. 

177.  L.  pallida  (Schreb.)  Schaer.  Pappeln  am  Weg  nach  dem  Tannenhof; 

Rofskastanien  am  Huthaus  auf  dem  Eisenberg;  Sorbus  bei  Kotten- 
haide. 

178.  L.  carpinea  (L.)  Wain.  Häufiger  als  vorige  Art,  an  Rinden  ver- 

schiedener Laubbäume  durch  das  Gebiet  verbreitet. 

179.  L.  Hagenii  Ach.  An  Eiche  und  Weide  bei  Plauen;  an  Buche  bei 

Schön  berg. 

var.  umbrina  (Ehrh.)  Mass.  Junge  Fichtenzweige  vom  Tenneraberg 
bei  Plauen,  vom  Kapellenberg  bei  Schönberg;  entrindeter  Fichten- 
stumpf hinter  Reinsdorf. 

180.  L.  polytropa  (Ehrh.)  Schaer.  Auf  Topasbreccie  des  Schneckensteins 

bei  Hammerbrücke. 

var.  vidgaris  Fw.  Auf  Granit  bei  Bärenteich. 

var.  conglobata  (Flk.).  Auf  Topasbreccie  des  Schneckensteins  bei 

Hammerbrücke. 

var.  illusoria  Ach.  Auf  Felsen  und  Lesesteinen  sehr  verbreitet 
im  ganzen  Gebiet. 

181.  L.  varia  Ach.  Auf  Holzplanken  und  -brettern  durch  das  ganze  Ge- 

biet verbreitet. 

i.pallescens  Schrnk.  An  den  Planken  eines  Holzsteges  bei  Syrau. 

182.  L.  subravida  Nyl.  Fichtenstumpf  im  „Spalteschädel“  bei  Ebmath; 

Baumstumpf  im  Kemnitztal. 

183.  L.  metaboloides  Nyl.  An  jungen  Fichtenzweigen  bei  Schönberg. 

Spermatien  1 p dick,  6—7  p lang,  gerade. 

184.  L.  eff us  a (Pers.)  Ach.  An  entrindeten  Stellen  einiger  Kirschbäume 

in  Schönberg;  Baumstumpf  im  Steinicht,  rechtes  Ufer.  Spermatien 
sichelförmig. 

185.  L.  piniper da  Kbr.  Baumstumpf  am  Weg  von  Zwoschwitz  nach 

Schneckengrün. 

186.  L.  symmictera  Nyl.  Baumstumpf  bei  Hammerbrücke;  Kiefern  bei 

Holzmühle,  Plauen. 

f.  saepincola  Ach.  Baumstumpf  im  Steinicht,  rechtes  Ufer. 

187.  L.  badia  (Pers.)  Ach.  Auf  Tonschiefer  bei  Hammerbrücke;  auf  Granit 

bei  Bergen  und  Schönberg;  auf  Quarzit  des  Wendelsteins  und  des 
Hohen  Steins. 

188.  L.  subintricata  (Nyl.)  Th.  Fr.  Baumstumpf  im  Steinicht.  Sper- 

matien gerade,  meist  3 —4  p lang. 

189.  L,  albellula  Nyl.  (Fr.).  An  einem  vertrockneten  Wachholderstumpf 

im  Syratal;  auf  Eichenrinde  bei  Burgk.  Neu  für  Deutschland. 

190.  L.  lentigera  (Web.)  Ach.  Jocketa,  an  der  Elsterbrücke  [Stolle].  Fehlt 

nach  Rabenhorst  in  Sachsen! 


38 


191.  Lecanora  radiosa  Schaer.  Auf  Granit  zwischen  Grofsenteich  und 

Säuerlingsmühle  bei  Schönberg. 

192.  L.  demissa  Zahlbr.  ( Parmelia  demissa  Stein).  . Auf  Grünsteinfelsen 

im  Steinicht.  — Bei  Jocketa  [Stolle].  Nach  Babenhorst  bei  Halle 
und  im  Elstertal  gefunden. 

193.  L.  murale  (Schreb.)  Arn.  Auf  allerlei  Felsarten  durch  das  Gebiet 

verbreitet. 

194.  Ochrolechia  pallescens  (L.)  Kbr.  An  Sorbus  bei  Karlsfeld  [Stolle], 

195.  Icmadophila  ericetorum  (L.)  A.  Zahlbr.  Friedrichsmühle  bei  Morgen- 

röte. Schönberg,  südlich  von  der  Hahnenpfalz  an  morschen  Baum- 
stümpfen. 

196.  Lecania  cyrtella  (Ach.)  Sydow.  An  einem  Pappelzweig  bei  Schönberg. 

197.  L.  erysibe  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Kalk  des  Weifsen  Steins  an  der  Elster 

bei  Plauen. 

198.  Candelariella  vitellina  (Fhrh.)  Müll.  Arg.  An  Holzplanken  und  -pfosten 

bei  Plauen;  auf  Granit  bei  Schönberg  usw.  sehr  verbreitet. 

XI 11.  Parmeliaceae. 

199.  Candelaria  concolor  (Dicks.)  Wain.  Pflaumenbäume  bei  der  Holz- 

mühle; Ebereschen  bei  Ebmath.  Bei  Karlsfeld  an  Strafsenbäumen 
[Stolle]. 

200.  Parmeliopsis  ambigua  (Ach).  Nyl.  An  entrindeten  Baumwurzeln  und 

-Stämmen  bei  Ebmath,  Schönberg,  Bärendorf  (hier  mit  Apothezien); 
auf  Granit  bei  Schönberg  und  Hammerbrücke. 

201.  Parmelia  tubidosa  Bitt.  An  Fichten  auf  dem  Tenneraberg;  auf  Grün- 

stein in  der  Nähe  von  Reifsig  bei  Plauen;  Wendelstein  bei  Falkenstein. 

202.  P.  physodes  (L.)  Ach.  Gemein  an  Zweigen,  Stämmen,  Wurzeln,  Felsen 

durch  das  ganze  Gebiet;  (mit  kleinen  Apothezien)  bei  Krebes  [Spindler] ; 
bei  Pirk  [Stolle]. 

203.  P.  vittata  (Ach.)  An  einer  Eberesche  bei  Schönberg. 

204.  P.  encausta  (Ach.)  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins  und  des  Hohen 

Steins. 

205.  P.  stygia  (L.)  Ach.  ln  fruchtenden  Exemplaren  auf  dem  Quarzit  des 

Wendelsteins,  des  Affensteins  bei  Grünbach  und  des  Hohen  Steins. 

206.  P.  conspersa  (Ehrh.)  Ach.  An  allerlei  Felsarten  (ausgenommen  Kalk) 

durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet,  oft  fruchtend,  Apothezien  nicht 
selten  von  Pfenniggröfse. 

207.  P.  acetabulum  (Neck)  Duby.  Wegbäume  bei  Oberlosa,  am  Kemmler 

bei.  Plauen:  stets  ohne  Apothezien.  Desgleichen  bei  Schönberg, 
Schleiz,  Heinrichsruh,  Burgk,  Mühltroff,  meist  reichlich  fruchtend. 

208.  P.  olivacea  (L.)  Nyl.  Auf  Grünstein  und  Tonschiefer  bei  Plauen;  auf 

Granit  bei  Hammerbrücke  und  Schönberg;  auf  verschiedenen  Laub- 
bäumen der  genannten  Orte. 

209.  P.  fuliginosa  (Fr.)  Nyl.  An  Grünstem  im  Syratal;  auf  Granit  bei 

Schönberg;  auf  Erlenrinde  bei  Strafsberg;  an  Kirschbäumen  bei 
Haselrain. 

210.  P.  verruculifera  Nyl.  An  Kirschbäumen  bei  Haselrain. 

211.  P.  aspidota  Ach.  An  Buchen  zwischen  Erlbach  und  dem  Hohen  Stein. 

212.  P.  exasperata  (Ach.)  Nyl.  An  wilden  Birnbäumen  im  Syratal  bei 

Zwoschwitz;  an  Pappeln  beim  Kemmler. 

213.  P. prolixa  (Ach.)  Nyl.  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins. 


89 


214.  Parmelia  glomellife r a Nyl.  Ebenda.  Der  braune  Farbstoff  der  Rinde 

wird  von  Salpetersäure  blaugrün  gefärbt! 

215.  P.  sorediata  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Grünstein  im  Trieb-  und  Syratal,  im 

Steinicht;  auf  Granit  bei  Schönberg  und  Hammerbrücke,  nicht 
selten.  Von  Rabenhorst  in  Sachsen  nur  bei  Leisnig  gefunden. 

216.  P.  saxatilis  (L.)  Ach.  An  Bäumen  und  Felsen  durch  das  Gebiet  sehr 

verbreitet,  fruchtend  gefunden  im  Syratal,  bei  Jocketa,  Schönberg, 
Hammerbrücke,  Fröbersgrün  [Stolle]. 

var.  sulcata  (Tayl.).  Pappeln  am  Kemmler  bei  Plauen;  Ebereschen 
zwischen  Muldenberg  und  Schöneck. 

217.  P.  omphälodes  (L.)  Ach.  Auf  Quarzjt  des  Hohen  Steins  bei  Erlbach. 

var.  panniformis  Ach.  Auf  Quarzit  des  Wendelsteins  [Stolle]. 

218.  P.  tiliacea  (Hoffm.)  Ach.  Auf  Schindeln  in  Zwoschwitz.  Pappeln  am 

Kemmler ; Kirschbäume  bei  Schönberg,  hier  kleine  Apothezien 
tragend;  Wegbäume  bei  Reinsdorf,  1883  mit  Apothezien  gesammelt. 

219.  P.  caperata  (L.)  Ach.  An  Grünstein  im  Syratal,  an  einer  Erle  am 

Friesenbach  bei  Chrieschwitz:  an  beiden  Standorten  seit  Jahren 
verschwunden.  Jetzt  nur  noch  zu  finden  an  Felswänden  im  Trieb- 
und  Elster tal. 

220.  P.  perlata  (L.)  Ach.  Schindeln  eines  Stalles  in  Eichigt  bei  Ebmath. 

An  Fichten  und  Buchen  bei  • Ebmath. 

221.  Cetraria  glauca  (L.)  Ach.  An  Stämmen  und  Zweigen  verschiedener 

Bäume,  an  bearbeitetem  Holz,  an  Steinen  bei  Ebmath,  Schönberg, 
Hammerbrücke  häufig. 

var.  fallax  Ach.  Pfosten  am  forstlichen  Pflanzgarten  in  Schönberg; 
an  Fichtenzweigen  bei  Hammerbrücke  und  Mehlteuer. 

222.  C.  pinastri  (Scop.)  Fr.  An  Fichtenwurzeln,  -Stämmen  und  -zweigen 

bei  Hammerbrücke,  Ebmath,  Schönberg  häufig;  geht  auch  auf  Granit 
über  (Schönberg).  Nie  fruchtend  gefunden. 

228.  C.  saepincola  (Ehrh.)  Ach.  An  Fichten  bei  Schönberg;  an  Buchen 
im  Burgstall  bei  Haslau  und  vor  dem  Hohen  Stein.  Auf  Granit 
bei  der  Säuerlingsmühle  bei  Voitersreut  (Böhmen). 

224.  C.  aleurites  (Ach.)  Th.  Fr.  Schindeldach  der  Ossermiihle  bei  Schön- 

berg.  Buchen  unterhalb  des  Hohen  Steins. 

225.  C.  islandica  (L.)  Ach.  Durch  das  Gebiet  sehr  verbreitet;  bei  Schön- 

berg mit  Apothezien,  verkümmerte  Exemplare  mit  S oralen  bei  Alt- 
Jocketa  und  Schönberg. 

var.  crispa  Ach.  Auf  sandigem  Boden  bei  Ebmath  und  Haselrain. 

226.  C.  aculeata  (Schreb.)  Fr.  Durch  das  Gebiet  verbreitet,  sehr  häufig 

in  sandigen  Gebieten,  wie  bei  Mehlteuer,  Ebmath. 

XIV.  Usneaceae. 

227.  Evernia  divaricata  (L.)  Ach.  Zwischen  Frössen  und  Gfell  von  W enck 

(nach  Raben  hörst)  gefunden,  im  sächsischen  Vogtland  vergeblich 
gesucht. 

228.  E.  prunastri  (L.)  Ach.  Durch  das  Gebiet  verbreitet,  aber  viel  seltener  als 

229.  E.  furfuracea  (L.)  Mann.  Auf  den  verschiedensten  Baum-  und  Strauch- 

arten, auf  bearbeitetem  Holz.  Auch  auf  Granit  im  ganzen  Gebiet 
gemein. 


40 


230.  Pseudevernia  olivetorina  Zopf.  An  Pfosten  des  forstlichen  Pflanz- 

gartens in  Schönberg  drei  Thalli  gefunden  (Bestimmung  durch  Zopf 
bestätigt). 

231.  Alectoria  jubata  (L.)  Nyl.  An  Fichten  besonders  der  Waldränder;  an 

Wegbäumen;  an  Planken  und  Brettern  durch  das  Gebiet  verbreitet, 
wie  auch: 

232.  A.  cana  Ach. 

233.  A.  bicolor  Ehrh.  Am  Siegelfelsen  bei  Grünbach  [Stolle];  am  Hohen 

Stein  bei  Erlbach. 

234.  Ramalina  calicaris  (L.)  Fr.  An  Buchen  zwischen  Ebmath  und  Posseck; 

an  verschiedenen  Bäumen  bei  Burgk. 

235.  R.  farinacea  Ach.  An  Wegbäumen  bei  Schleiz  [Spindler],  Schönberg, 

Ebmath,  Hammerbrücke. 

236.  R.  fraxinea  Ach.  Durch  das  ganze  Gebiet  verbreitet,  viel  häufiger 

als  vorige. 

var.  ampliata  Schaer.  An  Pappeln  bei  Oberlosa;  an  Weiden  bei 
Schwand. 

var.  fastigiata  Ach.  An  Pappeln  beim  Kemmler;  an  Ahorn  und  Esche 
bei  Schönberg. 

237.  R.  pollinaria  Ach.  An  Felsarten  wie  Grünstein  (Syratal)  und  Granit 

(Schönberg,  Hammerbrücke)  viel  häufiger  als  auf  bearbeitetem  Holz. 
Durch  das  Gebiet  verbreitet. 

238.  Usnea  hirta  (L.)  Hoffm.  Durch  das  Gebiet  verbreitet,  an  Wald-, 

Wegbäumen  und  bearbeitetem  Holz;  noch  nicht  fruchtend  gefunden. 
Etwa  ebenso  häufig,  wie 

239.  U.  dasypoga  (Ach.)  Nyl.  an  gleichen  Orten,  aber  mehrmals  mit  Apo- 

thezien  angetroffen.  An  einer  Buche  zwischen  Ebmath  und  Posseck 
einen  fast  30  cm  langen  Thallus  mit  grofsen  Apothezien  gesammelt, 
var.  plicata  (Hoffm.)  Hue.  Nur  ein  Exemplar  an  einer  Eberesche  bei 
Schönberg  gesehen. 

240.  U.  florida  (L.)  Hoffm.  An  allerlei  Bäumen  durch  das  Gebiet  ver- 

breitet, aber  nicht  so  häufig  wie  die  beiden  ersten  Arten. 

XV.  Caloplacaceae. 

241.  Blastenia  ferruginea  (Huds.)  Arn.  An  Zitterpappeln  am  Essigsteig 

bei  Plauen,  hinter  dem  Kirchhof  bei  Schönberg. 

242.  B.  caesiorufa  Ach.  Auf  Grünstein  im  Syratal  und  Steinicht. 

243.  Caloplaca  variabilis  (Pers.)  Th.  Fr.  Auf  Kalk  bei  Reusa,  Kulm b erg 

bei  Oberlosa;  auf  Zement -Dachplatten  der  Riedelschen  Gärtnerei, 
Plauen. 

244.  C.  cerina  (Ehrh.)  A.  Zahlbr.  = C.  pyracea  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Kalk : 

Kulmberg  bei  Oberlosa. 

245.  C.  gilva  (Hoffm.)  A.  Zahlbr.  = C.  cerina  (Ach.)  Th.  Fr.  An  Ebereschen 

bei  Plauen,  Schönberg,  Hammerbrücke, 
f.  stillicidiorum  Horn.  Über  Moosen  bei  Reusa. 

246.  C.  citrina  (Hoffm.)  Th.  Fr.  Auf  Mörtel  einer  Mauer  in  Neuen dorf. 

247.  C.  epixantha  Ach.  Auf  Zement- Dachplatten  eines  Schuppens  der 

Riedelschen  Gärtnerei,  Plauen. 

248.  C.  luteoalba  (Turn.)  Th.  Fr.  An  kalkhaltigem  Grünstein  am  Friesen- 

bach bei  Chrieschwitz. 


41 


249.  Caloplaca  elegans  (Link.)  Th.  Fr,  An  einer  Granit- Wegsäule  bei 

Hammerbrücke. 

250.  C.  murorum  (Hoffm.)  Th.  Fr.  Auf  Kalkfelsen  im  Gebiet  gemein ; an 

Granitmauern  bei  Scbönberg,  nicht  blofs  die  verbindenden  Mörtel- 
streifen, sondern  auch  den  nackten  Granit  reichlich  überziehend. 

251.  C.  candicans  (Flagey)  A.  Zahlbr.  An  kalkhaltigem  Grünstein  im 

Steinicht. 

XVI.  Theloschistaceae. 

252.  Xanthoria  parietina  (L.)  Th.  Fr.  Gemein  im  ganzen  Gebiet;  auf 

Felsen  immer  dunkler  gefärbt  als  an  Rinden. 

f.  polycarpa  Ehrh.  An  Pappeln  längs  der  alten  Oelsnitzer  Strafse 
beim  Kemmler,  am  grofsen  Teich  bei  Schönberg, 
f.  phlogina  Ach.  Ebenda,  an  alten  Weiden  im  Elstertal  bei  Plauen 
im  Steinicht.  (Völlig  übereinstimmend  mit  dem  von  Arnold,  Lieh. 
Monac.  Nr.  15  herausgegebenen  Exemplar.) 

253.  X.  lychnea  (Ach.)  Th.  Fr.  An  Wegbäumen  bei  Ebmath,  Plauen, 

Hammerbrücke,  Schönberg,  aber  viel  seltener  als  vorige, 
f.  ulophylla  Wahr.  An  Grünsteinfelsen  bei  Strafsberg  und  im  Steinicht. 
(Nach  einer  Bestimmung  Arnolds.  Mit  den  von  Arnold,  Lieh. 
Monac.  Nr.  148  und  265  herausgegebenen  Exemplaren  überein- 
stimmend; Substrat:  Ziegel.) 

XVII.  Buelliaceae. 

254.  Buellia  lep  tocline  (Fw.)  Kbr.  An  Grünstein  im  Syratal. 

255.  B.  aethalea  (Ach.)  Th.  Fr.  Auf  Granit  zwischen  Ottengrün  und 

Rommersreut;  auf  Quarzfels  in  der  Rommersreuter  Schweiz  (Böhmen). 

256.  B.  s cabrosa  (Ach.)  Kbr.  Auf  dem  Thallus  von  Baeomyces  roseus  im 

Strafsengraben  zwischen  Rommersreut  und  Stein  grün  (Böhmen).  An 
der  Kreuzung  der  alten  und  neuen  Strafse  von  Schönberg  nach 
Brambach. 

257.  B.  myriocarpa  (DC.)  Mudd.  An  allerlei  Rinden,  besonders  von  Laub- 

bäumen im  ganzen  Gebiet  sehr  verbreitet;  an  einem  entrindeten 
Baumstumpf  im  Steinicht,  rechtes  Ufer, 

258.  B.  stigmatea  Ach.  An  Tonschiefer  bei  Reusa;  bei  Möschwitz  und  im 

Steinicht,  rechtes  Elsterufer. 

259.  B.  atroalba  (Hoffm.)  Th.  Fr.  Linde  auf  dem  Burgstein  bei  Krebes. 

Schönau  bei  Markneukirchen  [Rabenhorst]. 

260.  Binodina  milvina  (Wahlenb.)  Th.  Fr.  Auf  Grünstein  im  Triebtal. 

261.  B.  confragosa  (Ach.)  Arn.  Auf  Diabas-Lesesteinen  am  Gipfel  des 

Kemmlers  bei  Plauen;  im  Steinicht,  rechtes  Elsterufer. 

262.  B.  calcarea  Hepp.  Auf  Kalk:  Weifser  Stein  im  Elstertal  bei  Plauen. 

263.  B.  Bischoffii  (Hepp.)  Kbr.  Auf  Kalk:  Kulmberg  bei  Oberlosa. 

264.  B.  polyspora  Th.  Fr.  Von  Rabenhorst  an  jungen  Pappeln  zwischen 

Adorf  und  Elster,  an  Hainbuchen  bei  der  Lochmühle  gefunden. 

265.  B.  discolor  (Hepp.)  Kbr.  Auf  Diabas  zwischen  Rosental  und  Mag- 

witz.  Mit  den  charakteristischen  Mischoblastiasporen. 

XVIII.  Physciaceae. 

266.  Phy seiet  stellaris  (L.)  Nyl.  An  allerlei  Laubbäumen  im  Gebiet  ver- 

breitet, selten  an  Lärchen,  ganz  selten  an  Fichtenzweigen, 
f.  rosulata  Ach.  Auf  Granit  bei  Schönberg. 


42 


267.  Physcia  aipolia  (Ach.)  Ny].  Pappeln  am  Weg  zum  Kemmler;  Weiden 

bei  Leubnitz;  Ebereschen  bei  Hammerbrücke,  Schönberg,  Ebmath. 

268.  Ph.  tenella  (Scop.)  Ny].  An  Weiden  bei  Reifsig;  Wegbäume  bei  Reins- 

dorf; Pappeln  am  Weg  zum  Kemmler;  an  Ebereschen  bei  Schön- 
berg. Auf  Tonschiefer  bei  den  Th  Ösehäusern;  auf  Granit  bei  Schön- 
berg. 

269.  Ph.  dimidiata  Arn.  An  einer  Pappel  am  Weg  von  Plauen  nach  dem 

Kemmler;  auf  einer  Rofskastanie  bei  Rodersdorf  [Spindler], 

270.  Ph.  caesia  (Hoffm.)  Nyl.  Haselrain:  an  Kirschbäumen.  Schönberg: 

auf  Granit  (mit  Apothezien). 

271.  Ph.  dubia  Floerk.  Auf  Tonschiefer  im  Elstertal  zwischen  W eischlitz 

und  Pirk. 

272.  Ph.  albinea  (Ach.)  Nyl.  Auf  Grünstein  um  Plauen;  auf  Tonschiefer 

bei  W eischlitz,  Pirk,  Schwand;  auf  Granit  bei  Schönberg;  verbreiteter 
als  Ph.  caesia . 

273.  Ph.  orbicularis  (Necker.)  Th.  Fr.  Pappeln  am  Weg  zum  Kemmler. 

Dachziegel  der  Schäferei  in  Schönberg,  eines  Hauses  in  Ottengrün 

(Böhmen).  Kalkfelsen  des  Kulmberges  bei  Oberlosa. 

f.  cycloselis  (Ach.)  Auf  Grünstein  im  Steinicht. 

f.  sciastrella  Nyl.  Auf  Kalk  des  Weifsen  Steins  im  Elstertal  bei 

Plauen. 

274.  Ph.  lithotea  Nyl.  Auf  Kalk:  Kulmberg  bei  Oberlosa. 

275.  Ph.  adglutinata  (Elk.)  Nyl.  An  einer  Buche  zwischen  Erlbach  und 

Hohem  Stein. 

276.  Ph.  pidverulenta  (Hoffm.)  Nyl.  Pappeln  am  Weg  zum  Kemmler; 

Ebereschen  bei  Morgenröte,  zwischen  Muldenberg  und  Schöneck; 
Weiden  bei  Reifsig;  Wegbäume  bei  Langenbuch  [Spindler]. 

277.  Ph.  pityrea  Nyl.  An  einer  Esche  bei  Schönberg. 

278.  Anaptychia  ciliaris  (L.)  Mass.  An  Pappeln  am  Weg  zum  Kemmler; 

Wegbäume  bei  Morgenröte. 

Fl  echten- Schmarotz  er. 

Tichothecium  pygmaeum  Krb.  Auf  Lecanora polytropa:  alte  Oelsnitzer 
Strafse,  Gipfel  des  Kemmlers;  auf  Phizocarpon  geographicum  DC. : 
Wendelstein  bei  Falkenstein. 

jP haeospora  rimosicola  Zopf.  Auf  Phizocarpon  badioatrum  (Fl.) 
Th.  Fr.  des  Wendelsteins  bei  Falkenstein.  Stimmt  in  allen  Punkten 
mit  der  von  W.  Zopf  (Untersuch,  üb.  d.  durch  parasit.  Pilze  hervor- 
gerufenen Krankheiten  der  Flechten.  Ac.  Leop.  Halle  1897/98)  be- 
schriebenen und  abgebildeten  Pflanze  überein.  Bisher  nur  aus 
dem  Groedener  Tale,  aus  den  Dolomiten  [Arnold]  und  aus  England 
[Leighton]  bekannt. 


IV.  Zur  Erinnerung-  an  Hermann  (Jrafsniann.  ) 

Von  Prof.  Dr.  Felix  Müller. 


Das  Interesse  an  der  historischen  Entwickelung  der  mathematischen 
Wissenschaften  hat  in  den  letzten  Dezennien  in  erfreulichster  Weise  zu- 
genommen. Mit  ihm  ist  auch  die  Zahl  der  Fachgenossen  gewachsen,  die 
in  pietätvoller  Weise  gern  derjenigen  Männer  gedenken,  die  unsere  Wissen- 
schaft gefördert  haben.  Deshalb  durfte  ich  als  Motto  für  mein  „Gedenk- 
tagebuch“ getrost  die  Worte  setzen:  „Mathematico  nulla  dies  nisi  festiva“. 
Der  15.  April  aber  ist  für  uns  ein  ganz  besonderer  Festtag.  Vor  zwei 
Jahren  feierten  wir  den  200.  Geburtstag  Leonhard  Eulers;  heute  feiern 
wir  den  100.  Geburtstag  von  Hermann  Grafsmann,  dem  Schöpfer  der 
Ausdehnungslehre.  Ich  will  versuchen,  mit  ein  paar  Worten  das  Leben 
und  das  Wirken  des  grofsen  Mathematikers  und  bedeutenden  Sprachforschers 
Hermann  Grafsmann  zu  schildern.  Als  Quelle  habe  ich  hauptsächlich 
Victor  Schlegels  „Biographie  Grafsmanns“.  Leipzig  1878,  und  dessen 
Aufsatz:  „Die  Grafsmannsche  Ausdehnungslehre“,  Ztschr.  f.  Math.  u.  Phys. 
41,  1896,  benutzt. 

Hermann  Günther  Grafsmann  wurde  am  15.  April  1809  zu  Stettin 
geboren.  Sein  Vater  Justus  Günther  Grafsmann  war  seit  1806 
Professor  der  Mathematik  und  Subrektor  am  städtischen  Marienstifts- 
Gymnasium  zu  Stettin.  Er  hat  mehrere  Lehrbücher  der  Raumlehre  und 
der  sphärischen  Trigonometrie  geschrieben,  für  deren  Brauchbarkeit  ver- 
schiedene Auflagen  sprechen.  Der  Sohn  Hermann  Grafsmann  ging, 
nachdem  er  das  Gymnasium  seiner  Vaterstadt  absolviert  hatte,  im  Herbst 
1827  nach  Berlin,  um  Theologie  und  Philologie  zu  studieren.  Neander, 
Schleiermacher  und  Boeckh  waren  hier  seine  einflufsreichsten  Lehrer. 
1831  trat  er  in  das  Schulseminar  zu  Stettin  und  absolvierte  im  Winter- 
semester 1833/4  das  erste  theologische  Examen.  Angeregt  durch  die  Lehr- 
bücher seines  Vaters  suchte  er  daneben  seine  Kenntnisse  in  der  Mathe- 
mathik  zu  erweitern.  Mathematische  Vorlesungen  hat  er  nicht  gehört. 
Durch  eine  im  November  1831  abgelegte  Prüfung  pro  facultate  docendi 
erhielt  er  die  Befähigung,  aufser  in  den  philologischen  Fächern,  in  der 
Mathematik  in  den  mittleren  Klassen  zu  unterrichten.  Im  Oktober  1834 
wurde  er  Lehrer  der  Mathematik  an  der  Berliner  Gewerbeschule  (Friedrich- 
Werderschen  Realschule)  und  zwei  Jahre  später  Lehrer  der  Mathematik 
und  Physik  an  der  Ottoschule  zu  Stettin,  einer  Realschule.  Im  Juli  1839 


*)  Vortrag  in  der  mathematischen  Sektion  der  naturwissensch.  Ges.  Isis  in  Dresden 
am  15.  April  1909. 


44 


bestand  er  zu  Stettin  die  zweite  theologische  Prüfung.  Erst  im  Mai  1840 
erhielt  er  durch  eine  Nachprüfung  in  Berlin  die  Facultas  für  alle  Klassen 
in  Mathematik  und  Physik.  Seine  schon  am  20.  April  1839  eingereichte 
umfangreiche  Prüfungsarbeit  enthält  aufserordentlich  einfache  Rechnungen 
aus  der  Theorie  der  Ebbe  und  Flut.  Sie  bilden  den  Keim  für  Unter- 
suchungen auf  dem  Gebiete  der  Mechanik,  denen  die  elementaren  Begriffe 
und  Methoden  der  Ausdehnungslehre  ihre  Ausbildung  verdanken.  Michaelis 
1842  kam  Gr  als  mann  an  das  Gymnasium  zu  Stettin,  nach  einem  halben 
Jahre  an  die  Friedrich- Wilhelm-Realschule  daselbst,  und  nach  dem  Tode 
seines  Vaters  im  Jahre  1852  wurde  er  als  Nachfolger  desselben  zum  Pro- 
fessor der  Mathematik  und  Physik  an  das  städtische  Marienstifts- Gym- 
nasium berufen. 

In  einem  Programm  dieser  Schule  vom  Jahre  1854  begründete 
Hermann  Grafsmann  die  Theorie  der  Vokaltöne,  die  aber  gänzlich  un- 
bekannt blieb,  wohl  weil  sie  an  so  entlegener  Stelle  vergraben  war  und 
1859  von  Helmholtz  wieder  gefunden  werden  mufste.  Ein  von  Grafs- 
mann verfafstes  Lehrbuch  der  Mathematik  für  höhere  Lehranstalten  be- 
steht aus  zwei  Bänden:  Arithmetik  1861  und  Trigonometrie  1865.  In  der 
Arithmetik  zeigt  Grafsmann  die  Anwendung  der  Prinzipien  der  allgemeinen 
Formenlehre  auf  einfache,  durch  Setzung  eines  und  desselben  Objektes 
entstandene  Gröfsen.  Ein  zweites  Programm  des  Gymnasiums  vom  Jahre 
1867  enthält  eine  zusammenhängende  Darstellung  der  mechanischen  Grund- 
gesetze unter  dem  Titel:  „Grundrifs  der  Mechanik  für  den  Unterricht  in 
Prima“.  Zehn  Jahre  später  versuchte  Grafsmann  in  einem  Aufsatze  der 
Mathematischen  Annalen  die  wichtigsten  Begriffe  einer  Mechanik  nach  den 
Prinzipien  der  Ausdehnungslehre  darzustellen.  Von  den  eigenen  Geschicken 
der  grofsen  wissenschaftlichen  Werke,  durch  welche  die  Ausdehnungslehre 
als  neuer  Zweig  der  Mathematik  begründet  wurde,  werden  wir  noch  im 
folgenden  zu  reden  haben.  Niedergedrückt  durch  den  mangelnden  Erfolg 
seines  Hauptwerkes,  entschlofs  sich  Grafsmann,  sich  von  der  mathe- 
matischen Arbeit  ganz  zurückzuziehen.  Er  suchte  ein  neues  Arbeitsfeld  in 
den  Sanskritstudien.  Durch  Aufstellung  eines  für  die  Lauterscheinungen 
in  den  indogermanischen  Sprachen  grundlegenden  Gesetzes  fand  er  hier 
sogleich  die  gebührende  rückhaltlose  Anerkennung,  die  seinem  mathe- 
matischen Werke  lange  Zeit  vorenthalten  wurde.  Seine  sprachlichen 
Hauptwerke  sind  sein  Wörterbuch  zur  Rigveda  Samhita  und  seine  darauf 
beruhende  Übersetzung  dieser  alten  Hymnensammlung.  Hermann  Grafs- 
mann starb  am  26.  September  1877  zu  Stettin.  Kurz  vor  seinem  Tode 
hatte  er  die  Freude,  noch  selbst  die  Vorrede  schreiben  zu  dürfen  zu  einem 
Neudruck  seines  W erkes : „Die  lineale  Ausdehnungslehre “.  Dieser  Neu- 
druck erschien  zu  Leipzig  im  Jahre  1878. 

Es  sei  mir  gestattet,  nach  diesen  biographischen  Notizen,  mit  wenigen 
Worten  der  grofsen  Schöpfung  Hermann  Grafsmann s und  der  Werke, 
in  denen  sie  enthalten  ist,  zu  gedenken.  Eine  eingehende  Würdigung  der 
Verdienste  Grafsmanns  und  eine  Darstellung  der  Prinzipien  der  Ausdeh- 
nungslehre würde  über  den  Rahmen  einer  kurzen  Gedächtnisrede  weit 
hinausgehen. 

Der  Gedanke,  der  Gröfsenlehre  eine  reine  Formenlehre  vorangehen 
zu  lassen,  aus  deren  Gesichtspunkte  man  die  Gröfsenlehre  betrachtete, 
wTar  vor  Grafsmann  ausschliefslich  zum  Beweise  längst  bekannter  Sätze 
verwendet  worden.  Erst  Grafsm ann  erfafste  diesen  Gedanken  mit  wahr- 


45 


haft  philosophischem  Geiste  und  begründete  auf  ihn  eine  neue  Wissen- 
schaft, die  Ausdehnungslehre,  welche  sich  ganz  allgemein  mit  abstrakten, 
extensiven,  stetigen  Gröfsen  und  deren  rein  formalen  Verknüpfungen  be- 
schäftigt. Als  konkrete  Bilder  dieser  abstrakten  Gröfsen  erschienen  die 
räumlichen  Gebilde,  Strecken,  Flächen,  Körperräume.  Die  rein  formalen 
Verknüpfungen,  die  man  arithmetische  Operationen  zu  nennen  pflegt,  finden 
dadurch  ihr  reales,  aber  abstraktes  Substrat  und,  geometrisch  veranschau- 
licht, ihre  konkrete  reale  Bedeutung.  Das  Werk,  in  welchem  Grafsmann 
die  Ideen  seiner  neuen  Wissenschaft  zum  ersten  Male  entwickelte,  hatte 
den  Titel:  ,,Die  lineare  Ausdehnungslehre,  ein  neuer  Zweig  der  Mathe- 
matik, dargestellt  und  durch  Anwendungen  auf  die  Statik,  Mechanik,  die 
Lehre  vom  Magnetismus  und  die  Krystallonomie  erläutert.“  Der  280  Seiten 
starke  Band  erschien  im  Jahre  1844  im  Verlage  von  Otto  Wiegand  in 
Leipzig. 

Drei  Jahre  später  gab  die  Jab lonowsky sehe  Gesellschaft  eine  von 
ihr  gekrönte  Preisschrift  Grafsmanns  heraus:  ,, Geometrische  Analyse, 
geknüpft  an  die  von  Leibniz  erfundene  geometrische  Charakteristik“. 
Bekanntlich  hatte  Leibniz  in  einem  Briefe  vom  8.  September  1679  an 
Huygens  den  Gedanken  ausgesprochen,  es  fehle  uns  eine  rein  geometrische 
oder  lineare  Analyse,  welche  direkt  den  situs  ausdrückt,  wie  die  Algebra 
die  longitudo.  Grafsmann  wies  in  seiner  Preisschrift  nach,  dafs  seine 
neue  Disziplin  die  Verwirklichung  der  von  Leibniz  geforderten  Analyse 
sei.  Die  Preisschrift  enthält  Anwendungen  auf  Geometrie  und  Mechanik. 

Grafsmann  vertiefte  die  formale  Algebra  in  ungeahnter  Weise  be- 
sonders dadurch,  dafs  er  das  Wesen  der  Additions-  und  Multiplikations- 
Operationen  in  viel  allgemeinerer  Weise  erfassen  lehrte.  Die  wichtigsten 
Grundlagen  für  seine  Reformen  bilden  zwei  Multiplikations- Operationen, 
welche  Grafsmann  als  „äufsere  Multiplikation“  und ,, innere  Multiplikation“ 
der  Elemente  ev  e2, ... . bezeichnet.  Das  ,, äufsere  Produkt“  zweier  Strecken 
e1  e2  z.  B.  ist  nach  seiner  geometrischen  Analyse  (1847)  seinem  numerischen 
Werte  nach  s1  s2  sin(a,  e2),  wenn  s1  s2  die  absoluten  Längen  der  beiden 
Strecken  bezeichnen;  ihr  „inneres  Produkt“  ist  e1s2  cos(e1e2).  Das  Grund- 
gesetz der  „äufseren  Multiplikation“  ist  (e1  e2)  = — (e2  e±),  woraus  sogleich 
(et  e2)  = 0 folgt;  die  Grundgesetze  der  „inneren  Multiplikation“  sind  (ej^) 
= 0,  (eJ&j)  — 1.  Diesen  unscheinbaren  Anfängen  entspringt  ein  ungeahnter 
Reichtum  methodischer  Hilfsmittel.  Den  Namen  „Ausdehnungslehre“  hatte 
Grafsmann  anfänglich  mit  Rücksicht  auf  seine  „äufsere  Multiplikation“ 
gewählt.  Für  eine  Erweiterung  auf  alle  anderen  Systeme,  die  auf  geo- 
metrische Einheiten  aufgebaut  sind,  ist  besonders  charakteristisch  die  Ab- 
handlung: „Der  Ort  der  Hamiltonschen  Quaternionen  in  der  Ausdehnungs- 
lehre“. Math.  Ann.  12,  vom  Jahre  1877.  Während  Grafsmann  mit  n Ein- 
heiten ev  e2,  ...  en  operiert,  hatte  Hamilton  deren  nur  drei  i,j,  k mit  Multi- 
plikationsregeln: ij  = k=  — j i , j k = i = — kj,  k i =j  = i k.  Es  mufs 
hervorgehoben  werden,  dafs  die  Ausbildung  der  Quaternionentheorie  das 
Verständnis  der  Grafsmannschen  Methoden  wesentlich  befördert  hat. 

In  den  Jahren  1846  bis  1856  folgten  nun  mehrere  Aufsätze  Grafs- 
manns im  Journal  für  Mathematik,  Bd.  31  bis  52,  in  denen  neue  Ent- 
deckungen in  der  Kurven-  und  Flächentheorie  unter  Anwendung  der  neuen 
Analyse  hergeleitet  wurden.  Die  bedeutendsten  derselben  enthalten  die 
nach  Grafsmann  benannte  Erzeugung  algebraischer  Kurven  3.  und  4.  Ord- 
nung und  aller  algebraischen  Flächen  durch  Bewegung  gerader  Linien. 


46 


Diese  schönen  Resultate  waren  aber  auch  das  Einzige,  was  damals 
von  der  Wissenschaft  adoptiert  wurde;  um  die  Methoden,  durchweiche 
Grafsmann  dazu  gelangt  war,  bekümmerte  sich  niemand.  „Die  lineale 
Ausdehnungslehre“  von  1844,  das  Fundamentalwerk  Grafsmanns,  blieb 
lange  Zeit  vollständig  unverstanden  und  unbeobachtet. 

Hermann  Hankel  schreibt  den  Grund  dafür,  dafs  die  Untersuchungen 
Grafsmanns  nicht  die  verdiente  Anerkennung  gefunden  haben,  hauptsäch- 
lich dem  Umstande  zu,  dafs  ihr  Verfasser  allen  Sätzen  sogleich  die  all- 
gemeinste Form  in  bezug  auf  n Dimensionen  gegeben  hat.  Dadurch  wurde 
die  Übersichtlichkeit  sowie  das  Verständnis  ungemein  erschwert.  Victor 
Schlegel,  ein  begeisterter  Anhänger  Grafsmanns,  berichtet  uns  in  seinem 
Buche:  „Hermann  Grafsmann.  Sein  Leben  und  seine  Werke.“  Leipzig 
1878,  ausführlich  über  die  erste  Periode  der  Geschichte  der  Ausdehnungs- 
lehre. Von  ihm  erfahren  wir,  dafs  selbst  Möbius,  der  Verfasser  des  bary- 
zentrischen  Kalküls,  der  den  Ideen  der  Grafsmannschen  Untersuchungen 
weitaus  am  nächsten  stand,  beim  Studium  des  Werkes  von  1844  erlahmte. 
Immerhin  gönnten  Möbius  und  Grunert  dem  Werke  eine  freundliche 
Aufnahme  und  waren  unter  allen  derzeitigen  Mathematikern  rühmliche 
Ausnahmen.  Die  herablassende  und  selbstgefällige  Aufserung  des  Olympiers 
Gaufs  über  das  Werk  des  unbedeutenden  Lehrers  war  für  die  damalige 
Aufnahme  im  allgemeinen  charakteristisch. 

Gleichsam  als  zweiter  Band  des  Werkes  von  1844  erschien  im  Jahre 
1862  ein  neues  Werk:  „Die  Ausdehnungslehre,  vollständig  und  in  strenger 
Form  bearbeitet“.  Die  Darstellung  in  dem  früheren  Werke  hatte  durch 
ihr  rein  philosophisches,  wenngleich  durchaus  sachgemäfses  Gewand  viele 
Leser  abgeschreckt;  auch  hatte  die  Operation  mit  Gröfsen,  die  von  den 
in  der  Arithmetik  gebräuchlichen  durchaus  verschieden  waren,  etwas  Un- 
gewohntes. ln  dem  neuen  Bande  war  der  Inhalt  des  früheren  Teiles  nach 
mehr  euklidischer  Methode  .umgearbeitet.  Die  Fortsetzung  der  Theorie 
bestand  darin,  dafs  der  Analysis  der  Verschiebungen  eine  Analysis  der 
drehenden  Bewegungen  hinzugefügt  wurde.  Hier  wurden  die  räumlichen 
Gebilde  durch  komplexe  Zahlen  dargestellt,  deren  Einheiten  die  den  geo- 
metrischen Operationen  entsprechenden  Verknüpfungsgesetze  zeigen. 

Leider  war  der  Erfolg  des  zweiten  Teiles  womöglich  noch  geringer 
als  der  des  Werkes  von  1844,  das  der  Verleger  des  minimalen  Absatzes 
wegen  einstampfen  liefs.  Die  Ausdehnungslehre  war  — wenigstens  in 
Deutschland  — verschollen  und  vergessen.  In  dieser  Zeit  war  es,  wo 
Hermann  Grafsmann,  niedergeschmettert  durch  die  Wahrheit  des 
Spruches:  „Der  Prophet  gilt  nichts  in  seinem  Vaterlande“,  sich  einem 
neuen  Arbeitsfelde,  der  Sprachvergleichung,  zuwandte. 

Aber  das  trostreiche  Wort  des  Dichters: 

„Dem  ernsten  Fleifs,  dem  ungeteilten  Streben 
Wird  doch  einmal  der  rechte  Lohn  gegeben“ 

sollte  sich  auch  an  der  Arbeit  Grafsmanns  bewahrheiten.  Erfüllen  sollten 
sich  die  prophetischen  Worte,  mit  denen  Grafsmann  die  Vorrede  seines 
Werkes  vom  Jahre  1862  schlofs:  „Ich  bin  der  festen  Zuversicht,  dafs  die 
Arbeit,  welche  ich  auf  die  hier  vorgetragene  Wissenschaft  verwandt  habe, 
nicht  verloren  sein  werde.“ 

Nachdem  das  Werk  aus  eigener  Kraft  seinen  Eroberungszug  durch 
das  Ausland  vollendet,  wie  ihn  uns  Victor  Schlegel  eingehend  schildert, 


47 


errang  es  sich  endlich  auch  in  Deutschland  allgemeinere  Aufmerksamkeit 
neben  den  Leistungen  anderer  mathematischer  Schulen.  Seitdem  ist  die 
Zahl  der  Arbeiten  aus  den  verschiedensten  Gebieten  der  reinen  und  der  an- 
gewandten Mathematik,  deren  Verfasser  sich  der  Grafsmannschen  Methode 
bedienen,  beträchtlich  gewachsen ; in  allen  Kulturländern  erschienen  gröfsere 
und  kleinere  Lehrbücher  der  Ausdehnungslehre.  Wir  erwähnten  schon 
oben,  dafs  kurz  nach  Grafsmanns  Tode  im  Jahre  1878  ein  Neudruck  des 
Werkes  von  1844  veröffentlicht  wurde.  Zum  50jährigen  Jubiläum  seiner 
ersten  Veröffentlichung  erschien  im  Jahre  1894  zu  Leipzig  der  erste  Band 
der  „Gesammelten  mathematischen  und  physikalischen  Werke  Hermann 
Grafsmanns;  auf  Veranlassung  der  mathematisch-physischen  Klasse  der 
Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  unter  Mitwirkung 
anderer  Mathematiker  herausgegeben  von  Fr ie  d rieh  Engel.“  Dieses  von 
deutschen  Gelehrten  inaugurierte  Werk  wird  dem  Auslande  zeigen,  dafs 
der  Prophet  doch,  wenn  auch  nachträglich,  in  unserem  Vaterlande  etwas 
gilt.  Uns  aber  mufs  an  dem  heutigen  Festtage  die,  wenn  auch  verspätete 
Anerkennung  der  hervorragenden  Verdienste  des  Stettiner  Gymnasiallehrers 
mit  besonderer  Freude  erfüllen. 


* 


V.  Zur  Konstruktion  tou  Kurven  3.  Ordnung. 

Von  Prof.  Dr.  R.  Heger. 

Mit  8 Abbildungen. 


Fig.  1. 


Fig  2. 


1.  Für  die  den  Namen  Ophiuride  führende  Kurve  3.  Ordnung  kennt 
man  die  Konstruktion*):  Bewegt  sich  der  Scheitel  Q eines  rechten  Winkels 

auf  einer  Geraden  (7(Fig.l),  geht  ein  Schen- 
kel dabei  beständig  durch  einen  Punkt  A , 
und  fällt  man  auf  den  anderen  Schenkel 
von  einem  Punkte  0 der  Geraden  G ein 
Lot,  das  diesen  Schenkel  in  P trifft,  so  ist 
der  Ort  von  P eine  bestimmte  zirkulare 
Kurve  3.  Ordnung,  die  0 zum  Doppelpunkte 
hat,  deren  reale  Asymptote  parallel  zu  G 
ist,  und  deren  beide  Doppelpunktstangenten 
die  Richtungen  von  A A!  und  OA  haben. 

Maclaurins  T risektrix,  die  ebenfalls 
rational  zirkular  3.  Ordnung  ist,  erhält  man 
auf  folgendem  Wege**):  Ist  auf  einer  Gera- 
den OD  = 3 D A (Fig.  2),  ist  ferner  die 
Gerade  G des  Punktes  D senkrecht  zu  OA , 
und  bewegt  sich  der  Scheitel  Q eines  rechten 
Winkels  entlang  der  Gleitlinie  6r,  während 
ein  Schenkel  beständig  durch  A geht,  so 
ist  der  Ort  des  Fufspunktes  P des  von  0 
auf  den  anderen  Schenkel  des  rechten 
Winkels  gefällten  Lotes  eine  bestimmte 
zirkulare  Kurve  3.  Ordnung. 

Stellt  man  die  beiden  Erzeugungen  neben 
einander,  so  ist  ihre  nahe  Übereinstimmung 
nicht  zu  verkennen;  es  drängt  sich  die  Frage 
auf,  oh  diese  einfachen  Konstruktionen  nur 
ganz  vereinzelt  sind,  oder  ob  sie  als  be- 
sondere Fälle  einer  allgemeineren  Konstruk- 
tion gelten  können. 

Wenn  der  Scheitel  Q eines  beständigen 
Winkels  AQP=a  (Fig.  3)  auf  der  Linie  y=c 


*)  Gr.  L oria:  Spezielle  algebraische  und  transzendente  Kurven,  deutsch  von  Sch  ütte. 
Teubner  1892,  S.  48. 

**)  Gr.  Loria  a.  a.  0.  S.  81. 


49 


gleitet  und  ein  Schenkel  den  festen  Punkt  A (a,b)  enthält,  so  hat,  wenn 
die  veränderliche  Abszisse  des  Q mit  m bezeichnet  wird,  QA  die  Richtungs- 
konstante (b  — c) : (a — m) ; daher  kommt  QP  die  Richtungskonstante  zu 

b — c + (a  — m)  tan  a 
a — m — (b  — c)  tan 
die  Gleichung  von  QP  ist 


(1) 

Die  Gerade 
(2) 


y 


b — c + (a 


a — ■ m — (b  — c)  tan  a 
OP  hat  die  Gleichung 
b — c 

y = — — - x. 
ci  — m 


m)  tan  a , 

- [x  — m). 


Die  Gleichung  des  Ortes  von  P ergibt  sich,  wenn  man  m aus  (1)  und  (2) 
entfernt.  Man  erhält  zunächst 


y—c 


und  hieraus 


y + x tan  a 

x — - y tan  a 


x — a + 


( b — c)x 

y 


)■ 


(3)  y (x*  + ?/2)  + {b  — -c)  x2  — (a  — b cot  a)xy  — (c  + a cot  a)  y2  — 0. 
Der  Ort  ist  daher  eine  zirkulare  Kurve  8.  Ordnung,  deren  reale 
Asymptote  die  Gleichung  y + b — c = 0 hat,  und  deren  Doppel- 
punktstangenten sind 

(b  — c)  x2  — (a  — b cot  a)  x y — (c  + a cot  a)  y2  = 0. 

Je  nach  der  Wahl  von  a,  b , c,  a kann  der  Doppelpunkt  eigentlich, 
Rückkehrpunkt  oder  vereinzelt  sein. 

Eine  zirkulare  Kurve  3.  Ordnung,  deren  reale  Asymptote  der  Abszissen- 
achse im  Abstande  d parallel  ist,  hat  die  Gleichung 

(4)  y (#2  + y2)  — d x2  + AI  x y + N y2  = 0. 

Vergleicht  man  dies  mit  (3),  so  erhält  man 

d — c — &,  M = — a -\~b  cot  «,  N = — c — a cot  a. 

Ersetzt  man  in  N die  Gröfse  c durch  b d und  entfernt  dann  a aus  M 
und  N.  so  ergibt  sich 

a 2 + b2  + Ma  + (d  + N)  b = 0. 


Fig.  4. 


Hieraus  erkennt  man:  Jede  zirkulare  rationale 
kann  auf  einfach  unendlich  viele  Weisen  durch  die 
gegebene  Erzeugung  entstehen;  die  Gleitlinien  haben 
t ung  der  realen  Asymptote  und  die 
Punkte  A liegen  auf  dem  Kreise  AT,  der 
den  Doppelpunkt  0 und  den  Punkt — Af, 

— (d  + N)  zu  Gegenpunkten  hat. 

Für  den  erzeugenden  Winkel  a ergibt  sich 

, b 

tan  a = — — — • 

a + M 

Ist  B der  Gegenpunkt  von  0 (Fig.4)  im  Kreise 
K , so  ist  0 B!  = — M und  daher 

teaAB'A'  = — —■ 
a+  M 


Kurve  3.  Ordnung 
oben  an- 
die  Rich- 


Dieser  Winkel  ist  somit  der  erzeugende. 


50 


Schneidet  man  den  Schenkel  QP  durch  einen  Nullstrahl  0 77,  der 
mit  PQ  den  beständigen  Winkel  ß bildet,  so  ist  0 77  gegen  OP  um  den 
beständigen  Winkel  77  0 P=  a — ß geneigt,  und  das  Verhältnis  0 77  : OP 
hat  die  beständige  Gröfse  sin  a : sin  ß.  Folglich  ist  der  Ort  F des  Punktes  77 
dem  Orte  C von  P ähnlich.  Dreht  man  die  Kurve  r rückwärts  um  0 um 
den  Winkel  a — ß,  so  kommt  dadurch  r mit  C in  Perspektive  Lage; 

dabei  komme  A nach  A0  (Fig.  5).  Ver- 
Fig.  5.  jungt  man  OA0  im  Verhältnisse  sin  ß : sin  «, 

so  überzeugt  man  sich  leicht,  dafs  man 
dadurch  zu  dem  Punkte  A±  des  Kreises  K 
kommt.  Denn  da 

A 0AX  = cc  — ß = A B'AV 

so  folgt,  dafs  A1  B'  A!  — ß ist,  dafs  also, 
wie  verlangt, 

AOx  : 0 A = sin  ß : sin  a. 

Auch  wenn  die  Gleitlinie  G nicht 
die  Richtung  der  realen  Asymptote 
hat,  liegen  also  die  Punkte  A auf 
dem  Kreise  K. 

Während  die  Gleitlinien,  die  mit  der  realen  Asymptote  gleichgerichtet 
sind,  von  ihren  Drehpunkten  die  beständige  Entfernung  d haben,  gilt  dies 
von  den  anders  gerichteten  Gleitlinien  nicht,  sondern  eine  solche  hat  von 
ihrem  Drehpunkte  den  Abstand  d sin  ß : sin  a. 


2.  Wenn  das  Büschel  der  Strahlen  O 77  nicht  mit  dem  Büschel 
A Q kongruent,  aber  doch  noch  projektiv  ist,  so  ist  der  Ort  der 
Punkte  77  im  allgemeinen  eine  nicht  zirkulare  rationale  Kurve 
3.  Ordnung,  deren  Gleichung  sich  ergibt,  wenn  man  aus  der  Gleichung 

(1)  y = Xx 
des  Strahls  0 P,  aus  der  Gleichung 

(2)  ^ ~ 1 — I tan  ^ 


der  Geraden  Q P,  aus  der  Gleichung 

(3)  T]  = n J 

des  Strahls  0 77,  aus  der  Verwandtschaftsgleichung 

(4)  Xy-\-eXpfy-\-g=0 

und  aus  der  Gleichung  des  Ortes  von  P 

(5)  — ä x*  + Mx  y + Ny2  = 0 

die  Gröfsen  x,  y,  X und  y entfernt.  Aus  (1),  (2)  und  (5)  erhält  man 
(X  — X2  tan  «)  rj  — (X2  + X tan  «)  J + (d  — MX  — NX2)  tan  a = 0. 
Ersetzt  man  nach  (3)  und  (4) 

ri  + e$ 

so  ergibt  sich 

(f  V + 9 f)  [y  + e J + (f  t]  + g S)  tan  «]  rj 
— (frl  + 9 %)[frl+  9 £ — 0?  + e ?)  tan  <x]  £ 

+ {d  (ij  + e £)-  + M (f  tj  + g £)  (rj  + e £)  — N(fr]  + g £)2}  tan  a = 0. 


51 


Da  hierin  nur  Glieder  dritter  und  zweiter  Ordnung  in  den  Koordinaten 
Vorkommen,  stellt  diese  Gleichung  eine  rationale  Kurve  3.  Ordnung  mit 
dem  Doppelpunkte  0 dar. 

Man  kann  auf  diese  Weise  jede  rationale  Kurve  3.  Ordnung  erzeugen; 
dabei  können  die  Richtung  der  Gleitlinie  und  der  erzeugende  Winkel  a 
beliebig  gewählt  werden;  alles  übrige  ist  dann  dreideutig  bestimmt. 

Eine  rationale  Cs  ist  durch  den  Doppelpunkt  0,  die  Doppelpunkts- 
strahlen Tx  T2  Ps,  auf  denen  die  drei  unendlich  fernen  Punkte  liegen,  die 
beiden  Doppelpunktstangenten  P4  Tb  und  einen  Punkt  P6  bestimmt.  Von 
den  Doppelpunktstrahlen  T±  T2  P3  entspricht  einer,  etwa  Tv  dem  Strahle 
S±  des  Büschels  A,  der  die  Richtung  der  Gleitlinie  G hat.  Die  Drei- 
deutigkeit  der  Bestimmung  liegt  darin,  dafs  man  jede  der  Geraden  T±  T2  Ts 
nach  Belieben  dem  Strahle  S±  entsprechen  lassen  kann.  Hat  man  den 
erzeugenden  Winkel  a beliebig  gewählt,  so  müssen  S2  und  Ss  mit  den 
entsprechenden  T2  und  Ts  den  Winkel  a bilden.  Ferner  müssen  die 
Doppelpunktstangenten  P4  und  Tb  den  Strahlen  S,  und  S*  entsprechen, 

/\  / N 

für  die  AQ^O  = A Qb0  = a ist.  Nimmt  man  an  Stelle  des  noch  un- 
bekannten Punktes  A einen  beliebigen  Punkt  5t  an,  zieht  ©1  in  der  ver- 
langten Richtung  der  Gleitlinie,  ferner  ©2  und  ©3  so,  dafs  sie  mit  T2  und  Ts 
den  beliebig  gewählten  Winkel  a bilden,  dazu  (S4,  0>5  und  (&ß  so,  dafs 

©!  ©2  ©3  ©4  ©5  ©6  X Tt  T,  T%  T,  I\  Tv 
wobei  unter  Tß  der  Strahl  0 P6  gemeint  sein  soll,  durchschneidet  ©4  ©5  ©6 
mit  einer  Parallelen  (3  zu  ©1  in  04  05  06,  zieht  die  Geraden  04  0 und  05  0, 
die  mit  ©4  und  @5  den  Winkel  a bilden,  sowie  durch  ihren  Schnittpunkt  0 
%ß  ||  P6,  und  bestimmt  auf  $£6  so,  dafs  51  06  = <x  (oder  bzw.  180°  — «), 

so  geht  die  mit  den  deutschen  Buchstaben  Gezeichnete  Figur  in  die  der 
entsprechenden  lateinischen  durch  Perspektive  ähnliche  Abbildung  über,  die 
durch  die  beiden  Paare  entsprechender  Punkte  0 und  0,  sowie  ^ß6  und  P6 
bestimmt  ist.  Das  Bild  von  51  ergibt  den  Drehpunkt  A,  das  von  04O5 
die  Gleitlinie  G. 

3.  Auf  Seite  48  (Fig.  3)  entspricht  in  den  beiden  Parallelstrahlen- 
büscheln 0 und  A der  Strahl  0 A sich  selbst,  der  zugehörige  Kurven- 
punkt ist  daher  der  Schnittpunkt  von  0 A mit  der 
Gleitlinie  G.  Hieraus  folgt:  Bewegt  sich  ein 
rechtwinkliges  Dreieck  PAG  so,  dafs  die 
Hypotenuse  PA  einen  festen  Punkt  0 eines 
festen  Kreises  K enthält,  die  Ecke  A den 
Kreis  K beschreibt,  und  die  Kathete  AG 
ihre  Gröfse  und  Richtung  beständig  beibe- 
hält, so  beschreibt  Peine  bestimmte  zirku- 
lare rationale  C3,  die  0 zum  Doppelpunkte 
und  deren  reale  Asymptote  die  Richtung  der 
Katheten  PC  hat.  Je  nach  der  Länge  der  Ka- 
thete AG  im  Verhältnisse  zum  Durchmesser  von 
K usw.  ist  0 ein  eigentlicher  Doppelpunkt,  ein 
vereinzelter  Punkt  oder  ein  Rückkehrpunkt. 

Ist  der  Ort  von  A nicht  ein  Kreis,  sondern  ein  anderer  Kegelschnitt, 
so  ist  die  erzeugte  Kurve  nicht  eine  zirkulare,  sondern  eine  gewöhnliche 
rationale  Kurve  3.  Ordnung.  Denn  ist  0 der  Nullpunkt,  hat  der  Kegel- 
schnitt die  Gleichung 


Fig.  6. 


52 


fi  £ 2 -j-  2b  £ ^ + c rj 2 -|-  2 d £ + 2 e rj  — 0, 
und  ist  HG7  rechtwinklig  zur  Abszissenachse  und  beständig  gleich  so  er- 
gibt sich  die  Gleichung  der  erzeugten  Kurve,  wenn  man  in  der  des  Kegel- 
schnitts die  Ersetzung  macht 

c.  (y  + l)  x . 7 

£=  „ ■.  v = y + h 

man  erhält  " 

(2/  + 0 (<*  x y + c y2)  + %y  (ß  x + e y)  — o. 

4.  Nimmt  man  zwei  auf  parallelen  Trägern  G und  inliegende 
ähnliche  Punktreihen  Qu  und  Ru  von  zwei  festen  Punkten  A und 
B aus  auf,  und  zieht  durch  Qu  und  Ru  Gerade,  die  mit  A Qu  bezw. 
B Ru  die  beständigen  Winkel  a und  ß bilden,  so  ist  der  Ort  der 
Schnittpunkte  je  zweier  solcher  durch  entsprechende  Punkte 
gezogener  Geraden  eine  bestimmte  rationale  Cs. 

Haben  G und  H von  einer  zu  ihnen  gleichgerichteten  Abszissenachse  die 
Abstände  c und  cv  kommen  ferner  A und  B die  Koordinaten  a,  b bezw.  av  b1 

so 


Fig.  7. 


und  Q und  R die  Abszissen  m und  m±  zu, 
haben  PQ  und  PR  (Fig.  7)  die  Gleichungen 
b — c A-  (a  — m)  tan  a . 

J a — m — (b  — c)  tan  a ' 

^ 1 a1 — m1 — (b1 — Cj)  tan  ß 1 

Beseitigt  man  die  Nenner,  so  ergeben  sich 
zwei  Gleichungen  von  der  Form 
MxA~Ny-\-P  = 0, 

Mix  + N1y  + P1  = 0, 
wobei  M , N,  P,  Mil  N±,  P±  Funktionen 
von  m bezw.  m1  sind  und  zwar  M,  N,  Mv  N±  lineare,  P und  P±  quadratische. 
Ersetzt  man  in  der  zweiten  Gleichung  nach  der  Voraussetzung 

m1  — em  A~  f, 

worin  e und  f gegebene  Zahlen  sind,  und  berechnet  dann  x und  y,  so 
ergeben  sie  sich  als  gebrochene  rationale  Funktionen  von  m,  deren  Zähler 
vom  dritten,  die  Nenner  aber  vom  zweiten  Grade  sind.  Hieraus  erkennt 
man,  dafs  die  erzeugte  Kurve  rational  3.  Ordnung  ist. 

5.  Statt,  wie  in  Nr.  2,  das  Büschel  0 abzuändern,  kann  man  dies 
mit  den  Strahlen  $Ptun;  zunächstetwain  der  Weise,  dafs  man  QP  nicht 


Fig.  8. 


unter  einem  beständigen  AVinkel  gegen  Q A 
zieht,  sondern  unter  einem  Winkel,  der  A"QA 
gleicht.  Man  gelangt  dabei  zu  dem  Satze: 

Ist  A"  (Fig.  8)  das  Richtbild  eines 
Punktes  A auf  einer  Geraden  G,  wird 
diese  von  einem  Strahle  AQ  des  Punk- 
tes A in  Q getroffen,  macht  man  ferner 
P Q A = AQ  A”,  und  zieht  durch  einen 
festen  Punkt  0 eine  Parallele  OP  zu  AQ, 
so  istderOrtvonPeine  zirkulare  ratio- 
nale (?3,  deren  reale  Asymptote  dieRich- 
tung  G hat;  jede  zirkulare  rationale  C3 
kann  aufdiesemWege  erzeugt  wer  den,  und  zwar  nur  auf  eine  Weise. 


53 


Nimmt  man  Oals  Nullpunkt,  gibt  man  der  Abszissenachse  die  Richtung  6r, 
und  sind  a und  b die  Koordinaten  von  A,  m und  c die  von  Q , so  ist 
nach  der  Voraussetzung 

2 (b  — c)(a  — m) 


tan  P Q A"  = tan  2 A QA 
Die  Gleichung  von  Q P ist  daher 

(i)  y 

die  von  0 P ist 


= 2 (b—c)  (a  ..v 
(a  — m )I 2  — (b  — c)2  ' 


(a  — m)2  — (b 
■ m) 


cf 


m); 


'(*> 

Aus  (2)  ergibt  sich 


b — c 

y = a- 


a — m 


m 


(b  — c) 


Setzt  man  dies  in  (1)  ein,  so  erhält  man  die  Ortsgleichung 
(3)  (; x 2 + y2)  y + (2 b — c)  x2  — 2a  xy  — c y2  = 0. 

Vergleicht  man  dies  mit  Nr.  1(4),  so  folgt 

c — 2 b = d,  a = - - y ilf,  c = — N, 

folglich  b = — y (N  d). 

Wie  man  sieht,  enthält  die  Kurve  den  Punkt  0,  c,  sowie  den  Schnittpunkt 

von  G und  0 A.  Beschreibt  man  um  A einen  Kreis  K durch  A",  und 

legt  an  ihn  Tangenten  von  0 aus,  so  bestimmen  diese  auf  G die  Sonder- 
lagen Q±  und  Q2  von  Q,  bei  denen  P mit  0 zusammen  fällt;  die  Geraden 
A Q1  und  A Q2  geben  daher  die  Richtungen  der  Doppelpunktstangenten  an. 

6.  Wenn  0 P nicht  die  Richtung  von  A Q hat,  sondern  mit  AQ  den 
Winkel  a bildet,  so  hat  0 P die  Gleichung 


b — c + (a  — m)  tan  a 
a — m — ( b — c)  tan  a 

( b — c)  (x  A-y  tan  d) 


(1)  y= 

und  hieraus  folgt 

(2)  a — m = 

y — x tan  a 

Setzt  man  m aus  (2)  in  Nr.  5 (1)  ein,  so  ergibt  sich 

(x  + y tan  af  1 x.  -f-  y tan  a 

x tan  a)2 


x , 


(y  — e) 


x — a -f 


(b  — c)  (x-\~  y tan  «)| 
y — x tan  oc 


I (y  — x tan  ay  J y — x tan  a 
Nach  Potenzen  der  Koordinaten  geordnet,  ergibt  dies 

2 tan  a . xs  — (1  — tan2  a)x2  y — 2 tan  a . x y2  — (1  — tan2  a)  y 3 
— (2b  — c — c tan2  a + 2 a tan  a)  x2  2 {a  — a tan2  a — (b  4-  c)  tan  a)  xy 
+ {c  — c tan2  a-\-2a  tan  a — 2 (b  — c)  tan2  a]  y2  = 0. 

Wenn  cc  von  Null  verschieden  ist,  stellt  diese  Gleichung  keine  zirkulare 
C3  dar.  Für  a — 45°  erhält  man  z.  B.  die  Glieder  3.  Ordnung 

2 x(x2  — y2) ; 

die  drei  Asymptoten  sind  in  diesem  Falle  real  und  haben  die  Richtung 
der  x~ Achse  und  der  Geraden,  die  die  Winkel  der  Achsen  hälften;  die 
vollständige  Kurvengleichung  ist  in  diesem  Falle 

2 x (x2  —y2)  — 2 (b  — c -f-  a)  x2  — 2 (b  + c)  x y + 2 (a  — b c)y2  = 0. 


54 


7.  Wenn  man  zwischen  den  Richtungskonstanten  von  A Q und  Q P 
die  Beziehung  annimmt 


(1) 


tan  P Q A " 


p -j-  q tan  AQA" p(a  — m)-\-  q(b  — c) 

r + s tan  A Q A"  ~~  r (a  — m)  + s (b  — c) 


so  hat  PQ  die  Richtung  des  Strahles  eines  zum  Büschel  A projektiven 
Büschels,  der  A P entspricht.  Nimmt  man  0 P parallel  A Q , so  hat  man 
m aus  den  beiden  Gleichungen 

y — ^ x,  oder  a — m = (b  — c)  • — 

J a — m v J y 

und 


p(a  — m)  + q (b  — c) 


(x  — m) 


r(a  — m)  -f-  s (b  — c) 
zu  entfernen.  Man  erhält 

r(y  — c)Sy+s(y  — c)  = (^  + q^(x-a  + 
oder,  besser  geordnet, 

(2)  y {s  y2  + (r  — q)  xy  — p x2}  + p (b  — c)  x2  — {r  c — ap 

— (sc  — qa)y2  = 0. 


(b  — c)  x> 
V > 


q(b  — c)}xy 


Der  Ort  von  Pist  daher  auch  in  diesem  Falle  eine  rationale,  im  allgemeinen 
nicht  zirkulare  (73;  eine  Asymptote  hat  die  Richtung  der  Abszissenachse, 
die  Richtungen  der  andern  hängen  von  den  Koeffizienten  5,  r,  q und  p ab. 
Soll  (2)  mit 

(3)  y (L y1  + M x y — N x2)  + Px2  — Qxy  — Ply2  — 0 
übereinstimmen,  so  müssen  für  ein  bestimmtes  k die  Gleichungen  gelten 

(4)  s — kL , r — q = kM , p — kN , p (b  — c)  — kP, 

rc — pa  + q(b  — c)  = kQ,  sc- — qa  = k R. 

Hieraus  folgt 

(5)  b—  c = — * 

(6)  rc  — kNa  — (k  M — r)  ~ = q Q, 

(7)  (kM—r)a  + kLc  = kB. 

Entfernt  man  hieraus  r,  so  ergibt  sich 

— Na1 ßT  a Q a + M (c  + a -f-  (L  c — P)  (c  = 0. 

Ersetzt  man  hier  c durch  b nach  (5),  so  erhält  man 

— N2  a2  — (MP+  QN—MNb)a  + (LNb  — LP—NE)b  = 0, 

oder 

(8)  — N2a2  + MNabp  LNb2  — (MP+  QN)a  — (LP+  NE)b  = 0. 


Eine  gegebene  rationale  C3  läfst  also  unzählig  viele  verschiedene  Er- 
zeugungen auf  diesem  Wege  zu;  die  zugehörigen  Punkte  A liegen  auf  dem 
Kegelschnitte  (8);  die  Geraden  G sind  einer  Asymptote  der  C3  parallel  und 
haben  vom  zugehörigen  A den  beständigen  Abstand  b — c = P : N.  Hat 
man  A gemäfs  (8)  gewählt,  so  ergibt  sich 


55 


a M + cL  — R 
? 

a 


1 c L — R 

k ^ a 


8.  Gleitet  der  Scheitel  P eines  beständigen  Winkels  a entlang  einer 
zirkularen  rationalen  Kurve  3.  Ordnung,  während  ein  Schenkel  den  Doppel- 
punkt 0 enthält,  so  werden  die  anderen  Schenkel  von  den  dem  Winkel  a 
zugehörigen  Gleitlinien  in  Punktreihen  geschnitten,  die  zu  dem  Büschel  der 
Strahlen  OP  projektiv  sind. 

Man  kann  nun  ganz  allgemein  nach  den  Geraden  fragen,  die  die  be- 
zeichneten  Geraden  in  Punkten  schneiden,  die  den  OP  projektiv  ent- 
sprechen. Setzt  man  die  Kurvengleichun g in  der  Form  voraus 
y (x2  -f-  y2)  — d x2  + M x y + Ny2  = 0, 
so  enthält  die  Kurve  für  jedes  X den  Punkt 

d — MX  — NX* 
y_\x,X—  + 


Die  Gerade  PQ  hat  die  Gleichung 

. X 4-  tan  a 
x>-Xx  = T=jÄ^-a 


(£  — *) 


oder 

p (1  — X tan  a)  -|-  (1  -f-  X2)  tan  a • x — (X  -f-  tan  «)  £ = 0. 

Ersetzt  man  hierin  den  obigen  Wert  für  x,  so  folgt 

X (1  — X tan  a)  p -f-  (d  — MX  — NX2)  tan  a — {X2  + X tan  a)  £ ===  0, 
oder,  nach  X geordnet, 

(p  tan  a + N tan  a -f  £)  X2  + (M  tan  a — p -f"  y tan  a)  X — d tan  a — 0. 

Soll  hierdurch  eine  projektive  Beziehung  ausgedrückt  werden,  so  mufs 
diese  quadratische  Funktion  von  X in  zwei  rationale  lineare  Faktoren  zer- 
fallen, deren  einer  £ und  p nicht  enthält,  und  weggelassen  werden  kann. 
Im  einfachsten  Falle  ist  dies  der  Faktor  X -f-  tan  «,  er  teilt  die  quadratische 
Form  unter  der  Bedingung 

(1  + tan2  a) p + N tan2  a — M tan  a — d = 0; 


die  projektive  Beziehung  folgt  aus 

X (p  tan  a N tan  « + £)  — d = 0. 

Nimmt  man  dagegen  allgemeiner  X + u als  abzuscheidenden  Faktor,  so 
ergibt  sich  als  Bedingung  für  die  Teilbarkeit  eine  lineare  Gleichung,  die 
neben  p auch  £ enthält.  Man  erkennt  hieraus,  dafs  für  jedes  a und  jedes  u 
eine  bestimmte  Gerade  vorhanden  ist,  auf  die  die  Cs  durch  die  angegebene 
Konstruktion  in  einer  projektiven  Reihe  abgebildet  wird. 


9,  Schneidet  man  eine  rationale  zirkulare  Cs  durch  eine 
Strahleninvolution,  deren  Träger  der  Doppelpunkt  O ist,  und 
zieht  durch  jeden  Punkt  P der  Kurve  eine  Gerade  PQ,  die  mit 
OP  den  beständigen  Winkel  a bildet,  so  schneiden  sich  je  zwei 
Gerade  PQ  und  Pf  Q',  deren  zugehörige  Doppelpunktstrahlen 
OP  und  OP'  ein  Paar  der  Involution  bilden,  in  Punkten  einer 
bestimmten  Geraden. 


56 


Liegen  P und  P'  auf  den  Geraden 

y — 2 x,  bezw.  y — 

so  haben  die  Geraden  PQ  und  P'  Q'  die  Gleichungen 

-d  + MX  + NV 


(1  — 2 tan  a)  rj — (2  -f-  tan  a)  £ 
(1  — 2'  tan  cc)  rj  — (2'  -f-  tan  a)  £ 


tan 


— d + MP  +NX 
2' 


'2 


tan  a. 


Hieraus  folgt 

2? 


sin  2 1 


22'  = — d + d tan  a . (2  -)-  2')  — (N  -f-  M tan  a)  2 2', 


j-^L_  2 ; ' — 


sin  2 a 


22'  = ^ tan  a -|-  d (2  -f-  2')  — ( M — N tan  a)  2 2'. 


Fügt  man  hierzu  noch  die  Involutionsgleichung 

0 = H + P.(2  + 2')+  (722', 
so  folgt  als  Bedingungsgleichung,  für  £,  rj 

— ^ J tan  «,  — jV  — M tan  a 

— d tan  a , — cZ,  Af  — N tan  a 


2 g 

sin  2« 

3»? 


sin  2« 


-B, 


(7 


also  die  Gleichung  einer  bestimmten  Geraden. 


10.  Jede  irrationale  Kurve  3.  Ordnung,  die  eine  reale  und 
zwei  irreale  Asymptoten  hat,  kann  durch  affine  Abbildung  in 
eine  zirkulare  Kurve  verwandelt  und  dadurch  ihre  Kon struktion 
wesentlich  erleichtert  werden. 

Nach  der  Voraussetzung  haben  die  kubischen  Glieder  der  Kurven- 
gleichung einen  realen  und  zwei  irreale  lineare  Faktoren.  Sind  die  letzteren 

ax*-{-%ßxy-\-y  .?2, 

so  kann  man  sie  durch  Drehung  der  Koordinaten  um  den  Nullpunkt  in 
die  Hauptachsenform 

+ ßi  y* 

verwandeln;  hieraus  geht  durch  affine  Veränderung  der  Ordinaten  und 
Beibehaltung  der  Abszissen  (oder  umgekehrt)  die  zirkulare  Form 

J(x*  + y*) 

hervor. 

Die  entsprechende  Konstruktion  macht  davon  Gebrauch,  dafs  die 
Strahlenpaare  irgend  eines  Punktes,  die  nach  den  unendlich  fernen  Punkten 
der  Glieder  eines  Kegelschnittbüschels  gehen,  eine  quadratische  Involu- 
tion bilden,  die  mit  dem  Büschel  projektiv  ist. 

Aus  gegebenen  neun  Punkten  der  gesuchten  C3  stelle  man  in  be- 
kannter Weise  ein  Kegelschnittbüschel  A und  das  dazu  projektive  Strahl- 
biischel  31  her,  die  zusammen  die  Cs  erzeugen.  Hierauf  stelle  man  die  qua- 
dratische Involution  J der  durch  irgend  einen  Punkt  P gehenden  Parallelen 


57 


der  Asymptoten  der  Glieder  des  Büschels  her,  sowie  in  P das  Strahlen- 
büschel 33,  dessen  Glieder  denen  des  3t  parallel  sind.  Durch  P lege  man 
einen  Kreis  Z\  seine  Schnittpunktpaare  mit  den  Paaren  von  J liegen  auf 
den  Gliedern  eines  Büschels  (£,  das  mit  J und  daher  auch  mit  33  pro- 
jektiv ist.  Die  Büschel  33  und  © erzeugen  einen  Kegelschnitt  X,  der  P 
enthält  und  daher  Z noch  in  drei  Punkten  schneidet. 

Die  Geraden  des  P nach  diesen  Schnittpunkten  gehen  durch  die 
unendlich  fernen  Punkte  der  C3. 

Hat  man  durch  graphische  Näherung  den  einen  realen  Schnittpunkt 
von  K und  Z ermittelt,  so  kann  man  in  bekannter  Weise  die  Gerade  H 
herstellen,  die  die  beiden  anderen  (irrealen)  Schnittpunkte  enthält. 

Dreht  man  die  Gerade  H um  irgend  einen  ihrer  Punkte,  und  nimmt 
die  Schnittpunktpaare,  die  dabei  mit  X bezw.  Z entstehen,  von  P aus 
durch  Strahlenpaare  auf,  so  erhält  man  zwei  mit  dem  Büschel  H pro- 
jektive Involutionen  und  Die  irrealen  Schnitte  von  X und  Z er- 

scheinen daher  als  Schnitte  von  X oder  Z mit  dem  (irrealen)  gemeinsamen 
Paare  zweier  projektiver  Strahleninvolutionen  des  Punktes  P. 

Die  Kegelschnitte  L'  und  M\  die  durch  drei  beliebig  angenommene 
Punkte  Q P 8 gehen,  und  deren  unendlich  ferne  Punktpaare  auf  zwei  Paaren 
von  Q'  liegen,  haben  noch  einen  vierten  gemeinsamen  Punkt  T\  der  leicht 
gefunden  wird;  die  Glieder  des  Büschels  Q R 8 T’  haben  ihre  unendlich 
fernen  Punktpaare  auf  den  Strahlenpaaren  der  Involution 

Ebenso  ergibt  sich  zu.  Q R 8 noch  ein  vierter  Träger  T"  für  das 
Kegelschnittbüschel,  dessen  Glieder  ihre  unendlich  fernen  Punktpaare  auf 
den  Gliedern  von  haben.  Der  beiden  Büscheln  gemeinsame  Kegelschnitt 
Q R S T'  T"  hat  daher  seine  unendlich  fernen  Punkte  auf  dem  gemein- 
samen Gliede  von  und  diese  sind  die  noch  fehlenden  irrealen  un- 
endlich fernen  Punkte  der  Cs. 

Verwandelt  man  durch  Affinität  den  Kegelschnitt  (Ellipse)  Q R 8 T’  Tn 
in  einen  Kreis,  so  geht  dabei  die  Cs  in  eine  zirkulare  Kurve  C's  über. 


YI.  Über  Lichtgrenzkurven  und  geodätische  Linien.*) 

Von  Prof.  Dr.  E.  Naetsch. 


Wenn  eine  gesetzmäfsig  gestaltete  krumme  Fläche  mittels  paralleler 
Lichtstrahlen  — also  von  einer  unendlich  fernen  Lichtquelle  aus  — be- 
leuchtet wird,  so  ergibt  sich  als  Grenze  zwischen  dem  beleuchteten  und 
dem  unbeleuchteten  Teil  der  Fläche  eine  Kurve,  welche  sich  geometrisch 
folgendermafsen  charakterisieren  läfst:  Die  Tangentialebenen,  welche  unsere 
Fläche  in  den  Punkten  dieser  Kurve  berühren,  sind  einer  gegebenen  festen 
Richtung  parallel;  oder:  die  Flächennormalen,  welche  zu  den  Punkten 
dieser  Kurve  gehören,  stehen  auf  einer  gegebenen  festen  Richtung  senk- 
recht; oder:  die  Developpable,  welche  unserer  Fläche  längs  dieser  Kurve 
umbeschrieben  werden  kann,  ist  eine  Zylinderfläche;  oder  auch:  das 
sphärische  Bild  dieser  Kurve  ist  ein  Hauptkreis  der  Bildkugel.  Eine  Kurve 
von  dieser  Beschaffenheit  wollen  wir  eine  Lichtgrenzkurve  unserer 
krummen  Fläche  nennen. 

Um  zu  erfahren,  wie  viele  Lichtgrenzkurven  auf  einer  gegebenen 
krummen  Fläche  vorhanden  sind,  bedenken  wir,  dafs  sich  für  jede  mög- 
liche Lichtstrahlrichtung  eine  bestimmte  Lichtgrenzkurve  ergibt  und  dafs 
zu  zwei  verschiedenen  Lichtstrahlrichtungen  im  allgemeinen**)  auch  zwei 
verschiedene  Lichtgrenzkurven  gehören.  Die  Anzahl  der  fraglichen  Kurven 
wird  hiernach  mit  der  Anzahl  der  im  Raume  möglichen  Richtungen  über- 
einstimmen, d.  h.  also  auf  einer  gegebenen  krummen  Fläche  wird  es  im 
allgemeinen  oo2  Lichtgrenzkurven  geben.  Analytisch  mufs  sich  die  Schar 
dieser  oo2  Kurven  charakterisieren  lassen  durch  eine  gewöhnliche  Differential- 
gleichung II.  Ordnung  oder  durch  eine  endliche  Gleichung  mit  zwei  will- 
kürlichen Konstanten. 

Ein  bemerkenswerter  Umstand  bietet  sich  dar,  wenn  es  sich  um  eine 
Kugeloberfläche  handelt.  Jede  Lichtgrenzkurve  einer  solchen  Fläche  ist 
ja  ein  Hauptkreis  und  mithin  zugleich  eine  geodätische  Linie  der  Fläche; 
und  umgekehrt  ist  jede  geodätische  Linie  ebenfalls  ein  Hauptkreis  und 
mithin  zugleich  eine  Lichtgrenzkurve.  Auf  einer  Kugeloberfläche  ist  also 
die  Schar  der  oo2  Lichtgrenzkurven  identisch  mit  der  Schar  der  oo2  geo- 
dätischen Linien. 


*)  Nach  einem  in  der  mathematischen  Sektion  der  naturwissenschaftlichen  Gesell- 
schaft Isis  gehaltenen  Vortrag. 

**)  Eine  Ausnahme  findet  statt,  wenn  die  betreffende  Fläche  abwickelbar  ist.  Von 
diesem  Fall  wird  im  folgenden  noch  die  Rede  sein. 


59 


Es  dürfte  nicht  ohne  Interesse  sein,  festzustellen,  ob  die  Kugelober- 
flächen  die  einzigen  Flächen  sind,  welche  diese  Eigenschaft  besitzen.  Zu 
diesem  Zweck  fragen  wir: 

Wie  mufs  eine  krumme  Fläche  beschaffen  sein,  wenn  die 
Schar  ihrer  oo2  Lichtgrenzkurven  identisch  sein  soll  mit  der 
Schar  ihrer  oo2  geodätischen  Linien?*) 

Bei  Beantwortung  dieser  Frage  können  wir  von  vornherein  die  ab- 
wickelbaren Flächen  ausscheiden,  denn  man  überzeugt  sich  leicht,  dafs 
auf  einer  abwickelbaren  Fläche  zwar  jede  Lichtgrenzkurve  eine  geodätische 
Linie  ist  (nämlich  eine  Gerade  oder  ein  System  von  mehreren  Geraden), 
aber  nicht  jede  geodätische  Linie  eine  Lichtgrenzkurve  werden  kann;  denn 
die  geodätischen  Linien  einer  abwickelbaren  Fläche  sind  im  allgemeinen 
krumme  Linien,  und  die  längs  einer  krummen  Linie  um  die  Fläche  be- 
schriebene Developpable  ist  identisch  mit  der  Fläche  selbst. 

Infolge  des  Ausscheidens  der  abwickelbaren  Flächen  kann  die  gestellte 
Frage  folgendermafsen  analytisch  eingekleidet  werden: 

Wie  mufs  die  Funktion  f (x,  y)  beschaffen  sein,  wenn  die 
Gleichung 

z = ffay) 

eine  nicht  abwickelbare  Fläche  darstellen  soll,  auf  welcher  die 
Lichtgrenzkurven  identisch  sind  mit  den  geodätischen  Linien? 

Es  entsteht  also  das  Problem,  eine  unbekannte  Funktion  zweier 
Variabein  zu  ermitteln,  welche  gewisse  Bedingungen  zu  erfüllen  hat.  Im 
folgenden  wird  sich  herausstellen,  dafs  die  verlangte  Funktion  einem 
System  von  vier  partiellen  Differentialgleichungen  III.  Ordnung  Genüge  zu 
leisten  hat,  welches  sich  aber  reduzieren  läfst  auf  ein  System  von  zwei 
partiellen  Differentialgleichungen  II.  Ordnung;  ersteres  System  ist  be- 
schränkt integrabel,  letzteres  ist  unbeschränkt  integrabel.  Daher  gibt  es 
schliefslich  oo4  gemeinsame  Lösungen  aller  dieser  Differentialgleichungen 
und  mithin  auch  oo4  Flächen  von  der  gewünschten  Beschaffenheit;  wir 
werden  sehen,  dafs  dies  genau  die  oo4  Kugeloberflächen  des  Raumes  sind. 

1. 

Um  das  Problem  in  Angriff  nehmen  zu  können,  denken  wir  uns  die 
gewünschte  Fläche  auf  ein  rechtwinkliges  Koordinatensystem  (x,  y,  z)  be- 
zogen und  durch  eine  Gleichung  von  der  Form 
(1)  z = f(x,  y) 

dargestellt;  geben  sodann  für  diese  Fläche  einerseits  die  Differential- 
gleichung ihrer  oo2  Lichtgrenzkurven,  andererseits  die  Differentialgleichung 
ihrer  oo2  geodätischen  Linien  an  — in  beiden  Fällen  handelt  es  sich  um 
gewöhnliche  Differentialgleichungen  II.  Ordnung  zwischen  den  zwei  Veränder- 
lichen x und  y\  und  stellen  schliefslich  die  Bedingungen  dafür  auf,  dafs 
diese  beiden  Differentialgleichungen  miteinander  identisch  werden  sollen. 
Es  werden  sich  vier  Bedingungsgleichungen  ergeben,  welche  die  partiellen 
Ableitungen  der  Funktion  f(x,  y)  — bis  zur  III.  Ordnung  einschliefslich  — 
enthalten,  welche  also  ein  System  von  vier  partiellen  Differentialgleichungen 
III.  Ordnung  mit  der  unbekannten  Funktion  f(x,  y)  bilden. 


*)  Die  sphärischen  Bilder  der  geodätischen  Linien  einer  solchen  Fläche  sind  offen- 
bar identisch  mit  den  geodätischen  Linien  der  Bildkugel. 


60 


Der  Bequemlichkeit  halber  wollen  wir  die  partiellen  Ableitungen  der 
Funktion  f(x,  y)  abgekürzt  bezeichnen;  nämlich 

die  Ableitungen  I.  Ordnung  durch  p, 


II. 


05 

r,  s,  t\ 


55  55  III.  55  55  ^5  ßl  7 5 

Es  finde  nun  eine  Parallelbeleuchtung  der  Fläche  statt,  und  zwar 
seien  A : B : C die  Richtungskoeffizienten  für  die  Lichtstrahlrichtung.  Dann 
mufs  längs  der  Lichtgrenzkurve,  weil  die  Richtungskoeffizienten  der  Flächen- 
normale bekanntlich  p : q:  — 1 sind,  die  Gleichung 

A . p + B . q — C = 0 

bestehen;  diese  ist,  wenn  die  Fläche,  also  auch  die  Funktion  f(x,  y),  als 
gegeben  angesehen  wird,  eine  Relation  zwischen  x und  y und  kann  als  die 
Gleichung  der  betreffenden  Lichtgrenzkurve  (eigentlich  der  at?/- Projektion 
dieser  Kurve)  angesehen  werden.  Will  man  alle  Lichtgrenzkurven  der 
Fläche  haben,  so  braucht  man  blofs  A,  B , C als  willkürliche  Konstanten 
anzusehen;  dann  enthält  die  vorige  Gleichung  aufser  x und  y noch  zwei 

A B 

wesentliche  Parameter  — nämlich  und  ^ — und  stellt  mithin  die 

sämtlichen  oo2  Lichtgrenzkurzen  unserer  Fläche  dar;  sie  ist  die  endliche 
Gleichung  dieser  Kurven.  Aus  ihr  mufs  sich  die  Differentialgleichung  der 
Lichtgrenzkurven  ergeben  durch  zweimaliges  Differenzieren  nach  x und 
nachherige  Elimination  der  beiden  Parameter.  Nun  findet  man  durch  die 
Differentiation  der  obigen  Gleichung  zunächst  die  beiden  Formeln 
Ä ■ (r  + s y')  + B . (s  + ty')  = 0, 

Ä.(a  + 2 ßy'  -f-  yy '2  + sy")  + B . (ß  + 2yy'  + <V2  + ty")  = 0, 
und  durch  die  Elimination  der  Parameter  schliefslich  die  Relation 


welche  sich 


Jb 

<b 

— 1, 

auch 


r + sy\  a 2ßy'  + yy'2  + sy" 
s + ty',  ß + 2yy'  + dy'*  + ty" 
0 , 0 


=r=  0, 


(2)  (rt  — s2) . y"  = ccs  — ßr  -f  (ati- 1-  ßs  — 2/r) . y'  + {%ßt  — ys  — Sr) . y'2 

+ (yt  — ds).y's 

schreiben  läfst,  als  die  gewünschte  Differentialgleichung  der  Lichtgrenz- 
kurven unserer  Fläche  (1). 

Andererseits  kann,  wie  als  bekannt  vorausgesetzt  werden  möge,  die 
Differentialgleichung  der  geodätischen  Linien  dieser  Fläche 

(1  -| -p'  + g3) . y"  = (r  + 2 sy’  4-  ty'2) . (—  q +py'), 

oder 

(3)  (1  +P 2 + g2)  -y"  = — rq  + (rp  — 2 sq) . y’  4-  (2 sp  —tq).y'3  + tp.  y's 
geschrieben  werden. 

Wie  man  sieht,  haben  beide  Differentialgleichungen  dieselbe  Form; 
die  eine  wie  die  andere  bringt  zum  Ausdruck,  dafs  yn  eine  ganz  rationale 
Funktion  dritten  Grades  von  y'  ist,  deren  Koeffizienten  von  x und  y ab- 
hängen.*) 


*)  Die  Division  der  Gleichung  (2)  durch  den  Faktor  rt  — s2  und  die  Division  der 
Gleichung  (3)  durch  den  Faktor  1 -f-p2  + (f  ist  sicher  gestattet,  da  diese  beiden  Faktoren 
für  eine  nichtabwickelbare  Fläche  keinesfalls  identisch  verschwinden  können. 


61 


Damit  nun,  wie  wir  verlangen,  auf  der  Fläche  (1)  die  Schar  der  oo2 
Lichtgrenzkurven  identisch  werde  mit  der  Schar  der  oo2  geodätischen 
Linien,  ist  offenbar  notwendig  und  hinreichend,  dafs  die  beiden  Differential- 
gleichungen (2)  und  (3)  identisch  übereinstimmen;  und  dies  ist,  wie  man 
sich  leicht  überzeugt,  nur  dann,  aber  auch  stets  dann  der  Fall,  wenn  die 
Koeffizienten  der  einen  Gleichung  den  entsprechenden  Koeffizienten  der 
andern  Gleichung  beziehungsweise  gleich  sind.  Es  ergeben  sich  somit  die 
vier  Bedingungsgleichungen 

as  — ßr — rq  at-\- ßs — 2 yr rp  — 2sq 

rt  — s2  1 V + qv  H. — 62  1 -\-p~  pv 

2 ßt — ys — ^ r — tq  yt  — Ss tp 

rt  — s2  i + p2  + qv  r t —~s*  i -f^2  + q2' 

dieselben  sind,  wie  vorausgesagt  wurde,  in  der  Tat  vier  partielle  Differential- 
gleichungen III.  Ordnung  mit  der  unbekannten  Funktion  f(x,  y).  Für  die 
weitere  Behandlung  ist  es  zweckmäfsig,  diese  Gleichungen  nach  a , ß,  y,  6 
aufzulösen,  sie  also  in  der  Form 


(4) 


3 r2p  + 3 rsq 

T+FTF’ 

3 rsp  -f-  {rt  -j-  2 s2)  q 
-1  + p2  + q2  5 
(rt  -\-  2 s2)p  -f-  Sstq 

i o i o 5 

+p  + r 


3sf^  + 3fg 

r|isn 

zu  schreiben. 

Das  Ergebnis  der  bisherigen  Überlegungen  kann  in  dem  Satze  aus- 
gesprochen werden: 

Damit  die  Gleichung  (1)  eine  nicht  abwickelbare  Fläche  dar- 
stelle, auf  welcher  die  Lichtgrenzkurven  identisch  sind  mit  den 
geodätischen  Linien,  ist  notwendig  und  hinreichend,  dafs  die 
Funktion  f (x,  y)  eine  gemeinschaftliche  Lösung  der  vier  par- 
tiellen Differentialgleichungen  III.  Ordnung  (4)  ist. 


2. 


Wenn  vier  partielle  Differentialgleichungen  III.  Ordnung  von  der  Form 
« **=  A (x,  y,  z,  p,  q,  r,  s,  t), 

ß = B (x,  y,  z,  p,  q,  r,  s,  % 

y = T (x,  y , g,  p,  q,  r,  s,  t\ 


6 = J (x,  y , e,  p,  q,  r,  s,  t), 

in  denen  J,  B , E,  J Funktionen  der  beigefügten  Argumente  bedeuten,  eine 
gemeinschaftliche  Lösung  f(x,  y)  besitzen  sollen,  so  mufs  letztere,  weil 
allgemein 

dß da  dy d ß dS dy 

d x d y*  dx  d y'  dx  dy 

ist,  jedenfalls  auch  den  Relationen 

(6)  ^ B dÄ ^ dr dB ^ dJ  dr ^ 

dx  dy  ’ dx  dy  ’ dx  dy 


62 


Genüge  leisten,  in  denen  zur  Abkürzung 


dn 

dx 


an  Stelle  von 


+,  ^ + r *L> +siü + A*4i+B*n  + r*o 


und 


d( 


dz 

an  Stelle  von 


dp  d q 


d r 


d s 


d t 


d_n 

dp 


H) 

dq 


ttt  + 1 tt  + s ~äzt  + * 3~r  + B + r x:  + J 


dn 

d r 


H) 

d s 


du 

d t 


d y 

dn+qdu 

dy  ^ 1 de 
geschrieben  ist. 

Nun  sind  zwei  Fälle  denkbar: 

Der  erste  Fall  liegt  vor,  wenn  die  Relationen  (6)  blofse  Identitäten 
sind.  Dann  besitzen  die  vier  partiellen  Differentialgleichungen  (5)  oo6  gemein- 
schaftliche Lösungen,*)  deren  Ermittelung  übrigens  die  Integration  eines 
zweigliedrigen  Jacobischen  Systems  in  acht  Veränderlichen  erfordert.  Von 
den  gegebenen  Gleichungen  (5)  sagt  man  in  diesem  Falle,  sie  bilden  ein 
unbeschränkt  integrables  System  partieller  Differentialglei- 
chungen III.  Ordnung. 

Der  zweite  Fall  liegt  vor,  wenn  die  Gleichungen  (6)  keine  blofsen 
Identitäten  sind,  sondern  vielmehr  — da  sie  alsdann  xyzpqrst  ent- 
halten werden  — partielle  Differentialgleichungen  II.  Ordnung.  Dann  mufs 
jede  gemeinschaftliche  Lösung  der  Gleichungen  (5)  auch  diesen  Differential- 
gleichungen II.  Ordnung  Genüge  leisten.  Wenn  es  in  diesem  Fall  über- 
haupt eine  gemeinschaftliche  Lösung  gibt,  so  ist  die  Anzahl  der  etwa  in 
ihr  enthaltenen  willkürlichen  Konstanten  geringer  als  im  ersten  Fall.  Man 
wird  alsdann  das  System  (5)  passend  als  beschränkt  integrabel  be- 
zeichnen. 

3. 


Um  nun  die  vier  partiellen  Differentialgleichungen  III.  Ordnung  (4), 
auf  welche  unser  geometrisches  Problem  geführt  hat,  nach  den  soeben 
entwickelten  Gesichtspunkten  zu  untersuchen,  bezeichnen  wir  die  rechten 
Seiten  dieser  Gleichungen  der  Reihe  nach  mit  A,  B , F,  J und  finden  dann 
nach  einigen  Rechnungen 


dB  d A _ 2 (rt  — s2) 
d x d y ~ (l  p2  g2)2 


dr  dB 


rt  — s2 


d x 
dJ 
d x 


d y 

dT 

dy 


(1 +**  + «? 

2 (rt  — s2) 


r.(l+2a)~Ml+y) 


»•(1+ä2)—  t-PQ. 


(1  +P*  + 

das  System  (4)  ist  also  jedenfalls  nicht  unbeschränkt  integrabel.  Vielmehr 
mufs  jede  etwa  vorhandene  gemeinschaftliche  Lösung  der  obigen  Differential- 
gleichungen auch  noch  denjenigen  Relationen  Genüge  leisten,  welche  sich 
durch  Nullsetzen  der  soeben  gefundenen  drei  Ausdrücke  ergeben;  und 
diese  drei  Relationen  reduzieren  sich,  da  durch  den  Faktor  rt  — s 2 divi- 
diert werden  darf,  schliefslich  auf  die  beiden  von  einander  unabhängigen 
Gleichungen 


*)  D.  h.  natürlich  eine  gemeinschaftliche  Lösung  f(x,  y:  ct]  c2,  c3,  c4,  c5,  c6),  welche 
aufeer  x und  y noch  sechs  wesentliche  Konstanten  enthält,  die  in  den  Differentialglei- 
chungen (5)  nicht  Vorkommen  dürfen. 


63 


(7) 


1+f 


s,  t 


1 + Q' 


s, 


pq  pq 

also  auf  ein  System  von  zwei  partiellen  Differentialgleichungen  II.  Ord- 
nung. Umgekehrt  leistet  jede  gemeinschaftliche  Lösung  der  beiden  Diffe- 
rentialgleichungen (7)  auch  den  ursprünglichen  vier  Differentialgleichungen 
(4)  Genüge;  denn  aus  den  Gleichungen  (7)  ergeben  sich  durch  Differen- 
tiation nach  x und  y die  Formeln 

/Q\  o 1 + r 2 o 1 “f“  3j92  2 l-j-Bg'2  9 r,  Ql  + g2 

(8)  « ==  3 — ' ^ . s2,  ß=  - :‘2  M • s2,  Y=  — • s * d = 3 1 * 


p2q 


pq°  pa  q pp 

und  wenn  man  r,  £,  «,  /?,  y,  d aus  den  Formeln  (7)  und  (8)  in  die  Glei- 
chungen (4)  substituiert,  so  verwandeln  sich  die  letzteren  in  Identitäten. 

Hiernach  ist  die  Aufgabe,  alle  gemeinschaftlichen  Lösungen 
der  vier  partiellen  Differentialgleichungen  III.  Ordnung  (4)  zu  er- 
mitteln, zurückgeführt  auf  das  einfachere  Problem,  alle  ge- 
meinschaftlichen Lösungen  der  zwei  partiellen  Differential- 
gleichungen II.  Ordnung  (7)  zu  finden. 

Die  Differentialgleichungen  (7)  ihrerseits,  die  sich  übrigens  auch 

r s t 

T+F 

oder 


>2  1 + 2' 


r:s:t  = ( 1 + p*) : pq:(l  + g2) 

schreiben  lassen,  können  geometrisch  gedeutet  werden;  sie  sagen  aus,  dafs 
auf  der  Fläche  (1)  in  jedem  Punkte  die  beiden  Hauptkrümmungsrichtungen 
unbestimmt  sind,  dafs  also  die  Fläche  aus  lauter  Punkten  sphärischer 
Krümmung  (Nabelpunkten)  besteht.  Diese  Eigenschaft  aber  kommt  be- 
kanntlich nur  den  Kugeloberflächen  zu*),  welche  hiernach  als  die  einzigen 
(nicht  abwickelbaren)  Integralflächen  der  Differentialgleichungen  (7)  ■ — und 
also  auch  der  Differentialgleichungen  (4)  — zu  gelten  haben. 

Somit  gelangen  wir  zu  dem  Schlufsergebnis: 


Die  einzigen  Flächen,  auf  denen  die  Lichtgrenzkurven 
identisch  sind  mit  den  geodätischen  Linien,  sind  die  oo4  Kugel- 
oberflächen des  Raumes. 


Anmerkung.  Das  System  der  beiden  partiellen  Differentialgleichungen 


(7) 


1+  + 

pq 


s,  t = 


1 + 1 
pq 


kann  natürlich,  auch  ohne  dafs  der  in  der  vorigen  Eufsnote  erwähnte  Kunstgriff 
benutzt  wird,  lediglich  auf  Grund  der  allgemeinen  Theorie  der  Systeme  von 
partiellen  Differentialgleichungen  II.  Ordnung  behandelt  werden.**)  Man  mufs 
in  diesem  Falle  zunächst  die  erste  Gleichung  des  Systems  (7)  nach  z/,  die  zweite 
nach  x differenzieren  und  die  beiden  entstehenden  Relationen  nach  ß und  y auf- 
lösen ; dann  ergeben  sich  die  zwei  Gleichungen 


*)  Ein  einfacher  Beweis  hierfür,  bei  welchem  direkt  von  den  Differentialgleichungen 
(7)  ausgegangen  und  die  Integration  derselben  mit  Hilfe  eines  eleganten  Kunstgriffs 
vollzogen  wird,  findet  sich  bei  J.  Knoblauch:  Einleitung  in  die  Theorie  der  krummen 
Flächen,  § 17. 

**)  Betreffs  der  hier  in  Frage  kommenden  Sätze  vergleiche  die  Abhandlung  von 
L.  Bianchi:  Sülle  soluzioni  comuni  a due  equazioni  a derivate  parziali  del  2°  ordine 
con  due  variabili  (Atti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei,  Seria  IVa,  Vol.  II),  insbesondere 
S.  221—222  des  angeführten  Bandes. 


64 


(9)  ß = — • s2,  y = — —2  — • s' 

w p2q  pq2 

also  zwei  partielle  Differentialgleichungen  III.  Ordnung.  Nun  hat  jede  Lösung 
des  Systems  (7)  offenbar  auch  den  beiden  Gleichungen  (9)  Genüge  zu  leisten;  mithin 
d y d ß 

auch  noch  der  wegen  — = — aus  diesen  beiden  Gleichungen  folgenden  Relation 


1 +3g2 


TJ/l+^q_  s,\  7/M_3^_52\ 

V pq  ) \ p q ) 


pq  / \ p q 

in  welcher  U und  V zwei  durch  die  Formeln 


U((P)-: 

V(0>) 


d Q) 


d x 

da* 


+ p 


d 0 

d z 


P 


pq 

. d 0 . d 0 
d~y  +q-~d~z+S'J^ 


d<D  , d<t>  , 14-3»2 

\~  S • A 2 S 

dp  dq  p2  q 


1 + q2  d (& 


1 + 3 i 


Ö 0 
~57 
Ö 0 
d s 

eine  blofse 


pq  d q p q2 

definierte  Operationssymbole  sind.  Diese  Relation  aber  ist 
Identität,  wie  sich  beim  Ausrechnen  zeigt.  Hieraus  folgt  bereits,  dafs  unser 
System  (7)  unbeschränkt  integrabel  ist,  dafs  also  die  beiden  Gleichungen,  aus 
denen  es  besteht,  eine  gemeinschaftliche  Lösung  mit  vier  willkürlichen  Kon- 
stanten besitzen  müssen.  Um  diese  Lösung  zu  finden,  hat  man  die  beiden  linearen 
partiellen  Differentialgleichungen 
(10)  ü(0)  = O,  V(0)  = O 

aufzustellen,  in  denen  0 eine  unbekannte  Funktion  der  sechs  Variabein  x,  y,  z , 
p , q,  s bedeutet;  diese  beiden  Gleichungen  bilden,  wie  sich  leicht  nachweisen  läfst, 
ein  zweigliedriges  Jacobisches  System*)  und  haben  infolgedessen  vier  von  einander 
unabhängige  gemeinschaftliche  Lösungen ; solche  Lösungen  sind,  wie  man  sofort 
verifizieren  kann,  die  vier  Funktionen 

„ P22  „ Ptf  , i Pi  JPsVl  +p*-\-<F 

s ’ V s ’ + s ’ s 

Nun  hat  man  diese  vier  Lösungen  des  Jacobischen  Systems  (10)  ebensovielen  will- 
kürlichen Konstanten  ct,  c2,  c3,  c4,  gleichzusetzen,  also  die  vier  Relationen 
p2  q pq2 , p q ^ p q\  1 p2 

——  — ci?  y 

o 


(11) 


X 


z + v* 

s 


+ q 2 


' 3 1 


zu  bilden,  und  die  letzteren  nach  z,  p,  q , s aufzulösen;  dabei  ergeben  sich  die 
Gleichungen 

z = CS  + VV— Cc—Ci )2  - ( y—c2y , p = ~ ^ 


(12) 


— (y  — e2) 


v< 


-{x-CiY  — {y 

--(*  — ci)(y— ca) 


q Vc42  — (»  — cif  — (y  — «2)2  s [Vc42  — (*  — hf  — (v  — «s)2]3 

Die  erste  dieser  Gleichungen  ist  alsdann  die  verlangte  allgemeinste  Integral- 
gleichung des  Systems  (7),  und  diese  Gleichung  enthält  in  der  Tat  vier  willkür- 
liche Konstanten.  Geometrisch  gedeutet  aber  stellt  sie  offenbar  genau  die  oo4 
Kugeloberflächen  des  Raumes  dar. 


*)  Vergl.  etwa  Goursat-Bourlet:  Legons  sur  lintegration  des  equations  aux 
derivees  partielles  du  premier  ordre,  § 26. 


TU.  Mitteilungen  über  im  Physikalischen  Institut 
der  Technischen  Hochschule  Dresden  ausgeführte 

Arbeiten.  *) 

Mit  2 Tafeln. 


A.  Bericht  von  W.  Hallwachs. 

§ 1.  Über  eine  die  Variationen  des  Kontaktpotentials  betreffende 

Arbeit  von  H.  Beil. 

Bei  seinen  Arbeiten  über  Kontaktpotential -Differenzen  stiefs  Herr 
Pellat  auf  einen  „Einflufs  eines  Metalls  auf  die  Oberfläche  eines  andern, 
welches  in  geringem  Abstand  ihm  gegenübersteht“.**)  Er  fand,  dafs  das 
Kontaktpotential  einer  Platte  durch  Gegenüberstellung  einer  anderen  vom 
selben  oder  anderen  Metall  verändert  wurde  und  stellte  quantitative  Ver- 
schiedenheit des  Einflusses  fest  je  nach  der  Art  des  gegenüberstehenden 
Metalles. 

Eine  Reihe  von  Beobachtungen  über  Veränderungen  des  Kontakt- 
potentials sind  ferner  von  einer  grofsen  Anzahl  von  Beobachtern  gelegent- 
lich festgestellt  worden,  ohne  dafs  eine  Erklärung  dafür  gegeben  worden 
wäre.  Dahin  gehören  aufser  älteren  Beobachtungen  (Hankel,  Gerl  and, 
R.  Kohlrausch)  einige  Bestimmungen,  welche  ich  gelegentlich  einer  früheren 
Arbeit  über  die  Bestimmung  der  Kontaktpotential -Differenzen  mit  dem 
Quadrantelektrometer***)  ausführte.  Ferner  fand  ich  gelegentlich  licht- 
elektrischer Arbeiten  eine  Art  von  Gefäfseinflufs  auf  das  Kontaktpotential  f ), 
der  sich  aber  von  dem  lichtelektrischen  unterschied  und  beim  Aufenthalt 
in  einem  Gefäfs  stets  positiver  Werden,  beim  Aufenthalt  in  freier  Luft  im 
allgemeinen  negativer,  zuweilen  auch  positiver  Werden  lieferte.  Es  war 
die  Frage,  ob  für  die  erwähnten  Änderungen  eine  Erklärung  aufzufinden 
und  eventuell  die  Beobachtungen  von  Pellat,  die  ja  auch  eine  Art  von 
Gefäfseinflufs  darstellen,  auf  eine  gemeinsame  Ursache  mit  denselben 
zurückzuführen  wären. 

Mit  der  Untersuchung  dieser  Verhältnisse  liefs  sich  leicht  die  Bear- 
beitung der  Frage,  ob  Jonenadsorption  bei  der  Variation  der  Kontakt- 

*)  Vorgetragen  in  der  physikalisch -chemischen  Sektion  der  naturwissenschaftlichen 
Gesellschaft  Isis  in  Dresden  am  8.  Juli  1909. 

**)  H.  Pellat,  C.  R.  94,  1882,  p.  1247 ff. 

***)  W.  Hallwachs,  Ann.  der  Physik  29,  1886,  S.  10. 

f)  W.  Hallwachs,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  der  W.,  Band  58,  1906,  S.  356;  auch  Ann. 
d.  Physik  23,  1907,  S.  477. 


66 


potentiale  Einflufs  hat,  sowie  die  Überprüfung  der  Versuche  des  Herrn 
Aigner*)  verbinden,  welcher  einen  Einflufs  des  Lichtes  auf  die  Kontakt- 
potentiale gefunden  haben  wollte,  was  für  die  Erklärung  der  lichtelek- 
trischen Ermüdung  von  Wichtigkeit  hätte  sein  können. 

Die  erwähnten  Variationen  treten  besonders  stark  am  Zink  hervor, 
so  dafs  dieser  Körper  das  geeignetste  Material  zur  Feststellung  ihrer  Ur- 
sachen bildet.  Zugleich  verspricht  die  Beherrschung  dieser  verhältnis- 
mäfsig  grofsen  Variationen  die  Möglichkeit  einer  schärferen  quantitativen 
Abschätzung  der  Wirkung  von  elektrischen  Doppelschichten  als  Neben- 
ursache der  lichtelektrischen  Ermüdung. 

Über  die  vorerwähnten  Fragen  hat  Herr  H.  Beil  unter  meiner  Leitung 
eine  Untersuchung  angestellt.  Dieselbe  führte  zu  folgenden  Resultaten: 

1.  Das  Kontaktpotential  frisch  geputzter  Zinkplatten  nimmt  im  all- 
gemeinen mit  der  Zeit  ab.  Diese  Abnahme  ist  für  eine  im  Zimmer  liegende 
Platte  von  der  Gröfsenordnung  von  etwa  0,2  Volt  in  der  ersten  halben 
Stunde  und  erreicht  nach  etwa  drei  Stunden  einen  Wert  bis  zu  0,45  Volt. 

2.  Gefäfseinflufs:  Im  Innern  eines  Gefäfses  ist  die  Abnahme  ver- 
mindert und  zwar  umsomehr,  je  kleiner  das  Gefäfs  ist.  ln  sehr  kleinen 
Gefäfsen  wird  eine  früher  aufserhalb  derselben  eingetretene  derartige  Ab- 
nahme wieder  rückgängig  und  zwar  unter  geeigneten  Bedingungen  bis  zum 
Anfangswert. 

3.  Die  unter  1.  angeführte  Abnahme  wird  einer  Wirkung  des  Wasser- 
dampfes, der  Gefäfseinflufs  der  Verminderung  dieser  Wirkung  infolge  der 
geringeren  Luftbewegung  in  Gefäfsen  verdankt.  Diese  Erklärung  liefs  sich 
durch  Versuche  über  die  Wirkung  von  Wasserdampf  unter  Vergleich  ver- 
schiedener Konzentrationen,  durch  vergleichende  Beobachtungen  in  gerührter 
und  ruhiger  Luft,  sowie  durch  solche  mit  einem  kleinen  Gefäfs  im  Innern 
eines  gröfseren  bei  verschiedener  Konzentration  des  Wasserdampfes  als 
richtig  beweisen. 

4.  Die  schon  vor  langer  Zeit  von  Pellat  beobachtete  und  auf  eine 
Ausstrahlung  der  Metalle  zurückgeführte  Beeinflussung  des  Kontaktpoten- 
tials durch  nahe  gegenübergestellte  Platten  liefs  sich  als  ein  spezieller  Fall 
des  unter  2.  und  3.  aufgeführten  Gefälseinflusses  erweisen.  Nach  Bekannt- 
sein der  Wirkung  des  Wasserdampfes  liefsen  sich  die  Versuche  über  die 
Pellatsche  Erscheinung  einwandfreier  einrichten  und  so  die  Unabhängig- 
keit von  der  Substanz  der  gegenüberstehenden  Platten  feststellen. 

5.  Da  aus  den  geschilderten  Versuchen  folgt,  dafs  Vermehrung  des 
Wasserdampfes  ein  Hindernis  für  die  Ausbildung  hoher  Kontaktpotential- 
Differenzen  ist,  läfst  sich  die  vielfach  vorgetragene  Ansicht,  dafs  jene  auf 
der  Wirkung  einer  Wasserhaut  beruhten,  nicht  länger  halten. 

6.  Für  weitere  Arbeiten  über  die  Art  der  Wirkung  des  Wasserdampfes 
ist  zu  berücksichtigen,  dafs  die  Wirkung  desselben  bei  Einbringen  in  einen 
trockenen  Raum  wieder  rückgängig  wird,  was  ausschliefst,  dafs  eine 
chemische  Veränderung  des  Metalls  die  Ursache  bildet.  Da  auch  das 
Einbringen  der  Platte  in  ein  Gefäfs,  welches  Luft  von  gleichem  Feuchtig- 
keitsgehalt enthält  wie  diejenige  aufserhalb  des  Gefäfses,  in  welchem  die 
vorherige  Abnahme  des  Kontaktpotentials  stattfand,  letzteres  wieder  an- 
steigen  läfst,  so  kann  der  Wiederanstieg  auch  nicht  auf  die  Verdampfung 


*)  Fr.  Aigner,  Ber.  der  Wiener  Akad.,  Band  115,  Nov.  1906,  besonders  S.  1492 fl. 
(S.  8 des  Separatabzuges). 


67 


von  H20  von  der  Platte  geschoben  werden.  Es  müssen  vielmehr  noch 
andere  Vorgänge  im  Spiele  sein.  Da  festgestellt  ist  (Rüssel),  dafs  sich  an 
der  Oberfläche  von  Metallen  in  feuchter  Luft  H202  bildet,  dieses  im  Innern 
der  Gefäfse  aber  weggeht,  wie  dies  die  photographischen  Wirkungen  der 
Metallplatten  beweisen,  die  mit  Erfolg  auf  H2  02  zurückgeführt  sind,  so  ist  ins 
Auge  zu  fassen,  dafs  dieser  Körper  im  Spiele  ist.  Besondere  Versuche 
zeigten,  dafs  H202  das  Kontaktpotential  der  Platten  erniedrigt  und  zwar 
um  einen  Betrag  (0,4  Volt),  welcher  mit  den  beim  Lagern  der  Platten  nach 
langer  Zeit  beobachteten  Potentialerniedrigungen  von  gleicher  Gröfsen- 
ordnung  ist. 

7.  Bei  chemisch  reinem  Zink  ist  der  Einflufs  des  Wassers  erheblich 
geringer  wie  bei  gewöhnlichem. 

8.  Kohlensäure  verhält  sich  ähnlich  wie  trockene  Luft.  Im  Zusammen- 
wirken mit  Wasserdampf  erhält  man  kräftige  Potentialerniedrigungen  bei 
gewöhnlichem,  nicht  so  bei  chemisch  reinem  Zink.  Im  letzteren  Falle  sind 
die  Wirkungen  ganz,  im  ersteren  gröfstenteils  rückgängig  zu  machen.  Diese 
Feststellung  fand  bei  gröfseren  C02- Konzentrationen  statt.  Bei  den  ge- 
wöhnlichen Kohlensäuregehalten  der  Luft  möchte  deren  Einflufs  keine  be- 
trächtliche Rolle  gegenüber  dem  des  Wasserdampfes  spielen. 

9.  Kupfer  zeigt  zwar  qualitativ  dieselben  Erscheinungen  wie  Zink,  aber 
nur  mit  dem  zehnten  Teile  der  Stärke. 

10.  Ein  elektrostatisches  Feld  wirkt  weder  in  trockener,  noch  in  feuchter 
Luft  auf  das  Kontaktpotential : Jonenadsorption  spielt  also  beim  Gefäfs- 
einflufs  keine  Rolle. 

11.  Ein  Lichteinflufs  auf  das  Kontaktpotential,  wie  ihn  Herr  Aigner 
gefunden  zu  haben  glaubte,  existiert  innerhalb  der  bei  den  Versuchen  in 
diesem  Gebiet  gütigen  Fehlergrenzen  nicht. 

12.  Verschiedene  Reinigungsverfahren  der  Platten  liefern  sehr  ver- 
schiedene Werte  für  das  Kontaktpotential  des  Zinks,  den  höchsten  Wert 
ergab  das  Abreiben  mit  gereinigtem  Glasmehl,  den  tiefsten,  und  zwar 
Y2  Volt  weniger  wie  bei  Glasmehl,  das  Abdrehen  oder  Behandeln  mit  dem 
Schaber. 

§ 2.  Über  eine  die  lichtelektrische  Ermüdung  des  Zinks  betref- 
fende Arbeit  von  E.  Ullmann. 

In  einer  nach  meinen  letzten  Veröffentlichungen*)  über  die  lichtelek- 
trische Ermüdung  erschienenen  Arbeit  hat  Herr  Aigner**)  Versuche  be- 
schrieben, aus  denen  er  den  Schlufs  zog,  dafs  der  von  mir  früher  gefundene 
Gefäfseinflufs  nicht  existiere  und  dafs  die  früher  durch  Versuche  wider- 
legte Anschauung,  dafs  eine  Ermüdung  hervorrufende  Lichtwirkung  auf 
die  Platten  vorhanden  sei,  doch  zu  Recht  bestehe.  Herr  Aigner  hatte  mit 
Zink  gearbeitet,  ein  Körper,  der  zwar  seiner  leichteren  chemischen  An- 
greifbarkeit durch  Atmosphärilien  wegen  von  vornherein  weniger  geeignet 
erscheint,  die  tieferen  Ursachen  der  lichtelektrischen  Ermüdung  aufzudecken, 
wie  das  bei  meinen  früheren  Versuchen  verwendete  Cu  und  Pt,  dessen 
diesbezügliche  Untersuchung  aber  gerade  wegen  seiner  grofsen  Verschieden- 
heit von  Cu  und  Pt  die  beste  Gesamtorientierung  gestatten  möchte.  Ich 


*)  W.  Hallwachs,  Phys.  Ztschr.  5,  1904,  S.  489;  7,  1906,  S.  766;  Ber.  d.  K.  Sachs. 
Gr.  d.W.  58,  1906,  S.  841;  Ann.  d.  Phys.  23,  1907,  S.  459. 

**)  Wiener  Ber.  II  a,  115,  1906,  S.  1485, 


68 


regte  deshalb  Herrn  E.  Ullmann  zu  einer  Arbeit  über  die  lichtelektriscbe 
Ermüdung  des  Zinks  an.  Dieselbe  sollte  auch  unter  Bezugnahme  auf  die 
vorher  erwähnte  Arbeit  des  Herrn  Beil  die  Frage  nach  dem  etwaigen  Ein- 
flufs  von  elektrischen  Doppelschichten  an  der  Oberfläche  auf  die  licht- 
elektrische Ermüdung  quantitativ  weiter  klären.  Diese  können  nach  meinen 
früheren  Untersuchungen  nur  als  Nebenursache  in  Frage  kommen.  Beim 
Kupfer  war  die  Abschätzung  der  Gröfsenordnung  dieser  Nebenwirkung 
wegen  der  Geringfügigkeit  der  erzielbaren  Kontaktpotential -Variationen 
unvollkommen,  bei  den  grofsen  derartigen  Variationen,  die  bei  Zink  auf- 
treten,  standen  schärfere  Schlüsse  in  Aussicht.  Herr  Ullmann  verknüpfte 
mit  diesen  Untersuchungen  solche  über  die  lichtelektrische  Empfindlichkeit 
des  Zinks  in  verschiedenen  Gasen  und  fand  viel  erheblichere  Unterschiede, 
als  man  sie  früher  angenommen  hatte. 

Die  Ergebnisse  der  Arbeit  waren  kurz  zusammen gefafst  die  folgenden: 

1.  Das  Resultat  neuerer  Versuche  des  Herrn  Aigner,  bei  Zn- Platten 
bilde  Belichtung  eine  Ursache  der  lichtelektrischen  Ermüdung,  trifft  nicht 
zu,  beruht  vielmehr  auf  unvollständiger  Versuchsanordnung.  Nach  deren 
Verbesserung  findet  sich,  dafs  Zn  keine  Ausnahme  für  die  von  Herrn 
Hall  wachs  festgestellte  Unabhängigkeit  jener  Ermüdung  von  der  Belichtung 
liefert.  Lichtwirkung  kommt  nur  sekundär  in  Betracht,  insofern  bei  grofser 
ultravioletter  Lichtstärke  in  der  umgebenden  Luft  Ozon  gebildet  wird, 
welches  dann  seinerseits  Ermüdungswirkungen  ausüben  kann. 

2.  Das  Resultat  des  Herrn  Aigner,  die  lichtelektrische  Ermüdung  weise 
bei  Zn  keinen  Gefäfseinflufs  auf,  trifft  nicht  zu,  beruht  vielmehr  auf  der 
Wahl  von  Formen  der  zu  vergleichenden  Gefäfse,  welche  keinen  merk- 
lichen Unterschied  im  Gefäfseinflufs  veranlassen  können.  Stärkere  Varia- 
tion der  Gefäfsgröfsen  stellte  den  Gefäfseinflufs  auch  bei  Zn  einwand- 
frei fest. 

3.  In  Luft  befindliches  Zn  erleidet  im  Gegensatz  zu  Cu  durch  die 
Einwirkung  der  Luftfeuchtigkeit  stärkere  lichtelektrische  Ermüdung,  bei 
welcher  indes  der  Luftsauerstoff  nicht  mitwirkt,  da  sowohl  in  feuchtem 
Wasserstoff  die  gleiche  Ermüdung  auftritt,  als  auch  feuchter  Sauerstoff 
keine  Vermehrung  derselben  liefert.  Die  durch  Wasserdampf  bewirkte 
Ermüdung  wird  in  trockener  Luft  oder  Wasserstoff  wieder  gröfstenteils 
rückgängig,  welcher  Umstand  einige  Eventualitäten  für  die  ermüdende 
Wirkung  des  Wasserdampfes  ausschliefst,  insbesondere  die,  dafs  die  letz- 
tere auf  einer  chemischen  Veränderung  des  Metalls  beruht.  Es  liegt  die 
begründete  Vermutung  vor,  dafs  Wasserstoffsuperoxydbildung  mit  im 
Spiele  ist*). 

4.  Die  im  Cu  gefundene  bedeutende  Ermüdungswirkung  des  Ozons 
tritt  auch  bei  Zn  auf.  Pumpt  man  darauf  das  Ozon  weg,  so  steigt  die 
Empfindlichkeit  wieder  an,  z.  B.  von  den  im  Ozon  eintretenden  18%  der 
Anfangsempfindlichkeit  in  Luft  auf  75 % der  Empfindlichkeit  in  letzterer 
unter  Berücksichtigung  der  auch  in  Luft  inzwischen  eintretenden  Ermüdung. 
Analoges  tritt  bei  ozonisiertem  Sauerstoff  ein.  Dafs  die  Ermüdung  im 
Ozon  nicht  diesem,  sondern  gleichzeitig  etwa  gebildeten  Stickstoffoxyden 
verdankt  wird,  wurde  durch  diesbezügliche  Versuche  ausgeschlossen. 


*)  S.  § 1 unter  6.  Dafs  Cu  durch  Wasserdampf  keine  dem  Zn  vergleichbare  Ermü- 
dung erleidet,  stimmt  damit,  dafs  Cu  auch  photographisch  unwirksam  ist,  kein  H2  02  bildet 


69 


5.  Das  Resultat  des  Vergleichs  der  lichtelektrischen  Empfindlichkeit 
in  verschiedenen  Gasen  hängt  sehr  stark  von  der  Schnelligkeit  im  Um- 
füllen der  Gase  ab.  Obwohl  dabei  dreimal  ausgepumpt  wurde,  liefs  sich 
die  Umfüllzeit  unter  Anwendung  geeigneter  Reservoire  auf  drei  Minuten 
herabdrücken.  Die  Gröfse  der  Anfangswerte  der  lichtelektrischen  Empfind- 
lichkeit in  verschiedenen  Gasen  hatte  dann  eine  nach  den  bisherigen  Ver- 
suchen nicht  zu  erwartende  Verschiedenheit.  Den  kleinsten  Wert  erhält 
man  mit  trockenem  Wasserstoff,  den  gröfsten,  das  17fache  von  dem  in 
Wasserstoff,  bei  feuchter  Kohlensäure,  trockene  Luft  ergab  etwa  das  drei- 
fache, feuchte  Luft  das  achtfache  von  Wasserstoff.  Vorheriges  Verweilen 
in  den  feuchten  Gasen  drückt  die  nachher  zu  erhaltende  lichtelektrische 
Empfindlichkeit  in  den  trockenen  Gasen  nicht  herab,  erhöht  sie  eher  etwas, 
bei  C02  indes  schwächt  es  um  30 — 40  °/0. 

6.  Änderungen  des  Kontaktpotentials,  die  beim  Zink  bedeutende  Werte, 
bis  zu  0,5  Volt,  erreichen,  haben  keinen  oder  nur  sehr  geringen  Einflufs 
auf  die  lichtelektrische  Empfindlichkeit,  eine  Zurückführung  der  lichtelek- 
trischen Ermüdung  auf  dieselben  ist  nicht  möglich. 

7.  Die  Reinigung  der  Zn -Oberflächen  durch  Schaben  ist  derjenigen 
durch  Abschmirgeln  vorzuziehen,  da  sie  erstens  höhere  Konstanz  der 
lichtelektrischen  Anfangsempfindlichkeit  und  zweitens  geringere  Ermüdung 
liefert. 

Überblickt  man  die  Ergebnisse  der  vorstehenden  Arbeit,  so  zeigt  sich, 
dafs  sie  das  durch  meine  früheren  Versuche  am  Cu,  CuO  und  Pt  ge- 
wonnene Bild  der  lichtelektrischen  Ermüdung  bestätigen  und  ergänzen. 
Eine  Hauptursache  starker,  lichtelektrischer  Ermüdung  bildet  das  Ozon, 
heim  Zn  auch  der  auf  Cu  und  Pt  nur  sehr  wenig  wirksame  Wasserdampf. 
In  beiden  Fällen  besteht  die  nächste  Wirkung  der  Agentien  nicht  in  der 
Erzeugung  von  weniger  lichtelektrisch  empfindlichen,  chemischen  Metall- 
verbindungen, vielmehr  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  ihrer  Absorption 
durch  das  Metall*),  sei  es  direkt,  sei  es  nach  einer  vorausgegangenen  Zer- 
setzung. Wasserdampf  wird  eventuell  dabei  zunächst  in  H202  verwandelt. 
Die  eingedrungene  Substanz  wirkt  auf  die  Elektronen,  bremst  und  ab- 
sorbiert dieselben  oder  dämpft  vielleicht  auch  ihre  Schwingungen  im  Metall. 
Belichtung  veranlafst  keine,  oder  schärfer  gesprochen  primär  keine  Er- 
müdung, nur  kann  jene,  indem  sie  bei  grofser  Lichtstärke  gelegentlich  das 
Medium  verändert,  z.  B.  Ozon  bildet,  sekundär  wirksam  werden.  Auch  die 
Variationen  der  Kontaktpotentiale,  wie  sie  durch  manche  Agentien,  z.  B. 
Wasserdampf,  Ozon  oder  durch  Änderung  der  Reinigungsmethode  der 
Oberflächen  hervorgerufen  werden,  spielen  bei  der  Ermüdung  eine  sehr 
geringe  Rolle.  Da  einerseits  das  Licht  Ermüdung  gar  nicht  hervorruft 
und  deshalb  von  ihm  eventuell  hervorgerufene  elektrische  Doppelschichten 
diese  nicht  erklären  können,  andererseits  aber  auch  Änderungen  von 
Doppelschichten,  wie  sie  in  den  Variationen  der  Kontaktpotentiale  zu 
Tage  treten,  beinahe  gar  keinen  Einflufs  auf  die  lichtelektrische  Empfind- 
lichkeit haben,  kann  Ausbildung  elektrischer  Doppelschichten  für  die  Er- 


*)  Eine  Konsequenz  dieser  Auffassung  würde  sein,  dafs  im  Helium  wegen 
seiner  minimalen  Absorption  durch  Metalle  die  lichtelektrische  Empfindlichkeit  besonders 
grofs  sein  müfste.  Dies  bestätigen  Versuche  von  Herrn  Dember  (Änn.  d.  Phys.  20,  1906, 
S.  389),  welcher  in  Helium  etwa  die  25 fache  Empfindlichkeit  wie  in  Wasserstoff  findet. 


70 


klärung  der  lichtelektrischen  Ermüdung  nicht  bezw.  nur  ganz  nebensächlich 
herangezogen  werden.  In  einem  Gefäfs  ist  die  lichtelektrische  Ermüdung 
gegenüber  dem  freien  Raume  beträchtlich  vermindert  (Gefäfseinflufs),  unter 
geeigneten  Umständen  steigt  sogar  die  lichtelektrische  Empfindlichkeit 
zunächst  im  Gefäfs  an,  um  aber  nach  einiger  Zeit  nach  Passierung  eines 
Maximums  einer  sehr  langsamen,  weiteren  Ermüdung  Platz  zu  machen. 
Letztere  beruht  nach  meinen  früheren  Versuchen  auf  Gasabsorption  der 
Platten.  Die  anfängliche  Verminderung  der  Ermüdung  bez.  das  Ansteigen 
der  Empfindlichkeit  haben  ihre  Ursache  im  Mangel  an  Ermüdungs- Agens 
im  Gefäfs  unter  Mitwirkung  der  wegen  des  Fehlens  der  Gasbewegung 
verringerten  Zufuhr  desselben  zur  Platte,*)  sowie  im  Weggehen  eines  Teiles 
der  bereits  ad-  und  absorbierten  Substanzen.  Das  letztere  wirkt  auf  Ver- 
mehrung der  Empfindlichkeit  hin  und  kann  nur  dann  zustande  kommen, 
wenn  diese  Substanzen  im  Gasraume  genügend  fehlen,  wie  das  bei  Ver- 
suchen in  Gefäfsen  für  Ozon  und  das  eventuell  wirkende  H202  der  Fall 
ist.  Der  Sinn  der  Empfindlichkeitsänderung  im  Gefäfs  hängt  davon  ab, 
ob  die  gleichzeitig  stattfindenden  Ermüdungs-  oder  Erholungsprozesse 
kräftiger  wirken.  Herrn  Ullmanns  Versuche  bei  verschiedenen  Gasen 
deuten  darauf  hin,  dafs  das  Licht  aufser  auf  die  Platte  auch  auf  die  durch 
gegenseitige  Kräfte  zerfallbereite  Gas-Metallschicht  wirkt.  Nähere  Unter- 
suchung möchte  auch  die  Aufklärung  der  Kontaktpotentiale  fördern. 

§ 3.  Orientierung  im  Ultraviolett  mittelst  Photographie 
auf  Entwicklungspapier. 

Das  Auswählen  einer  bestimmten  Lichtsorte  des  Ultravioletts,  welches 
sich  für  viele  Zwecke,  bei  mir  für  lichtelektrische  Arbeiten,  erforderlich 
macht,  verlangt  im  allgemeinen  ein  ziemlich  zeitraubendes  Verfahren.  Man 
mufs  ein  Spektrometer  aufstellen,  den  Raum  verdunkeln  können  und 
scharfe  Winkelmessungen  ausführen,  eventuell  ein  Okularrohr  mit  Kamera 
anwenden  und  dergl.  mehr.  Hat  man  nun  vielleicht  diese  Mefsvorrichtungen 
noch  in  eine  bereits  früher  entstandene  Versuchsanordnung  einzubauen,  bei 
welcher  der  Verlauf  der  Strahlen  nicht  horizontal  gemacht  werden  kann, 
so  mufs  das  Spektrometer  noch  geneigt  aufgestellt  werden,  was  die  Auf- 
gabe noch  viel  zeitraubender  macht.  In  vielen  Fällen  kann  das  Entwerfen 
des  Spektrums  auf  einem  Uranglas  helfen,  auch  hier  mufs  der  Raum  ver- 
dunkelbar sein  und  überdies  ist  die  Identifizierung  der  Fluoreszenzlinien 
mit  denen  der  veröffentlichten  Photographien  meistens  recht  umständlich, 
indem  die  grofse  Empfindlichkeit  der  photographischen  Platten  Bilder 
liefern,  bei  denen  die  Stärke  der  Linien  in  anderem  Verhältnis  steht  wie 
auf  dem  Glas,  viele  Linien,  die  auf  letzterem  kaum  oder  gar  nicht  zu 
sehen  sind,  machen  in  der  Photographie  einen  ganz  kräftigen  Eindruck. 

Diese  Schwierigkeiten  lassen  sich  durch  Aufnahme  des  ultravioletten 
Spektrums  auf  Entwicklungspapier  beseitigen.  Letzteres  ist  für  sichtbares 
Licht  im  Verhältnis  zum  ultravioletten  ganz  unempfindlich.  Während  man 
bei  einer  Hg -Lampe  bei  meiner  Versuchsanordnung  die  Linien  365,  313, 


*)  Vergl.  Versuche  von  H.  Beil  über  die  durch  Rühren  des  Gases  bewirkte  Ver- 
minderung1 des  Gefäfseinflusses  beim  Kontaktpotential.  Vergl.  auch  W.  Friese:  Bei- 
träge zur  Kenntnis  des  Staubes  in  der  Stadtluft,  Diss.  Dresden  1909,  insbesondere  Ab- 
schnitt 6,  wo  gezeigt  wird,  dafs  die  Innenflächen  der  Scheiben  eines  Kastenfensters  nur 
2 — 3°/0  von  dem  Staub  anlagern,  den  die  Aufsenflächen  annehmen  u.  dergl. 


71 


254  bereits  nach  einer  Sekunde  Exposition  erhielt,  trat  406  erst  nach 
30  Sekunden,  436  erst  nach  240  Sekunden  hervor.  Dieser  Umstand  bringt 
es  mit  sich,  dafs  das  Photographieren  nicht  im  dunklen  ausgeführt  zu 
werden  braucht,  sondern  auch  in  einem  mäfsig  erhellten  Räume  vor  sich 
gehen  kann.  Die  Kamera  reduziert  sich  auf  ein  Brett  mit  einem  den  Ab- 
messungen des  Spektrums  entsprechenden  Spalt  und  einen  dahinter  an- 
gebrachten Schieber,  welcher  zur  Ausführung  mehrerer  Aufnahmen  nach- 
einander mit  einer  Streckenverschiebung  (einige  Nägel,  zwei  Ohrenschrauben 
und  ein  Stift)  versehen  ist.  Eine  Serie  von  solchen  Aufnahmen  des  Spektrums 
der  Quarz-Hg-Lampe  zeigt  Tafel  II.  Die  Expositionsdauern  betragen  1,  2,  4,  8, 
16,  32,  64,  128,  256  Sekunden.  Eine  solche  Serienaufnahme  vermittelt  auch 
einfach  den  Vergleich  des  auf  dem  Uranglas  sichtbaren  Spektrums  ent- 
sprechend etwa  der  Aufnahme  4 und  dem,  was  man  auf  der  photographischen 
Platte  sieht.  Letztere  läfst  sich  mit  der  Aufnahme  8 leicht  identifizieren. 
Ein  verschieblicher  Spalt,  an  die  Stelle  des  durch  die  Photographie  be- 
stimmten Ortes  der  betreffenden  Lichtsorte  gebracht,  gestattet  letztere 
auszublenden;  ob  dies  scharf  gelungen  ist,  läfst  sich  durch  eine  Aufnahme 
auf  einem  Streifchen  hinter  den  Spalt  gebrachten  Entwicklungspapieres 
kontrollieren.  Andere  Spektren,  welche  am  gleichen  Orte  aufgenommen 
werden,  können  mit  dem  Spektrum  der  Hg-Lampe  unter  Vermittlung  von 
quadriertem  Pauspapier  verglichen  und  so  bezüglich  ihrer  Wellenlängen 
ebenfalls  einfach  identifiziert  werden.*) 

§4.  Bogenspektren  für  den  Unterricht. 

Farbige  Spektraltafeln  existieren  nur  für  die  mittelst  des  Bunsen- 
brenners erzeugten  Spektren.  In  der  Vorlesung  entwirft  man  nun  z.  B. 
bei  dem  Versuch  mit  der  Umkehrung  der  Natriumlinien  Bogenspektren 
und  die  Zuhörer  wollen  dann  öfters  nicht  recht  glauben,  dafs  das  dann 
auftretende  Spektrum  mit  vielen  Linien  ein  Natriumspektrum  sei  und  dergl. 
mehr.  Ich  habe  deshalb  von  meinen  Mitarbeitern,  Herrn  Prof.  Dr.  Toepler 
und  Herrn  Dr.  Wigand,  bunte,  mit  einem  geradsichtigen  Prisma  entwor- 
fene Spektren  von  Na,  Li  und  Ba  im  Mafsstabe  von  100X25  cm2  nach- 
bilden lassen**).  Die  beigedruckte  Tafel  I gibt  eine  Dreifarbenphotographie 
dieser  Spektren.  Die  im  Bunsenbrenner  sichtbaren  Linien  sind  etwas  länger 
gezeichnet.  Die  Farben  wurden  durch  Vergleich  von  Spektralfarbenpapier 
mit  dem  direkt  projizierten  Bogenspektrum  ausgewählt  und  aufgeklebt,  wo- 
durch bei  den  Originalen  eine  sehr  frische  Farbenwirkung  erzielt  worden  ist. 

§ 5.  Abhängigkeit  der  spezifischen  lichtelektrischen  Empfind- 
lichkeit des  Kaliums  von  der  Wellenlänge. 

Im  Anschlufs  an  Versuche  von  Elster  und  Geitel***)  hat  man  vielfach 
angenommen,  dafs  die  spezifische  lichtelektrische  Empfindlichkeit  gewisser 


*)  Die  Tafel  ist  leider  weit  hinter  dem  Original  zurückgeblieben;  so  sieht  man  im 
letzten  Spektrum  statt  der  schönen  Aufeinanderfolge  der  Linien  des  Originals  ein  allge- 
meines Schwarz.  Indes  gelingt  es  noch,  die  angeschriebenen  Wellenlängen  auf  die  weiter 
oben  stehenden  Spektren  zu  beziehen.  Die  Zahlen  221  und  224  sind  etwa  1 mm  nach 
links  zu  rücken,  statt  280  mufs  es  281  heifsen. 

**)  Nachbildungen  des  Originals,  die  drei  Spektren  zusammen  auf  einem  120X150  cm2 
Bogen,  können  zum  Preise  von  6 M.  bezogen  werden.  Bestellungen  sind  zu  richten  an 
Herrn  Mechaniker  Berg,  Dresden -A. , Physikalisches  Institut  der  Technischen  Hoch- 
schule, Bismarckplatz. 

***)  J.  Elster  und  H.  Gr  eitel,  Wied.  Ann.  1894,  52,  S.  433. 


72 


Metalle  im  Gebiet  der  sichtbaren  Strahlen  ein  Maximum  besitzt.  Herr 
Braun*)  fand  dies  z.  B.  für  Ka  bei  440  Nun  zeigen  alle  Körper, 

welche  im  ultravioletten  Licht  untersucht  worden  sind,  dafs  in  diesem  die 
stärkste  lichtelektrische  Wirkung  stattfindet,  Wirkungen  im  sichtbaren 
Gebiet  entweder  überhaupt  nicht  Vorkommen  oder  doch  schwach  sind 
gegenüber  denjenigen  im  Ultravioletten.  Ka  ist  niemals  im  Ultraviolett 
untersucht  worden,  da  man  es  bisher  stets  in  Glasgefäfsen  eingeschlossen 
hatte.  Es  erschien  mir  wahrscheinlich,  dafs  auf  diese  Unvollständigkeit 
der  Untersuchung  das  Maximum  zurückzuführen  sei  und  dafs  die  Er- 
streckung der  Beobachtung  ins  Ultraviolett  das  Maximum  beseitigen  würde. 
Der  Besitz  einer  Ka-Zelle  mit  Quarzfenster,  welche  Herr  Dr.  Dember  die 
Freundlichkeit  hatte,  mir  für  einen  anderen  Zweck  herzustellen,  gab  mir 
daher  die  Anregung,  ihre  lichtelektrische  Empfindlichkeit  für  eine  Anzahl 
Linien  der  Hg -Lampe  zu  untersuchen  und  eine  thermoelektrische  Aus- 
messung der  Energie  der  betreffenden  Linien  zuzufügen,  so  dafs  man  die 
spezifische  lichtelektrische  Empfindlichkeit,  d.  h.  die  lichtelektrische  Em- 
pfindlichkeit bezogen  auf  gleiche  einstrahlende  Energiemengen,  ermitteln 
konnte. 

Das  Resultat  dieser  Untersuchung  gibt  die  folgende  Tabelle.  Die 
oberste  Reihe  enthält  die  benutzten  Wellenlängen,  die  zweite  die  licht- 
elektrische Empfindlichkeit  bezogen  auf  diejenige  für  die  Linie  436  als 
Einheit,  die  dritte  die  mit  der  Thermosäule  ermittelte  Energie  der  einzelnen 
Linien,  die  vierte  den  Quotient  der  beiden  vorigen,  d.  h.  die  spezifische 
lichtelektrische  Empfindlichkeit. 


Wellenlängen 

578 

546 

436 

406 

365 

313 

254 

217 

Lichtelektrische  Empfind- 
lichkeit   

0,032 

0,083 

1,00 

0,79 

2,18 

3,01 

1,98 

3,90 

Energie 

0,99 

1,42 

0,84 

0,56 

1,00 

0,76 

0,33 

0,46 

spez.  lichtelektrische  Em- 
pfindlichkeit .... 

0,032 

0,058 

1,18 

1,42 

2,18 

3,98 

6,0 

8,5 

Hierbei  sind  die  Energiemessungen  und  die  lichtelektrischen  Messungen 
mit  wesentlich  derselben  Versuchsanordnung  bestimmt  worden. 

Es  zeigt  sich,  dafs  bei  der  Ausdehnung  der  Untersuchung  ins  Ultra- 
violett hinein  von  einem  im  Sichtbaren  liegenden  Maximum  nichts  mehr 
zu  sehen  ist,  dafs  vielmehr  auch  für  Ka  die  spezifische  lichtelektrische 
Empfindlichkeit  im  Ultraviolett  durchaus  am  gröfsten  ist.  Mit  dem  Weg- 
falle der  Ausnahmestellung  des  Ka  fallen  auch  die  Konsequenzen  weg, 
welche  inan  an  das  vermeintliche  Maximum  im  sichtbaren  Teil  des  Spektrums 
geknüpft  hat. 


*)  J.  Braun,  Diss.  Bonn,  1906. 


73 


B.  Bericht  von  H.  Dember. 

Über  die  Erzeugung  positiver  Strahlen  durch  ultraviolettes  Licht. 

Die  von  Herrn  Goldstein*)  entdeckten  Kanalstrahlen  der  Glimment- 
ladung sind  nach  den  Ablenkungsmessungen  von  Herrn  Wien**)  positiv  ge- 
ladene Teilchen,  über  deren  Ürsprungswert  verschiedene  Annahmen  be- 
stehen***). Da  diese  Kanalstrahlen  sich  nicht  im  äufsersten  heute  erreich- 
baren Vakuum  erzeugen  lassen,  so  ist  wegen  der  Anwesenheit  der  Gas- 
reste eine  Entscheidung  darüber  schwer,  ob  sie  durch  Stossionisation  ent- 
standen sind  oder  auch  zum  Teil  dem  Metall  der  Kathode  entstammen. 

Die  folgenden  Versuche  sind  zum  Zwecke  angestellt,  den  Ursprungs- 
ort der  lichtelektrischen  Kanalstrahlen  f)  zu  bestimmen.  Die  lichtelek- 
trische Wirkung  findet  auch  im  äufsersten  Vakuum  statt,  daher  war  zu 
erwarten,  dafs  bei  abnehmendem  Gasdruck  die  durch  Stossionisation  ent- 
standenen, positiven,  lichtelektrischen  Strahlen  sich  von  denen  trennen 
liefsen,  die  etwa  aus  dem  Metall  der  Kathode  ausgelöst  worden  waren  und 
daher  vom  Gasinhalt  des  Rohres  sich  unabhängig  zeigen  mufsten.  Aufser- 
dem  mufste  sich  ein  Einflufs  der  Stossionisation  auch  zeigen,  wenn  die 
lichtelektrischen  Elektronen  über  ihre  Grenzgeschwindigkeit  (lonisierungs- 
spannung)  beschleunigt  wurden.  Als  lichtelektrisch  empfindliche  Kathoden 
wurden  geschabte  Gold-,  Kupfer-,  Zink-  und  Magnesiumplatten  im  Luft- 
und  im  Wasserstoffvakuum  benutzt,  die  mit  wenigen  0,75 — 1mm  weiten 
Bohrungen  versehen  waren.  Sie  standen  unter  Einschaltung  eines  empfind- 
lichen Galvanometers  mit  der  Erde  in  Verbindung,  das  gegenüberstehende 
Platinnetz  konnte  auf  ein  Potential  von  0—440  Volt  geladen  werden. 
Hinter  der  durchlöcherten  Kathode  wurden  die  positiven  Strahlen  mit 
einer  Metallplatte  in  einem  Faradayschen  Zylinder  aufgefangen  und  durch 
die  Aufladung  eines  sehr  empfindlichen  Quadrantelektrometers  gemessen 
oder  mit  Hilfe  der  an  einem  Bronson -Widerstand  hervorgerufenen  Potential- 
differenz berechnet. 

Messungen  bei  höheren  Drucken  (0,0022  und  0,0008  mm)  ergaben  bei 
einer  Potentialdifferenz  von  0 bis  5 Volt  zwischen  Platte  und  Netz  ein 
starkes  Ansteigen  des  positiven  Stromes.  Zwischen  6 und  8 Volt  ist  der 
Verlauf  der  diese  Messungen  darstellenden  Kurven  nur  wenig  gegen  die 
Abszissenaxe  (Potentialdifferenz  auf  der  Abszisse,  positive  Strömung  auf 
der  Ordinate)  geneigt,  um  dann  bei  höheren  Potentialen  schnell  anzusteigen. 
Der  Wendepunkt  dieser  Kurven  liegt  bei  7 Volt  und  seine  Lage  ist  unab- 
hängig vom  Gasdruck. 

Weiter  zeigt  der  Verlauf  dieser  Kurven,  dafs  zwei  Arten  von  positiven 
lichtelektrischen  Strahlen  vorhanden  sind,  wovon  die  zwischen  0 und  5 Volt 
entstandenen  vom  Gasinhalt  unabhängig  sind,  d.  h.  nicht  durch  Stossioni- 
sation entstanden  sein  können.  Aus  der  Furikenspannung  (32700 

läfst  sich  eine  untere  Grenze  für  die  Grenzgeschwindigkeit  zu  1,9  Volt  be- 
rechnen, wenn  man  für  die  Elektronen  einen  4 V 2 so  grofsen  Wert  für 


*)  E.  Goldstein,  Berl.  Ber.  39,  1886,  S.  691. 

**)  W.  Wien,  Wied.  Ann.  65,  1898,  S.  440. 

***)  Ausführliche  Literaturangab en  siehe  bei  P.  Ewers,  Jahrbuch  der  Radioaktivität 
und  Elektronik  ITT,  1906,  S.  291. 

f)  H.  Dember,  Ann,  d.  Phys.  26,  1908,  S.  403, 


74 


die  freie  Weglänge  annimmt,  als  sie  Gasmolekeln  unter  gleichen  Um- 
ständen zukommt*). 

Der  niedrigste  Wert,  den  ich  in  der  Literatur  für  die  Ionisierungs- 
spannung finden  konnte,  ist  2,5  Volt**).  Es  lassen  sich  aber  schon  bei 
einer  die  Elektronen  beschleunigenden  Potentialdifferenz  von  0,2  Volt 
deutlich  positive  Strahlen  nachweisen.  Durch  weitgehendes  Evakuieren 
nach  dem  Dewarschen  Verfahren,  nachdem  mit  einer  Toepler-Hagenschen 
Quecksilberpumpe  vorgearbeitet  war,  wurden  Drucke  von  9 — 11  . IO-6  mm 
Quecksilberdruck  erreicht  und  mit  einem  Mc-Leodschen  Manometer  von 
540,7  cm3  Quecksilbergefäfsinhalt  zuverlässig  gemessen.  Dabei  zeigte  sich, 
dafs  der  durch  Stossionisation  bedingte  Teil  des  positiven  Stromes  sich 
fast  vollständig  zurückdrängen  liefs. 

Frühere  Versuche***)  und  eine  Beobachtung  von  Rubens  und  Laden- 
burg j),  sowie  das  Auftreten  dieser  vom  Gasinhalt  unabhängigen  positiven 
Strahlung,  machen  es  wahrscheinlich,  dafs  unter  der  Einwirkung  des  Lichtes 
auch  positiv  geladene  Metallionen  die  bestrahlte  Platte  verlassen. 

Die  Versuchsanordnung  gestattet,  die  Geschwindigkeit  der  positiven 
Strahlen  zu  messen.  Da  die  Strahlen  unter  verschiedenen  Winkeln  und 
aus  verschiedenen  Tiefen  des  Metalls  herauskommen,  verlassen  sie  dieses 
mit  Geschwindigkeiten , die  von  0 an  ansteigen  werden.  Sogleich  nach 
dem  Verlassen  des  Metalls  unterliegen  sie  der  Kraft  des  äufseren  Feldes, 
beschreiben  eine  mehr  oder  weniger  steile  Parabel  und  werden  nach  ge- 
ringer Flughöhe  wieder  auf  die  Platte  zurückgeworfen.  Wenn  nur  wenige 
Gasreste  von  der  Kathode  vorhanden  sind,  so  erreichen  sie  die  Oberfläche 
mit  derselben  Geschwindigkeit,  mit  der  sie  aus  ihr  herausgeflogen  sind. 
Denjenigen  positiven  Teilchen,  die  aus  der  näheren  Umgebung  einer  Durch- 
bohrung ausgelöst  sind  und  unter  einem  steilen  Winkel  aufgeflogen  waren, 
gelingt  es,  die  Kanäle  zu  durchsetzen  und  ihre  Ladungen  auf  der  Auffange- 
platte  im  Faradayschen  Zylinder  abzugeben. 

Die  Potentialdifferenz  zwischen  Platte  und  Netz,  der  es  gelingt,  die 
positiven  Strahlen  in  ihrer  Flugrichtung  umzukehren,  ist  in  Volt  ausgedrückt, 
ein  Mafs  für  die  Geschwindigkeit,  mit  der  sie  das  lichtelektrisch  empfind- 
liche Metall  verlassen  haben.  Eine  weitere  Diskussion  der  Kurven  ergibt 
das  Resultat,  dafs  die  gröfsere  Menge  der  vom  Gase  unabhängigen  posi- 
tiven Strahlen  — der  inneren  positiven  Strahlen  — aus  Teilchen  besteht, 
die  mit  Geschwindigkeiten  von  0 bis  etwa  4 Volt  das  Metall  unter  der 
Einwirkung  des  ultravioletten  Lichtes  verlassen. 

Die  positive  Strömung  der  lichtelektrischen  Entladung  bei  Drucken 
oberhalb  etwa  2/1000  mm  Quecksilberdruck  und  Potentialdifferenzen,  die 
7 bis  8 Volt  überschreiten,  besteht  zum  gröfsten  Teil  aus  positiven  Ionen, 
die  im  Gase  durch  die  Zusammenstöfse  der  Elektronen  mit  den  Gasmolekeln 
erzeugt  worden  sind.  Messungen  in  Luft  und  Wasserstoff  ergaben,  dafs 
bei  Drucken  unterhalb  2/1000  mm  und  wenn  die  Entfernung  der  Anode  von 
der  empfindlichen  Metallplatte  nur  gering  ist,  die  Gasreste  nur  eine  ver- 
schwindende Rolle  spielen. 

*)  J.  C.  Maxwell,  Phil.  Mag.  (4)  19,  1860,  p.  29. 

**)  H.A.  Wilson,  Phil.  Trans.,  A.  197,  1901,  p.  415. 

***)  P.  Lenard  u.  M.  Wolf,  Ann.  d.  Phys.  37,  1889,  S.  443;  R.  v.  Helmholtz  u. 
P.  Richarz,  Wied.  Ann.  40,  1890,  S.  187;  vergl.  auch  J.  Stark,  Phys.  Zeitschr.  9, 
1908,  S.  894. 

f)  H.  Rubens  u.  E.  Ladenburg,  Ber.  d.  Dtschn.  Physik.  Ges.  5,  1907,  S.  749. 


75 


Ergebnisse: 

Die  Versuche  zeigen,  dafs  beim  lichtelektrischen  Phänomen  nicht  nur 
Elektronen  und  negative  Träger  auftreten,  sondern  auch  positive  Strahlen. 
Und  zwar  sind  zwei  Arten  positiver  Strahlen  zu  unterscheiden. 

1.  Die  inneren  positiven  Strahlen,  die  soweit  das  jetzt  vorhandene 
Versuchsmaterial  zu  urteilen  gestattet,  aus  Metallionen  bestehen, 
die  eine  gewisse  Menge  der  Energie  des  auffallenden  Lichtes  ab- 
sorbierend, das  Metall  mit  Geschwindigkeiten  verlassen,  die  zwischen 
0 und  5 Volt  liegen. 

2.  Es  entstehen  durch  den  Zusammenstofs  der  von  einer  Potential- 
differenz von  mehr  als  7 Volt  (8  Volt  = lonisierungsspannung) 
beschleunigten  lichtelektrischen  Kathodenstrahlen  mit  den  Gas- 
resten positive  Träger  — die  äufseren  positiven  Strahlen  — für 
welche  analoge  Existenzbedingungen  gelten,  wie  für  die  negativen 
Träger  der  lichtelektrischen  Entladung.  Es  läfst  sich  an  ihnen 
das  Stoletow-Righische*)  Maximum  ihrer  Zahl  bei  einem  be- 
stimmten Druck  nachweisen. 


Die  lichtelektrische  Erregung  wurde  bisher  angesehen  als  hervor- 
gerufen durch  die  den  ausgelösten  Kathodenstrahlen  äquivalenten  positiven 
Ladungen,  die  auf  dem  Metall  Zurückbleiben.  Der  Nachweis  der  inneren 
positiven  Strahlen  des  lichtelektrischen  Phänomens  gestattet  einen  etwas 
weiteren  Blick  in  den  Mechanismus  dieses  Vorganges. 

Bestrahlt  man  eine  isoliert  aufgestellte  Metallplatte  mit  Strahlen  wirk- 
samen Lichtes,  so  werden  sowohl  Elektronen  als  auch  positive  Ladungen 
aus  dem  Metall  herausbefördert.  Es  verlassen  mehr  Elektronen  das  Metall 
als  positive  Strahlen,  infolge  davon  lädt  die  Platte  sich  positiv  auf.  Die 
positive  Ladung  der  Platte  bremst  die  Geschwindigkeit  der  herausfliegenden 
Elektronen.  Die  negative  Strömung,  die  von  der  Platte  weggeht,  nimmt 
hierdurch  ab  und  wird  schliefslich  gleich  der  durch  das  positive  Potential 
beschleunigten  positiven,  so  dafs  der  Gesamtwert  der  negativen  und  posi- 
tiven Ladungen,  die  auch  noch  nach  Erreichung  des  Endpotentials  von  der 
Kathode  Weggehen,  gleich  Null  wird. 

Aufs  er  halb  der  bestrahlten  Platte  können  durch  den  Zusammenprall 
dieser  Ladungen  verschiedenen  Vorzeichens  neutrale  Atome  entstehen,  die 
z.  B.  bei  der  Glimmentladung  in  Geifslerschen  Röhren  eine  lichtelektrische 
Wirkung  durch  das  Licht  der  Entladung  selbst  erleiden.  Auf  solche  Weise 
läfst  sich  vielleicht  eine  Erklärung  für  den  von  Herrn  Wien  gefundenen 
„ Dissoziationsprozefs  zwischen  Atomen  und  Elektronen“  im  Kanalstrahl- 
strom geben.  Mau  hat  es  demnach  bei  den  leuchtenden  Entladungen  nicht 
nur  mit  einer  Ionisation  der  neutralen  Gasmolekeln  durch  Stossionisation 
zu  tun,  sondern  es  tritt  dazu  noch  die  ionisierende  Wirkung  des  Lichtes, 
also  eine  elektromagnetische  Ionisation. 

Dresden,  Physikalisches  Institut,  Juli  1909. 


*)  A.  Stoletow,  Compt.  Rend.  107,  1888,  p.  91;  A.  Righi,  Atti  della  Reale  Acad. 
dei  Lincei  (2)  6,  1890,  p.  81;  A.  Stoletow,  Jouro.  de  Phys.  (2)  9,  1890,  p.  468. 


Abliandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1909. 


Taf.  1. 


ßömmlfer  & Jonas,  Dresden. 


221 


Abhandl.  d.  Isis  in  Dresden,  1909. 


Taf.  II. 


Quecksilberlampe;  Entwicklungspapier. 


ßelichtzeit 

(Sec.) 

1 


LICHTDRUCK  VON  RÖMMIER  * JONAS,  ORiSDEI 


VII.  Hauptversammlungen  S.  14.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  17.  — 
Kassenabschlufs  für  1908  S.  14,  15  und  18.  — Voranschlag  für  1909  S.  14.  — Ernst 
Hackel -Stiftung  S.  15.  — Naturschutzpark  in  den  Alpen  $.  15.  — Verbilligung  der 
sächsischen  topographischen  Karten  S.  15.  — 500jährige  Jubelfeier  der  Universität 
Leipzig  S.  15  und  17. — Gedenkfeier  des  100.  Geburtstages  von  Charles  Darwin  S.  14. 
— Drude,  0.:  Die  Theorie  der  Entstehung  der  Arten  als  Markstein  im  Lebensbilde 
Darwins  S.  15.  — Kalkowsky,  E.:  Die  geologischen  Grundlagen  der  Entwicklungs- 
lehre S.  15.  — Länge,  L.:  Immunitätserscheinungen  S.  16.  — ■ Meyer,  E.  von:  Die 
chemische  Veredelung  der  Zellulose  und  ihre  wirtschaftliche  Bedeutung  S.  15.  — ■ 
Schiffner,  K : Die  neueren  Untersuchungen  über  Radioaktivität  und  radioaktive 
Wässer  S.  14.  — Ausflug  nach  Meifsen,  Besichtigung  der  Altstädter  Dampf- 
molkerei S.  16. 


B.  Abhandlungen. 

Bachmann,  E.:  Die  Flechten  des  Vogtlandes.  S.  23. 

Drude,  0.:  Die  Theorie  der  Entstehung  der  Arten  als  Markstein  im  Lebensbilde 
Darwins.  S.  11. 

Hallwachs,  W.,  und  Dember,  H.:  Mitteilungen  über  im  Physikalischen  Institut  der 
Technischen  Hochschule  Dresden  ausgeführte  Arbeiten.  Mit  2 Tafeln  S.  65. 
Heger,  R.:  Zur  Konstruktion  von  Kurven  3.  Ordnung.  Mit  8 Abbildungen.  S.  48. 
Kalkowsky,  E.:  Geologische  Grundlagen  der  Entwicklungslehre.  S.  3. 

Müller,  F. : Zur  Erinnerung  an  Hermann  Grafsmann.  S.  43. 

Naetsch,  E.:  Uber  Lichtgrenzkurven  und  geodätische  Linien.  S.  58. 


Oie  Verfasser  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Verfasser  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonderabzüge  unentgeltlich,  eine  gröfsere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Sitzungskalender  für  1909. 

September.  30.  Hauptversammlung. 

Oktober.  7.  Physik  und  Chemie.  14.  Mathematik.  21.  Prähistorische  Forschungen, 
28.  Hauptversammlung. 

November.  4.  Zoologie,  11.  Botanik.  18.  Mineralogie  und  Geologie.  25.  Haupt- 
versammlung. 

Dezember.  2.  Physik  und  Chemie.  9.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
16.  Hauptversammlung. 


v 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdachsche  Hofbuch- 
handlung  in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 ........  1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8.  . . . . 3 M.  — Pf. 

Schneider,  0.:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntnis  der 

Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1868  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  der  Jahrgang  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-Dezember 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  der  Jahrgang . . . 3 1.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869.  Januar -September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Dezember 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-Dezember 3M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  der  Jahrgang  . . . 4M., — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar- Juni 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte  Jahrgang  1880.  Juli-Dezember  . . 4 . 31.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl881.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1887  bis  1908,  der  Jahrgang . 5 M.  — Pf. 


Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl886.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1909,  Januar-Juni  2 M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proz.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  Sitzungsberichte 
werden  von  dem  ersten  Sekretär  der  Gesellschaft,  d.  Z.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Deichmiiller,  Dresden -A.,  Zwingergebäude,  K.  Mineral.- 
geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

\ Die  regelmäfsige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder  und  Vereine  erfolgt  in  der  Regel  entweder 
gegen  einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereins- 
kasse oder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittiert  wird. 


Druck  von  Wilhelm  Baenscb  in  Dresden. 


ickt 


li 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 

1 ISIS 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redaktionskomitee. 


Jahrgang  1909. 

.1  ut  1 i bis  Dezember. 


Mit  1 Tafel  und  6 Abbildungen  im  Text. 


Redaktionskomitee  für  1909. 

Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Förster. 

Mitglieder:  Prof.  Dr.  E.  Lohrmann,  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude,  Oberlehrer 
Dr.  P.  Wagner,  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller,  Prof.  Dr.  A.  Lottermoser  und 

Prof.  Dr.  A.  Witting. 

Verantwortlicher  Redakteur:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Sitzungskalender  für  1910. 

Januar.  13.  Zoologie.  .20.  Botanik.  27.  Hauptversammlung. 

Februar.  3.  Mineralogie  und  Geologie.  10.  Mathematik.  17.  Physik  und  Chemie. 
24.  Hauptversammlung. 

März.  3.  Prähistorische  Forschungen.  10.  Zoologie.  17.  Botanik.  31.  Hauptver- 
sammlung. 

April.  7.  Mineralogie  und  Geologie.  14.  Mathematik.  21.  ^Physik  und  Chemie. 

28.  Hauptversammlung. 

Mai.  5.  Exkursion.  12.  Botanik.  26.  Hauptversammlung. 

Juni.  2.  Mineralogie  und  Geologie.  9.  Prähistorische  Forschungen.  — Mi  "hematik. 
16.  Physik  und  Chemie.  23.  Zoologie.  30.  Hauptversammlung. 

September.  29.  Hauptversammlung. 

Oktober.  6.  Zoologie.  13.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik.  20.  Botanik. 
27.  Hauptversammlung. 

November,  3.  Mineralogie  und  Geologie.  10.  Physik  und  Chemie.  17.  Zoologie. 
24.  Hauptversammlung. 

Dezember.  1.  Botanik.  8.  Mathematik.  15.  Prähistorische  Forschungen.  22.  Haupt- 
versammlung. 


l 


Abhandlungen 

der 

N aturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  13  resden. 


1909. 


YIII.  Der  erste  Fund  eines  Moschusochsen  im  Diluvium 
des  Königreiches  Sachsen.*) 

Von  Dr.  K.  Wanderer. 

Mit  1 Tafel  und  1 Abbildung. 


Das  K.  Mineralogisch-geologische  Museum  zu  Dresden  erwarb  kürzlich 
das  Schädelfragment  eines  fossilen  Moschusochsen  aus  dem  Diluvium  von 
Prohlis  bei  Dresden  (Katalog  1909,  Nr.  17).  Hat  sich  auch  dieser  hoch- 
nordische Wiederkäuer  im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  bis  heute  in 
weitester  geographischer  Verbreitung,  von  Yukon  in  Alaska**)  über  Sibirien 
bis  nach  Südfrankreich,  und  in  nicht  unbeträchtlicher  Zahl  fossil  nach- 
weisen  lassen  — in  Deutschland  allein  kennen  wir  28  Fundorte  mit  18 
mehr  oder  weniger  vollständigen  Schädeln  — so  besitzt  das  Stück  aus 
Prohlis  zunächst  wenigstens  lokale  Bedeutung  als  erster  sicherer  Fund 
dieser  Art  im  Königreich  Sachsen. 

Die  diluviale  Fauna  Sachsens  ist  damit  um  eine  Tierform  bereichert 
worden,  die  heute  wohl  als  der  bemerkenswerteste  Wiederkäuer  der 
arktischen  Tierwelt  betrachtet  werden  mufs  und  der  als  typischer  Tundren- 
und  Barrengrounds- Bewohner  für  Rückschlüsse  auf  landschaftliche  und 
klimatische  Verhältnisse  zu  gewissen  Zeiten  der  Diluvialperiode  in  Sachsen 
wesentlich  greifbarere  Anhaltspunkte  geben  könnte  als  die  bisher  bei  uns 
gefundenen  Arten:  Ren,  Mammuth  und  wollhaariges  Rhinozeros.  Denn 
ersteres  steht  als  Tundren-,  Steppen-  und  Waldtier  auf  einer  viel  weniger 
scharf  umgrenzten  Vergleichsbasis,  für  uie  Biologie  der  letztgenannten 
ausgesterbenen  Arten  aber  fehlen  unmittelbare  rezente  Analogien.  Dabei 
sei  hier  noch  erinnert,  dafs  in  unseren  Diluvialablagerungen  das  Vor- 
kommen der  tiergeographisch  besonders  wichtigen  subarktischen  Steppen- 
nager, der  Lemminge,  bisher  noch  nicht  festgestellt  ist. 

Fundort  und  Begleitfauna. 

Der  Fundort  des  Stückes  ist  das  durch  zahlreiche  frühere  Diluvial- 
funde bekannte  Dorf  Prohlis  südöstlich  von  Dresden  und  zwar  die  an  der 


*)  Eine  im  Zoologischen  Institut  der  Universitas.  pzig  aufbewahrte,  von  H.  Pohlig 
(Sitzuugsber.  d.  niederrhein.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilkunde  1888,  B.  45,  S.  19)  beschriebene 
rechte  Schädelhälfte,  angeblich  aus  dem  Diluvium  von  öckern  bei  Leipzig,  kann  hierbei 
nicht  in  Betracht  kommen,  da  der  Fundort  nicht  authentisch  ist. 

**)  Gidley,  J.  W. : Descriptions  of  two  new  species  of  Pleistocene  Buminants  of 
the  genera  Ovibos  and  Boötherium  usw.  Proceedings  U.  S.  Nat.  Museum  1908.  B.  34.  S.  881 . 


80 


Ostseite  der  Strafse  Leubnitz -Lockwitz  gelegene  Ziegelei  von  Pahlisch, 
nördlich  des  Weges  Torna-Reick. 

Die  hier  erschlossenen  Diluvialschichten  zeigen  folgendes  Profil*)  nach 
den  Aufnahmen  der  geologischen  Landesanstalt: 

Z*u  oberst 

dal  — Tallehm:  ein  roter  bis  rotbrauner  feinsandiger  Lehm  ohne 
deutliche  Schichtung. 

Es  folgt  eine  dünne,  durch  kohlige  Substanzen  tiefdunkel  gefärbte 
Lehmschicht,  die  den  Tallehm  trennt  von 

d4,  dem  ungeschichteten,  lichten  Gehängelehm;  dieser  wird  unter- 
lagert von 

d4s,  einem  gelben,  horizontal  geschichteten  Löfssand,  dem  „Seif“. 

Das  Liegende  wird  in  der  Grube  von  jungdiluvialen  Lockwitz- 
schottern gebildet,  die  ausschliefslich  einheimisches  Gesteins- 
material führen. 

In  dieser  Schicht  wurde  der  Schädel  gefunden. 

Leider  bestehen  über  die  aus  der  Ziegelei  von  Pahlisch  sowie  den 
benachbarten  Gruben  stammenden  Aufsammlungen  früheren  Datums  weder 
Fundprotokolle  noch  nähere  Angaben  über  die  jeweiligen  Fundschichten. 
Immerhin  läfst  sich  aber  aus  den  Berichten  von  H.  B.  Geinitz**),  Wegener***) 
und  den  Erläuterungen  zur  geologischen  Spezialkarte  des  Königreiches 
Sachsen,  Sektion  Dresden,  mit  Sicherheit  feststellen,  dafs  die  dort  er- 
wähnten Funde  mit  dem  Ovibos  nicht  das  Lager  teilten,  sondern  aus 
dem  „Löfs  oder  löfsartigen  Lehm“,  d.  h.  aus  den  im  Profil  unter  d4  oder 
d4s  bezeichneten  Schichten  stammten.  Es  kommen  also  die  von  H.  B.  Geinitz 
aus  Prohlis  zitierten  Arten  Elephas  primigenius , Rhinozeros  tichorhinus, 
Equus  caballus , Cervus  tarandus  und  Bison  priscus  als  Begleitfauna 
unseres  Moschusochsen  in  vorliegenden  Fall  einstweilen  nicht  in  Frage. 

Dagegen  erhielt  ich  im  Juli  d.  J.  von  dem  Bruchmeister  der  Ziegelei  einen 
stark  abgerollten,  wurzellosen  oberen  pm3  von  Rhinozeros  (Coelodonta) 
antiquitatis  Blum.,  der  nach  Aussage  des  Finders  ebenfalls  aus  den  Lock- 
witzschottern stammt;  gröfsere  und  kleinere  einheimische  Gerolle  in  den 
Höhlungen  des  Zahnes,  vor  allem  aber  die  vollkommene  Übereinstimmung 
im  Erhaltungszustand  schliefsen  jeden  Zweifel  an  dieser  Angabe  aus. 

Es  dürfen  also  Ovibos  und  Rhinozeros  als  aus  den  gleichen  Schichten 
stammend  angenommen  werden. 

Erhaltungszustand. 

Der  "Erhaltungszustand  läfst  es  ausgeschlossen  erscheinen,  dafs  das 
Stück  an  seinem  Fundort  in  situ  eingebettet  wurde.  Abgesehen  davon,  dafs 
keinerlei  zugehörige  weitere  Skelettelemente  in  dem  Aufschlufs  entdeckt 
werden  konnten,  zeigt  der  Schädel  typische  Korrosionserscheinungen,  die 
auf  einen  mehr  oder  weniger  weiten  Transport  hinweisen:  alle  am  Schädel* 
stärker  vorspringenden  Teile,  wie  die  Hornzapfen,  die  Griffelbeine,  die 


*)  Erläuterungen  zur  geolog.  Spezialkarte  d.  Königr.  Sachsen,  Sektion  Dresden, 
S.  62  u.  f.,  Profiltafel  Fig.  5. 

**)  Geinitz,  H.  B.:  Isis-Dresden,  Sitzungsber.  1883,  S.  84,  und  Abhandl.  1883,  S.  99. 

***)  Wegener,  J.  F.  W.:  Ebenda,  Sitzungsber.  1877,  S.  17,  18. 


* 


81 


Orbitalröhren,  ebenso  die  Flügelbeine  sind  abgebrochen  und  tragen  Ab- 
rollungsmerkmale an  ihren  Basalstümpfen,  die  sich  schon  durch  hellere 
Färbung  von  den  mit  einem  dunkelbraunen,  patinaartigen  Überzug  ver- 
sehenen unverletzten  Knochenflächen  abheben.  Die  gleichen  Verhältnisse 
kehren  bei  dem  vorher  erwähnten  Rhinozeroszahn  wieder. 

Die  Partien  distal  der  Frontalien  fehlen  vollständig,  also  auch  die 
wegen  etwaiger  Tränengruben  systematisch  wichtigen  Lakrimalien,  so  dafs 
nur  die  kranialen,  die  Gehirnkapsel  bildenden  Knochenelemente  erhalten 
sind.  Die  Schädelnähte  sind  zumeist  noch  nicht  verwachsen;  ein  Teil 
derselben  ist  offenbar  durch  spätere  Sprengung  künstlich  erweitert,  was 
sich  schon  daraus  erhellt,  dafs  einige  klaffende  Sprünge  annähernd  dem 
Verlauf  der  bereits  obliterierten  Suturen  folgen.  Das  ausgebrochene  Basi- 
sphenoid  gestattet  einen  bequemen  Einblick  in  die  Gehirnhöhle,  in  der  an 
der  oberen  Occipitalregion  eine  tiefe  querlaufende  Rinne  auffällt. 

Bemerkt  sei  hier  noch,  dafs  der  Schädel  aus  Prohlis  keinerlei  Spuren 
palaeolithischer  Bearbeitung  aufweist,  wrie  sie  der  Fund  von  Moselweifs 
bei  Koblenz  nach  Schaafhausens  Beschreibung  unzweifelhaft  zeigt.*) 

Geschlecht  und  Alter. 

Bei  dem  stark  ausgeprägten  Geschlechts-  und  Altersdimorphismus  der 
Ovibovinae,  .der  bei  fossilen  Formen  zur  Aufstellung  von  besonderen  Arten 
Veranlassung  geben  könnte,  ist  es  für  jeden  neuen  Fund  von  Wichtigkeit, 
das  Geschlecht  und  möglichst  auch  das  Alter  des  Individuums,  soweit 
dies  geht,  festzustellen.  Die  durch  die  Ansatzflächen  der  Nackenmusku- 
latur stark  modellierte  Occipitalregion,  die  schmäle  mediane  Rinne  zwischen 
den  Hornbasen,  die  mit  6,5  mm  noch  in  die  von  Gottsche**)  aufgestellte 
cT  Variationsbreite  fällt,  das  starke  Übergreifen  der  Hornbasen  auf  die 
Parietalien,  endlich  die  wesentlich  gröfsere  Ausdehnung  der  Hornbasen  in 
sagittaler  «,1s  in  transversaler  Richtung,  — das  alles  sind  Markmale,  die 
unzweideutig  auf  ein  männliches  Individuum  hinweisen.  Da  sämtliche 
bisher  in  Deutschland  gefundene  Schädelreste  von  Ovibos  möschatus,  viel- 
leicht mit  nur  einer  Ausnahme,  männlichen  Tieren  zugerechnet  werden 
müssen,  wird  die  merkwürdige  Erscheinung  dieses  auffallenden  Geschlechts- 
verhältnisses der  Funde  durch  den  Prohliser  Moschusochsen  noch  ver- 
schärft. 

Bei  Altersangaben  kann  es  sich  für  uns  natürlich  nur  um  die  Frage 
handeln,  ob  hier  ein  jugendliches,  ein  ausgewachsenes  oder  ein  excessiv 
altes  Tier  vorliegt;  um  so  mehr  als  weder  Gröfse  und  Gestalt  der  Horn- 
zapfen noch  Grad  der  Abkauung  der  Zähne,  sondern  lediglich  die  Art  der 
Obliteration  der  Schädelnähte  Anhaltspunkte  hierfür  liefern  können.  Ver- 
gleiche mit  einem  vollkommen  ausgewachsenen,  starken  Bullen  aus  Grön- 
land, im  Besitz  des  Dresdener  Zoologischen  Museums,  ergeben,  dafs  nach 
seinen  Ausmafsen  der  Schädel  von  Prohlis  zwar  einem  ausgewachsenen  Tiere 
angehörte,  das  indessen,  wie  die  noch  deutlich  verfolgbare  Naht  zwischen 
den  Frontalien  zeigt,  kein  besonders  hohes  Alter  erreicht  haben  kann. 


*)  Schaafhausen,  H.:  Korresp.  Blatt  d.  deutsch.  Ges.  f.  Anthropologie  usw.  1879, 
S.  125. 

**)  Gottsche,  C.:  Notiz  über  einen  neuen  Fund  von  Ovibos.  Verhandl.  d.  Vereins 
f.  naturw.  Unterhalt,  z.  Hamburg  1877,  Bd.  4,  S.  235. 


82 


Bevor  wir  unter  Zugrun  Jeleguug  der  letzten  Untersuchungen  von  W.  Stau- 
dinger*) und  vor  allem  von  R.  Kowarzik**)  auf  die  spezielle  Zugehörig- 
keit des  Prohliser  Fundes  eingehen,  seien  zunächst  dessen  wichtigsten 
Mafse  angegeben,  wobei  auf  eine  Vergleichung  derselben  mit  denen  älterer 
Funde  wegen  deren  meist  wenig  genauen  Mefsmethoden  um  so  eher  ver- 
zichtet werden  konnte,  als  dies  in  einer  demnächst  erscheinenden  Mono- 
graphie des  Moschusochsen  auf  Grund  exakter  Nachmessungen  von  Herrn 
R.  Kowarzik  erfolgen  dürfte. 

Mafse  am  Hinterhaupt: 

Gröfste  Hinterhauptshöhe  (gemessen  vom  tiefsten  Punkt  der  Kon- 


dylen  zur  Ebene  des  Schädeldaches) 140  mm 

Abstand  vom  Opistion  zur  Ebene  des  Schädeldaches 109  „ 


Abstand  vom  Opistion  zum  höchsten  Punkt  der  Lamboidnaht  . 91 

Gröfste  Breite  des  Hinterhauptes  (einschliefslich  der  Mastoideen, 

im  unteren  Drittel  der  Hinterhauptshöhe  gemessen)  . . ca.  165 
Kleinste  Breite  des  Hinterhauptes  (in  Höhe  der  Lamboidnaht 

gemessen) ca.  125 

Höhe  des  Foramen  magnum 30 

Breite  des  Foramen  magnum  38 

Mafse  am  Schädeldach: 

Länge  der  Hornbasen 

Kleinste  Breite  der  Medianrinne  am  Hornbasenrand 
Höhe  der  Hornbasen  über  der  Fronto-Parietalebene 

Umfang  der  Hornzapfen  an  der  Basis 

Stirnbreite  hinter  den  Orbitaltuben 

Mafee  an  der  Schädelbasis: 

Breite  des  Basioccipitale  an  der  Einschnürung  hinter  den  proxi 

malen  Knorren  . . . • 

Breite  desselben  über  den  proximalen  Knorren 

Breite  desselben  über  den  distalen  Knorren 

Vergleich  mit  anderen  Funden. 

Die  unter  den  Gattungsnamen  Bootherium,  Symbos,  Scaphoceras  und 
Liops  bisher  beschriebenen  Ovibovinen  aus  dem  Pleistocän  von  Nord- 
amerika***) können  mangels  jeglicher  Analogie  mit  dem  vorliegenden  Stück 
unberücksichtigt  bleiben. 

Unter  den  weiteren  Funden  sind  es  drei  ausgewachsene  männliche 
Schädel,  je  einer  von  Trimingham  (Norfolk  f),  von  Frankenhausen  (Thü- 


*)  Staudinger  ,W. : Praeovibos priscus usw.  Centralblatt f. Mineralogie  1908,  S. 481. 

**)  Kowarzik,  R. : I.  Der  Moschusochs  u.  seine  Rassen.  Zoolog.  Anzeiger  1908, 
Bd.  33,  S.  816.  — II.  Der  Moschusochs  im  Diluvium  Europas  u.  Asiens.  Zoolog.  Anzeiger 
1908,  Bd.  33,  S.  857.  — III.  Der  Moschusochs  im  Diluvium  von  Europa  und  Asien. 
Verhandl.  d.  naturf.  Vereins  in  Brünn  1908,  Bd.  47,  S.  44. 

***)  Yergl.  die  Literaturorte  bei  Staudinger  und  bei  Gidley  1.  c. 
f)  Dawkins,  W.  B.:  Quartely  Journal  1883,  Bd.  34,  S.  575. 


57  „ 
66  „ 
■56  „ 


• • 141  „ 

• * b,5  55 

ca.  18  „ 

ca.  4C0  „ 
. . 145  „ 


83 


ringen*)  und  Bielscliowitz  (Schlesien**),  die  eine  Sonderstellung  den 
übrigen  Formen  gegenüber  einnehmen  und  für  die  Staudinger  die  neue 
Gattung  und  Art  Praeovibos  priscus*)  aufgestellt  hat,  während  Ko- 
warzik  für  sie  aus  phylogenetischen  Gründen  den  alten  Rütimeyerschen 
Namen  Ovibos  fossilis  (Rütimeyer)  emend.  Kowarzik  angewendet  wissen 
will***). 

Charakteristische  Merkmale  für  diese  Gruppe  sind  ungemein  lange 
Orbitaltuben  mit  beulenförmig  verdickten  Rändern,  hoch  aufgewölbte  Horn- 
zapfen  mit  kurzen  Basen,  die  auch  bei  ausgewachsenen  männlichen  Tieren 
eine  sehr  breite  Medianrinne  freilassen.  Mit  den  erstgenannten  Merkmalen 
gestattet  der  Erhaltungszustand  des  Prohliser  Fundes  keinen  Vergleich, 
während  er,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  bezüglich  der  Hornbasen 
Abweichungen  zeigt,  die  eine  Zugehörigkeit  zu  Ovibos  fossilis  Kowarz.  nicht 
in  Frage  kommen  lassen. 

Es  bleiben  somit  nur  die  die  Mehrzahl  aller  bisherigen  Ovibovinen- 
Funde  bildenden,  unter  mancherlei  Synonymiken  gehenden  Formen,  die 
Staudinger  in  der  oben  angeführten  Arbeit  als  Ovibos  moschatus  Zimmer- 
mann s.  1.  zusammenfafst. 

In  zwei  vorläufigen  Mitteilungen  zu  einer  demnächst  erscheinenden 
Monographie  des  Moschusochsen  gibt  R.  Kowarzik  die  wesentlichsten  Re- 
sultate seiner  Untersuchungen,  die  diesen  schon  biologisch  so  bemerkens- 
werten Wiederkäuer  auch  systematisch  und  stammesgeschichtlich  ungemein 
interessant  erscheinen  lassen. 

Kowarzik  zeigt  nämlich,  dafs  die  bisher  aufgestellten  lebenden  Arten, 
denen  er  noch  zwei  neue  beigesellt,  sich  in  zwei  Hauptgruppen  teilen 
lassen:  eine  Ost-  und  eine  Westgruppe,  die  sich  durch  systematisch  tief- 
greifende Unterschiede  schroff  gegenüberstehen.  Die  geographische  Grenz- 
linie zwischen  beiden  bildet  die  Wasserscheide  des  Atlantischen  Ozeans 
und  des  nördlichen  Eismeeres. 

Für  den  Prohliser  Fund  sowie  für  alle  oben  erwähnten  Formen 
im  allgemeinen  kommt  dabei  ausschliefslich  die  Westgruppe  mit  deren 
einzigem  Vertreter  Ovibos  moschatus  mackenzianus  Kowarzik  in  Betracht. 
Kowarzik  sieht  nämlich  in  dieser  heute  noch  im  Gebiet  des  Mackenzie 
River  lebenden  Art  den  im  Laufe  des  Postglacials  und  Alluviums  aus 
Europa  nach  Asien  zurück-  und  über  die  Beringstrafse  nach  dem  Nord- 
westen von  Nordamerika  eingewanderten  Moschusochsen  unserer  Diluvial- 
ablagerungen, den  erst  die  erwähnte  Wasserscheide  an  weiterem  Vor- 
dringen verhinderte. 

Sehen  wir  hier  von  den  somatischen  Unterschieden  ab,  so  sind  es 
folgende  osteologische  Merkmale,  die  die  Wesjgruppe  charakterisieren: 
1.  annähernd  quadratischer  Umrifs  des  Basioccipitale;  2.  niedere  aber 
•lange  Hornbasen,  die  um  so  länger  sind,  je  näher  die  Formen  zeitlich  an 
den  rezenten  Ovibos  moschatus  mackenzianus  reichen;  3T  stark  an  den 
Schädel  angeprefste  Hornzapfen  und  Scheiden;  4.  deutliche  Tränengruben; 
5.  schwache  Krümmung  der  Zahnreihen;  6.  grofser  Abstand  zwischen  der 
Fossa  sphaenomaxillaris  und  dem  hintersten  Molar. 


*)  Staudinger,  W.:  1.  c. 

**)  Michael,  R.:  Zeitschrift  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.  1902,  Bd.  54,  Verh.  S.  12. 

***)  Kowarzik,  R.:  II.  u.  III.  1.  c. 


84 


Die  unter  3 — 6 angeführten  Merkmale  entziehen  sich  bei  dem  Prohliser 
Schädel  der  vergleichenden  Kontrolle.  Bei  dem  Basioccipitale  ergeben 

schon  die  angeführten  Mafse  über  den 
vorderen  und  hinteren  Knorren,  dafs  die 
Verjüngung  nach  vorn  verhältnismäfsig  ge- 
ring ist,  woraus  für  dieses  Element  eine 
annähernd  quadratische  Form  resultiert 
(s.  nebenstehende  Abbildung).  Bei  einem 
Vergleich  mit  einem  rezenten  Schädel  der 
Ostgruppe,  bei  dem  die  entsprechenden 
Mafse  67  bez.  49  mm  betragen,  tritt  der 
Unterschied  noch  deutlicher  hervor;  aufser- 
dem  fehlen  hier  die  Einschnürungen  am 
Basioccipitale  hinter  den  proximalen  Knor- 
ren vollkommen. 

Die  Hornbasenlänge  am  Schädel  von 
Prohlis  steht  mit  141  mm  allerdings  weit 
hinter  dem  extremsten,  von  Kowarzik  an 
einem  rezenten  Schädel  genommenen  Mafs 
von  235  mm  zurück.  Diese  weite  Differenz 
wird  indessen  durch  dreiundzwanzig  Fossil- 
funde bis  zu  einer  Basenlänge  von  157  mm 
herab  lückenlos  ausgefüllt.  Die  nächst 
V2  natürliche  Grölse  kleinere  bisher  festgestellte  Basenlänge 

zeigt  der  Fund  von  Trimingham,  also  be- 
reits eine  Form  von  Ovibos  fossilis  Kowarz.  ( Praeovibos  priscus  Staud.), 
so  dafs  wenigstens  bezüglich  dieses  Merkmales  die  Zugehörigkeit  des  Proh- 
liser Fundes  zu  der  genannten  geologisch  älteren  Ovibovinen-Form  in  Frage 
zu  kommen  scheint. 

Dabei  ist  indessen  zu  berücksichtigen,  dafs  bei  dem  Prohliser  Schädel, 
wenn  er  auch  einem  erwachsenen  Tier  zuzuschreiben  ist,  das  Wachstum 
der  Hörner  keineswegs  abgeschlossen  war;  aufserdem  greifen  schon  jetzt 
die  Hornbasen  so  vollkommen  über  die  Parietalien,  dafs  die  Hornbasen  un- 
mittelbar über  dem  Hinterhaupt  beginnen  und  auf  der  Frontopartialebene 
nur  eine  schmale  mediane  Rinne  freilassen.  Bei  0.  fossilis  Kowarz.  liegen 
die  Verhältnisse  anders:  hier  wird  die  hintere  Parietalregion  von  den 
Hornbasen  nicht  überwuchert  und  diese  selbst  stehen  auf  dem  Schädeldach 
in  weitem  Abstand  voneinander. 

* Immerhin  ist  es  bemerkenswert,  dafs  unser  Fund  von  0.  m.  macken- 
zianus  in  der  Variationsbreite  der  Hornbasenlänge,  diesem  entwicklungs- 
geschichtlich wichtigen«? Merkmal,  das  bisherige  Minimum  darstellt  und 
sich  hierin  dem  Ovibos  fossilis  Kowarz.  nähert,  wenn  er  auch  nach  seinen 
sonstigen  Befanden  zweifellos  mit  Ovibos  moschatus  mackenzianns  Kowarz. 
zu  identifizieren  ist,  dem  übrigens  auch  Gidleys*)  Ovibos  yukonensis  synonym 
gesetzt  werden  mufs. 

Der  vorstehende  Befund  läfst  sich  in  folgender  Übersicht  zusammen- 
fassen: 

Der  in  der  Ziegelei  Pahlisch  in  Prohlis  bei  Dresden  in 
jungdiluvialen  Lockwitzschottern  zusammen  mit  Rhinozeros 


f)  Gidley,  J.  W.:  1.  c. 


85 


antiquitatis  Blum,  gefundene  kraniale  Schädelteil  eines 
Moschusochsen  befand  sich  auf  sekundärem  Lager.  Er 
stammt  von  einem  zwar  ausgewachsenen,  aber  nicht  sehr 
alten  männlichen  Tier,  das  zu  Ovibos  moschatus  macken - 
zianus  Kowarzik  ( Ovibos  moschatus  Zimmermann  s.  1.)  gehört. 

<# 

Zum  Schlufs  möchte  ich  noch  Herrn  Prof.  Dr.  Jacobi  für  freundliche 
Überlassung  rezenten  Vergleichsmaterials  und  zoologischer  Literatur  auch 
an  dieser  Stelle  meinen  verbindlichsten  Dank  aussprechen,  ebenso  Herrn 
Hofrat  Prof.  'Dr.  Deichmüller  für  die  sorgfältige  Ausführung  der  Photo- 
graphien. 


Tafelerklärung. 

Ovibos  moschatus  mackenzianus  Kowarzik  aus  den  jungdiluvialen 
Lockwitzschottern  von  Prohlis  bei  Dresden. 

| 1/2  natürlicher  Gröfse. 


Fig.  1 Stirnansicht. 

„ 2 Hinterhauptsansicht. 


IX.  Die  botanischen  Ergebnisse 
eines  dreitägigen  Sammelausfluges  in  die  Umgebung 
der  Franz-Schlüterhiitte  (D.-Oe.  A.-V.) 

Von  Prof.  Dr.  A.  Naumann 


Villnös,  eine  Haltestelle  der  Brennerbalm  zwischen  Brixen  und  Klausen 
in  600  in  Höhe,  war  der  Ausgangspunkt  dieser  kurzen  Sammelreise. 
Unser  Isismitglied  Joseph  Ostermaier,  der  Hüttenwart,  war  mir  ein  lieber 
sammeleifriger  und  pflanzenkundiger  Begleiter. 

Von  der  Haltestelle  aus  beginnt  eine  gute  Fahrstrafse  in  das  liebliche 
Villnöstal.  Dasselbe  führt  ostwärts  hinein  in  die  grofsartige  Zinnenwelt 
der  Südtiroler  Dolomiten.  Es  endigt  zwischen  dem  Felsgewirr  der  wild- 
zerklüfteten Geifslerspitzen  und  dem  kuppenförmigen  Massiv  des  Peitler- 
kofels  (2877  m),  dem  „am  weitesten  nach  Norden  vorgeschobenen“  Gipfel 
der  Südtiroler  Kalkalpen. 

Hier  liegt  inmitten  blumenreicher,  grüner  Matten,  umringt  von  er- 
habenen zackenreichen  Berghäuptern,  stillfriedlich  die  Franz-Schlüterhiitte 
bei  2300  m Höhe.  Unterhalb  des  Kreuzkofeljoches  in  windgeschützter, 
aussichtsreicher  Lage,  bietet  sie  ein  behagliches,  praktisches  und  mit 
schlichter  Gediegenheit  ausgestattetes  Unterkommen  und  eine  gute  Ver- 
pflegung durch  den  Hüttenwirt  Seraphim  Santer. 

An  dem  Anfahrtstage,  dem  18.  August,  wollten  wir  als  erste  Zwischen- 
station das  inmitten  des  Tales  freundlich  gelegene  St.  Peter-Villnös  er- 
reichen. Hierzu  genügen,  selbst  wenn  man,  wie  ich,  eifrige  Notizen  macht, 
etwa  3 Stunden. 

Dabei  wandert  man  den  Villnösbach  aufwärts,  durch  ein  anfangs  tief 
eingeschnittenes,  später  sich  erweiterndes  Tal  und  steigt  bis  zu  etwa 
1200  m empor. 

Wir  begegnen  einer  reizenden,  mit  südlichen  Elementen  durchsetzten 
Felsflora,  welche  je  nach  demJrockn eren  oder  feuchteren  Substrat  aufser- 
ordentlich  abwechselunfsr^ich  *änmutet. 

Ich  gebe  hier  einfach  meine  Wandernotizen  wieder,  welche  wohl  un- 
mittelbarer wirken  als  eine  formationsmäfsige  Anordnung.  Die  Grauerle 
begleitet  den  Bach,  die  trockneren  Hänge  starren  von  Prunus  spinosa, 
und  in  dem  von  Gebüsch  durchsetzten  lockeren  Mengwald  fallen  als  süd- 
liche Formen  auf:  die  Hopfenbuche  ( Ostrya  carpinifolia ),  die  Mannaesche 
(. Fraxinus  Ornus ),  die  Weichsel  ( Prunus  Mahaleb),  die  mit  roten  Frucht- 
trauben behangenen  Berberitzen  und  der  Blasenstrauch  (Colutea  arborescens), 
vielfach  umsponnen  von  Clematis  Vitalba.  Die  Felsflora  ist  entzückend: 
Melica  ciliata , Anthericum  remosum , Allium'  fallax,  Diantlius  Silvester , 


87 


Ästragalus  Onobrychis , Sedum  rupestre , Saxifraga  Aizoon , Laserpitium 
prutenicum , Erica  carnea , Calamintha  officinalis  und  alpina , Teucrium 
montanum , ödster  alpinus  und  Amellus , Carlina  vulgaris , Hieracium  stati- 
cifolium;  an  feuchten  und  schattigen  Stellen:  Moehringia  muscosa,  Epi- 
lobium  JDodonaei , Circaea  alpina,  Veronica  urticifolia , Selaginella  Helvetica. 

Bei  etwa  800  m erblickt  man  die  Raschütz-Alp,  die  Scheidemauer 
zwischen  Villnös-  und  Grödner  Tal.  Hier  sind  nach  Mitteilung  meines 
Begleiters  die  Wiesen  im  Frühjahr  übersät  mit  Crocus  albifiorus  und 
die  Felsen  geschmückt  mit  blühender  Pulsatilla  montana,  von  welcher 
jetzt  nur  noch  die  Blattrosette  erkennbar  ist. 

Dafür  zeigten  sich  an  den  Kalkfelsen  die  Blüten  von : Potentilla 
rupestris,  Ononis  natrix , Vicia  tenuifolia,  Sedum  album  und  dasyphyllum, 
Sempervivum  tectorum , Vincetoxicum  officinale , Thymus- Polster,  Veronica 
spicata , Digitalis  ambigua , Lactuca perennis,  Allium  oleraceum\  es  wehen 
die  Federgrannen  von  Stipa  pennata  und  in  den  Felsritzen  wuchern  As- 
plenium  trichomanes,  septentrionale  und  Puta  muraria. 

Vor  Pardell  (etwa  900  m)  tritt  schattigkühler,  feuchtmoosiger  Nadel- 
wald heran  -mit  Lathyrus  Silvester,  Vicia  silvatica,  Pirola  secunda  und 
Parnassia  palustris,  daneben  blüht  in  Moospolstern  Silene  quadrifda', 
und  zierliche  Farne  ( Polypodiun  vulgare,  Phegopteris  Dryopteris,  Cysto- 
pteris  fragtlis)  bilden  eine  angenehme  Wald-  und  Felszierde. 

Die  wenigen  Häuser  von  Pardell  sind  an  allen  Fenstern  wunderbar 
geschmückt  mit  Hängenelken,  Epheupelargonien  und  Petunien.  Es  ist  ein 
farbenfreudiges  Bild,  welches  auf  ein  heiteres,  sinniges  Gemüt  der  Bewohner 
schliefsen  läfst. 

Im  Hintergründe  gegen  Osten  grüfst  der  weifsgebänderte  Rueffenberg 
herüber  und  läfst  die  Gebirgsschönheit  ahnen,  der  wir  entgegenwandern. 

Im  Gebüsch  rankt,  zum  ersten  Male  auf  unserem  Wege,  die  Alpenrebe 
{Atragene  alpina)  mit  grofsen  blauglockigen  Blüten,  und  reiches  Blätterwerk 
deutet  auf  die  im  Frühjahr  erblühenden  Hepatica,  Corydalis  digitata  und 
Pulmonaria  mollis.  Auf  der  Wiese  zeigen  sich  vereinzelte  Trupps  von 
Cirsium  Erisithales. 

Auf  den  Höhen  erscheinen  frischgrüne  Lärcheninseln  im  dunklen 
Fichtenwald  und  ein  freundliches  Kirchlein  zeigt  uns  das  Ziel  des  heutigen 
Tages,  das  einfach  gemütliche  St.  Peter.  Das  gastliche  Kabiswirtshaus 
nimmt  uns  auf  und  läfst  uns  einen  stillfriedlichen  Abend  geniefsen.  Nach 
einem  starken  Gewitter  sturm*  über  Nacht  blaut  ein  herrlicher  Morgen 
und  wir  wandern  frohgemut  hinein  in  den  reizvollen  Voralpenwald,  auf.»  •* 
Schritt  und  Tritt  begrüfst  von  einem  neuen  lieblichen  Kind  der  Alpenflora. 

Wuchskräftige  Fichten,  durchsetzt  von  Lärchen,  nehmen  uns  auf  und 
zeigen  uns  auf  moosigem  Grunde:  Pinguicula  alpina , Silene  quadrifida, 
Tofieldia  calyculata,  Epipactis  latifolium;  hie  und  da  blüht  ein  Horst  von 
Melandryum  rubrum  oder  eine  einsame  Campanula  barbatal  Am  Forsthaus 
ragt  der  letzte  Bergahorn  empor,  ein  stattlicher  Veteran.  Bald  erscheint 
die  Kirche  von  St.  Johann,  1352  m.  Hinter  dem  Ort  beginnt  ein  Stück 
Lärchen wald.  Sein  Boden  ist  bewachsen  von  Erica  carnea , dazwischen 
breiten  sich  ganze  Rasen  von  Pirola  secunda  aus.  PLomogyne  alpina  und 
Bellidiastrum  zeigen  sich  häufiger,  und  schon  blüht  hie  und  da  am  Wege, 
wenn  auch  nicht  in  der  Farbenglut  der  Höhen,  ein  Alpenrosenstrauch 
{Rhododendron  hirsutum ),  durchrankt  von  blauglockiger  Alpenrebe,  ein 


88 


entzückendes  Bild!  Vom  Villnösbach  grüfst  eine  Hochstaudenvegetation 
herauf,  die  späterhin  immer  fesselnder  wird. 

Neben  uns  zeigen  sich  immer  häufiger  Sträucher  der  Voralpen-Region: 
vereinzelte  Ainus  viridis , eine  Rosa  alpina  mit  später  Blüte  und  Lonicera 
alpigena  mit  ihrem  dunkelgrünen  Laub,  dazwischen  erblühen  Rubus  saxatilis , 
Saxifraga  rotundifolia , Gentiana  asclepiadea  und  Valeriana  saxatilis. 
Kleine  Trupps  von  Equisetum  variegatum  auf  kiesigen  Feuchtstellen  wechseln 
mit  Majanthenum  bifolium  und  Melampyrum  silvaticum.  An  lichteren 
Stellen,  welche  herabgestürzte  Felsblöcke  geschaffen  haben,  leuchten  die 
roten  Köpfe  von  Scabiosa  lucida , an  cpielligem  Ort  die  gelbroten  Blüten- 
polster von  Saxifraga  aizoides , vom  kalkigen  Block  das  Zitronengelb  des 
zweiblütigen  Veilchens  (Viola  biflora).  An  sandig -kiesigen  Stellen  hält 
sich  der  zähe  Ubiquist  Calluna  vulgaris. 

Von  etwa  1500  m an  wird  der  Wald  schütterer;  Zungen  frischgrüner 
Gebirgswiesen  greifen  tief  hinein,  und  bei  etwa  1600  m erscheinen  die 
ersten  Vorposten  der  Arven,  noch  nicht  in  kraftvoller  Schönheit,  aber 
umringt  von  lieblichen  Begleitern:  braunblättrige  Alpenrose  (Rhododendron 
ferrugineum)  und  blaugrüner  Zwergwachholder  (Juniperus  nana),  Campa- 
mUa  Scheuchzeri  und  Phyteuma  orbiculare , Polygonum  viviparum  und 
Potentilla  aurea. 

Nicht  weit  vom  Pfade  hat  eine  Triftwiese  ihren  bunten  Teppich 
gewebt*)  aus  Rumex  arifolius , Trollius  europaeus , Geranium  silvaticum , 
Potentilla  aurea , Trifolium  medium , Helianthemum  alpestre , Gentiana 
obtusifolia , Campamäa  barbata , Horminum  pyrenaicum  (Charakterpflanze 
der  südlichen  Kalkalpen!),  Crepis  aurea , Leontodon  hispidus.  An  torfig- 
moosigen  Stellen  finden  sich  Molinia- Horste,  Arnica  montana , Trifolium 
badium  und  Vaccinium  uliginosum. 

Am  Zenonbach,  bei . etwa  1700  m,  ward  Frühstücksrast  gehalten. 
In  der  Nähe  befanden  sich  Saliceta  aus  Salix  nigricans  Fries,  S.  Wald- 
steiniana  W.,  S.  phylicifolia  L.  und  retusa  var.  major  Host  nebst  vier 
noch  unklaren  Formen. 

Längs  des  Baches  ist  eine  Hochstaudenflur  von  grofser  Reichhaltigkeit 
entwickelt,  welche  sich  beim  Aufstieg  immer  mehr  in  kurzrasige  Alpen-, 
matten  verliert.  Thalictrum  aquilegifolium , Aconitum  Lycoctonum  und 
Napellus , Aquilegia  atrata , Imperatoria  Ostruthium , Pimpinella  magna 
var.  rubra , Phyteuma  Halleri , Knautia  silvatica , Valeriana  Tripteris , 
Senecio  cordifolius,  Solidago  alpestris , Adenostyles  alpina , Carduus 
defloratus , Veratrum  album  bildeten  die  wechselnden  Haupterscheinungen 
dieser  Formation^  dazwischen  blühten:  Ranuculus  montanus,  Arabis  alpina , 
Geum  rivale , Saxifraga  rotundifolia,  Bartsia  alpina,  Pedicularis  verticillata 
[nach  Ostermaier  (1.  c.)  auch:  tuberosa  und  elongata ],  Phyteuma  orbiculare. 

Nun  löst  sich  der  Wald  mehr  und  mehr  in  kleinere  Trupps  von 
Fichten  und  Lärchen  auf;  prächtige  Arvengestalten  rücken  in  die  felsigeren 
Matten  und  die  Blockhalden  ein.  Kurz  vor  den  Gampenwiesen  (1950  m) 
begegnen  wir  noch  Sorbus  Cliamaemespilus , Lonicera  coerulea  und  Ribes 
petraeum. 


*)  In  dem  Jahresbericht  1903  des  Vereins  zum  Schutz  und  zur  Pflege  der  Alpenflora 
veröffentlichte  mein  Begleiter  Joseph  Ostermaier  in  Dresden -Blasewitz:  „Pflanzen- 
vorkommnisse in  der  Umgebung  der  Franz  - Schlüterhütte  im  Villnöstal  (Südtirol)“. 
Darunter  finden  sich:  Lilium  Martagon  und  bulbiferum,  sowie  Gymnadenia  albida  und 
conopea , die  sicher  dem  geschilderten  Wiesenbestand  beizufügen  sind. 


89 


Nun  haben  wir  auch  die  ,, Kampfregion“  des  Bauinlebens  hinter  uns: 
vereinzelte  wetterzerzauste  Arven,  weifsgebleichte  Arvenleichen,  krüppel- 
hafte Lärchenreste  - — aber  kein  Krummholzgürtel  umschliefst  nach  oben 
den  niedergekämpften  Hochwald  und  auch  die  Alpenrosen -Sträucher 
breiten  sich  nicht  in  geschlossenen  Beständen  aus,  sondern  wachsen  ver- 
streut zwischen  den  von  den  Geifslerspitzen  abgestürzten  Blöcken. 

Die  ,, alpine“  Region  setzt  hier  ohne  Strauchgürtel  ein;  herrlich 
blumenreiche,  echt  alpine  Matten  treten  sofort  die  Herrschaft  an  und 
umrahmen  die  bei  2300  m erreichte  Franz-Schlüterhütte. 

Was  wir  hier  innerhalb  zweier  Tage  am  Kreuzkofeljoch,  Zendleser- 
kofel,  Sobutsch,  Peitlerkofel  und  am  dritten  Tage  beim  Übergang  über 
die  Wasserscharte  zur  Regensburger  Hütte  gesammelt  haben,  sei  in 
folgendem  formationsgemäfs  zusammengestellt. 

Um  diese  Zusammenstellung  pflanzengeographisch  wertvoller  zu  ge- 
stalten, habe  ich  durch  geeignete  Zeichen  und  Abkürzungen  folgende 
Daten  hinzugefügt:  • * 

1.  Die  Regionshöhen,  in  welche  die  Hauptverbreitung  der  Art 
fällt.  Ein  ausnahmsweises  Hinauf-  und  Hinabsteigen  findet  bei  vielen 
statt,  bleibt  aber  hier  unberücksichtigt. 

Es  bedeutet: 

e = Ebene;  be  = Bergregion;  va  = Voralpenregion  (bis  etwa 
1 900  m) ; 

ua  = unteralpine  Region  (infraalpine  Region  Drudes),  Region  der 
Alpensträucher  (sehr  lückenhaft  ausgebildet  und  durch  eine 
Blockhalden-Eormation  ersetzt,  bis  2200  m); 
ma  = mittelalpine  Region  (Region  zusammenhängender  Matten, 
bis  2500  m); 

ua  und  ma  ineinander  übergehend! 

oa  = oberalpine  Region  (bis  2900,  subnivale  Region),  Region  der 
Gesteinsfluren:  Fels  und  Schotter,  aufserdem  Pionierrasen 
(Grasbänder)  und  dauernde  Schneeflecke. 

Die  Nivalregion  (Pencks  Schnee-  und  Eisgebirge)  gelangt  in  diesem 
Exkursionsgebiet  nicht  zur  Entwickelung.  Trotzdem  zeigt  ein  Vorgesetzter 
* diejenigen  Pflanzen  an,  welche  bis  in  jene 'Region  Vordringen  können*), 
f = praealpin  (im  Sinne  Drudes). 

2.  Durch  Sperrdruck  sind  diejenigen  Pflanzen  hervorgehoben,  welche 
durch  die  ganze  Alpenkette  verbreitet  sind. 

3.  Bei  Pflanzen,  welche  nur  auf  gewisse  Alpengebiete  beschränkt 
sind,  bedeutet: 

Ca!  Kalk;  U!  Urgestein. 

C = Zentralalpen,  W = Westalpen,  O = Ostalpen,  S = Südalpen, 

N = Nordalpen. 

Beispiel:  Ca!  N,  S — nördliche  und  südliche  Kalkalpen. 

4.  Nach  dem  verdienstvollen  Vorgehen  von  Marie  Ch.  Jerosch  in 
„Geschichte  und  Herkunft  der  schweizerischen  Alpenflora“,  Leipzig  1903, 
habe  ich  die  geographische  Verbreitung  der  erwähnten  Pflanzen  berück- 
sichtigt und  durch  folgende  Abkürzungen  gekennzeichnet. 

*)  Vergl.  Heer,  O.:  Über  die  nivale  Flora  der  Schweiz,  und  Schröter,  C.:  Das 
Pflanzenleben  der  Alpen,  S.  612  u.  613. 


90 


1.  Arten  der  Ebene. 

u = Ubiquisten. 

II.  Arten,  welche  in  Nord-Asien  und  Arktis  fehlen. 

an  — alpin-nordeuropäisches  (skandinavisches)  Element, 
mea  = mitteleuropäisch-alpines  Element  (auf  Alpen  und  mittel- 
europäischen Hochgebirgen); 

a = alpines  Element  (auf  Alpen  und  benachbarten  Mittel- 
gebirgen); 

mi  = Mittelmeer- Element  (auf  Apennin  und  Balkan*)  inkl. 
Transsilvanien). 

III.  Arten,  welche  in  der  Arktis  Vorkommen. 

aa  = arktisch-altaisches  Element  (also  auch  im  Altai). 

ak  = arktisches  Element  (in  der  Arktis,  nicht  im  Altai). 

* 9 

IV.  Arten  im  Altai  (nicht  in  der  Arktis). 

at  = altaisches  Element  (mit  Steppenelementen  vom  niederen 
Altai). 

Mit  den  bishergenannten  Abkürzungen  versehen  mögen  nun  die  ge- 
sammelten Pflanzen,  in  Formationen  geordnet,  folgen: 

A.  Voralpen-Formationen. 

Die  Gehölzformationen  der  voralpinen  Region  habe  ich  in  dem  Ein- 
gänge dieser  Mitteilungen  geschildert. 

Es  waren  die  von  Engl  er  in  seinem  Schriftchen:  „Die  Pflanzen- 
Formationen  und  die  pflanzengeographische  Gliederung  der  Alpenkette“, 
1901,  charakterisierten  Formationen  des  Voralpen waldes,  des  Lärchen- 
waldes und  der  Arve.  Die  Formation  des  Sevenstrauches  (Juniperus 
Sabina ) habe  ich  nicht  gesehen,  ist  aber  nach  Ostermaiers  Mitteilungen  (1.  c.) 
im  östlichen  Teil  des  Gebietes  im  Campiltal  vorhanden.  Die  Formation 
der  „subalpinen  Weiden“  war  in  den  vom  Zenonbache  durchflossenen 
Mulden  recht  gut  entwickelt,  erschien  mir  aber  zu  wenig  ausgedehnt  und 
zu  wenig  charaktervoll,  um  den  Begriff  einer  „Formation“  zu  verdienen. 

Die  voralpine  Hochstaudenflur,  eine  reizvolle  Formation,  hat  von  mir 
bereits  die  gebührende  Würdigung  gefunden  (S.  88).  Sie  tritt  besonders  längs 
der  Bachläufe  auf  und  reicht  über  die  Waldgrenze  weit  in  die  alpinen 
Grasfluren  hinein,  ärmer  an  voralpinen,  aber  reicher  an  alpinen  Elementen 
werdend. 

Dort,  wo  der  Boden  nicht  so  tiefgründig,  trockner  und  vertorft  ist, 
treten  mattenähnliche  Grasfluren  auf,  die  sich  zungenartig  in  den  Vor- 
alpenwald* erstrecken,  nach  der  Baumgrenze  zu  einen  breiteren  Raum 
gewinnen  und  der  eigentlichen  alpinen  Milchkrautweide  ähnlich  werden. 

•*)  Ich  glaubte  dieses  Element  hier  um  so  eher  einfügen  zu  müssen,  als  gerade  die 
Südtiroler  Dolomiten  nach  der  Eiszeit  eine  Wiederbesiedelung  von  den  Illyrischen  Alpen 
über  die  Julischen  und  Karnischen  Alpen  erfahren  haben  dürften.  Gleichzeitig  liegt 
eine  Besiedelung  längs  des  Südrandes  der  Alpen  vom  ligurischen  Apennin  aus  im  Ge- 
biete der  Möglichkeit.  Die  Nähe  des  Tauern-Gebietes  bringt  selbstverständlich  in  die 
Dolomiten  auch  Pflanzenelemente  der  Zentralalpen.  Dieselben  haben  sich  besonders  auf 
dem  feuchtkühlen  Urgestein  erhalten,  welches  auch  das  Peitlermassiv  in  Form  von 
Gneis,  Ton-  und  Glimmerschiefer  umgibt  (vergl.  Zwergstrauch-Formation). 


91 


Hier  lösen  sich  dann  die  geschlossen  stehenden  Lärchen  und#Fichten 
in  einzelne  Bauminseln  auf,  und  dazwischen  findet  sich  eine  Halde 
gröfserer  und  kleinerer  Blöcke,  welche  auf  ihrem  Steinrücken  einer 
sonnigen,  xerophytischen  Vegetation  Platz  gewähren,  zwischen  sich  aber 
schatten-  und  feuchtigkeitsliebende  Pflanzen,  besonders  auch  die  Rhodo- 
dendron aufnehmen. 

Diese  Grenzformation  zwischen  subalpinem  und  alpinem  Charakter 
ersetzt  hier  den  eigentlichen  Krummholz-  und  Alpenrosen -Gürtel. 

Dort,  wo  gewachsener  Fels  zu  Tage  tritt,  und  Steilhänge  und  Schmal- 
bänder vorhanden  sind,  kommt  eine  der  Englerschen  Sesleria- Forma- 
tion entsprechende  Genossenschaft  zur  Ausbildung." 

In  folgendem  seien  die  Pflanzen-Elemente  einiger  der  genannten  For.- 
mationen  aufgeführt. 


1.  Voralpine  Grasfluren. 


u 

Agrostis  vulgaris  With. 

e-va 

aa 

Phleum  alpinum  L. 

va-ma 

aa 

*Poa  alpina  L. 

va-ma 

mea 

Calamagrostis  Halleriana  (var .mutica  Koch). 

be-va 

u 

Briza  media  L. 

e-ua 

u 

Carex  pallescens  L.  • 

e-va 

u 

Tofieldia  calyculata  Wahlenbg. 

be-va 

u 

Orchis  latifolia  L. 

e-va 

u 

Gymnadenia  odoratissima  Rieh. 

be-ua 

u 

G.  conopea  R.  Br. 

be-ua 

an 

Thesium  alpinum  L. 

be-ua 

a 

Silene  ( inflata  var.)  alpina  Thom. 

be-ua 

a 

S.  nutans  var.  livida  Willd. 

be-ua  S,  0 

auch  Dal 

aa 

Trollius  europaeus  L. 

be-ua 

u 

Anthyllis  vulneraria  (var.  alpestris  Hegetschw.). 

be-ua 

mea 

Trifolium  badium  Schreb. 

va-ua 

mea 

Polygala  alpestris  Rchb. 

va 

at 

* Gentiana  verna  L.*) 

ua-va 

mea 

G.  obtusifolia  Hoppe 

be-va 

mea 

Betonica  Alopecurus  L. 

be-va  C,  0 

mea 

Campanula  pusilla  Hnke. 

ua 

aa 

C.  Scheuchzeri  Vill. 

ua-ma 

u 

Pliyteuma  orbiculare  L. 

ua-ma 

mea 

Pli . Halleri  All. 

va-ua 

ak 

Galium  silvestre  var.  austriacum  Jacq. 

be-va  0 

a 

Bellidiastrum  Michelii  Cass.**) 

be-ua 

u 

Leucanthemum  vulgare  (v.  heterophyllum  Willd,).  be-va 

cl  . 

Centaurea  jacea  var.  nigrescens  Willd. 

be-va  Ca!  S 

Crepis  parviflora  Schleich. 

be  C,  0 

u 

Leontodon  hispidus  L. 

e-ma 

u 

Achillea  millef olium  (var.  s.  alpestris  Koch).’ 

e-va 

mea 

Homogyne  alpina  Cass. 

va 

*)  Nach  Schröter  aber  auch  Skandinavien  und  Nordasien 
**)  An  felsigeren  Stellen. 


92 


mea  JPieracium  v illos  um  L.  (var.  calvifolium). 

mea  *H.  alpinum  L. 

mea  H.  staticifolium  Vill. 

u Botrychium  Lunaria  L. 
u Aspidium  Lonchitis  Sw. 


va-ma 

ua-va 

va  ligur. 

Apennin 

va 

va 


Feuchte,  quellige  Stellen  (Übergang  zur  Hochstauden- Flur), 
a Car  ex  claviformis  Hoppe  ( glauca  nahestehend),  va  0 


an  C.  Davalliana  Smith  e-va 

aa  C.  capillaris  L.  * va-ma 

ak  Juncus  adpinus  Vill.  be-va 

aa  Thalidrum  alpinum  L.  va-ma  W,  0 

aa  Epilobium  alsinefolium  Vill.  be-ma 

u Chaerophyllum  hirsutum  L.  be-va 

aa  Primula  farinosah.  be-va 

aa  Bartschia  alpina  L.  va 


mea  Senecio  cordifolius  Gouan  = S.  alpinus  Scop.  be-va 


Von  Ostermaier  (1.  c.)  sind  aufgefunden  und  gehören  wohl  hierher: 


mea 

*Agrostis  alpina  Scop. 

va-ma 

an 

Alchemilla  alpina  L. 

va 

mea 

Crepis  incarnata  Wulf. 

va 

aa 

Erigeron  alpinus  L. 

va 

mea 

Gentiana  utriculosa  L. 

va 

aa 

Polygonun  viviparum  L. 

va-ma 

mea 

Willemetia  stipitata  Jacq. 

va-ua  C,  0 

2.  Voralpine  Geröll-  und  Blockhalde. 
Vergl.  S.  91. 


1)  fj.  und 

aa  * Juniperus  nana  W. 
mea  Rhododendron  hirsutum  L. 
mea  Rh.  ferrugineum  L. 
aa  Ar cto staphylo s alpina  Spr. 
aa  A.  uva  ursi  Spr. 
u *Yaccinium  uliginosum  L. 
a Daphne  striata  Tratt. 
mi  f Polygala  Chamaebuxus  L. 


rni  f Globularia  cordifolia  L. 

mea  Rosa  alpina  L. 

(mea)  Sorbus  aucuparia  var.  alpestris 
aa  * Salix  reticulata  L. 
mi  f Erica  carnea  L.*) 

2)  %: 

aa  Car  ex  nigra  All. 
mea  Atragene  alpina  L. 


va-ua 
va-ua  C,  0 
va-ua  C 
va-ua 
be-ua 
e-oa 

va-ua  W,  0 
be-ua  Balk.- 
Apenn. 
be-ua  Balk.- 
ligur.  Ap. 
be-ua 
be-va 
ua-oa 
va 

ua 

va-ua  disjunkt 


*)  Nach  Jeroscli  mea;  nach  Christ  wahrscheinlich  „afrikanischen“  Ursprungs. 


93 


an  Draba  aizoides  L, 
mea  \Biscutella  laevigata  L. 

mi  f Kerner a saxatilis  Rchb. 

mi  f Erysimum  Cheiranthus  Pers. 
ak *  * Saxifraga  Aizoon  var.  brevifolia  Sternb. 
mea  S.  atropurpurea  Sternb. 
u Antennaria  dioica  L. 
ak  Woodsia  glabella  Hitcb.*) 
mea  Cystopteris  alpina  Wulf, 
u Asplenium  viride  Huds. 

An  feuchten,  schattigen  Stellen: 
mea  *Cardamine  resedifolia  L. 
ak  Selaginella  spinulosa  A.  Br. 
ak  Saxifraga  atrorubeus  Bertol. 


va-ea 

va-ua  Mittel- 
meergeb, 
va-ua  Balkan, 
Ital. 
va  S,  0 

ua-oa 
va  0 

be-ma 
va-ua  0 
va-ua 
be 


va-oa 


va 

va?  0 


Von  Ostermaier  (1.  c.)  angegeben  und  wohl  hierher  gehörig: 
mea  Arabis  pumila  Jacq. 

mi  Saponaria  ocimoides  L. 
mea  *Sempervivum  montanum  L. 


va-ua 

ua 

va-oa 


Anhang:  2a.  Voralpine  Steilwände 
Diese  interessante  Genossenschaft 
spätere  Blaugras -Formation  ergänzen, 
mi  -\Silene  Saxifraga  L. 

mi  f Potentilla  caulescens  L. 

mi?f Rhamnus  pumila  L.**) 

mi  Calamintha  alpina  Lam. 

mi  fTeucrium  montanum  L. 
an  Euphrasia  salisburgensis  Funk, 
a Phyteuma  comosum  L.***) 
mea  Artemisia  nitida  Bertol. 
mea  Senecio  abrotanifolius  L. 


im  Langental  bei  Wolkenstein, 
soll  die  vorhergehende  und  die 

he  Ca!  S 
Balkan, 
Apennin 
be-vaCa!  N,  S 
Balk.Jt., 
NAfr. 

be-vaCa!  N,  S 
Apenn. 
be-vaN-Afr. 
Or. 

be-va  Balkan 
va  Ca!  N,  S 
be  Ca!  S 
va  Ca!  S 
va-maC,  0 > 


3.  Voralpine  Hochstaudenflur  (zu  S.  88). 
mea  Ranuncu  lus  montanus  Willd.  * be-maBalk., 

Kauk. 

*)  In  den  Dolomiten  isoliert!  Sonstige  Verbreitung:  Spitzbergen,  subarkt.  Europa, 
Perm,  Nordasien,  kaltes  Nordamerika. 

**)  Nach  Christ:  „Pflanzenleben  der  Schweiz“  ist  diese  Pflanze  ein  endemisch-alpines, 
weit  nach  Westen  und  Süden  ausstrahlendes  Element.  Sie  steigt  nach  Schröter  (S.  203) 
hoch  in  die  Alpenregion. 

***)  Von  Ostermaier  (1.  c.)  angegeben  am  Rueffenberg-  Caserill. 


94 


u 

Aconitum  Napellus  (var.  Tauricum ) L. 

be-ma 

mea 

Geum  montanum  L. 

va-ma  Balk. 

u 

Geranium  silv aticum  L. 

be-va 

aa 

Fedicularis  verticillata  L. 

va-oa  Balk., 
Kauk. 

mea 

Gentiana  punctata  L. 

va-ua  0,  Balk. 

a 

Cirsium  spinosissimum  Scop. 

va-ma 

u 

Arnica  montana  L. 

be-va 

u 

Crepis  paludosa  Much. 

be-va 

4.  Voralpine  bis  alpine  Blaugras- Halde  (Sesleria- Formation). 


an  -\8esleria  coerulea  L. 
mi  *Festuca  violacea  Gaudin. 


aa  Carex  ferruginea  Scop. 
aa  Hedy sarum  obscurum  L. 
u jHippocrepis  comosa  L. 
aa  Astragalus  alpinus  L. 

mi  Onobrychis  montana  DC. 
mi  f Leontodon  incanus  Schrk. 
aa  Aster  alpinus  L. 


be-oaCa!  N,  S 
va-oa  Balk., 
Ital., 

Kl. -Asien 
va-ma 
ua-ma 
be-ma 

va-ma  Südost- 
Europ. 

be-ma 

va  Cal  N,  S 
va-ma 


B.  Alpine  Formationen. 

Schon  ein  Blick  auf  die  baumlose  alpine  Region  der  Dolomiten  läfst 
erkennen,  welche  Formationen  hier  zu  erwarten  sind. 

Überall  grüne  Matten,  die  sich  an  den  Felszinnen  hoch  emporziehen. 
Dazwischen  breite  Schuttströme,  mit  Pionierrasen  und  Kräuterinseln  besetzt. 
Hie  und  da  deutet  ein  Braungrün  in  flachen  Mulden  auf  artenarme  Grün- 
moore, aus  denen  eine  trübe  Lache  emporblinkt.  An  den  im  Schatten 
gelegenen,  spät  auftauenden  Nordhängen  flacher  Sättel  verrät  ein  braun- 
stichiges Dunkelgrün  die  Zwergstrauchformation.  Und  über  dem  allen  ragen, 
in  der  Beleuchtung  zauberhaft  wechselnd,  die  nackten  Felsen,  nur  spärlich 
von  vegetationsgrünen  Simsen  unterbrochen. 


5.  Alpine  Grasmatte. 

Dieselbe  deckt  sich  zum  Teil  mit  Englers  Milchkrautweide  und  herrscht 
in  der  unteren  und  mittelalpinen  Region. 


aa 

Poa  alpina  L.  (ß  frigida) 

be-ua 

aa 

Festuca  rubra  L. 

e-ma 

aa 

Carex  atrata  L. 

ua 

an 

Nigritella  nigra  Rchb. 

ua  ( 

N.  nigra  var.  flava*) 

mea 

Anemone  baldensis  L. 

ua-ma 

mea 

Geum  montanum  L. 

ua 

*)  Von  mir  nur  ein  einziges  prachtvoll  hellgelbes  Exemplar  aufgefunden.  Dieser 
Fund  deckt  sich  wohl  mit  der  oberhalb  Sitten,  ferner  bei  Göschenen,  Zermatt,  Avers 
beobachteten  var.  flava  Jaccard. 


95 


mi 

Trifolium  noricum  Wulf. 

ua-oa  Ca!  S,  0 
Südöstl. 
Europa 

mea 

Athamanta  cretensis  L. 

ma 

a 

*Gentiana  nivalis  L. 

ua-oa 

a (mi?) 

G.%a caujlis  L. 

ua  CalKarp. 
Balk.,  App. 

a (mi?) 

G.  CXusii  Perr.  Song. 

ua  Schiefer! 

Karp.,  Balk. 

a (mi?) 

Primula  longiflora  L.  ■ 

ua-ma  disjunkt 
W,  0 

Karp.,  Balk. 

mea 

Pedicularis  rostrata  L.  = Jacquini  Koch. 

ua  0! 

mea 

P.  rosea  Wulf. 

ua-ma  disi  unkt 
W,  0 

a 

Euphrasia  picta  Wimmer 

ua 

£L 

Phinanthus  aristatus  Celak. 

= angustifolius  Gmel. 

ua  U! 

aa 

*Veronica  alpina  L. 

ua-oa 

aa 

V.  fructicans  Jacq. 

ua-oa 

mea 

Horminum  pyrenaicum  L. 

be-va  disjunkt 
C,  0 

mea 

Scabiosa  lucida  Vill. 

ua-ma 

aa 

Saussurea  alpina  DC. 

ua-oa 

aa 

Erigeron  neglectus  Kern. 

ua-ma 

mi 

Achillea  Clavennae  L. 

ua  Ca!  N,  S 
Balk. 

mea 

Crepis  aurea  Cass. 

ua 

mi 

Scorzonera  aristata  Ramb. 

va-maO,Balk., 

Ital. 

a 

Hypochoeris  uniflora  Vill. 

va-ma 

mea 

Hieracium  villosum  L. 

va-oa 

mea 

H.  glaciale  Lachen. 

ua-ma  0 

Hierher  auch  die  von  Ostermaier  angegebenen: 


mea 

Hieracium  Schraderi  Schleich. 

ma 

und 

0,  Tirol 
Tauern 

a 

II.  Hoppeanum  Schult. 

ma 

C,0 

mea 

Pedicularis  tuberosa  L. 

ua 

mea 

P.  recutita  L. 

P.  erubescens  Kern.  (=  rostrata  x tuberosa). 

ua 

mea 

Ranunculus  Thora  L. 

ua 

C,  0 

a 

R.  Phtora  Crtz. 

ua 

0 

6.  Alpine  Lachen  und  Moore. 

Diese  Formation  tritt  in  dem  höheren  Teil  der  Kalkalpen  sehr  zurück 
und  findet  sich  nahe  der  Franz-Schlüterhütte  besonders  in  muldenförmigen 
Vertiefungen  an  den  Osthängen  des  Peitlerkofels. 

Nach  Eriophorum  Scheuchten  und  Trichophorum  alpinum  wurde  ver- 
geblich gesucht,  während  letzteres  auf  der  benachbarten  Seiser-Alp  häufig  ist. 

* 


96 


aa 

Carex  capillaris  L. 

va-oa 

u 

C.  Oederi  Ehrh. 

va-ua 

ak 

Scirpus  caespitosus  L. 

be-ma 

aa 

Junens  triglumis  L. 

ua-oa 

ak 

Kobresia  caricina  W. 

ua-ma 

7.  Zwergstrauch -Formation 

(Englers  Formation  der  Zwergazalea  und  Mutternwiese). 

Sie  ist  besonders  entwickelt  auf  einer  Urgesteinschicht  (Tonschiefer) 
in  der  Nähe  des  Kreuzkofeljoches  (2400  m).  Ein  feuchter,  kalter  Unter- 
grund , einesteils  durch  die  wasserhaltenden  Schieferfugen,  anderenteils 
durch  späte  Schneeschmelze,  läfst  eine  reiche  Humusschicht  aus  Horst- 
und  Polsterbildnern  zu. 

Die  Feuchtigkeit  findet  Ableitung  in  eine  flache  Mulde,  die  sich  gegen 
die  Hütte  hinzieht  und  gibt  dort  Gelegenheit  zur  Entwickelung  einer 
alpinen  Schneetälchen-  und  Hochstaudenflur. 


1.  Holzgewächse: 

aa  Loiseleuria  procumbens  Desv.  ma 

aa  Dryas  octopetala  L.  ma 

at  * Salix  retnsa  L.  ma 

aa  *S.  herbacea  L.  ua-oa 

aa  *S.  reticulata  L.  ua-oa 

mea  Veronica  fruticulosa  L.  ua 

2.  Grasartige: 

at  *Avena  versicolor  Vill.  ma 

mea  *Sesleria  disticha  Pers.  ma  C 

aa  *Juncus  trifidus  L.  ma 

mea  *J.  Jacquinii  L.  oa 

aa  *Luzula  spadicea  DC.  ma 

aa  L.  spicata  DC.  ma 

3.  Kräuter: 

ak  *Pot entilla  aurea  L.  ua 

mea  Anemone  alpina  var.  sulfurea  L.  va-ua 

a Alsine  Ger ar di  Wahlbg.  (alpine  Form  der  vernd)  ua  Ca!  N,  S 
ak  Arenaria  ciliata  L.  ma  Ca! 

mea  Ligusticum  Mutellina  (L.)  Crtz.  ua 

mea  ’* Primula  minima  L.  ua-oa  0 

mea  * Phyteuma  hemisphaerium  L.  ma 

ak  *Gnaphalium  carpaticum  Wahlbg.  ma-oa 

an  Campanula  barbata  L.  va-ma 

aa  *0.  Scheuchzeri  Vill.  ma 

mea  *Veronica  bellidioides  L,  ua-oa 

ma  * Senecio  incanus  L.  oa 

a Achillea  oxyloba  F.  Schult.  ma  0 


Hierher  wohl  auch  die  von  Ostermaier  (1.  c.)  angegebenen,  auf  Ur- 
gestein (U!)  vorkommenden: 


97 


ak 

Gnaphalium  norvegicum  Gunn. 

va-ua 

a 

* Phyteuma  humile  Schleich. 

ma  W,  0 

mea 

Soldanella  pusilla  Baumg.  # 

ua 

a 

Sempervivum  Wiäfeni  Hoppe 

ua-ma  W,  0 

an 

* Anemone  vernalis  L. 

ua-oa 

aa 

Astragalus  alpinus  L. 

ua-ma*) 

aa 

Phaca  frigida  L. 

ua 

8. 

Alpine  bis  hochalpine  Seggenmatten  und  begraste  Felsbänder 
(Englers  Seggenformationen  und  Borstgras -Wiese  z.  T.). 

Sie  finden  sich  an  den  steileren  Hängen  zwischen 

2400  und  2700  m. 

mea 

Carex  firma  Host 

ua-oa  Ca! 

ak 

Chamaeorchis  alpina  Rieh. 

va-ua 

a 

Tofieldia  calycidata  var.  glacialis  Rchb. 

ua-ma 

mea 

Oxytropis  montana  DC. 

ua-ma  Ca!  S 

an 

Helianthemum  alpestre  Rchb. 

be-maCa!  N,  S 
Karp  , ßalk., 
Kl.-As. 

mea 

*Androsace  obtusif olia  All. 

ua-oa 

a 

Gentiana  imbricata  Fröl. 

ua-oa  0 

mea 

G.  prostrata  Hke. 

ua-oa  0 

a 

G.  nana  Wulf.**) 

ua-oa  0 

aa 

*6r.  tenella  Rottb. 

ua-oa 

mea 

Armer ia  alpina  W. 

be-maCa!  S 

a 

Valeriana  saxatilis  L. 

va-ua  C,  0 

mi 

Calamintha  alpina  Lam. 

be-maN,  Afr. 
Or. 

a 

Paeder ota  Bonarota  L. 

be-ma 

a 

Phyteuma  Sieberi  Spreng. 

va-maCa!  S,0 
Dolomiten 

mea 

Senecio  Doronicum  L. 

ua-ma 

mea 

Centaurea  plumosa  Lam.***)  ■=  nervüsa  W. 

ua-va 

at 

*Leont.op odium  alpinum  L. 

ma-oaCa!  N,  S 

Hierher  wohl  auch  die  von  Ostermaier  (1.  c.)  angegebenen: 

mea 

Phyteuma  pauciflorum  L. 

va-oa 

aa 

Androsace  chamaejasme  Host 

va-ma 

aa  *Potentilla  Crantzii  G.  Beck 

9.  Alpine  Gesteinsfluren. 

Gräser : 

ma-oa 

aa 

Ply  na  spie  ata  Schrad. 

ma 

a 

Sesleria  sphaerocephala  And. 

ma  Ca!  S 

a 

*$.  ovata  Kern. 

ma  C,  0 

mea 

*Agrostis  rupestris  All. 

ma 

aa 

Poa  alpina  L. 

ma 

*)  Nach  Schröter  (1.  c.  S.  372)  von  Salzburg  westwärts! 
**)  Nach  Wettstein  auch  Himalaya- Tibet. 

***)  Schwerpunkt  im  S.  Osten. 


98 


2.  Kräuter: 


a)  Felspflanzen. 

1.  Flachpolster. 

aa 

*Silene  acaulis* L. 

ma-oa 

2..  Kugelpolster. 

- 

mea 

*Cherleria  sedoides  L. 

ma-oa 

mea 

Saxifraga  caesia  L. 

ua-ma  0! 

Apenn. 

3.  Rosettenpflanzen. 

mea 

* Draba  tomxntosa  Wahlbg. 

ma  C,  0 

a 

D.  Sauteri  Hoppe 

ma  0,  ende- 

misch 

mea 

* S'empervivum  arachnoideum  L. 

C,S 

a 

Potentüla  nitida  L. 

ma-oaCa!  S 

a Kernera alpina Prantl. — Rliizobotrya  alpina Tausch  ua-m  Dolo- 
miten! 

b)  Schotterpflanzen. 

1.  Schuttstrecker. 

Diese  arbeiten  sich  durch  den  lockeren  Schutt  mittels  Streckens 
aufrechter  Organe. 

aa  *Oxyria  digyna  Hill.  va-oa 

mea  Sedum  atratum  L.  ua-ma 


2.  Schuttwanderer. 

Sie  senden  aus  dem  Wurzelhals  Triebe  über  die  Schuttdecke  und 
bilden  dort  Blätter  und  Blüten. 

mea  *Thlaspi  rotundifolium  Gaud.  ma-oa 

at?  Moehringia  polygono'ides  Mert.  et  Koch  ma 


3.  Schuttdecker. 

Sie  bilden  niedere  Rasen  aus  niederliegenden,  wurzelnden  Zweigen,  die 
blütentragenden  Zweige  kurz  aufrecht  (Rasen -Inseln). 

aa  * Saxifraga  oppositifolia  L.  ua-oa 

mea  G-ypsophila  repens  L.  va-ma 


4.  Schuttüberkriecher. 


Sie  liegen  mit  schlaffen,  beblätterten  Achsen 
bilden  Übergänge  zu  den  Schuttstreckern, 
ak  *Arabis  alpina  L. 
mea  *Linaria  alpina  L. 
an  * Cerastium  uniflorum  Murith. 
subacaule  f.  glandulifera. 


auf  dem  Schutt  und 

va-oa 

va-oa 

ma 


5.  Schuttstauer. 

Sie  bilden  Horste,  welche  den  beweglichen  Felsdetritus  stauen, 
a ■* Hutchinsia  brevicaulis  R.  Br.  oa  W,  0 

an  *ZT.  alpina  Glaab.  ma 


99 


mea 

*Saxifraga  aphylla  Sternb. 

ma  C,  0 

an 

*S,  androsacea  L. 

va-oa 

mea 

S.  muscoides  Wulf. 

va-ma 

a 

S.  sedoides  L. 

ua-ma  0 

mea 

mea 

mea 

*Alsine  recurva  ? Wahlb. 

*Papaver  pyrenaicum  Heg.  et  Heer 

Crepis  Jacquini  Tausch 

Dolomiten 

va-ma  0 

at 

Saussurea  discolor  DC. 

ma  Ca!  S 

mea 

Leontodon  Taraxaci  Loisel. 

va-oa 

Hierher  wohl  auch  die  von  Ostermaier  angegebene  Rosettenpflanze: 
alt  * Praha  carinthiaca  Hoppe  ma 


Formation  der  Schneetälchen  und  Schmelzwässer. 

Diese  Formation  ist  abhängig  von  einer  gewissen  spätsommerlichen 
Feuchtigkeit.  Sie  findet  sich  überall  da,  wo  an  Nordhängen  oder  in 
schattigen  Runsen  sich  Schneemassen  bis  zum  Sommer  erhalten  konnten 
und  ist  deshalb  in  der  oberalpinen  Region  in  der  Nähe  abschmelzender 
Schneeflächen,  in  der  mittel-  und  unteralpinen  auf  schattigen,  flachmuldigen 


Matten  der  Nordhänge  zu  finden, 
mea  Ranunculus  alpestris  L.  ua-ma 

mea  R.  pyrenaeus  L.  ua-ma 

mea  Arabis  pumila  Jacq.  va-ua 

mea  A.  coerulea  Hke.  ua-oa 

aa  Viola  biflora  L.  be-oa 

aa  Epilobium  alsinefolium  Vill.  be-ua 

a '*G  entiana  bavarica  var.  imbricata  Schl.  ua-oa 

at  Veronica  aphylla  L.  ua-oa 

aa  *V.  alpin a L.  ua-oa 

aa  Pedicularis  verticillata  L.  ua-ao 

ak  * Leontodon  pyrenaicus  Gouan  ua-oa 

aa  Homogyne  discolor  Cass.  ua  0 

ak  *Gnaphalium  supinum  L.  ua-oa 

aa  *Erigeron  uniflorus  L.  ua-oa 

Hierher  auch  die  von  Ostermaier  (1.  c.)  angegebenen: 

aa  *Saxifraga  androsacea  L.  va-oa 

mea  Soldanella  alpina  L.  va-ma 


Als  Anhang  möge  hier  noch  folgen,  nicht  als  Formation  (subnivaler 
Fels),  sondern  infolge  des  Interesses,  welches  jeder  Hochgipfelflora  entgegen- 
zubringen ist: 

Gipfelflora  des  Peitlerkofels  (2877  m) 

a Sesleria  sphaerocephala  Ard. 
mea  * Car  ex  curvula  All. 
mea  *C.firma  Host 

a * Salix  retusa  var.  serpyllifolia  Scop. 
ak  * Silene . acanlis  L. 
a *Cerastium  uniflorum  Murr. 


ma-oaCa!  S 

ma-oa 

ma-oaCa! 

ma-oa 

ma-oa 

ua-oa 


100 


a Draba  Sauteri  Hoppe 

mea  *Cherleria  sedoides  L. 

a Papaver  pyrenaicum  Heg.  und  Her. 
mea  *Hutchinsia  brevicaulis  Hoppe 
a *Potentilla  nitida  L. 
mea  * Saxifraga  aphylla  Sternbg. 


oa  0 

endemisch! 

ua-oa 

ua-oa  Ca!  C,  S 
ma-oa 
ua-oa  Ca!  S 
ua-oa  C,  0 


Am  Schlufs  kann  ich  mir  nicht  versagen,  eine  übersichtliche  Zusammen- 
stellung der  Gesamtresultate  zu  geben  und  daraus  einige  wohl  zulässige 
Schlüsse  zu  ziehen. 

In  Anteil -Prozenten. 


Formationen 

Gesamt- 

Arten 

Ubiquisten 

mitteleurop.- 

alpin 

alpine 

Elemente 

alpin- 

nordeurop. 

arktisch- 

altaisch 

arktisch 

altaisch 

Mittelmeer- 

Elemente 

durch  die 

Alpenkette 

östl.  und 

sftdl.  Alpen 

nival 

praealpin 

Grasfluren  (mittelfeucht). 

ö 

Grasflur 

44 

33 

31 

12 

3 

14 

3 

1 

2 

84 

16 

9 

-J| 

© 

Hochstaudenflur  . 

9 

40 

40 

10 

■— 

10 

— 

.;-||| 

88 

22 

— 

-g 

.2 

Grasmatte  .... 

33 

E$SS 

42 

22 

3 

21 

3 

10 

67 

33 

7 

— 

S < 

Seggenmatte  . . . 

21 

— 

38 

29 

5 

13 

5 

5 

5 

62 

38 

20 

— 

Gesteinsfluren  (trocken). 


Blaugrashalde  . . 

9 

11 

— 

— 

11 

45 

' — . 

33 

22 

78 

H 

30 

’Ph 

Ü * 

Blockhalde  h . . . 

30 

10 

36 

4 

3 

17 

13 

— 

17 

71 

29 

17 

20 

Steilwände  .... 

9 

— 

22 

11 

11 

— 

— 

— 

56 

100 

— 

11 

40 

Ö 

Gesteinsfluren  . . 

34 

48 

20 

9 

15 

6 , 

6 

% 

70 

30 

56 

M 

5] 

| Gipfelflora  .... 

12 

— 

42 

50 

— 

•—  : 

8 

— 

— 

67 

33 

75 

Feuchte  und  kühle  Formationen. 


feucht 

voralpin 

Grasflur  (Grünmoor) 

10 

10 

10 

10 

10 

30 

10 

— 

Pk 

80 

20 

— 

-M 

Lachen  und  Moore  . 

5 

20 

. — 

Ha 

40 

40 

-J| 

— 

100 

— 

— 

— 

3-| 

Z wergstrauchform. 

32 

— - 

31 

13 

6 

31 

13 

6 

90 

10 

56 

— 

:pf  ft  ( 
^ o3 

Schneetälchen  . . 

16 

— 

32 

12 

— 

38 

12 

6 

g- 

100 

43 

101 


Ich  bin  mir  beim  Ableiten  der  Resultate  aus  dieser  Zusammenstellung 
wohl  bewufst,  dafs  diese  floristische  Studie  bei  der  Kürze  der  Sammelzeit, 
bei  der  Kleinheit  des  Gebietes,  bei  der  vorgeschrittenen  Jahreszeit  (Fehlen 
der  Frühjahrspflanzen),  vor  allem  auch  bei  der  bedingten  Berücksichtigung 
der  teils  abgeblühten  Gräser  und  Seggen,  nur  lückenhaft  sein  kann. 
Trotzdem  erscheinen  mir  einige  Resultate  nicht  ohne  Wert  und  eröffnen 
einige  Gesichtspunkte  für  die  Abgrenzung  der  Formationen  nach 
geographischen  Elementen. 

Eine  Pflanze  wird  im  allgemeinen  möglichst  diejenige 
Formation  besiedeln,  deren  oekologische  Faktoren  ihrem  geo- 
graphischen Verbreitungsareal  nahe  kommen. 

Es  müssen  sich  deshalb  interessante  Beziehungen  zwischen  Formation 
und  Areal  auffinden  lassen. 

Bei  den  von  M.  Jerosch  berücksichtigten  420  Phanerogamen  der 
schweizerischen  Flora  fanden  sich  folgende  Prozentzahlen  für  die  einzelnen 
geographischen  Elemente: 

Ubiquisten  7,4%,  mitteleuropäisch -alpin  37,6  %,  Alpenelement 
15,4%,  alpin -nordeuropäisches  Element  4,3  %,  arktisch- altaisches 
Element  22,5%,  arktisches  Element  8,2 %,  altaisches  Element  4,8 %. 

Daraus  ergibt  sich  für  die  Betrachtung  unserer  Resultate,  dafs  das 
mitteleuropäisch-alpine  Element,  als  das  häufigste,  auch  bei  unserem 
Gebiete  den  gröfsten  Raum  einnehmen  wird  und  für  unsere  Betrachtungen 
von  wenig  Belang  ist. 

Die  angeführten  Formationen:  Hochstaudenflur,  Blaugrashalde,  sub- 
alpine Steilwände  und  Lachen  und  Moore  sind  so  lückenhaft,  dafs  bei 
ihnen  auf  die  gewonnenen  Zahlen  nur  geringes  Gewicht  zu  legen  ist;  trotz- 
dem sind  auch  diese  Zahlen  nicht  ohne  Bedeutung. 

Unter  diesen  Gesichtspunkten  dürfen  wir  (für  unser  Exkursionsgebiet) 
folgende  Sätze  ableiten: 

1.  Das  Ubiquisten-Element  findet  sich  nur  in  den  voralpinen 
Formationen. 

2.  Das  alpine  Element  häuft  sich  in  den  alpinen  Formationen 
und  erscheint  am  reichsten  in  den  hochalpinen  Seggenmatten 
und  der  Gipfelflora. 

3.  Das  arktisch-altaische  Element  häuft  sich  in  den  mittel- 
feuchten Grasfluren,  tritt  zurück  an  den  sonnigen  Felsen  und 
erreicht  die  höchsten  Zahlen  in  den  feucht- kühlen  Forma- 
tionen. 

4.  Für  das  arktische  Element  gelten,  wenn  auch  nicht  so  aus- 
gesprochen, ähnliche  Verhältnisse. 

5.  Das  Altai-Element  tritt  in  den  voralpinen  Formationen  sehr  zurück. 

6.  Das  Mittelmeer-Element  ist  in  den  feucht-kühlen  Formationen 
nicht  vertreten,  es  erreicht  seine  höchste  Entwickelung  in  den 
voralpinen  Gesteinsfluren,  ist  noch  vorhanden  in  den  alpinen 
Grasmatten  und  fehlt  gänzlich  auf  den  alpinen  Felsfluren. 

Damit  hängt  logisch  zusammen  die  Verteilung  östlicher  und  südlicher 
Alpenpflanzen  in  den  Formationen: 

7.  Die  Pflanzen  mit  süd-  und  ostalpiner  Verbreitung  sind  in 
den  feucht-kühlen  Formationen  selten  und  häufen  sich  in  den 
voralpinen  Gesteinsfluren  und  alpinen  Matten. 


102 


8.  Die  voralpinen  Formationen  und  die  alpine  Grasmatte 
senden  nur  wenig  Arten  in  die  Nivalregion.  Dagegen  sind 
die  alpine  Gesteinsflur,  sowie  die  kühlen  Formationen  am 
Aufbau  der  Nivalflora  besonders  beteiligt. 

9.  Die  „präalpinen“  Elemente  sind  beschränkt  auf  die  vor- 
alpinen Gesteinsfluren. 

Ich  glaube,  mit  den  hier  niedergelegten  Schlüssen  nicht  zu  weit 
gegangen  zu  sein  und  möchte  nur  wünschen,  dafs  ich  noch  reichlicheres 
Material  hätte  verarbeiten  können. 

Bei  Zusammenstellung  dieser  Arbeit  ist  mir  so  recht  zum  Bewufstsein 
gekommen,  welch  grofse  Lücken  in  der  Durchforschung  der  Alpenflora 
noch  bestehen,  zumal  in  der  „formationsgemäfsen“  Darstellung  der- 
selben*). Besonders  fühlbare  Lücken  zeigt  trotz  der  häufigen  Besteigungen 
die  hochalpine  Flora  — und  gerade  die  Pflanzen  dieser  Region  er- 
scheinen mir  von  hoher  Bedeutung  für  die  Wiederbesiedelung  der  Alpen 
nach  dem  Schwinden  der  eiszeitlichen  Vergletscherungen.  Darf  man  doch 
annehmen,  dafs  die  noch  heute  bis  in  die  Nivalregion  vordringenden  Ge- 
wächse befähigt  waren,  an  eisfreien  Graten  und  schneefreien  Steilhängen 
der  vernichtenden  Wirkung  der  Eiszeit  zu  trotzen.  Sie  werden  hier 
Refugien  im  Kleinen  gebildet  haben,  wie  sie  die  warmen  Hänge  der  Süd- 
und  Ostalpen  und  der  Gran  Paradiso  dereinst  im  Grofsen  zeigten. 

Alle  diejenigen,  welche,  mit  Mut,  Ausdauer  und  Kraft  ausgerüstet,  einen 
„Viertausender“  nicht  scheuen,  können  an  der  botanischen  Durchforschung 
der  Nivalregion  mitarbeiten.  Dies  sei  besonders  den  Mitgliedern  alpiner 
Vereine  zugerufen!  Wie  schnell  ist  vom  Felsgrat,  von  steiler  Wand,  vom 
Moränenschotter  ein  Pflänzlein  gelöst  und  in  der  Joppentasche  geborgen; 
wie  leicht  ist  diese  Beute  als  „Muster  ohne  Wert“-Packet  mit  Angabe  des 
Ortes  und  der  ungefähren  Höhenlage  einem  Kundigen  zugesendet! 

Möchte  dieser  Ruf  bei  allen  bergfrohen  Mitgliedern  auch  unseres 
Vereines  nicht  unbeachtet  verhallen! 


*)  Vorbildlich  erscheint  mir  in  letzterer  Beziehung  für  eng  umschriebene  Gebiete 
G.  Beck:  Flora  vom  Herrnstein  in  Niederösterreich. 


X.  Graphische  Bestimmung  der  Achsen 
des  schielen  elliptischen  Kegels. 

Von  J.  Ph.  Weinmeister. 

Mit  3 Abbildungen. 


Im  folgenden  soll  die  Aufgabe  der  Achsenbestimmung  zunächst 
analytisch  gelöst  und  dann  das  Ergebnis  geometrisch  gedeutet  werden. 
Die  Basisellipse  (Mittelpunkt  0)  habe  die  Halbachsen  a , &,  die  auf  das 
Achsensystem  der  Ellipse  bezogenen  Koordinaten  des  Höhenfufspunktes 
H seien  p,  q (beide  positiv);  endlich  sei  die  Höhe  8 II  = h.  Sind  nun 
Pv  P2,  P3  die  gesuchten  Spurpunkte  der  Kegelachsen  in  der  Basisebene,  so 
hat  das  Dreieck  P1  P2  P3  den  Punkt  H zum  Höhenschnittpunkt,  und  es  ist  das 
Produkt  aus  den  Abschnitten  einer  jeden  Höhe  = li2.  Man  kann  daher 
auch  sagen,  dafs  P1 P2  P3  ein  Polardreieck  des  Kreises  um  H mit  dem 
Radius  hi  sei.  Da  es  aber  aufserdem  ein  Polardreieck  der  Basisellipse 
ist,  so  kann  man  die  Aufgabe  in  folgender  Fassung  auf  die  Ebene  über- 
tragen : 

Es  soll  das  gemeinsame  Polardreieck  der  Kurven  mit  den 
Gleichungen 

(x  — pf  -j-  (y  — q )2  -\-  h2  = 0 un  d x2b 2 + y2a2  — a2b2 '=  0 
gesucht  werden. 

Die  Koordinaten  des  einen  Punktes  P seien  x\  y\  Dann  müssen 
folgende  Gleichungen  identisch  sein: 


(1) 


* (*'  — p)  + y W — i)  =p%'  + iy'  —f  — r — w 

xxf  b 2 + yyf  a1  = a2b 2, 


oder  die  Werte  x\  yf  müssen  folgende  Gleichungen  befriedigen: 


x — p y — q px  - f-  qy  — p2  — q2  — h2 

xb2  ya2  a2b2 


Eliminiert  man  y , so  erhält  man  für  x die  kubische  Gleichung: 

/ox  x3e2p  — x2  \a2e 2 + p2  (a2  + e2)  -f-  q2  (b2  -f-  e2)  h2e 2] 

^ + oca2p  ( a 2 + e2  + p2  -f-  q2  + h2)  — alp2  ==  0. 

Dies  wäre  die  analytische  Lösung  der  Aufgabe.  Um  nun  die 
Punkte  Pj  P2  P3  durch  Zeichnung  zu  erhalten,  suchen  wir  zwei  Kegel- 
schnitte, die  sie  als  Kurvenpunkte  enthalten.  Da  sich  nun  aber  zwei 
Kegelschnitte  in  vier  Punkten  schneiden,  so  mufs  sich  aufser  den  gesuchten 


104 


Punkten  noch  ein  vierter  und  zwar  falscher  Schnittpunkt  F ergeben.  Die 
Kegelschnittsgleichungen  entnehmen  wir  aus  (2)  in  der  Form 
= xye 2 -f-  xb2q  — yct2p  — 0 

(4)  $2  = (x  — p)  a 2 — x (px  + qy  — p2  — q2  — li2)  ==  0 

==•  (y  — q.)  b2  - y {px  + qy  — p 2 — - h*)  = 0. 

Diese  Kurven  sind  offenbar  Hyperbeln  und  zwar  sind 

die  Koordinaten  des  Mittelpunktes  M von 

a2  b2 

(5) 

Multiplizieren  wir  die  Gleichungen  (4)  mit  den  unbestimmten  Parametern 
«,  ß,  y,  so  erhalten  wir  in 

(6)  a ^ -f-  ß «g)2  -j-  y — 0 

die  Gleichung  eines  Netzes  von  Kegelschnitten,  die  sämtlich  durch  die 
Punkte  P gehen.  Von  diesen  kann  man  zwei  beliebig  wählen.  Es  empfiehlt 
sich  zunächst  = 0 zu  nehmen  wegen  der  Einfachheit  der  Gleichung 
und  der  Abwesenheit  der  Gröfse  h.  Als  zweiten  Kegelschnitt  wählen  wir 
den  Kreis  ^ = 0.  Für  denselben  ist: 


<?> 

Man  erhält: 


: e‘ 


ß = 1 : p y—l  \ q. 


(8) 


® = ar 2 + i/2  x ■ ~ ( p 2 + q-  + e‘)  + yM (r  + «*  — «2) 


rfo»+b*-h*d-.+^iw 

\J3  q) 


0. 


Variiert  /&,  so  beschreibt  ^ = 0 ein  Kreisbüschel  mit  der  gemeinsamen 

OC  XI 

Sekante  — -4-  — ==  0.  Diese  Gerade  schneidet  die  Hyperbel  ©1  = 0 im 

. p q 


Koordinatenanfang  und  im  Punkte  x—p 


a2  4-  b2 


y — — q 


a2  -p  b2 


e*  " 

Diese  Werte  befriedigen  aufserdem  = 0,  aber  nicht  «£)2  = 0 und  — - 0. 

Daher  ist  dieser  Punkt  der  falsche  Schnittpunkt  F. 

a 2 + b2 
(1 — 


^2  * ^2 

(9)  Koordinaten  des  Punktes  F:  x=p — 4^ — , y — 


Fi  g.  1. 


105 


Zeichnung. 

Der  Punkt  F.  H'  sei  der  Spiegelpunkt  von  H in  Beziehung  auf 
die  sc- Achse.  Dann  liegt  F auf  OH',  und  zwar  ist 
OF : OH'  = a2  -f  b2:a2  — b2. 


Die  Hyperbel  H±  — 0.  Aus  (5)  und  (9)  ergibt  sich,  dafs  ihr  Mittel- 
punkt M die  Verbindungslinie  HF  halbiert.  Die  Asymptoten  sind  den 
Koordinatenachsen  parallel.  Weiter  geht  die  Hyperbel  durch  die  Punkte 
H und  0.  Es  sei  bemerkt,  dafs  sich  dies  von  vornherein  ergibt.  Ist 
nämlich  h = 0,  so  entartet  der  Kegel,  und  es  fällt  seine  Spitze  S mit  H 
zusammen.  Ist  andererseits  7/  = oo,  so  entartet  dieser  schiefe  elliptische 
Kegel  zu  einem  geraden  elliptischen  Zylinder,  und  es  liegt  die  Projektion 
von  S in  0. 

Das  Kreisbüschel'  U = 0 bei  variierendem  h. 


Die  gemeinsame  Sekante  ist  OH'.  Auf  ihr  liegt  der  Schnittpunkt  F. 
Für  den  anderen  Schnittpunkt  G ergibt  sich  aus  dem  Absolutglied  der 
Kreisgleichung  OG  • OF ~ a2  -(-  b2.  Auch  ist  OG-OH'  = e2. 
Koordinaten  des  Schnittpunktes  G: 


(10) 


x =■  p 


p2  + q 1 


y=  — Q 


a2  — b 2 
p2  -f-  q2 


Man  kann  das  Büschel  auch  noch  auf  andere  Art  bestimmen.  Für 
li—  0 ergibt  sich  die  eine  Kegelachse  als  das  in  H auf  die  Ebene  er- 
richtete Lot.  Die  beiden  anderen  sind  die  auf  einander  senkrechten 
Harmonikalen  des  Punktes  H.  Man  erhält  sie  bekanntlich,  indem  man 
die  Winkel  der  Brennstrahlen  dieses  Punktes  halbiert.  Schneidet  man 
dieselben  durch  die  Polare  von  H,  so  erhält  man  das  *Polardreieck  für 
den  Fall  h = 0.  Der  ihm  umgeschriebene  Kreis  ergibt  das  Büschel. 


Der  Kreis  ^ = 0. 


Sucht  man  die  Potenz  des  Punktes  M für  diesen  Kreis,  so  erhält 

+ 7i2)  = — {MW  + W)  — — MS\ 

M liegt  also  innerhalb  des  Kreises.  Man  trage  auf  MH  von  M aus 
die  Länge  MS2 : MF  ab  und  erhält  so  den  zweiten  Schnittpunkt  des 
Kreises  mit  FM. 


man 


q2  aA  i_p2b 


Die  reziproke  Polare  der  Hyperbel  = 0 für  die  Ellipse  ist 
ein  Kegelschnitt,  dem  sämtliche  Polardreiecke,  die  man  durch  Variieren 
von  li  erhält,  anbeschrieben  sind.  Da  die  Hyperbel  durch  0 geht,  mufs 
dieser  Kegelschnitt  eine  Parabel  sein.  Sie  mufs  aufserdem  die  Achsen 
berühren,  also  geht  ihre  Direktrix  durch  0 und  ebenso  durch  H.  Der 
Brennpunkt  liegt  auf  allen  den  Dreiecken  umgeschriebenen  Kreisen,  also 
ist  er  einer  der  Schnittpunkte  des  Büschels.  Er  ist  Punkt  G. 

Man  setze  in  die  linke  Seite  der  Gleichung  (3)  im  Hinblick  auf  die 

Punkte  0,  H,  M für  x die  Werte  ein:  0,  p*p  -f-  oo,  so  erhält  man  der 

Reihe  nach  — a4 p2,  -)-  h2p2  b2,  — a4  b2 p2  q2  : e4,  + oo. 

Hiernach  liegen  die  Punkte  P1  und  P2  auf  dem  Hyperbelast  durch 
0 und  H,  und  zwar  liegt  P1  zwischen  0 und  H,  P2  auf  der  Verlängerung 
des  Bogens  OH  über  H hinaus.  P3  gehört  dem  anderen  Hyperbelast  an. 


106 


Ferner  mufs  von  den  drei  Punkten  einer  im  Innern  der  Ellipse  liegen, 
die  beiden  anderen  liegen  aufserhalb. 

Ihre  Koordinaten  seien  xv  yx ; x2,  y2  \ a?8,  ys.  Dann  gelten  die  Gleichungen 

xi  x2  | Vi  V-2 i x2  xs  | y 2 y% i xs  x±  ■ i y&  y^ i 

a2  "t"  b2  a2  “D  h2  a2  ^ b2 


Hieraus  ergibt  sich: 


Xl)  (X2  ~~  Xl)  ^ 

2/2  2/3  a2 


Da  nun  a3>aq,  x2>  x1,  ?/2>0,  2/3  < 0, 


so  ist 


yl_ 

b2 


d.  h.  der  Punkt  P1  liegt  innerhalb  der  Ellipse. 
Wir  unterscheiden  nun  zwei  Fälle. 


0, 


I.  P sei  innerhalb  der  Ellipse  gegeben  (Fig.  2). 

Die  Polare  von  P für  die  gegebene  Ellipse  schneide  die  Hyperbel 
= 0 in  den  Punkten  2 und  3,  und  zwar  gehöre  2 dem  Ast  durch  P , 
3 dem  anderen  Ast  an.  Dann  sind  P,  2 und  3 die  Anfangslagen  der 
Punkte  Px,  P2,  P3,  d.  h.  für  den  Fall  h = 0.  Wächst  nun  h bis  in  das 
Unendliche,  so  durchläuft  P1  den  Bogen  von  P bis  0,  während  sich  P2 
und  P3  im  entgegengesetzten  Sinn  auf  ihren  Ästen  in  das  Unendliche 
bewegen. 

II.  H sei  aufserhalb  der  Ellipse  gegeben  (Fig.  3). 

Die  Polare  von  H schneide  die  Hyperbel  im  Punkt  1*  innerhalb  der 
Ellipse  und  im  Punkt  3 aufserhalb.  Dann  sind  1,  P,  3 die  Anfangslagen 
der  Punkte  Pv  P2,  P3.  Wächst  nun  wieder  h bis  in  das  Unendliche,  so 
durchläuft  P,  den  Bogen  1,0;  P2  und  P3  bewegen  sich  im  entgegen- 
gesetzten Sinn  von  P,  bezw.  3 aus*auf  ihren  Ästen  in  das  Unendliche. 


Der  besondere  Fall  q = 0,  d.  h.  es  liege  P auf  der  Haupt- 
achse der  Ellipse.  Alsdann  zerfällt  |q  = 0 in  seine  Asymptoten: 
y — 0 und  x —pa2 : e2.  Dieser  Wert  von  x mufs  eine  Wurzel  der  Gleichung  (3) 
sein.  In  der  Tat  verwandelt  sich  diese  für  q — 0 in: 

(x  —p  °^j  • [x2  — ~ (p2  + a2  -f-  h2)  -f-  = 0. 

Die  hieraus  fliefsende  quadratische  Gleichung  läfst  sich  auch  in 
folgender  Form  schreiben: 


107 


(11)  (a  + x)2  : (a  — xf  = (a  + pf  + : (a  — Pf  + ^2. 

Die  Gleichung  für  y erhält  man  aus  der  Gleichung  (3)  durch  Ver- 
tauschung der  Werte  x,  p,  a bezw.  mit  y,  q , b.  Sie  lautet: 

_ ytqe*  _ y*  W (&■  - e*)  + (a2  - e2)  - e2  (b2  + 7*2)] 

^ + yb2q  (p2  + q2  + b2  — e2  + h2)  — Wq2  = 0. 

Setzt  man  in  dieser  Gleichung  q = 0,  so  werden  alle  Glieder  zu  Null, 
mit  Ausnahme  des  Koeffizienten  von  y2.  Wir  setzen  ausdrücklich  fest: 
p2  (a2  — e2)  ^ e2  (b2 h2).  Es  wird  dann  eine  Wurzel  der  Gleichung  (12) 
unendlich  grofs,  die  beiden  anderen  werden  Null. 

In  der  Tat  ist  in  diesem  Fall  die  Ebene  durch  S und  die  Ellip’Sen- 
hauptachse  eine  Symmetrie -Ebene  des  Kegels.  Wir  erhalten  die  eine 
Achse  als  Lot  in  S auf  die  Ebene  (x=pa2:e2,  y = oo).  Die  beiden 
.anderen  Achsen  liegen  in  dieser  Symmetrie-Ebene  und  halbieren  die 
Winkel  der  Kegelachsen.  Dies  stimmt  überein  mit  der  Gleichung  (11). 

Endlich  sei  q — 0 und  p2  (a2  — e2)=e2  (b2  + h2). 

Dann  wird  Gleichung  (12)  identisch,  man  erhält  unendlich  viele  Achsen, 
der  gegebene  Kegel  ist  ein  Umdrehungskegel.  Um  für  diesen  Fall  den 
•Grt  des  Punktes  S in  der  Symmetrie -Ebene  zu  erhalten,  setze  man  in  der 
zweiten  Bedingungsgleichung 

01  p = x und  h = y. 

Die  Ortsgleichung  für  S *vlrd 

x2  y2  _ 

d.  i.  eine  Hyperbel,  die  die  Ellipsenbrennpunkte  zu  Scheiteln  und  die 
Ellipsenscheitel  zu  Brennpunkten  hat,  ein  aus  der  Dandelinsclien  Theorie 
wohlbekannter  Satz.  * 

Es  sei  noch  kurz  auf  die  übliche  Konstruktion  der  gemeinsamen 
Polaren*  zweier  Kegelschnitte  hingewiesen,  wenn  diese  weder  vier  reelle 
Punkte,  noch  vier  reelle  Tan'genten  gemeinsam  haben. 

Sind  zwei  Kegelschnitte  K±  und  K2  gegeben,  so  kann  man  jedem 
Punkt  P der  Ebene  ein^n  Punkt  Q eindeutig  zuordnen,  indem  man  fest- 
setzt, dafs  PQ  von  K±  harmonisch  geteilt  werde,  und  auch  von  K2.  Man  • 
findet  hiernach  Q , indem  man  die  beiden  Polaren  von  P zum  Durchschnitt 
bringt.  Nun  durchlaufe  P die  Gerade  P,  deren  Pol  für  Kx  mit  A1  und 
für  K2  mit  A2  bezeichnet  'gein^möge.  Alsdann  beschreiben  die  Polaren 
von  P zwei  projektive  Strahlbüschel  mit  den  Scheiteln  A1  und  A2;  der 
Ort  des  Punkts  Q ist  somit  ein  Kegelschnitt  durch  A1  und  A2.  Es  sei 
weiter  0 die  eine  Ecke  des  beiden  Kegelschnitten  gemeinsamen  Polar- 
dreieckes und  es  schneide  seine  Gegenseite  die  Gerade  L in  dem  Punkt  P. 
Gelangt  nun  P beim  Durchlaufen  der  Geraden  L nach  P,  so  sind  seine 
Polaren  A±0  und  A20 , also  liegt  der  Punkt  Q in  0,  wenn  P in  P liegt, 
d.  h.  der  L zugeordnete  Kegelschnitt  geht  durch  die  eine  Ecke  des 
gemeinsamen  Polardreieckes;  natürlich  geht  er  dann  auch  durch  die  beiden 
anderen  Ecken.  Sonach  entspricht  allen  Geraden  der  Ebene  ein  Netz  von 
Kegelschnitten,  das  dem  gemeinsamen  Polardreieck  der  beiden  gegebenen 
Kegelschnitte  umgeschrieben  ist. 

Sind  also  zwei  Kegelschnitte  gegeben,  und  soll  deren  gemeinsames 
Polardreieck  bestimmt  werden,  so  nehme  man  zwei  beliebige  — oder  besser 
zwei  zweckentsprechende  — Gerade  und  bestimme  deren  zugeordnete 


108 


Kegelschnitte.  Von  deren  vier  Schnittpunkten  entspricht  der  eine  dem 
Schnittpunkte  der  beiden  Geraden,  die  übrigen  drei  sind  die  Ecken  des 
gesuchten  gemeinsamen  Polardreieckes. 

Wir  wollen  nun  dies  synthetische  Ergebnis  auf  unsere  analytische 
Lösung  übertragen. 

Wir  wählen  die  Gleichungen  der  beiden  Polaren  (1).  Darnach  entspricht 
jedem  Punkt  x\  y ' ein  Punkt  x,  y.  Letzteren  lassen  wir  die  Gerade 
xu  + yv  = w durchlaufen.  Dann  erhalten  wir  für  den  Ort  des  Punktes  xf,  y' 
die  Gleichung: 

x—p  y — q px  -\-  qy  — p2  — q2  — Ji2 
xb 2 ya 2 a2b2  —0 


U V w 

oder  tQjiu  — b 2 fQ2v  -j-  = 0. 

Hiernach  entspricht  der  Hyperbel  «gq  die  Gerade  w = 0,  d.  h.  die 
unendlich  ferne  Gerade,  der  Hyperbel  «£)2  die  Gerade  y = 0 (die  Ellipsen- 
hauptachse) und  der  Hyperbel  die  Gerade  x = 0 (die  Ellipsenneben- 
achse).  Welche  Gerade  entspricht  nun  dem  Kreis?  Dann  ist  nach  (7) 

w = (—  4-  : e2  v — — — u = - es  ist  also  die  Gerade 

\p  q)  pb~  _ qa 2 

^ = Dies  ist  aber  die  Polare  des  Punktes  x — 6 — ^ 

qa J pb 1 pqe * p2 -\- q2 

0 G~ 

y— g— — 2 (10),  also  entspricht  dem  Kreis  die  Ellipsenpolare  des 

P “r  Q. 


Punktes  G. 


Geschichtliches. 


' Während  man  früher  in  der  Geometrie  nur  den  Kreiskegel  behandelte, 
ist  es  das  Verdienst  von  Desargues  gewesen,  zuerst  auf  den  allgemeinen 
Kegel  zweiten  Grades  hingewiesen  zu  haben.  Hiermit  lag  zugleich  die 
Aufgabe  vor,  diesen  Kegel  in  einem  Kreis  zu  schneiden,  oder,  was  ziemlich 
auf  dasselbe  herauskommt,  seine  Achsen  zu  bestimmen.  Man  verkannte 
• nicht  die  Schwierigkeit  dieses  Problems,  und  somit  gelangte  dasselbe  zu 
einer  gewissen  Berühmtheit.  Es  wurde  zuerst  von  Descartes  gelöst.  Die 
ersten  synthetischen  Lösungen  aber  gab  Chasles  in  seinem  Apergu  historique, 
allerdings  ohne  Beweis.  * 

Die  erste  Lösung  von  Chasles  ist  folgende:  Man  lege  durch  die 
Hauptachse  der  Ellipse  eine  zur  Ellipsenfläche  senkrechte  Ebene  und 
konstruiere  in  dieser  die  Hyperbel,  die  die  Ellipsenbrennpunkte  zu  Scheiteln 
und  die  Ellipsenscheitel  zu  Brennpunkten  hat.  Nun  stimmt  der  Kegel, 
der  diese  Hyperbel  zur  Basis  und  die  Spitze  des  gegebenen  Kegels  zur 
Spitze  hat,  in  den  Achsen  mit  dem  letzteren  überein.  Zum  Beweis  sei 
folgendes  bemerkt:  Es  ist  Chasles’  Verdienst,  die  Fokal eigenschaften  der 
Kegelschnitte  auf  die  Flächen  zweiten  Grades  übertragen  zu  haben.  Hat 
man  z.  B.  von  einem  Punkt  an  zwei  konfokale  Kegelschnitte  die  beiden 
Tangentenpaare  gelegt,  so  haben  die  Winkel  derselben  die  Halbierlinien 
gemeinsam.  Dieser  Satz  überträgt  sich,  wie  folgt,  auf  den  Raum:  Legt 
man  von  einem  Punkt  an  zwei  konfokale'  Flächen  zweiten  Grades  die 
Tangentialkegel,  so  stimmen  diese  beiden  in  den  Achsen  miteinander 
überein.  Nun  kann  man  die  gegebene  elliptische  Kegelbasis  und  die  von 


109 


Chasles  herangezogene  Hilfshyperbel  als  entartete  konfokale  Flächen  zweiten 
Grades  auffassen.  Alsdann  beweist  der  obige  Satz  die  Konstruktion.  Auf 
diesen  Zusammenhang  hat  Pelz  aufmerksam  gemacht. 

Bei  der  zweiten  Konstruktion  nimmt  Chasles  den  Polarkegel  des 
gegebenen  Kegels  zu  Hilfe.  Dafs  diese  beiden  Gebilde  die  Achsen  gemeinsam 
haben,  ist  wohl  ohne  Beweis  unmittelbar  klar. 

Chasles  hat  also  in  beiden  Fällen  den  imaginären  Kreis  durch  einen 
reellen  Kegelschnitt  ersetzt.  Wenn  nun  aber  dieser  Kegelschnitt  mit  der 
gegebenen  Kegelbasis  weder  vier  Punkte,  noch  vier  Tangenten  gemeinsam 
hat  — was  dann?  In  diesem  Fall  bringen  die  Chaslesschen  Konstruktionen 
keinerlei  Vorteil. 

Von  den  weiteren  Lösern  sei  Pelz  genannt,  der  auf  rein  synthetischem 
Weg  von  der  Parabel  ausgeht,  deren  Tangentendreiecke  den  Punkt  H zum 
gemeinsamen  Höhen -Schnittpunkt  haben,  er  geht  von  dieser  zur  gleich- 
seitigen Hyperbel,  als  dem  reziprok -polaren  Kegelschnitt  über  und  fügt 
den  Kreis  hinzu.  Die  Pelzsche  Darstellung  ist  in  die  darstellende  Geometrie 
von  Peschka  übergegangen,  und  zwar  ist  hierbei  Peschka  ein  Fehler 
untergelaufen.  Er  will  nämlich  zu  drei  Punkten  eines  Kreises  den  vierten 
harmonischen  dadurch  finden,  dafs  er  von  einem  der  drei  Punkte  auf  die 
Sehne  der  beiden  anderen  das  Lot  fällt. 

Endlich  sei  noch  der  Lösung  Solins  gedacht,  der  aus  dem  Kegel- 
schnittsnetz den  Kegelschnitt  heraussucht,  der  der  gegebenen  Basisellipse 
ähnlich  ist  und  ähnlich  liegt.  Auf  diese  Weise  vermag  er  die  Konstruktion 
eines  besonderen  Hilfskegelschnittes  zu  vermeiden.  Diese  Lösung  findet 
sich  in  der  darstellenden  Geometrie  von  Wiener  vor. 


XI.  Vorführung  dreier  Wandtafeln  für  Kurven 

3.  Ordnung. 

Von  Prof.  Dr.  R.  Heger. 


Die  Tafeln  sind  zum  Gebrauche  bei  Vorlesungen  bestimmt.  Sie  sind 
auf  starkes,  mit  schwarzem  Grunde  überzogenes  Papier  (von  Berteaux, 
Dresden- A. , Moritzstr.)  mit  weifser,  bezw.  roter  und  grüner  Lackfarbe 
aufgezeichnet.  Man  kann  nach  Belieben  mit  Talkstift  oder  Kreide  Linien 
und  Buchstaben  hinzufügen,  sowie  durch  Abwaschen  mit  einem  feuchten 
Schwamme  wieder  entfernen. 

Die  erste  Tafel  zeigt  eine  einzügige  C3,  die  durch  die  Schnittpunkte 
von  zweimal  drei  Geraden  und  einen  weiteren  Punkt  mit  Hülfe  der 
Rohnschen  Konstruktion  hergestellt  ist.  Durch  Einträgen  der  dazu  nötigen 
Geraden  (mit  Kreide)  wurden  drei  Punkte  der  C3  erzeugt. 

Die  andern  beiden  Tafeln  dienen  der  Erzeugung  einer  Cs  durch  zwei 
projektive  Strahleninvolutionen  in  Sonderlage.  Sind  von  einer  C3 
zwei  Punkte  A±  und  A2  gegeben,  die  einen  gemeinsamen,  gegebenen 
Begleiter  As  haben,  so  ist  die  C8  durch  vier  weitere  Punkte  1,  2,  3,  4 
eindeutig  bestimmt.  Durch  die  Punkte  1,  2,  3,  4 und  je  einen  der  Punkte 
At  und  A2  sind  zwei  Kegelschnitte  K±  und  K2  bestimmt.  Die  Glieder 
der  Involutionen  J±  und  J2,  die  von  A2  und  A2  getragen  werden  und 
die  C 3 erzeugen,  werden  von  K±  bezw.  K2  in  Punktpaaren  geschnitten, 
deren  Gerade  zwei  zu  J1  und  J2  projektive  Strahlbüschel  bilden,  deren 
Träger  B 3 und  B2  auf  den  Geraden  G1  und  G2  liegen,  auf  denen  die 
Schnittpunkte  von  K1  bezw.  K2  mit  den  entsprechenden  Gliedern  A1  A2, 
A1AS  bezw.  A2A1,  A2As  von  J1  und  J2  enthalten  sind.  Die  beiden 
Büschel  Ba  und  B2  sind  projektiv;  da  die  Strahlen  B^l,  B± 2,  B1 3, 
B±4:  und  G1  der  Reihe  nach  den  Strahlen  B2 1,  B2 2,  B2 3,  E>24  und  G2 
entsprechen,  so  erzeugen  die  Büschel  Bt  und  B 2 den  die  Punkte  1,  2,  3,  4 
und  den  Schnittpunkt  C von  Gt  und  G2  enthaltenden  Kegelschnitt  L . 
Folglich  sind  B1  und  B ^ die  Punkte,  die  G±  und  G2  mit  L aufser  C 
noch  gemein  haben. 

Mit  Hülfe  der  nun  gefundenen  Punkte  B1  und  B2  kann  man  zunächst 
die  Schnittpunkte  von  K1  mit  B1  1,  B^2,  B x3,  1^4,  sowie  die  von  K2 
mit  B 2l , B2 2,  B 23,  B2 4 finden  und  damit  die  Glieder  der  Involutionen 
J1  und  J2  ergänzen,  die  1,  2,  3 und  4 enthalten.  Dadurch  erhält  man 
zwölf  weitere  Punkte  der  Cs.  Bis  hierher  ist  die  Konstruktion  linear. 
Die  Fortsetzung  kann  auf  organischem  Wege  nur  durch  quadratische 
Konstruktionen  erfolgen;  zunächst  bietet  sich  der  Weg  dar,  dafs  man 
durch  B 1 einen  beliebigen  Strahl  H1  zieht,  dessen  Schnitt  mit  L ermittelt 
(linear);  diesen  Punkt  durch  einen  Strahl  H2  des  Büschels  B2  aufnimmt; 


111 


die  Schnittpunkte  von  H1  mit  K1  ermittelt  (quadratisch)  und  von  aus 
aufnimmt;  die  Schnittpunkte  von  H2  mit  K2  ermittelt  (quadratisch)  und 
von  A2  aus  aufnimmt;  man  hat  damit  zwei  entsprechende  Glieder  von 
Jt  und  J2  erhalten  und  in  deren  Schnittpunkten  vier  Punkte  der  ge- 
suchten Cs  gefunden. 

Es  lädst  sich  zeigen,  dafs  man  bei  der  quadratischen  Fortsetzung  der 
Konstruktion  statt  der  Kegelschnitte  K1  und  K2  zwei  feste  Kreise  Kt ' 
und  K2  und  statt  des  Kegelschnitts  L eine  Gerade  L'  benutzen  kann. 

Sind  S±  T \ und  S±'  T / die  entsprechenden  Glieder  von  Jt  und  J2 , 
die  den  Punkt  1 enthalten,  so  lege  man  durch  1 eine  beliebige  Gerade  Q 
und  zeichne  die  den  Dreiseiten  81T1Q  und  Txf  Q umschriebenen 
Kreise  K / und  K2. 

Die  beiden  Strahlenbüschel  B t'  und  B2,  die  mit  den  Involutionen  J± 
und  J2  die  Kreise  K / und  K2  erzeugen,  sind  perspektiv,  weil  Q selbst- 
entsprechendes Glied  beider  Büschel  ist.  Die  Träger  B±f  und  B2,  sowie 
die  Gerade  77,  die  an  die  Stelle  von  L tritt,  können  durch  irgend  ein 
zweites  und  drittes  Paar  entsprechender  Glieder  der  Involutionen  Jt  und  J2 
gefunden  werden;  z.  B.  werden  7?/  und  B2  als  Schnittpunkte  von  Q mit 
den  Geraden  gefunden,  die  die  Schnittpunkte  von  A1A2  und  A1AS  mit 
bezw.  von  A2A±  und  A2AS  mit  K2,  enthalten,  und  L'  geht  durch  den 
Schnitt  dieser  Geraden  und  wird  durch  Hinzufügung  zweier^  weiterer 
entsprechender  Glieder  der  Büschel  7?/  und  B2  vollständig  bestimmt. 

Der  weitere  Verlauf  der  Erzeugung  der  Cs  ist  nun  im  höchsten  Grade 
einfach  und  ergiebig:  Von  B±f  und  B2  aus  nimmt  man  einen  beliebigen 
Punkt  R'  der  Geraden  77  auf;  nimmt  die  Schnittpunkte  der  Geraden  J5/ R' 
und  des  Kreises  Kt'  von  A±  aus  auf;  und  nimmt  die  Schnittpunkte  von 
B2  R'  und  K2  von  A2  aus  auf;  die  vier  Schnittpunkte  der  beiden  auf- 
nehmenden Strahlenpaare  gehören  der  Cs  an. 

Wie  man  sieht,  hat  man  nichts  weiter  zu  tun,  als  zwei 
Gerade  durch  gegebene  Punkte  mit  zwei  festen  Kreisen  zu  durch- 
schneiden  und  diese  Schnittpunktpaare  mit  zwei  festen  Punkten 
zu  verbinden. 

Durch  sechs  Gerade  erhält  man  vier  Punkte  der  Cs . 

Diese  Konstruktion  ist  von  allen  bisher  bekannten  wohl  die  einfachste 
und  ergiebigste.  Der  Rohn  sehen  steht  sie  insofern  nach,  als  sie' zur 
Erzeugung  aus  neun  beliebig  gegebenen  Punkten  nur  durch  Vermittelung  * 
einer  kubischen  Konstruktion  (zur  Herstellung  von  zwei  konjugierten  Polen 
A1  und  A2)  führt,  während  die  Rohn  sehe  Konstruktion  durchaus  linear  ist; 
dagegen  hat  die  obige  Konstruktion  den  sehr  erheblichen  Vorzug,  dafs 
sie  organisch  ist  und  nie  versagt,  während  die  Rohnsche  (und  die 
Schroeter sehe)  Konstruktion  zu  den  unorganischen  gehören, «die  es  nicht 
gestatten,  Lücken  im  Verlaufe  der  Kurve  beliebig  dicht  mit  konstruierten 
Punkten  auszufüllen,  und  die  zuweilen  sogar  versagen,  inctem  sie  unter 
Umständen  über  eine  beschränkte  Anzahl  von  Punkten  nicht  hinausführen, 
und  in  solchen  Fällen  nur  durch  Vorspanndienste  einer  organischen  — 
z.  B.  der  Cha sie s sehen  Konstruktion  wieder  flott  gemachl;  werden  können. 

Zum  Schlüsse  darf  noch  erwähnt  werden,  da^  die  obige  Konstruktion 
mit  Leichtigkeit  acht  Tangenten  der  C3  und  deren  Berührpunkte  ergibt; 
durch  jede  von  B^  an  K±'  bezw.  von  B2  an  K2  gezogene  Tangente  er- 
hält man  nämlich  zwei  durch  A2  bezw.  At  gehende  Tangenten  der  C3. 


XII.  Einige  neolithische  Funde  aus  Sachsen. 

Yon  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Mit  2 Abbildungen. 


Unter  den  zahlreichen  neolithischen  Fundstücken  aus  dem  Königreich 
Sachsen,  die  mir  in  letzterer  Zeit  zur  Inventarisierung  zugesendet  wurden, 
befinden  sich  einige  aus  der  Umgebung  von  Lommatzsch,  die  durch  die 
Form  wie  durch  den  dargestellten  Gegenstand  mein  besonderes  Interesse 
erregten  und  bisher  innerhalb  der  Landesgrenzen  noch  nicht  vorge- 
kommen sind. 

Fig.  1.  Fig.  2. 


1/g  nat.  Gr. 


2/s  nat.  Gr. 


Das  in  Fig.  1 abgebildete  Steingerät  wurde  Ostern  1909  vom  Lehrer 
Isidor  Hottenroth  in  Gersdorf,  Bez.  Chemnitz,  auf  einem  Wohnplatze  der 
jüngeren  Steinzeit  westlich  von  Jessen  gefunden.  Es  erinnert  in  seiner 
äufseren  Form  an  einen  Wetzstein,  ist  aber  durchlocht  und  endet  beider- 
seits in  Schneiden,  die  seine  Benutzung  nach  Art  der  heute  gebräuch- 
lichen Kreuzhauen  wahrscheinlich  machen.  Das  nicht  gebogene  Werkzeug 
ist  15,6  cm  langsam  Schaftloch  2,1  x 2,6  cm  dick  und  hat  rechteckigen 
Querschnitt;  das  kleine*  nur  wenig  konische  Schaftloch  befindet  sich  nahe 
der  Mitte.  Das  zu  dem  zierlichen  Gerät  verwendete  Gestein  ist  Horn- 
blendeschiefer, der  das  Rohmaterial  zu  weitaus  den  meisten  der  in  Sachsen 
gefundenen  Steingeräte  geliefert  hat,  soweit  nicht  Feuerstein  zur  Her- 
stellung benutzt  worden  ist. 


113 


In  einer  Herdgrube  der  steinzeitlichen  Ansiedelung  westlich  von  Bir- 
menitz fand  derselbe  Herr  das  Bruchstück  einer  Menschenfigur  aus  Ton, 
Fig.  2,  zusammen  mit  einem  17,4  cm  langen  und  3,6  X 5 cm  dicken,  unregel- 
mäfsig  vierkantig -säulenförmigen  Rohstück  von  Hornblende- Grünschiefer, 
das  zur  Herstellung  irgend  eines  Gerätes  der  Länge  nach  durch  einen  mehr 
als  zentimetertiefen  Sägeschnitt  von  einem  gröfseren  Handstück  abgetrennt 
worden  ist.  Der  erwähnte,  aus  rot  und  gelbgrau  gebranntem  Ton  her- 
gestellte, roh  gearbeitete  menschliche  Torso  ist  6,7  cm  lang,  an  der  oberen 
Bruchfläche  1,9  X 3,2  cm  dick  und  besteht  aus  dem  unteren  Teil  des 
Rumpfes  und  den  beiden  Oberschenkeln.  Dargestellt  ist  eine  weibliche 
Figur,  deren  Geschlecht  in  stark  realistischer  Weise  zum  Ausdruck  ge- 
bracht ist.  Ebenso  deutlich  ist  auf  der  Rückenseite  Fig.  2 c die  After- 
spalte ausgeprägt,  während  der  Künstler  die  plastische  Modellierung  des 
übrigen  Körpers  — die  Wölbung  des  Bauches  und  der  beiden,  die  After- 
spalte ein  schliefsenden  grofsen  Schenkelmuskel  — vernachlässigt  hat.  Die 
ganze  Oberfläche  ist  mit  Reihen  runder  Einstiche  bedeckt,  die  in  der 
Längsrichtung  des  Rumpfes  und  der  Schenkel  angeordnet  sind  und  auf 
der  Vorderseite  in  der  Höhe  der  Hüften  durch  eine  Querreihe  dicht  ge- 
drängter Einstiche  gürtelartig  unterbrochen  werden.  Ob  diese  Eindrücke 
auf  dem  Körper  etwa  Tätowierung  oder  die  durch  einen  Gürtel  zusammen- 
gehaltene Bekleidung  darstellen  sollen,  ob  sie  nur  als  ornamentaler  Schmuck, 
wie  an  den  in  derselben  Siedelung  vorkommenden  Gefäfsen  der  Spiral- 
mäanderkeramik, aufzufassen  sind,  mag  dahingestellt  bleiben.  Jedenfalls 
ist  dieses  Idol  die  erste  plastische  Menschendarstellung,  die  mir  bisher 
unter  den  Tausenden  von  Resten  aus  den  zahlreichen  neolithischen  An- 
siedelungen Sachsens  Vorgelegen  hat. 

Die  beiden  abgebildeten  Gegenstände  hat  der  Finder,  Herr  Hotten- 
roth,  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  in  Dresden  als  Geschenk  über- 
wiesen. 


XIII.  Zum  Alter  der  Schichten  an  der  Teplitzer  Strafse 
in  Dresden -Strehlen. 

Vorläufige  Mitteilung  von  Dr.  K.  Wanderer. 


In  seiner  Abhandlung  „Über  die  jüngsten  Schichten  der  Kreide 
Sachsens“  *)  hat  W.  Petrascheck  die  Aufmerksamkeit  auf  Schichten  unseres 
Kreidesystems  gelenkt,  deren  Fauna  bis  dahin  unbekannt  war  oder  doch 
kaum  Beachtung  gefunden  hatte.  Ihr  Alter  war  als  oberturon  (Zone 
des  Inoceramus  Cuvieri—  Scaphitenton  von  Zatzschke)  bezeichnet 
worden. 

Nach  dem  ersten  Fundort  dieser  Ablagerungen,  einer  Strafse  an  der 
südlichen  Peripherie  Dresdens,  mögen  sie  im  weiteren  als  die  Schichten 
der  Teplitzer  Strafse  geführt  werden. 

Seit  1906**)  habe  ich  diese  Schichten  im  Auge  behalten  und  ihr 
Auftreten  teils  in  vorübergehenden  (beim  Kanalbau  in  der  Reichenbach- 
strafse,  am  K.  Lehrer- Seminar),  teils  an  dauernden  Aufschlüssen  in  der 
näheren  Umgebung  von  Dresden  wiederfinden  können  (in  der  Ziegelei  der 
Vereinigten  Baugesellschaft  in  Zschertnitz,  in  den  Ziegeleien  von  Richter 
und  von  Bloch witz  in  Gostritz,  Bossecker  in  Plauen  und  anderwärts). 

Mit  Hilfe  eifriger  einheimischer  Sammler  wurde  dabei  die  Fauna 
dieser  Schichten  an  den  genannten  Fundorten  wesentlich  ergänzt,  so  dafs 
sowohl  die  von  Petrascheck  angegebene  Schichtenfolge  im  einzelnen,  wie 
auch  deren  stratigraphische  Stellung  im  allgemeinen  eine  Berichtigung 
erfahren  kann. 

So  sei  zunächst  festgestellt,  dafs  an  all  den  beobachteten  Lokalitäten, 
auch  an  dem  Aufsclilufs  der  in  die  Teplitzer  Strafse  mündenden  Reichenbach- 
strafse,  die  Aufeinanderfolge  der  Strafen  die  umgekehrte  ist,  als  sie  1.  c. 
angegeben  wird:  das  Liegende  stellt  die  ,, obere  graue  Mergelschicht“ 
Petraschecks  dar,  während  die  „untere  Schicht  bräunlicher  Mergel“,  in 
der  die  faunistische  Ähnlichkeit  mit  Strehlen  besonders  deutlich  zum 
Ausdruck  kommt,  das  Hangende  bildet. 

Die  Erscheinung,  dafs  gerade  die  auf  ein  „jüngeres  Alter“  hin- 
weisenden Scaphites  Fritschi  Gross,  und  Turritella  acicularis  Rss.  — Formen 
übrigens,  deren  Erhaltungszustand  und  Gröfse  eine  unzweideutige  Be- 
stimmung sehr  erschweren  — in  der  „oberen“  Schicht  liegen,  verliert 
damit  an  stratigraphischer  Bedeutung. 

*)  Petrascheck,  W.:  Abbandlg.  Isis  in  Dresden  1904,  S.  3. 

**)  Wanderer,  K.:  Sitzber.  ebenda  1906,  S.  18. 


115 


Die  in  dem  Aufschlufs  an  der  Teplitzer  Strafse  seinerzeit  fehlenden 
oder  nur  spärlich  vertretenen,  aber  gerade  für  das  Mittelturon  (Strehlener 
Horizont)  typischen  Arten  wie  Spondylus  spinosus  Sow.  sp.,  Inoceramus 
Brongniarti  Sow.,  Paciiydiscus peramplus  Mant.  sp.,  finden  sich  unter 
den  neueren  Aufsammlungen  aus  den  identen  Schichten  nächstliegender 
Fundorte  in  genügender  Zahl;  daneben  aber  treten  in  unserer  Fauna  Arten 
auf  wie  Lima  elongata  Geinitz  (non  Sowerby),  Brionotropis  Caro- 
linas d’Orb.  sp.*),  die  besonders  für  das  Liegende  des  Mittelturons  bez. 
das  Hangende  des  Unterturons  charakteristisch  sind,  keinesfalls  aber  das 
Mittelturon  überschreiten. 

Der  Charakter  der  Fauna  der  Schichten  der  Teplitzer  Strafse  erhält 
demnach  durch  die  Aufsammlungen  neueren  Datums  ein  wesentlich  anderes 
Gepräge:  durch  das  Auftreten  typischer  Strehlener  Leitformen 
einerseits,  durch  das  Vorkommen  von  Arten  mehr  unter-  als  mittel- 
turonen  Typus  andererseits  ergibt  sich  notwendig  eine  Änderung  des 
bisher  angenommenen  oberturonen  Alters  dieser  Ablagerungen. 

Eine  eingehende  Besprechung  der  neuen  Aufschlüsse,  in  der  ich  auch 
über  das  Liegende  unserer  Schichten  Klarheit  zu  erbringen  hoffe,  sowie 
eine  Zusammenstellung  ihrer  Fauna,  die  bis  dahin  eine  weitere  Ergänzung 
erwarten  läfst,  sei  einer  späteren  Arbeit  Vorbehalten.  Diese  vorläufige 
Mitteilung  soll  lediglich  darauf  hinweisen,  dafs  das  Alter  der  Schichten 
der  Teplitzer  Strafse  keinesfalls  jünger  als  die  Strehlen  er  Pläner- 
kalke zu  setzen  ist  und  dafs  ihre  Gleichstellung  mit  den  Scaphiten- 
tonen  von  Zatzschke,  wie  dies  bereits  in  der  Literatur  Aufnahme 
gefunden**),  nicht  zu  recht  bestehen  kann. 

Dresden,  K.  Mineralogisches  Museum,  Januar  1910. 

*)  Petrascheck,  W.:  Die  Ammoniten  d.  sächs.  Kreideformation.  Beiträge  zur 
Palaeontologie  Österreich  - Ungarns  usw.  1902,  Bd.  XIV,  S.  153  u.  156. 

**)  Scupin,  H.:  N.  J.  1907,  B.  B.  XXIV,  S.  696,  und  Credner,  H. : Geolog.  TJeber- 
sicktskarte  des  Königreichs  Sachsen.  Leipzig  1908. 


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Fig.  2. 


Abhandl.  cl.  Isis  in  Dresden,  1909, 


Taf.  III 


J.  Deichmüller  phot. 


Lichtdruck  von  Römmler  & Jonas,  Dresden. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdachsche  Hofbuch- 
handlung  in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8. 3 M.  — Pf. 

Schneider,  0.:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntnis  der 

Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . ' . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861  . . . . : 1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  der  Jahrgang.  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-Dezember  . . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  der  Jahrgang.  . . 3 1.  — Pf. 
Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869.  Januar -September  ....  2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Dezember  ....  3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-Dezember 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  der  Jahrgang  . . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar- Juni 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-Dezember  . . . . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl881.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1887  bis  1909,  der  Jahrgang 5 M.  — Pf. 


Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl886.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proz.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  Sitzungsberichte 
werden  von  dem  ersten  Sekretär  der  Gesellschaft,  d.  Z.  Hofrat 
Prof.  Dr.  DeichmüBer,  Dresden -A.,  Zwingergebäude,  K.  Mineral. - 
geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Slip8*’  Die  regelmäfsige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder  und  Vereine  erfolgt  in  der  Regel  entweder 
gegen  einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereins- 
kasse oder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittiert  wird. 


SV  ' ' " . . , . • ■'  • - • M 

Königl.  Sächs.  Hofbuchhandlung 

— — H.  Burdach 


Schlofsstrafse  32  DRESDEN  Fernsprecher  152 
empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Literatur. 


Druck  von  Wilhelm  Baensch  in  Dresden. 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redaktionskomitee. 


Jahrgang  1910. 


Mit  1 Tafel  und  10  Abbildungen  im  Text. 

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Dresden. 

In  Kommission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1911. 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

1 ISIS  k* 


in  Dresd e.n. 


Herausgegeben 

von  dem  Redaktionskomitee. 


Jahrgang  1910. 

Januar  bis  Juni. 


Mit  4 Abbildungen  im  Text. 


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Dresden. 

In  Kommission  der  K.  Sächs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1910. 


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Redaktionskomitee  für  1910. 

Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Pr.  Po  er  st  er. 

Mitglieder:  Prof.  Dr.  E.  Lohrmann,  Prof.  Dr.  P.  Neger,  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner 
Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmiiller,  Prof.  H.  Rebenstorff  und  Prof.  Dr.  A.  Witting. 

Verantwortlicher  Redakteur:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt 

Aufruf  zum  Sammeln  und  Registrieren  paläontologischer  Funde  aus  Sachsen. 
Mit  1 Abbildung.  S.  17. 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Sektion  für  Zoologie  S.  8.  — Escherich,  K.:  Unsere  Spechte  S.  3.  — Jacobi,  A. : 
Der  See-Elefant  und  die  Robbenfamilie  S.  3.  — Lohr  mann,  E.:  Bau  der  Backzähne 
vom  Rind  S.  3.  — Neger,  F.:  Die  natürlichen  Verfärbungen  des  Holzes  S.  3.  — 
Schorler,  B.:  Neue  Literatur  S.  3.  — Thallwitz,  J.:  Über  giftige  Tiere  S.  3. 

II.  Sektion  für  Botanik  S.  4.  — Vertretung  der  Isis  auf  dem  Botanikerkongrefs  in 
Brüssel  S.  5.  — Engelhardt,  H.:  Vorlagen  S.  5.  — Menzel,  P.:  Neue  Literaiur 
S.  4.  — Neger,  F.:  Die  Pinsapo-  und  Korkeichenwälder  Andalusiens  S.  4.  — 
Schorler,  B.:  Neue  Literatur  S.  4.  — Stiefelhagen,  H.:  Reise  durch  Bulgarien 
und  die  Dobrudscha  S.  4.  — Thallwitz,  J.:  Literaturbesprechung  S.  4.  — Wolf,  Th.: 
Reisen  auf  den  Galäpagosinseln  S.  5. 

III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5.  — Wahl  eines  Schriftführers  S.  6.  — 
Baldauf,  R.:  Geologische  Wanderungen  in  Westgrönland  S.  5.  — Kalkowsky,  E.: 
Makroskopische  Struktur bilder  von  Kontaktgesteinen  S.  6.  — Rim  an n,  E. : Geo- 
logischer Bau  des  Isergebirges  S.  6.  — Wagner,  P. : Gründung  einer  „Geologischen 
Vereinigung“  S.  5;  Einrichtung  einer  Zentralstelle  zum  Registrieren  paläontologischer 
Funde  aus  Sachsen,  der  Granit  und  seine  Kontakterscheinungen  S.  6;  neue  Literatur 
S.  5 und  6.  — Wanderer,  K.:  Schädel  eines  Moschusochsen  aus  dem  Diluvium  von 
Prohlis  S.6.  — Ausflug  nach  Lock witz  und  nach  dem  Bahra-  und  Gottl  eubatal  S.6 

IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen  S.  7.  — Bracht,  E.:  Gegenwärtiger 
Stand  der  Eolithenfrage  S.  7.  — Deichmiiller,  J.:  Steinzeitliche  Siedelungen  in  der 
Umgebung  von  Dresden  S.  7;  neue  Funde  aus  Sachsen  S.  8;  Literaturbesprechung 
S.  7.  — Döring,  H.:  Urnenfund  im  Kaditzer  Tännicht,  über  Burgwallschlacken, 
Literaturb esprechungen  S.  7.  — Schreiter,  R.:  Vorgeschichtliche  Biberfunde  S.  8.  — 
Vogel,  Kl.:  Steinzeitliche  Funde  in  der  Dresdner  Heide  S.  7. 

V.  Sektion  für  Physik  und  Chemie  S.  8.  — Loh  mann,  H.:  Die  Einrichtungen  des 
König  Georg-Gymnasiums  für  den  Physikunterricht  S.  9.  — Neugebauer,  E.:  Selbst- 
tätige Flüssigkeitsheber  S.  9.  — Rebenstorf f,  H.:  Über  messende  Versuche  mit 
Gasen  und  andere  Demonstrationen  S.  8.  — Thiele,  H.:  Wirkungen  ultraviolett- 
reichen Lichtes  S.  8. 

VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik  S.  9.  — Krause,  M.:  Einige 
kinematische  Sätze  von  R.  Müller  S.  9.  — Ludwig,  W.,  Die  Annäherung  der  Ellipse 
durch  ihre  Scheitelkreise  S.  9.  — Naetsch,  E.:  Eine  Anwendung  des  Eulerschen 
Multiplikators  in  der  Theorie  der  Minimalflächen  S.  10.  — Schreiber,  P. : Einfaches 
Verfahren  zum  Studium  der  Vorgänge  in  den  oberen  Luftschichten  S.  9;  neue  Loga- 
rithmenpapiere S.  10.  — Weinmeister,  Ph.:  Über  Ellipsenkrümmung  und  über  die 
Kardioide  in  der  Mikroskopie  S.  9;  Heumansches  Verfahren  zur  Konstruktion  der 
Krümmungsradien  von  Kegelschnitten  S.  10.  — Witting,  A.:  Verfahren  zur  Rekti- 
fikation des  Kreisbogens  S.  10;  die  Posener  Hauptversammlung  des  Vereins  zur 
Förderung  des  mathematischen  und  naturwissenschaftlichen  Unterrichts  S.  11.  — Ein- 
ladung zu  dem  Vortrage  von  E.  Papperitz:  Die  kinodiaphragmatische  Projektion  S.  9. 


Inhalt  des  Jahrganges  1910. 


Philipp  Weimneister  f S.  V.  — Karl  Schiller  + S.  XIII. 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Sektion  für  Zoologie  S.  3 und  25.  — Brandes,  Gr.:  Ergebnisse  neuerer  Forschungen 
über  Elefanten  S.  26.  — Engelhardt,  H.:  Neue  Literatur  S.  25.  — Escherich,  K.: 
Unsere  Spechte  S.  3.  — Jacob i,  A. : Der  See-Elefant  und  die  Robbenfamilie  S.  3.  — 
Lohrmann,  E.:  Bau  der  Backzähne  vom  Rind  S.  3;  die  Klasse  der  Tausendfüfsler 
S.  25.  — März,  Ohr.:  Die  Elefanten  und  ihre  Vorfahren  S.  25.  — Neger,  F. : Die 

■ natürlichen  Verfärbungen  des  Holzes  S.  3.  — Schorler,  B. : Neue  Literatur  S.  3.  — 
Thallwitz,  J.:  Über  giftige  Tiere  S.  3;  neue  Literatur  S.  25. 

II.  Sektion  für  Botanik  S.  4 und  26.  — Vertretung  der  Isis  auf  dem  Botanikerkongrefs  in 
Brüssel  S.  5.  — Engelhardt,  H.:  Vorlagen  S.  5;  neue  Literatur  S.  26.  — Menzel,  P. : 
Neue  Literatur  S.  4.  — Neger,  F.:  Die  Pinsapo-  und  Korkeichenwälder  Andalusiens 
S.  4;  Reiseeindrücke  in  Istrien,  Dalmatien  und  Herzegowina  S.  26.  — Pazschke,  0. : 
Stereoskopische  Aufnahme  eines  Hallimasch  S.  26.  — Scheidhauer,  R.:  Neuere 
Anschauungen  über  Humussäuren  und  Kolloide  in  den  Hochmooren  S.  26.  — Schorler, 
B.:  Über  Eisenbakterien  S.  26;  neue  Literatur  S.  4.  — Stiefelhagen,  H.:  Reise 
durch  Bulgarien  und  die  Dobrudscha  S.  4.  — Thallwitz,  J.:  Literaturbesprechung 
S.  4.  — Wolf,  Th.:  Reisen  auf  den  Galäpagosinseln  S.  5. 

III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5 und  27.  — Wahl  eines  Schriftführers 
S.  6.. — Baldauf,  R.:  Geologische  Wanderungen  in  Westgrönland  S.  5.  — Engel- 
hardt, H.:  Tertiäre  Pflanzenreste  von  Flörsheim  S.  27.  — Kalkowsky,  E.:  Mikro- 
skopische Strukturbilder  von  Kontaktgesteinen  S.  6.  — Rimann,  E.:  Geologischer 
Bau  des  Isergebirges  S.  6.  — Schreiter,  R. : Über  Meteoriten  S.  27.  — Wagner,  P.: 
Gründung  einer  „Geologischen  Vereinigung“  S.  5;  Einrichtung  einer  Zentralstelle  zum 
Registrieren  paläontologischer  Funde  aus  Sachsen,  der  Granit  und  seine  Kontakt- 
erscheinungen S.  6;  internationaler  Geologenkongrefs  in  Stockholm  S.  27;  neue  Lite- 
ratur S 5,  6 und  27.  — Wanderer,  K.:  Schädel  eines  Moschusochsen  aus  dem  Dilu- 
vium von  Prohlis  S.  6.  — Ausflug  nach  Lockwitz  und  nach  dem  Bahra-  und 
Gottleubatal  S.  6. 

IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen  S.  7 und  27.  — Bracht,  E.:  Gegen- 
wärtiger Stand  der  Eolithenfrage  S.  7;  die  ältesten  nacheiszeitlichen  Steingeräte 
Rügens  S.  29.  — Deichmüller,  J. : Steinzeitliche  Siedelungen  in  der  Umgebung  von 
Dresden  S.  7;  vorgeschichtliche  Funde  im  Meifsner  Dom  S.  28;  Spuren  neolithischen 
Leichenbrands  in  Sachsen  S.  28;  neue  Funde  aus  Sachsen  S.  8 und  28;  Literatur- 
besprechung S.  7.  — Döring,  H.:  Urnenfund  im  Kaditzer  Tännicht,  über.  Burg  wall- 
schlacken S.  7;  Literaturbesprechung  S.  7 und  27.  — Dutschmann,  G. : Über  Spinn- 
und  Webwerkzeuge  S.  29.  — Langenlian,  J.:  Wandzeichnungen  aus  der  Höhle  von 
Combarelles,  mit  Bemerk,  von  H.  Wiechel  S.  29.  — Schreiter,  R.:  Vorgeschicht- 
liche Biberfunde  S.  8.  — Vogel,  Kl.:  Steinzeitliche  Funde  in  der  Dresdner  Heide 
S.  7.  — Wanderer,  K. : Herstellung  von  Feuersteingeräten  S.  27. 

V.  Sektion  für  Physik  und  Chemie  S.  8 und  29.  — Beythien,  A : Über  Würzen 
und  Gewürze  S.  29.  — Lohmann,  H. : Die  Einrichtungen  des  König  Georgs-Gym- 
nasiums für  den  Physikunterricht  S.  9... — Neugebauer,  E. : Selbsttätige  Flüssigkeits- 
heber S.  9.  — Rebenstorff,  H. : Über  messende  Versuche  mit  Gasen  und  andere 
Demonstrationen  S.  8.  — Thiele,  H. : Wirkungen  ultraviolettreichen  Lichtes  S.  8. 


IV 


VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik  S.  9 und  29.  — Philipp  Wein- 
meister f S.  29.  — Heger,  R.:  Teilungsgruppen  auf  Kurven  3.  Ordnung  S.  32.  — 
Krause,  M.:  Einige  kinematische  Sätze  von  R.  Müller  S.  9.  — Lohmann,  H.:  Die 
stereographische  Projektion  S.  30.  — Ludwig,  W.:  Die  Annäherung  der  Ellipse  durch 
ihre  Scheiteikreise  S.  9.  — Naetsch,  E.:  Eine  Anwendung  des  Eulerschen  Multipli- 
kators in  der  Theorie  der  Minimalflächen  S.  10.  — Schreiber,  A. : Zur  Integration 
der  Differentialgleichung  der  barometrischen  Höhenmessung  S.  30.  — Schreiber,  P.: 
Einfaches  Verfahren  zum  Studium  der  Vorgänge  in  den  oberen  Luftschichten  S.  9; 
neue  Logarithmenpapiere  S.  10.  — Weinmeister,  Ph.:  Über  Ellipsenkrümmung  und 
über  die  Kardioide  in  der  Mikroskopie  S.  9;  Heumansches  Verfahren  zur  Konstruktion 
der  Krümmungsradien  von  Kegelschnitten  S.  10;  über  höhere  Evoluten  S.  29.  — 
Witting,  A.:  Verfahren  zur  Rektifikation  des  Kreisbogens  S.  10;  die  Posener 
Hauptversammlung  des  Vereins  zur  Förderung  des  mathematischen  und  naturwissen- 
schaftlichen Unterrichts  S.  11;  Literaturbesprechung  S.  30.  — Einladung  zu  dem  Vor- 
trage von  E.  Papperitz:  Die  kinodiaphragmatische  Projektion  S.  9. 

VII.  Hauptversammlungen  S.  11  und  32.  — Beamte  im  Jahre  1911  S.  32  und  35.  — 
Wahl  eines  Verwaltungsrats-Mitgliedes  S.  14.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände 
S.  14,  15  und  33.  — Kassenabschlufs  für  1909  S.  12,  13  und  16.  — Voranschlag  für 
1910  S.  12.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Kasse  S.  34.  — Bericht  des  Bibliothekars 
S.  37.  — Geschenk  für  die  Bibliothek  S.  13.  — Vertretung  der  Isis  auf  dem  5.  Inter- 
nationalen Ornithologenkongrefs  S.  13.  — Aufruf  zum  Sammeln  und  Registrieren 
paläontologischer  Funde  aus  Sachsen  S.  14.  — Einladung  zu  dem  Vortrage  von  A.  Heim 
über  Neuseeland  S.  12  — Feier  des  75 jährigen  Bestehens  der  Isis  S.  13.  — 
Bergt,  W.:  Der  Vesuv  und  seine  Veränderungen  S.  13.—  Deichmüller,  J.:  Grün- 
dung eines  Lokalvereins  , »Dresden“  der  Deutschen  Anthropologischen  Gesellschaft  S.  12. 
— Dember,  H.:  Die  Anschauungen  und  Aufgaben  der  neueren  Physik  S.  32.  — 
Förster,  F.:  Neuerungen  im  Akkumulatorenwesen  S.  33.  — Hentschel,  W.:  Das 
züchterische  Element  in  den  älteren  Kulten,  insbesondere  im  Dionysoskult  S.  13.  — 
Kalkowsky,  E.:  Der  Erdgasbrand  von  Neuengamme  bei  Hamburg  S.  33.  — 
König,  W.:  Die  bisherigen  Erfolge  auf  dem  Gebiete  der  Eiweifssynthese  S.  33.  — 
Schanz,  F.  und  Stockhausen,  K.:  Die  Wirkungen  der  kurzwelligen  Lichtstrahlen 
auf  das  Auge  S.  11.  — Wislicenus,  A.:  Faserstruktur  und  Holzbildung  vom  Stand- 
punkte der  neueren  Kolloidchemie  S.  12.  — Besichtigung  der  Fabrik  von  H.  Erne- 
mann,  Aktien-Gesellschaft  für  Camera-Fabrikation  S.  14,  der  Orienta- 
lischen Tabak-  und  Zigarettenfabrik  Yenidze  S.  32. 

Aufruf  zum  Sammeln  und  Registrieren  paläontologischer  Funde  aus  Sachsen. 
Mit  1 Abbildung.  S.  17. 


B.  Abhandlungen. 

Bachmann,  E. : Zur  Flechtenflora  des  Frank enwaldes.  S.  99. 

Förster,  F.:  Rückblick  auf  die  letzten  25  Jahre  des  Bestehens  der  Naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  „Isis“.  S.  3. 

Kalkowsky,  E.:  Geologie  und  Phantasie.  S.  10. 

Ludwig,  W.:  Über  die  Annäherung  einer  Ellipse  durch  ihre  Scheitel-Krümmungskreise. 
Mit  3 Abbildungen.  S.  67. 

Schreiber,  P. : Beiträge  zur  Ermittelung  der  Tragkraft  und  Bewegung  eines  Frei- 
ballons mit  Hilfe  von  Logarithmenpapier.  Mit  1 Tafel.  S.  83. 

Verhoeff,  K.:  Über  Diplopoden:  18.  (38.)  Aufsatz.  Die  nordböhmisch-sächsische  Fauna 
und  ihre  Bedeutung  für  die  Zoogeographie  Mitteleuropas.  S.  20. 

Vohland,  A.:  Ein  fossilführender  Kalksinter  im  Gebiet  der  Wilden  Sau.  S.  120. 

Weinmeister,  Ph.:  Über  höhere  Evoluten.  Mit  5 Abbildungen.  S.  113. 

Die  Verfasser  sind  allein  v er antiv örtlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Verfasser  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonderabzüge  unentgeltlich,  eine  gröfsere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Philipp  Weinmeister. 

Am  27.  August  1910  verstarb  zu  Tharandt  bei  Dresden  eins  der 
eifrigsten  und  tätigsten  Mitglieder  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 
Isis,  der  Geh.  Hofrat  Dr.  phil.  Johann  Philipp  Weinmeister,  Professor 
an  der  Forstakademie  zu  Tharandt.  Seit  dem  29.  November  1900  war  er 
Mitglied  der  Isis  und  gehörte  der  mathematischen  Sektion  an,  deren  Vor- 
sitzender er  auch  in  den  Jahren  1902  und  1903  war.  Seit  1901  hat  er 
21  Vorträge  in  dieser  Sektion  gehalten,  den  letzten  am  7.  Juli  1910  in 
Tharandt,  wohin  er  die  Mitglieder  eingeladen  hatte,  damit  sie  nach  der 
wissenschaftlichen  Sitzung  auch  noch  in  seiner  gastlichen  „Kattenburg“ 
gesellig  beisammen  bleiben  könnten.  Niemand  unter  seinen  Gästen  ahnte 
damals,  dafs  der  vollkommen  gesunde  Mann  so  nahe  vor  seinem  Ende 
stehe;  und  er  ist  ja  auch  nicht  eine  Stunde  krank  gewesen,  als  ihn  der 
Tod  abrief;  zurückgekehrt  von  einer  Erholungsreise  ist  er  an  seinem 
62.  Geburtstage  ganz  plötzlich  einem  Gehirnschlag  erlegen.  Noch  nicht 
zehn  Jahre  ist  er  Mitglied  der  Isis  gewesen,  und  man  mufs  es  sehr  be- 
dauern, dafs  er  den  Anschlufs  an  sie  nicht  schon  früher  gefunden  hat; 
er  würde  sonst  manche  kleine  Frucht  seiner  Arbeit,  die  er  so  vielleicht 
nicht  für  der  Veröffentlichung  wert  hielt,  dort  mitgeteilt  und  auf  Grund 
des  Meinungsaustausches  mit  Fachgenossen  weiter  ausgebaut  haben.  Auf 
den  Wunsch  der  Gesellschaft  möge  hiermit  einiges  aus  dem  Lebensgange 
des  Dahingeschiedenen  mitgeteilt  werden. 

Johann  Philipp  Weinmeister  wurde  als  Sohn  eines  kurhessischen  Be- 
amten am  27.  August  1848  zu  Kassel  geboren.  Sein  Vater  wurde  1849 
nach  Schmalkalden  und  1852  nach  Marburg  versetzt,  dort  ist  er  bis  zu 
seinem  1876  erfolgten  Tode  im  Amte  geblieben.  Diese  Stadt  ist  also  die 
eigentliche  Heimat  Weinmeisters  gewesen,  in  der  er  die  hauptsächlichsten 
Jugendjahre  zugebracht  hat.  Nach  dem  Besuch  einer  Privatschule  trat  er 
zu  Ostern  1859  in  die  Quinta  des  dortigen  Kurfürstlichen  Gymnasiums 
ein.  Schon  in  den  mittleren  Klassen  zeigte  sich  hier  seine  hervorragende 
Begabung  für  Mathematik,  die  durch  den  Unterricht  seines  ausgezeichneten 
Mathematiklehrers  Eduard  Fürstenau  derartig  gefördert  wurde,  dafs 
bald  in  ihm  der  Wunsch  rege  ward,  sich  dieser  Wissenschaft  später  ganz 
zu  widmen.  Schon  damals  wurde  er  wiederholt,  auch  von  Mitschülern, 
um  mathematischen  Privatunterricht  angegangen,  und  dies  förderte  nicht 
nur  sein  eigenes  Können,  sondern  gab  ihm  auch  die  Mittel  zur  bescheidenen 
Befriedigung  zweier  Liebhabereien,  denen  er  für  sein  ganzes  Leben  treu 
geblieben  ist:  er  kaufte  sich  gute  Bücher  und  machte  gelegentlich  Reisen. 
Unter  den  Büchern,  die  er  sich  anschaffte,  befand  sich  übrigens  auch  das 


VI 


Lehrbuch  der  Gabelsbergerschen  Stenographie  von  Rätzsch,  und  er  be- 
nutzte die  unfreiwillige  Mufse,  die  ihm  die  Erholung  von  einem  Scharlach- 
fieber auferlegte,  dazu,  diese  Kurzschrift  zu  erlernen,  deren  er  sich  von 
da  an  stets  bedient  hat.  Zu  Ostern  1868  bestand  er  die  Reifeprüfung 
mit  der  ersten  Zensur  in  Mathematik  und  Physik.  Während  seiner  ganzen 
Schulzeit  hatte  sich  seine  geradezu  einseitige  Begeisterung  für  Mathematik 
gezeigt,  und  diese  Einseitigkeit  ist  ihm  in  gewissem  Sinne  auch  im  späterem 
Leben  verblieben.  Nicht  dafs  er  nicht  auch  an  anderen  Gebieten  des 
Lebens,  der  Künste  und  der  Wissenschaften  Anteil  genommen  hätte,  so 
insbesondere  an  der  Musik,  an  den  Schönheiten  der  Natur,  die  er  gern 
auf  seinen  Reisen  bewunderte,  an  kirchlichen  und  politischen  Dingen;  aber 
seine  Arbeit,  sein  Streben  galt  immer  nur  seiner  Wissenschaft,  und  das 
hat  mit  dazu  beigetragen,  dafs  er  ein  Gelehrter  in  seinem  Fache  wurde. 

Gleich  von  Anfang  an  widmete  er  sich  nun  auf  der  alma  mater 
Philippina  eifrig  seinen  Studien.  Zunächst  zogen  ihn  besonders  die  überaus 
klaren  Vorlesungen  des  Mathematikers  Stegmann  an,  der  auf  sein  Studium 
vielfach  bestimmend  einwirkte.  Ferner  hörte  er  Vorlesungen  bei  den 
Mathematikern  v.  Drach,  Hefs  und  Feufsner,  sowie  bei  dem  Physiker 
Melde.  Aber  er  beschränkte  sich  nicht  darauf,  die  Vorlesungen  seiner 
Lehrer  zu  hören  und  teilweise  auszuarbeiten,  sondern  studierte  auch  eifrig 
Lehrbücher  der  höheren  Mathematik.  So  waren  vier  Semester  vergangen, 
und  schon  trat  er  dem  Gedanken  an  die  abzulegende  Staatsprüfung  näher, 
besonders  beschäftigte  ihn  die  Frage  des  unumgänglich  erforderlichen 
Nebenfaches.  Für  Naturwissenschaften  hatte  er  keine  grofse  Neigung, 
fürchtete  auch  seine  Kräfte  zu  zersplittern.  Eine  Zeit  lang  dachte  er 
daran,  Französisch  zu  wählen,  fand  aber  dann  als  besten  Ausweg,  sich 
für  die  philosophische  Propädeutik  zu  entscheiden,  da  sich  ja  die  Prüfung 
sowieso  auf  Philosophie  zu  erstrecken  hatte,  überdies  die  Philosophie 
der  Mathematik  näher  lag  als  jedes  andere  Fach.  Er  hatte  es  demnach 
in  der  Prüfung  nur  mit  zwei  Examinatoren  zu  tun:  mit  Professor  Steg- 
mann, der  in  Mathematik  und  Physik  prüfte,  und  mit  Professor  Weifsen- 
born,  der  die  Fächer  der  Philosophie  und  der  Pädagogik  vertrat;  er 
erreichte  dadurch,  dafs  er  seine  Studien  auf  einen  engeren  Kreis  be- 
schränken und  um  so  mehr  vertiefen  konnte.  Alles  schien  sich  somit 
in  erwünschter  Weise  zu  gestalten,  da  brach  1870  der  Krieg  gegen  Frank- 
reich aus,  und  es  galt  auch  für  Weinmeister,  sich  dem  Vaterlande  zur  Ver- 
fügung zu  stellen.  Er  trat  beim  hessischen  Jägerbataillon  Nr.  11  ein  und 
wurde  zu  seiner  kriegsmäfsigen  Ausbildung  der  von  Marburg  nach  Wies- 
baden verlegten  Ersatzkompanie  dieses  Bataillons  eingereiht.  Im  Oktober 
gelangte  er  zum  mobilen  Bataillon,  das  damals  in  Sevres  vor  Paris  lag. 
Die  Jäger  hatten  während  der  Belagerung  die  Mannschaften  für  einen 
ständigen  vorgeschobenen  Oberjägerposten  im  Schlosse  Meudon  zu  liefern. 
Hier  finden  wir  den  bisherigen  Studiosus  wieder,  der  zu  seiner  Freude  in 
der  Schlofsbibliothek  auch  mathematische  Werke  entdeckte.  Wenn  es  der 
Dienst  gestattete,  safs  er,  die  Büchse  im  Arm,  hinter  einem  im  Parke  zur 
Deckung  aufgestellten  Pianino  und  studierte  ein  französisches  Werk  mathe- 
matischen Inhalts. 

Es  war  zum  Abschlufs  der  Friedenspräliminarien  gekommen,  da  zog 
sich  Weinmeister  auf  dem  von  Granaten  zerrissenen  Erdboden  im  Dienste 
eine  Fufsverletzung  zu,  die  seine  Aufnahme  ins  Lazarett  und  dann  seine 
Beurlaubung  in  die  Heimat  zur  Folge  hatte.  Nach  völliger  Wiederher- 


VII 


Stellung  tat  er  zunächst  in  Wiesbaden  Dienst  und  beendete  danach  sein 
Freiwilligenjahr  in  Marburg. 

Sofort  nahm  er  nun  wieder  sein  Studium  auf  und  meldete  sich  gegen 
Ende  des  Jahres  1871  zur  Staatsprüfung,  die  er  am  3.  Mai  1872  mit  dem 
von  ihm  erhofften  Erfolge  bestand.  Es  war  gerade  eine  Zeit  des  Lehrer- 
mangels, und  so  konnte  er  auf  alsbaldige  Anstellung  rechnen;  dafs  er  aber 
eine  solche  nicht  in  Hessen,  sondern  in  Sachsen  fand,  kam  sehr  über- 
raschend. Seiner  Mutter  Bruder,  der  Kaufmann  in  Leipzig  war,  teilte  ihm 
nämlich  mit,  dafs  die  dortige  Realschule  1.  Ordnung  zu  möglichst  baldigem 
Antritt  einen  Mathematiklehrer  suche.  Er  bewarb  sich  sofort  um  die 
ausgeschriebene  Stelle  und  wurde  zu  einer  Probelektion  nach  Leipzig  be- 
rufen. Seine  vielfache  Übung  durch  Privatunterricht  kam  ihm  hier  zu 
statten,  er  machte  in  der  Probelektion  einen  guten  Eindruck  und  wurde 
gewählt,  mufste  allerdings  noch  die  Form  erfüllen,  um  Erlafs  der  säch- 
sischen Staatsprüfung  nachzusuchen.  Schon  am  1.  Juni  1872  trat  er  sein 
Amt  an,  zunächst  als  Hilfslehrer,  im  Sommer  1873  wurde  er  zum  Ober- 
lehrer befördert. 

Der  Unterricht  in  Unter-  und  Mittelklassen,  den  er  vorübergehend 
gleichzeitig  in  vier  Parallelklassen  zu  erteilen  hatte,  sagte  ihm  allerdings 
wenig  zu,  und  da  die  Oberklassen  nur  in  geringer  Zahl  vorhanden  waren, 
überdies  in  ihnen  zwei  ältere  Fachkollegen  und  von  1873  an  auch  noch 
ein  als  Direktor  der  Schule  neu  berufener  Mathematiker  tätig  waren,  so 
trug  er  sich  bei  der  anscheinenden  Aussichtlosigkeit  des  Vorrückens  im 
Unterricht  mit  der  Absicht,  sein  Amt  mit  einer  Assistentenstelle  an  einem 
schweizerischen  Polytechnikum  zu  vertauschen.  Aber  der  neue  Direktor, 
Professor  Giesel,  erkannte  bald  die  hervorragende  Tüchtigkeit  seines 
jungen  Fachgenossen  und  übertrug  ihm,  als  sich  überdies  die  Zahl  der 
Oberklassen  mehrte,  mathematischen  Ünterricht  in  ihnen.  Bei  dieser 
Tätigkeit  befriedigte  und  beglückte  es  ihn  nun  sehr,  dafs  es  ihm  gelang, 
bei  seinen  Schülern  volles.  Verständnis  für  die  Gröfse  seiner  Wissenschaft 
zu  wecken  und  bei  vielen  zu  heller  Begeisterung  zu  steigern.  Hierfür 
besafs  er  eine  besondere  Gabe,  zu  ihrer  vollen  Entfaltung  konnte  sie  aber 
natürlich  nur  dadurch  kommen,  dafs  er  an  sich  und  an  seine  Schüler  hohe 
Anforderungen  stellte,  ohne  jedoch  dabei  für  letztere  ein  gerechtes  Mafs 
zu  überschreiten.  Die  Schüler  empfanden  keine  Überbürdung  und  kamen 
freudig  den  Anforderungen  ihres  Lehrers  nach,  ja  vielfach  überboten  sie 
diese  noch.  Gar  manchen  pflanzte  er  eine  so  starke  Liebe  zur  Mathematik 
ein,  dafs  sie  sich  entschlossen,  ihr  Studium  zu  ihrem  Lebensberufe  zu 
wählen,  und  eine  ganze  Reihe  von  ihnen  befinden  sich  heute  in  angesehenen 
Stellungen  als  treue  Diener  oder  erfolgreiche  Forscher  dieser  Wissenschaft, 
von  denen  hier  nur  der  Berliner  Mathematiker  Professor  Scheffers  ge- 
nannt sein  mag.  Aber  auch  Schüler,  die  sich  nach  dem  Verlassen  der 
Schule  anderen  Berufen  zuwandten,  liebten  seinen  Unterricht  und  dadurch 
die  in  ihm  gelehrte  Wissenschaft,  und  es  war  ihm  eine  besondere  Freude, 
neben  der  möglichsten  Förderung  aller  gelegentlich  mit  einzelnen  besonders 
Begabten  zu  Gebieten,  die  sich  über  das  Alltägliche  erhoben,  emporzu- 
steigen. Hier  wie  auch  im  gewöhnlichen  Unterrichte  legte  er  Gewicht 
darauf,  dafs  seine  Primaner  nicht  einfach  das  von  ihm  Gebotene  in  sich 
aufnahmen,  sondern  an  der  Entwicklung  der  mathematischen  Wahrheiten 
selbst  mitarbeiteten,  und  wiederholt  hatte  er  die  grofse  Freude,  dafs  ein- 
zelne ihn  durch  Selbstgefundenes  überraschten,  das  tatsächlich  neu  war. 


VIII 


In  seine  Veröffentlichungen  hat  er  denn  einigemal  solche  Entdeckungen 
seiner  Schüler  mit  Nennung  ihrer  Namen  aufgenommen,  einmal  sogar  die 
selbständige  Arbeit  eines  Schülers  (der  sich  übrigens  später  nicht  dem 
Studium  der  Mathematik  widmete)  in  eine  wissenschaftliche  Zeitschrift 
aufnehmen  lassen. 

Neben  seinem  Unterrichte  war  er  stets  auf  wissenschaftliche  Weiter- 
bildung bedacht,  wozu  ihm  die  Universität  seiner  neuen  Heimat  Leipzig 
die  beste  Gelegenheit  bot.  Die  Vorlesungen  des  Professors  Neumann 
liefsen  ihn  erkennen,  wie  sehr  sein  Marburger  Studium  noch  der  Förderung 
fähig  war  und  bedurfte;  ihm  und  später  dem  von  München  nach  Leipzig 
berufenen  Professor  Klein  hatte  er  als  fleifsiger  Hörer  viel  zu  danken. 
Aber  er  forschte  auch  vielfach  für  sich  allein,  und  das  Ergebnis  seiner 
Arbeiten  in  den  ersten  Jahren  legte  er  in  seiner  Dissertation  nieder,  durch 
die  er  sich  bei  der  philosophischen  Fakultät  der  Universität  Marburg  am 
26.  Februar  1876  die  Doktor-  und  Magisterwürde  erwarb.  Es  war  keine 
gewöhnliche  Dissertation,  vielmehr  stellte  sie  eine  tatsächliche  Bereicherung 
der  Wissenschaft  dar,  weshalb  auch  die  Fakultät  die  Arbeit  als  maxime 
laudabilis  bezeichnete.  In  ihr  führte  der  Verfasser  ein  neues  Koordinaten- 
system in  die  analytische  Geometrie  der  Ebene  ein,  das  System  der 
polaren  Linienkoordinaten,  dessen  grofse  Fruchtbarkeit  er  erkannte 
und  nachwies. 

Die  Tätigkeit  an  seiner  Schule  befestigte  mehr  und  mehr  seine  An- 
schauung, dafs  die  realistische  Ausbildung  der  humanistischen  mindestens 
ebenbürtig  sei;  mit  Begeisterung  trat  er  daher  in  den  Kampf  ein,  den  die 
Realschule  erster  Ordnung,  das  spätere  Realgymnasium,  um  die  Gleich- 
berechtigung mit  dem  Gymnasium  zu  führen  begann.  Diese  Anschauung 
hat  er  auch  später,  als  er  nicht  mehr  an  seiner  Schule  wirkte,  wiederholt 
zum  Ausdrucke  gebracht;  auch  an  der  Bewegung  zur  Neugestaltung  des 
mathematischen  Unterrichts  hat  er  sich  tätig  beteiligt  und  zwar  besonders 
durch  einen  längeren  Aufsatz  in  der  Zeitschrift  für  mathematischen  und 
naturwissenschaftlichen  Unterricht  und  durch  zwei  Vorträge  in  der  Gesell- 
schaft Isis. 

Mehr  als  zehn  Jahre  hatte  er  zu  Leipzig  gewirkt,  da  ward  er  plötzlich 
zu  einem  anderen  Amte  berufen.  Der  damalige  Vortragende  Ministerialrat 
für  den  mathematischen  Unterricht  der  sächsischen  höheren  Schulen,  Geh. 
Rat  Schlömilch,  war  schon  Vorjahren  auf  Weinmeister  aufmerksam  ge- 
worden. Dieser  hatte  1868  als  junger  Student  das  Schlömilchsche  Übungs- 
buch der  höheren  Analysis,  das  gerade  damals  in  erster  Auflage  erschienen 
war,  fast  ganz  durchgerechnet  und  dabei  mancherlei  Irrtümer  entdeckt. 
Ein  Verzeichnis  dieser  hatte  er  dem  Verfasser  eingeschickt  und  damit  den 
ersten  Schritt  zu  einer  Bekanntschaft  getan,  die  ihm  später  so  wertvoll 
werden  sollte.  Später  hatte  nun  Schlömilch  bei  gelegentlichen  Besuchen 
der  Leipziger  Realschule  den  Studenten  von  damals  auch  persönlich  kennen 
und  schätzen  gelernt  und  wünschte  ihn  zu  fördern.  Als  dann  an  der  Forst- 
akademie zu  Tharandt  die  Stelle  eines  Professors  für  Mathematik  und 
Physik  frei  wurde  und  das  Finanzministerium,  dem  die  Akademie  unter- 
steht, beim  Kultusministerium  anfragte,  wer  sich  wohl  für  die  Stelle  am 
besten  eigne,  schlug  Geh.  Rat  Schlömilch  Weinmeister  vor,  und  so  wurde 
dieser  am  1.  Oktober  1883  nach  Tharandt  berufen.  Herzliche  Freundschaft 
seiner  bisherigen  Amtsgenossen  und  dankbare  Liebe  gegenwärtiger  und 
früherer  Schüler  begleiteten  ihn  in  das  liebliche  Tharandt,  das  ihm  zu 


IX 


einem  Orte  reinsten  Glückes  wurde,  als  er  am  27.  Dezember  1888  den 
Ehebund  mit  Kamilla  Kornagel  aus  Leipzig  schlofs. 

Hier  begann  nun  eine  Berufstätigkeit  für  ihn,  die  in  mehrfacher  Be- 
ziehung anders  geartet  war  als  seine  bisherige.  Sein  Lehrgebiet  umfafste 
Mathematik,  theoretische  und  experimentelle  Physik,  alles  Gegenstände, 
die  für  junge  wald-  und  jagdfrohe  Forstleute  nicht  so  leicht  schmackhaft 
gemacht  werden  können.  Deshalb  sah  er  sich  in  seinem  neuen  Amte,  das 
in  vieler  Hinsicht  bequemer  war  als  sein  bisheriges,  zunächst  manchen 
Schwierigkeiten  gegenüber,  die  seine  forstlichen  und  naturwissenschaft- 
lichen Tharandter  Amtsgenossen  bei  Ausübung  der  Lehrtätigkeit  nicht  zu 
überwinden  hatten.  Aber  die  in  ihm  allezeit  rege  Begeisterung  für  sein 
Wissensgebiet  befähigte  ihn,  ohne  Einbufse  seiner  Berufsfreudigkeit  alle 
Schwierigkeiten  zu  besiegen,  und  mancher  seiner  Zuhörer,  der  anfangs  nur 
dem  Zwange  des  Lehrplanes  und  der  Rücksicht  auf  die  abzulegende  Prüfung 
gehorchte,  wenn  er  in  den  frühen  Morgenstunden  zum  mathematischen  Hör- 
saale wanderte,  empfand  bald  die  Einwirkung  des  in  seinem  Fach  auf- 
gehenden Lehrers  und  folgte  gern  seinen  anregenden  Vorträgen.  Mit  solchen 
Bekehrten  und  den  von  vornherein  mathematisch  beanlagten  Hörern  dann 
zu  arbeiten,  sie  zu  fördern  und  ihnen  die  Reize  der  höheren  Mathematik 
zu  erschliefsen,  war  ihm  eine  grofse  Freude  und  eine  Entschädigung  für 
immerhin  nicht  ausbleibende  Enttäuschungen. 

ln  den  mathematischen  Vorlesungen  trug  er  in  den  ersten  Jahren  ana- 
lytische Geometrie,  später  Infinitesimalrechnung  vor.  Den  zunächst  allein 
angewandten  geschlossenen  Vortrag  ersetzte  er  dann,  um  den  Lehrerfolg 
zu  sichern,  mehr  und  mehr  durch  seminaristische  Übungen.  Der  Physik 
hatte  er  bis  zur  Übersiedelung  nach  Tharandt  unterrichtlich  ganz  fern 
gestanden;  die  Einarbeitung  in  das  neue  Fach  machte  ihm  die  erste  Zeit 
ziemlich  arbeitsreich,  zumal  da  die  von  ihm  bei  seinem  Amtsantritte  Vor- 
gefundene Sammlung  von  Apparaten  ziemlich  dürftig  und  für  Abhaltung 
von  Experimentalvorträgen  wenig  geeignet  war.  Jetzt  verfügt  dank  seiner 
Fürsorge  die  Forstakademie  über  eine  reich  ausgestattete  physika- 
lische Sammlung,  ein  Beweis  dafür,  mit  welchem  Eifer  und  Erfolg  ihr 
dahingegangener  Vorstand  an  ihrer  Vervollständigung  dauernd  gear- 
beitet hat. 

Seit  1887  übernahm  er  auch  noch  die  Vorlesungen  über  Meteorologie 
und  clie  ziemlich  zeitraubende  Tätigkeit,  die  mit  dem  weiteren  Ausbau  und 
der  Überwachung  des  statistischen  Dienstes  einer  Station  der  Landeswetter- 
warte verbunden  ist.  Schon  um  sich  in  der  leicht  zu  einer  drückenden 
Fessel  werdenden  Mühe  fortgesetzter  Ablesungen  an  den  Beobachtungs- 
instrumenten eine  Erleichterung  zu  schaffen,  liefs  er  sich  die  Anschaffung 
der  neuesten  selbstregistrierenden  Apparate  angelegen  sein.  Gegenüber 
dem  Laboratoriumsgebäude,  seiner  vieljährigen  Arbeitstätte,  wurde  auf 
der  Höhe  des  das  Tal  der  wilden  Weifseritz  westlich  begrenzenden  Höhen- 
zuges 1892  auf  seine  Anregung  eine  mit  einem  Windstärkemesser  versehene 
zuverlässige  Windfahne  unter  erheblichen  Kosten  errichtet.  Tausende  von 
Blicken,  die  jährlich  von  den  Bewohnern  Tharandts  und  durch  das  Weifseritz- 
tal  Wandernden  empor  nach  Heinrichseck,  dem  Standorte  der  Windfahne, 
zur  Erkundung  der  Windrichtung  gesandt  werden,  weisen  auf  die  gemein- 
nützige Bedeutung  der  zunächst  wissenschaftlichen  Zwecken  dienenden 
Schöpfung  hin  und  lassen  erwarten,  dafs  auch  die  nichtakademischen  Kreise 
Tharandts  ihres  Mitbürgers  Weinmeister  dauernd  gedenken  werden. 


X 


Die  neue  Stellung  bot  gar  manche  Vorteile.  Sie  liefs  ihm  mehr  Zeit 
zur  eigenen  Arbeit,  uncl  die  Ruhe  der  Kleinstadt  war  dieser  günstiger  als 
das  Hasten  in  dem  vielbewegten  Leipzig.  Die  grofsstädtischen  Anregungen 
fand  er  im  benachbarten  Dresden,  die  schöne  Umgebung  von  Tharandt 
wiederum  bot  ihm  genufsreiche  Spaziergänge,  die  ihm  ein  tägliches  Be- 
dürfnis waren.  Kamen  aber  die  Ferien,  so  brauchte  er  nicht  die  Ruhe 
einer  Sommerfrische  aufzusuchen,  die  er  ja  zu  Hause  hatte,  sondern  er 
erfreute  sich  in  Begleitung  seiner  Gattin  an  gröfseren  Reisen,  mit  denen 
er  gewöhnlich  den  Besuch  fachwissenschaftlicher  Kongresse,  besonders  den 
der  Internationalen  Mathematiker- Versammlungen  und  der  Naturforscher- 
Versammlungen,  verband.  Auf  diesen  wurde  er  mit  angesehenen  Fach- 
genossen des  In-  und  Auslandes  bekannt,  deren  Werke  er  schätzen  gelernt 
hatte,  und  trug  von  da  die  Anregung  zu  mancher  neuen  Arbeit  heim. 

Seine  stille  Denkertätigkeit  galt  vor  allem  der  höheren  Geometrie  und 
der  Mechanik.  Auf  diesen  Gebieten  war  er  ein  gründlicher  und  deshalb 
oft  langsamer  Arbeiter;  er  blieb  beim  Schaffen  still  in  sich  verschlossen 
und  sprach  grundsätzlich  niemandem  gegenüber  von  einer  Arbeit,  ehe  er 
sie  nicht  fertig  hatte.  Dabei  besserte  und  feilte  er  so  lange  an  ihr,  bis 
er  etwas  Vollkommenes  vor  sich  zu  haben  glaubte.  Das  hat  zur  Folge 
gehabt,  dafs  die  Zahl  besonders  seiner  umfänglicheren  Veröffentlichungen 
nicht  grofs  geworden  ist.  Er  war  so  glücklich,  keinen  treibenden  Zwang 
hinter  sich  zu  haben,  und  so  arbeitete  er  an  seinen  Problemen  mit  Liebe 
und  Ruhe,  ohne  sich  zu  überstürzen.  Dafs  er,  wenn  es  sein  mufste,  auch 
schnell  arbeiten  und  doch  etwas  Gutes  leisten  konnte,  hat  er  in  Leipzig 
bewiesen,  als  er  für  Ostern  1880  die  Abhandlung  zum  Programme  seiner 
Schule  übernommen  hatte;  zwar  wuchs  ihm  der  Stoff  unter  den  Händen, 
aber  dennoch  lieferte  er  pünktlich  seine  Arbeit  ein,  die  nun  nur  so  um- 
fangreich ausgefallen  war,  dafs  sie  geteilt  werden  mufste  und  in  zwei  auf- 
einander folgenden  Jahresprogrammen  erschien. 

Die  geometrische  Betrachtungsweise  in  seinen  Arbeiten  war  vorwiegend 
synthetisch;  er  benutzte  die  analytische  Geometrie  nur  als  Pfadfinderin, 
wozu  sie  sich  ja  hervorragend  eignet,  hielt  sich  aber  immer  die  Tatsache 
vor  Augen,  dafs  man  zu  Ergebnissen,  die  man  erst  durch  langwierige 
Rechnungen  erhalten  hat,  hinterher  oft  weit  einfacher  durch  rein  geo- 
metrische Betrachtungen  gelangt.  Deshalb  bemühte  er  sich  immer,  das 
auf  analytischem  Wege  gefundene  Ergebnis  auf  die  Synthese  zu  übertragen 
und  so  einen  zugleich  anschaulichen  Weg  zu  schaffen.  Dieser  gestaltete 
sich  dann  bisweilen  so  einfach,  dafs  es  möglich  war,  ihn  sogar  Schülern 
höherer  Lehranstalten  verständlich  zu  machen  und  somit  der  Schulgeo- 
metrie mit  elementaren  Mitteln  auch  mancherlei  zugänglich  zu  machen, 
was  sonst  der  Hochschule  Vorbehalten  ist.  Hatte  er  auch  allmählich  eine 
grofse  Virtuosität  darin  errungen,  so  machte  doch  naturgemäfs  das  Auf- 
finden des  synthetischen  Weges  oft  reichlich  Mühe  und  erforderte  viel 
Zeit.  Und  wenn  er  dann  einen  an  sich  schwierig  erscheinenden  Nachweis 
in  der  ,, Geometrie  der  Unmündigen“,  wie  er  es  nannte,  durchgeführt  hatte, 
wenn  dann  ein  elegantes  und  durchsichtiges  Verfahren  vorlag,  so  ahnte 
man  meist  nicht,  wievieler  Versuche  und  Umarbeitungen  es  bedurft  hatte, 
bis  das  Ziel  erreicht  war.  Eine  schöne  Frucht  dieser  Bestrebungen  aus 
den  ersten  Tharandter  Jahren  war  die  Festschrift  „Die  Herzlinie,  für  die 
Schule  bearbeitet“,  die  er  1884  seinem  geliebten  Leipziger  Realgymnasium 
zum  fünfzigjährigen  Jubiläum  widmete.  Die  Kritik  rühmte  dieser  Arbeit 


XI 


Klarheit,  Einfachheit  und  mathematische  Eleganz  nach  und  betonte  mit 
Recht  ihren  Vorzug,  dafs  sie  nur  geringe  mathematische  Vorkenntnisse 
erfordere.  Diese  Schrift  zeigt,  wie  man  die  Schüler  in  das  so  reizvolle 
Gebiet  der  Kurvendiskussion  auch  ohne  Differential-  und  Integralrechnung 
auf  leichte  und  angenehme  Weise  einführen  kann. 

Die  Ergebnisse  seiner  reichen  Studien  in  der  synthetischen  Behand- 
lung ebener  Kurven  wollte  er  in  einem  Werke  zusammenstellen,  das  sehr 
elementar  und  einfach  die  wesentlichen  Eigenschaften  dieser  Linien  ent- 
wickeln sollte.  Jahrzehnte  hat  er  an  diesem  elementaren  Kurvenwerke 
gearbeitet  und  es  schliefslich  im  Entwürfe  beendet,  nach  einer  kurzen 
Erholungsreise  gedachte  er  vom  Herbst  1910  an  diesen  Entwurf  auszu- 
arbeiten. Aber  der  Tod  hat  ihn  daran  gehindert,  und  es  steht  nun  sehr 
dahin,  wann  dieses  sein  Lebenswerk  an  die  Öffentlichkeit  gelangen  kann. 
Leider  ist  der  Entwurf  noch  lange  nicht  druckfertig,  und  es  ist  für  jeden 
anderen  recht  schwer  und  nur  in  langer  Arbeit  möglich,  die  Grund- 
gedanken des  Verfassers  durchzuführen  und  danach  das  Werk  fertigzustellen. 

Für  seine  amtliche  Tätigkeit  fand  Weinmeister  auch  die  Anerkennung 
seines  Königs:  am  15.  April  1899  wurde  ihm  das  Ritterkreuz  1.  Klasse 
des  Albrechtsordens  verliehen,  am  21.  Mai  1908  erhielt  er  Titel  und  Rang 
als  Geheimer  Hofrat.  Im  Geschäftsjahr  1906/07  war  er  Rektor  der  Forst- 
akademie. Paul  Weinmeister. 


Veröffentlichungen. 

1.  Das  System  der  polaren  Linien-Koordinaten  in  der  Ebene.  Inaugural-Disser- 
tation,  Marburg  1876.  26  S.  8°.  Abgedruckt  auch  in  der  Zeitschr.  f.  Matliem. 
u.  Physik,  XXL  Jahrg.,  1876,  S.  301 — 324. 

2.  Die  Flächen  zweiten  Grades  nach  elementar- synthetischer  Methode.  Progr.  d. 
Realschule  1.  Ordn.  zu  Leipzig.  I.  Teil  1880;  II.  Teil  1881.  34  und  42  S.  4°. 

In  der  Zeitschrift  für  mathematischen  und  naturwissenschaftlichen  Unterricht: 

3.  Die  Herzlinie,  für  die  Schule  bearbeitet.  XV.  Jahrg.,  1884,  S.  245— 270.  Auch 
als  Festschr.  z.  50jälirig.  Jub.  d.  städt.  Realgymn.  zu  Leipzig  1884. 

4.  Uber  die  Körper,  deren  Schnittflächen  parallel  zu  einer  Ebene  quadratische 
Funktionen  ihres  Abstandes  sind.  XVIII.  Jahrg.,  1887,  S.  321 — 359. 

5.  Elementare  Bestimmung  der  gröfsten  und  kleinsten  Werte  ganzer  algebraischer 
Funktionen.  XXVI.  Jahrg  , 1895,  S.  8— 13. 

6.  Über  die  Begründung  des  Cavalierischen  Satzes.  XXXII.  Jahrg.,  1901,  S.  599 
bis  606. 

7.  Unendlichkeitsrechnung  in  der  Schule.  XXXVIII.  Jahrg.,  1907,  S.  1— 15. 

8.  Das  Achsenproblem  des  Kegels  zweiter  Ordnung.  XL.  Jahrg.,  1909,  S.  481 
bis  487. 

In  der  Zeitschrift  für  Mathematik  und  Physik: 

9.  Notiz  über  Fufspunktkurven.  XXVJ II.  Jahrg.,  1883,  S.  256. 

10.  Eingrenzung  der  Zahl  e auf  geometrischem  Wege.  XXXIJ.  Jahrg.,  1887,  S.  256. 

11.  Gelenkviereck  und  Dämmerungsdauer.  55.  Bd.,  1907,  S.  122— 129. 

Im  Archiv  der  Mathematik  und  Physik: 

12.  Uber  die  Variation  der  Parallelprojektion  einer  Ellipse  mit  der  Richtung  der 
projizierenden  Strahlen  und  mit  der  Lage  der  Projektionsebene.  2.  Reihe,  T.  X, 
1891,  S.  380-397. 

13.  Über  die  Inhaltsbestimmungen  von  Körpern,  deren  Schnittflächen  parallel  mit 
einer  Ebene  quadratische  Funktionen  ihres  Abstandes  sind.  2.  Reihe,  T.  XVII. 
1899,  S.  190— 201. 


XII 


In  der  Zeitschrift  für  den  physikalischen  und  chemischen  Unterricht: 

14.  Elementar-mathematische  Bestimmung  der  Trägheitsmomente  ebener  homogener 
Elächenstücke.  IV.  Jahrg.,  1891,  S.  301— 304. 

Im  Tharandter  forstlichen  Jahrbuch: 

15.  Die  Blitzschläge  in  Bäume  der  sächsischen  Staatsforstreviere  während  des 
Jahres  1897.  Bd.  48,  1897,  S.  185—188. 

16.  Zur  Theorie  der  reziprok-polaren  Kegelschnitte.  Bd.  60,  1909,  8.  287—312. 

In  den  Abhandlungen  der  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  in  Dresden: 

17.  Graphische  Bestimmung  der  Achsen  des  schiefen  elliptischen  Kegels.  Jahrg.1909, 
S.  103-109. 

18.  Über  höhere  Evoluten.  Jahrg.  1910,  S.  113— 119. 

Aufserdem  mancherlei  Bücherbesprechungen  in  mehreren  Zeitschriften  und  zahlreiche 
Aufgaben  besonders  in  der  Zeitschrift  für  mathematischen  und  naturwissenschaftlichen 
Unterricht,  in  der  Zeitschrift  L’intermediaire  des  mathematiciens  und  im  Archiv  der 
Mathematik  und  Physik. 


f 

Karl  Schiller. 

Der  unerbittliche  Tod  hat  vor  kurzem  einen  Mann  aus  dem  Leben 
gerufen,  dessen  Streben  und  Arbeit  lange  Jahre  hindurch  mit  unserer  „Isis“ 
innig  verknüpft  war.  So  ziemt  es  sich  wohl,  einen  Augenblick  rückwärts 
zu  schauen,  um  zu  sehen,  wie  er  sich  entwickelte  und  was  er  geleistet, 

Karl  Schiller  wurde  am  10.  November  1840  zu  Mitteloderwitz  in 
der  sächsischen  Oberlausitz  als  Sohn  eines  unbemittelten  Tischlers  geboren. 
Schon  in  seinem  fünften  Jahre  verlor  er  die  Mutter  und  mit  ihr  die  Liebe, 
welche  auf  die  Entwicklung  des  Kindesgemüts  von  gröfstem  Einflufs  zu 
sein  pflegt.  Nachdem  sich  der  Vater  wieder  verheiratet  hatte  und  nach 
Zittau  übergesiedelt  war,  führte  er  ihn  der  dortigen  Volkschule  zu.  Nach 
seiner  Konfirmation  wurde  er  wohl  wider  seinen  Willen  zu  einem  Kauf- 
mann in  die  Lehre  getan,  ging  ja  sein  Herzenswunsch  dahin,  Lehrer  zu 
werden.  Nur  acht  Tage  hielt  er  in  dieser  aus,  worauf  der  Vater,  seinen 
dringenden  Bitten  folgend,  sich  erweichen  liefs,  ihn  dem  Seminare  zu  Zittau, 
das  später  mit  dem  zu  Bautzen  vereint  wurde,  zu  übergeben.  Seine  Armut, 
die  ihm  bei  seinen  Schulgenossen  sehr  bald  den  Namen  „Peu  d’argent“ 
einbrachte,  liefs  ihn  während  seiner  Studienzeit  viel  Entbehrungen  kosten, 
hinderte  ihn  aber  nicht,  mit  Bienenfleifs  zu  arbeiten,  um  reiche  Kenntnisse 
zu  sammeln  und  sich  mit  trefflichen  Fertigkeiten  für  seinen  künftigen  Beruf 
auszurüsten.  Endlich  war  sein  Ziel  erreicht;  Ostern  1860  wurde  er  als 
Hilfslehrer  nach  Cunewalde  gewiesen,  dem  dortigen  Hauptlehrer  zur  Seite 
zu  stehen,  was  ihm  aufser  Kost  und  Wohnung  40  Taler  einbrachte.  Die 
jetzige  Zeit  vermag  dies  nicht  zu  verstehen,  da  die  Ansprüche  gestiegen 
sind;  wer  aber  selbst  durch  solche  Verhältnisse  gegangen,  dem  ist  es  be- 
greiflich, wie  unser  von  frühester  Jugend  an  unverwöhnter  Schiller  sich 
unter  den  seinigen  wohl  fühlen  konnte.  Nach  bestandener  Wahlfähigkeits- 
prüfung galt  es,  nach  einer  ständigen  Stelle  Umschau  zu  halten.  Er  fand 
sie  weit  von  den  Bergen  der  Heimat  im  ebenen  Gelände  der  Lommatzscher 
Pflege,  in  Mettel witz.  Wohl  betrug  der  Gehalt  nur  150  Taler,  doch  fühlte 
er  sich  dabei,  wie  er  oftmals  bekundete,  wiederum  glücklich,  freilich  immer- 
hin auf  bessere  Zeiten  hoffend.  Nur  das  Gefühl  der  Einsamkeit,  das  ihn 
hier  mit  festen  Armen  umfafste  — das  Schulhaus  stand  für  sich  allein 
im  Freien  zwischen  zwei  Dörfern  — , wollte  seiner  jugendlichen  Natur  nicht 
behagen  und  trieb  ihn  in  seinen  Freistunden,  soweit  sie  nicht  dem  Umgang 
mit  Menschen  gewidmet  waren,  hinaus  in  die  Natur,  wo  er  auf  jede  Kleinig- 
keit achtete  und  sich  besonders  der  Erforschung  der  Welt  phanerogamer 
Pflanzen  hingab.  Nachdem  er  in  dieser  Stellung  mehrere  Jahre  verbracht, 
wurde  er  an  die  Stadtschule  von  Lommatzsch  berufen  und  bald  zum  Kantor 


XIV 


der  Stadtkirche  ernannt.  Während  dieser  Zeit  lernte  er  seine  künftige 
Gattin  kennen,  die  ihm  als  die  Sonne  seines  Lebens  Licht  und  Wärme 
spenden  sollte  bis  an  seinen  Tod.  Ostern  1872  siedelte  er  nach  Dresden- 
Neustadt  über,  wo  er  in  der  Kadenschen,  später  Bochowschen  Privat- 
schule den  Unterricht  im  Zeichnen  und  in  den  Naturwissenschaften  über- 
nahm und  über  ein  Jahrzehnt  lang  fortführte.  Sicher  hätte  er  sich  noch 
länger  ihm  gewidmet,  wäre  nicht  eine  Störung  seiner  Gesundheit  eingetreten, 
die  ihn  zwang,  den  Lehrerberuf  ganz  aufzugeben. 

Bald  nach  seiner  Übersiedelung  trat  er  unserer  Gesellschaft  bei,  in 
der  er  sich  ganz  besonders  dem  damaligen  Oberlehrer,  jetzigen  Direktor 
a.  D.  Gerstenberger,  dessen  Name  unter  den  Kryptogamenkennern  Sachsens 
den  besten  Klang  hat,  anschlofs,  damit  er  ihn,  wie  dieser  es  mit  manchem 
vor  und  nach  ihm  getan,  in  Algen-  und  Mooskunde  einführe.  Nachdem 
Schiller  den  Reiz  dieser  Wissenschaft  einmal  gekostet,  beseelte  ihn  ein 
wahrer  Feuereifer  für  dieselbe.  An  der  Seite  seines  ihm  zum  Freunde 
gewordenen  Lehrers  oder  bei  der  Fülle  ihm  zu  Gebote  stehender  Zeit  viel 
öfter  allein  durchstreifte  er  die  nähere  und  weitere  Umgebung  Dresdens, 
um  mit  Ausdauer  und  scharfem  Blick  alles  zu  sammeln,  was  sich  ihm  für 
seine  Zwecke  darbot;  später  schlossen  sich  ihm  unsere  Mitglieder,  der  jetzt 
in  Leipzig  lebende,  durch  sein  Buch  über  Vogelstimmen  bekannt  gewordene 
Oberlehrer  Voigt  und  die  hiesigen  Oberlehrer  Jenke  und  Professor  Wobst 
an.  Zu  Hause  wurde  dann  alles  gründlich  durchgearbeitet,  wobei  das 
Mikroskopieren  und  das  Zeichnen,  in  dem  er  es  zur  Meisterschaft  gebracht 
hatte,  eine  Hauptrolle  spielten.  Erst  nachdem  er  damit  zu  einem  gewissen 
Abschlüsse  gekommen  war,  trat  er  vor  die  „Isis“,  um  sie  mit  seinem  „Ersten 
Verzeichnisse  der  in  der  Dresdner  Heide  bis  1883  gefundenen  Laub-,  Leber- 
und Torfmoose“  bekannt  zu  machen.  Von  da  an  läfst  er  keine  Gelegen- 
heit vorübergehen,  über  neue  Funde  zu  sprechen;  bald  stellt  er  vor  ihm 
nicht  gekannte  Standorte  seltener  Pflanzen  fest,  bald  berichtet  er  über  die 
Wiederauffindung  von  Kryptogamen  durch  ihn,  von  denen  angenommen 
worden  war,  dafs  sie  aus  der  Flora  Sachsens  verschwunden  seien.  Erwähnt 
sei  hier  nur  nach  mir  durch  Herrn  Dr.  Schorler  freundlichst  gewordenen 
Mitteilungen  „die  der  interessanten  und  pflanzengeographisch  wichtigsten 
Pflanze  der  Sächsischen  Schweiz,  des  Hymenophyllum  tunbridgense.  Diese 
seltene  westliche  Art,  die  am  bezeiehneten  Gebiete  ihren  östlichsten  und 
einzigen  Standort  in  Deutschland  hat,  war  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts am  Felsentor  des  Uttewalder  Grundes  entdeckt,  aber  durch  die 
Habgier  unverständiger  Sammler  sehr  bald  wieder  ausgerottet  worden. 
Schiller  ging  nun  von  dem  richtigen  Gedanken  aus,  dafs  dieser  Standort 
nicht  der  einzige  in  dem  schluchtenreichen  Elbsandsteingebirge  sein  könnte. 
Und  so  durchforschte  er  Jahre  lang  alle  Schluchten  und  Gründe  des  Ge- 
birges, bis  es  ihm  im  Oktober  1885  zu  seiner  grofsen  Freude  auch  gelang, 
einen  neuen  Standort  dieser  Pflanze  zu  entdecken.  Er  hütete  diesen  wie 
seinen  Augapfel  und  verriet  ihn  selbst  seinen  besten  Freunden  nicht.  Erst 
am  30.  Mai  1901  führte  er  die  Herren  Geheimrat  Drude  und  Dr.  Schorler 
zu  seinem  Kleinod,  um,  wie  er  sich  ausdrückte,  die  Kenntnis  dieses  wich- 
tigsten Standortes  nicht  mit  ins  Grab  zu  nehmen.“  Besprechungen  neuer 
Literatur,  Berichte  über  von  ihm  im  In-  und  Auslande  unternommene 
Kryptogamenexkursionen,  verbunden  mit  erläuternden  Vorlagen,  Vorträge 
über  Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der  Pilzwelt,  in  dem  er  wie  zu  Hause 
war,  hatten  wir  ihm  vielfach  zu  danken.  Aber  nicht  einseitig  war  sein 


XV 


Sinn  auf  die  Pflanzenwelt  gerichtet;  gewisse  Abteilungen  der  oberen  und 
niederen  Tierwelt  verfolgte  er  mit  grofsem  Interesse.  Besonders  waren 
es  neben  Beobachtungen  an  Vögeln  die  an  Ephemeriden,  welche  er  in 
seinem  Aquarium  aufgezogen  hatte,  und  die  an  sächsischen  Zikaden  voll- 
zogenen, welche  lange  Zeit  seine  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  nahmen. 
Daneben  sei  nicht  vergessen,  zu  erwähnen,  dafs  er  in  dem  langen  Zeitraum 
von  1889  bis  1904  das  viel  Kraft  und  Zeit  beanspruchende  Amt  als  Biblio- 
thekar in  höchst  gewissenhafter  Weise  verwaltete,  wofür  ihm  jederzeit  Dank 
und  Anerkennung  von  der  Gesellschaft  in  reichem  Mafse  gezollt  wurde. 

Immer  lebte  er  im  Ganzen  und  für  das  Ganze.  Das  Glück,  das  ihm 
seine  von  der  grofsen  Masse  unbeachtete  und  von  ihr  nicht  verstandene 
Tätigkeit  gebracht,  wollte  er  nicht  in  sich  verschliefsen,  sondern  auch 
anderen  mitteilen.  Darum  scharte  er  eine  Anzahl  Lehrer  von  höheren 
und  niederen  Schulen  in  getrennten  Abteilungen  um  sich  und  unternahm 
mit  ihnen  viele  Ausflüge,  auf  denen  er  den  reichen  Schatz  seines  Wissens 
und  seiner  Erfahrungen  freigebig  mitteilte.  Im  Winter  unterrichtete  er  sie 
weiter  bei  in  geschlossenem  Raume  vollzogenen  Zusammenkünften.  Wo  er 
sonst  noch  etwas  für  Verbreitung  seiner  Lieblingswissenschaft  tun  konnte, 
da  tat  er  es;  immer  fand  man  ihn  bereit,  Rat  zu  erteilen,  wenn  er  ge- 
wünscht wurde.  Niemand  wird  es  wunderbar  finden,  dafs  ein  Mann  von 
solchem  Wissen  mit  einer  grofsen  Zahl  sächsischer  Forscher  in  Verbindung 
stand.  So  wirkte  er  segensreich  und  vielen  Dank  hat  er  dafür  geerntet. 
Grofsen  Dank  wird  man  ihm  auch  in  Zukunft  spenden,  dafs  er  seine 
prächtigen  Sammlungen,  die  mehr  als  anderes  von  seinem  vorbildlichen 
eisernen  Fleifse  und  seiner  peinlichen  Gewissenhaftigkeit  zeugen,  in  un- 
eigennütziger Weise  einer  Stätte  vermacht  hat,  an  der  sie  jedem  Belehrung 
Heischenden  zugänglich  bleiben  sollen.  Nicht  bestehen  sie  allein  aus  einer 
Zusammenstellung  der  von  ihm  gesammelten  und  bestimmten  Naturpro- 
dukte, sondern  beigefügt  sind  den  tausenden  künstlerische  getuschte  oder 
aquarellierte  Analysen,  durch  die  sie  dem  Belehrung  Suchenden  von  be- 
sonders hohem,  nicht  zu  unterschätzendem  Werte  sein  werden. 

Das  Leben  unseres  Schillers  hätte  ein  durchaus  glückliches  sein 
können,  wenn  es  nicht  bisweilen  von  Krankheit  getrübt  worden  wäre.  So 
brachte  ihm  eine  heftige  Erkältung,  die  er  sich  auf  einer  Reise  zugezogen 
hatte,  eine  Nervenlähmung  der  rechten  Seite,  welche  zwar  allmählich  schwand, 
aber  ihn  zwang,  die  rechte  Hand  mit  der  linken  zu  vertauschen,  worin  er 
es  durch  Willenszähigkeit  und  lang  fortgesetzte  Übung  zu  bewunderns- 
werter Fähigkeit  brachte.  Eine  zeitweilig  auftretende  Herzschwäche  ver- 
ursachte ihm  manch  bittere  Stunde.  Immer  raffte  er  sich  wieder  empor, 
bis  endlich  Paralyse  des  Gehirns  ihm  Verlust  des  Gedächtnisses  in  weit 
stärkerem  Mafse  brachte,  als  es  das  Alter  zu  tun  pflegt.  Mit  täglichen 
Gedanken  an  den  Tod  die  Seinen  beunruhigend  siechte  er  allmählich  hin. 
Noch  vermochte  er  seinen  siebzigsten  Geburtstag  bei  vollem  Bewufstsein 
in  ihrer  Mitte  zu  feiern,  dann  aber  trat  Bewufstlosigkeit  und  ein  sanfter 
Tod  am  12.  November  1910  ein.  Die  Nachricht,  dafs  er  gestorben,  legte 
sich  erkältend  auf  die  Herzen  aller,  die  ihn  gekannt.  Dafür,  dafs  sein 
Andenken  bei  ihnen  nicht  erlischt,  hat  er  selbst  gesorgt. 

Er  ruhe  in  Frieden! 


H.  Engelhardt. 


Sitzungsberichte 


der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1910. 


♦ 


I.  Sektion  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  13.  Januar  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Lohr- 
mann.  — Anwesend  45  Mitglieder  und  Gäste. 

Kustos  Dr.  B.  Schorler  legt  vor: 

Brauer,  A.:  Die  Süfs  wasserfauna  Deutschlands.  Jena  1909. 

Prof.  Dr.  A.  Jacobi  hält  Vortrag  über  den  See-Elefanten  und  die 
Robbenfamilie,  unter  Vorlage  mehrerer  Schädel,  wobei  auf  den  vom 
K.  Zoologischen  Museum  neuerdings  erworbenen  See-Elefanten  besonders 
hingewiesen  wird. 


Zweite  Sitzung  am  10.  März  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Lohr- 
mann. — Anwesend  38  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  einige  präparierte  Backzähne  vom  Rind  vor 
und  bespricht  kurz  den  Bau  derselben. 

Prof.  Dr.  J.  Thallwitz  hält  Vortrag  über  giftige  Tiere,  im  Anschlufs  an 

Taschenberg,  0.:  Die  giftigen  Tiere.  Stuttgart  1909. 


Dritte  Sitzung  am  25.  Juni  1910  (in  Gemeinschaft  mit  der  Sektion 
für  Botanik)  in  der  Forstakademie  zu  Tharandt.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
E.  Lohr  mann.  — Anwesend  33  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  K.  Escherich  spricht  über  unsere  Spechte. 

Der  Vortragende  führt  die  bei  uns  vorkommenden  sechs  Spechtarten  vor  und  be- 
spricht unter  Verwendung  des  überaus  reichen  Materials  der  Akademie  die  Anlage  der 
Nisthöhlen  und  die  Nahrung  dieser  Vögel,  beides  besonders  im  Hinblick  auf  den  forst- 
lichen Nutzen  oder  Schaden.  Vortragender  ist  der  Ansicht,  dafs  beide  sich  ziemlich  die 
Wage  halten,  dafs  aber  doch  vielleicht  der  Nutzen,  der  darin  liegt,  dafs  von  den  Spechten 
verschiedene  schädliche  Insekten  niedergehalten  werden,  den  Schaden  überwiegt. 

Sodann  spricht  Prof.  Dr.  F.  Neger  über  die  natürlichen  Ver- 
färbungen des  Holzes. 

Schon  die  Entstehung  des  Kernholzes  ist  eine  natürliche  Verfärbung,  die  durch 
den  Ausschlufs  von  der  Saftleitung  bewirkt  wird.  Dabei  werden  aufser  Farbstoffen  meist 
auch  Gerbstoffe  abgelagert.  Das  Vergrauen  des  Holzes  an  der  Wetterseite,  die  Ver- 
gilbung und  Bräunung  vieler  Hölzer,  die  Vergrünung  des  Lindenholzes  und  die  Rot- 
färbung des  Erlenholzes  werden  durch  anorganische  Einflüsse  bewirkt.  Dagegen  erzeugen 
parasitische  Pilze  sowohl  die  unschädliche  Blaufäule  der  Nadelhölzer  als  auch  die  anderen 
Fäulearten,  die  das  Holz  zugleich  färben  und  zerstören.  — An  Literatur  wird  vorgelegt: 

Schramm,  W.  H.:  Zum  Vergrauen  der  Hölzer.  Jahresbericht  der  Ver- 
einigung für  angewandte  Botanik,  IV.  Berlin  1907. 

Nach  der  Sitzung  unternahmen  die  Teilnehmer  einen  Spaziergang  nach 
Edle  Krone. 


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II.  Sektion  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  20.  Januar  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F.  Neger. 
— Anwesend  53  Mitglieder  und  Gäste. 

Kustos  Dr.  B.  Schorler  legt  den  XI.  Band  der  „Vegetation  der  Erde“ 
von  Engler  und  Drude  vor,  enthaltend  eine  Arbeit  von 

Adamovic,  L.:  Die  Vegetation  der  Balkanländer.  Leipzig  1909. 

Sanitätsrat  Dr.  P.  Menzel  weist  hin  auf  ein  Werk  von 

Connold,  E.:  Plant  galls  of  Great  Britain.  London  1909. 

Lehrer  H.  Stiefelhagen  hält  einen  Vortrag  über  seine  Beise  durch 
Bulgarien  und  die  Dobrudscha. 

Der  Vortragende  macht  zunächst  an  der  Hand  einer  selbst  entworfenen  Wandkarte 
mit  dem  Reisegebiet  bekannt  und  geht  dann  auf  die  Flora  desselben  ein.  Auf  zahlreichen 
Tafeln  sind  die  gesammelten  Pflanzen  geographisch  zusammen  gestellt,  darunter  auch  die 
beiden  Seltenheiten  Moehringici  Grisebachii  Ika.  und  M.  Jankae  Griseb.,  deren  Auf- 
suchen die  Reise  veranlafst  hat.  Eingehend  wird  die  Strandvegetation  von  Varna  und 
die  Flora  von  Burgas,  des  Balkan  und  des  Rhodopegebirges,  des  Vitösch  bei  Sofia  und 
des  Rilo  Dagh  besprochen  und  in  Vertretern  gezeigt. 


Zweite  Sitzung  am  17.  März  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F.  Neger. 
— Anwesend  46  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  J.  Thallwitz  gibt  eine  kurze  Besprechung  von  0.  Schneiders 
„Typenatlas“.  Sechste,  farbige  Ausgabe.  Dresden  1909. 

Oskar  Schneiders  Typenatlas,  naturwissenschaftlich-geographischer  Bilderatlas  für 
Schule  und  Haus,  ist  nunmehr  im  Verlage  von  Meinhold  u.  Söhne,  Dresden,  nach  dem 
Tode  des  Verfassers  in  6.  Auflage  erschienen.  Hat  sich  dieses  Unterrichtswerk,  das 
16  Karten  und  über  550  Einzel-  und  Gruppenbilder  aus  der  Völkerkunde  sowie  der 
charakteristischen  Tier-  und  Pflanzenwelt  der  verschiedenen  Erdteile  zur  Darstellung 
bringt,  schon  in  den  früheren  Auflagen  als  wertvolles  Anschauungsmittel  zur  Belebung 
des  geographischen  Unterrichts  erwiesen,  so  erhöht  die  neue  Auflage  diesen  Wert  noch 
dadurch,  dafs  in  ihr  zum  ersten  Male  die  sämtlichen  Bildertafeln  in  farbiger  Ausführung 
dargeboten  werden.  Die  farbige  Wiedergabe  entspricht  dem'  hohen  Stande,  welchen  die 
Technik  des  Farbendruckes  heute  erreicht  hat  Die  meisten  der  Bilder  wirken  dadurch 
unmittelbarer  aufs  Auge  und  lassen  die  Eigenart  der  Objekte  leichter  und  rascher  wahr- 
nehmen als  in  den  älteren  Auflagen.  Neben  weiteren  Vervollkommnungen  ist  noch  die 
Zahl  der  Bilder  um  einige  vermehrt  worden.  Wäre  es  auch  erwünscht,  manches  in 
gröfserem  Mafsstabe  dargestellt  zu  sehen,  so  müfste  das  allerdings  auf  Kosten  der  Fülle 
des  Gebotenen  geschehen.  Voraussichtlich  wird  die  neue,  farbige  Auflage  des  Typen- 
atlas das  Interesse  der  Jugend  an  dem  darin  dargestellten  Lehrstoff  in  noch  gröfserem 
Mafse  erwecken,  wie  die  früheren  schwarzen  Ausgaben,  die  erfahrungsgemäfs  von  den 
Schülern  der  höheren  Lehranstalten  gern  beschafft  und  benutzt  wurden  und  sich  auch 
aufserhalb  der  Schule  zahlreiche  Freunde  erworben  haben. 

Prof.  Dr.  F.  Neger  hält  einen  durch  zahlreiche  Lichtbilder  veran- 
schaulichten Vortrag  über  die  Pinsapo-  und  Korkeichenwälder 
Andalusiens. 

Die  ursprünglichen  Pinsapobestände  Südspaniens  bedecken  zur  Zeit  nur  noch  eine 
kleine  Fläche  in  einigen  Gebirgen  (Sierra  de  las  nieves  ca  600  ha,  Sierra  de  Estepona 
ca  60  ha).  Die  spanische  Staatsforstverwaltung  sorgt  seit  einigen  Jahren  dafür,  dafs 
eine  weitere  Dezimierung  dieser  interessanten  Bestände  verhindert  wird.  (Näheres 
hierüber  in  Naturw.  Zeitschrift  f.  Land-  und  Forstwirtschaft  1907.) 


Dritte  Sitzung  am  12.  Mai  1910.  Vorsitzender:  Kustos  Dr.  B.  Schorler. 
— Anwesend  48  Mitglieder  und  Gäste. 


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DerV orsitzende  wird  zum  stimmberechtigten  Vertreter  der  Sektion 
bei  den  Nomenklatur- Verhandlungen  auf  dem  1910  in  Brüsseltag  enden 
Botanikerkongrefs  ernannt. 

Hofrat  Prof. H.  Engelhardt  legt  an  der  Mulde  gesammelte  Blätter 
vor,  die  in  ihrer  Form  aufserordentlich  variieren. 

Dr.  Th.  Wolf  spricht  über  seine  Reisen  auf  den  Galäpagosinseln. 

Der  Vortragende  bespricht  zunächst  die  Erforschung  durch  Darwin  während  seines 
20  tägigen  Aufenthaltes  auf  der  Inselwelt  im  Jahre  1835  und  schildert  dann  auf  Grund 
eigener  Beobachtung  und  Erforschung  die  durchaus  vulkanische  Natur  der  Eilande,  die 
besonders  aus  Palagonittuffen  und  Laven  aufgebaut  sind,  und  das  Klima,  das  namentlich 
von  der  kalten  Humboldtströmung  beeinflufst  wird. 

Die  ganze  Flora  trägt  zwar  südamerikanisches  Gepräge,  macht  aber  keinen  tropischen 
Eindruck.  Die  Hälfte  aller  Pflanzen  ist  endemisch.  Die  Tierwelt  ist  noch  reicher  an 
endemischen  Arten,  darunter  fast  alle  Landvögel.  Die  Krone  der  Schöpfung  bilden  auf 
den  Galäpagosinseln  die  beschuppten  Reptilien.  Hier  findet  sich  die  einzige  lebende 
Meereseidechse  ( AmbJyrhynchus  cristatus  Bell.)  und  insbesondere  die  Elefantenschildkröte 
( Testudo  elephantojous  Harl.),  der  die  Inseln  den  Namen  verdanken.  Insekten  sind  nicht 
reich  an  Arten,  Spinnen,  Skorpione  und  Skolopendren  kommen  vor. 

Zum  Schlufs  geht  der  Vortragende  auf  die  schwierige  Frage  ein,  wie  die  Pflanzen 
und  Tiere  vom  amerikanischen  Festlande  auf  die  aus  dem  Meere  aufgestiegenen  Inseln 
gelangt  sind,  und  welche  Faktoren  bei  ihrer  Umbildung  in  endemische  Arten  die  Haupt- 
rolle gespielt  haben  dürften. 


III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  3.  Februar  1910.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — Anwesend  81  Mitglieder  und  Graste. 

Der  Vorsitzende  berichtet  über  die  am  8.  Januar  1910  in  Frank- 
furt a.  M.  erfolgte  Gründung  einer  „Geologischen  Vereinigung.“ 

Die  Geologische  Vereinigung  will,  in  erster  Linie  durch  Herausgabe  der  „Geo- 
logischen Rundschau“,  die  Fortschritte  der  geologischen  Wissenschaft  verbreiten  helfen, 
sowie  die  Methodik  des  geologischen  Unterrichts  in  Schulen,  Museen  und  Hochschulen 
pflegen.  Vorsitzender  ist  Prof.  E.  Kayser  in  Marburg.  Anmeldungen  sind  zu  richten 
an  den  1.  Schriftführer  Dr.  Drevermann  in  Frankfurt  a.  M.,  Senc.kenbergisches  Museum. 
Eintrittsgeld  5 M.,  Jahresbeitrag  10  M.,  wofür  die  „Geologische  Rundschau“  in  jährlich 
6 Heften  postfrei  zugestellt  wird. 

Ferner  legt  der  Vorsitzende  vor: 

Nordens  kjöld,  0.:  Die  Polar  weit  und  ihre  Nachbarländer.  Leipzig  und 
Berlin  1909. 

Herr  R.  Baldauf  hält  einen  Vortrag  über  seine  geologischen 
Wanderungen  in  Westgrönland  und  erläutert  ihn  durch  Lichtbilder 
und  Lumiereaufnahmen. 


Zweite  Sitzung  am  7.  April  1910.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — Anwesend  47  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  vor: 

Geologische  Rundschau,  Zeitschr.  f.  allgem.  Geologie.  Herausgeg.  von 
der  Geolog.  Vereinigung  unter  der  Redaktion  von  G.  Steinmann,  W.  Salomon 
und  0.  Wilkens.  1.  Heft.  Leipzig  1910. 

Hierauf  begründet  der  Vorsitzende  eine  bereits  früher  gegebene 
Anregung  (vergl.  Sitzungsber,  1909,  S.  23),  die  Isis  möge  eine  Zentral- 


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stelle  zum  Registrieren  paläontologi scher  Funde  aus  Sachsen 
einrichten. 

Als  Beispiel  für  die  Notwendigkeit  einer  solchen  berichtet  er  über  neue  Beob- 
achtungen in  dem  Coschützer  Sandsteinbruche. 

Folgende  Anträge  des  Vorsitzenden  finden  einstimmige  Annahme: 

1.  Die  Isis  gründet  eine  Zentralstelle  zum  Registrieren  paläontologischer  Funde 
aus  Sachsen.  Dr.  K.  Wanderer,  Direktorialassistent  am  K.  Mineralogischen  Museum, 
übernimmt  die  Bearbeitung  und  Prüfung  der  eingesandten  Berichte  und  gibt  darüber 
Sammelberichte  in  den  Abhandlungen  der  Isis. 

2.  Das  nächste  Isisheft  soll  einen  Aufruf  bringen,  in  dem  die  Ziele  der  Einrichtung 
klargelegt  und  Winke  über  wirksame  Mitarbeit  gegeben  werden. 

3.  Von  dem  Aufrufe  werden  Sonderabzüge  auf  Kosten  der  Isis  an  geeignete  Personen 
versandt. 

Dr.  K.  Wanderer  legt  den  Schädel  eines  Moschusochsen  aus 
dem  Diluvium  von  Prohlis  vor.  (Vergl.  Abhandlung  VIII  des  Jahr- 
ganges 1909.) 

Dr.  E.  Rimann  hält  einen  Vortrag  über  den  geologischen  Bau 
des  Isergebirges. 


Dritte  Sitzung  am  2.  Juni  1910.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — Anwesend  52  Mitglieder  und  Gäste. 

Für  den  nach  Südwestafrika  abgereisten  1.  Schriftführer  Dr.  E.  Rimann 
wird  Dr.  R.  Sehr  eit  er  gewählt. 

Der  Vorsitzende  legt  vor: 

Suess,  E : Das  Antlitz  der  Erde,  III.  Bd.,  2.  Hlfte.  Wien  und  Leipzig  1910; 

Reinisch,  R.:  Entstehung  und  Bau  der  deutschen  Mittelgebirge.  Leip- 
zig 1910. 

Walther,  J.:  Vorschule  der  Geologie.  4.  Aufl.  Jena  1910. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  den  Granit  und  seine 
Kontakterscheinungen  und  erläutert  ihn  besonders  durch  Gesteins- 
handstücke und  Skizzen  aus  dem  Elbtalschiefergebirge. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  zeigt  im  Anschlufs  hieran  eine 
Anzahl  mikroskopischer  Strukturbilder  von  Kontaktgesteinen. 


Ausflug  am  4.  Juni  1910  unter  Führung  von  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner. 
— 23  Teilnehmer. 

Vom  Dorfe  Lockwitz  talaufwärts  bis  jenseits  des  Hummelsteins  wird  Gelegenheit 
gegeben,  den  Dohnaer  Granit  und  seinen  Kontakthof  zu  studieren  bis  dahin,  avo  sich 
bereits  die  Wirkungen  des  Syenits  zeigen.  Ein  geselliges  Zusammensein  in  Donaths 
Obstweinkelterei  nebst  Besichtigung  der  Keltereianlagen  beschliefst  den  Ausflug. 


Ausflug  am  16.  Juni  1910  (in  Gemeinschaft  mit  dem  Verein  für  Erd- 
kunde) unter  Führung  von  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner.  — 18  Teilnehmer. 

Von  der  Haltestelle  Zehista  aus  geht  die  Wanderung  durch  das  Bahratal  nach 
Friedrichswalde  und  über  Ottendorf  nach  Berggiefshiibel,  nach  der  Mittagsrast  und  einem 
Besuch  der  Panoramahöhe  dann  an  der  Gottleuba  abwärts  über  Zwiesel  nach  Langen- 
hennersdorf. 

Der  Ausflug  gibt  Gelegenheit,  einen  grofsen  Teil  des  Elbtalschiefergebirges  zu 
durchqueren  und  die  Beziehungen  zwischen  Gesteinsbeschaffenheit  und  Geländeformen 
zu  erläutern. 


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IY.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  3.  März  1910.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  Dr. 
J.  Deichmiiller.  — Anwesend  48  Mitglieder  und  Gäste. 

Vorgelegt  werden: 

Mannus,  Zeitschr.  f.  Vorgeschichte,  Bd.  I,  Heft  8/4.  YYürzburg  1910; 

Prähistorische  Zeitschrift,  Bd.  I,  Heft  2.  Berlin  1909. 

Schuldirektor  H.  Döring  berichtet  über  einen  Urnenfund  des  älteren 
Lausitzer  Typus  im  Kaditzer  Tännicht,  aus  dem  ein  vorzüglich  er- 
haltener Buckelnapf  ausgestellt  ist,  und 

referiert  über  eine  Schrift  von  A.  M ei  che:  „Die  Oberlausitzer  Grenz- 
urkunde vom  Jahre  1241  und  die  Burgwarten  Ostrusna,  Trebista  und 
Godobi.“  Dresden  1908,  welche  interessante  Rückschlüsse  auch  auf  die 
prähistorische  Zeit  ermöglicht. 

Lehrer  Kl.  Vogel  spricht  über  steinzeitliche  Funde  in  der 
Dresdner  Heide. 

Aufser  einer  Pfeilspitze  vom  Heller  bei  Dresden  und  Steinäxten  von  Klotzsche 
und  von  YYachau  bei  Seifersdorf,  welche  ausliegen,  sind  noch  Steinäxte  bekannt  vom 
Militärschiefsstand  auf  dem  Heller,  vom  Bahnhof  Klotzsche,  aus  der  Kiesgrube  bei 
Langebrück,  vom  Vogelherd  in  der  Dresdner  Heide  und  von  den  Losch witzer  Höhen. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  gibt  eine  Übersicht  über  die  stein- 
zeitlichen  Siedelungen  in  der  Umgebung  von  Dresden. 

Zu  den  seit  längerer  Zeit  bekannten  steinzeitlichen  Siedelungen  auf  dem  linken 
Elbufer,  in  der  Flufsaue  und  auf  dem  südlich  angrenzenden  Höhenzuge,  bei  Cotta,  Löbtau, 
Mockritz,  Neuostra,  Strehlen,  Nickern  und  Tolkewitz,  ist  jetzt  eine  neue  Niederlassung 
in  der  Flur  Seidnitz  hinzugekommen.  Das  rechte  Elbufer  scheint  infolge  seiner  mehr 
bergigen  Beschaffenheit  während  der  jüngeren  Steinzeit  noch  nicht  besiedelt  gewesen 
zu  sein. 

Hierauf  hält  Geh.  Hofrat  Prof.  E.  Bracht  einen  Vortrag  über  den 
gegenwärtigen  Stand  der  Eolithenfrage. 


Zweite  Sitzung  am  9.  Juni  1910.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  Dr. 
J.  Deichmüller.  — Anwesend  18  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  bespricht  eine  Schrift  von  L.  Reinhardt:  „Die 
älteste  menschliche  Bevölkerung  Europas  zur  Eiszeit  und  ihre  Herkunft 
nach  den  neuesten  Skelettfunden.“  Frankfurt  a.  M.  1910. 

Gipsabgüsse  des  Unterkiefers  von  Homo  lieidelbergensis  und  des  Schädels  von 
Homo  neandertalensis  liegen  aus. 

Schuldirektor  H.  Döring  bespricht  E.  Blume:  „Vor-  und  frühgeschicht- 
liche Altertümer  aus  dem  Gebiet  der  Provinz  Posen“.  Posen  1909,  und 
G.  Eichhorn:  „Die  paläolithischen  Funde  von  Taubach  in  den  Museen  zu 
Jena  und  Weimar.“  Jena  1909. 

Zur  Erläuterung  dienen  Fundstücke  aus  den  Kalktuffen  von  Ehringsdorf. 

Derselbe  spricht  weiter  über  Burgwallschlacken. 

Vorgelegt  werden  Schlacken  von  den  Burg  wällen  auf  dem  Liiptilzer  Spitzberg  und 
dem  Dechantsberg  westlich  von  Nossen,  bei  Altoschatz,  bei  Coschütz,  auf  dem  Löbauer 
Berg,  dem  Stromberg  bei  Weifsenberg,  der  Landskrone  bei  Görlitz  und  aus  einer 
schottischen  Glasburg.  Die  Schlacken  von  Altoschatz,  Coschütz  und  dem  Stromberg 
zeigen  deutliche  Abdrücke  von  Holzstruktur. 


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Dr.  R.  Schreitcr  spricht  über  vorgeschichtliche  Biberfunde, 
an  der  Hand  von 

vonLinstow,  0.:  Die  Verbreitung’  des  Bibers  im  Quartär.  Magdeburg  1908. 

Von  sächsischen  Biberresten  aus  vorgeschichtlicher  Zeit  sind  ausgestellt  ein  Unter- 
kiefer von  Zauschwitz  bei  Pegau  und  das  Bruchstück  eines  Schneidezahns  von  Dresden- 
Cotta,  beide  aus  neolithischen  Siedelungen,  sowie  Unterkiefer  von  den  Burgwällen  bei 
Coschütz  und  bei  Leckwitz. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  berichtet  über  neuere  Funde  aus 
Sachsen. 

Neue  steinzeitliche  Niederlassungen  wurden  bei  Ziegenhain,  Leippen  und  Kropte- 
witz  entdeckt.  Von  Leippen  stammt  ein  Napf,  der  ringsum  mit  Zapfen  verziert  ist,  und 
ein  wohlerhaltener  bombenförmiger  Napf  mit-  Spiralornament.  Eine  Herdgrube  ‘bei 
Kroptewitz  enthielt  Trümmer  mehrerer  Kugel amphoren.  Von  Gärtitz  liegt  ein  ring- 
förmiger, verzierter  Keulenstein  aus  Basalt  vor,  von  Schweta  ovale,  dicke  Armringe  aus 
Bronze  mit  Spuren  einer  Umwicklung  und  von  Batzdorf  ein  prächtig  verzierter  Halsring 
aus  Bronze.  An  der  Balmhofstrafse  in  Cossebaude  wurde  eine  Herdgrube  mit  zwei  Reib- 
steinen und  Trümmern  von  Gefäfsen  des  älteren  Lausitzer  Typus  aufgeschlossen. 


V.  Sektion  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  17.  Februar  1910.  Vorsitzender:  Prof.  H.  Reben- 
storff.  — Anwesend  53  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  H.  Rebenstorff  hält  einen  Experimentalvortrag  über  messende 
Versuche  mit  Gasen  und  andere  Demonstrationen. 

Der  Vortragende  zeigt  mit  Hilfe  von  neuen  Entwicklerkölbchen  und  Mefszy lindern 
die  schnelle  und  genaue  Abmessung  der  mittels  Vioo  Gramm- Atomgewicht  Magnesium 
entwickelten  Wasserstoffmenge.  Dieselbe  befindet  sich  in  scharfer  Übereinstimmung 
(Abweichungen  etwa  V2  °/o)  mit  der  Gasmenge,  die  gleich  darauf  ein  Magnesiumüber- 
schufs  aus  20  ccm  Normal -Salzsäure  bis  zur  Neutralisation  freimacht.  Im  Anschlüsse 
wird  über  die  vereinfachte  Reduktion  von  Gasmengen  und  ihre  Anwendung  für  genaue 
Unterrichtsversuche  berichtet. 

Sodann  wird  die  ausgedehnte  Verwendbarkeit  von  Gummiballons  mit  bequem  ver- 
schliefsbarem  Schlauchansatz  an  Beispielen  von  Unterrichtsversuchen  vorgeliihrt  Die 
gleichen  Apparate  sind  auch  bei  Versuchen  mit  flüssiger  Luft  vorteilhaft  zu  benutzen. 
Die  Messung  der  372  fachen  Ausdehnung,  die  abgekühlter  Wasserstoff  beim  nachträg- 
lichen Erwärmen  auf  Zimmertemperatur  zeigt,  gibt  eine  äufserst  anschauliche  und  auf 
wenige  Grade  genaue  Bestimmung  der  Temperatur  der  flüssigen  Luft.  Ist  nach  längerem 
Eindunsten  derselben  fast  reiner  flüssiger  Sauerstoff  entstanden,  so  entströmen  dem  Mefs- 
zylinder  des  Vortragenden  gegen  10  ccm  Wasser  weniger,  woraus  sich  die  um  etwa 
13  Grade  höhere  Siedetemperatur  des  flüssigen  Sauerstoffs  ergibt. 

Magnesium späne  lieferten  in  einem  weiteren  Versuche  reichliche  Mengen  an  gelb- 
grünem Magnesiumnitrid,  die  mit  Wasser  sehr  lebhaft  reagieren  und  Ammoniak  ent- 
wickeln. Zum  Schlufs  werden  neue  farbenthermoskopische  Demonstrationen  vorgeführt. 


Zweite  Sitzung  am  21.  April  1910.  Vorsitzender:  Prof.  H.  Reben- 
storff. — Anwesend  69  Mitglieder  und  Gäste. 

Privatdozent  Dr.  H.  Thiele  berichtet  über  Wirkungen  ultraviolett- 
reichen Lichtes,  mit  Demonstrationen. 


Dritte  Sitzung  am  16.  Juni  1910  im  Physikzimmer  des  König  Georg- 
Gymnasiums.  Vorsitzender:  Prof.  H.  Rebenstorff.  — Anwesend  38  Mit- 
glieder und  Gäste. 


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Ingenieur  E.  N eugebauer- Wiesbaden  zeigt  die  Versuche  mit  seinen 
selbsttätigen  E lü s si gk ei ts hebern. 

Prof.  Dr.  H.  Lohmann  spricht  über  die  Einrichtungen  des  König 
Georg-Gymnasiums  für  den  Physikunterriebt,  mit  Demonstrationen. 

Nach  einleitenden  Bemerkungen,  in  denen  er  besonders  das  Entgegenkommen  liervor- 
liebt,  das  ihm  von  seiten  der  städtischen  Behörden  und  der  Bauleitung  bei  der  Errichtung 
des  physikalischen  Institutes  zuteil  geworden  war,  führt  der  Vortragende  die  Anwesenden 
durch  die  Bäume  des  König  Georg -Gymnasiums,  welche  dem  Physikunterricht,  den 
praktischen  Schülerübungen  und  der  Werkarbeit  dienen.  Hierauf  gibt  er  an  der  Hand 
zahlreicher  Schulversuche  ein  Bild  von  den  Einrichtungen  und  Hilfsmitteln,  die  dem 
Institute  zur  Verfügung  stehen. 


Yl.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  20.  Januar  1910  im  Hörsal  der  K.  Sachs.  Landes- 
wetterwarte. Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Witting.  — Anwesend  21  Mit- 
glieder und  Gäste. 

Regierungsrat  Prof.  Dr.  P.  Schreiber  trägt  vor  über  ein  einfaches 
Verfahren  zum  Studium  der  Vorgänge  in  den  oberen  Luft- 
schichten. 


Zweite  Sitzung  am  10.  Februar  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
A.  Witting.  — Anwesend  16  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  über  einige  kinematische 
Sätze  von  R.  Müller. 

Vergl.  Krause,  M.:  Zur  Theorie  der  ebenen  unveränderlichen  Systeme. 

Arch.  d.  Math.  u.  Physik,  III.  Reihe,  XVI,  Heft  1. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Pb.  Weinmeister  gibt  Mitteilungen  über 
Ellipsenkrümmung  und  über  die  Kardioide  in  der  Mikroskopie. 

Der  Vortragende  beweist  zunächst  die  drei  Rohnschen  Konstruktionen  des  Krüm- 
mungskreises der  Ellipse,  indem  er  die  Werte  der  Koordinaten  des  Krümmungsmittel- 
punktes und  des  Krümmungshalbmessers  als  bekannt  voraussetzt.  Dann  zeigt  er,  wie 
man  mit  Hilfe  der  Parallelprojektion  der  Ellipse  zum  Kreis  Konstruktion  und  Berech- 
nung des  Krümmungskreises  ausführen  kann,  und  fügt  einige  Sätze  über  das  der 
Ellipse  eingeschriebene  Dreieck  hinzu,  die  er  auf  demselben  Wege  ableitet. 

Alsdann  beweist  er  ohne  höhere  Rechnung  den  von  H.  Siedentopf  gefundenen  und 
zur  Herstellung  eines  Kardioidenkondensors  benutzten  Satz  über  die  Kardioide  und  den 
ihrem  Erzeugungskreis  konzentrischen  Kreis  von  doppeltem  Halbmesser.  Alle  parallel 
der  Kardioidenachse  einfallenden  und  von  diesem  Kreis  und  der  Kardioide  zurück- 
geworfenen Lichtstrahlen  treffen  sich  in  der  Spitze  dieser  Kurve. 

• Der  Vorsitzende  überbringt  eine  Einladung  des  Dresdner  Vereins 
akademisch  gebildeter  Lehrer  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften  an 
den  höheren  Schulen  zu  dem  gelegentlich  seiner  Hauptversammlung  am 
21.  Februar  1910  vom  Oberbergrat  Prof.  Dr.  E.  Papperitz  angekündigten 
Vortrage:  Die  kinodiaphragmatische  Projektion,  ein  neues  Lehr- 
mittel in  der  Geometrie. 


Dritte  Sitzung  am  14.  April  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Witting. 
— Anwesend  14  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  W.  Ludwig  spricht  über  die  Annäherung  der  Ellipse 
durch  ihre  Scheitelkreise.  (Vergl.  Abhandlung  IV.) 


10 


Geh.  Hof.  Prof.  Dr.  Ph.  Weinmeister  macht  Mitteilungen  über  das 
auf  dem  Zusammenhang  der  Krümmungen  zweier  projektiv  aufeinander 
bezogenen  Kurven  beruhende  Heumansche  Verfahren  zur  Kon- 
struktion der  Krümmungsradien  von  Kegelschnitten. 

Regierungsrat  Prof.  Dr.  P.  Schreiber  legt  die  von  der  Firma  Karl 
Schleicher  & Schüll  in  Düren  hergestellten  neuen  Logarithmen- 
papiere vor. 

Prof.  Dr.  A.  Witting  teilt  ein  einfaches,  von  d’Ocagne  herrührendes 
Verfahren  zur  Rektifikation  des  Kreisbogens  mit. 


Vierte  Sitzung  am  9.  Juni  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  A.  Witting. 
— Anwesend  10  Mitglieder. 


Prof.  Dr.  E.  Naetsch  spricht  über  eine  Anwendung  des  Euler- 
schen  Multiplikators  in  der  Theorie  der  Minimalflächen. 

Damit  die  auf  ein  rechtwinkliges  Raumkoordinatensystem  bezogene  Gleichung 
z = f(x , y)  eine  Minimalfiäche  darstelle,  ist  notwendig  und  hinreichend,  dafs  die  Funktion 
f{oß,y ) der  partiellen  Differentialgleichung  II.  Ordnung 
(1)  (1  -f  #2)  r — 2pqs  + (1  = 0 

Genüge  leistet,  in  welcher  p,  q , r,  s,  t die  partiellen  Ableitungen  erster  und  zweiter 
Ordnung  der  Funktion  f(x,y)  bedeuten,  also 

_df_  _d£  _d*f  jgj  d*f  _d*f 
^ d x'  ® dy ’ 1 d x*'  8 dx  dy:  d y2 

ist.  Diese  Gleichung  kann  aber 

^ (yT+i^i7^) + Jy  (y  r+FTp) = 0 


geschrieben  werden  und  läfst  dann  erkennen,  dafs  der  Ausdruck 

p .dy  — q.dx 

yi  +p2  +p2 

i 

ein  vollständiges  Differential  wird,  dafs  also  der  Quotient  ~rnr  ' -0—,— ^ einen  Eulerschen 

yi  +p2  + s2 

Multiplikator  (integrierenden  Faktor)  der  gewöhnlichen  Differentialgleichung  I.  Ordnung 

(2)  p .dy  — q.dx  = 0 

bildet.  Die  vollständige  Integration  der  letzteren  erfordert  also,  wenn  die  Funktion 
f(x,y)  der  partiellen  Differentialgleichung  (1)  Genüge  leistet,  blofs  eine  Quadratur.  Nun 
kann  aber  die  Differentialgleichung  (2)  geometrisch  gedeutet  werden;  sie  charakterisiert 
offenbar  die  Fallinien  (Kurven  stärksten  Gefälles)  der  Fläche  z = f(x,y),  d.  h.  diejenigen 
Kurven,  welche  die  Niveaulinien  dieser  Fläche  (die  Schnittkurven  der  letzteren  mit  den 
oo1  Ebenen  ^ = c.onst.)  rechtwinklig  durchsetzen.  Hiernach  ergibt  sich  der  Satz,  dafs 
die  Fallinien  einer  Minimalfläche  stets  durch  blofse  Quadratur  gefunden  werden  können. 

Dieser  Satz  mufs  natürlich  auch  gelten,  wenn  die  Begriffe  der  Niveaulinien  und 
der  Fallinien  etwas  allgemeiner  gefafst  werden,  indem  man  die  Schnittkurven  einer  ge- 
gebenen Fläche  mit  irgendeiner  Schar  paralleler  Ebenen  als  Niveaulinien  und  deren 
orthogonale  Tiajektorien  als  Fallinien  bezeichnet.  Wenn  die  Stellungswinkel  jener  Ebenen 
a,  ß,  y genannt  werden  und  die  betreffende  Fläche  durch  drei  Gleichungen  von  der  Form 

(3)  x = X (w,  v),  y = Y (u,  v),  z = Z (u,  v ) 

dargestellt  wird,  in  denen  u und  v zwei  Parameter  sind,  so  können  die  Niveaulinien  durch 
die  endliche  Gleichung  X (u,  v) . cos  a 4-  Y (w,  v) . cos  ß + Z(u,  v) . cos  y = const , die  Fall- 
linien aber  durch  die  gewöhnliche  Differentialgleichung  I.  Ordnung 


du  4- 


(' 


d_ü,_  d_Q\ 
d v ^ d u)  ’ 


dv  = 0 


charakterisiert  werden,  in  welcher  e,  f , g die  Gaufssclien  Fundamentalgröfsen  I.  Ordnung 
sind,  12  aber  zur  Abkürzung  für  den  Ausdruck  X cos  a + Y cos  ß -f-  Z cos  y steht.  In 


11 


dem  besonderen  Fall,  wo  die  Gleichungen  (3)  eine  Minimalfläche  darstellen,  mufs  nun  die 
vollständige  Integration  der  Differentialgleichung  (4)  durch  blofse  Quadratur  möglich 
sein;  dies  trifft  auch  in  der  Tat  zu,  denn  die  genannte  Differentialgleichung  besitzt  alsdann 


den  Eulerschen  Multiplikator 


wie  sich  ohne  Schwierigkeit  zeigen  läfst. 


\eg  — r 

Prof.  Dr.  A.  Witting  berichtet  über  die  Posener  Hauptversamm- 
lung des  Vereins  zur  Förderung  des  mathemathischen  und  natur- 
wissenschaftichen  Unterrichts. 


VH.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  27.  Januar  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Fo erster.  — Anwesend  79  Mitglieder  und  Gäste. 

Sanitätsrat  Dr.  Fr.  Schanz  und  Dr.  ing.  K.  Stockhausen  berichten 
über  die  Wirkungen  der  kurzwelligen  Lichtstrahlen  auf  das  Auge. 

Jedermann  hat  schon  an  sich  selbst  empfunden,  dafs  unsere  Augen  von  dem  Licht 
unserer  künstlichen  Lichtquellen  umsomehr  belästigt  werden,  je  intensiver  sie  sind.  An 
der  Lichtstärke  selbst  kann  dies  nicht  liegen,  da  viel  helleres  Tageslicht  für  gewöhnlich 
unsere  Augen  nicht  belästigt.  Wir  müssen  die  Ursache  in  der  verschiedenen  Zusammen- 
setzung des  Lichtes  suchen.  Das  Licht  unserer  gebräuchlichen  Lichtquellen  enthält 
neben  den  sichtbaren  auch  unsichtbare,  sogen,  ultraviolette  Strahlen.  Die  Beleuchtungs- 
industrie hat  die  Temperatur  der  Leuchtkörper  immer  mehr  gesteigert.  Dadurch  wird 
das  Licht  immer  reicher  an  diesen  unsichtbaren  ultravioletten  Strahlen.  Diese  Strahlen 
wirken  aber,  obgleich  sie  nicht  mehr  als  Licht  wahrgenommen  werden,  auf  unser  Auge 
und  erzeugen  da,  wo  sie  intensiv  einwirken,  erhebliche  Störungen. 

Die  kurzwelligsten  ultravioletten  Strahlen  werden  von  den  äufseren  Augenteilen 
absorbiert.  Da  diese  mit  einem  sehr  empfindlichen  Nervenapparat  versehen  sind,  ent- 
stehen sofort  wahrnehmbare  unangenehme  Empfindungen  am  äufseren  Auge.  Bei  sehr 
intensiver  Einwirkung  kann  es  sogar  zu  heftigen  Entzündungen  kommen.  Solche  werden 
bei  Arbeitern  an  Bogenlampen  beobachtet.  Man  kennt  diese  Erkrankung  unter  dem 
Namen  „elektrische  Ophthalmie“.  Auch  das  Tageslicht  ist  unter  Umständen  imstande 
die  gleichen  Entzündungen  zu  erzeugen.  Bei  Hochtouren,  bei  Ballonhochfahrten,  bei 
Reisen  in  arktischen  Gegenden  kommt  es  neben  den  Erscheinungen  des  Gletscherbrandes 
zur  Schneeblindheit.  Es  ist  dies  dieselbe  Krankheit  wie  die  elektrische  Ophthalmie. 
Sie  wird  durch  dieselbe  Strahlenart  des  Tageslichts  erzeugt,  das  im  Hochgebirge  und 
in  den  arktischen  Gegenden  noch  reich  ist  an  den  kurzwelligsten  ultravioletten  Strahlen, 
die  in  der  Tiefebene  bereits  durch  die  Atmosphäre  absorbiert  sind. 

Die  relativ  langwelligen  ultravioletten  Strahlen  gelangen  in  das  Augeninnere  und 
werden  von  der  Augenlinse  absorbiert.  Sie  sind  die  Ursache  des  Glasmacherstars.  Ob 
sie  auch  auf  die  Entstehung  des  Alterstars  von  Einflufs  sind,  bedaif  noch  weiterer 
Prüfung.  Sie  erzeugen  aber  auch  sofort  wahrnehmbare  Störungen  dadurch,  dafs  sie  in 
der  Linse  und  Netzhaut  Fluoreszenz  hervorrufen.  Auch  ein  Teil  der  blauen  und  violetten 
Strahlen  ist  dabei  beteiligt.  Durch  das  Fluoreszenzlicht  wird  das  Netzhautbild  ver- 
schleiert und  die  Netzbaut  rasch  ermüdet.  Wir  merken  dies  am  besten  bei  der  Blendung, 
sobald  direktes  Sonnenlicht  in  die  Pupille  gelangt.  Daraus  ergibt  sich  die  Notwendig- 
keit, die  Augen  vor  den  störenden  Wirkungen  der  kurzwelligen  Lichtstrahlen  zu  schützen. 
Bei  Hochtouren,  Ballonhochfahrten,  Reisen  in  arktischen  Gegenden  versieht  man  sich 
mit  Brillen  zum  Schutz  gegen  diese  schädlichen  Strahlen  des  Tageslichts.  Jetzt  haben 
sich  die  dunkelgrauen  Brillen  eingebürgert,  weil  man  empirisch  herausgefunden  hat, 
dafs  die  blauen  ungeeignet  sind.  Wer  in  das  Hochgebirge  reist,  will  sich  an  der  Natur 
erfreuen.  Es  entgeht  ihm  mancher  Genufs  durch  die  dunkle  Brille.  Aus  Euphosglas 
werden  jetzt  Schutzbrillen  hergestellt,  die  von  den  sichtbaren  Strahlen  nur  die  blauen 
und  violetten,  denen  ähnliche  Wirkungen  zukommen  wie  den  ultravioletten,  etwas 
schwächen,  die  ultravioletten  aber  vollständig  absorbieren.  Auf  ihrer  Absorption  im  Blau 
und  Violett  beruht  ihre  gelbgrüne  Farbe.  Dafs  diese  Schutzbrillen  wirklichen  Schutz 
bieten,  hat  Dr.  Flemming,  Assistent  der  Augenklinik  der  Charite,  bei  einer  Ballon- 
hochfahrt festgestellt,  bei  der  er  über  8000  m hoch  gekommen  war.  Er  trug  eine  helle 


12 


Euphosbrille,  sein  Begleiter  eine  dunkelgraue.  Er  hatte  keine  Beschwerden  am  Auge, 
sein  Begleiter  eine  schwere  Ophthalmie. 

Das  Sonnenlicht  der  Tiefebene  enthält  aber  von  den  ultravioletten  Strahlen  noch 
diejenigen,  die  Fluoreszenz  der  Linse  und  Netzhaut  erzeugen.  Um  uns  gegen  die  zu 
intensive  Wirkung  dieser  Strahlen  zu  schützen,  müssen  wir  die  Pupille  möglichst  be- 
schatten, damit  nur  diffus  reflektiertes  Licht  in  die  Pupille  gelangt.  Durch  diffuse 
Reflektion  verliert  das  Licht  sehr  viel  ultraviolette  Strahlen.  Wir  haben  unsere  Kopf- 
bedeckung so  eingerichtet,  dafs  sie  die  Beschattung  der  Pupille  übernimmt,  wenn  die 
natürliche  Beschattung  durch  den  Augenhöhlenrand  und  die  Lidkante  wegfällt.  Da,  wo 
ein  solcher  Schutz  nicht  möglich  ist,  oder  wo  bei  Einwirkung  direkt  gespiegelten  Sonnen- 
lichts die  natürlichen  Schutzmittel  versagen,  sind  sicher  Schutzbrillen,  die  diese  Strahlen 
abfangen,  angebracht.  Auf  jeden  Fall  aber  sind  sie  dann  angezeigt,  wenn  die  Linse 
aus  dem  Auge  entfernt  oder  die  Pupille  abnorm  erweitert  ist. 

Das  künstliche  Licht  ist  auch  reich  an  ultravioletten  Strahlen.  Das  Licht  der 
Petroleumlampe  enthält  keine  Strahlen,  die  das  äufsere  Auge  reizen.  Darum  wird  die 
Petroleumlampe  zweifellos  mit  Recht  als  Arbeitslampe  allen  intensiveren  Lichtquellen 
vorgezogen.  Ihr  Licht  enthält  aber  noch  die  Strahlen,  die  Fluoreszenz  der  Linse  und 
Netzhaut  erzeugen.  Man  sollte  daher  diese  Lampen  stets  so  hoch  stellen,  dafs  die  Licht- 
strahlen nicht  direkt  in  die  Pupille  gelangen.  Durch  diffuse  Reflektion  würde  dann 
dieses  Licht  von  den  ultravioletten  Strahlen  soweit  gereinigt,  dafs  es  die  Augen  am 
wenigsten  ermüdet.  Steht  die  Lampe  unmittelbar  vor  dem  Arbeitsplatz,  und  können 
die  Lichtstrahlen  direkt  in  die  Pupille  gelangen,  so  tut  man  gut,  auch  diesem  Licht  die 
kurzwelligen  Strahlen  zu  entziehen.  In  Glaszylindern,  Augenschützern  aus  Euphos- 
glas  hat  man  hierzu  ein  einfaches  und  billiges  Hilfsmittel.  Das  Licht  der  intensiveren 
Lichtquellen  enthält  neben  den  Strahlen,  die  Fluoreszenz  der  Linse  und  der  Netzhaut 
erzeugen,  immer  auch  Strahlen,  die  das  äufsere  Auge  reizen.  Dem  Licht  dieser  Licht- 
quellen sollte  man  die  kurwelligen  Strahlen  nicht  nur,  wenn  sie  in  die  Pupille  gelangen, 
sondern  schon,  wenn  sie  auf  das  äufsere  Auge  direkt  einwirken,  entziehen.  Man  müfste 
mit  diesen  Lichtquellen  die  Beleuchtung  indirekt  gestalten.  Diese  Beleuchtungsart  wird 
wegen  des  grofsen  Verlustes  an  sichtbaren  Strahlen  kostspielig  bleiben.  Einfacher  und 
billiger  können  wir  diesen  Lichtquellen  die  kurzwelligen  Strahlen  entziehen,  wenn  wir 
sie  mit  Glashüllen  aus  Euphosglas  umgeben. 

Der  Vortrag  wird  durch  zahlreiche  Lichtbilder  erläutert. 


Zweite  Sitzung  am  24.  Februar  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Foerster.  — Anwesend  69  Mitglieder  und  Gaste. 

Eingegangen  ist  eine  Einladung  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Dresden 
zu  dem  am  18.  März  d.  J.  im  Konzerthaus  ,, Zoologischer  Garten“  statt- 
findenden Vortrag  des  Prof.  Dr.  A.  Heim-Zürich  über  Neuseeland. 

Der  Vorsitzende  des  Verwaltungsrates,  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt, 
berichtet  über  den  Kassenabschlufs  für  1909  (siehe  S.  16).  Zu  Rech- 
nungsprüfern werden  Lehrer  M.  Gottlöber  und  Lehrer  E.  Herrmann 
gewählt. 

Der  Voranschlag  für  1910  wird  genehmigt. 

Prof.  Dr.  A.  Wislicenus  spricht  über  Faserstruktur  und  Holz- 
bildung vom  Standpunkte  der  neueren  Kolloidchemie,  unter  Vor- 
lage verschiedener  Präparate. 


Dritte  Sitzung  am  31.  März  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Foerster.  — Anwesend  67  Mitglieder  und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  berichtet  über  die  Gründung  eines 
Lokalvereins  „Dresden“  der  Deutschen  Anthropologischen  Ge- 
sellschaft und  beantragt  den  Beitritt  der  Isis  als  Mitglied  desselben. 
Der  Antrag  wird  genehmigt. 


13 


Der  Antrag  der  Sektion  für  Zoologie  auf  Gewährung  einer  Reise- 
beihilfe für  einen  Vertreter  der  Isis  bei  dem  1910  in  Berlin  tagenden 
5.  Internationalen  Ornithologenkongrefs  wird  abgelehnt. 

Vorgelegt  wird  ein  vom  Gebirgsverein  Demitz-Thumitz-  Klosterberg 
herausgegebenes  und  der  Gesellschaftsbibliothek  übersandtes  Scbriftchen: 
„Der  Klosterberg  bei  Demitz-Thumitz  und  seine  Umgebung“. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  teilt  mit,  dafs  die  Rechnungsprüfer  den 
Kassenabschlufs  für  1909  geprüft  und  richtig  befunden  haben.  Der 
Kassierer  wird  hierauf  entlastet. 

Dr.  W.  Hentschel  hält  einen  Vortrag  über  das  züchterische  Ele- 
ment in  den  älteren  Kulten,  insbesondere  im  Dionysoskult. 

Vergl.  hierzu  den  Aufsatz  des  Vortragenden  über  den  Dionysoskult  in 
Nr.  17  der  Mittgart-Blätter,  Mitteilungen  des  Mittgart-Bundes. 


Vierte  Sitzung  am  28.  April  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Foerster.  — Anwesend  92  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  einer  kurzen  Aussprache  über  den  für  den  Himmelfahrtstag  in 
Aussicht  genommenen  Gesellschaftsausflug*)  spricht 

Prof.  Dr.  W.  Bergt-Leipzig  über  den  Vesuv  und  dessen  Ver- 
änderungen, unter  Vorführung  zahlreicher  Lichtbilder  und  Vorlage  des 
Werkes  von 

Stübel,  Alph. : Der  Versuv,  eine  vulkanologische  Studie  für  jedermann. 
Nach  dessen  Tode  ergänzt  und  herausgegeben  von  W.  Bergt. 
Leipzig  1909. 


Fünfte  Sitzung  am  26.  Mai  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Fr.  Foerster.  — Anwesend  204  Mitglieder  und  Gäste. 

Festsitzung  zur  Feier  des  75jährigen  Bestehens  der  Isis. 

Als  Ehrengäste  sind  anwesend  Staatsminister  Exz.  Dr.  H.  Beck,  Mini- 
sterialdirektor Geh.  Rat  Dr.  F.  Kretzschmar,  Geh.  Regierungsrat  Dr. 
G.  Schmaltz,  der  Rektor  magnificus  der  K.  Technischen  Hochschule  Geh. 
Hofrat  Prof.  Dr.  G.  Helm;  als  Vertreter  der  K.  Tierärztlichen  Hochschule 
Obermedizinalrat  Prof.  Dr.  H.  Kunz-Krause;  als  Vertreter  des  Vereins  für 
Erdkunde  Geh.  Hofrat  Prof.  B.  Pattenhausen  und  kommandierender 
General  Exz.  H.  von  Broizem,  des  Vereins  für  Natur-  und  Heilkunde 
Prof.  Dr.  M.  Klimmer,  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  „Isis“  in 
Bautzen  Dr.  H.  Stüh ler,  des  Dresdner  Vereins  akademisch  gebildeter  Lehrer 
für  Mathematik  und  Naturwissenschaften  an  den  höheren  Schulen  Prof. 
Dr.  H.  Lohmann  und  des  Bezirksvereins  Dresden  des  Lehrervereins  für 
Naturkunde  Lehrer  G.  Schön feld. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Foerster  hegrüfst  zunächst  die  zahlreich 
erschienenen  Gäste  und  dankt  ihnen  für  das  Wohlwollen,  welches  sie  der 
Gesellschaft  durch  ihr  Erscheinen  bei  deren  Jubelfeier  erwiesen  haben. 

In  längerer  Rede  gibt  Derselbe  dann  ein  Bild  der  Entwickelung  der 
Isis  in  den  letztvergangenen  25  Jahren  (vergl.  Abhandlung  I)  und  über- 


*)  Der  für  den  5.  Mai  1910  geplante  Ausflug  nach  Stolpen  mufste  infolge  ungünstiger 
Witterung  unterbleiben. 


14 


reicht  am  Schlufs  seiner  Ansprache  dem  langjährigen  zweiten  Vorsitzenden 
der  Gesellschaft,  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt,  mit  warmen  Worten  des 
Dankes  die  Urkunde  seiner  Ernennung  zum  Ehrenmitglied. 

Se.  Magnif.  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  G.  Helm  begrüfst  und  beglückwünscht 
die  Isis  zu  ihrer  Jubelfeier  namens  des  Senats  und  Professorenkollegiums 
der  K.  Technischen  Hochschule  und  betont,  dafs  nicht  nur  der  seit  mehr 
als  drei  Jahrzehnten  bestehende  Mietvertrag  die  Isis  äufserlich  an  die  Hoch- 
schule geknüpft  hat,  sondern  vor  allem  die  auf  naturwissenschaftliche 
Bildung  gerichteten  Ziele  der  Gesellschaft  mit  den  Aufgaben  der  Hoch- 
schule zusammenstimmen. 

Den  Festvortrag  hält  Geh.  Hof  rat  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  über 
Geologie  und  Phantasie.  (Vergl.  Abhandlung  II.) 


Nach  der  Sitzung  vereinigen  sich  ca.  120  Mitglieder  und  Gäste  bei 
einem  einfachen  Mahle  zu  einer  Festosiris  im  Kaiser  Franz- Josefsaale 
des  Hauptbahnhofs. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Fr.  Foerster  eröffnet  die  Tafelreden  mit  einem 
Hoch  auf  Ihre  Majestäten  den  Deutschen  Kaiser  und  den  König  von  Sachsen; 
Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  feiert  die  Isis  und  dankt  ihr  insbesondere 
für  die  ihm  erwiesene  Ehrung;  Sanitätsrat  Dr.  P.  Menzel  widmet  sein 
Glas  den  Vertretern  hiesiger  und  auswärtiger  Vereine. 

Der  Vorsitzende  der  Bautzner  „Isis“,  Dr.  H.  Stübler,  überbringt  die 
Glückwünsche  der  Schwestergesellschaft  und  Prof.  Dr.  H.  Lohmann  die 
des  Vereins  akademisch  gebildeter  Lehrer  für  Mathematik  und  Natur- 
wissenschaften an  den  höheren  Schulen;  Lehrer  G.  Schönfeld  beglück- 
wünscht die  Gesellschaft  im  Namen  des  hiesigen  Lehrervereins  für  Natur- 
kunde. 

Schliefslich  teilt  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  die  Glückwunsch- 
schreiben und  Telegramme  mit,  die  von  der  Meifsner  „Isis“  und  von  zahl- 
reichen auswärtigen  Mitgliedern  eingegangen  sind. 


Sechste  Sitzung  am  29.  Juni  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  F r.  Foerster. 

Vor  der  Hauptversammlung  findet  eine  Besichtigung  der  Fabrik  von 
Heinrich  Ernemann,  Aktien-Gesellschaft  für  Camera  - Fabri- 
kation in  Dresden-Striesen,  Schandauerstr.  48,  unter  Führung  von  Ingenieur 
A.  Ernemann  und  Dr.  Aue  statt,  an  der  41  Mitglieder  und  Gäste  teil- 
nehmen. 

Hieran  schliefst  sich  im  Restaurant  „ Reichsadler“  eine  kurze  Ge- 
schäftsitzung, in  der  an  Stelle  des  verstorbenen  Verwaltungsrats -Mitgliedes 
W.  Putscher,  welchem  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  einen  ehrenden 
Nachruf  widmet,  Sanitätsrat  Dr.  P.  Menzel  gewählt  wird. 

Auf  Antrag  der  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie  wird  die  Ver- 
öffentlichung und  Versendung  eines  Aufrufs  zum  Sammeln  und  Re- 
gistrieren paläontologischer  Funde  aus  Sachsen  (siehe  S.  17)  be- 
schlossen. 


15 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  1.  Februar  1910  starb  Giovanni  Omboni,  Professor  der  Geo- 
logie an  der  Universität  zu  Padua,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1868. 

Am  27.  März  1910  starb  Dr.  Alexander  Agassiz,  Professor  der  Zoo- 
logie und  Kurator  a.  D.  des  Museum  of  comparative  zoology  in  Cam- 
bridge, Nordamerika,  Ehrenmitglied  seit  1877. 

Am  23.  April  1910  starb  Apotheker  Dr.  Georg  Hübner  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1888. 

Am  3.  Juni  1910  starb  in  Dresden  J.  Wilhelm  Putscher,  wirkliches 
Mitglied  seit  1872. 

J.  Wilhelm  Putscher  wurde  am  9.  November  1826  in  Bremen  geboren  und  ge- 
nofs  daselbst  anfangs  seine  Schulbildung  in  der  Lateinschule,  später  im  Hause  eines 
Pastors,  der  ihn  für  die  Natur  zu  interessieren  verstand.  Nachdem  er  sich  dem  Kauf- 
mannsberufe gewidmet,  verlebte  er  mehrere  Jahre  in  London  und  Paris,  bereiste  dann 
die  Schweiz,  Italien,  Griechenland,  Palästina,  Syrien  und  Ägypten.  1860  kehrte  er  nach 
Bremen  zurück,  übernahm  das  Geschäft  seines  Vaters,  siedelte  aber  schon  1872  nach 
Dresden  über,  wo  er  bald  Mitglied  unserer  Isis  und,  in  derselben  durch  Männer  der 
Wissenschaft  angeregt,  leidenschaftlicher  Sammler  vor  allem  von  Mineralien  und  Conehilien 
wurde.  Nach  und  nach  entstanden  seine  grofsartigen,  wegen  ihrer  Vollständigkeit  oft 
bewunderten  Sammlungen,  die  bisweilen  bei  Vorträgen  in  unserer  Gesellschaft  zu  Hilfe 
gezogen  wurden.  Zum  Mitglied  des  Yerwaltungsrates  erwählt,  waltete  er  gewissenhaft 
vom  Jahre  1891  bis  zu  seinem  Tode  dieses  Amtes. 


Neu  ernanntes  Ehrenmitglied: 

Engelhardt,  Herrn.,  Hofrat,  Professor  in  Dresden,  am  26.  Mai  1910. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 
Förster,  Bruno,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Realgymnasium 
in  Blasewitz,  ! 

Heinrich,  Karl,  Realschullehrer  in  Pirna, 

Lemmes,  Fritz,  Eisenwerksdirektor  in  Kommotau, 

Qu  and  t , J.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Pirna, 
Reich,  Otto,  Dr.phil.,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Pirna, 
Schreiter,  Rud.,  Dr.  phil.,  wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter 
am  K.  Miner.-geolog.  Museum  in  Dresden, 

Steinkopff,  H.  Theod.,  Verlagsbuchhändler  in  Dresden, 
bruar  1910. 


am  31.  März 
1910; 


am  29.  Juni 
1910; 

am  24.  Fe- 


Aus  den  korrespondierenden  in  die  wirklichen  Mitglieder 

ist  übertreten: 

Schlaginhaufen,  Otto,  Dr.  phil.,  wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter  am 
K.  Zoolog,  und  Anthrop.-ethnograph.  Museum  in  Dresden. 


Aus  den  wirklichen  in  die  korrespondierenden  Mitglieder 
sind  übergetreten: 

Bruhm,  Arth.,  K.  Forstassessor  in  Holzhau; 

Heinich,  Rud.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Pirna; 
Lehmann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Privatdozent  an  der  Universität  in  Kiel; 
Rimann,  Eberh.,  Dr.  phil.,  Bergingenieur  in  Rehoboth,  Südwestafrika; 
Verhoeff,  Karl,  Dr.  phil.,  Zoolog  in  Stuttgart-Cannstatt. 


Kassenabschlufs  der  Naturwiss.  Gesellschaft  ISIS  vom  Jahre  1909. 

Einnahme.  Ausgabe. 


16 


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Dresden,  am  24.  Februar  1910.  Hofbuchhändler  Georg  Lehmann,  z.  Z.  Kassierer  der  Isis. 


Aufruf 

der  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  in  Dresden  zum 

Sammeln  und  Registrieren  pal  äontologischer  Funde 

aus  Sachsen. 


Bereits  seit  Jahren  veröffentlicht  die  Isis  regelmäfsige  Berichte  über 
Bereicherungen  der  Flora  Saxonica,  ebenso  über  wichtige  prähistorische 
Funde  aus  Sachsen,  obgleich  für  letztere  eine  amtliche  Inventarisierung 
besteht.  In  der  Erwägung,  dafs  „die  naturwissenschaftliche  Erforschung 
des  Vaterlandes“  statutengemäfs  eine  Hauptaufgabe  der  Isis  ist,  möchte  sie 
jetzt  auch  auf  einem  anderen  Felde  die  Arbeiten  Einzelner  zusammen- 
fassen, nämlich  auf  dem  Gebiete  der  Paläontologie.  Die  grofsen  als  fossil- 
reich bekannten  künstlichen  Aufschlüsse  sind  durch  Abbau  dauernden  Ver- 
änderungen unterworfen;  Steinbrüche,  Gruben,  die  jahrelang  aufser  Betrieb 
waren,  werden  plötzlich  wieder  in  Angriff  genommen;  durch  Strafsen-, 
Bahn-,  Hausbauten  usw.  werden  beständig  neue  Gelegenheiten  zum  Sammeln 
geboten,  die  rasch  wie  sie  entstanden  sind,  häufig  wieder  verschwinden. 
All  diese  vergänglichen  und  veränderlichen  Aufschlüsse  paläontologisch 
auszunützen,  ist  nur  möglich,  wenn  viele  orts-  und  sachkundige  Persönlich- 
keiten sich  in  eine  dauernde  Beobachtungsarbeit  teilen.  Es  fehlt  sicher 
nicht  an  Arbeitswilligen  hierzu;  es  bedarf  nur  einer  Anregung  und  einer 
Zentralstelle,  um  die  kleinen  Einzelergebnisse  zu  sammeln  und  weiter  zu 
verwerten.  Man  könnte  einwenden,  der  natürliche  Mittelpunkt  hierfür  sei 
in  der  Geologischen  Landesanstalt  bereits  vorhanden.  Aber  dieses  Institut 
besitzt  weder  — wie  viele  andere  Landesanstalten  — ein  besonderes 
Organ  zur  Veröffentlichung  von  Berichten,  noch  Mittel  und  Hilfskräfte 
genug,  um  eine  andere  Arbeit,  als  die  Herausgabe  von  Spezialkarten,  zu 
übernehmen.  Und  so  bleiben  tatsächlich  eine  grofse  Menge  von  Einzel- 
beobachtungen, Ergebnisse  von  Bohrungen,  von  Ausschachtungsarbeiten  u.  ä. 
für  die  Wissenschaft  verloren. 

Deshalb  wendet  sich  die  Isis  mit  der  Bitte  um  freiwillige  Mitarbeit 
in  einem  vernachlässigten  Zweige  vaterländischer  Forschung  an  alle  sächsi- 
schen naturwissenschaftlichen  Schwestergesellschaften,  an  die  Sektionen  des 
Deutschen  Lehrervereins  für  Naturkunde,  an  die  höheren  Schulen,  deren 
reifere  Zöglinge  schon  recht  viel  schätzbares  Material  geliefert  haben, 
sowie  an  alle  Persönlichkeiten,  die  aus  Beruf  oder  Neigung  dem  heimat- 
lichen Boden  besondere  Aufmerksamkeit  widmen.  Herr  Dr.  Karl  Wanderer, 
Direktorialassistent  am  K.  Mineralogischen  Museum  zu  Dresden  (Zwinger), 
hat  sich  bereit  erklärt,  die  einzelnen  Mitteilungen  entgegenzunehmen,  das 


18 


gefundene  Material  eventuell  zu  prüfen  und  zu  bestimmen  und  dann  in 
geeigneter  Weise  darüber  in  den  Abhandlungen  der  Isis  zu  berichten. 

Sollen  die  Mitteilungen  von  wissenschaftlichem  Werte  sein,  so  sind 
folgende  Punkte  zu  beachten: 

1.  Unzweideutige  Bestimmung  des  Fundortes,  sei  es  durch  Angaben 
aus  der  Spezialkarte  oder  durch  Beifügung  einer  topographischen  Skizze. 

2.  Möglichst  genaue  Beschreibung  des  Aufschlusses,  der  Gesteins- 
beschaffenheit, Schichtenfolge  und  -mächtigkeit,  eventuell  unter  Beilegung 
eines  schematischen  Profils  oder  einer  Photographie. 

3.  Genaue  Angabe,  aus  welcher  Schicht  jede  gesammelte  Versteinerung 
stammt. 

4.  Mitteilungen  über  den  Erhaltungszustand  und  die  Art  der  Fossi- 
lisierung. 

5.  Einsenden  jeder  für  den  Fundpunkt  neuen  oder  zweifelhaft  be- 
stimmten Form  zur  Nachprüfung  an  die  Zentralstelle. 

Durch  Beachtung  obiger  Grundsätze  kann  jeder  Sammler  der  wissen- 
schaftlichen Landeskunde  einen  Dienst  erweisen,  scheinbar  geringfügig  und 
für  das  Fortschreiten  der  Erkenntnis  belanglos,  so  lange  die  Ergebnisse 
zersplittert  bleiben  — aber  aus  der  Zusammenfassung  vieler  Einzel- 
leistungen erwächst  schliefslich  doch  ein  Beitrag  zur  Geologie  unseres 
Vaterlandes,  der  in  seinem  Werte  nicht  zu  unterschätzen  ist. 

Dr.  Paul  Wagner, 

z.  Z.  Vorsitzender  der  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Bericht  Nr.  1. 


Cenoman -Aufschlufs  im  Sandsteinbruch  westlich  von 
Alt-Coschiitz  bei  Dresden.*) 

Von  K.  Wanderer. 


Lage  des  Bruches:  Rechtwinckelig  von  dem  den  slawischen  Rund- 
ling Alt-Coschütz  umgebenden  Weg  geht  auf  der  Westseite  des  Dorfes  bei 
Sig.  212,7  ein  Fahrweg  in  westnordwestlicher  Richtung  nach  dem  grofsen 
Syenitbruch  unter  der  Heidenschanze  Sig.  224, 1.  Ungefähr  200  m hinter 
dem  letzten  Haus  von  Coschütz  zweigt  rechts  vom  Weg,  in  nordöstlicher 
Richtung,  eine  tief  eingeschnittene  Fahrt  in  den  Sandsteinbruch  ab. 

Literatur  über  den  Aufschlufs:  Erläut.  z.  Geol.  Spez.-Karte  d.  K.  Sachsen, 
Sekt.  Dresden,  1893,  Fig.  I,  S.  50/51 ; Beck,  R.:  Geol.  Wegweiser  durch 
d.  Dresdner  Elbthalgebiet  usw.,  1897,  S.  10;  Nessig,  R.:  Geol.  Ex- 
kursionen i.  d.  Umgebung  von  Dresden,  1898,  S.  116/117. 

In  dem  in  NNO. -SSW.  Richtung  angelegten  Bruch  ist  heute  nur  die 
senkrecht  angeschnittene  Ostwand  der  Beobachtung  zugänglich  und  zwar 
in  einer  Längsausdehnung  von  über  80  m.  Nach  einer  geodätischen  Auf- 
nahme von  Hans  Ziegenbalg  unter  Leitung  des  Geh.  Hofrates  Prof.  Patten- 
hausen ist  die  Bruchsohle  unter  der  Wand  am  südlichen  Eingang  mit 
213,5,  am  nördlichen  Bruchende  mit  207,2  bestimmt  worden,  der  oberste 
Bruchrand  mit  218,4  m. 


Geologisch  bietet  der  Aufschlufs  ein  ausgezeichnetes  Bild  auskeilender 
Wechsellagerung  von  Sandsteinen  und  Konglomeraten  cenomanen  Alters, 
deren  Auflagerungsfläche  entsprechend  den  Verhältnissen  der  nächsten 


*)  Dem  Bericht  dienten  als  Unterlage  die  Aufnahmen  und  Aufsammlungen  der 
Herren  P.  Wagner,  F.  Dettmer  und  des  Berichterstatters. 


20 


Umgebung  durch  den  Syenit  des  Plauenschen  Grundes  gebildet  wird.  Der 
Syenit  selbst  ist  in  dem  Bruch  nicht  mehr  aufgeschlossen,  es  ist  darum  die 
Frage,  ob  sich  zwischen  diesem  und  dem  liegenden  Sandstein  noch  eine 
andere  Schicht  (Grundkonglomerat)  einschaltet,  hier  nicht  zu  entscheiden. 

Bei  einer  von  der  horizontalen  nur  wenig  abweichenden  Lagerung 
(5°  OSO.  nach  d.  Erläut.  d.  geol.  Karte)  zeigt  der  Bruch  in  seinen  ver- 
schiedenen Teilen  folgende  Profile: 

Südlicher  Teil:  Über  der  Sohle  des  Bruches  steht  hier  in  einer 
wechselnden  Mächtigkeit  von  ca.  3 — 5 m Sandstein  an,  der  gegen  das 
Hangende  hin  in  unregelmäfsiger  Oberfläche  abschneidet.  Durch  eine 
dünne,  nach  Norden  allmählich  auskeilende  Konglomeratschicht  von  wenigen 
Zentimetern  und  zwei  in  der  Mitte  des  Bruches  ebenfalls  kleine  Gerolle 
führende  Schichtflächen  ist  der  Sandsteinkomplex  in  vier  mehr  oder  weniger 
deutlich  sich  abgrenzende  Bänke  gegliedert.  Über  den  Sandstein  vergl. 
Nessig  1.  c. 

Während  die  unteren  Bänke  bisher  als  fossilleer  betrachtet  werden 
müssen  (Nessig  gibt  auf  den  Schichtflächen  nur  die  problematische  Spongia 
Saxonica  Gein.  an),  sind  in  der  obersten  Sandsteinbank  bisher  gefunden: 

Inoceramus  bohemicus  Leonliardt.  Radiolites  German  Gein. 

Alectryonia  carinata  Lam.  sp.  Gastropodensteinkern. 

Ostrea  hippop  odium  Nilss. 

Über  dem  Sandstein  liegt,  von  diesem  durch  eine  dünne  Schicht  mulmig- 
sandigen, durch  Mangan  schwarz  gefärbten  Materials  getrennt,  eine 
Konglomeratlage  von  durchschnittlich  4 m Mächtigkeit.  Die  zumeist  kugel-, 
liieren-  oder  linsenförmigen  Gerolle,  die  in  Gröfsen  von  wenigen  Zenti- 
metern bis  zu  3/4  m auftreten , bestehen  durchweg  aus  Syenit  und  sind 
derart  stark  verwittert,  dafs  sie  unter  dem  Hammerschlag  meist  zu  Grus 
zerfallen.  Als  Bindemittel  tritt  hier  ein  gleichfalls  stark  verwittertes,  über- 
wiegend sandiges  Zement  auf,  das  nur  in  den  oberen  Lagen  an  Kalkgehalt 
zunimmt  und  damit  eine  höhere  Festigkeit  gewinnt. 

An  Fossilien  fanden  sich  in  den  Konglomeraten  und  zwar  nur  aus 
den  höheren  Lagen: 

Cklaris  (Tylocidaris)  StrombecTci  Desor.  Nerinea  sp.  cf.  Geinitzi  Goldf. 

Turbo  Goupilianus  d'Orb. 

Im  mittleren  Teil  des  Bruches  bildet  eine  im  südlichen  Teil  von 
der  Bruchsohle  verdeckte,  in  ihrem  oberen  Drittel  von  einem  dünnen 
Geröllband  durchzogene,  fünfte  Sandsteinbank  das  Liegende. 

Im  Frühjahr  1910  waren  hier  in  einer  kleinen  Grube  ca.  1 m unter  der 
Sohle  zwei  dünne  Sandsteinschichten  angeschnitten,  ganz  erfüllt  von  den 
durch  Mangan  schwarz  gefärbten  Steinkernen  des  Pectunculus  obsoletus 
Goldf.  Da  die  Schichten,  der  andere  Fossilien  ganz  zu  fehlen  schienen,  nur 
in  1 bis  2 m Horizontalausdehnungen  in  der  Grube  verfolgbar  waren,  mufs  es 
offen  bleiben,  ob  es  sich  um  eine  durchgehende  Pectunculus- Bank  handelt 
oder  nur  um  eine  lokal  beschränkte,  linsenförmige  Einlagerung.  Eine 
verminderte  Abnahme  der  Mächtigkeit  nach  den  Seiten  hin  liefs  sich  nicht 
beobachten. 

Zwischen  den  Bänkchen  und  zum  Teil  auch  im  Hangenden  fanden  sich 
Einlagerungen  eines  sehr  festen  Kalksandsteines,  wie  solche  im  nördlichen 
Teil  des  Bruches  anzuführen  sind. 

Über  dem  Sandstein  folgt,  dessen  unregelmäfsiger  Oberfläche  sich  an- 
schmiegend, eine  Konglomeratlage,  die  sich  hier  nach  Süden  auskeilend 


21 


zwischen  die  unteren  Sandsteinbänke  einschiebt  und  an  ihrer  Spitze  durch 
eine  nach  Norden  einschliefsende,  schmale  Sandsteinzunge  gespalten  wird. 
Art  und  Material  der  Gerolle  sind  die  gleichen  wie  in  der  oberen  Konglomerat- 
lage im  südlichen  Teil  des  Bruches.  Das  Einbettungsmaterial  der  Gerolle 
ist  dagegen  hier  rein  sandig  und  nur  durch  Eisenhydroxyd  stellenweise 
schwach  verkittet  und  gefärbt.  Fossilien  sind  in  dieser  Konglomeratlage 
bisher  nicht  gefunden. 

Zwischen  dieser  unteren  Konglomeratzunge  und  den  Konglomeraten  im 
Hangenden  des  Bruches  keilen  die  oberen  Sandsteinbänke  in  nördlicher 
Richtung  aus,  ohne  sich  in  ihrer  petrographischen  Beschaffenheit  wesent- 
lich zu  ändern. 

Die  darüber  folgenden  hangenden  Konglomerate  unterscheiden  sich 
sowohl  von  den  im  gleichen  Niveau  befindlichen  des  südlichen  Bruchteiles 
als  auch  von  der  unteren  Konglomeratzunge  durch  ein  äufserst  festes,  rein 
kalkiges  und  von  Organismenresten  ganz  erfülltes  Zement. 

Im  nördlichen  Teil  des  Bruches  war  im  Frühjahr  1910  an  einer 
Stelle  ca.  1 m unter  der  Sohle  versuchsweise  gebrochen  worden.  Hierbei 
stellten  sich  in  dem  sonst  fossilleeren  Sandstein , in  verschiedener 
Niveauhöhe  verstreut,  in  Geröllform  und  Gröfse  von  15—80  cm  Einlage- 
rungen eines  sehr  stark  verfestigten  Kalksandsteins  ein,  der  erfüllt  war 
von  in  Kalkspat  umgewandelten  Molluskenschalen.  Peripher  waren  diese 
Einlagerungen  zumeist  durch  eine  ca  1/2  cm  dicke  stark  verfestigte,  dunkel- 
gefärbte Sandsteinkruste  abgegrenzt. 

Es  kann  sich  bei  dieser  Erscheinung  nicht  um  ehemalige  in  situ  lebende  Faunen- 
konzentrationen handeln,  auch  nicht  um  Reste  älterer,  bereits  verfestigter  Sedimente, 
sondern  wohl  um  die  Reste  gleichalteriger,  vor  völliger  Verfestigung  durch  die  Brandung 
teilweise  wieder  zerstörter  benachbarter  Ablagerungen.  Als  solche  kämen  die  am 
Promenaden  weg  längs  des  steilen  rechten  Weifseritzufers  anstehenden  (?)  Muschelfelsen 
in  Betracht,  mit  denen  obige  Einlagerungen  petrographisch  und  faunistisch  Analogien 
zeigen. 

An  Fossilien  liefsen  sich  aus  den  Einlagerungen  bestimmen: 

Exogyra  columba  Lam.  sp.  Nerinea  Geinitzi  Goldf. 

Pectunculus  obsoletus  Goldf.  Actaeonella  conica  Briart  u.  Cornet. 

Radiolites  sp.  Turritella  Kirsteni  Gein. 

Die  über  dem  Sandstein  folgenden  Konglomerate  erreichen  im  nörd- 
lichen Teil  des  Bruches  ihre  Maximalmächtigkeit  mit  ca.  9 m,  doch  wird 
die  Gleichmäfsigkeit  der  Ablagerung  unterbrochen  durch  zwei  von  Nord 
nach  Süden  auskeilende  Sandschichten,  die  sich  zungenförmig  in  die  Konglo- 
merate einschieben.  Im  Geröll  material  macht  sich  früherem  gegenüber 
keinerlei  Unterschied  bemerkbar.  Das  Einbettungsmaterial  ist  über  den 
weitaus  gröfsten  Teil  der  Mächtigkeit  ein  feinkörniger,  durch  Eisenhydro- 
xyd leicht  verfestigter  Sand;  nur  in  den  allerobersten  Lagen  sind  die  Ge- 
rolle in  ein  Kalkzement  eingebettet,  das  mit  dem  im  mittleren  Teil  des 
Bruches  auftretenden  völlig  übereinstimmt. 

Die  im  folgenden  aufgeführten  Fossilien  entstammen  ausnahmslos 
diesem  kalkigen  Zwischen  mittel,  auf  welches  überhaupt  die  Fossilführung 
beschränkt  erscheint.  Die  Versteinerungen  treten  überwiegend  als  Schalen- 
exemplare auf,  der  Erhaltungszustand  ist  nicht  sehr  günstig,  doch  liegt 
dies  nicht  so  sehr  an  Verstümmelungen  der  Gehäuse  vor  der  Einbettung, 
als  an  der  Schwierigkeit,  die  Formen  unversehrt  aus  dem  harten  Zement 
heraus  zu  präparieren. 


22 


Bisher  wurden  gefunden:*) 

Spongien: 

Nicht  näher  bestimmbare  Reste. 
Korallen: 

cf.  Montlivaultia  Tourtiensis  Bölsche. 
Placoseris  Geinitzi  Bölsche. 
cf.  Thamnastraea  sp. 

Echinodermen: 

JDorocidaris  vesiculosa  Goldf.  sp. 
Tylocidaris  StrombecTci  Desor  sp. 
Gyphosoma  cenomanense  Cott.  (Gei- 
nitz: Elbthal  J.,  Taf.  15,  Fig.  35.) 
Pseudodiadema  sp.  (Geinitz:  Elb- 
thal I.,  Taf.  16,  Fig.  8.) 

Codiopsis  Doma  Desm.  sp. 

Pygaster  truncatus  Ag. 

Pyrina  Des  Moulinsi  d’Arch. 
Pyrina  inflata  d’Orb. 

Brachiop  öden: 

Terebratula  phaseolina  Lam. 
Rhynchonella  compressa  Lam.  sp 

Lamellibranchiaten: 
Perna  lanceolata  Gein. 

Lima  sp.  (neue  Form  für  Sachsen). 


Lima  sp. 

Lima  ornata  d'Orb. 

Lima  divaricata  Duj. 

Pecten  acuminatus  Gein. 

Pccten  cf.  subacutus  d’Orb. 
Spondylus  sp.  indet. 

Aleetryonia  diluviana  L.  sp. 

Ostrea  hippopodium  Miss. 
Exogyra  haliotoidea  Sow.  sp. 
cf.  Eriphyla  striata  Sow.  sp. 
Badiolites  Saxoniae  Boem.  sp. 

Gastropoden: 

Turbo  Goupilianus  d’Orb. 
Operculum  dazu. 

Trochus  (Ziziphinus)  Buneli  d’Arch. 
Nerita  nodosa  Gein.  sp. 

Nerinea  sp. 

4 nicht  näher  zu  bestimmende  Gastro- 
poden, wohl  neu  für  Sachsen. 

Wirbeltiere: 

Oxyrliina  angustidens  Reuss. 
Coelodus  complanatus  Ag.  sp. 
Koprolithen. 


*)  Die  hier  angeführten  Versteinerungen  befinden  sich  ausnahmslos  in  der  Samm- 
lung des  Herrn  Friedrich  Dettmer,  Dresden. 


Sitzungsberichte 

der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 


in  Dresden. 


1910. 


I.  Sektion  für  Zoologie. 


Yierte  Sitzung  am  6.  Oktober  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
E.  Lohrmann.  — Anwesend  35  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  die  Klasse  der  Tausend- 
fiifsler,  wobei  die  fünf  Ordnungen  derselben  in  grofsen  Zügen  charak- 
terisiert und  die  beiden  wichtigsten  derselben,  die  Chilopoden  und  Diplo- 
poden etwas  eingehender  behandelt  werden. 


Fünfte  Sitzung  am  17.  November  1910.  Vorsitzender  : Prof.  Dr. 
E.  Lohrmann.  — Anwesend  44  Mitglieder  und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  legt  vor: 

Kleinschmidt,  0.:  Corvus  nucifraga.  Halle  1909; 

Riedel,  M.:  Gallen  und  Gallwespen.  Stuttgart  1910. 

Prof.  Dr.  J.  Thallwitz  legt  vor: 

Weigold,  H. : Biologische  Studien  an  Lyncodaphniden  und  Chydoriden. 

Leipzig  1910. 

Prof.  Dr.  Chr.  März  hält  einen  durch  Lichtbilder  und  Naturgegen- 
stände erläuterten  Vortrag  über  die  Elefanten  und  ihre  Vorfahren. 

Sie  vereinigen  altertümliche  Merkmale  mit  neueren  Anpassungserscheinungen.  Die 
Erhöhung  über  dem  Boden  und  die  Möglichkeit,  das  Körpergewicht  zu  tragen,  wird 
erreicht  durch  die  Länge  und  die  senkrechte  Stellung  von  Humerus  und  Femur  und  das 
mächtige  Knorpelpolster,  in  das  die  Fufsknochen  eingebettet  sind.  Da  der  Hals  kurz 
bleibt,  so  entwickeln  sich  die  zweiten  Schneidezähne  als  Stofszähne  zu  Grabwerkzeugen, 
und  der  Rüssel  wird  zum  vorzüglichen  Greiforgan.  Das  grofse  Gewicht  vorn  wird  aus- 
geglichen durch  die  rückwärtige  Verlagerung  der  Schädelknochen.  Die  Steigerung  des 
Kau  Vermögens  zeigt  sich  an  den  Molaren  in  der  Zunahme  der  Gröfse,  verbunden  mit  der 
Abnahme  ihrer  Zahl.  Von  Formen  mit  4 Stofszähnen  und  Molaren  mit  Höckern  auf  der 
Kaufläche  ( Mastodon  cmgustidens ) schreitet  die  Entwicklung  fort  zu  solchen  mit  2 Stofs- 
zähnen und  Molaren  mit  querverlaufenden  Lamellen.  Je  mehr  die  Grasnahrung  über- 
wiegt, desto  zahlreicher  und  enger  werden  die  Lamellen,  desto  mehr  entarten  die  infolge 
Nichtgebrauchs  nach  oben  sich  krümmenden  Stofszähne. 

Die  Stammesentwicklung  scheint  im  Eozän  Afrikas  einzusetzen,  greift  im  Miozän 
nach  Europa  über  und  bringt  infolge  riesiger  Wanderungen  nach  Asien  und  Amerika 
eine  grofse  Reihe  von  Arten  hervor.  Im  Miozän  und  Pliozän  entstehen  aus  den  Masto- 
donten Asiens  über  die  Stegodonten  (Dachzähner)  hinweg  die  echten  Elefanten.  Diese 
wandern  von  Asien  wieder  zurück  nach  Europa  und  hinüber  über  die  Landbrücke,  deren 
Reste  die  Aleuteninseln  sind,  nach  Amerika.  In  Europa  reichen  Elephas  meridionalis 
und  El.  antiguus  ins  Diluvium  herein.  Interessant  ist  die  Elefantenreihe  Amerikas. 
Die  Nachkommen  von  zwei  Mastodonten  bringen  in  Nordamerika  zunächst  die  eine  Reihe 
hervor,  die  mit  dem  diluvialen  Mastodon  giganteum  endet,  und  gleichzeitig  eine  formen- 
reiche zweite  Reihe,  die  mit  M.  Humboildti  und  M.  andium  ins  neotropische  Gebiet,  ja 
sogar  bis  nach  Buenos -Aires  vordringt.  Später  scheinen  wieder  von  Asien  her  echte 
Elefanten  eingewandert  zu  sein.  Den  Abschlufs  der  Entwicklung  in  der  Diluvialzeit 


26 


bildet  das  wollhaarige  Mammut  {El. primigenius)  in  Amerika,  Asien  und  Europa.  Mit 
ihm  verwandt  sind  der  indische  und  der  afrikanische  Elefant. 

Prof.  Dr.  G.  Brandes  fügt  einige  Ergebnisse  neuerer  Forschungen 
hinzu. 

Zur  Erleichterung  des  Hebens  der  Beine  besitzen  die  Elefanten  elastische  Bänder, 
welche  vom  Bücken  bis  an  die  Fiifse  hinabgehen.  Die  aufserordentlich  grofsen  Kau- 
flächen der  Backzähne  sind  eine  Anpassung  an  Holznahrung,  die  Elefanten  sind  in  erster 
Linie  Holzfresser.  Die  Stofszähne  werden  von  den  westafrikanischen  Tieren  tatsächlich 
dazu  benutzt,  Bäume  zu  zerreiben  und  zu  spalten.  Das  Alter  ist  vielfach  überschätzt 
worden,  neunzigjährige  sind  schon  vollständig  greisenhaft.  Dafs  die  Elefanten  in  Vorder- 
indien sich  in  der  Gefangenschaft  in  der  Begel  nicht  fortpflanzen,  hat  seinen  Grund 
darin,  dafs  von  den  Elefantenbesitzern  der  Geschlechtstrieb  durch  Verabreichung  von 
Arzneien  unterdrückt  wird,  ln  Hinterindien  dagegen  ist  die  Fortpflanzung  der  gefangenen 
Elefanten  eine  sehr  häufige  Erscheinung. 


II.  Sektion  für  Botanik. 


Tierte  Sitzung  am  20.  Oktober  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
F.  Neger.  — Anwesend  69  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  spricht  über  Beiseeindrücke  in  Istrien,  Dal- 
matien und  Herzegowina. 

Der  Vortragende  gibt  eine  Schilderung  der  istrianischen  Karstlandschaft  mit  ihren 
Dolinen,  ihren  die  Gipfel  der  Berge  krönenden  Städten  und  deren  eigenartiger  Bevölke- 
rung, der  Waldarmut  und  den  Bestrebungen,  das  von  der  Borra  beherrschte  Land  wieder 
aufzuforsten,  dann  der  dalmatinischen  Inselwelt  vom  Quarnero  nach  Süden  zu  bis  Lacroma 
und  den  Bocche  di  Cattaro,  der  ursprünglichen  Wälder  von  Pinus  halepensis  auf  der 
Halbinsel  Lapad  und  der  die  Hauptmasse  der  dalmatinischen  Pflanzendecke  bildenden 
Macchien  - Vegetation , endlich  Schilderung  einer  Beise  in  das  Innere  der  Herzegowina, 
einer  Fahrt  durch  das  endlose  Überschwemmungstal  Popovopolje  und  der  weltentlegenen 
Wälder  von  Pinus  leucodermis  (Schlangenhautkiefer)  auf  der  Bjelasnica  Planina,  sowie 
des  stark  orientalisch  an  mutenden  Städtebildes  von  Mostar. 

Zahlreiche  Lichtbilder  und  einige  Tafeln  mit  Charakterpflanzen  der  dalmatinischen 
Macchie  begleiten  den  Vortrag’.  Wichtigste  botanische  Literatur: 

Beck,  G. : Die  Vegetationsverhältnisse  der  illyrischen  Länder. 


Fünfte  Sitzung  am  1.  Dezember  1910.  Vorsitzender : Prof.  Dr. 
F.  Neger.  — Anwesend  62  Mitglieder  und  Gäste. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  legt  ein  reich  illustriertes  Werk  vor: 

Forrest  Shreve,  M.  A.  Chrysler,  F.  H.  Blodgett  and  F.  W.  Besley: 

The  plant  life  of  Maryland.  Baltimore  1910. 

Dr.  0.  Pazschke  zeigt  eine  stereoskopische  Aufnahme  eines 
Hallimasch,  photographiert  von  Lehrer  W.  Brinkmann  in  Lengerich  i.  V. 

Hierauf  hält  Ingenieur  B.  Scheidhauer  einen  durch  Zeichnungen, 
mikroskopische  Demonstrationen  und  Pflanzentafeln  reich  illustrierten  Vor- 
trag über  die  neueren  Anschauungen  über  Humussäuren  und  Kol- 
loide in  den  Hochmooren,  wobei  er  sich  hauptsächlich  auf  die  Unter- 
suchungen von  Baumann,  Paul  u.  a.  (Mitteil,  der  K.  Bayerischen  Moorkultur- 
anstalt zu  München)  stützt. 

Kustos  Dr.  B.  Schorler  endlich  hält  einen  Vortrag  über  Eisen- 
bakterien, wobei  er  an  seine  früheren  Ausführungen  (vefgl,  botanische 


27 


Sitzung  am  27.  Oktober  1904)  anknüpft,  neue  Beobachtungen  mitteilt  und 
eine  kürzlich  erschienene  Arbeit  von  Mo  lisch  über  den  gleichen  Gegen- 
stand einer  Kritik  unterzieht. 

Auch  dieser  Vortrag  wird  durch  mikroskopische  Demonstrationen  und 
gezeichnete  Tafeln  veranschaulicht. 


III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Vierte  Sitzung  am  3.  November  1910.  Vorsitzender:  Oberlehrer  Dr. 
P.  Wagner.  — Anwesend  69  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  vor: 

Walther,  J.:  Lehrbuch  der  Geologie  von  Deutschland.  Leipzig  1910; 

Fr  aas,  E.:  Der  deutsche  Petrefaktensammler.  Ein  Leitfaden  zum  Sammeln 
und  Bestimmen  der  Versteinerungen  Deutschlands.  Stuttgart  1910. 

Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt  berichtet  über  seine  Untersuchung  der 
tertiären  Pflanzenreste  von  Flörsheim  im  Mainzer  Becken. 

Dr.  R.  Schreiter  gibt  unter  Vorlegung  der  wertvollen  Neuerwerbungen 
des  Mineralogischen  Museums  eine  zusammenfassende  Darstellung  der 
Meteoriten,  ihrer  Struktur  und  Einteilung. 

Wegen  der  vorgerückten  Stunde  kann  der  Vorsitzende  den  ange- 
kündigten Bericht  über  den  Internationalen  Geologenkongrefs  in 
Stockholm  nur  ganz  kurz  erstatten;  er  verweist  auf  seine  gedruckten 
Referate : 

Geographisches  vom  Internationalen  Geologenkongrefs  in  Stockholm.  Geogr. 
Zeitschr.  16.  Jhrg.,  11.  Hft.  Leipzig  1910. 

Formentypen  der  schwedischen  Landschaft.  Ebenda  17.  Jhrg. , 2.  Hft. 
Leipzig  1911. 


IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  13.  Oktober  1910.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof. 
Dr.  J.  Deichmüller.  — Anwesend  30  Mitglieder  und  Gäste. 

Schuldirektor  H.  Döring  bespricht  folgende  Schriften: 

Pfau,  W.  0.:  Topographische  Forschungen  über  die  ältesten  Siedelungen 
der  Rochlitzer  Pflege.  Mitteil,  des  Ver.  für  Rochlitzer  Geschichte, 
3.  Hft.,  1900; 

Pfau,  W.  C.:  Über  urgeschichtliche  Feuersteinwerkstätten  in  der  Rochlitzer 
Gegend.  Rochlitzer  Tageblatt  1910,  Nr.  182 ff.; 

Beltz,R. : Die  vorgeschichtlichen  Altertümer  des  Grofsherzogtums  Meck- 
lenburg-Schwerin. Mit  1 Karte  und  70  Taf.  Schwerin  1910. 

Dr.  K.  Wanderer  spricht  über  die  Herstellung  von  Feuerstein- 
geräten. 

Es  wird  kurz  das  Material  der  Silexgeräte  im  Norden  und  Süden  besprochen, 
Herkunft,  Alter,  petrographische  Eigenschaften,  und  dann  auf  die  Methode  der  Bearbei- 


28 


tung  eingegangen,  unter  Vorlage  der  bei  der  Herstellung  der  Geräte  benutzten  Werk- 
zeuge. Ein  Dreikanter  dient  als  Ambofs,  für  feinere  Retouchen  tritt  an  seine  Stelle 
ein  Meifselambofs  in  Holzfassung;  zum  Schlagen  dient  ein  leichtes  Hämmerchen  mit 
langem,  dünnem  Stiel  und  1 — 2 cm  grofsemHolz-  oder  Hirschhornkopf.  Die  Technik 
des  Schlagens  ist  folgende:  der  Silex  wird  fest  gegen  den  Ambofs  geprefst  und  dann 
wird  kurz  hinter  die  Auflagestelle  ein  kurzer  Schlag  mit  dem  Hammer  geführt;  dabei 
springt  gerade  soviel  vom  Silex  ab,  als  Fläche  dem  Ambofs  aufliegt.  Der  Schlagende 
hat  es  damit  in  der  Hand,  gröfsere  oder  kleinere  Splitter  durch  indirekten  Schlag 
abzuspalten  und  so  dem  Gerät  die  gewünschte  Form  zu  geben.  Mit  dieser  Methode  ge- 
lang es  dem  Vortragenden,  alle  wesentlichen  Typen  ziemlich  originalgetreu  nachzu- 
ahmen, wie  Schaber,  Messer,  Sägen,  Pfeilspitzen  u.  a , die  als  Nachbildungen  neben  den 
Originalen  zur  Vorlage  gelangen. 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  legt  hierzu  die  Photographie  eines 
von  einem  englischen  Arbeiter  geschlagenen  Feuerstein-Nukleus  mit 
den  zugehörigen  Spänen  vor,  und 

spricht  dann  über  vorgeschichtliche  Funde  im  Untergrund  des 
Meifsner  Doms. 

Im  Innern  des  Doms  wurden  bei  der  Freilegung  der  Grundmauern  zweier  älterer 
Kirchenanlagen  verschiedene  Gegenstände  gefunden,  die  zum  Teil  bis  in  die  vorgeschicht- 
liche Zeit  zurückreichen:  einzelne  Trümmer  von  Gefäfsen  des  jüngeren  Lausitzer  Typus 
und  des  Burgwalltypus  der  Slawenzeit,  vor  allem  aber  solche  der  deutschen  Kolonisations- 
zeit, nebst  zahlreichen  Tierknochen.  Unter  dem  Fufsboden  der  ältesten  Kirchenanlage 
aus  dem  10.  Jahrhundert  wurde  eine  in  den  Löfsboden  eingegrabene  Herdgrube  mit 
slawischen  Scherben  durchschnitten.  Diese  Funde  zeigen,  dafs  der  Domberg  schon  wäh- 
rend der  jüngeren  Bronzezeit  und  später  wieder  in  der  slawischen  Zeit  besiedelt  war. 
Ob  der  Berg  damals  durch  einen  Wall  geschützt  war,  ist  infolge  wiederholter  Bebauung 
und  Durcharbeitung  des  Bodens  seit  der  Ansiedelung  deutscher  Kolonisten  nicht  mehr 
festzustellen.  Vgl.  Neues  Arch.  f.  Sächs.  Geschichte  und  Altertumskunde  XXXI,  1910, 
S.  377. 

Derselbe  berichtet  weiter  über  Spuren  neolithischen  Leichen- 
brandes in  Sachsen. 

Schon  1905  hat  A.  Teetzmann  in  den  Abhandlungen  unserer  Gesellschaft  auf  einen 
Fund  kalzinierter  Knochen  zusammen  mit  Gefäfsen  des  Hinkelsteintypus  und  einem  durch 
Feuer  zerstörten  Steinbeil  in  einer  Wohngrube  der  Ansiedelung  in  Lockwitz  bei 
Dresden  hingewiesen.  Im  Frühjahr  1910  ist  auf  derselben  Lokalität  ein  zweiter  Fund 
gemacht  worden,  ein  mit  gebrannten  Knochen  gefülltes  Gefäfs  des  Hinkelsteintypus. 
Dasselbe  ist  leider  von  den  Arbeitern  zertrümmert  worden ; einzelne  Reste  mit  noch  an- 
haftenden Knochen  wurden , wie  der  erste  Fund , der  K.  Prähistorischen  Sammlung  in 
Dresden  übergeben. 

Dahin  gelangte  auch  ein  ähnlicher  Fund,  den  Lehrer  E.  Peschei  in  Nünchritz  1910 
auf  der  neolithischen  Ansiedelung  am  Vogelberg  bei  Grödel,  östlich  von  Riesa, 
machte.  Schon  vor  einigen  Jahren  hat  derselbe  dort  in  einem  zusammengedrückten 
Gefäfs  des  Hinkelsteintypus  kalzinierte  Knochen,  denen  Feuersteinspäne  mit  Brandspuren, 
ein  Steinbeil  und  flache,  knopfartige  Steinperlen  beigegeben  waren,  gefunden.  Dieselben 
befinden  sich  im  Besitz  des  Generaloberarztes  Dr.  Wilke  in  Chemnitz.  In  dem  späteren 
Funde  lagen  die  kalzinierten  Knochen  zwischen  Scherben  von  Gefäfsen  jenes  Typus 
unter  einem  Mahlsteine,  dabei  Feuersteinspäne,  ein  durch  Feuer  zermürbtes  Steinbeil 
und  ein  gebrannter  Knochenpfriemen. 

Ob  die  kalzinierten  Knochen  aus  diesen  vier  Funden  vom  Menschen  herstammen 
oder  Reste  von  Tierleichen  sind,  läfst  sich  mit  absoluter  Sicherheit  der  Kleinheit  der 
Bruchstücke  wegen  nicht  feststellen,  verschiedene  erhaltene  Schädelreste  aber  sprechen 
für  er stere  Annahme. 

Auf  der  steinzeitlichen  Siedelung  von  Leippen,  südlich  von  Lommatzsch,  wurde 
1910  ein  Gefäfs  der  Spiralmäanderkeramik  ausgeackert,  das  nach  Angabe  des  Finders 
mit  Knochen  gefüllt  war.  Leider  ist  der  Inhalt  des  zerschlagenen  Gefäfses  von  dem- 
selben vernichtet  worden,  das  Gefäfs  befindet  sich  im  Dresdner  Museum. 

Vorgelegt  wird  noch  ein  durchlochter  Hammer  aus  Hornblende- 
schiefer aus  der  Lehmgrube  der  Ziegelei  Kleinluga,  Bez.  Dresden. 


29 


Rechtsanwalt  Dr.  J.  Langen h an  berichtet  über  seinen  Besuch  der 
Höhle  von  Combarelles  im  Vezeretal,  Dordogne,  unter  Vorlage  von 
Abgüssen  der  in  derselben  befindlichen  Wandzeichnungen. 

Oberbaurat  H.  Wiechel  ergänzt  diesen  Bericht  durch  einige  von  ihm 
in  dieser  Höhle  gemachte  Beobachtungen. 


Vierte  Sitzung  am  15.  Dezember  1910.  Vorsitzender:  Hofrat  Prof. 
Dr.  J.  Deichmüller.  — Anwesend  45  Mitglieder  und  Gäste. 

Lehrer  G.  Dutschmann  spricht  über  Spinn-  und  Webwerkzeuge, 
unter  Berücksichtigung  einer  Schrift  von 

Kimakowicz-Winnicki,  M.  von:  Spinn-  und  Webwerkzeuge.  Würzburg  1910, 

in  welcher  die  bisher  allgemein  als  Spinnwirtel  und  Webstuhlgewichte  bezeichneten  vor- 
geschichtlichen Gegenstände  andere  Deutungen  erhalten.  Zeichnungen  und  Fundstücke 
aus  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  dienen  zur  Erläuterung  des  Vortrags. 

Geh.  Hofrat  Prof.  E.  Bracht  spricht  über  die  ältesten  nacheis- 
zeitlichen Steingeräte  Rügens,  an  der  Hand  seiner  reichhaltigen  Auf- 
sammlungen bei  Sellin,  Vilm,  Lietzow  u.  a.  Orten  auf  Rügen. 


Y.  Sektion  für  Physik  und  Chemie. 


Viert©  Sitzung  am  10.  November  1910.  Vorsitzender:  Prof.  H.  Reben- 
storff.  — Anwesend  68  Mitglieder  und  Gäste. 

Direktor  des  Städtischen  Chemischen  Untersuchungsamtes  Prof.  Dr. 
A.  Beythien  hält  einen  Vortrag  über  Würzen  und  Gewürze. 

Nach  einer  kurzen  Besprechung  der  physiologischen  Bedeutung  des  Würzens  für 
die  menschliche  Ernährung  gibt  der  Redner  einen  Überblick  über  die  Abstammung,  sowie 
die  botanischen  und  chemischen  Eigenschaften  der  gebräuchlicheren  Gewürze.  Weiter 
bespricht  er  an  der  Hand  von  Demonstrationsobjekten  und  Experimenten  die  hauptsäch- 
lichsten Verfälschungen  und  die  zu  ihrem  Nachweise  geeigneten  Methoden. 


VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik. 


Fünfte  Sitzung  am  7.  Juli  1910  (im  Hörsaale  des  physikalischen 
Laboratoriums  der  K.  Forstakademie  zu  Tharandt).  Vorsitzender:  Prof. 
Dr.  A.  Witting.  — Anwesend  8 Mitglieder. 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Ph.  Weinmeister  spricht  über  höhere  Evo- 
luten. (Vergl.  Abhandlung  VII.) 


Sechste  Sitzung  am  13.  Oktober  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
A.  Witting.  — Anwesend  35  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  in  warmen  Worten  des  am  27.  August 
1910  verschiedenen  Geh.  Hofrats  Dr.  phil.  J.  Philipp  Weinmeister,  weil, 
ord.  Professors  an  der  Forstakademie  Tharandt,  und 


30 


begrüfst  die  als  Gäste  erschienenen  Mitglieder  des  Dresdner  Vereins 
akademisch  gebildeter  Lehrer  für  Mathematik  und  Naturwissen- 
schaften an  den  höheren  Schulen. 

Prof.  Dr.  H.  Lohmann  spricht  über  die  stereographische  Pro- 
jektion, eine  Übung  aus  dem  Gebiete  der  darstellenden  Geo- 
metrie in  der  Schule. 


Der  Vortragende  geht  von  dem  Satze  über  den  schiefen  Kreiskegel  aus:  „Ein 
Kegel,  welcher  einer  Kugel  einbeschriehen  ist,  wird  von  jeder  Ebene,  die  auf  dem  Radius 
zur  Spitze  senkrecht  steht,  in  einem  Kreise  geschnitten.“  Dieser  Satz  gilt  auch  für  den 

Fall,  dafs  die  Grundfläche  des  Kegels  von  der 
Ebene  geschnitten  wird.  In  der  Figur  ist  Ä B 
der  Durchmesser  des  Grundkreises  vom  Kegel 
SAB  und  CB  der  Durchmesser  des  Kreises, 
in  dem  der  teilweise  verlängerte  Kegelmantel 
von  der  Ebene  EE1  geschnitten  wird.  Da  es 
sich  hei  der  stereographischen  Projektion  darum 
handelt,  die  Längen-  und  Breitenkreise  der  Erde 
von  irgendeinem  Punkte  der  Erdkugel  auf  eine 
Ebene  zu  projizieren,  die  auf  dem  Durchmesser 
zum  Projektionszentrum  senkrecht  steht,  so  ist 
die  stereographische  Projektion  nur  eine  An- 
wendung jenes  Satzes.  Die  Spitzen  S der 
Kegel  sind  dabei  bei  der  Polarprojektion  ein 
Erdpol,  .bei  der  Äquatorprojektion  ein  Punkt 
auf  dem  Äquator  und  bei  der  Meridianproj  ektion 
ein  Punkt  eines  beliebigen  Meridians.  Diese  drei  Fälle  der  stereographischen  Projektion 
werden  vom  Vortragenden  konstruktiv  durchgeführt  und  zwar  unter  Anwendung  der 
Methoden  der  darstellenden  Geometrie.  Diese  Methode  ermöglicht  es,  durch  Einführung 
geeigneter  Hilfsebenen  die  Längen-  und  Breitengrade  und  die  stereographischen  Pro- 
jektionen der  Längen-  und  Breitenkreise  in  wahrer  Gröfse  darzustellen. 


Zum  Schlüsse  legt  der  Vorsitzende  die  in  Deutschland  erschienenen, 
durch  die  Internationale  mathematische  Unterrichtskommission 
veranlafsten  Abhandlungen  vor  und  gibt  ausführliche  Erläuterungen  dazu. 


Siebente  Sitzung  am  8.  Dezember  1910.  Vorsitzender:  Prof.  Dr, 
A.  Witting.  — Anwesend  13  Mitglieder  und  Gäste. 

Baurat  Dr.  A.  Schreiber  spricht  zur  Integration  der  Differen- 
tialgleichung der  barometrischen  Höhenmessung. 

Die  bekannten  barometrischen  Höhenformeln  beruhen  mit  Ausnahme  einer  einzigen, 
die  aus  thermodynamischen  Erwägungen  bei  Annahme  adiabatischen  Gleichgewichts- 
zustandes der  Atmosphäre  hergeleitet  wird,  auf  der  Differentialgleichung 

dh  = — RT  — 

P 

(h  Höhe,  B = 29,27  Gaskonstante  für  Luft,  p Luftdruck,  T = 273-\-t  absolute  Luft- 
temperatur); diese  Gleichung  drückt  den  aerostatischen  Gleichgewichtszustand  der  Atmo- 
sphäre aus,  der  dadurch  gekennzeichnet  ist,  dafs  die  an  einem  Luftteilchen  in  beliebiger 
Höhe  angreifende  Schwerkraft  durch  den  Auftrieb  dp  äquilibriert  wird. 

Der  Vortragende  unterscheidet  physikalische  und  mathematische  Barometerformeln 
und  versteht  unter  physikalischen  Barometerformeln  solche,  bei  denen  behufs  Integration 
der  obigen  Differentialgleichung  eine  bestimmte  Annahme  über  die  Abhängigkeit  zwischen 
T und  p oder  zwischen  T und  h in  Form  einer  wohldefinierten  und  leicht  integrablen 
Funktion  gemacht  wird.  Der  Vortragende  weist  aber  bei  dieser  Gelegenheit  auch  darauf 
hin,  dafs  das  Problem  in  Wirklichkeit  noch  viel  verwickelter  ist,  weil  man  sich  T als 
Funktion  von  h und  p gleichzeitig  oder  noch  allgemeiner  T und  p als  Funktionen  des 
Raumes  vorzustellen  hat. 

Eine  physikalische  Barometerformel  ergibt  sich  beispielsweise,  wenn  man  in  obiger 
Differentialgleichung  T=  T0  — och  (Tn  abs.  Temp.  an  der  unteren  Station,  a Gradient 


31 


der  Temperaturabnahme)  einsetzt,  d.  h.  Temperaturabnahme  proportional  der  Höhe  vor- 
aussetzt. Man  erhält  dann  die  zuerst  von  General  Beyer  aufgestellte  Barometerformel 


(p0  und  p1  Luftdrücke  an  der  unteren,  bezw.  oberen  Station),  die  im  wesentlichen  mit 
der  eingangs  erwähnten  thermodynamischen  Barometerformel  identisch  ist. 

Unter  mathematischen  Barometerformeln  werden  solche  verstanden,  bei  denen  ein 
bestimmter  physikalischer  Zusammenhang  zwischen  T und  p oder  zwischen  T und  h nicht 
vorausgesetzt  wird,  bei  denen  vielmehr  das  bestimmte  Integral 


durch  Anwendung  der  Mittelwertsätze  der  Integralrechnung  näherungsweise  darge- 
stellt wird. 

Aus  dem  1.  Mittelwertsatze 


J' f (#)  dx  = (b  — a)  f (£) 


( f(x ) eine  stetige  Funktion,  | ein  im  allgemeinen  nicht  bekannter  mittlerer  Wert  zwischen 

T 

a und  b)  fliefst,  wenn  man  f(x)  = — setzt,  die  Barometerformel 

(1)  + ~ ) 

2 Vj)„  VJ 


( T0  und  T1  abs.  Temp.  an  der  unteren,  bezw.  oberen  Station),  wobei  also  für  /7£)  als  ein- 

T 

fache  Annahme  das  arithmetische  Mittel  zwischen  den  Werten  der  Funktion  an  der 

p 

unteren  und  an  der  oberen  Station  genommen  ist.  Diese  Formel  gibt,  wie  die  Erfahrung 
gelehrt  hat,  im  allgemeinen  zu  kleine  Werte.  Man  kann  aber  auch,  wenn  f dieselbe 
Bedeutung  wie  vorher  hat, 

f (|) = ?«+ T' 

Po+Pl 

setzen,  denn  nach  einem  bekannten,  von  Cauchy  angegebenem  Satze  ist  der  Ausdruck 

T T 

rechter  Hand  ein  Mittelwert  zwischen  — und  — , wenn  nur  p0  und  px  positiv  sind,  und 

Po  V 1 

es  ergibt  sich  dann  die  bekannte  Babinetsche  Barometerformel 


(2)  fe  = B(7’0+rt)'?-0-T^ä, 

P o+i’i 

die  bis  zu  Höhenunterschieden  von  1000  m ebenso  zuverlässige  Werte  liefert,  wie  andere 
Barometerformeln.  Bei  gröfseren  Höhenunterschieden  gibt  sie  nach  den  vorliegenden 
Erfahrungen  zu  kleine  Werte. 

Nimmt  man  schliefslich  f(x)—T  und  setzt  wieder  für  f(|)  das  arithmetische  Mittel 
zwischen  den  Werten  von  T an  der  unteren  und  oberen  Grenze  des  Integrals,  so  bekommt 
man  die  allgemein  bekannte  Laplace-Bauernfeindsche  Barometerformel 

(3)  h = BT-^-nognpp°, 

die  zurzeit  noch  und  zwar  mit  Hecht  unter  den  einfachen  Barometerformeln  als  beste 
und  zuverlässigste  auch  für  grofse  Höhenunterschiede  angesehen  wird. 

Der  2.  Mittelwertsatz  der  Integralrechnung  lautet 

b g b 

J ' cp  (x)  4>(x)  dx  = \p  ( a ) J cp  (x)  dx  -J-  \[>  (b)  J cp  ( x ) d x 

a a $ 

(xp  (x)  eine  monotone  Funktion,  | ein  im  allgemeinen  nicht  bekannter  mittlerer  Wert 
zwischen  a und  b).  Nimmt  man  hierin  cp  (x)  — 1,  ip  (x)  = — und  für  den  mittleren  Wert  | 
das  geometrische  Mittel  \Zp0pv  so  erhält  man  die  neue  Barometerformel 

w h=BT^  -Vö+^Vfu1)- 


32 


Diese  Formel  ist  der  Laplaceschen  Formel  unter  (3)  als  gleichwertig  an  die  Seite 
zu  stellen;  nach  den  Erfahrungen  des  Vortragenden  schliefst  sie  sich  sogar  den  Sollwerten 
der  berechneten  Höhenunterschiede  noch  etwas  besser  an  als  jene. 

Der  Vortragende  kommt  sodann  auf  die  zuerst  von  R.  Rühlmaun  klar  erkannte 
Periode  der  barometrisch  bestimmten  Höhenunterschiede  zu  sprechen  und  bezeichnet  es 
als  das  Ziel  seiner  Untersuchungen,  Barometerformeln  zu  finden,  bei  deren  Anwendung 
diese  Periode  soviel  wie  möglich  überdeckt  oder  wenigstens  in  ihrer  Amplitude  abge- 
schwächt erscheint. 

Man  gelangt  z.  B.  zu  solchen  Formeln,  wenn  man,  wie  auch  Herr  Hugershoff  (Die 
periodischen  Fehler  barometrisch  bestimmter  Höhenunterschiede  in  der  inneren  Tropen- 
zone. Dresden  1910.  Mitteil.  d.  Ver.  f.  Erdkunde  zu  Dresden,  Habilitationsschrift)  vor- 
geschlagen hat,  in  die  Barometerformel  nur  die  Temperatur  an  der  unteren  Station  oder 
nur  die  an  der  oberen  Station  einführt.  Die  Temperatur  T0  mufs  dann  beispielsweise 
als  Funktion  von  Tt  dargestellt  werden,  und  es  mufs  dabei  irgendein  den  meteorologischen 
Beobachtungen  im  Jahresmittel  entsprechendes  Gesetz  für  die  Veränderlichkeit  der 
Temperatur  in  der  Vertikalen  zugrunde  gelegt  werden.  Setzt  man  z.  B.  in  Formel  (4) 
nach  dem  Peisseaschen  Gesetze 


und  nimmt  für  die  gemäfsigte  Zone  fc  = — , was  einen  mittleren  Temperaturgradienten 
^ = entspricht,  so  bekommt  man  die  neue  Formel 


Diese  Formel  gibt,  wenn  man  mit  Jahresmitteln  rechnet,  etwa  dieselben  und  im 
allgemeinen  an  die  Sollwerte  noch  besser  anschliefsende  Höhenunterschiede  als  die 
Laplacesche  Formel  (3).  Bei  Berechnung  aus  Monatsmitteln  gibt  Formel  (5)  eine  Periode, 
die  selbst  bei  Höhenunterschieden  zwischen  2000  und  3000  m nur  etwa  halb  so  grofse 
Amplitude  hat,  wie  die  bei  Formel  (3)  auftretende  Periode.  Die  Phasenverhältnisse  sind 
etwa  die  gleichen. 

Studienrat  Prof.  Dr.  R.  Heger  spricht  über  Teilungsgruppen  auf 
Kurven  3.  Ordnung. 


VII.  Hauptversammlungen. 

Am  28.  September  1910  wurde,  anstatt  der  Hauptversammlung,  die 
Orientalische  Tabak-  und  Zigarettenfabrik  Yenidze  in  Dresden- 
Fr.  unter  Führung  von  Beamten  derselben  besichtigt.  An  dieser  Besich- 
tigung nahmen  19  Mitglieder  und  Gäste  teil. 


Siebente  Sitzung  am  27.  Oktober  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  51  Mitglieder. 

Nach  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten  findet  eine  gemein- 
schaftliche Sitzung  mit  dem  elektrotechnischen  Verein  statt,  in  der 

Privatdozent  Dr.  H.  Dember  über  die  Anschauungen  und  Auf- 
gaben der  neueren  Physik  spricht. 


Achte  Sitzung  am  24.  November  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  102  Mitglieder  und  Gäste. 

Für  das  Jahr  1911  werden  die  auf  Seite  35  verzeichneten  Beamten 
der  Gesellschaft  gewählt. 


33 


Privatdozent  Dr.  W.  König  spricht  über  die  bisherigen  Erfolge 
auf  dem  Gebiete  der  Eiweifssynthese. 

Nach  kurzer  Debatte  berichtet 

Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  über  den  Erdgasbrand  von 
Neuengamme  bei  Hamburg  und  führt  mehrere  Lichtbilder  der  brennen- 
den Gasquelle  vor. 


Neunte  Sitzung  am  22.  Dezember  1910.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Fr.  Förster.  — Anwesend  55  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrag  über  Neuerungen  im  Akku- 
mulatorenwesen. 

Es  gelangen  an  der  Hand  eines  gröfseren  Demonstrationsmaterials  sowohl  eine 
Beihe  Neuerungen  an  Bleisammlern  zur  Besprechung,  als  auch  wird  der  Edison-Akku- 
mulator näher  erläutert. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  4.  April  1910  starb  in  Mailand,  73  Jahre  alt,  der  Botaniker  Pro- 
fessor Dr.  Francesco  Ardissoni,  korrespondierendes  Mitglied  seit  1880. 

Am  10.  Juli  1910  starb  im  99.  Lebensjahre  Geh.  Regierungsrat  Dr. 
Johann  Gottfried  Galle  in  Potsdam,  früher  Professor  der  Astronomie 
an  der  Universität  Breslau,  Ehrenmitglied  seit  1866. 

Am  24.  Juli  1910  verschied  im  76.  Lebensjahre  der  Ortsrichter  Karl 
August  Weise  in  Ebersbach  i.  Sa.,  korrespondierendes  Mitglied  seit  1881. 

Am  27.  August  1910  verschied  in  Tharandt  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr. 
Philipp  Wein  meist  er,  Professor  der  Mathematik  und  Physik  an  der 
dortigen  Forstakademie,  wirkliches  Mitglied  seit  1900. 

Nachruf  s.  S.  V. 

Am  13.  November  1910  starb  der  frühere  langjährige  Bibliothekar  der 
Isis,  der  Privatmann  Karl  Schiller  in  Dresden,  wirkliches  Mitglied  seit 
1872. 

Nachruf  s.  S.  XIII. 

Am  17.  Dezember  1910  verschied  in  Dresden  Staatsminister  a.  D.  Dr. 
jur.  et  phil.  Paul  von  Seydewitz,  Ehrenmitglied  seit  1903. 

Gestorben  ist  Oberberghauptmann  Valerian  von  Möller,  Kais. 
Russ.  Staatsrat  in  Petersburg,  korrespondierendes  Mitglied  seit  1869. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Beyer,  Otto,  Prof.,  Dr.  phil.,  Schulrat,  Seminardirektor  in 
Dresden-Pl., 

Brandes,  Gust.  Herrn.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Tier- 
ärztlichen Hochschule  und  Direktor  des  zoologischen 
Gartens  in  Dresden, 

Gleitsmann,  Alb  , Regierungsbaumeister  in  Dresden, 

Gumprecht,  Otto,  Prof.,  Dr.  phil.,  Studienrat,  Realschul- 
direktor a.  D.  in  Dresden, 

Lakon,  G.,  Dr.  phil.,  Assistent  am  botanischen  Institut  der 
K.  Forstakademie  in  Tharandt, 


am 

22.  Dezember 
1910; 


am 

27.  Oktober 
1910; 


34 


Lochner,  Hugo,  Assistent  am  miner. -geologischen  Institut  der  K.  Tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden,  am  22.  Dezember  1910; 

Pfeifer,  R.  A.,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Dresden,  am  27.  Oktober 
1910; 

Schneider,  Elsa,  Frl.,  in  Dresden, 

Stahel,  Rud.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Dresden, 


am  22.  Dezember  1910. 


Neu  ernannte  korrespondierende  Mitglieder: 


Gäbert,  C.,  Dr.  phil.,  Geolog  in  Leipzig, 
Schröder,  Max,  Dr.  phil.,  Apotheker  in  Gera, 


am  24.  November  1910. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse 

zahlten:  Prof.  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk. ; Prof.  Dr.  Bachmann,  Plauen 
i.  V.,  3Mk.;  Oberbergrat  Prof.  Dr.  Beck,  Freiberg,  3Mk.;  K.  Bibliothek, 
Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch.  Modelleur  Blasckka,  Hosterwitz,  3 Mk.; 
Apotheker  Capelle,  Springe,  3 Mk.;  Privatmann  Eisei,  Gera,  3Mk.; 
Geolog  Dr.  Gäbert,  Leipzig,  3 M.;  Chemiker  Dr.  Haupt,  Bautzen,  3 Mk.; 
Prof.  Dr,  Hibsch,  Liebwerd,  3 Mk.;  Bürgerschullehrer  Hofmann,  Grofsen- 
hain,3Mk.;  Lehrer  Hottenroth,  Gersdorf,  3 Mk. ; Kais. Geolog  Dr.  Mann, 
Kamerun,  9 M.;  Prof.  Dr.  Müller,  Pirna,  3 Mk.;  Prof.  Naumann,  Bautzen, 
3 Mk.  5 Pf.;  Sektionsgeolog  Dr.  Petrascheck,  Wien,  6 Mk.  5 Pf.;  Ober- 
lehrer Dr.  Rathsburg,  Chemnitz,  3 Mk.  5 Pf.;  Dr.  Schlaginhaufen, 
Dresden,  6Mk.;  Oberlehrer  em.  Seidel,  Niederlöfsnitz,  4Mk.;  Privatmann 
Sieber,  Niederlöfsnitz,  6 Mk.;  Prof.  Dr.  Sterzei,  Chemnitz,  3 Mk.;  Dr. 
med.  Thümer,  Karlshorst,  3 Mk.;  Zoolog  Dr.  Verhoeff,  Cannstadt,  3 Mk. 
10  Pf.  — In  Summa  85  Mk.  25  Pf. 

G.  Lehmann, 
Kassierer  der  „Isis“. 


35 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1911. 

Vorstand. 

Erster  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
Zweiter  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt. 
Kassierer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Direktorium. 

Erster  Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
Zweiter  Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt. 

Als  Sektionsvorstände: 

Prof.  Dr.  J.  Thallwitz, 

Prof.  Dr.  F.  Neger, 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner, 

Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller, 

Prof.  H.  Rebenstorff, 

Prof.  Dr.  E.  Naetsch. 

Erster  Sekretär:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 
Zweiter  Sekretär:  Direktor  A.  Thümer. 

Yerwaltungsrat. 

Vorsitzender:  Hofrat  Prof.  H.  Engelhardt. 

Mitglieder:  Geh.  Kommerzienrat  L.  Guthmann, 
Sanitätsrat  Dr.  P.  Menzel, 

Fabrikbesitzer  E.  Kühnscherf, 

Zivilingenieur  R.  Scheidhauer. 

Geh.  Hofrat  Prof.  H.  Fischer, 

Bankier  A.  Kuntze, 

Kassierer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Bibliothekar:  Privatmann  A.  Richter*). 

Stellvertreter:  Privatmann  E.  Richter, 

Privatmann  A.  Voigt. 

Sekretär:  Direktor  A.  Thümer. 

Sektionsbeamte. 

I.  Sektion  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  J.  Thallwitz. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Viehmeyer. 

Protokollant:  Realschullehrer  K.  Sauer. 

Stellvertreter:  Lehrer  G.  Schönfeld. 

II.  Sektion  für  Botanik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  F.  Neger. 

Stellvertreter:  Kustos  Dr.  ß.  Schorler. 

Protokollant:  Prof.  Dr.  A.  Saupe. 

Stellvertreter:  Lehrer  E.  Herrmann. 


:)  Gestorben  am  8.  Januar  1911 ; an  seine  Stelle  ist  Privatmann  E.  Richter  getreten. 


36 


III.  Sektion  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner. 

Stellvertreter:  Dr.  K.  Wanderer. 

Protokollant:  Dr.  R.  Sehr  eit  er. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  A.  Geifsler. 


IV.  Sektion  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Direktor  H.  Döring. 

Protokollant:  Oberlehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  Kl.  Vogel. 

V.  Sektion  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  H.  Rebenstorff. 

Stellvertreter:  Direktor  Prof,  Dr.  A.  Beythien. 

Protokollant:  Privatdozent  Dr.  H.  Thiele. 

Stellvertreter:  Fabrikbesitzer  R.  Jahr. 


VI.  Sektion  für  reine  und  angewandte  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  Naetsch. 

Stellvertreter:  Baurat  Dr.  A.  Schreiber. 

Protokollant:  Gymnasiallehrer  E.  Sporbert. 

Stellvertreter:  Realschullehrer  B.  Preller. 


Redaktionskomitee. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Direktoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Sekretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1910  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

(Die  tauschende  Gesellschaft  ist  verzeichnet,  auch  wenn  im  laufenden  Jahre  keine 
Schriften  eingegangen  sind.) 

I.  Europa. 

1.  Deutschland. 

Altenburg : Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes.  — Mitteil.,  n.  F., 
Bd.  14.  [Aa  69.] 

Annaber g - Buchholz : Verein  für  Naturkunde.  — XII.  Bericht,  1904 — 1909. 
[Aa  50.] 

Augsburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Bamberg : Naturforschende  Gesellschaft. 

Bautzen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“.  — Sitzungsber.  1906 
bis  1909.  [Aa  827.] 

Berlin : Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhandl.,  Jahrg.51. 
[Ca  6.] 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  61,  Heft  4; 
Bd.  62,  Heft  1 — 8;  Monatsberichte  1909,  Nr.  8 — 12;  1910,  Nr.  1 — 6. 
[Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Zeitschrift  für  Ethnologie,  41.  Jahrg.,  Heft  6;  42.  Jahrg.,  Heft  1 — 5. 
[G  55.] 

Bonn : Naturhistorischer  V erein  der  preussischen  Rheinlande  und  Westfalens. 
— Verhandl.,  66.  Jahrg.,  2.  Hälfte.  [Aa  93.]  — Sitzungsber.,  1909, 
2.  Hälfte.  [Aa  322.] 

Braunschiveig:  Verein  für  Naturwissenschaft.  — 16.  Jahresber.,  1907  —1909. 
[Aa  245.] 

Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XX,  Heft  1. 
[Aa  2.] 

Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 87.  Jahresber. 
[Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde,  und:  Grossherzogi.  geologische  Landes- 
anstalt. — Notizblatt,  4.  Folge,  30.  Heft.  [Fa  8.] 

Donaueschingen : Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landesteile. 

Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Jahresber.  1909 — 1910. 
[Aa  47.] 

Dresden:  K.  Sächsische  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  „Flora“. 

— Sitzungsber.  und  Abhandl.,  n.  F.,  Jahrg.  14.  [Ca  26.’ 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  Heft  10.  [Fa  6.' 


r 38 


Dresden : K.  Sächsischer  Altertumsverein.  — Neues  Archiv  für  Sachs. 

Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XXXI.  [G  75.] 

Dresden : Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mitteil. 
1909—1910.  [Ha  9.] 

Dresden : K.  Mineralogisch -geologisches  Museum. 

Dresden : K.  Zoologisches  und  Anthrop.-ethnogr.  Museum. 

Dresden : K.  Oeffentliche  Bibliothek. 

Dresden:  K.  Tierärztliche  Hochschule.  — Bericht  für  das  Jahr  1909,  n.  F,, 
IV.  [Ha  26  b.]  — Bericht  über  das  Veterinärwesen  in  Sachsen,  54.  Jahrg.; 
Generalregister  für  1856  —1905.  [Ha  26.] 

Dresden:  K.  Sächsische  Technische  Hochschule.  — Verzeichnis  der  Vor- 
lesungen und  Uebungen  samt  Stunden-  und  Studienplänen,  S.-S.  1910. 
[Je  63.]  — Personalverzeichnis  Nr.  XLI.  [Je  63b.] 

Dresden : K.  Sächs.  Landeswetterwarte.  — Deutsches  meteorolog.  Jahrbuch 
für  1905,  II.  Hälfte;  1906  und  1907,  I.  Hälfte.  [Ec  57.]  — Dekaden 
Monatsberichte,  Jahrgang  XII.  [Ec57c.J 
Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
Mitteil.  LXVI,  Nr.  25.  [Aa56.] 

Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  — Jahrbücher, 
XXXV.  Heft.  [Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch-medizinische  Sozietät.  — Sitzungsberichte,  41.  Bd. 
[Äa  212.] 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  — 41.  Be- 
richt, Heft  1 — 4.  [Aa  9 a.] 

Frankfurt  a.  M.:  Physikalischer  Verein.  — Jahresbericht  für  1908 — 1909. 
[Eb  35.] 

Frankfurt  a.  O.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt. 

Freiberg:  K.  Sächsische  Bergakademie.  — Programm  für  das  145.  Studien- 
jahr. [Aa  323.] 

Freiburg  i.  Br.:  Badischer  Landesverein  für  Naturkunde.  — Mitteil., 
Nr.  245—250.  [Aa  346.] 

Fulda:  Verein  für  Naturkunde. 

Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften.  - — Jahres- 
bericht 51  u.  52.  [Aa  49.] 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — 5.  Be- 
richt der  medizinischen  Abteil.;  Bericht  der  naturwissensch.  Abteil., 
Bd.  3;  Register  zu  den  Bänden  1 — 34.  [Aa  26.] 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Greifswald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu- Vorpommern  und  Rügen. 

— Mitteil.,  41.  Jahrg.  [Aa  68.] 

Greifsivald:  Geographische  Gesellschaft. 

Greiz:  Verein  der  Naturfreunde. 

Guben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte. 
Güstroiu:  Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg. 


39 


Halle  a.  S.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle  a.  S. : Kais.  Leopoldino-Carolinische  Deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XLVI.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.:  Sächs.-Thüring.  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  33.  u.  34.  Jahr- 
gang.  [Fa  16.] 

Hamburg-.  Wissenschaftliche  Anstalten.  — Jahrbuch,  XXVI.  Jahrg.  mit 
5 Beiheften.  [Aa  276.] 

Hamburg : Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  n.  F.,  I — IV. 
[Aa  293.]  — Abhandlungen,  Bd.  IV,  2.-4.  Abt.;  Bd.  V,  2.  u.  3.  Abt.; 
Bd.  VI,  2.  u.  3.  Abt.;  Bd.  VIII,  1.— 3.  Heft;  Bd.  IX.,  1.  u.  2.  Heft. 
[Aa  293b.] . 

Hamburg : Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau : Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesamte  Naturkunde.  — Be- 
richte 1903— 1909.  [Aa  30.] 

Hannover:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — 58.  u.  59.  Jahresbericht.  [Aa  52.] 
Hannover:  Geographische  Gesellschaft.  — 6.  Nachtrag  zum  Kataloge  der 
Stadtbibliothek.  [Fa  18.] 

Heidelberg:  Naturhistorisch -medizinischer  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  X, 
Heft  3—4.  [Aa  90.] 

Hof:  Nordoberfränkischer  Verein  für  Natur-,  Geschichts-  und  Landeskunde. 
Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  Bd.  22.  [Aa88.] 

Karlsruhe:  Badischer  zoologischer  Verein. 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde. 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.  — Zeitschrift, 
Bd.  44.  [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein.  — Schriften, 
Bd.  XIV,  Heft  2.  [Aa  189.] 

Köln:  Redaktion  der  Gaea. 

Königsberg  i.  Pr.:  Physikalisch  - ökonomische  Gesellschaft. 

Königsberg  i.  Hr.:  Altertums -Gesellschaft  Prussia. 

Krefeld:  Verein  für  Naturkunde.  — Mitteilungen  1910.  [Aa  329.] 
Landshut:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem.-phys.  Klasse,  LXI.  Bd.,  Heft  4 — 5;  LXII.  Bd., 
Heft  1.  [Aa  296.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung. 

Leipzig:  Städtisches  Museum  für  Völkerkunde.  — Jahrb. , Bd.  3;  illustr. 
Führer  durch  die  Prähistor.  Abteilung.  [G  155.]  — Veröffentlich,  des 
Städt.  Mus.  für  Völkerkunde,  Heft  1 — 3.  [G  155  a.]  — Die  Insel  Ma- 
deira, Reliefkarte.  [De  256.] 

Lübeck:  Geographische  Gesellschaft,  und:  Naturhistorisches  Museum.  — 
Mitteil.,  2.  Reihe,  Heft  24.  [Aa  279b.] 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg:  Museum  für  Natur-  und  Heimatkunde,  und:  Naturwissenschaft- 
licher Verein.  — Abhandl.  u.  Berichte,  Band  II,  Heft  1.  [Aa  342.] 
Mainz:  Römisch -germanisches  Centralmuseum.  — Mainzer  Zeitschrift, 
Jahrg.  1908.  [G 145  a.]  — Röm.-germ.  Korrespondenzbl.,  2.  Jhrg.  [G 153. 
Mannheim:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  73,  74  u.  75.  [Aa  54/ 
Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesamten  Naturwissenschaften. 
— Sitzungsber.,  Jahrg.  1909.  [Aa  266.] 


40 


Meissen : Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“.  — Mitteilungen  aus 
den  Sitzungen  der  Vereinsjahre  1908 — 1910.  [Aa  819.]  — Zusammen- 
stellung der  Monats-  und  Jahresmittel  der  Wetterwarte  Meilsen  im 
Jahre  1909.  [Ec  40.] 

München : Bayerische  botanische  Gesellschaft  zur  Erforschung  der  hei- 
mischen Flora.  — Mitteil.,  Bd.  II,  Nr.  14.  [Ca  29b.] 

München'.  Deutscher  und  Oesterreichischer  Alpenverein.  — Mitteil.,  Jahrg. 

1910.  [Fa  28.]  — Zeitschrift,  Bd.  XLI.  [Fa  28b.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 
Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie“. 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Abhandlungen,  Bd. XVIII.  [Aa5.] 
Offenbach:  Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Passau:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Posen:  Deutsche  Gesellschaft  für  Kunst  u.  Wissenschaft. 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Berichte,  Heft  XII.  [Aa295.J 
Regensburg:  K.  Bayer,  botanische  Gesellschaft. 

Reichenbach  i.  V.:  Verein  für  Natur-  u.  Altertumskunde. 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein.  — Mitteil.,  Heft  6.  [Aa  236.] 
Stettin:  Ornithologischer  Verein. 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  66,  mit  1 Beilage.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertums  verein. 

Tharandt:  Redaktion  der  landwirtschaftlichen  Versuchstationen.  — Land- 
wirtschaftl.  Versuchstationen,  Bd.  LXXII;  Bd.  LXXIII;  Bd.  LXXIV, 
Heft  1 u.  2.  [Ha  20.] 

Thorn:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — Mitteil., 
17.  Heft.  [Aa  145.] 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 

Tübingen:  Universität.  — Württembergische  Jahrbücher  für  Statistik 
und  Landeskunde,  Jahrg.  1909,  Heft  II;  Jahrg.  1910,  Heft  I.  [Aa  835.] 
Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften.  — Jahresheft  14. 
[Aa  299.] 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 
Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  - — Mitteil.,  n.  F.,  Heft  26  u.  27. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  63. 
[Aa  43.] 

Würzburg:  Physikalisch-medizinische  Gesellschaft.  — Sitzungsberichte, 
Jahrg.  1909.  [Aa  85.] 

Zerbst:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Zwickau:  Verein  für  Naturkunde. 

2.  Österreich-Ungarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Bistritz:  Gewerbelehrlingsschule.  — XXXIV.  u.  XXXV.  Jahresber.  [Je  105.] 
Brünn:  Naturforschender  Verein.  — VerhandL,  Bd.  XLVII.  [Aa  87.] 
Brünn:  Lehrerverein,  Klub  für  Naturkunde. 


41 


Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtani  Közlöny,  XXXIX. 

köt.,  6. — 12.  f uz. ; XL.  köt.,  1.  — 4.  füz.  [Da  25.] 

Budapest : K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften.  — Berichte,  Bd.  24  u.  25.  [Ea  37.]  — 
Dr.  Lörentheg:  Die  Fauna  der  Kreide  der  Fraska  Gora.  [Dd  155.] 
Graz : Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mitteilungen, 
Jahrg.  1909.  [Aa  72.] 

Hermannstadt:  Siebenbür gischer  Verein  für  Naturwissenschaften.  — Ver- 
handl.  u.  Mitteil.,  Jahrg.  XXXVI  u.  LIX,  1886  u.  1909.  [Aa  94.] 

Iglo : Ungarischer  Karpathen -Verein.  — Jahrb.,  Jahrg.  XXXVII.  [Aa  198.] 
Innsbruck : Naturwissenschaftlich-medizinischerVerein.  — XXXIII.  Bericht. 
[Aa  171.] 

Klagenfurt:  Naturhistorisches  Landesmuseum  für  Kärnten.  — Jahresbericht 
1909.  [Aa42.]  — Carinthia  II,  Mitteil.,  Jahrg.  99,  Nr.  6;  Jahrgang  100, 
Nr.  1 — 4.  [Aa  42b.] 

Laibach : Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  — Jahres- 
bericht 37  u.  38.  [Aa  213.] 

Linz : Museum  Francisco -Carolinum.  — 68.  Bericht  nebst  der  62.  Lief,  der 
Beitr.  zur  Landeskunde  von  Österreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 

Olmütz:  Naturwissensch.  Sektion  des  Vereins  „Botanischer  Garten“.  — 
II.  Bericht  1905—1909.  [Aa  339.] 

Hag:  Deutscher  naturwissenschaftlich -medizinischer  Verein  für  Böhmen 
„Lotos“.  — Naturwissenschaft].  Zeitschr.  „Lotos“,  Bd.  57.  [Aa  63.] 
Prag:  K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.- naturwissensch.  Kl.,  1909.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1909 
[Aa  270.] 

Prag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Bericht  1909. 
[Aa  272.]  — Pamätky  archaeologicke , dil.  XXIIJ.  ses.  7 — 8;  dil.  XXIV, 
ses.  1.  [G  71.]  — Starozitnosti  zeme  ceske,  dil.  III,  svaz.  1.  [G  71b.] 
Prag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten.  — 61.  Bericht. 
[Ja  70.] 

Prag:  Ceska  Akademie  Cisare  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  trida  II, 
rocnik  XVIII.  [Aa  313.]  — Bulletin  international,  XIV.  annee.  [Aa  313b.] 
— J.  Velenovsky:  Groonäväci  Morfologie,  dil.  III.  [Cc  75.] 

P'eßburg:  Verein  für  Heil-  und  Naturkunde.  — Verhandl.,  Bd.XX.  [Aa  92. 

— Festschrift  zur  Feier  des  50jähr.  Bestehens  (ungarisch).  [Aa92b. 
Peichenberg:  Verein  der  Naturfreunde. 

Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mitteil.,  Bd.  XLIX 
u.  L;  Festschrift  aus  Anlafs  des  50jähr.  Bestehens.  [Aa  71.] 
Temesvar:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  • — Termes- 
zettudomänyi  Füzetek,  XXXIV.  evol.,  füz.  1 u.  2.  [Aa  216.] 

Trencsin:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Trencsiner  Komitates. 
Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali. 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  1909.  [Aa  11.] 
Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  L;  Festschrift  1910.  [Aa  82.] 

Wien:  K.  k.  naturhist.  Hofmuseum.  — Annalen,  Bd.  XXIII,  Nr.  3 — 4. 
[Aa  280.] 

Wien:  Anthropologische  Gesellschaft. 


42 


Wien:  K.  k.  geologische  Reichsanstalt,  — Verhandl.,  1909,  Nr.  10 — 18; 
1910,  Nr.  1 — 12.  [Da  16.]  — Jahrbuch,  Bd.  L1X,  Heft  3 — 4;  LX, 
Heft  1 — 3.  [Da  4.]  — Geolog.  Karte  der  Oesterr.- Ungar.  Monarchie, 
Lief.  9,  u.  Geolog.  Detailkarte  von  Süd- Dalmatien.  [Da  33.] 

Wien:  K.  k.  zoologisch -botanische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  LIX. 
[Aa  95.] 

Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität.  — Mitteil.,  VII. 
u.  VIII.  Jahrg.  [Aa  274.] 

Wien:  K.  k.  Zentral -Anstalt  für  Meteorologie  und  Geodynamik. 


3.  Rumänien. 

Bukarest:  Observatoire  astronomique  et  meteorologique  de  Roumanie. 


4.  Schweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mitteil.,  XI.  Heft. 
[Aa  317.] 

Basel : Naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XX,  Heft  3;  Bd.  XXI. 
[Aa  86.] 

Bern:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Nr.  1701  — 1739.  [Aa  254.] 
Bern:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte,  Heft  XVIII  u. 
XIX.  [Ca  24.] 

Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der 
92.  Jahresversammlung.  [Aa  255.] 

Cliur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens.  — 52.  Jahresber.  [Aa51.] 
Frauenfeld:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Heft  19. 
[Aa261.]^ 

Freiburg:  Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin]  vol.XVII. 
[Aa  264.]  — Memoires:  Zoologie,  Bd.  I,  Heft  2;  Mathematik  u.  Physik, 
Bd.  I,  Heft2;  Geologie  u.  Geographie,  Bd.V,  Heft  3;  Bakteriologie,  Bd.I, 
Heft  2 u.  3.  [Aa  264b.] 

St.  Gallen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  — Jahrbuch  für  1908 
u.  1909.  [Aa  23.] 

Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  5.  ser., 
vol.  XLV,  no.  167—168;  vol.  XLVI,  no.  169  — 170.  [Aa  248.] 
Neuchatel:  Societe  Neuchäteloise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  tome 
XXXVI.  [Aa  247.] 

Schaffhausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — Mitteil., 
Bd.  XII,  Heft  1.  [Bk  222.] 

Sion:  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles.  — Bul- 
letin, fase.  XXXV.  [Ca  13.] 

Winterthur:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Heft  8.  [Aa331.] 
Zürich:  Natur  forschende  Gesellschaft.  — Vierteljahr  sehr.,  Jahrg.  54, 
Heft  3 — 4;  Jahrg.  55,  Heft  1 — 2.  [Aa  96.] 


5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France.  — Memoires,  tome  XII. 
[Aa  252  b.] 


43 


Bordeaux : Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires, 
ser,  2,  tome  I,  II  u.  III,  cah.  1 u.  2.  [Aa  253.]  — Proces-verbaux,  annee 
1908 — 1909.  [Aa  253b.]  — Observations  pluviometriques  et  thermo- 
metriques;  Bulletin  de  la  Commission  meteorologique  du  departement 
de  la  Gironde  1908.  [Ec  106.] 

Cherbourg : Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques. 
Dijon : Academie  des  Sciences,  arts  et  belles  lettres. 

Le  Mans : Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe. 

Lyon : Societe  Linneenne.  — Annales,  tome  LVI.  [Aa  132.] 

Lyon:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  industrie.  — Annales  1908.  [Aa  133.] 
Lyon:  Academie  des  Sciences,  belles-lettres  et  arts.  — Memoires,  tome  X, 
ser.  3.  [Aa  139.] 

Poris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XXXIV.  [Ba  24.] 
Toulouse : Societe  Frangaise  de  botanique. 


6.  Belgien. 

Brüssel : Societe  royale  zoologique  et  malacologique  de  Belgique.  — Annales, 
tome  XLIV.  [Bi  1.] 

Brüssel : Societe  entomologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  53.  [Bk  13.] 
Brüssel : Societe  Beige  de  geologie,  de  paleontologie  et  d’hydrologie.  — 
Proces-verbaux,  tome  XXIII,  fase.  7 — 12;  tome  XXIV,  fase.  1 — 7. 
[Da  34.] 

Brüssel : Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  46. 


[Ca  16.] 

Gembloux : Institut  chimique  et  bacteriologique. 

Lüttich : Societe  geologique  de  Belgique.  — Annales,  tome  XXXVI, 
livr.  4;  tome  XXXVII,  livr.  1 — 3.  [Da  22.]  — Memoires,  tome  II, 
livr.  2.  [Da  22  b.] 


7.  Holland. 


Gent:  Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“. 

Groningen \ Natuurkundig  Genootschap.  — Verslag  109.  [Je  80.] 
Hartem:  Musee  Teyler. 

Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises  des 
Sciences  exactes  et  naturelles,  ser.  II,  tome  XV,  livr.  1 — 4.  [Aa  257.] 


8.  Luxemburg. 

Luxemburg:  Institut  grand-ducal.  — Archives  trimestrielles  1909,  fase.  1 — 4; 
1910,  fase.  1.  [Aa  144.] 

Luxemburg:  Gesellschaft  Luxemburger  Naturfreunde. 


9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  l’anno  1909.  [Aa  199.] 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  V,  vol.  II. 

[Aa  149.]  — ßollettino,  1909,  2.  ser.,  fase.  10—13.  [Aa  149b.] 
Florenz : Societä  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XL,  trimestre 
III— IV.  [Bk  193.] 

Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  naturali. 


44 


Mailand'.  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
vol.  XLII,  fase.  16 — 20;  vol.  XLIII,  fase.  1 — 16.  [Aa  161.]  — Memorie, 
vol.  XXI,  fase.  1 — 4.  [Aa  167.] 

Modena : Societä  dei  naturalisti  e matematici.  — Atti,  ser.  IV,  vol. T XI. 
[Aa  148.] 

Padua:  Accademia  scientifica  Veneto-Trentino-Istriana.  — Atti,  ser.  III, 
anno  2.  [Aa  193.] 

Palermo:  Societä  di  scienze  naturali  ed  economiche.  — Giornale,  vol.  XXVII. 
[Aa  334.] 

Parma:  Redaktion  des  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
anno  XXXV,  no.  5 — 12;  anno  XXX VI,  no.  6 — 9.  [G  54.] 

Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Processi  verbali,  vol.  XVIII, 
no.  5 — 6;  vol.  XIX,  no.  1 — 4;  Memorie,  vol.  XXV.  [Aa  209.] 

Rom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  Rendic.,  vol.  XVIII,  2.  sem.,  fase. 
11 — 12;  vol.  XIX,  1.  sem.;  2.  sem.,  fase.  1 — 4,  6 — 10;  Rendiconti  dei 
5.  giugno  1910.  [Aa  226.] 

Turin:  Societä  meteorologica  Italiana.  — Bolletino  bimensuale,  vol.  XXIX, 
no.  1 — 6,  10 — 12;  vol.  XXX,  no.  1 — 2;  Bolletino  meteorologico  e geo- 
dinamico  dell’osservatorio  dei  Real  Collegio  Carlo  Alberto,  Moncalieri, 
1909,  Sept.— Dez.,  1910,  Jan. — Juni;  Osservat.  sismiche  1910,  no.  1—5. 
[Ec  2.] 

Venedig : R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  d’agricoltura,  scienze,  lettere,  arti  e commercio  di 
Verona.  — Atti  e Memorie,  ser.  IV,  vol.  X e 1 append.  [Ha  14.] 

10.  Grrofsbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  Irish  academy.  — Proceedings,  vol.  XXVIII,  sect.  A,  no.  1 — 3; 
sect.  B,  no.  1 — 8.  [Aa  343.] 

Dublin : Royal  geological  society  of  Ireland. 

Edinburg:  Geological  society.  — Transactions,  vol.  IX,  special  part.  [Da  14.] 

Edinburg:  Scottish  meteorological  society. 

Glasgow:  Natural  history  society.  — The  Glasgow  naturalist,  vol.  I u.  II. 
[Aa  244.] 

Glasgow:  Geological  society. 

Manchester:  Geological  and  mining  society. 

Neivcastle-upon-Tyne:  Natural  history  society  of  Northumberland,  Durham 
and  Newcastle -upon-Tyne.  — Transactions,  vol.  III,  p.  2.  [Aa  126.] 

11.  Schweden. 

Stockholm:  Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Ärg.  30. 
[Bk  12.] 

Stockholm:  K.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademien.  — Forn- 
vännen  meddelanden  1909.  [G  135  c ] 

Upsala:  Geological  Institution  of  the  university.  — Bulletin,  Vol.  IX  u.  X; 
Index  zu  Vol.  I — X.  [Da  30.] 

12.  Norwegen. 

Bergen:  Museum.  — Aarbog  1909,  3.  Heft,  1910,  1.— 2.  Heft;  Aarsberet- 
ning  1909.  [Aa  294.] 


45 


Christiania : Universität. 

Christiania : Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmärkers  bevaring. 
Christiania : Redaktion  des  Nyt  Magazin  for  Naturvidenskaberne.  — Nyt 
Mag.,  Bind  47,  Heft  4;  Bind  48.  [Aa  340.] 

Tromsoe : Museum.  — Aarshefter  30;  Aarsberetning  1908.  [Aa  243.] 


13.  Rufsland. 

Ekatharinenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles. 

— Bulletin,  tome  XXIX.  [Aa  259.] 

Helsingfors : Societas  pro  fauna  et  flora  fennica. 

Kharkoff : Societe  des  Sciences  physico-chimiques.  — Travaux,  tome  XXXVI 
u.  XXXVII.  [Aa  224.] 

Kieiv:  Societe  des  naturalistes.  — Memoires,  tome  XX,  no.  4;  tome  XXI, 
no.  1 — 2.  [Aa  298.] 

Moskau : Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  1908  u.  1909. 
[Aa  134.]  , 

Odessa:  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie. 

Petersburg : Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  horti  Petropolitani,  tome 
XXVI,  fase.  2;  XXVII,  fase.  3;  tome  XXVIII,  fase.  3.  [Ca  10.] 
Petersburg : Comite  geologique.  — Bulletins,  XXVIII,  no.  1 — 8.  [Da  23.]  — 
Memoires,  nouv.  ser.,  livr.  40,  51  u.  52.  [Da  24.] 

Petersburg : Physikalisches  Zentralobservatorium. 

Petersburg : Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletins,  Jahrg.  1909, 
Nr.  18;  Jahrg.  1910,  no.  1—18.  [Aa  315.] 

Petersburg:  Kaiserl.  mineralogische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  46, 
Lief.  2.  [Da  29.] 

Riga:  Naturforscher-Verein. 


II.  A m e r i k a. 


1.  Nordamerika. 

Albany:  University  of  the  state  of  New-York.  — State  Museum  report, 
no.  62,  p.  1—4.  [Aa  119.] 

Baltimore : John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XXIII, 
no.  219 — 224.  [Aa  278.]  — American  journal  of  mathematics,  vol.  XXXI, 
no.  4;  vol  XXXII,  no.  1 — 2.  [Ea  38.]  — American  Chemical  journal, 
vol.  42,  no.  2 — 6;  vol.  43.  [Ed  60.]  — Studies  in  histor.  and  politic. 
Science,  ser.  XXVII,  no.  8 — 12.  [Fb  125.]  — American  journal  of  philo- 
logy,  vol.  XXX,  no.  3—4;  vol.  XXXI,  no.  1.  [Ja  64.]  — Maryland  geo- 
logical  survey,  vol.  7 u.  8.  [Da  35.]  — Maryland  weather  Service, 
vol.  III.  [Ec  95.] 

Berkeley:  University  of  California.  — Department  of  geology:  Bulletin, 
vol.  V,  no.  18 — 29.  [Da  31.]  — Botany,  vol.  IV,  pag.  75 — 120.  [Da  31c.] 
— Physiology,  vol.  III,  pag.  101 — 197.  [Da31e.] 

Boston:  American  academy  of  arts  and  Sciences,  — Proceedings,  new  ser., 
vol.  LXV,  no.  3 — 21;  vol.  LXVI,  no.  1 — 9.  [Aa  170.] 


46 


Boston : Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  34,  no.  5 — 8. 

[Aa  111.]  — Occasional  papers,  vol.  VII,  no.  11.  [Aa  111b. 

Buffalo : Society  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  IX,  no.  3.  [Aa  185.] 
Cambridge : Museum  of  comparative  zoology.  — Bulletin,  vol.  LII,  no.  14  - 17; 

vol.  LIV,  no.  1;  annual  report  1908 — 1909.  [Ba  14.] 

Chicago : Academy  of  Sciences. 

Chicago : Field  museum  of  natural  history.  — Publications,  no.  136,  140. 
[Aa  324.] 

Davenport:  Academy  of  natural  Sciences. 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  Science.  — Proceedings  and 
transactions,  vol.  XII,  p.  2.  [Aa  304.] 

Lawrence:  Kansas  university.  — Science  bulletin,  vol.  V,  no.  1 — 11. 

[Aa328.]  — Geolog,  survey:  Report  on  lead  and  zink,  vol.  IX.  [Aa328b.] 
Madison : Wisconsin  academy  of  Sciences,  arts  and  letters. 

Mexiko:  Sociedad  cientifica  ,, Antonio  Alzate“.  — Memorias  y Revista, 
tomo  XXV,  no.  9 — 12;  tomo  XXVII,  no.  4 — 10.  [Aa  291.] 

Milwaukee:  Public  museum  of  the  city  of  Milwaukee.  — Bulletin,  vol.  I. 

[Aa  233  a.]  — Annual  report  27.  [Aa  233b.] 

Milwaukee:  Wisconsin  natural  history  society.  — Bulletin,  new  ser., 
vol.  VII,  no.  3—4;  vol.  VIII,  no.  1-3.  [Aa  233.] 

Montreal:  Natural  history  society. 

New -Häven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  — Transactions, 
vol.  XVI,  pag.  1 — 116.  [Aa  124.] 

New- York:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  XIX,  p.  1 — 3.  [Aa  101.] 
Philadelphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  vol.  LXI,  p.  2 — 3; 
vol.  LXII,  p.  1—2.  [Aa  117.] 

Philadelphia:  American  philosophical  society.  — Proceedings,  vol.  XL1X, 
no.  193-196.  [Aa  283.] 

Philadelphia:  Wagner  free  institute  of  Science.  — Transactions,  vol.  VII. 
[Aa  290.] 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Annual  report  38.  [Ba  22.] 
Pochester:  Academy  of  Science. 

Pochester:  Geological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  XX;  vol.  XXI, 
no.  1 — 3.  [Aa  28.] 

Salem:  Essex  Institute. 

San  Francisco:  California  academy  of  Sciences.  — Proceedings,  4.  ser., 
vol.  III,  pag.  49—72.  [Aa  112.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science. 

St.  Louis:  Missouri  botanical  garden.  — Annual  report  1909.  [Ca  25.] 
Topeka:  Kansas  academy  of  Science.  — Tansactions,  vol.  XXII.  [Aa  303. 
Toronto:  Canadian  institute.  — Transactions,  vol.  VIII,  p.  4.  [Aa  222b. 
Tafts  College.  — Studies,  vol.  III,  no.  1.  [Aa  314.] 

Washington:  Smithsonian  institution.  — Annual  report  1908  u.  1909. 

[Aa  120.]  — Report  of  the  U.  S.  national  museum  1909.  [Aa  120c.] 
Washington : United  States  geological  survey.  — Annual  report,  no.  XXX. 


[De  120.]  — Bu 
432.  [De  120b. 
Water  - supp 


letin,  no.  386,  390  — 391,  393,  395—418,  420  — 428, 
— Professional  papers,  no.  64—68.  [De  120e.] 
y papers,  no.  232,  235,  237,  239,  242  — 252. 


[De  120  f.]  — Mineral  resources  of  the  United - States,  1908,  p.  I u.  II. 
[Db  81.] 

Washington:  Bureau  of  education, 


47 


2.  Südamerika. 

Buenos- Aires:  Museo  nacional.  — Anales,  ser.  3,  tomo  XI  u.  XII.  [Aa  147.] 
Buenos- Aires:  Sociedad  cientifica  Argentina.  — Anales,  tomo  LXVIII,  entr. 

2—6;  tomo  LX1X,  entr.  1 — 4.  [Aa  230.] 

Cordoba:  Academia  nacional  de  ciencias. 

La  Plata:  Museum.  — Revista,  tomo  XVI.  [Aa  308.] 

Montevideo:  Museo  nacional.  — Anales,  vol.  VII  (Flora  Uruguaya,  tomo  IV, 
entr.  2).  [Aa  326.] 

Rio  de  Janeiro : Museo  nacional. 

San  Jose:  Instituto  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa  Rica. 
Säo  Paulo : Commissäo  geographica  e geologica  de  S.  Paulo.  — Carta  geral 
do  Estado  de  S.  Paulo.  [Aa  305  a.]  — Dados  climatologicos , ser.  2, 
no.  8—11.  [Aa  305  b.] 

Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 


III.  Asien. 

Batavia : K.  natuurkundige  Vereeniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 
Nederlandsch  Indie,  Deel  69.  [Aa  250.] 

Calcutta : Geological  survey  of  India.  — Memoirs,  vol.  XXXVII,  p.  4;  vol. 
XXXVIII,  p.  4;  vol.  XXXIX.  [Da  8.]  — Records,  vol.  XXXVIII,  p.  3-4. 
[Da  11.]  — Palaeontologia  Indica,  new  ser.,  vol.  III,  no.  1;  vol.  IV, 
no.  2;  vol,  VI,  no.  2.  [Da  9.]  — Annual  report  of  the  board  of  scientific 
advise  for  India,  1908  — 1909.  [Da  18b.  | 

Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mitteilungen,  Bd.  XII,  Teil  2.  [Aa  187.] 


IV.  Australien. 

Melbourne : Mining  department  of  Victoria.  — Annual  report  of  the  secretary 
for  mines  1909;  8 Bl.  geol.  Karte  von  Victoria.  [Da  21.] 


B.  Durch  Geschenke. 

Aquila , Zeitschrift  für  Ornithologie,  Jahrg.  XV  u.  XVI.  [Bf  68.] 
Centralblatt , botanisches:  Beihefte,  Bd.  XXIV,  Abt.  2,  Heft  3;  Bd.  XXV, 
Abt.  1,  Heft  1-3  und  Abt.  2,  Heft  1—3;  Bd.  XXVI,  Abt.  2,  Heft  1-3. 
[Ca  30.] 

Chapel  Hill : Elisha  Mitchell  scientific  society.  — Journal,  vol.  XXV, 
no.  3 — 4;  vol.  XXVI,  no.  1 — 2.  [Aa  300.] 

Drude,  O . : Führer  durch  den  K.  Botan.  Garten  in  Dresden.  [Cd  136.] 
Ducloux,  E.\  La  ensenanza  de  la  Qufmica  en  la  universidad  nacional  de 
La  Platar  [Je  125.] 

Engelhardt,  H.\  Novi  Prilozi  poznavanju  fosilne  tereijarne  flore  Bosne. 
[Dd  94  ee.] 

Freiberg  i.  -S .:  Geologische  Gesellschaft.  — 3.  Jahresber.  [Da  36.] 

Fries,  Th.:  Bref  och  skrifvelser  af  och  tili  Carl  v.  Linnee,  IV.  Teil, 
[Jb  99.]  . 


48 


Geinitz,  E. : XXI.  Beitrag  zur  Geologie  Mecklenburgs.  [De  217v.] 
Hentschel,  Wz  Zucht,  eine  Lebensfrage  für  die  weifse  Kasse.  [Bd  36.] 
Jagerskjöld , L.\  Results  of  the  Swedish  zoolog.  expedit.  in  Egypt  and 
the  White  Nile  1901,  p.  III.  [Bb  71.] 

Jentzsch,  A. : Die  Geologie  in  der  Schule.  [De  259.] 

Kasan : Publication  de  Fobservatoire  Engelhardt  de  Funiversite  imperiale, 
no.  2.  [Ea  83.] 

Lima:  Cuerpo  de  ingenieros  de  minas  del  Peru.  — Boletin  76.  [Aa  337.] 
Ludwig.  F. : Entomologische  Mitteilungen.  [Bk  253.] 

Ludivig,  Fr.  Der  Weidenbohrer  und  die  Pilzflüsse  der  Bäume,  insbesondere 
der  gährenden  Eichen.  [Bk  252. 

Ludwig,  Fr.  Die  Wasserhornmilbe,  ihre  amphibische  Lebensweise  und  ihr 
Verhalten  im  Zimmeraquarium . [Bl  48.] 

Ludwig,  F. : Baumälchen  und  andere  pflanzenbewohnende  Aale.  [Bm  70.] 
Monaco : Musee  oceanographique.  — Bulletins  154 — 184.  [Aa  336.] 
Naturschutzpark -Verein:  Ein  Mahnwort  an  das  deutsche  Volk.  [Ab  97.] 
Ostermaier,  Jr.  10  Kunstblätter  Alpenblumen,  Vegetationsbilder  nach  Auf- 
nahmen der  freien  Natur.  [Cd  135.] 

Reichsanstalt,  K.  Ungar.,  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  — J.  Hegy- 
foky : Die  jährliche  Periode  der  Niederschläge  in  Ungarn,  Bd.  VIII. 
[Ee  113.]  — J.  Hegyfoky:  Regenangaben  aus  Ungarn  f.  d.  Zeitraum 
1851  — 1870.  [Ec  113b.] 

Schreiber,  Hr.  Die  Moore  Vorarlbergs  und  des  Fürstentums  Liechtenstein. 
[Ha  42  b.] 

Upsala : Universitet. — Ram ström : Swedenborgs  investigations  in  natural 
Science  and  the  basis  for  his  statemans  concerning  the  functions  of 
the  brain.  [Bc  60.] 

Washington : Library  of  Congress  — Report  1901 — 1908;  want  list  1909, 
no.  1 — 3;  publications  issued  since  1897.  [Ja  124.] 

Wichmann,  Ar.  Adolf  Bernhard  Meyers  Reise  nach  Neu-Guinea  i.  J.  1873. 
[Fb  153.] 

Zickmantel,  O.  und  Fauli,  Gr.  Der  Klosterberg  und  seine  Umgebung. 
[Fb  152.] 


C.  Durch  Kauf. 

Abhandlungen  der  Senckenbergischen  naturforsch.  Gesellschaft,  Bd.  XXXI, 
Heft  1;  Bd.  XXXIII,  Heft  1 — 2;  Festschrift  zum  70.  Geb.  v.  W.  Kobelt. 
[Aa  9.] 

Anzeiger  für  Schweizerische  Altertumskunde,  n.  F.,  Bd.  XI,  No.  3 — 4; 
Bd.  XII,  No.  1.  [G  1.] 

Anzeiger,  zoologischer,  Bd.  XXXV,  No.  11  — 26;  Bd.  XXXVI,  No.  1 — 26. 
[Ba  21.] 

Berichte  des  westpreufsischen  botanisch-zoologischen  Vereins.  — Bericht  32. 
[Aa  341.] 

Bronns  Klassen  und  Ordnungen  des  Tierreichs,  Bd.  III  (Molluska),  Lief. 
109 — 112;  Suppl.  (Tunicata),  Lief.  88 — 94;  2.  Abteil.,  Lief.  4 — 5;  Bd.  VI, 
Abt.  1 (Pisces),  Lief.  32 — 33.  [Bb  54.J 
Centralblatt,  biologisches,  Bd.  XL.  [Aa  344.]  (Vom  Isis- Lesezirkel.) 


49 


Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz : Ueber  Berg  und  Thal,  Jahrg.  1910. 
[Fa  19.] 

Hediuigia,  Bd.  49,  No.  4 — 6;  Bd.  50,  No.  1 — 3.  [Ca  2.] 

Heimatschutz,  Sächsischer,  Landesverein  zur  Pflege  heimatlicher  Natur, 
Kunst  und  Bauweise.  — Mitteilungen,  Heft  11 — 12.  [Fb  148.] 
Jahrbuch  des  Schweizer  Alpenklub,  Jahrg.  45  und  4 Karten.  Repertorium 
zu  XXI  — XLIV.  [Fa  5.] 

Korrespondenzblatt  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie 
und  Urgeschichte,  Jahrg.  XLI.  [G  160.] 

Mannus , Zeitschrift  für  Vorgeschichte,  Bd.  I,  Heft  3 — 4.  [G  157.] 
Palaeontographical  Society,  vol.  L1X  u.  LX.  [Da  10.] 

Prähistorische  Zeitschrift,  Bd.  I,  Heft  2—4;  Bd.  II,  Heft  1.  [G  156.] 
Prometheus , No.  1054 — 1105.  [Ha  40.] 

Wochenschrift , naturwissenschaftl.,  Bd.  XXV.  [Aa  311.]  (Vom  Isis -Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Insektenbiologie,  Bd.  VI.  [Bk  245.]  (Vom  Isis- 
Lesezirkel.) 

Zeitschrift  für  die  Naturwissenschaften,  Bd.  81,  No.  5 — 6.  [Aa  98.] 
Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  27.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Jahrg.  XXVI,  No.  3 — 4; 

Jahrg.  XXVII,  No.  1 — 3.  [Ee  16.] 

Zeitschrift,  Oesterreichisclie  botanische,  Jahrg.  60.  [Ca  8.] 

Zeitung,  botanische,  Jahrg.  68.  [Ca  9.] 

Abgeschlossen  am  31.  Dezember  1910. 

E.  Richter, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 


Zu  besserer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  die  Mitglieder  der 
„Isis“  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag 
von  3 Mark  können  eine  grofse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung 
der  Lesemappen  zu  Hause  gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Biblio- 
thekar entgegen. 


Abhandlungen 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1910, 


I.  Rückblick  auf  die  letzten  25  Jahre  des  Bestehens 
der  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  „Isis“. 

Ansprache  bei  der  Feier  des  75jährigen  Bestehens  der  Gesellschaft 
am  26.  Mai  1910. 

Yon  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  F.  Foerster. 


Hochgeehrte  Festversammlung! 

Am  14.  Mai  dieses  Jahres  waren  75  Jahre  verflossen,  seit  den  Be- 
gründern unserer  Isis  die  Genehmigung  ihres  ersten  Statuts  durch  das 
Königliche  Kultusministerium  bekannt  wurde,  ihr  Wunsch,  zur  Pflege 
der  Naturwissenschaften  in  Dresden  eine  Vereinigung  zu  schaffen,  voll 
verwirklicht  war.  Wenn  es  auch  nicht  Gebrauch  ist,  Vierteljahrhundert- 
feiern mit  dem  gleichen  Glanze  auszustatten,  welchen  man  der  50-  oder 
100-jährigen  Wiederkehr  wichtiger  Gedenktage  zu  geben  pflegt,  so  wäre 
es  doch  eine  Verkennung  des  Wertes  rückblickender  Erinnerungsfeiern 
auch  im  Leben  grofser  Vereine,  wollte  man  nicht  die  seltene  und  schöne 
Gelegenheit  der  75.  Wiederkehr  des  Stiftungstages  wenigstens  zu  einer 
schlichten  Feier  benutzen.  Eine  stattlichere  Ausgestaltung  der  auf  den 
heutigen  Tag  angesetzten  Hauptversammlung  war  für  eine  solche  der  ge- 
gebene Kähmen. 

Die  Isis  darf  sich  glücklich  schätzen,  dafs  eine  grofse  Zahl  hoch- 
verehrter Gönner  und  Freunde  ihrer  Bestrebungen  den  zur  heutigen  Fest- 
sitzung ergangenen  Einladungen  gefolgt  ist.  Sr.  Exzellenz  den  Minister 
des  Kultus  und  öffentlichen  Unterrichts,  Herrn  Staatsminister  Dr.  Beck, 
hier  begrüfsen  zu  dürfen,  ist  uns  eine  hohe  Ehre  und  Freude.  Mit  auf- 
richtigem Danke  ist  sich  die  Isis  stets  bewufst,  dafs  sie  sich  seit  den 
ersten  Zeiten  ihres  Bestehens  des  fortdauernden,  bei  mannigfachen  An- 
lässen bekundeten  Wohlwollens  des  Königlichen  Kultusministeriums  er- 
freuen durfte.  An  der  Seite  Sr.  Exzellenz  begrüfse  ich  die  Herren 
Ministerialdirektor  Geheimen  Rat  Dr.  Kretzschmar  und  Geheimen  Re- 
gierungsrat Dr.  Schmaltz  und  danke  auch  Ihnen  für  Ihr  gütiges  Erscheinen. 

Seitdem  am  22.  Februar  1866  zum  ersten  Male  eine  Sitzung  der  Isis 
in  Räumen  der  Königlichen  Polytechnischen  Schule  abgehalten  war,  haben 
sich  allmählich  immer  engere,  im  Jahre  1877  auch  vertraglich  festgelegte 
Beziehungen  unserer  Gesellschaft  zum  Königlichen  Polytechnikum  ent- 
wickelt, welche  es  gestatten,  dafs  die  Isis  alle  ihre  Versammlungen  in 
den  Räumen  dieser  Anstalt  abhielt  und  hier  auch  ihre  Bibliothek  zu 
öffentlicher  Benutzung  aufgestellt  hat.  Für  die  Arbeiten  und  Bestrebungen 


4 


der  Isis  sind  diese  ihr  dauernd  jede  Sorge  um  das  äufsere  Gewand  ihrer 
Sitzungen  abnehmenden  Beziehungen  von  fördersamsten  Einflufs  gewesen. 
Sie  sind  die  alten  geblieben,  auch  nachdem  das  frühere  Polytechnikum 
im  Laufe  der  letzten  25  Jahre  zur  Technischen  Hochschule  sich  ausgestaltet 
hat.  Dafs  auch  von  deren  Seite  die  alten  Bande  zur  Isis  freundlich  ge- 
pflegt und  wert  gehalten  werden,  beweist  uns  die  Gegenwart  Sr.  Magnifizenz 
des  Rektors  dieser  Hochschule  und  zahlreicher  Mitglieder  des  Professoren- 
kollegiums. Als  einen  Ausdruck  der  Gemeinsamkeit  unserer  wissenschaft- 
lichen Bestrebungen  begrüfse  ich  es,  dafs  auch  die  Tierärztliche  Hochschule 
zu  unserer  Feier  einen  Vertreter  entsendet  hat. 

Herzliche  Freundschaft  hat  die  Isis  auch  in  den  letzten  25  Jahren  mit 
ihren  Schwestergesellschaften,  der  Isis  in  Bautzen  und  derjenigen  in 
Meifsen,  verbunden,  und  gegenüber  Dresdner  Vereinen  von  verwandten  Be- 
strebungen hat  sie  mit  dem  hiesigen  Verein  für  Erdkunde,  dem  Verein  für 
Natur-  und  Heilkunde,  der  Oekonomischen  Gesellschaft,  der  Königlichen 
Gartenbaugesellschaft  Flora,  dem  Entomologischen  Verein  Iris  und  dem 
Dresdner  Lehrerverein  für  Naturkunde  stets  freundschaftliche  Beziehungen 
unterhalten.  Diese  auch  von  Seiten  dieser  Vereine  heute  durch  Ent- 
sendung ihrer  Vertreter  oder  durch  freundliche  Glückwunschschreiben 
betont  zu  sehen,  ist  uns  eine  freudige  Genugtuung. 

Ich  heifse  Sie  alle  unsere  verehrten  Gäste  und  nicht  zuletzt  die 
Damen,  welche  unserer  Feier  ihr  Interesse  entgegenbringen,  namens  der 
Isis  herzlich  willkommen  und  sage  Ihnen  für  Ihr  Erscheinen  verbind- 
lichsten Dank. 

Rückschauend  auf  das  durchwanderte  letzte  Vierteljahrhundert  darf 
die  Isis  bekennen,  dafs  diese  Jahre  eine  einzige  Kette  ungestörten,  ruhigen 
Fortschreitens  auf  der  von  den  Begründern  unserer  Gesellschaft  vorge- 
zeichneten Bahn  waren.  Die  aus  Erfahrungen  vergangener  Jahrzehnte 
für  das  äufsere  Leben  unserer  Gesellschaft  entwickelten  Formen,  wie  sie 
im  Statut  von  1866  festgelegt  und  in  der  Organisation  der  wissenschaftlichen 
Tätigkeit  der  Gesellschaft  zum  Ausdruck  gelangten,  haben  sich  auch  im 
vergangenen  Vierteljahrhundert  so  trefflich  bewährt,  dafs  sie  bis  auf  kleine 
Neugestaltungen,  wie  z.  B.  der  seit  1887  bestehenden  Einrichtung  mehr- 
facher gemeinsamer  Sitzungen  der  zoologischen  und  der  botanischen 
Sektion  oder  der  Einführung  von  Floristenabenden  bei  der  letzteren, 
überall  die  alten  geblieben  sind. 

Dafs  viele  der  um  die  Ausgestaltung  dieser  Organisation  und  um 
die  Betätigung  in  ihr  hochverdienten  Männer  in  den  vergangenen  25  Jahren 
der  Isis  durch  den  Tod  entrissen  wurden,  liegt  im  natürlichen  Verlauf 
der  Dinge.  Der  letzte  überlebende  Stifter  der  Gesellschaft,  Dr.  med. 
Theile  wurde  ihr  vor  11  Jahren  genommen.  Ihm  folgte  sehr  bald  Pro- 
fessor Geinitz,  der  langjährige  Ehrenpräsident  der  Gesellschaft,  der  vor 
25  Jahren  an  eben  dieser  Stelle  auf  grofse  Teile  der  Entwicklung  der 
Isis  als  auf  ein  schönes  Stück  seines  eigenen  umfassenden  Lebens- 
werkes zurückschauen  konnte.  Die  dankbare  Anerkennung  der  Isis  für 
Geinitz’  auch  in  der  Folgezeit  um  sie  erworbenen  Verdienste  kam  in 
schöner  Weise  zum  Ausdruck  an  der  zu  seinem  80.  Geburtstage  ver- 
anstalteten Festsitzung  und  bei  der  nach  seinem  Hinscheiden  vor  10  Jahren 
abgehaltenen  Gedenkfeier.  Von  denen,  die  einst  dem  wisschaftlichen  Leben 
der  Isis  das  Gepräge  gaben  und  ihre  Arbeitskräfte  ihr  zur  Verfügung 
stellten,  sind  der  langjährige  Kassierer  der  Isis  Warn  atz,  der  verdienst- 


5 


volle  Vorsitzende  des  Verwaltungsrates  Raspe,  die  Prähistoriker  Caro 
und  Fräulein  von  Boxberg,  die  Mineralogen  und  Geologen  Purgold, 
Stelzner,  Stübel,  Zschau,  der  Botaniker  Maler  Seidel,  die  Zoologen 
Nits.che,  Vetter,  Schneider,  Reibisch,  der  Technologe  Hartig,  der 
Mathematiker  Harnack,  der  Chemiker  Schmitt,  sind  es  Zeuner, 
Friedrich  Siemens  und  viele  andere,  deren  Wirksamkeit  in  diesem 
Kreise  wir  heute  dankbar  und  voll  Wehmut  gedenken.  Manch  einer 
schied  auch  von  uns,  weil  sein  Beruf  ihn  an  andere  Wirkungstätten  führte; 
wir  gedenken  dabei  der  schönen  Abschiedsfeier,  welche  die  Isis  dem  um 
sie  hochverdienten  Mathematiker  Professor  Rohn  bereitete. 

Froh  dürfen  wir  aber  auch  sein,  dafs  viele  unter  uns  sind,  die  schon 
seit  Jahrzehnten  mit  regem  Eifer  am  Leben  unserer  Gesellschaft  teil- 
nehmen. Nicht  weniger  als  6 unserer  wirklichen  Mitglieder,  8 unserer 
korrespondierenden  und  3 unserer  Ehrenmitglieder  schauen  auf  eine  Zu- 
gehörigkeit von  45  und  mehr  Jahren  zu  uns  zurück.  Die  Beschäftigung 
mit  den  Aufgaben  der  Isis  ist  also  eben  keine  ungesunde. 

Die  Mitglied  erzähl  der  Isis,  welche  1885  214  wirkliche,  181  korre- 
spondierende und  70  Ehrenmitglieder  betrug,  beläuft  sich  heut  auf  274 
wirkliche,  110  korrespondierende  und  17  Ehrenmitglieder.  Verglichen  mit 
der  Tatsache,  dafs  im  Jahre  1895  die  Zahl  der  wirklichen  Mitglieder  auf 
180  herabgegangen  war,  seitdem  aber  ein  stetiges  Ansteigen  auf  den 
heutigen  Höchstbetrag  aufweist,  darf  man  diese  Zahlen  als  nicht  ungünstig 
ansprechen.  Bedenkt  man  aber,  dafs  die  Isis  1869  schon  262  wirkliche 
neben  257  korrespondierenden  und  126  Ehrenmitgliedern  zählte,  und  seitdem 
Dresden  seine  Einwohnerzahl  verdreifacht  hat,  so  wird  man,  bei  aller 
Würdigung  der  mannigfachen,  dem  allzu  langsamen  Anwachsen  unserer 
Gesellschaft  zugrunde  liegenden  Momente,  doch  den  Wunsch  begreiflich 
finden,  dafs  auch  in  weiteren  Kreisen  unserer  Stadt  die  auf  die  Verbreitung 
naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  gerichteten  Bestrebungen  unserer  Ge- 
sellschaft in  ihrer  Bedeutung  besser  bewertet  würden. 

Bei  der  Feier  des  50  jährigen  Bestehens  der  Isis  betonte  Geinitz  das 
dringende  Bedürfnis,  dafs  das  damals  insgesamt  etwa  10000  Mark  be- 
tragende Vermögen  der  Gesellschaft  auf  mindestens  den  dreifachen 
Betrag  anwachse,  damit  die  Isis  ihren  wissenschaftlichen  Aufgaben  voll 
gerecht  werden  könne.  Diese  sehr  berechtigte  Forderung  ist  zurzeit 
noch  nicht  erfüllt;  denn  einschliefslich  3466  Mark  Reservefonds  ist  das 
Gesellschaftsvermögen  erst  auf  22894  Mark  angewrachsen.  Seine  Zinsen 
zusammen  mit  den  Mitgliederbeiträgen  genügen  gerade,  die  laufenden  Aus- 
gaben der  Gesellschaft,  welche  zum  überwiegenden  Teile  durch  die  Heraus- 
gabe ihrer  Sitzungsberichte  und  Abhandlungen  und  durch  die  Pflege  ihrer 
Bibliothek  veranlafst  sind,  zu  decken. 

Die  in  diesen  Veröffentlichungen  erscheinenden  Abhandlungen, 
deren  Zahl  von  1886  bis  1909  235  betrug,  dienen  in  erster  Linie  der 
naturwissenschaftlichen  Erforschung  Sachsens.  Ihre  wissenschaftliche  Be- 
deutung sichert  unseren  Mitteilungen  einen  in  weiten  Kreisen  anerkannten 
Wert.  Nicht  weniger  als  276  Gesellschaften  und  Institute  des  In-  und 
Auslandes  sind  es,  welche  heut  im  regelmäfsigen  Schriftenaustausch  mit 
der  Isis  stehen. 

So  ist  in  Dresden  eine  zumal  auf  den  geologischen  und  biologischen 
Gebieten  selten  vollständige,  in  dieser  wie  anderer  Hinsicht  auch  die 
Bibliothek  der  Technischen  Hochschule  in  willkommenster  Weise  ergänzende 


6 


Bücherei  entstanden,  welcher  die  „Isis“  ihre  gröfste  Aufmerksamkeit 
zuwendet.  Da  der  vorhandene  Katalog  aus  dem  Jahre  1870  stammt,  war 
eine  neue  Katalogisierung  dringend  erforderlich.  Seit  dem  vorigen  Jahre 
ist  sie  in  Angriff  genommen.  Während  noch  1869  der  damalige  Sekretär 
der  „Isis“,  Apotheker  Bley,  die  Ausarbeitung  des  Bibliothekskatalogs  unent- 
geltlich übernehmen  konnte,  ist  dies  heute  angesichts  einer  Zahl  von 
3490  Nummern  nicht  mehr  möglich,  und  erhebliche  Geldopfer  sind  zur 
Durchführung  der  notwendigen  Neubearbeitung  unerläfslich.  Sie  würden 
die  Kräfte  unserer  Gesellschaft  wahrscheinlich  übersteigen,  wenn  nicht  wie 
in  früheren  Jahren  so  auch  jetzt  opferfreudige  Männer  uns  geholfen  hätten, 
und  wie  wir  hoffen,  sich  auch  in  Zukunft  noch  finden  werden.  Nichts  er- 
läutert besser  als  dieses  die  Dichtigkeit  von  Geinitz’  oben  erwähnter 
Forderung. 

Nur  selbstverständlich  ist  es,  dafs  eine  Gesellschaft  wie  die  „Isis“ 
stets  auch  da,  wo  öffentliche  Interessen  mit  naturwissenschaftlichen  Fragen 
in  Beziehung  traten,  ihre  Wünsche  zu  Gehör  kommen  zu  lassen  bemüht 
sein  mufs.  Hierzu  bot  sich  in  den  vergangenen  Jahrzehnten  wiederholt 
Gelegenheit.  In  Gemeinschaft  mit  dem  Königl.  Sächs.  Altertumsvereine  zu 
Dresden  wurde  1897  eine  Denkschrift  ausgearbeitet  und  dem  Ministerium 
des  Innern  unterbreitet,  in  welcher  Mafsregeln  zum  Schutz  vorgeschichtlicher 
Altertümer  erbeten  wurden;  einer  hierauf  erfolgten  Aufforderung  zum 
Entwurf  einer  Belehrung  über  die  den  vorgeschichtlichen  Altertümern  zu 
widmende  Fürsorge  wurde  im  Jahre  1898  von  der  „Isis“  entsprochen. 
Die  weitere  Verfolgung  dieser  Angelegenheit  hat  zu  der  vom  Königlichen 
Ministerium  des  Innern  bestimmten  Inventarisierung  der  vorgeschicht- 
lichen Altertümer  in  Sachsen  geführt,  mit  welcher  seit  1901  unser 
Professor  Deichmüller  beschäftigt  ist.  Freudigen  Widerhall  und  eifrige 
Mitarbeit  fanden  die  Bestrebungen  des  1904  ins  Leben  getretenen  Bundes 
für  Heimatschutz  in  der  „Isis“.  Die  folgenden  Jahre  brachten  lebhafte 
Aussprachen  zur  Reform  des  mathematischen  und  naturwissen- 
schaftlichen Unterrichts  an  den  höheren  Schulen;  die  Frage  der 
Einführung  des  biologischen  Unterrichts  wurde  in  einer  dem  König- 
lichen Kultusministerium  überreichten  Denkschrift  eingehend  behandelt. 
Den  Bestrebungen,  billige  Karten  der  Heimat  zu  erlangen,  um 
damit  die  Freude  an  Wanderungen  in  unserer  schönen  Natur  zu  erhöhen, 
fanden  in  der  „Isis“  eifrige  Unterstützung.  Nicht  unerwähnt  darf  auch 
bleiben,  dafs  eine  Anregung  unserer  „Isis“  der  Ausgangspunkt  war,  als 
im  vorigen  Jahre  alle  den  Naturwissenschaften  dienenden  Vereinigungen 
Sachsens  sich  zum  ersten  Mal  zu  gemeinsamem  Handeln  vereinigten,  um 
der  Landesuniversität  zu  ihrem  500-jährigen  Bestehen  ihre  Glück- 
wünsche darzubringen. 

Immerhin  treten  diese  Teile  der  Arbeiten  der  „Isis“  stark  zurück  im 
Vergleich  mit  ihrer  rein  wissenschaftlichen  Tätigkeit.  Getreu  den 
Bestrebungen  unserer  Gesellschaft  nach  Erweiterung  und  Verbreitung 
naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  hat  die  „Isis“  sich  bemüht  die  Fort- 
entwicklung der  grofsen  Züge  der  ganzen  Naturwissenschaft  in  ihrer 
wissenschaftlichen  Arbeit  widerzuspiegeln.  Dafs  ihr  dies  gelungen  ist, 
des  geben  die  Sitzungsberichte  aus  den  Hauptversammlungen  und  Sektionen 
ein  beredtes  Zeugnis. 

Die  letzte  gröfsere  Erinnerungsfeier  der  „Isis“  vor  jetzt  25  Jahren 
fiel  in  eine  Zeit,  in  welcher  die  Naturwissenschaft,  gewissermafsen  Atem 


7 


holend  nach  gewaltigem  Siegeslauf,  sich  zu  neuen  gröfseren  Triumphen 
anschickte,  deren  Zeugen  wir  im  letzten  Vierteljahrhundert  gewesen  sind. 

Insbesondere  auf  den  Gebieten  der  Physik  und  Chemie  und  ihrer 
Anwendungen  sind  hervorragende  Fortschritte  zu  verzeichnen.  Werfen 
wir,  um  auch  dem  wissenschaftlichen  Gepräge  der  letzten  Vergangenheit 
der  Naturforschung  wenigstens  nach  einer  Seite  gerecht  zu  werden,  einen 
flüchtigen  Blick  auf  die  eben  genannten  Wissensgebiete. 

Schon  ihre  grundlegenden  Denkmittel,  die  Atom-  und  die  Molekular- 
theorie, haben  aufserordentliche  Festigung  und  Vertiefung  erfahren.  Die  in  der 
Elektronentheorie  zusammengefafste  Erkenntnis,  dafs  auch  die  Elektrizität,  ja 
vielleicht  die  Energie  überhaupt,  aus  begrenzten  Elementarqnanten  besteht, 
also  atomistisch  aufgebaut  ist,  brachte  auch  der  älteren  chemischen  Atom- 
lehre neuen  Nutzen.  Die  Molekulartheorie  wurde  durch  die  der  Lösungen 
und  der  elektrolytischen  Dissociation  wesentlich  erweitert.  Waren  dort  die 
Entdeckung  der  radioaktiven  Stoffe  und  tiefgreifende  Beobachtungen  der 
Strahlungserscheinungen  die  Grundlagen  für  die  Erweiterung  unserer  Vor- 
stellungen über  die  Masse,  so  waren  es  hier  die  Ergebnisse  der  Forschungen 
in  der  theoretischen  Elektrochemie.  Ihnen  gesellen  sich  in  der  jüngsten 
Zeit  in  der  Kollo'idchemie  gewonnene  Erkenntnisse  bei,  um  wichtige  Stützen 
der  Molekulartheorie  zu  leihen. 

Die  Physik  lernt  die  Beziehungen  der  Licht-  und  Wärmestrahlen  zur 
Temperatur  und  damit  die  Mittel  zur  Messung  auch  der  höchsten  Tem- 
peraturen kennen.  Die  Entdeckung  der  elektrischen  Wellen  im  Raume 
erweitert  das  Gebiet  der  elektrodynamischen  Wellen  weit  über  das  Infra- 
rot hinaus.  Die  Röntgenstrahlen  werden  entdeckt  und  damit  die  Chirurgie 
mit  einem  Hilfsmittel  von  höchstem  Wert  beschenkt,  und  den  altbekannten 
Kathodenstrahlen  gesellen  sich  die  positiven  Strahlen  zu. 

In  der  Chemie  schreitet  die  Synthese  fort  zu  den  Zuckern,  den  Harn- 
säureabkömmlingen und  Alkaloiden  und  nähert  sich  schon  erfolgversprechend 
dem  Aufbau  der  Eiweifsmoleküle,  und  höchst  merkwürdige,  neue  gasförmige 
Elemente,  das  Helium  und  seine  Verwandten,  werden  in  der  atmo- 
sphärischen Luft  gefunden. 

Und  wie  gewaltig  sind  die  Nutzanwendungen,  welche  diese  und  vor 
allem  die  Erkenntnisse  der  vorangehenden  Zeit  in  diesem  Vierteljahr- 
hundert finden.  Man  vergifst  es  leicht,  dafs  ein  grofser  Teil  der  Ent- 
wickelung der  Elektrotechnik,  insbesondere  die  Ausbildung  der  Fortleitung 
und  Verteilung  von  Energie  durch  den  elektrischen  Strom,  den  letzten 
25  Jahren  angehört,  von  der  drahtlosen  Telegraphie  ganz  zu  schweigen, 
für  die  auch  die  wissenschaftliche  Grundlage  erst  in  dieser  Zeit  geschaffen 
wurde.  Auch  der  Explosionsmotor  ist  erst  in  den  beiden  letzten  Jahr- 
zehnten zur  vollen  Entfaltung  seiner  Fähigkeiten  gelangt  und  hat  damit 
einerseits  die  Benutzung  der  Hochöfen  der  Eisenindustrie  als  gewaltige  Kraft- 
quellen, andererseits  das  Automobilwesen  und  den  köstlichsten  Triumph  der 
jüngsten  Zeit,  das  lenkbare  Luftschiff  und  den  Flugapparat,  ermöglicht.  Tem- 
peraturen, die  1000  bis  2000°  höher  liegen  als  die  früher  erreichbaren,  hat 
man  im  elektrischen  Ofen,  solche,  welche  um  mehr  als  200°  unter  den  Ge- 
frierpunkt des  Wassers  herabgehen,  durch  die  sichere  Handhabung  der 
Verflüssigung  der  Luft  und  des  Wasserstoffs  beherrschen  und  benutzen  ge- 
lernt, so  dafs  heut  kein  Gas  mehr  der  Verflüssigung  entgangen  ist.  Das  viel 
bearbeitete  Problem  der  photographischen  Wiedergabe  der  natürlichen 
Farben  darf  als  seiner  Lösung  sehr  nahe  geführt  betrachtet  werden. 


8 


In  der  anorganisch -chemischen  Grofsindustrie  treten  ganz  neuartige 
Arbeitsweisen  an  die  Seite  oder  die  Stelle  der  in  jahrzehntelangem  Ge- 
brauch trefflich  ausgestalteten,  aber  doch  einseitigen  älteren  Verfahren. 
Das  auf  der  Anwendung  der  Katalyse  beruhende  Kontaktverfahren  ge- 
staltet die  Schwefelsäurefabrikation  um,  die  Elektrolyse  erobert  die 
Herstellung  des  Chlors  und  der  Ätzalkalien,  und  der  elektrische  Licht- 
bogen verspricht,  der  vorauszusehenden  Erschöpfung  der  Salpeterlager  zu 
begegnen  und  durch  Verbrennung  des  Luftstickstoffes  eine  unerschöpfliche 
Quelle  der  zur  Fruchtbarhaltung  unserer  Acker  erforderlichen  salpeter- 
sauren Salze  zu  liefern. 

Auf  dem  Gebiete  der  organischen  Chemie  sehen  wir  vor  etwa  zwei 
Dutzend  Jahren  die  Herstellung  der  rauchschwachen  Pulver  sich  vollziehen, 
eine  tiefe  Umgestaltung  der  ganzen  Kriegstechnik  nach  sich  ziehend. 
Die  technische  Gewinnung  des  künstlichen  Indigo  gelingt  mit  solchem 
Erfolge,  dafs  die  Tage  des  natürlichen  gezählt  erscheinen,  und  in  der 
künstlichen  Seide  liefert  die  Chemie  der  Textilindustrie  den  erst  selbst- 
erzeugten Faserstoff. 

Und  welche  Fülle  von  wichtigen  Erkenntnissen  ist  gereift  auf  den 
Gebieten  solcher  Naturvorgänge,  an  denen  kleinste  Lebewesen  beteiligt  sind. 
Die  Reinzüchtung  der  Gährungserreger  gewährt  den  Gährungsgewerben 
gesteigerte  Sicherheit,  während  in  der  Bekämpfung  mancher  gefährlichen, 
in  dieser  Zeit  auch  erst  erkannten  Krankheitserreger  die  Serumbehandlung 
schönste  Erfolge  erzielt  hat.  Zugleich  hat  die  theoretische  Erforschung  die 
fruchtbarste  Anregung  erfahren  durch  die  Erkenntnis,  dafs  die  Träger  der 
Wirkungen  der  kleinsten  Lebewesen  weniger  diese  selbst  als  gewisse  ihrem 
Stoffwechsel  entstammende  Enzyme  sind,  welche  als  noch  geheimnisvoll 
arbeitende  Katalysatoren  physiologische  Vorgänge  in  dieser  oder  jener  Rich- 
tung auszulösen  oder  zu  beschleunigen  vermögen.  Ein  aufserordentlich  viel 
versprechendes'Zusammenwirken  der  physiologischen  und  der  physikalischen 
Chemie  mit  der  Kollo'idchemie  nimmt  jetzt  hier  seinen  Ausgangspunkt  und 
läfst  uns  für  die  Zukunft  vielleicht  die  ersten  tieferen  Einblicke  in  die  uns 
noch  so  unbekannten  Lebensvorgänge  erhoffen. 

Bei  diesem  nur  allzu  flüchtigen  Rückblick  auf  das  nur  in  einem  kleinen 
Teil  der  Naturwissenschaft  Erreichte  will  es  dem  Beschauer  kaum  in  den 
Sinn,  dafs  ein  kurzes  Vierteljahrhundert,  ja  oft  eine  viel  kürzere  Zeit  erst 
vergangen  ist,  seit  Wissenschaft  und  Technik  der  bezeichneten  Fortschritte 
sich  erfreuen  dürfen. 

Aber  wir  lassen  uns  dadurch  nicht  zu  stolzer  Selbstgewifsheit  ver- 
locken. Gerade  der  Naturwissenschaftler  kennt  am  besten  die  Bedingt- 
heiten und  Begrenztheiten  seines  Wissens  auch  auf  den  Gebieten,  welche 
hier  und  dort  schönste  Blüten  hoher,  für  das  äufsere  Leben  der  Menschen 
wohltätiger  Erfolge  zeitigen. 

Vor  Überschätzung  der  gegenwärtigen  Leistungen  bewahrt  auch  die 
historische  Betrachtung  der  Entwickelung  dieser  und  jener  als  fruchtbar 
erkannten  Reihe  von  Gedanken  und  Beobachtungen  und  zeigt  oft  dem 
Forscher,  wie  kurz  der  Schritt  war,  der  schliefslich  zum  Erfolge  führte, 
und  welche  Zufälligkeiten  oder  einst  verbreitete  Irrtümer  die  Ursache 
waren,  dafs  ein  schöner  Erfolg  nicht  schon  längst  von  anderen  gewonnen 
wurde. 

Gerade  solche  Erwägungen  der  Dankesschuld  an  die  Arbeiten  ver- 
gangener Zeiten  sind  bei  einem  Feste  wie  dem  unsrigen  die  besten  Früchte, 


9 


welche  aus  dem  gewifs  erfreulichen  Rückblicke  auf  die  Ruhmestaten  der 
Naturwissenschaften  im  letzten  Vierteljahrhundert  geerntet  werden  sollen. 

Froh  und  dankbar  der  Vergangenheit  gedenkend  schreitet  unsere  alte 
aber  doch  ewig  junge  „Isis“  rüstig  weiter  zu  neuer  Arbeit  und  neuer  Freude 
am  Fortschreiten  und  Blühen  der  Naturwissenschaft. 

Diese  Worte  darf  ich  aber  nicht  schliefsen,  ohne  der  besonderen 
Dankespflicht  der  „Isis“  an  mehrere  ihrer  Mitglieder  Ausdruck  geliehen  zu 
haben.  Nicht  ohne  dafs  Einzelne  in  hingebender  Weise  gewisse  zum 
Wohle  des  Ganzen  erforderliche  Aufgaben  auf  sich  nehmen,  kann  dieses 
freudig  gedeihen.  So  gebührp  unser  Dank  dem  ständigen  Sekretär  der 
„Isis“,  Herrn  Hofrat  Professor  Dr.  Deichmüller,  welcher  die  ganzen  letzt- 
vergangenen  26  Jahre  hindurch  dieses  Amt  mit  unermüdlichem  Eifer  treu 
verwaltet  hat;  er  gebührt  Herrn  Hofbuchhändler  Lehmann,  welcher  seit 
elf  Jahren  die  Kassengeschäfte  der  Gesellschaft  führt,  sowie  unserem  lang- 
jährigen Bibliothekar  Herrn  Schiller  und  dem  seit  1906  an  seine  Stelle 
getretenen  Herrn  Richter.  Die  „Isis“  weifs  ihnen  allen  herzlichsten  Dank 
für  ihre  aufopfernden  Dienste. 

Seit  45  Jahren  ist  unser  derzeitiger  zweiter  Vorsitzender,  Herr  Hofrat 
Professor  Engelhardt,  Mitglied  der  „Isis“.  Seine  weit  über  Deutschlands 
Grenzen  hinaus  bekannten  Forschungsergebnisse  auf  dem  Gebiete  der  Kunde 
über  die  Pflanzen  vergangener  Erdepochen  hat  er  der  „Isis“  stets  zuerst 
mitgeteilt;  mehr  als  zwölf  Jahre  führt  er  nunmehr  das  Amt  des  zweiten 
Vorsitzenden  und  den  Vorsitz  im  Verwaltungsrat  unserer  Gesellschaft.  Die 
„Isis“  ehrt  sich  nur  selbst,  wenn  sie  einen  Teil  der  Dankesschuld  für  diese 
grofsen  ihr  geleisteten  Dienste  dadurch  abzutragen  sucht,  dafs  sie  bei 
dieser  feierlichen  Gelegenheit  den  von  uns  allen  hochverehrten 
Herrn  Hofrat  Professor  Hermann  Engelhardt 
zum  Ehrenmitgliede  ernennt. 


II.  Geologie  und  Phantasie. 

Vortrag  bei  der  Feier  des  75jährigen  Bestehens  der  Naturwissenschaftlichen 
Gesellschaft  „Isis“  am  26.  Mai  1910. 

Von  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Ernst  Kalkowsky. 


Vor  125  Jahren  lehrte  Abraham  Gottlob  Werner  in  Freiberg  zum 
ersten  Male  Geologie  als  besondere  Wissenschaft,  getrennt  von  Mineralogie; 
er  nannte  seine  Wissenschaft  Geognosie,  weil  sie  eine  Beobachtungs-  und 
Erfahrungswissenschaft  sein  sollte.  Zugleich  gilt  Werner  als  Vater  des 
Neptunismus,  der  Lehre,  dafs  bei  der  Umbildung  der  Erde  nur  Vorgänge 
in  Betracht  kämen,  bei  denen  das  Wasser  eine  wesentliche  Rolle  spielt. 
Wir  würden  heute  deshalb  vielleicht  sagen  dürfen,  Werner  sei  ein  ein- 
seitiger Phantast  gewesen,  die  Geologie  aber  stehe  von  Anfang  an  im 
Bunde  mit  der  Phantasie.  Und  stutzig  mufs  es  uns  machen,  dafs  heute 
ein  rastlos  tätiger,  hervorragender  Geologe  in  einem  Werke  „subjektive 
Phantastereien“  zum  Besten  gegeben  haben  soll,  so  dafs  Forscher  mit 
anderer  Richtung  der  Gedankenarbeit  mit  ihrer  ernsten  Mifsbilligung 
nicht  zurückhalten. 

Beobachtung  und  Erfahrung  als  Urquellen  der  Geologie  sind  schon 
vor  Werner  gefordert  worden;  der  deutsche  Arzt  Füchsel  in  Rudolstadt 
wies  zuerst  darauf  hin;  aber  wenn  er  seine  für  seine  Zeit  höchst  be- 
rechtigten Sätze  mit  der  Behauptung  schlofs:  „etwas  anderes  wissen  wir 
nicht“,  so  schofs  er  über  das  Ziel  hinaus:  diese  letzte  Behauptung  ist 
falsch,  weil  wir  durch  reine  Gedankenarbeit  auch  weiter  kommen  können, 
auch  auf  geologischem  Felde.  Nach  Werner  verhalt  der  Engländer  Lyell 
dieser  Auffassung,  dafs  die  Vorzeit  nach  den  Erscheinungen  in  der  Gegen- 
wart zu  beurteilen  sei,  zum  Siege.  Als  Aktualismus  wird  wohl  diese 
Richtung  der  geologischen  Forschung  bezeichnet.  Lyell  war  zugleich  einer 
der  ersten,  die  der  Entwickelungslehre  die  Wege  bahnten;  der  Begriff  der 
Entwickelung  läfst  sich  folgerichtig  auch  auf  den  Zustand  der  Weltkörper 
und  die  darauf  herrschenden  Kräfte  anwenden,  und  dann  erweist  sich  der 
Aktualismus  im  strengen  Sinne  als  unzureichend. 

Wir  dürfen  eben  über  Naturkräfte  nachdenken  auch  über  die  unmittel- 
bare Erfahrung  hinaus,  wir  dürfen  darüber  auch  phantasieren. 

Nicht  selten  spricht  man  tadelnd  und  zugleich  halbwegs  beschönigend 
von  luftigen  Hypothesen,  von  schwachen  Theorien;  ich  spreche  hier  nicht 
als  Philosoph,  sondern  als  einfacher  Geolog  und  will  ein  besonderes 
Mäntelchen  beiseite  lassen  und  das  Kind  beim  rechten  Namen  nennen. 


11 


Phantasie  ist  es  zu  nennen  mit  dem  alltäglichen  Begriff  voll  der  Unbe- 
stimmtheit, die  einem  Fremdwort  anhaftet.  In  Wahrheit,  in  der  Geologie 
steckt  auch  heutzutage  Phantasie,  die  sich  jedoch  stofflich  und  der  Stufe 
nach  von  der  Phantasie  z.  B.  der  Künstler  unterscheidet. 

Gewifs  ist  die  Geologie  gelegentlich  durch  den  Anteil  der  Phantasie 
in  Verruf  gekommen,  aber  eben  nur,  weil  von  Zeit  zu  Zeit  dicke  Bücher 
von  Unberufenen  geschrieben  werden,  für  die  das  Ei  des  Columbus  nicht 
teurer  ist  als  alle  Eier  auf  dem  Wochenmarkt;  man  könnte  es  bedauern, 
dafs  phantastische  Spielerei  mit  den  Ergebnissen  der  Arbeit  anderer  nicht 
unter  den  Unfugsparagraphen  gestellt  werden  kann;  dieser  ist  leider  im 
Getriebe  der  Wissenschaft  nicht  zulässig.  Nur  der  kenntnisreiche  Forscher, 
der  seine  Lebensarbeit  der  Geologie  gewidmet  hat,  darf  die  Phantasie  ihr 
Spiel  treiben  lassen,  denn  es  handelt  sich  bei  ihrer  Verwendung  um  die 
höchsten  Aufgaben  dieser  Wissenschaft. 

Seine  Sinne  verschärfen  kann  der  Geologe  nicht  oder  seine  Gegen- 
stände umwandeln,  wie  der  Physiker  Vorgänge  und  Kräfte  umwandeln 
kann,  so  dafs  seine  Sinne  genügen;  ultraviolette  Strahlen  können  wir 
durch  Photographie  oder  durch  Fluoreszenzerscheinungen  sichtbar  machen; 
wer  weifs,  ob  nicht  einmal  Zwiegespräche  der  Ameisen  phonographisch 
aufgenommen  und  durch  Vertiefung  der  Töne  hörbar  gemacht  werden 
werden  — dagegen  kann  uns  die  Physik  kein  Fernrohr  liefern,  mit  dem 
wir  im  Stande  wären,  uns  die  Vergangenheit  nahe  zu  bringen.  Deshalb 
arbeiten  wir  mit  der  Phantasie,  von  der  mehr  in  der  Geologie  steckt,  als 
man  bei  einer  zunächst  auf  Beobachtung  und  Erfahrung  beruhenden 
Wissenschaft  auf  den  ersten  Blick  vermuten  sollte. 

Mit  Phantasie  arbeiten,  im  Gegensatz  gegen  die  Arbeit  mit  dem 
Hammer,  heifst  nicht  gegen  die  Würde  der  Wissenschaft  verstossen,  einge- 
denk dessen,  dafs  was  heute  Hirngespinnst  ist,  morgen  Tatsache  sein  kann: 
das  haben  wir  doch  wohl  in  der  letzten  Zeit  zur  Genüge  erlebt.  — 

Und  in  der  Tat,  jeder  Geologe  arbeitet  mit  Phantasie,  bedient  sich 
ihrer  als  Hilfsmittel,  als  Werkzeug,  und  zwar  um  so  mehr,  je  höhere  Ziele 
er  verfolgt.  Zunächst  sieht  der  Geologe  ja  gar  nicht  alles,  er 
kann  nicht  alles  beobachten,  worüber  er  arbeitet.  Er  kann  nämlich  die 
Gegenstände  seiner  Forschung  nicht  in  ihrem  ganzen  Umfange  beobachten. 
Fruchttragender  Boden  und  Wald,  Wüstensand  und  öder  Schutt,  das 
Meer  und  das  Eis  verschleiern  das  Antlitz  der  Erde.  Der  Geologe  ist 
beständig  auf  der  Jagd  nach  Aufschlüssen,  nach  Stellen,  wo  er  wirklich 
etwas  sehen  kann,  und  ihm  dient  alles  vom  Maulwurfshaufen  bis  zur 
unersteiglichen  Felswand  in  den  Alpen.  Er  vereinigt  dann  die  Beobach- 
tungen an  den  Aufschlüssen  zu  einem  Gesamtbilde,  er  legt  Schnitte  durch 
die  Erdkruste  und  setzt  seine  Linien  oft  genug  in  die  Luft  fort:  alle 
geologischen  Profile  enthalten  Phantasie,  und  wie  sehr  erinnert  doch  der 
gewöhnliche  geologische  Ausdruck  „Luftsattel“  an  phantastische  Luft- 
schlösser ! 

Man  hat  gesagt,  für  das  Auge  des  Geologen  seien  die  Gebirge  durch- 
sichtig wie  Kristallglas;  er  kann  im  Geiste  vor  dem  Ingenieur  den  Berg 
durchbohren,  wenn  es  auch  für  den  Praktiker  dann  noch  ein  langer  Weg 
ist,  „bis  Spitzhacke  auf  Spitzhacke  schlägt“,  wie  der  Ausdruck  in  der 
Siloah- Inschrift  in  Palästina  schon  vor  2600  Jahren  lautete.  Doch  liefert 
ein  durch  die  Form  bekannt  gewordenes  Beispiel  dafür,  was  der  Geologe 


12 


durch  Phantasie  erkennen  kann,  die  Wette  zwischen  dem  Geologen  Stapft 
und  dem  Ingenieur  Favre,  dem  kühnen  Bezwinger  des  St.  Gotthards  für 
den  Verkehr.  Schwarze  Tonschiefer  stehen  gleich  oberhalb  des  Urner 
Loches  im  Reufstale  an  und  weiterhin  an  der  Oberalpstrafse;  Stapft  be- 
hauptete, sie  würden  auch  von  dem  Tunnel  angetroften  werden,  und  er 
gewann  glänzend  die  Wette  gegen  Favre. 

Hier  am  St.  Gotthard  handelte  es  sich  um  Schiefer  in  der  Lagerungs- 
form der  Schicht;  die  Aufgabe  war  es,  festzustellen,  welchen  Verlauf  diese 
Schichten  in  der  Tiefe,  im  Innern  der  Berge,  nehmen  werden.  Schicht 
ist  nun  einer  der  ersten  dem  Anfänger  beizubringenden  Begriffe,  in  ganzen 
grofsen  Abschnitten  der  Geologie  wird  fortlaufend  von  Schichten  gesprochen, 
Schicht  ist  die  Lagerungsform  eines  Gesteins,  das  sich  durch  Absatz  im 
Wasser  gebildet  hat,  Schichten  sind  die  steinernen  Blätter  in  dem  Ge- 
schichtsbuche der  Erde  — und  doch,  so  widersinnig  es  auch  klingen  mag, 
kein  Geologe  hat  jemals  eine  Schicht  gesehen.  Denn  was  sehen  wir  in 
Wirklichkeit?  Hier  und  da  ein  Stückchen  von  einer  Schicht,  Querschnitte 
durch  dieselbe  an  einzelnen  Stellen;  man  versuche  es  doch  einmal  in  der 
Sächsischen  Schweiz  oder  etwa  an  der  Steilwand  des  Saleve  bei  Genf 
eine  Schicht,  eine  und  dieselbe,  zu  verfolgen,  es  wird  nicht  weit  gehen. 
Das  was  wir  in  schulmäfsigen  Querschnitten  durch  ein  paar  gleichlaufende 
Striche  als  Schicht  anzudeuten  pflegen,  soll  eine  Platte  sein  — ja,  aber 
wie  weit  reicht  eine  solche  Platte,  welches  ist  ihr  Umrifs?  Auf  die 
letztere  Frage  geben  unsere  Lehrbücher  geradezu  gar  keine  Auskunft. 
Nie  hat  jemand  eine  ganze  Schicht  gesehen,  immer  nur  Stückchen  davon 
hat  er  vor  Augen  gehabt,  und  das  Ganze  ist  in  jedem  einzelnen  Falle 
nichts  als  ein  Phantasiegebilde.  Der  Begriff  der  Schicht,  meine  ich, 
steht  somit  etwa  auf  derselben  Stufe,  wie  der  des  Atoms,  dessen  heilige 
Einheit  eben  jetzt  durch  die  Radiumforschung  angetastet  wird. 

So  wenig  wie  eine  ganze  Schicht  beobachten,  ebensowenig  kann  der 
Geologe  überhaupt  irgendein  Einzelwesen  zur  Untersuchung  vornehmen, 
wie  das  dem  Zoologen  und  dem  Botaniker  möglich  ist.  Die  Gegen- 
stände der  geologischen  Forschung  haben  meist,  ja  fast  immer,  keine 
scharfen  Grenzen.  Was  uns  an  einer  Stelle  als  eine  Schicht  von  Sand- 
stein entgegentritt,  wer  weifs  ob  das  Ding  nicht  langsam  übergeht  in  eine 
Tonschicht,  die  an  einer  anderen  Stelle  sichtbar  ist,  ohne  dafs  eine  scharfe 
Grenze  zwischen  beiden  Gesteinsarten  vorhanden  ist. 

Was  ist  für  den  Geologen  ein  Berg?  Eine  scheinbar  überflüssige 
Frage,  die  aber  sogleich  ein  ganz  anderes  Aussehen  erhält,  sobald  wir 
einmal  Auskunft  darüber  haben  wollen,  wie  weit  nun  der  Berg  in  die 
Tiefe  reicht,  wie  weit  seine  Wurzel  reicht.  Und  wenn  wir  einmal  einen  Berg 
als  wurzellos  bezeichnen,  flugs  ist  uns  doch  die  Phantasie  durch  eine  Lücke 
in  das  Gehege  unserer  Beobachtungswissenschaft  geschlüpft. 

Beobachten  soll  der  Geolog  die  Vorgänge  der  Veränderung  der  Erde 
in  der  Gegenwart;  allein  er  beschäftigt  sich  auch  und  mufs  sich  be- 
schäftigen mit  Vorgängen,  die  er  nicht  beobachtet  hat,  oder  nicht 
beobachten  kann.  Kehren  wir  einen  Augenblick  zu  dem  Begriff  der  Schicht 
von  Sandstein  zurück.  Sie  bildete  sich  im  Meere  durch  allmählige  Zufuhr 
und  Anhäufung  von  Sandkörnchen,  so  sagen  wir;  allein  am  Ufer  des 
Meeres  stehend  ergibt  uns  die  unmittelbare,  einfache  Beobachtung  herzlich 
wenig,  und  ganz  gewifs  nirgends  und  niemals  sehen  wir  die  Form,  den 


13 


flachen  Umrifs  der  ganzen  Schicht,  auch  wenn  wir  alle  Künste  der  Technik 
zu  Hülfe  nehmen  wollten. 

Bei  Brunnen  am  Vierwaldstätter  See  erscheinen  die  beiden  Mythen  in 
ihrer  Umgebung  wie  vom  Himmel  gefallen,  wenn  sie  ihrem  Aufbau  nach 
geologisch,  nicht  blofs  geographisch  untersucht  werden;  wie  „Mythen“  er- 
scheinen uns  dann  diese  Mythenstöcke.  Wir  können  mit  grofser  Sicherheit 
sagen,  dafs  es  wurzellose  Berge  sind,  denn  ihre  Grundlage  ist  geologisch 
jünger  als  sie  selbst,  der  Boden  ist  für  diese  Bauten  gelegt  worden,  als 
das  Dach  schon  fertig  war.  Andere  Berge  schliefsen  sich  dort  den 
Mythen  ihrer  Entstehung  nach  an,  und  .dieselbe  Erscheinung  kehrt  wieder 
in  der  Provence,  in  Nordschottland,  in  Skandinavien,  und  wahrscheinlich 
ist  das  ganze  grofse  Gebirge  der  Alpen  wesentlich  dadurch  entstanden, 
dafs  Stücke  der  Erdkruste  auf  wenig  geneigter  Fläche  hinüber-,  vorgeschoben 
wurden  über  andere,  dafs  eine  Falte  von  Gesteinsschichten  nach  der 
anderen  sich  als  liegende  Falte  über  die  ältere  hinüberlegte,  hinüberscbob. 
Eine  grofse  Anzahl  von  Geologen  ist  gegenwärtig,  man  kann  fast  sagen 
überall  in  den  Hochgebirgen,  damit  beschäftigt,  diese  noch  neue  Lehre 
von  den  gewaltigen  Überschiebungen  durch  immer  gründlichere  Beob- 
achtungen zu  stützen,  und  schon  kommt  einer  von  ihnen  und  zwar  einer 
der  an  Erfahrung  reichsten  und  läfst  seine  Mitteilungen  über  die  Alpen 
in  einem  leisen  Zweifel  an  der  Richtigkeit  dieser  Lehre  ausklingen.  Warum 
wohl?  Die  Überschiebung  ist  in  sehr  vielen  Fällen  über  allen  Zweifel 
hinaus  an  einzelnen  Aufschlüssen  nachgewiesen  worden;  die  Beobachtung 
der  tatsächlichen  Lagerung  des  Alteren  über  dem  Jüngeren  liegt  vor:  den 
Vorgang  selbst  der  Überschiebung  haben  wir  nicht  beobachtet  oder  können 
wir  überhaupt  nicht  beobachten;  der  mechanische  Vorgang,  wie  sich 
horizontal  übereinander  liegende  F^alten  starrer  Gesteinsschichten  auch 
noch  immer  weiter  um-  und  vorwärtsgewälzt  haben  sollen,  entzieht  sich 
noch  dem  Verständnis:  die  Beobachtung  des  tatsächlichen  Ergebnisses 
liegt  vor,  den  Vorgang  sucht  die  Phantasie  zu  begreifen. 

Leopold  von  Buch  behauptete  einst,  vulkanische  Berge  könnten  ent- 
stehen durch  Aufblähung  des  Erdbodens  durch  Kräfte,  die  aus  dem  Erd- 
innern  her  senkrecht  nach  oben  wirkten;  von  „exakten“  Forschern  wurde 
er  später  beinahe  verspottet  wegen  seiner  Erhebungskrater  — ungenügende 
Beobachtung!  tönte  es  von  allen  Seiten.  Heute,  ja  heute  heifsen  die  Dinge 
Lakkolithen  und  sind  hoch  modern.  In  Nordamerika  zeigte  es  sich,  dafs 
Berge  durch  Eindringen  von  glutflüssigen  Gesteinsmassen  in  Haufen  zwischen 
Schichten  sedimentärer  Gesteine  entstanden  sein  müssen,  aber  die  Beob- 
achtung des  Vorganges  einer  derartigen  Anhäufung  vulkanischer  Gesteins- 
massen fehlt  bisher  völlig  — Phantasie,  hilf  uns! 

Unser  Erzgebirge  ist  von  ungeheuren  gleichmäfsigen  Massen  von 
Granit  durchsetzt;  ihre  Lagerungsform  ist  anscheinend  derart,  dafs  sie 
mit  Fug  und  Recht  mit  den  Lakkolithen  verglichen  werden  können;  sie 
werden  auch  als  einstige  Anhäufungen  glutflüssigen  Gesteinsmateriales 
nahe,  aber  nicht  auf  der  Erdoberfläche  angesehen.  Allein  so  bunt  und 
lang  auch  die  Reihe  aller  Gesteine  ist,  die  wir  an  wirklichen  Vulkanen, 
an  tätigen,  an  erloschenen,  an  fossilen  Vulkanen  der  Vergangenheit  beob- 
achten können,  vor  unseren  Augen  wenigstens  bildet  sich  kein  Granit,  die 
Bildung  von  Granit  durch  vulkanische  Tätigkeit  der  Erde  ist  nie  beob- 
achtet worden.  Darf  ich  nur  behaupten,  mancher  Granit  sei  nicht  aus 
einer  schmelzflüssigen  Masse  erstarrt?  Ich  höre  schon  ein  anathema  sit, 


14 


der  Scheiterhaufen  ist  für  dich  geologischen  Ketzer  bereit.  Phantasie 
ist  jede  Erklärung  der  Entstehung  von  Granit,  aber  natürlich,  die  be- 
treffende Phantasie  mufs  hübsch  Mode  sein. 

Phantasie  liegt  vor,  nicht  mehr  Beobachtung,  wenn  der  Geologe  sich 
mit  Dingen  beschäftigt,  die  nicht  mehr  da  sind,  die  also  nicht  mehr 
beobachtbar  sind.  Vor  den  Toren  der  Stadt  haben  wir  hier  solche  Aufgaben 
in  Fülle.  Bei  Coschütz  und  Döltzschen  flutet  das  Meer  nicht  mehr  an  einer 
Küste  hoch  über  dem  Plauenschen  Grunde;  ein  schlechter  Geologe,  der  dort 
blofs  Gesteine  und  Versteinerungen  sieht  und  nicht  den  ewigen  Pulsschlag 
des  ruhelosen  Meeres  an  der  Brandung  fühlt,  dem  die  Phantasie  nicht  die 
Vergangenheit  zur  Gegenwart  macht.  Und  schauen  wir  dort  von  der  Höhe 
über  die  Talaue  der  Elbe  hinweg,  wir  sehen  die  hohen  „Steine“  emporragen, 
wir  wissen,  dafs  noch  bei  Pirna  die  Elbsandsteinmassen  eine  grofse  Mächtig- 
keit besitzen,  uns  aber  gerade  gegenüber  auf  der  Lausitzer  Granitplatte 
fehlt  uns  die  Fortsetzung  dieser  Sandsteinmassen.  Wir  wissen  zwar,  dafs 
Granit  und  Sandstein  uns  schräg  gegenüber,  weiter  talaufwärts,  an  einer 
grofsen,  weithin  verfolgbaren  Kluft  aneinanderstofsen,  an  der  Stücke  der 
Erdrinde  gegeneinander  verschoben  sind,  aber  wir  sind  doch  noch  weiter 
neugierig.  Dafs  die  Sandsteine  zur  Zeit  ihrer  Bildung  bei  Pirna  nicht 
plötzlich  endeten,  unterliegt  keinem  Zweifel;  allein  wie  weit  reichten  sie 
einst  auf  dem  Lausitzer  Granit  nach  Nordosten,  wie  mächtig  waren  sie, 
wann  wurden  sie  von  dort  fortgeschafft.  Eine  ernsthafte  Erforschung 
dieser  Verhältnisse,  bei  der  die  Beobachtung  auf  der  Lausitzer  Granit- 
fläche gar  nichts  hilft,  ist  bisher  nicht  in  Angriff  genommen  worden,  aber 
ohne  Mitwirkung  der  Phantasie  wird  sie  nie  möglich  sein,  weil  das  was 
nicht  mehr  da  ist,  der  Gegenstand  unserer  Forschung  sein  soll. 

Im  Vergleich  mit  dem  bifschen  verschwundenen  Sandstein  ist  es  eine 
viel  grofsartigere  Aufgabe  für  den  Geologen,  wenn  er  das  erforschen  soll, 
was  er  „erloschene  Gebirge“  nennt,  Gebirge,  die  nicht  mehr  da  sind  als 
Erhebungen,  Gebirge,  von  denen  nur  noch  die  Wurzeln  übrig  sind.  Zur 
Ausstellung  in  Brüssel  in  diesem  Jahre  fährt  man  im  belgischen  Land  im 
Schnellzuge  sausend  dahin:  einst  erhob  sich  dort  ein  Gebirge  von  alpinem 
Charakter,  denn  die  übrig  gebliebenen  Wurzeln  desselben  zeigen  eine  solche 
Lagerung  der  Gesteine,  dafs  dort  einstmals  ganz  ähnliche  Kräfte  in  der 
Erdkruste  mechanische  Umwälzungen  hervorgerufen  haben  müssen  in 
weit  zurückliegender  Vergangenheit,  wie  in  jüngeren  Zeiten  in  den  Alpen. 
Es  ist  durchaus  unsere  Aufgabe,  dieses  erloschene  Gebirge  nach  Möglich- 
keit in  unserer  Phantasie  wieder  herzustellen,  weil  es  sich  dabei  nicht  nur 
um  die  Entzifferung  des  Baues  des  belgischen  Landes  mit  seinen  Schätzen 
an  Steinkohlen  handelt,  sondern  weil  ein  solches  Gebirge  auch  einstmals 
eine  Wasserscheide  gebildet  haben  wird,  weil  seine  durch  fliefsendes  Wasser 
und  durch  Brandung  zerstörten,  zertrümmerten  Gesteinsmassen  die  jüngeren 
Gesteinsschichten  in  den  angrenzenden  Landen  bilden  halfen.  Aber  sicher- 
lich, wie  schön  dieses  Gebirge  war,  darum  kümmert  sich  unsere  Phan- 
tasie nicht. 

Erloschen  sind  auf  der  Erde  auch  viele  Geschlechter  von  Tieren  und 
Pflanzen.  Aus  den  Schichten  der  alten,  silurischen  Zeit  sind  uns  drei 
Skorpione  erhalten,  aus  der  jüngeren  Jurazeit  sind  uns  auf  deutscher  Erde 
drei  Exemplare  des  ältesten  uns  bekannten  Vogels  zu  Gesicht  gekommen, 
dabei  von  einem  nur  eine  einzige  kleine  Feder.  Aber  welche  Heerscharen 
von  Tieren  und  von  Pflanzen  zaubert  uns  unsere  Phantasie  für  jene  Zeiten 


15 


hervor  schon  einzig  und  allein  deshalb,  weil  es  sich  um  luftatmende  Tiere 
des  festen  Landes  handelt.  Was  frafsen  die  Skorpione,  wer  waren  die 
befiederten  Genossen  der  Archaeopterix,  wie  viel  Geschöpfe  gab  es  damals 
noch,  von  denen  wir  keine  Kunde  durch  Beobachtung  erhalten  haben  oder 
je  erhalten  können,  weil  sie  nicht  oder  nur  schlecht  erhaltungsfähig,  ver- 
steinerungsfähig waren. 

Wozu  doch  diese  Phantasiegebilde  von  organischen  Wesen  im  Kopfe 
eines  exakten  Geologen,  fragt  man  vielleicht  mit  Verwunderung.  Die  Ant- 
wort ist  leicht;  sie  müssen  beachtet  und  gewürdigt  werden,  wenn  wir 
wirklich  die  Geschichte  der  Erde  schreiben  wollen,  die  Veränderungen  der 
Erdoberfläche  in  palaeogeographischen  Karten  wiedergeben  wollen,  denn  alle 
lebenden  Wesen  sind  von  Bedeutung  auch  für  die  Veränderungen  im  Reiche 
der  leblosen  Steine.  Wieder  müssen  wir  die  Phantasie  zu  Hilfe  rufen, 
auch  wenn  es  eben  eitel  Phantasie  ist. 

Aber  es  steht  noch  ärger  mit  dem  angeblich  exakten  Forscher,  dem 
Geologen,  sträflicherweise  beschäftigt  er  sich  auch  mit  Dingen, 
die  überhaupt  nie  da  gewesen  sind,  er  studiert  das  Nicht,  das  Nichts, 
wenn  ich  mich  etwas  übertrieben  ausdrücken  darf.  In  einer  Schichten- 
gruppe liegt  eine  Schicht  über  der  anderen,  je  getrennt  von  der  unteren 
und  von  der  darüber  liegenden  durch  eine  Kluft,  eine  Trennungsfläche. 
Zwischen  einer  Schicht  und  der  unmittelbar  darüber  folgenden  liegt 
„nichts“,  eine  Schicht  hat  ihren  Abschlufs  nach  oben  gefunden,  ehe  die 
obere,  jüngere  sich  zu  bilden  begann:  das  „nichts“  zwischen  den  beiden 
Schichten,  bedeutet  es  Jahre  oder  Jahrhunderte  oder  Jahrtausende  oder 
gar  Jahrmillionen,  wie  wohl  oft  in  dem  Falle  sog.  ungleichförmiger  Über- 
lagerung. Von  Revolutionen  in  der  Erdgeschichte,  ein  Begriff,  der  wieder 
aufleben  darf,  erzählt  uns  das  Nichts. 

In  Böhmen  ist  die  Silurformation  in  einem  bunten,  an  Versteinerungen 
überaus  reichen  Schichtensystem  entwickelt;  bei  uns  in  Sachsen,  hier  in 
Dresdens  weiterer  Umgebung,  ist  das  Silur  nur  äufserst  kärglich  ver- 
treten, kaum  mit  Spuren  von  Versteinerungen;  ein  beide  Gebiete  trennendes 
Erzgebirge,  wie  es  jetzt  ist,  gab  es  zur  Zeit  des  Silurs  nicht:  warum  fehlen 
nun  hier  und  im  Vogtlande  und  in  Thüringen  die  mächtigen  fossilienreichen 
Kalksteine  und  die  Fossilien  in  anderen  Schichten?  Sie  sind  nicht  da, 
und  doch  hat  sich  der  Geologe  darum  zu  kümmern. 

Mächtige  weifse  Kalksteine  setzen  in  Deutschland  und  sonst  in  Mittel- 
europa, noch  mächtigere  schwarze  Kalke  in  den  Alpen  die  obere  Stufe  der 
Juraformation  zusammen;  in  jeder  Entwickelungsperiode  der  Erde,  so 
wird  gelehrt,  bilden  sich  Kalksteine,  Sandsteine,  Tongesteine  gleichzeitig, 
und  Festlandsmassen  hatten  wir  zur  oberen  Jurazeit  auch  im  Gebiete 
Deutschlands  — uns  fehlen  die  Schuttmassen,  die  Sande,  die  vom  Fest- 
lande überall  ins  Meer  hinausgeschafft  werden.  Hat  es  wirklich  eine  Zeit 
gegeben,  in  der  sich,  umgekehrt,  in  Mitteleuropa  nur  Buntsandstein  bildete 
und  kein  petrefaktenreicher  Kalkstein?  ist  das  Fehlen  des  einen  oder 
anderen  Gesteines  nur  scheinbar,  weil  wir  es  in  viel  gröfserer  Entfernung 
suchen  müfsten,  oder  ist  unser  System  der  geologischen  Schichtenfolge 
falsch?  Zu  beobachten  ist  da  kaum  noch  viel,  die  Phantasie  soll  uns  das 
Fehlende  aufsuchen  helfen,  die  damaligen  Grenzen  von  Land  und  Wasser 
festlegen  helfen;  ohne  die  Phantasie  kommen  wir  zu  keinem  Ziele. 

Mit  knappen  Worten  heifst  es  in  unseren  Lehrbüchern,  in  dem  Mittel- 
alter  der  Erdentwickelungsgeschichte  herrschte  im  Gebiete  Mitteleuropas 


16 


Ruhe  in  den  vulkanischen  Kräften.  Wirklich  und  unzweifelhaft  gab  es 
damals  hier  keine  Vulkane,  und  doch  traten  damals  auch  hier  Ver- 
schiebungen in  den  Grenzen  zwischen  Festland  und  Meer  auf,  wackelte 
der  Boden  gelegentlich  auch  hier.  Also  keine  Vulkane  in  Deutschland 
zur  Jura-  und  Kreidezeit;  aber  eben  weil  wir  noch  recht  wenig  wissen 
über  die  Verteilung  der  Vulkane  auf  der  Erde,  über  die  Ursachen  der 
zeitweilig  stärkeren  vulkanischen  Tätigkeit  der  Erde,  eben  deshalb  ist  das 
Nichtvorhandensein  von  Vulkanen  in  einer  bestimmten  Zeit  und  einem 
bestimmten  Gebiete  ein  Gegenstand  unserer  Untersuchung.  Nun,  ist  das 
auch  noch  eine  Aufgabe  für  den,  der  es  mit  der  Beobachtung  der  Natur- 
körper, mit  der  Welt  des  Vorhandenen,  durch  unsere  Sinne  Erkennbaren, 
zu  tun  haben  soll? 

Welchen  Abschnitt  auch  der  Geologie  wir  näher  betrachten,  überall 
finden  wir  bei  genauerem  Hinsehen  Dinge  und  Verhältnisse,  die  wir  nur 
durch  unsere  Phantasie  bemeistern  können,  bei  denen  es  nichts  zu  be- 
obachten, nichts  zu  erfahren  gibt.  Es  lohnte  sich  vielleicht  doch,  einmal 
einen  Teil  solcher  Gedanken  zu  vereinigen,  um  sich  Rechenschaft  zu 
geben,  wie  viel  etwa  an  der  Geologie  Beobachtungs-  und  Erfahrungs- 
wissenschaft ist,  und  wie  viel  die  Phantasie  daran  Teil  hat.  — 

Nötig  ist  die  Phantasie  dem  Geologen,  Nutzen  und  Gefahren  hat 
sie  in  ihrem  Gefolge.  Die  nackte,  nüchterne  Beobachtung  ist  die  Grund- 
lage aller  Geologie,  und  die  Kärnerarbeit  dafür  ist  unumgänglich;  ihr 
darf  sich  niemand  entziehen,  wenn  er  ein  echter  Naturforscher  sein  will. 
Man  klagt  über  ungeheure  Anhäufung  des  wissenschaftlich  durchforschten 
Stoffes,  da  es  sich  ja  um  die  Erforschung  der  ganzen,  für  uns  doch  recht 
grofsen  Erde  handelt,  und  immer  schwerer  wird  es,  aus  diesem  Stoff  ein 
Körnchen  tieferer  Erkenntnis  herauszupicken.  Da  heifst  es  wohl,  das 
Genie  erkenne  durch  seine  Phantasie  oft  Gesetze  ohne  volle  Berücksich- 
tigung des  ungeheuren  Beobachtungsstoffes.  Gewifs,  das  Genie  scheidet 
daraus  leicht  Unwesentliches  aus,  aber  mit  Phantasie  allein  lockt  man  in 
der  Geologie  keinen  Pudel  hinter  dem  Ofen  hervor. 

Heuristische  Methoden  sind  Wege  der  Phantasie  im  Reiche  der  reinen 
Gedankenwelt  wie  in  der  Geologie,  aber  Träume  ohne  Selbstbewufstsein 
sind  dabei  ausgeschlossen. 

So  wenig  wie  das  Genie  Shakespeare  ohne  den  Naturforscher  Bacon 
ein  höchstes  Wissen  von  Naturerscheinungen  offenbaren  konnte,  so  wenig 
kann  ein  geologisches  Genie  ohne  reiches  Wissen  und  eigene  reiche  Er- 
fahrung für  unsere  Wissenschaft  etwas  leisten. 

Phantasiearbeit  braucht  der  Geologe,  zunächst  weil  ihm  die  Beobach- 
tung nicht  genügt,  da  durch  sie  ein  uns  innerlich  befriedigender  Zusammen- 
hang der  Erscheinungen  nicht  erkannt  wird.  Wenn  neuerdings  Tolstoi 
mit  dem  Verzicht  des  Alters  alle  unsere  heutige  Naturwissenschaft  als 
„nicht  wahre  Wissenschaft“  bezeichnet,  so  wird  er  bei  der  Jugend  mit 
diesem  Gedanken  kein  Glück  haben.  Unser  Forschersinn  läfst  sich  nicht 
unterdrücken,  eher  kann  er  noch  zur  Leidenschaft  werden.  Und  dann 
kommt  die  Ungeduld,  die  grofse  Schwäche  der  Gegenwart,  und  verführt 
den  Geologen,  der  Phantasie  bei  weitem  den  Vorrang  vor  der  mühseligen 
Beobachtung  zu  geben.  Überdies  fällt  ja  auch  vielen  der  erste  Satz  aller 
Wissenschaftlichkeit  unsäglich  schwer,  der  Satz:  „ich  weifs  es  nicht“. 

Der  eine  behält  geduldig  weiterarbeitend  seine  Phantasien  für  sich, 
vielleicht  aus  Scheu,  durch  Blender  berühmt  zu  werden,  der  andere  rückt 


17 


kecker  mit  seiner  Phantasie  heraus;  das  alles  hängt  von  einem  sich  jeder 
Kritik  entziehenden  Gefühl  ab.  Irrtümer  aber  sind  bei  der  Arbeit  mit 
Phantasie  von  vornherein  geradezu  zu  erwarten,  weil  unsere  Erkenntnisse 
durch  Beobachtung  und  Erfahrung  beständig  wachsen.  Wohl  kaum  wird 
der  mit  einem  Male  aufgetauchte  Transhimalaya  sich  dem  Gedankengange 
unserer  hervorragendsten  Erforscher  des  geologischen  Baues  Asiens  ohne 
weiteres  einreihen  lassen,  bevor  er  geologisch  durchforscht  worden  ist. 
Phantasiegebilde  sind  vergänglich,  bedenklich  werden  sie  erst,  wenn  die 
Phantasie  sich  auf  einer  Klippe  festrennt  und  alles,  was  ihr  nicht  in  den 
Kram  pafst,  für  falsche  Beobachtung  hält.  Und  leider  ist  der  Narrheits- 
bazillus gefährlicher,  als  andere  niedliche  Geschöpfe,  und  die  allmächtige 
Göttin  Mode  herrscht  leider  auch  in  der  Geologie. 

Die  Phantasie  soll  mit  schärfster  Kritik  gepaart  sein  und  nicht  irr- 
lichtern.  Goethe,  den  wir  Geologen  auch  als  einen  der  unseren  verehren, 
gab  die  Regel:  „Bei  Betrachtung  der  Natur  im  Grofsen  wie  im  Kleinen 
hab’  ich  unausgesetzt  die  Frage  gestellt:  Ist  es  der  Gegenstand  oder  bist 
du  es,  der  sich  hier  ausspricht?“  Geht  man  über  die  Beobachtung  hin- 
aus zur  Theorie,  Hypothese  oder  eben  zur  Phantasie,  dann  heifst  es  vor 
allem  fragen,  ob  die  Phantasiegebilde  nach  dem  Stande  unseres  Wissens 
möglich  sind;  unbeabsichtigte  Sprünge,  Lücken  in  der  Schlufskette  sind 
auch  im  Gebiete  geologischer  Forschung  eine  häufige  Erscheinung.  Aber 
mit  der  Möglichkeit  allein  ist  es  noch  nicht  getan,  es  tritt  vielmehr  die 
viel  schwerere  Aufgabe  hinzu,  zu  bestimmen,  ob  nicht  auch  noch  etwas 
anderes  möglich  ist.  Man  mufs  zur  Überzeugung  kommen,  dafs  diese  Auf- 
gabe bei  geologischen  Untersuchungen,  die  über  den  Bereich  der  Be- 
obachtung hinausgehen,  in  weitaus  den  meisten  Fällen  übersehen  worden 
ist.  Wer  irgendwo  aufgelaufen  ist,  dessen  Schiff  lein  ist  schwer  wieder 
flott  zu  machen.  Leider  findet  er  noch  Gefolgschaft;  der  in  der  Wissen- 
schaft ganz  anders  als  etwa  in  Ethik  oder  Politik  zu  bewertende  Autoritäts- 
glaube kann  lange  als  Hemmschuh  auch  fremder  Forschung  sich  geltend 
machen.  Es  ist  eben  bequemer  und  es  verspricht  manchmal  mehr  äufsere 
Erfolge,  wenn  man  der  Autorität  folgt,  als  wenn  man  sich  nach  dem  Satze 
der  Alten  richtet,  hic  Rhodus,  hic  salta  — hier  ist  Rhodus,  hier  springe  hoch! 

Im  ganzen,  Geologie  ist  keine  exakte  Wissenschaft;  es  ist  nötig, 
die  Phantasie  ohne  Mafs  und  ohne  Zahl,  aber  am  Zügel  der  Kritik  walten 
zu  lassen,  auch  wenn  dann  Leidenschaft  immer  noch  leicht  der  Ruhe  der 
Beobachtung  einen  Streich  spielen  kann. 

Liegt  es  nun  nicht  nahe,  Geologen  und  Künstler  nebeneinander 
zu  stellen?  Letztere,  hervorragend  mit  Phantasie  begabt,  beobachten  ja 
auch,  Beobachtung  und  Erfahrung  bilden  ja  auch  die  unumgängliche  Grund- 
lage ihres  Schaffens.  Geologe  und  Künstler  können  sich  auch  begegnen, 
wenn  auch  der  Künstler  die  Natur  wesentlich  in  Beziehung  zur  Seele  des 
Menschen  zu  setzen  hat.  In  einem  versteckten  Winkel  der  Bürgerwiese 
steht  das  Gebilde  Zwei  Mütter:  das  ist  nicht  blofs  ein  gepeinigtes  Menschen- 
herz, sondern  zugleich  auch  das  geologische  Phänomen  der  Überflutung 
— wie  oft  hat  sich  wohl  dieser  Vorgang  im  Kampfe  ums  Dasein  im  Tier- 
reich abgespielt,  der  hier  für  den  Menschen  zur  Darstellung  gelangt  ist 
und  auf  uns  eben  deshalb  packender  und  ergreifender  wirkt.  Geologie 
und  Phantasie  in  einem  Bildwerke,  wenn  auch  wohl  nicht  so  gemeint. 

Unterschiede  sind  vorhanden  zwischen  der  Phantasie  des  Geologen 
und  der  des  Künstlers.  Der  Geolog  mufs  sich  hüten,  sich  mit  in  dieser 

* 


18 


Welt  unmöglichen  Dingen  abzugeben;  unsere  Drachen  sind  viel  erstaun- 
licher und  auch  schöner,  als  die  künstlerischen  Wirbeltiere  mit  sechs 
Gliedmafsen,  die  für  uns  nur  unschöne,  lebensunfähige  Krüppel  sind.  Seht 
doch  hin,  ihr  Künstler,  es  gibt  mehr  Dinge  und  hat  mehr  Dinge  unter 
dem  Himmel  gegeben,  als  eure  Phantasie  sich  träumen  läfst.  Die  Phan- 
tasie des  Geologen  zieht  ihre  Darlegungen  nicht  so  bei  den  Haaren  herbei, 
wie  im  Schahnameh  des  persischen  Dichters  Firdausi  die  Maid  den  Ge- 
liebten an  ihren  Zöpfen  zu  den  Zinnen  der  Burg  emporklettern  läfst:  wer 
so  in  der  Geologie  arbeitet,  verliert  das  Recht  auf  Beachtung,  während 
dem  Dichter  solche  Phantasie  wohl  ansteht.  Unsere  Phantasie  ist  gesund, 
sie  drängt  sich  niemandem  auf,  sie  ist  kalt  wie  Stein  und  kann  niemals 
zum  Kitzel  mifsbraucht  werden,  wenn  sie  auch  einige  schwache  Köpfe  ver- 
drehen kann;  die  Phantasie  in  der  Geologie  trägt  Früchte  in  jedem  Fall, 
während  die  Kunst  nur  eine  taube  Blüte  der  Kultur  ist,  die  ihre  schönste 
Entfaltung  in  sinkenden  Zeiten  aufweist,  eine  Erfahrung,  die  auch  ein 
Schiller  nicht  hat  beseitigen  können. 

Wie  der  Kunst  die  Wissenschaft,  so  werden  den  Naturwissen- 
schaften die  Geisteswissenschaften  entgegengestellt;  wenngleich  diese 
Trennung  zunächst  nur  eine  äufsere  Teilung  der  Wissensgebiete  bedeuten 
sollte,  so  haftet  ihr  nun  doch  ein  Beigeschmack  an.  So  wie  Menschen- 
geist  als  Beherrscher  der  Natur,  ja  als  von  ihr  unabhängig  hingestellt  wird, 
so  gilt  er  mehr.  Und  doch  ist  kein  Unterschied  in  dem  Werte  der 
Wissenschaften  vorhanden.  Und  sind  wir  armen  Geologen  etwa  nicht 
Geistesforscher,  weil  wir  auch  noch  die  schwerste  körperliche  Arbeit  unter 
allen  Naturforschern  leisten  müssen  mit  Laufen,  Klettern,  Steineschleppen; 
sind  wir  Geologen  keine  Geistesforscher,  weil  wir  das  gemeinste  Hand- 
werkzeug, den  Hammer,  gebrauchen,  auf  den  wir  Geologen  so  stolz  sind, 
wie  der  Krieger  auf  sein  Schwert. 

Leicht  wäre  es,  das  Verhältnis  zwischen  Naturwissenschaften  und 
Geisteswissenschaften  in  einem  anderen  Lichte  zu  zeigen,  umzuwerten,  denn 
was  ist  mehr,  Menschenwort  oder  Gotteswerk?  Gotteswerke,  die  sich  uns 
als  Wunder  der  Wunder  überall  darbieten,  deren  Erforschung  uns  mit 
der  höchsten  Lust  erfüllt,  oder  Menschenworte,  die  Grundlagen  aller 
Geisteswissenschaften:  Torheiten  und  aber  Torheiten  derselben  Art,  so  lange 
es  Menschen  gibt,  und  mangelhafter  Ausdruck  menschlicher  Gedanken  in 
Sprache  und  im  geschriebenen  Wort,  von  denen  es  hiefs,  sie  seien  dem 
Menschen  gegeben,  um  seine  Gedanken  zu  verbergen. 

In  weiten  Kreisen  herrscht  immer  noch  eine  höhere  Bewertung  der 
Geisteswissenschaften  gegenüber  den  Naturwissenschaften,  weil  letztere 
angeblich  nur  Beobachtungswissenschaften  sind,  während  sie  doch  auch  mit 
Phantasie  arbeiten,  auch  über  Dinge  arbeiten,  die  nur  im  Geiste  bestehen; 
über  dieses  hinaus  aber  haben  sie  noch  die  gesunde  Grundlage  der  Beobach- 
tung mit  gesunden  Sinnen  an  Dingen,  die  der  Mensch  nicht  erschaffen  hat. 
Wir  Naturforscher  sind  milderen  Herzens,  wir  erkennen  neidlos  auch  alle 
sogenannten  Geisteswissenschaften  an,  wir  können  das  um  so  leichter,  als 
alle  Naturwissenschaften  durch  den  Anteil  der  Phantasie  in  Wirklichkeit 
den  Geisteswissenschaften  gleichstehen:  die  Beobachtung  allein  ist  un- 
fruchtbar in  beiden  Gebieten. 

Ich  bin  wohl  unversehens  von  der  Geologie  zu  den  Naturwissenschaften 
im  allgemeinen  gekommen;  doch  jeder  meiner  Kollegen  würde  in  gleicher 
Weise  für  sein  Gebiet  die  Phantasie  in  Anspruch  genommen  haben.  Reu- 


19 


mütig  kehre  ich  zum  Schlüsse  zur  Geologie  zurück,  aber  kampfbereit  gegen 
den  Satz,  den  VVundt  mit  völliger  Verkennung  des  wahren  Verhältnisses 
1895  hinschrieb:  „Die  Naturwissenschaften  haben  ihre  Blüte  hinter  sich, 
die  Geisteswissenschaften  gehen  ihr  entgegen“.  Nein,  und  abermals  nein! 
Wir  Geologen  wünschen  allen  Geisteswissenschaften  unzählige  Blüten,  aber 
wir  sind  von  der  Erfüllung  unserer  Aufgabe  der  Erforschung  der  ganzen  Erde 
in  allen  Zeitaltern  noch  unabsehbar  weit  entfernt.  Man  möchte  die  Jugend 
beneiden  um  die  Entdeckungen,  welche  ihr  Vorbehalten  sind,  sagte  Eduard 
Suess.  Könnte  ich  doch  nach  300  Jahren  noch  einmal  mich  der  Geologie 
widmen,  auf  weitere  Wiederholungen  des  Schauspiels  wollte  ich  gern  ver- 
zichten. Jetzt  schaut  nur  unsere  Phantasie  weiter  aus  und  läfst  uns  in 
sehr  verschwommenen  Umrissen  die  Geschichte  der  Erde  sehen,  erkennen, 
wie  Meer  und  Land  ihre  Plätze  wechselten,  wie  Berge  entstanden  und 
vergingen,  wie  Feuer  und  Flut  alles  ummodelten,  wie  das  Leben  kämpfte, 
bis  der  Geist  entstand,  der  alles  das  zu  begreifen  trachtet.  Für  die 
Geologie  heifst  die  Losung  noch  alle  Zeit:  Vorwärts! 


III.  Über  Diplopoden:  18.  (38.)  Aufsatz. 

Die  nordböhmisch  - sächsische  Fauna  und  ihre  Bedeutung  für  die 
Zoogeographie  Mitteleuropas. 

Von  Dr.  Karl  W.  Verhoeff  in  Cannstatt. 

[.Rückblick  und  Inhaltsübersicht  am  Schlufs  des  Aufsatzes.] 


I.  Vorbemerkungen. 

(Gliederung  Deutschlands  in  zoogeographische  Provinzen  und 
Gaue.  Einflufs  der  geologischen  Form ationen  auf  die  Zusammen- 
setzung der  Elbgau  - Fauna.) 

Im  6.  (26.)  Aufsatz  über  Diplopoden*)  habe  ich  zum  ersten  Male  eine 
zusammenhängende  Darstellung  einer  Diplopoden  - Fauna  Branden- 
burgs gegeben,  meist  auf  Grund  von  mehrjährigen  eigenen  Exkursionen. 
Ich  suchte  das  tatsächlich  Vorkommende  festzustellen,  die  Lebensweise, 
die  Konstanz  oder  Variabilität  der  einzelnen  Formen  und  die  Beziehungen 
zu  verschiedenen  bereits  untersuchten  Nachbarländern.  Aufserdem  bin 
ich  mehreren  Formen  über  ein  weites  Gebiet  gefolgt,  wie  z.  B.  Polydesmus 
illyricus  Verh.  und  Brachyiulus  projectus  Verh.,  um  mit  ihrer  Ausbreitung 
zugleich  die  Gliederung  in  ünterformen  (Rassen  und  Varietäten)  zu  studieren. 
Unter  den  besprochenen  Nachbargebieten  befand  sich  auch  das  Königreich 
Sachsen,  von  welchem  ich  in  der  Übersicht  auf  Seite  270  bereits  23  Arten 
namhaft  gemacht  habe,  obwohl  das  nur  eine  vorläufige  Mitteilung  war, 
da  ich  damals  erst  einige  Monate  in  Sachsen  tätig  gewesen  war. 

Vorliegende  und  eine  Reihe  anderer  ähnlicher  Untersuchungen  dienen 
zunächst  der  Bereicherung  unserer  Kenntnisse  von  den  Diplopoden 
überhaupt,  zweitens  der  Vermehrung  der  besonderen  Landes-Zoologie, 
drittens  der  vergleichenden  Tiergeographie,  für  welche  die  Diplopoden 
nicht  nur  eine  grofse,  sondern  geradezu  eine  fundamentale  Bedeutung 
haben,  aus  Gründen,  die  ich  im  26.  und  anderen  Aufsätzen  bereits  be- 
sprochen habe.  Inzwischen  unternahm  ich  noch  mehrere  Forschungsreisen 
durch  Südwestdeutschland  und  konnte  damit  meine  zoogeographischen 
Untersuchungen  zu  einem  gewissen  Abschlufs  bringen. 

In  einem  andern  Aufsatz  werde  ich  die  Zoogeographie  Mitteleuropas 
an  der  Hand  der  Diplopoden  zusammenfassend  darstellen,  hier  will  ich 
wenigstens  schon  hervorheben,  dafs  ich  in  der  Richtung  von  Norden  nach 
Süden  Deutschland  in  drei  Provinzen  einteile,  nämlich: 


*)  Mitteilungen  aus  dem  Zoologischen  Museum  in  Berlin,  III.  Bd.,  3.  Hft.,  1907. 


21 


I.  Norddeutschland  als  das  Gebiet  der  norddeutschen  Tiefebene, 
ohne  anstehendes  Gestein,  aufserhalb  der  Mittelgebirge  gelegen  und  deren 
Verlauf  entsprechend,  namentlich  im  Westen  in  stark  gebuchteter  Weise 
begrenzt,  und  hier  und  da,  wie  z.  B.  bei  Rüdersdorf,  Trümmer  zerriebener 
Gebirgsteile  enthaltend. 

II.  Mitteldeutschland,  im  Osten  durch  Oder  und  March,  im  Westen 
durch  die  Maas  begrenzt,  im  Süden  durch  die  Donau  und  von  der  Gegend, 
wo  sie  teilweise  gegen  den  Rhein  versickert,  weiter  durch  die  Rhein linie 
vom  Bodensee  bis  Basel  und  schliefslich  die  Burgunder  Klause. 

III.  Süddeutschland,  im  wesentlichen  das  Gebiet  der  Nordalpen, 
also  im  Norden  von  der  eben  genannten  Linie  begrenzt,  im  Osten  von  der 
ungarischen  Tiefebene,  im  Süden  von  den  mittleren  Alpen-Urgebirgen,  im 
Westen  von  Genfersee  und  Rhonedurchbruch.  Die  schwäbisch -bayrisch- 
österreichische  Hochebene,  an  Diplopoden  ärmer  als  die  Nachbargebiete, 
schliefst  sich  anscheinend  mehr  an  Süd-  als  Mitteldeutschland  an. 

Die  weitere  Gliederung  dieser  drei  Provinzen  in  Gaue  wird  an  anderer 
Stelle  vollständiger  besprochen  werden.  Wie  in  der  Richtung  von  Norden 
nach  Süden  können  wir  Deutschland  nämlich  auch  in  der  Richtung  von 
Westen  nach  Osten  gliedern  und  gerade  hierdurch  kommen  die  Gaue  zustande. 

Das  Königreich  Sachsen  gehört  also  der  mitteldeutschen  Pro- 
vinz an,  und  deshalb  will  ich  hinsichtlich  der  Gaugliederung  Mitteldeutsch- 
lands hier  wenigstens  so.  viel  bemerken,  dafs  wir  mindestens 

a)  einen  doppelten  innerdeutschen  \ 

b)  einen  westdeutschen  Mittelgau 

c)  einen  ostdeutschen  J . 

zu  unterscheiden  haben,  deren  Abgrenzung  annähernd  durch  Rhein,  sowie 
Elbe  und  Thüringer  Wald  erfolgt,  ich  sage  aber  ausdrücklich  annähernd, 
denn  die  Grenze  zwischen  a und  c ist  auch  im  Norden  entschieden  etwas 
westwärts  der  Elbe  zu  ziehen  und  die  Grenze  zwischen  a und  b wenigstens 
im  Bereich  des  rheinischen  Schiefergebirges  etwas  ostwärts  des  Rheines. 
Für  die  Charakteristik  des  innerdeutschen,  namentlich  aber  ost- 
deutschen Mittelgaues  sind  die  Untersuchungen  im  sächsischen  und  nord- 
böhmischen Elbgebiet  von  entscheidender  Bedeutung,  und  will  ich  dieselben 
daher  zunächst  genauer  darlegen. 

Für  wenige  Tiergruppen  sind  die  geologischen  Verhältnisse  von 
solcher  Wichtigkeit  wie  für  die  Diplopoden,  was  ja  schon  durch  die 
Abgrenzung  der  nord-  und  mitteldeutschen  Provinz  in  auffälligster  Weise 
zum  Ausdruck  kommt.  Ich  habe  daher  auch  den  geologischen  Verhältnissen 
der  Elbgebiete  einige  Worte  zu  widmen.  Gerade  bei  Dresden,  in  dessen 
Nachbarschaft  ich  die  meisten  Exkursionen  unternommen  habe,  stehen  die 
beiden  Talseiten  in  schroffstem  Gegensatz.  Ostwärts  tritt  an  die  Elbe, 
von  Pillnitz  bis  Loschwitz  ihr  genähert,  das  grofse  Lausitzer  Granitgebiet 
heran,  von  einer  Reihe  lieblicher,  kleiner  Bachschluchten  durchschnitten, 
hier  und  da  auch  noch  mit  Felsgruppen  hervorschauend.  Westwärts 
dagegen  tritt  der  Granit  nur  in  zerrissenen  Inseln  noch  zu  Tage,  während 
als  herrschende  Formationen  neben  dem  Rotliegenden,  welches  zu  beiden 
Seiten  der  mittleren  Weifseritz  ausgedehnt  ist,  paläo-  und  mesozoische 
Schichten  in  Betracht  kommen,  welche  mit  Ausnahme  des  Quadersand- 
steins mehr  oder  weniger  kalkreich  sind.  Besonders  verdient  hier  der 
Pläner  genannt  zu  werden,  welcher  auf  die  Entfaltung  der  Diplopoden- 
Fauna  des  sächsischen  Elbgaues  von  sehr  günstigem  Einflufs  gewesen  ist. 


22 


Er  zieht  sich  als  ein  mehr  oder  weniger  schmaler  Streifen  auf  dem  linken 
Elbtalrande  ungefähr  von  Schlofs  Scharfenberg  bis  gegen  Pirna. 

Von  diesen  Formationen  der  so  verschiedenen  Talseiten  der  Dresdner 
Flufsrinne  unterscheidet  sich  das  weltberühmte  Elbsandsteingebirge  wieder 
auffallend  genug,  äufserlich  in  seinen  imposanten  Felsgestalten  und 
klaffenden  Spalten,  innerlich  in  dem  geringeren  Kalkgehalt,  wenigstens 
gegenüber  dem  Pläner.  Durch  kalkreichere  Einschlüsse,  wie  z.  B.  die 
versprengten  Jurateile  bei  Hobnstein  u.  a.,  wird  allerdings  dem  Kalk- 
mangel hier  und  da  abgeholfen. 

Hinter  den  paläo-  und  mesozoischen  Schichten  der  linken  Elbtalseite 
sitzen,  als  Gegenstück  zu  der  Lausitzer  Granitmasse,  ebenfalls  Urgebirgs- 
massen,  Gneis,  Porphyr,  Granit  und  Granitporphyr,  hier  und  da  von 
Basaltkaminen  durchbrochen. 

Das  nordböhmische  Elbgebiet  weicht  abermals  von  den  vorigen  in 
seinem  geologischen  Aufbau  völlig  ab,  tertiäre  Schichten  sind  mit  aus- 
gedehnten Basaltmassen  vergesellschaftet,  letztere  von  Phonolith  durch- 
brochen. 

Soweit  meine  Forschungen  reichen,  haben  wir  es  also  mit  folgenden 
geologischen  Gebieten  zu  tun,  denen  ich  die  hauptsächlichsten  von  mir 
untersuchten  Fundplätze,  beisetze: 

I.  Urgebirge  rechts  der  Elbe:  Höhenzug  von  Loschwitz  bis 
Pillnitz  und  Dresdner  Heide  bei  Klotzsche. 

II.  Urgebirge  links  der  Elbe:  In  den  unteren  Gebieten  bei 
Tharandt  und  Kreischa,  in  den  oberen  (Erzgebirge)  bei  Geising, 
hier  zugleich  am  Geisingberg  eine  Basaltkuppe. 

III.  Paläo-  und  mesozoische  Schichten  links  der  Elbe: 
Niederwartha,  Schonergrund,  Lockwitz,  Dohna,  Weesenstein. 

IV.  Paläozoische  Schichten  rechts  der  Elbe:  Rödertal  bei 
Radeberg. 

V.  Elbsandsteingebirge:  Pirna,  Königstein,  Rathen,  Polenz- 
tal,  Lilienstein,  Pfaffenstein. 

VI.  Quartäres  Elbtalgebiet:  Bachläufe  mit  Weiden  und  Elbufer 
oberhalb  Blasewitz. 

VII.  Tertiär-  und  Basaltgebiet  Nordböhmens:  Aussig  und 
Umgebung. 

Dafs  ich  keine  vollständige  Diplopoden- Fauna  Sachsens  liefern  will 
und  kann,  ist  für  jeden  Einsichtigen  selbstverständlich,  es  ist  auch  gar  nicht 
unwahrscheinlich,  dafs  namentlich  einerseits  im  oberen  Spree-  und  Neifse- 
gebiet,  andererseits  in  den  westlichen  Teilen  Sachsens  die  eine  oder  die 
andere  neue  Form  noch  auffindbar  ist.  Dennoch  kann  es  keinem  Zweifel 
unterliegen,  dafs  ich  sowohl  die  wichtigsten  Teile  Sachsens  untersucht 
habe,  als  auch  die  Hauptmasse  der  Diplopoden-Fauna  festgestellt,  so  dafs 
die  Grundzüge  und  der  eigentliche  Charakter  dieser  Fauna  klar  vor 
Augen  gebracht  sind. 

Auf  die  hydro-  und  orographischen  Verhältnisse  brauche  ich  im  all- 
gemeinen nicht  einzugehen.  Dafs  der  Wald  bestand  dieser  Elbgebiete 
streckenweise  arg  gelichtet  ist,  kann  bei  der  Bevölkerungsdichtigkeit 
nicht  in  Erstaunen  setzen.  Im  Gegenteil  mufs  man  es  als  Naturforscher 
und  Mensch  dankbar  und  freudig  anerkennen,  dafs  selbst  in  der  Nähe 
Dresdens  noch  so  ausgedehnte  Waldreviere  wie  diejenigen  der  Dresdner 
Heide,  des  Moritzburger  und  Tharandter  Forstes  erhalten  sind.  Aber 


23 


selbst  wenn  wir  uns  diese  gröfseren  Waldreviere  ganz  wegdenken  wollen, 
kommen  doch  noch  zahlreiche  kleinere  Waldbestände  in  der  Nachbarschaft 
Dresdens  in  Betracht,  welche  dem  Forscher  für  seine  Tätigkeit  als  vor- 
treffliche Unterlage  dienen.  Besonders  gedenke  ich  hier  der  zahlreichen 
bandartigen  Waldbestände,  welche  den  Bändern  der  Flufs-  und  Bach- 
tälchen  folgend  meist  his  zur  Hochfläche  reichen,  während  diese  selbst 
der  Landwirtschaft  dient.  Diese  zahlreichen  bewaldeten  Tälchen,  unter 
denen  ich  östlich  nenne  den  Losch witzgrund,  Wachwitzgrund,  Moosleite, 
Helfenbergergrund  und  Friedrichsgrund,  westlich  den.  Tännig-  und  Amsel- 
grund, Weifseritz-,  Lockwitz-  und  Müglitztal,  sind  nicht  nur  durch  Be- 
waldung und  Bewässerung,  sondern  an  manchen  Stellen  auch  durch  Stein- 
geröll für  Diplopoden  als  Wohnsitz  wertvoll.  Während  im  Urgebirge 
namentlich  östlich  der  Elbe  Nadelwald  vorherrscht,  findet  sich  in  den 
Schluchten  der  westlich  der  Elbe  befindlichen  Sedimentgesteine  vorwiegend 
Laubwald.  Dennoch  fehlt  derselbe  auch  östlich  der  Elbe  auf  dem  Granit- 
höhenzuge Loschwitz-Pillnitz  durchaus  nicht  und  ist  namentlich  einerseits 
an  den  der  Elbe  zugekehrten,  sonnigen  Abhängen  z.  B.  mit  Eichen  ver- 
treten, andererseits  in  den  Schluchten  mit  Erlen,  die  ja  auch  in  sonst 
reinen  Nadelholzdistrikten  an  den  Bachläufen  nicht  fehlen  (Dresdner  Heide- 
wald). Reine  Kiefernwälder,  wie  wir  sie  im  Granitgebiet  nicht  selten 
finden,  können  als  die  an  Diplopoden  ärmsten  Waldgebiete  bezeichnet 
werden,  da  man  in  ihnen  bisweilen,  namentlich  wenn  es  sich  um  Jungholz 
handelt,  sich  vergeblich  nach  irgendeinem  Tausendfüfsler  umsieht.  Die 
an  Diplopoden  viel  reicheren  Laubwälder  auf  Pläner  und  Silur  da- 
gegen sind  auch  botanisch  viel  reichhaltiger.  Aufser  Eichen  und  Buchen 
erwähne  ich  noch  Eschen,  Rosen,  Brombeeren,  Hollunder,  Kirschen,  Weifs- 
dorn, Bryonia , Hedera.  Wegen  gröfseren  Pflanzen-  und  namentlich  Hölzer- 
reichtums und  reichlicherer  Belichtung  sind  kleine  Talwäldchen  an  Diplo- 
poden meist  reicher  als  ausgedehnte,  namentlich  an  Unterholz  arme  und 
im  Laufe  der  Zeit  durch  Abholzung  noch  dazu  stark  wechselnde,  weite 
Waldreviere.  Doch  hängen  reichere  oder  ärmere  Fauna  im  übrigen  sehr 
von  Boden-,  Fels-  und  Wasserbeschaffenheit  ab.  Durchschnittlich  findet 
man  im  Granitgebiet  viel  schwerere  Felsstücke  als  in  den  Kalkformationen, 
so  dafs  dementsprechend  auch  die  Schlupfwinkel  für  die  Bodentiere  geringer 
sind.  Es  gibt  aber  Gebiete,  in  welchen  durch  den  Menschen  die  Granit- 
stücke zu  kleinerem  Geröll  zerschlagen  sind,  z.  B.  am  Loschwitz-Pillnitzer 
Höhenzug  an  verschiedenen  Stellen.  Hierdurch  ist  den  Bodenkerfen  die 
Existenz  einmal  ausnahmsweise  verbessert  worden,  wenigstens  da  wo 
sich  in  der  Nähe  solchen  zerschlagenen  Granits  die  nötige  pflanzliche 
Nahrung  und  Wasser  vorfindet.  Die  Schlupfwinkel  sind  den  Tieren  an 
solchen  Stellen  vervielfältigt  worden,  so  dafs  trotz  des  Granits  eine  reiche 
Fauna  zur  Entfaltung  gelangt,  soweit  die  sonstigen  Existenzerfordernisse 
gegeben  sind.  Jedenfalls  hängt  bei  den  kalkbedürftigen  Diplo- 
poden das  Auftreten  einer  nach  Formen  und  Individuen  reichen 
Gesellschaft  keineswegs  vom  Vorhandensein  einer  Kalkfor- 
mation ab. 

Im  Elbsandsteingebirge  ist  der  Wald  sehr  verschieden  gemischt,  im 
allgemeinen  aber  der  Tannenwald  viel  reichlicher  vertreten  als  in  den 
tieferen  Elbgeländen.  Tief  eingeschnittene  Schluchten  sind  nicht  immer 
günstig,  denn  wenn  die  nötige  Feuchtigkeit  und  dementsprechend  Pflanzen- 
wuchs nicht  vorhanden  sind,  kann  man  selbst  in  tiefen  Klüften  eine  öde 


24 


Sandablagerung  vorfinden.  Umgekehrt  sah  ich  z.  B.  in  der  Nähe  von 
Rathen  einen  nicht  besonders  tief  eingeschnittenen,  verlassenen  Holzpfad, 
der  gröfstenteils  zwischen  Nadelwald  hinlief  und  völlig  von  Sphagnum  und 
anderen  Moosen  überzogen  war,  so  dafs  man  auf  ihm  wie  auf  einem  dichten 
Teppichbelag  Hunderte  von  Metern  weit  dahinwandelte.  Die  Flufs-  und 
Bachtälchen  des  Elbsandsteingebirges  sind  bekanntlich  besonders  am 
rechten  Ufer  vertreten  und  haben  sich  ein  beträchtliches  Gefälle  schon 
deshalb  erhalten,  weil  sie  meist  im  Oberlauf  dem  Granit  angehören.  An 
den  Ufern  dieser  Wasseradern,  z.  B.  der  Polenz,  tritt  mannigfaltiges  Ge- 
hölz auf,  an  gut  belichteten  Stellen  auch  reichlich  Unterholz  und  Kräuter. 
Dort  gibt  es  also  auch  Plätze,  welche  der  Entwickelung  der  Diplopoden 
besonders  günstig  sind,  indem  sich  mit  Feuchtigkeit,  Licht  und  Pflanzen- 
abfällen Pflanzenschutz  und  eventuell  auch  noch  Steingeröll  vereinigt. 
Für  einen  Teil  des  Elbsandsteingebirges  sind  bekanntlich  die  Tafelberge 
oder  „Steine“,  wie  Lilienstein,  Königstein  u.  a.  charakteristisch.  Sie  stellen 
die  Überreste  eines  höheren  Gebirgsstockwerks  vor  und  lassen  an  ihrem 
Grunde,  wo  sich  eine  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Hochebene  an- 
schliefst, Geröllmassen  entstehen,  welche  je  nach  den  sonstigen  Umständen 
für  Bodentiere  mehr  oder  weniger  günstig  sind.  Die  emporragenden 
„Steine“  selbst  dagegen  habe  ich  arm  an  Bodenkerfen  gefunden,  besonders 
den  Lilienstein,  an  welchem  mir  überhaupt  kein  Diplopode  aufgestofsen 
ist,  während  solche,  deren  Oberfläche  mehr  zerklüftet  ist,  wie  der  Pfaffen- 
stein, in  den  Einschnitten  und  Gruben  einiges  Leben  an  Tausendfüfslern 
aufweisen.  Von  vornherein  ist  es  ja  klar,  dafs  sich  am  Fufs  der  Tafel- 
berge namentlich  im  Sommer  eher  Feuchtigkeit  halten  kann  als  oben  und 
an  den  Abhängen,  zumal  wenn  die  Schattenwände  in  Betracht  gezogen 
werden. 

Hinsichtlich  der  Urgebirgsmassen  links  der  Elbe  möchte  ich  noch 
daran  erinnern,  dafs  in  den  tieferen  Gebieten,  wo  sich  bei  Kreischa  (und 
am  Wilisch)  und  in  der  Gegend  von  Tharandt  sowohl  Laub-  als  auch 
namentlich  Nadelholzwälder  vorfinden,  Elbsandsteininseln  beigelagert  sind. 
Im  Erzgebirge  habe  ich  leider  die  höchsten  Distrikte  nicht  kennen  gelernt, 
immerhin  habe  ich  zweimal  auf  mehrere  Stunden  den  Geisingberg,  d.  h. 
Gebiete  von  700  bis  820  m Höhe  durchsucht.  Wir  haben  auch  dort  ge- 
mischten Wald,  in  welchem  Nadelholz  vorherrscht.  Auf  Waldblöfsen  ist 
Himbeergestrüpp  sehr  reichlich.  Am  Waldrande,  welcher  ungefähr  der 
Basis  der  emporragenden  Basaltkuppe  entspricht,  finden  wir  aufser  Busch- 
werk, ( Corylus , rotbeerigen  Sambucus ) hier  und  da  Acer  und  Ebereschen, 
aufserdem  Himbeeren,  Urtica , Galeopsis.  Auf  der  Kuppe  des  Geising- 
berges sind  die  grofsblumigen  Impatiens  noch  ausschliefslich  vertreten, 
während  sie  in  den  tiefen  Gebieten  des  Elbtales  fast  allenthalben  von 
dem  kleinblumigen  Eindringling  verdrängt  worden  sind. 


II.  Verzeichnis  der  im  sächsisch  -nordböhmischen  Elbgebiet  von  mir 
nachgewiesenen  Diplopoden. 


1.  Polyxenus  lagurus  aut.  10 

2.  Glomeris  pustulata  Latr.  x ca.  200 

3.  — conspersa  C.  K.  ( genuina ) 90 

4.  — hexasticha  bavarica  Verh.  x 62 


25 


5.  Glomeris  hexasticha  marcomannia  Verh.  64 

[6.  — connexa  alpina  Latz.]  0 

7.  Geoglomeris  subterranea  Verh.  11 

8.  Gervaisia  costata  Latz.  u.  Verh.  11 

9.  Strongylosoma  pallipes  Latz,  x ca.  400 

10.  Polydesmus  denticulatus  C.  K.  x 325 

11.  — coreaceus  Porath.  x 6 

12.  — illyricus  Verh.  var.  austriacus  Verh.  12 

13.  Brachydesmus  superus  Latz,  (gen.)  x 54 

14.  Orthochordeuma  germanicum  Verh.  137 

15.  Orobainosoma  flavescens  Latz.  43 

16.  Craspedosoma  simile  germanicum  Verh.  x 87 

17.  Ceratosoma  karoli  Rothenb.  (gen.)  x 6 

18.  Heteroporatia  vihorlaticum  albiae  Verh.  23 

19.  — bosniense  Verh.  x ca.  20 

20.  — simile  eremita  Verh.  1 

21.  Mastig  ophorophyllon  saxonicum  Verh.  54 

22.  Nopoiulus  palmatus  Nem.  5 

23.  — palmatus  caelebs  Verh.  17 

24.  Typhloblaniulus.  guttulatus  Gerv.  x 15 

25.  Isobates  varicornis  (C.  K.)  Latz,  x 11 

26.  Leptophyllum  nanum  Latz,  x 36 

27.  Schizophyllum  sabulosum  (L.)  Latz,  x 33 

28.  Brachyiulus  projectus  kochi  Verh.  x 92 

29.  — unilineatus  C.  K.  x 2 

30.  Microiulus  laeticollis  Por.  3 

31.  Leptoiulus  ciliatus  Verh.  49 

32.  bükkensis  Verh.  x 4 

33.  Julus  ligulifer  Latz.  u.  Verh.  x 73 

34.  Cylindroiulus  occultus  C.  K.  x 21 

35.  — londinensis  Leach  var.  saxonicus  Verh.  38 

36.  Oncoiulus  foetidus  C.  K.  x 236 

37.  Polyzonium  germanicum  Brandt.  — x ca.  100 


Hinter  den  einzelnen  Arten  habe  ich  die  Zahl  der  von  mir  in  Sachsen 
und  Deutschböhmen  gesammelten  Individuen  angegeben,  wobei  jedoch  die 
Mehrzahl  der  1900  bei  Aussig  gefundenen  Stücke  nicht  mitgerechnet  worden 
ist.  Es  finden  sich  also  8 Arten,  welche  in  50  — 100  Individuen  und  aufser- 
dem  6 Arten,  welche  in  mehr  als  100  Individuen  beobachtet  worden  sind, 
während  ich  im  ganzen  ungefähr  2400  Stück  untersucht  habe. 


III,  Die  nordböhmisch-  sächsischen  Elbgaugebiete  untereinander 

verglichen. 

In  der  vorhergehenden  Übersicht  sind  die  20  mit  einem  X bezeichneten 
Arten  in  Nordböhmen  bei  Aussig  nachgewiesen.  Von  ihnen  habe  ich  in 
Sachsen  nirgends  aufgefunden: 

1.  Heteroporatia  bosniense , 

2.  Brachyiulus  unilineatus , 

3.  Leptoiulus  ciliatus  bükkensis , 

4.  Cylindroiulus  occultus. 


26 


Nr.  2 und  4 sind  kalk-  und  wärmebedürftige,  östliche  Tiere,  welche  in 
ihrem  Vordringen  nach  Norden  durch  die  engeren  und  kühleren  Strecken  des 
Elbsandstein- Flufspasses  recht  wohl  aufgehalten  sein  können.  Nr.  1 wird 
in  Sachsen  durch  Het.  vih.  alhiae , Nr.  3 durch  den  typischen  ciliatus  ersetzt. 
Es  bleiben  somit  16  Diplopoden,  welche  ich  als  Sachsen  und  Nordböhmen 
gemeinsam  nachgewiesen  habe.  Von  den  17  aus  Nordböhmen  noch  nicht 
erwiesenen  Arten  kann  Polyxenus  jedenfalls  erwartet  werden,  Orthochor- 
deuma  germanicum  habe  ich  bereits  für  das  östliche  Böhmen  (Nachod) 
festgestellt,  Glomeris  marcomannia  und  alpina  für  den  bayerisch-böhmischen 
Wald.  Gervaisia  costata  ist  von  Haase  und  mir  ebenfalls  in  den  Sudeten 
aufgefunden.  Polydesmus  illyricus  kann  im  Bereich  Nordböhmens  noch  er- 
wartet werden,  da  er  nach  allen  Richtungen  hin  auftritt,  wenn  auch  in 
zum  Teil  verschiedenen  Varietäten.  Auch  Orohainosoma  flavescens  kann  in 
Böhmen  erwartet  werden,  nachdem  er  dem  sächsischen  Elbgebiet  und  den 
Ostalpen  gemeinsam  ist.  Nopoiulus palmatus  wurde  sogar  zuerst  aus  Böhmen 
bekannt  gemacht,  ob  palmatus  caelebs  in  Böhmen  vorkommt,  ist  noch 
zweifelhaft.  Es  bleiben  somit  noch  übrig  Nr.  7,  18,  20,  21,  welche  nach 
den  bisherigen  Erfahrungen  auf  Sachsen  beschränkt  sind  und  schliefslich 
Glomeris  conspersa , Microiulus  laeticollis  und  Cylindrohdus  londinensis, 
welche  auf  Grund  ihrer  übrigen  Verbreitung  nicht  mehr  in  Nordböhmen 
erwartet  werden  können*).  Glomeris  conspersa  ist  zwar  durch  den  gröfsten 
Teil  der  Alpenländer  verbreitet,  geht  aber  westlich  im  allgemeinen  bis  zum 
Rhein  und  nördlich  der  Donau  nicht  über  die  Elbe  hinaus.  Microiulus 
laeticollis  ist  aus  dem  südlichen  Schweden  bekannt  und  besonders  in  der 
nordostdeutschen  Tiefebene  zu  Hause.  Er  ist  schon  in  Sachsen  selten 
und  scheint  bei  Dresden  einen  seiner  südlichen  Ausläufer  zu  erreichen. 
Cylindroiulus  londinensis  ist  ein  westeuropäisches  Charaktertier,  welches 
in  Österreich  nördlich  der  Donau  niemals  gefunden  wurde.  Vermöge  seiner 
Vorliebe  für  niedere  und  offene  Gelände  ist  es  in  Norddeutschland  weiter 
nach  Osten  vorgedrungen  als  in  Mittel-  und  Süddeutschland.  Es  bietet 
ein  interessantes  westliches  Gegenstück  zu  den  östlichen  Iuliden  Brachyiulus 
unilineatus  und  Cylindroiulus  occultus.  Eine  weitgehende  fauni- 
stische  Verwandtschaft  zwischen  Nordböhmen  und  Sachsen  ist 
also  zweifellos  erwiesen  und  dürfte  noch  mehr  zum  Ausdruck  kommen, 
wenn  die  besonders  schwer  aufzufindenden  Ascospermophora  noch  besser 
bekannt  sind.  Diese  Verwandtschaft  gründet  sich  zum  Teil  ohne  Frage 
auf  die  im  östlichen  Böhmen  und  im  sächsischen  Elbgelände  weit  aus- 
gedehnten Kreideformationen. 

In  Sachsen  selbst  konnte  ich  einen  bemerkenswerten  Unterschied 
zwischen  den  beiden  Elbseiten  feststellen,  insbesondere  zwischen  dem 
Loschwitzer  Granithöhenzug  rechts  und  den  kalkreichen  Gebieten  des 
unteren  Müglitztales  links  der  Elbe.  Während  ostwärts  Glomeris pustulata 
sehr  häufig  war,  begegnete  sie  mir  westwärts  niemals  (links  der  Elbe  fand 
ich  pustidata  überhaupt  nur  einmal  bei  Niederwartha).  Umgekehrt  fand 
ich  Gl.  conspersa  im  Müglitztal  verbreitet  und  noch  am  Geisingberg  häufig, 
ostwärts  überhaupt  niemals.  Auch  die  kleinen  Glomeriden  des  Müglitz- 
talgebietes (also  Geoglomeris  und  Gervaisia)  fehlen  im  östlichen  Granit- 
gebiet. Die  Gl.  hexasticha- Formen  sind  in  beiden  Revieren  ziemlich  gleich- 


*)  lm  Böhmerwald  habe  ich  Glomeris  conspersa  als  häutig  bei  Neuern  an  der 
Ruine  Beyereck  erwiesen. 


27 


mäfsig  vertreten.  Diese  geringeren  Ansprüche  an  die  Gesteinsbeschaffen- 
heit bei  hexasticha  hängen  offenbar  mit  ihrer  weiten  Verbreitung  und 
grofsen  Variabilität  zusammen. 

Auf  beiden  Elbseiten  reichlich  vertreten  habe  ich  erwiesen:  Oncoiulus 
foetidus , Schizophyllum  sabulosum , Polydesmus  denticulatus , Brachydesmus 
superus,  Orthochordeuma,  Orobainosoma,  Craspedosoma.  — Strongylosoma 
und  Brachyiulus  kochi  sind  zwar  auf  beiden  Elbseiten  vertreten,  aber  im 
westlichen  Kalkgebiet  bedeutend  reichlicher  als  auf  dem  Granit.  Dasselbe 
dürfte  gelten  für  Leptophyllum  und  Iulus  ligulifer , die  ich  bisher  aller- 
dings nur  im  westlichen  Kalkgebiet  tatsächlich  auffand.  Ceratosoma  meidet 
die  tieferen  Gebirgslagen,  fehlt  daher  auf  beiden  Elbseiten  und  findet  sich 
erst  weiter  im  Innern  des  Gebirges,  was  für  Heteroporatia  eremita  wahr- 
scheinlich in  noch  höherem  Mafse  gilt.  Leptoiidus  ciliatus  und  Microiulus 
bilden  den  Gegensatz  zu  ligulifer , insofern  ich  sie  nirgends  im  Kalkgebiet 
nachweisen  konnte,  vielmehr  ausschliefslich  im  östlichen  Granitgebiet, 
ciliatus  dann  aber  auch  wieder  im  Elbsandsteingebirge.  Merkwürdig  ist 
das  Auftreten  des  Cylindroiulus  londinensis,  welcher  sonst  entschieden  kalk- 
haltige und  schwere  Böden  bevorzugt,  hier  aber  gerade  in  den  Schluchten 
des  rechtsufrigen  Granitzuges  häufig  auftritt,  während  er  mir  in  dem  so 
oft  durchsuchten  Dohna- Revier  niemals  zu  Gesicht  gekommen  ist,  ver- 
einzelt aber  bei  Kalkgestein  im  Schonergrund  und  bei  Lockwitz.  Ich 
habe  den  Eindruck  erhalten,  dafs  das  Elbgelände  bei  Dresden  ein  Stück 
des  Arealrandes  des  londinensis  vorstellt  und  dafs  er  in  diesem  Gebiet  im 
langsamen  Vorrücken  begriffen  ist.  Es  wäre  späteren  Forschern  also  be- 
sonders das  linke  Ufergebiet  hinsichtlich  des  londinensis  zur  Beachtung 
zu  empfehlen,  namentlich  die  Strecke  zwischen  Lockwitz-  und  Müglitztal. 
Dafs  londinensis  im  sächsischen  Elbgebiet  ein  neuer  Eindringling  ist, 
beweist  auch  der  Umstand,  dafs  er  nur  in  niederen  Talgebieten  angetroffen 
wurde,  während  andere  im  Gebiet  reichlich  verbreitete  Formen  auch  an 
hohen  Punkten,  wie  namentlich  am  Geisingberg  Vorkommen,  so  Orthochor- 
deuma;,  Polyzonium , Strongylosoma , Oncoiidus , Schizophyllum , Iulus  ligu- 
lifer, Polydesmus  denticulatus.  Jedes  Lebewesen  sucht  sich  im  Raum  aus- 
zubreiten, was  bei  den  Diplopoden  langsam  und  schrittweise  geschieht. 
Wenn  also  in  einem  Eaunengebiet  ein  derartiges  Bodentier  reichlich  ver- 
breitet ist  und  auch  hohe  Plätze  bevölkert  hat,  dürfen  wir  es  als  einen 
alten  Bürger  des  Reviers  in  Anspruch  nehmen,  im  Gegensatz  zu  londi- 
nensis und  Glomeris  pustuläta . Dabei  müssen  wir  allerdings  festgestellt 
haben,  dafs  diese  letzteren  Arten  in  anderen  Ländern  auch  an  hohen  Plätzen 
Vorkommen  und  dem  Klima  rauherer  Lagen  gewachsen  sind.  Es  sei  deshalb 
daran  erinnert,  dafs  ich  londinensis  z.  B.  am  Titisee  im  Schwarzwald  und 
pustulata  z.  B.  nicht  weit  vom  Arbersee  im  Böhmerwald  festgestellt  habe, 
also  beide  an  Plätzen,  welche  sich  noch  etwa  100  m über  der  höchsten 
Kuppe  des  Geisingberges  befinden.  Treffen  wir  sie  dagegen  im  Elbgebiet 
nur  an  tief  gelegenen  Plätzen,  so  lehrt  uns  das,  dafs  sie  bei  ihrer  lang- 
samen Ausbreitung  noch  nicht  Zeit  gehabt  haben,  sich  überallhin  und 
namentlich  weiter  ins  Innere  und  nach  oben  auszubreiten.  Das  Elbtal 
ist  als  eine  Hauptwandei strafse  ja  von  vornherein  nicht  zu  bezweifeln,  in 
ihm  ist  londinensis  von  Nordwesten,  pustidata  von  Südosten  hergekommen. 
Während  nun  Glomeris  pustulata  nach  meinen  Untersuchungen  auf  das 
Elbtal  oder  vielmehr  seine  Ränder  beschränkt  geblieben  ist,  konnte  ich 
Cyl.  londinensis  auch  im  Rödertal  nördlich  von  Radeberg  nachweisen,  ein 


28 


Vorkommen,  welches  uns  hinüberführt  nach  Brandenburg,  wo  ich  die  Art 
mehrfach  nachgewiesen  habe.  Im  Gegensatz  zu  pustulata  sind  Glomeris 
hexasticha  und  conspersa  weit  ins  Binnenland*)  vorgedrungen,  erstere  bis 
zum  Wilisch,  letztere  bis  auf  den  Geisingberg. 

Ein  Bürger  der  Elbtalränder  ist  auch  Heteroporatia  vihorlaticum  albiae, 
ein  Tier,  welches  Haase  wahrscheinlich  bei  seiner  „var.  fasciatum “ von 
verschiedenen  Teilen  Schlesiens  Vorgelegen  hat.  Als  Talform  schliefst 
sich  dieses  Tier  übrigens  an  das  Vorkommen  des  verwandten  bosniense  an. 
Brachydesmus  superus , Polydesmus  coreaceus  und  Microiulus  laeticollis 
sind  ebenfalls  nur  von  den  Elbtalrändern  oder  deren  nächster  Nachbar- 
schaft zu  verzeichnen,  wieder  im  Zusammenhang  mit  ihrem  sonstigen  Auf- 
treten. Br.  superus  ist  von  der  norddeutschen  Tiefebene  abgesehen  z.  B. 
am  Rhein,  auch  nur  an  Flufsrändern  beobachtet,  desgleichen  Pol.  coreaceus , 
während  laeticollis  als  Tieflandtier  schon  genannt  wurde. 

Polyzonium  germanicum  ist  im  Gebiet  weit  verbreitet  und  kommt 
sowohl  in  tieferen  als  auch  höheren  Lagen  vor.  Um  so  auffälliger  ist  es, 
dafs  ich  diesen  Diplopoden  in  den  Schluchten  des  Loschwitz-Pillnitzer 
Granitzuges  so  selten  angetroffen  habe.  Es  sind  somit  als 

a)  abseits  von  den  Elbtalrandgebieten  und  nur  weiterim  Innern 
auftretend  beobachtet  worden 

1.  Ceratosoma  karoli , 2.  Heteroporatia  simile  eremita\ 

b)  nicht  im  Innern  und  nur  an  den  Elbtalrandgebieten  ver- 
breitet aufgefunden  wurden 

1.  Glomeris  pustulata , 2.  Heteroporatia  vihorlaticum  albiae , 
3.  Brachydesmus  superus , 4.  Polydesmus  coreaceus , 5.  Mi- 
croiulus laeticollis , Q.Nopoiulus palmatus  caelebs  und  7.  Typhlo- 
blaniulus.  — 

Nopoiulus  ist  schon  durch  das  Leben  unter  Weidenborke  auf  eine 
Verbreitung  längs  der  Flufsläufe  angewiesen  und  Typhloblaniulus  gehört 
zu  den  Arten,  welche  namentlich  in  Westeuropa  als  Kulturschädlinge  sich 
bemerkbar  gemacht  haben. 

Fragen  wir  nach  den  Gründen  für  die  auffallende  Verschiedenheit 
in  der  Zusammensetzung  der  Diplopoden -Fauna  der  beiden  Elbtalseiten 
unterhalb  Pirna,  so  kommen  wir  mit  den  biologischen  Verhältnissen  allein 
nicht  weiter.  Ich  möchte  hier  den  allgemeinen  Leitsatz  einfügen,  dafs 
je  geringer  die  Verbreitungsmittel  einer  Tierklasse  sind,  um  so 
gröfser  die  Notwendigkeit  wird,  noch  andere  als  biologische  Ver- 
hältnisse zur  Erklärung  der  tatsächlichen  Verbreitung  heran- 
zuziehen. Die  andern  Verhältnisse  können  aber  nur  historische  sein. 
Die  Verbreitung  der  Diplopoden  mufs  biologisch  und  historisch 
aufgefafst  werden.  Ist  das  aber  für  eine  Tierklasse  völlig  klar,  so  mufs 
gefolgert  werden,  dafs  auch  alle  anderen  Tierklassen  in  ihrer  Verbreitung 
durch  die  grofsen  historischen  Erdprozesse  mehr  oder  weniger  beeinflufst 
worden  sind. 

Wenn  also  pustulata  im  Loschwitzer  Granitzug  häufig  ist,  im  Dohna- 
Kalkgebiet  dagegen  fehlt,  so  könnte  man  das  entweder  auf  die  Vorliebe 
für  Urgebiete  oder  auf  die  besonders  sonnige  Lage  zurückführen.  Aber 
beide  Erklärungen  befriedigen  mich  noch  nicht.  Allerdings  hat  mir  die 

*)  Als  Binnenland  sind  diejenigen  Länderstrecken  gemeint,  welche  aufserhalb  des 
Elbtales  und  seiner  Ränder  liegen. 


29 


Häufigkeit  der  pustulata  auf  Urgebirge  ihre  Vorliebe  für  dieses  sowohl 
in  Südtirol  als  auch  im  Böhmerwald  bewiesen,  aber  sie  meidet  das 
Kalkgestein  durchaus  nicht.  Wenn  man  nämlich  dem  Auffinden 
einzelner  Individuen  auf  demselben  keine  Bedeutung  beimessen  will,  so  mufs 
das  doch  dann  geschehen,  wenn  sich  pustulata  wiederholt  auf  Kalk  gesellig 
herausgestellt  hat.  Diesen  Nachweis  aber  konnte  ich  im  letzten  Herbst 
sowohl  im  südlichen  Baden  als  auch  im  nördlichen  Schweizer  Jura,  als  auch 
am  Ipf  bei  Nördlingen  führen.  Allen  diesen  Vorkommnissen  gemeinsam 
ist  das  Vorhandensein  fester,  nicht  in  kleine  Brocken  zerfallender 
Steintrümmer,  zwischen  welchen  weite  Lücken  für  eine  bequeme 
Bewegung  übrig  bleiben;  ob  Kalk  oder  Urgebirge  ist  dagegen 
nebensächlich.  Für  andere  Glomeris,  wie  z.  B.  conspersa , gilt  übrigens 
dasselbe.  Dafs  conspersa  ebenfalls  handliche  bequeme  Lücken  lassende 
Felstrümmer  liebt  und  nicht  auf  die  Formation  sieht,  zeigt  ihr  Vor- 
kommen in  den  Sedimenten  bei  Weesenstein  und  im  Basaltgeröll  am 
Geisingberg.  Sie  lebt  ferner  in  reinem  Urgebirge,  wie  ich  am  Titisee  im 
Schwarzwald  feststellen  konnte,  ebenso  im  Kalkgeröll,  z.  B.  des  Jura. 
Bei  Dohna  finden  wir  ein  ausgedehntes  Plänergebiet.  Der  Plänerkalk 
bildet  aber  breite,  manchmal  sogar  schieferartige  Tafeln,  welche 
weit  mehr  als  gedrungene,  vieleckige  Stücke  geeignet  sind,  kugelige  Tiere 
wie  Glomeris  zu  zerdrücken.  Sie  bieten  ihnen  also  nicht  die  günstigen 
Schlupfwinkel  wie  Urgebirgsgeröll  und  klumpiges,  festes  Kalkgeröll.  In 
einem  derartig  flache  Plänerkalkstücke  enthaltenden  Wald  habe  ich  daher 
zwar  Gervaisia  und  Geoglomeris , niemals  aber  Glomeris  angetroffen, 
trotz  vieler  Exkursionen,  denn  erstere  können  in  den  kleineren  Gesteins- 
zwischenräumen sich  halten  vermöge  ihres  kleinen  Körpers  an  Stellen,  wo 
die  viel  gröfseren  Glomeris  zermalmt  werden  würden.  Noch  auffallender 
ist  die  Tatsache,  dafs  ich  auf  meinen  Wanderungen  in  dem  sächsiclien 
Elbsandsteingebirge  niemals  eine  Glomeride  zu  Gesicht  be- 
kommen habe,  ein  Umstand,  der  für  die  mechanische  Bedeutung  der 
Gesteine  als  Unterschlupf  für  bestimmte  Tiergruppen  sehr  ins  Gewicht 
fällt.  Die  Erklärung  für  diese  Glomeriden-Öde  des  Elbsandsteins 
suche  ich  einmal  darin,  dafs  dieses  Gestein  in  seinen  Brocken  weder  so 
schöne  Löcher  darbietet  wie  häufig  Kalkgestein  oder  Basalt,  noch  den 
günstigen  muscheligen  Bruch  vieler  Urgebirgsbrocken  aufweist.  Ferner 
verwittert  es  in  einer  für  Glomeride n (die  hinsichtlich  ihrer  Bewegung 
besonders  sefshaft  sind)  besonders  unangenehmen  Weise,  indem  die  vielen 
feinen  Eerfallkörner,  welche  oft  ganze  Sandschichten  entstehen  lassen,  den 
Tieren  einerseits  direkt  unangenehm  sind  beim  Laufen  und  dadurch,  dafs 
sie  beim  Einrollen  in  die  Kugel  gelangen  können,  andererseits  sowohl 
Geröll  als  auch  Humus  und  Blätterschichten  durchsetzen  und  damit  sowohl 
die  Aufnahme  der  Nahrung  erschweren  als  auch  den  Aufbau  der  Humus- 
kügelchen, mit  welchen  jedes  einzelne  Ei  umhüllt  werden  mufs.  Ob  nun 
dem  Elbsandsteingebirge  wirklich  die  Glomeriden  völlig  fehlen,  mögen 
weitere  Untersuchungen  lehren;  dafs  sie  dort  mindestens  ungewöhnlich 
spärlich  sind,  kann  nicht  mehr  zweifelhaft  sein. 

In  dem  eben  genannten  Plänergebiet  bei  Dohna  fand  ich  hier  und 
da  auch  Elbsandsteintrümmer,  über  deren  Herkunft  ich  mir  anfangs,  als 
ich  in  der  Nachbarschaft  nur  anstehenden  Plänerkalk  gesehen  hatte,  den 
Kopf  zerbrach,  bis  ich  in  einem  verlassenen  benachbarten  Steinbruch  einen 
schönen  Aufschlufs  bemerkte,  der  eine  Schicht  Quadersandstein  mitten  im 


30 


Verband  des  Pläners  aufgedeckt  hat.  Von  dieser  stammen  also  die  um- 
hergestreuten und  zum  Teil  auch  im  benachbarten  Wald  befindlichen  Sand- 
steinstücke. Obwohl  nun  diese  Sandsteine  nicht  so  massig  sind,  dafs  sie 
den  dort  reichlichen  Laubwaldhumus  sandig  durchsetzt  hätten,  habe  ich 
doch  auch  unter  ihnen  keine  Glomeris  auffinden  können.  Wohl  aber  fand 
ich  die  hexasticha  im  benachbarten  Steinbruch,  wo  eine  Bodenversandung 
durch  das  Überwiegen  des  Pläner  verhindert  wird.  In  den  Plänerstein- 
brüchen am  Schonergrund  gab  es  überhaupt  keine  Glomeriden. 

Die  mechanische  Beschaffenheit  der  Gesteine  und,  die  Art 
ihrer  Zertrümmerung  sind  somit  auf  die  Verbreitung  der  Diplo- 
poden von  grofsem  Einflufs. 

Dafs  nun  aber  pustulata  nicht  im  Müglitztalgebiet  auftritt  und  um- 
gekehrt conspersa  nicht  im  östlichen  Granitgebiet,  kann  nicht  durch  die 
Beschaffenheit  der  Gesteine  erklärt  werden  — auf  Grund  dieser  könnte 
sowohl  conspersa  im  Loschwitzer  Höhenzug  als  auch  pustulata  bei  Weesen- 
stein und  Geising  Vorkommen  — sondern  ergibt  sich  aus  historischen 
Vorgängen.  Glomeris  conspersa  ist  in  Mitteldeutschland  eine  ausge- 
sprochen westliche  Form  und  tritt  nur  deshalb  westlich  der  Elbe  auf, 
weil  sie  von  Westen  gekommen  ist  und  für  ihre  weitere  Ausbreitung 
nicht  nur  im  Elbtal,  sondern  anscheinend  auch  im  Elbsandsteingebirge 
ein  Hemmnis  gefunden  hat.  Glomeris  pustulata  dagegen  ist  mehr  als 
südliche  Form  anzusprechen,  doch  kann  es  nicht  so  bestimmt  wie  bei  con- 
spersa gesagt  werden,  von  welcher  Dichtung  sie  gekommen  ist.  Wahr- 
scheinlich aber  ist  sie  entweder  von  Nordböhmen,  wo  ich  sie  ja  am 
Schreckenstein  nachgewiesen  habe,  dem  Elbtal  entlang  nach  Norden  vor- 
gerückt (und  dann  müfsten  wir  sie  im  Elbsandsteingebirge  wenigstens  an 
günstigen  Plätzen  der  Talrinne  noch  auffinden),  oder  sie  ist  durch  die 
Gebirge  des  westlichen  Sachsens  an  die  Elbe  gelangt. 

Wenn  ich  soeben  betont  habe,  dafs  für  die  Glomeris- Arten  bestimmte 
mechanische  Verhältnisse  der  Gesteine  viel  wichtiger  sind  als  deren 
chemische  Zusammensetzung,  so  darf  daraus  nicht  geschlossen  werden, 
dafs  die  letztere  für  alle  Diplopoden  geringe  Bedeutung  habe.  Es  gibt 
nämlich  auch  ausgesprochene  Kalktiere  und  als  solche  kommen  hier  in 
Betracht  die  kleinen  Glomeriden  Geoglomeris  und  Gervaisia.  Die  Geo- 
glomeris  habe  ich  überhaupt  nur  unter  Plänerplatten  gefunden.  Selbst 
da,  wo  dieselben  mit  Sandsteinstücken  vermischt  waren,  habe  ich  an 
letzteren  niemals  eine  Geoglomeris  gesehen.  Gervaisien  habe  ich  «an  so 
zahlreichen  Plätzen  in  Italien,  Österreich-Ungarn  und  Bosnien-Herzegowina 
immer  nur  auf  Kalkstein  beobachtet,  dafs  sie  als  ausgesprochene  Kalk- 
tiere gelten  können.  Dabei  sitzen  sie  jedoch  häufiger  in  dem  den  Kalk- 
steinen benachbarten  Humus  als  an  diesen  selbst.  Das  Fehlen  der 
Gervaisien  im  ostelbischen  Granitgebiet  und  im  Elbsandsteingebirge 
hängt  also  nicht  etwa  mit  einer  Herkunft  von  Westen  zusammen,  sondern 
entspricht  den  biologischen  Erfordernissen.  Diese  und  andere  kleine 
Glomeriden,  welche  zu  den  sefshaftesten  aller  existierenden 
Organismen  gehören,  betrachte  ich  als  Reste  einer  einst  reicher 
entfalteten,  uralten  Tiergruppe,  welche  nur  geringe  geo- 
graphische Verschiebungen  erfahren  und  die  Eiszeit  da  oder 
wenigstens  in  der  Nähe  derjenigen  Plätze  überdauert  hat,  an 
welchen  sie  sich  noch  heute  befindet, 


31 


In  Mitteleuropa  kennen  wir  Gervaisien  nur  südlich  der  Linie 
der  glazialen  nordischen  Geschiebe,  und  es  ist  gewifs  recht  interessant, 
dafs  ich  Geoglomeris  und  Gervaisia  bei  Dohna  gemeinsam  an  einer  Stelle 
nachweisen  konnte,  welche  sich  in  der  Nähe  der  nordischen  Ge- 
schiebegrenzlinie befindet.  Insofern  haben  wir  bei  diesen  Glomeriden 
des  unteren  Müglitztalgebietes  den  vereinten  Ausdruck  historischer 
und  biologischer  Verhältnisse.  Sehr  bemerkenswert  ist  es,  dafs  ich 
am  Geisingberg  eine  Gervaisia  costata  unter  einem  Basaltstück  auffand. 
Der  Basalt  ist  nicht  so  kalkarm  wie  das  Urgebirge.  Da  nun  ein  breites 
Stück  Gneisgebirge  den  Geisingberg  von  dem  unteren  Müglitzkalkgebiet 
trennt,  im  Granit-  und  Gneisgebiet  aber  nie  eine  Gervaisia  gesehen  worden 
ist,  so  möchte  ich  die  Gervaisien  des  Geisingberges  als  solche  ansehen, 
welche  die  Abnagung  der  an  den  oberen  Erzgebirgshängen  einst  vor- 
kommenden und  auch  jetzt  noch  in  einigen  Inseln  vorhandenen,  paläo- 
zoischen Kalkmassen  überdauert  haben. 

Glimmerschiefer  ist  für  Gervaisia  ein  Untergrund,  auf  dem  sie 
zwar  auch  nicht  gern  zu  leben  scheint,  aber  wenigstens  existieren  kann, 
denn  ich  habe  bei  Lindewiese  im  Altvatergebirge  in  einem  auf  Glimmer- 
schiefer stehenden  Buchenwald  vier  Stück  von  costata  erbeutet. 

Neben  solchen  absoluten  oder  fast  absoluten  Kalktieren  können 
Brachyiulus  und  Strongylosoma  als  relative  Kalktiere  angesprochen 
werden,  indem  sie  auf  den  kalkarmen  Gebieten  selbst  an  Plätzen,  die 
hinsichtlich  der  übrigen  Existenzverhältnisse  so  günstig  sind  wie  einige 
des  Loschwitzer  Granithöhenzuges,  ganz  auffallend  individuenärmer  er- 
scheinen als  an  Kalkplätzen  der  anderen  Talseite,  wie  Dohna,  Weesenstein, 
Lockwitz,  Niederwartha.  Trotzdem  diese  Brachyiulus  und  Strongylosoma 
südöstlicher  Herkunft  sind,  zeigen  sie  sich  im  westlichen  Elbgelände  reich- 
licher entwickelt. 

Bemerkenswert  ist  aber  auch  im  Hinblick  auf  den  Geisingberg  und 
die  Gegend  von  Aussig,  dafs  Brachyiulus  auf  Basalt  viel  besser  gedeiht 
als  auf  Urgestein. 

Dafs  Microiulus  nur  ostwärts  beobachtet  wurde,  entspricht  seiner 
nördlich-östlichen  Herkunft  vollkommen.  Ebenso  wurde  Ceratosoma  nur 
westlich  der  Elbe  nachgewiesen,  entsprechend  seiner  südwestlichen 
Herkunft. 

Dafs  ich  Polyzonium  auf  Granit  und  Sandstein  selten  fand,  hängt 
mit  der  Vorliebe  dieser  Gattung  für  kalkreichen  Boden  zusammen,  ohne 
dafs  dieselbe  an  das  Vorkommen  von  Gestein  gebunden  wäre,  wie  ihre 
weite  Ausbreitung  in  Nordostdeutschland  anzeigt. 

Leptoiulus  ciliatus  ist  insofern  merkwürdig,  als  er  innerhalb  Deutsch- 
lands die  kalkreichen  Gesteine  meidet,  in  Siebenbürgen  dagegen  in  Kalk- 
gebirgen häufig  vorkommt,  während  ich  ihn  in  der  Tatra  sowohl  in  dem 
Granit-  als  auch  Kalkgebiete  derselben  häufig  antraf.  Da  diese  ausge- 
sprochene Karpathenform  offenbar  von  Südosten  nach  Nordwesten  in  die 
Sudeten  sich  ausgebreitet  hat,  scheint  es,  dafs  sie  von  der  Granittatra  an 
ihre  alte  Vorliebe  für  Kalkgebiete  aufgegeben  hat,  ohne  dafs  damit  eine 
merkbare  Rassentrennung  zustande  gekommen  wäre. 

Die  tatsächliche  Ausbreitung  der  Diplopoden  im  Elbgebiet  erklärt 
sich  also  teilweise  aus  den  Ansprüchen  an  die  natürlichen  Existenz- 


32 


Verhältnisse,  teilweise  ist  sie  die  Folge  grofser  historischer  Vor- 
gänge. Aus  dem  speziellen  Teil  wird  man  ersehen  können,  in  welcher 
Weise  auch  bei  allenthalben  vorkommenden  Arten  sich  ein  Einflufs  der 
Formation  bemerklich  macht. 


IV.  Das  nordbölimisch- sächsische  Elbgaugebiet  im  Vergleich  mit 
andern  Teilen  Mitteleuropas. 

Hiermit  kehre  ich  zurück  zu  der  schon  einleitend  besprochenen 
Gliederung  der  mitteldeutschen  Provinz  in  mehrere  Gaue.  In  west- 
östlicher Richtung  zeigt  uns  Mitteleuropa  in  der  Diplopo den- Fauna  er- 
staunliche Gegensätze,  von  denen  ich  jetzt  nur  die  wichtigsten  hervorheben 
will,  soweit  sie  sich  nämlich  auf  Gattungen  und  Untergattungen  erstrecken: 


Westdeutschland: 


Ostdeutschland: 


1.  Gervaisia , 

2.  Polyzonium. 

3.  Mastig  ophorophyllon, 

4.  Heteroporatia , 

5.  Oncoiulus , 

6.  Brachyiulus, 

7.  Leptoiulus:  ciliatus-  Gruppe, 

8.  Microiidus. 


1.  Chordeuma, 

2 . Microchordeuma, 

3.  Macheiriophoron, 

4.  Craspedosoma  mit  Ausnahme  des 

Cr.  simile  und  transsilvanicmn , 

5.  Tachypodoiulus, 

6.  Cylindroiulus,  Gruppe 
Ypsiloniulus, 

7.  Leptoiidus  ohne  ciliatus- Gruppe, 

8.  Geoglomeris*). 

Diese  8 westlichen  Gruppen  fehlen  also  in  mehr  oder  weniger  aus- 
gedehntem Bereich  Ostdeutschlands,  während  umgekehrt  diese  8 östlichen 
Gruppen  mehr  oder  weniger  weit  in  Westdeutschland  fehlen,  und  zwar  kann 
jetzt  schon  so  viel  bestimmt  gesagt  werden,  dafs  alle  8 westlichen 
Gruppen  östlich  der  Elbe  völlig  fehlen,  während  die  8 östlichen 
Gruppen  westlich  des  Rheins  nicht  mehr  vorhanden  sind,  wobei 
aber  aufser  dem  linksrheinischen  Deutschland  an  Belgien  und  Nordfrank- 
reich zu  denken  ist  (nicht  Südfrankreich),  ferner  im  Osten  der  Elbe  an 
die  Gebiete  nördlich  der  Donau. 


Da  ich  hier  nur  Mitteldeutschland  besprechen  will,  habe  ich  be- 
sondere süddeutsch -alpine  Gruppen  aufser  Betracht  gelassen.  Die  ge- 
nannten 8 und  8 Gruppen  dienen  also  zur  Charakterisierung  des  we st- 
und ostdeutschen  x\littelgaues. 

Von  der  Art  und  Weise,  wie  die  ost-  und  westdeutschen  Formen  mit 
ihren  Arealen  in  der  Mitte  getrennt  bleiben  oder  sich  übereinander  schieben 
von  entgegengesetzten  Richtungen  aus,  hängt  die  Abgrenzung  eines  oder 
mehrerer  mittlerer  innnerdeutscher  Gaue  ab. 

Wollen  wir  eine  Hauptlinie  1.  Ordnung  als  Grenze  für  West-  und 
Ostdeutschland  und  zwar  zunächst  für  die  Länder  nördlich  der  Donau 
festsetzen,  so  kann  ich  nach  eingehender  Prüfung  bisher  bekannt  gewordener 
Tatsachen  die  folgende  ziehen: 


*)  Durch  neue  Forschungsreisen  habe  ich  Geoglomeris  inzwischen  für  den  schwä- 
bischen Jura  und  den  fränkischen  Muschelkalk  erwiesen. 


Im  Norden  zwischen  Elbe  und  Weser  beginnend  folgen  wir 
der  Wasserscheide  bis  zum  Harz,  gehen  von  diesem  zwischen  den 
Flufsgebieten  von  Elbe  und  Weser  weiter  zum  Thüringer  Wald 
und  dem  Fichtelgebirge  und  erreichen  der  Rednitz  und  Pegnitz 
entlangziehend  bei  Regensburg  die  Donau  an  der  Grenze  von 
Jura  und  Urgebirge. 

Diese  Linie  wird  von  Westen  her  nicht  überschritten  von  Ypsiloniulus , 
Macheiriopkoron  und  Craspedosoma  (ohne  simile  und  transsilvanicmri),  nur 
wenig  (nämlich  nach  den  jetzigen  Kenntnissen  bis  ins  Saalegebiet)  wird  sie 
überschritten  von  Chordeuma , Micro chordeuma  und  Tachypodoiulus , während 
Leptoiulus  alemannicus  noch  bis  in  den  Böhmerwald  gelangt  ist.  Umgekehrt 
wird  diese  Linie  von  Osten  her  nicht  überschritten  von  der  Familie  Mas - 
tigophorophyllidae,  von  Gervaisia , Strongylosoma , Microiulus  und  Poly- 
zonium  und  von  der  ciliatus-  Gruppe.  Da  nun  der  Lauf  des  Rheines  von 
Basel  an  ebenfalls  eine  wichtige  geographische  Linie  ist,  so  haben  wir  einen 
westlichen  mitteldeutschen  Mischungsgau 
zwischen  der  eben  beschriebenen  Hauptlinie  und  der  Rheinlinie.  Die  Haupt- 
linie kann  auch  kurz  als  Harz -Regensburger  Linie  bezeichnet  werden. 

Dafs  sie  innerhalb  Norddeutschlands  westlich  der  Elbe  verläuft,  ist 
durch  den  Bestand  der  Diplopoden -Fauna  der  Niederelbe  sichergestellt. 
Zwischen  dem  Fichtelgebirge  und  Regensburg  kann  südlich  der  Pegnitz 
die  Grenze  zwischen  Urgebirge  und  Kalkformationen  als  mafsgebend 
betrachtet  werden.  Am  unsichersten  bleibt  vorläufig  noch  die  Strecke 
zwischen  Braunschweig  und  dem  Fichtelgebirge,  weil  die  Fauna  des  west- 
lichen Sachsens  noch  ganz  unbekannt  ist. 

Einen  östlichen  mitteldeutschen  Mischungsgau  erhalten  wir 
zwischen  der  Elbe  und  dem  Elbsandsteingebirge  im  Osten  und  der  Harz- 
Regensburger  Linie  im  Westen.  Auf  diesen  östlichen  Mischungsgau  führen 
mich  insbesondere  meine  vorliegenden  nordböhmisch -sächsischen  Unter- 
suchungen. Sie  liefern  mir  im  Verein  mit  dem,  was  aus  Thüringen, 
Böhmer wald  und  Schlesien  bekannt  geworden  ist,  folgende  Charakteristik: 


Ostdeutscher  Mittelgau: 

1.  Glomeris  fagivora , 

2.  Gervaisia , 

3.  Scotherpes  mamillatum , 

4.  Polydesmus  constrictus , 

5.  Mastig ophorophyllon  saxoni- 

cum, 

6.  Heteroporatia  vihorlaticum 

albiae , 

7.  Orohainosoma  fiavescens , 

8.  Cylindroiulus  luridus, 

9.  — occultus, 

10.  Brachymlus  unilineatus, 

11.  Leptoiulus  ciliatus , 

12.  — ciliatus  bükkensis. 


Östlicher  mitteldeutscher 
Mischungsgau: 

1.  Glomeris  conspersa, 

2.  — marginata , 

3.  Geoglomeris , 

4.  Chordeuma  silvestre , 

5.  Micro  chordeuma  voigti*), 

6.  Craspedosomn  alemannicum 

bavaricum, 

7.  — alemannicum  brevilobatum , 

8.  Tachypodoiulus  albip es, 

9.  Leptoiulus  belgicus , 

10.  Orobainosoma  germanicum, 

11.  — pinivagum , 

12.  Ceratosoma  karoli  germanicum , 

13.  Leptoiulus  alemannicus. 


*)  Eine  Mitteilung  über  das  Vorkommen  von  Chordeuma  und  Micro  chordeuma 
voigti  im  Saaletal  verdanke  ich  Herrn  Wernitz  sch  in  Jena. 


34 


Wahrscheinlich  mufs  von  diesen  beiden  Gauen  noch  ein  dritter  südöst- 
lich-mitteldeutscher getrennt  werden,  für  welchen  als  Charaktertiere  Nr.  10 
bis  13  rechts  gelten  können,  etwa  als  markomannischer  zu  bezeichnen. 
Er  würde  den  Böhmerwald,  die  südwestlichen  Teile  Böhmens  und  die 
nördlichen  Oberösterreichs  umfassen  und  sich  im  wesentlichen  auf  die  in 
diesen  Gebieten  verbreitete  Urgebirgsmasse  beziehen.  Endlich  ist  es 
möglich,  dafs  wir  für  einen  grofsen  Teil  Mährens*)  und  den  Norden  Nieder- 
österreichs einen  vierten  Gau  aufzustellen  haben,  was  sich  aber  erst  dann 
entscheiden  läfst,  wenn  in  diesen  Gebieten  genauere  Untersuchungen  durch- 
geführt werden.  Vorläufig  handelt  es  sich  darum,  festzustellen,  dafs  wir 
überhaupt  in  Mitteleuropa  eine  ganze  Reihe  origineller  Tier- 
gebiete unterscheiden  können,  analog  den  für  die  ganze  Erde  auf- 
gestellten Regionen  und  Subregionen.  Wie  diese  einzelnen  Tiergebiete  genau 
abzugrenzen  sind,  und  wie  weit  wir  in  der  Gliederung  solcher  Gebiete 
gehen  können,  hängt  von  der  fortgesetzten  Vervollkommnung  unserer 
Kenntnisse  ab,  und  an  ihr  werden  noch  viele  Arbeiten  und  Arbeiter  mitzu- 
wirken haben. 

In  einem  andern  Aufsatz  wird  die  zoogeographische  Gliederung  Mittel- 
europas eingehender  behandelt;  hinsichtlich  der  drei  obengenannten 
Provinzen  Nord-,  Mittel-  und  Süddeutschland  will  ich  aber  wenig- 
stens an  der  Hand  der  Ascospermophora  Folgendes  als  inhaltliche 
F ormen  - Charakteristik  feststellen : 

A.  Norddeutschland  ist  das  an  Ascospermophoren  auffallend 
arme  Gebiet,  über  welches  sich  nur  einige  Rassen  des  Craspe- 
dosoma  simile  Verh.  ausgebreitet  haben,  während  östlich  der 
Oder  an  einigen  Punkten  auch  noch  Heteroporatia , wahrschein- 
lich vihorlaticum  beobachtet  worden  ist. 

B.  Mitteldeutschland  ist  viel  reicher  mit  Ascospermophoren 
besiedelt  und  nenne  ich  die  Gattungen  Orthochordeuma , Micro- 
chordeuma,  Chordeuma,  Orobainosoma , Ceratosoma , Craspedo- 
soma , Macheiriophoron , Heteroporatia , Mastig ophorophyllon. 

C.  Süddeutschland  wird  von  Orthochordeuma  und  Mastigo- 
phorophyllon  nicht  erreicht,  hat  sonst  die  vorigen  Gattungen 
mit  Mitteldeutschland  gemeinsam  und  ist  besonders  charakterisiert 
durch  folgende  süddeutsch-alpine  Gattungen : Orthochordeumella , 
Trimerophoron , Prionosoma , Orotrechosoma  und  Rhiscosoma. 


V.  Besondere  Mitteilungen  über  die  Diplopoden- Fauna  von  Nord- 

böhmen  und  Sachsen. 

1.  Polyxenus  lagurus  aut. 

Dieser  einzige  Vertreter  der  Pselaphognatha  ist  besonders  unter 
Rinden  zu  Hause,  unter  diesen  aber  in  Sachsen  von  mir  nie  beobachtet, 
allerdings  auch  nur  wenig  von  mir  gesucht  worden,  weil  ich  von  vorn- 
herein den  Rindentieren  als  den  am  weitesten  verbreiteten  weniger  Be- 
obachtung geschenkt  habe. 


*)  Vier  östlich-mitteldeutsche  Gaue  können  wir  also  bezeichnen  als  Thüringer  Gau, 
Sudeten-Gau,  markomannischen  Gau  und  mährischen  Gau. 


35 


25.  Juli  in  der  Moosleite  eine  Larve  mit  8 Beinpaaren  unter  Stein. 
Am  Geisingberg  fand  ich  am  12.  September  9 Erwachsene  unter  Basalt- 
stücken, davon  7 unter  einem  Ahorn,  2 unter  einer  Eberesche. 

2.  Glomeris  pustulata  Latreille  var.  proximata-  C.  Koch. 

Nachdem  ich  in  Sachsen  bereits  einige  Exkursionen  unternommen 
hatte,  ohne  eine  Glomeris  zu  Gesicht  bekommen  zu  haben,  begegnete  mir 
am  13.  Juni  1906  die  erste  pustulata , welche  in  Sachsen  wohl  je  gesehen 
und  erkannt  worden  ist,  nach  mehreren  vorangegangenen  Begentagen  in 
dem  kleinen  Hohlweg,  welcher  oberhalb  Wachwitz  bei  „Königs  Weinberg“ 
ins  Tal  führt  unter  einem  Granitstück.  Bald  gelang  es  mir  dann  diese 
schöne  Glomeris  als  eine  häufige  Bürgerin  des  Loschwitz-Pillnitzer  Granit- 
Höhenzuges  festzustellen,  die  aber  immer  nur  da  vorkommt,  wo  sich  fol- 
gende Bedingungen  erfüllt  finden: 

1.  zerstreute  Gesteinsbrocken, 

2.  reichliches  Licht  und  Wärme, 

3.  eine  gewisse  Feuchtigkeit. 

Man  wird  das  Tier  nach  Regenwetter  also  am  ehesten  auffinden  können, 
in  einer  Trockenperiode  meist  umsonst  suchen.  Die  grofse  Mehrzahl 
meiner  Objekte  stammt  aus  der  Moosleite,  vom  Staffelstein  und  dem 
Berghang  oberhalb  Niederpoyritz. 

7.  Juli  am  2.  Tage  nach  Regen:  42  cf  un  d 37  9,  eine  Larve  mit  3-f-8  Ter- 
giten.  Die  Tiere  haben  hellgelbe  bis  gelblichweifse  Flecke  und  zeigen 
gröfstenteils  die  proximata- Färbung,  bei  einzelnen  ist  aber  auch  das 
11.  Tergit  gefleckt,  während  sich  einige  finden,  bei  denen  das  10.  und 
seltener  auch  das  9.  Tergit  ungefleckt  sind. 

9.  Juli  bei  Regen  10  cf,  5 9,  eine  Larve  mit  3-}- 9 und  eine  mit 
3 + 8 Tergiten. 

14.  Juli  sammelte  ich  bei  feuchter  Witterung  nach  langer  Regenperiode 
20  Stück,  deren  11.  und  12.  Tergit  ungefleckt  sind. 

25.  Juli  6+,  5 9,  5 Larven  und  ältere  Unreife. 

5.  August  wieder  20  Stück , deren  10.  Tergit  meist  recht  deutlich 
gefleckt  ist;  das  kleinste  Stück  eine  Larve  von  43/4  mm  mit  3 + 9 Ter- 
giten. 

5.  November  sammelte  ich  in  einer  Waldschlucht  1 cf,  9 9 meist  an 
einer  umgestürzten,  morschen  grofsen  Weide,  in  deren  Nachbarschaft  Granit- 
geröll lag.  Modernde  Bäume  vermögen  die  pustulata  von  ihren  Geröll - 
lieblingsplätzen  durch  die  massige  und  erwünschte  Nahrung  zeitweise  ganz 
fortzulocken,  wie  mir  auch  im  Böhmerwald  eine  morsche  Buche  bewies,  in 
der  ich  eine  Gesellschaft  von  über  100  Stück  aufheben  konnte. 

6.  Oktober  unter  zahlreichen  Stücken  verschiedenen  Alters  nur  eine 
Larve  mit  3 + 9 Tergiten.  Die  jüngeren,  also  epimorphotischen  Individuen 
und  die  älteren  Larven  haben  im  allgemeinen  gröfsere,  aber  blässere  Flecke 
als  die  Erwachsenen,  doch  ist  bei  ihnen  auch  das  schwarze  Pigment  noch 
weniger  ausgeprägt  und  namentlich  an  den  Seiten  der  hinteren  Tergiten 
treten  quere  helle  Felder  auf.  Die  Flecke  des  Präanalschildes  sind  variabel, 
meist  rund  und  vom  Hinterrande  entfernt,  bisweilen  aber  auch  länglich 
und  bis  zu  diesem  ausgedehnt. 


36 


7.  Oktober  1 cf,  1 2. 

17.  Oktober  unter  Eilbus  zwischen  Geröll  4 cf , 4 2. 

19.  Oktober  2 cf , 5 2. 

9.  Oktober  fand  ich  bei  Niederwartha  unter  Salix  -Borke  das  einzige 
Stück,  welches  ich  linkselbisch  gesehen  habe,  ein  cf  von  9x/2  mm. 

Bei  allen  in  Sachsen  beobachteten  pustulata- Männchen  fand  ich  die 
Telopoden  vollkommen  hell,  gelblich,  ohne  schwarzes  Pigment, 
ein  Merkmal,  welches  offenbar  charakteristischer  für  die  var.  proximata  ist 
als  die  Flecke  des  10.  Tergit.  Bei  württembergis chen  pustulata  fand 
ich  die  Bänder  der  Telopodenglieder  geschwärzt,  während  bei  Süd- 
tirolern die  ganzen  Telopoden  geschwärzt  sind. 

Brustschildfurchen  1 -j- 2 oder  1 + 3 oder(l)+2,  d.h.  die  durchlaufende 
Furche  ist  bisweilen  ein  Stück  unterbrochen. 

Die  Weibchen  erreichen  meist  12  — 13,  seltener  14  mm  Länge,  während 
ich  unter  den  zahlreichen  Männchen  immer  9 — 11  mm  gemessen  habe. 

Die  Geröllmassen,  welche  der  pustulata  besonders  Zusagen,  befinden  sich 
an  den  Abhängen  der  nach  der  Elbe  herunterfallenden  Höhen  meist  in  der 
Nähe  des  Waldrandes  oberhalb  der  Hang-Kulturen  und  sind  offenbar  teil- 
weise im  Laufe  der  Zeiten  bei  der  Bestellung  dieser  von  fleifsigen  Händen  aus- 
gelesen und  zusammengehäuft  worden.  Sie  sind  also  besonders  in  der  Nähe 
von  Einschnitten  begünstigt,  wenn  sie  sich  zugleich  neben  Wald  oder 
wenigstens  Buschwerk  befinden,  so  dafs  zwischen  ihnen  Zweiglein  oder  Blätter 
vermodern  und  hier  und  da  sich  dunkler  Humus  ansammelt.  Man  findet  bei 
feuchter  Witterung  die  Tiere  aber  auch  an  Granitstücken  sitzend,  welche 
sich  nicht  gleich  neben  vegetabilischer  Nahrung  befinden,  und  in  einem 
Geröll,  durch  dessen  Lücken  sie  von  diffusem  Licht  erreicht  werden 
können.  An  solchen  Stellen  geniefsen  sie  einerseits  Licht  und  Wärme, 
andererseits  finden  sich  dort  die  entwickelten  Geschlechter.  Dafs  ich 
pustulata  an  feuchten  Felsen  in  Südtirol  zahlreich  frei  im  Sonnenschein 
habe  wandern  sehen,  berichtete  ich  schon  vor  Jahren. 

3.  Glomeris  conspersa  C.  Koch  ( genuina ). 

Die  sächsischen  Funde  gehören  fast  alle  dem  Müglitztalgebiet  an. 

2 cf , 8 2 sammelte  ich  am  14.  Oktober  bei  Weesenstein  unter  Laub 
und  im  lehmigen  Humus  im  Walde  unter  vorragenden  silurischen  Fels- 
partien. 

8.  September  am  Geisingberg,  Waldrand  der  Basaltkuppe  unter  Laub, 
Genist  und  Basaltstücken  4 cf,  15  2 und  Junge.  12.  September  daselbst: 

5 cf,  11 — 14 V2  mm  lang  18  2,  13— 17x/s  mm  lang 

10Ä6V,-10V,  „ „ 5j.?,67-U72  - . 

eine  Larve  mit  3+9  Tergiten. 

Brustschild  ohne  durchlaufende  Furche,  der  schwarze  Mittelfleck  ver- 
schmilzt niemals  zu  einer  Querbinde,  sondern  steht  der  Sprenkelung  gegen- 
über deutlich  abgesetzt,  meist  vom  Hinterrande  entfernt  bleibend.  Bei 
manchen  Stücken  (namentlich  Männchen)  finden  sich  Ansätze  zu  seitlichen 
unregelmäfsigen  schwarzen  Fleckenreihen.  Der  schwarze  Präanalschild- 
fleck ist  besonders  bei  jüngeren  Stücken  deutlich  abgesetzt.  Die  grofse 


37 


Mehrzahl  gehört  zur  var.  marmorata  C.  K„  während  ein  cT  vom  Geisingberg 
als  der  var.  grisea  Verh.  zugehörig  zu  betrachten  ist. 

Tharandt,  im  Laubwald  auf  Porphyr  1 9,  18 x/2  mm  lang,  reichlich 
dunkelgesprenkelt,  das  gröfste  Stück,  welches  ich  im  Gebiete  gesehen  habe. 
Weesenstein,  6.  September  5 cf  von  84/5 — 13  V2  mm« 

2 Larven  mit  3 -)-  9 Tergiten,  9 9 und  j.  9 von  7 — 15  2/3  mm. 

Bei  diesen  Individuen  ist  die  Sprenkelung  weniger  dicht,  aber  an 
den  Seitenlappen  der  Medialsegmente  stehen  auffallende  dunkle  Schrägstriche. 
1Ä  19  von  Weesenstein  sind  dagegen  reichlicher  gesprenkelt  und  lassen 
keine  dunklen  Schrägstriche  hervortreten. 

Hemianamorphose*):  Am  8.  und  12.  September  am  Geisingberg: 

Eine  Larve  von  21/s  mm  mit  3 — 6 Tergiten,  ganz  unpigmentiert. 

Eine  Larve  von  21/2  mm  mit  3 7 Tergiten  mit  einer  Medianreihe 
schwarzer  Flecke  und  seitlich  schwacher,  spärlicher  brauner  Sprenkelung. 

Eine  Larve  von  4 mm  mit  3 + 8 Tergiten,  die  Sprenkelung  viel 
deutlicher. 

Eine  Larve  von  4x/2  mm  mit  3 + 9 Tergiten,  kräftige  Sprenkelung. 

Ein  j,  9 von  6x/2  mm  3 + 10  Tergiten. 

Diese  Larven  mit  9,  10  und  11  Tergiten  können  wir  gleichzeitig  als 
Larve  II,  III  und  IV  unter  den  Larven  überhaupt,  als  1.,  2.  und  3.  aber 
der  Freilebenden  bezeichnen.  Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  die 
Larve  II  mit  9 (3  + 6)  Tergiten  hinsichtlich  ihres  Brustschildes,  indem  sich 
an  diesem  noch  kein  Schisma  in  den  Seitenteilen  vorfindet,  vielmehr  eine 
ziemlich  kurze,  ganz  vom  Seitenrand  getrennte,  ein  gut  Stück  nach 
innen  gerückte  Längs  rippe.  In  einem  späteren  Aufsatz  werde  ich  auf 
diese  Larven  näher  eingehen. 

4.  G-lomeris  hexasticha  marcomannia  Verhoeff. 

5.  Glomeris  hexasticha  havarica  Verh.  var.  schrechensteinensisYe rh. 

Vgl.  den  4.  (24.)  Aufsatz  über  Diplopoden:  Zur  Kenntnis  der  Glome- 
riden  usw.  Berlin  1906,  Archiv  f.  Nat.  72.  S.,  1.  Bd.,  2.  Hft.,  S.  107  — 226. 

Die  zahlreichen  sächsischen  hexasticha- Individuen  waren  ein  wert- 
voller Beitrag  zur  weiteren  Klärung  des  Verhältnisses  dieser  beiden  Rassen 
und  zeigten  mir,  dafs  wir  es  trotz  übereinstimmender  Telopoden  mit  durch- 
gehends  gut  unterschiedenen  Formen  zu  tun  haben.  Zugleich  ergab  sich, 
dafs  die  Form  holeti  nicht  als  eigene  Rasse  geführt  werden  kann,  sondern 
nur  abweichende  Individuen  der  marcomannia- Rasse  vorstellt.  Das  be- 
merkenswerteste Unterscheidungsmerkmal  der  Rassen  marcomannia  und 
havarica , nämlich  die  verschiedene  Zeichnung  des  Präanalschildes,  liefs 
mich  niemals  in  Zweifel  kommen: 


*)  Die  Hemianamorphose  wurde  1905  von  mir  begründet  in  den  Zoolog.  Jahr- 
büchern, Suppl.  VIII,  Festschrift  für  K.  Möbius:  Ueber  die  Entwicklungsstufen  der 
Steinläufer,  Lithobiiden,  und  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Chilopoden,  S.  195 — 298, 
dazu  3 Tafeln.  (Vergl.  insbesondere  S.  205!)  — 1906  im  Archiv  für  Naturgesch.,  S.  107 
bis  226,  über  Diplopoden  24.  Aufsatz,  zur  Kenntnis  der  Glomeriden,  habe  ich  den 
Nachweis  geführt,  dafs  die  Hemianamorphose  auch  für  diese  Diplopoden  Gültigkeit 
hat.  S.  199  findet  man  die  Definitionen  für  Status  antecedens,  Pseudomaturus 
und  Maturus  junior  et  senior. 


38 


hexasticha  marcomannia  Verh. 

(nebst  var.  boleti ) 

Die  schwarze  Zeichnung  des 
Präanalschildes  ist  pilzförmig,  also 
vorn  stark  ausgebreitet,  in  der  Mitte 
stielartig  verschmälert  und  hinten 
bis  zum  Hinterrand  ausgedehnt, 
dabei  an  ihm  mehr  oder  weniger 
verbreitert,  die  Mediane  ist  also  voll- 
kommen verdunkelt. 

Helle  Fleckenreihe IV  gewöhnlich 
vollständig  fehlend,  seltener  vorhan- 
den und  schmal  (var.  boleti  Ye rh.)  und 
dann  am  Präanalschild  auch  fehlend. 

ßrustschildseiten  wie  bei  bava- 
rica , aber  die  dunklen,  dreieckigen 
Zipfel  springen  weiter  gegen  die  hel- 
len Seitengebiete  vor. 

Die  Individuen  der  hexasticha  bavarica,  welche  ich  in  Sachsen  ge- 
funden habe,  gehören  alle,  ebenso  wie  die  nordböhmischen,  zur  var.  schrecken- 
steinensis.  Die  andern  bavarica  -Varietäten  besitzen  nicht  alle  die  hier 
beschriebene  Präanalschild -Zeichnung,  worauf  ich  aber  erst  in  einer  be- 
sonderen Glomeris-  Arbeit  zurückkommen  kann. 

a)  hexasticha  bavarica  var.  schreckensteinensis  Verh. 

(Vgl.  S.  91  im  XVIII.  Aufsatz  der  Beiträge,  wo  hexasticha  von  Aussig 
für  beide  Seiten  der  Elbe  angegeben  ist.) 

11.  September  Dohna  im  Plänersteinbruch  5 cf , 2 2,  davon  1 cf  ohne 
die  helle  Fleckenreihe  IV.  (var.)  17.  Juli  bei  Kreischa  in  einem  Walde  auf 
Gneis  1 9. 

14.  Oktober  bei  Weesenstein  unter  Laub  1 cf , 1 j.  cf  und  ein  besonders 
helles  $. 

Die  Hauptmasse  habe  ich  wieder  in  den  benachbart  gelegenen  Ge- 
bieten von  Niederpoyritz,  Moosleite  und  Staffelstein  gesammelt,  deren 
Beschaffenheit  bei  pustulata  besprochen  wurde: 

7.  Juli  nach  Regen  1 cf , 1 2. 

9.  Juli  bei  Regen  1 cf. 

15.  Juli  1 j.  cf. 

5.  August  3 2,  1 j.  cf,  1 Larve  mit  3 + 9 Tergiten. 

6.  Oktober  2 2,  1 j.  2,  2 j.  cf,  7.  Oktober  3 2 und  eine  Larve  3 + 9 
Tergiten. 

28.  Oktober  2 2.  3.  November  in  Granitgeröll  mit  Spartium  und  Rubus 
9 cf  von  6Y2 — mm,  20  2 von  7 — 15 1/2  mm. 

2 j.  von  5y2  mm  mit  3 + 9 (10)  Tergiten. 

b)  hexasticha  marcomannia  Verh. 

Aus  Nordböhmen  nicht  bekannt  geworden. 

Im  Juli  und  August  bei  Niederpoyritz  1 cf,  5 2,  2 j. 

5.  Oktober  1 cf , 1 2 mit  Andeutung  medianer  Aufhellung  1 2 Rufino. 


hexasticha  bavarica  Verh. 
var.  schreckensteinensis. 

Die  schwarze  Zeichnung  des 
Präanalschildes  ist  weniger  ausge- 
dehnt und  nicht  pilzförmig,  sie  reicht 
nach  hinten  bis  zur  Mitte  oder  noch 
etwas  darüber  hinaus,  bleibt  aber  stets 
weit  vom  Hinterrand  getrennt. 
Hinten  ragen  zwei  durch  einen 
spitzen  Einschnitt  getrennte,  dunkle 
Zipfel  ins  Helle,  so  dafs  also  auch 
die  Mediane  hinten  ganz  aufgehellt 
ist. 

Helle  Fleckenreihe  IV  stets  aus 
deutlichen,  mehr  oder  weniger  breiten 
Flecken  bestehend. 


39 


3.  November  daselbst  20  2,  21  cf  und  1 j 5]/3  mm  mit  3 + 9 (10) 
Tergiten,  2 Larven  mit  3+9  Tergiten,  32/3— 42/3  mm. 

17.  Juli  bei  Kreischa  in  einem  Walde  auf  Gneis  1 + überführend  zur 
var.  boleti,  Weesenstein,  6.  September  drei  Larven  mit  3 + 9 Tergiten, 
4l/a  mm.  11.  November  Dohna  im  Plänersteinbruch  2 cf,  3 2;  von  diesen 
ein  cf  ohne  Reihe  IV.,  die  andern  mit  sehr  schwacher  Andeutung  derselben, 
die  3,2  mit  sehr  schmalen  Streifen  IV,  also  überleitend  zu  var.  boleti. 

Es  verdient  noch  besonders  ausgesprochen  zu  werden,  dafs  die  Prä- 
analschildunterschiede deutlich  sind  auch  bei  denjenigen  Stücken, 
welche  hinsichtlich  der  Fleckenreihe  IV  zu  Zweifeln  Anlafs  geben  können, 
desgleichen  deutlich  schon  bei  den  älteren  Larven. 

Vermifst  habe  ich  beide  hexasticha-Ra,ssen  im  Rödertal,  im  Elbsand- 
steingebirge, im  Schonergrund  und  am  Geisingberg. 

6.  Glomeris  connexa  alpina  Latzei. 

Nach  den  bisher  bekannt  gewordenen  Vorkommnissen  dieser  Art  halte 
ich  sie  für  einen  Eiszeitrelikten,  den  wir  einerseits  über  ein  ver- 
hältlich  weites  Gebiet  zerstreut  finden,  andererseits  an  Stellen,  welche 
entweder  durch  ihre  hohe  Lage  noch  heute  ein  kühles  Gebirgsklima  be- 
sitzen oder  wie  das  tief  eingeschnittene  Annental  bei  Eisenach  lokal  be- 
sonders begünstigt  sind.  Da  ich  die  alpina  aus  dem  Böhmerwald, 
Thüringen,  Württemberg,  Baden  und  Oberbayern  einerseits,  Karpathen  und 
Tatra  andererseits  nachgewiesen  habe,  halte  ich  ihr  Vorkommen  im  Erz- 
gebirge für  so  wahrscheinlich,  dafs  ich  sie  hier  aufgeführt  habe,  obwohl 
ich  sie  in  Sachsen  noch  nicht  zu  Gesicht  bekam. 

7.  Geoglomeris  subterranea  Verhoeff  n.  g.,  n.  sp. 

Die  Entdeckung  dieses  überaus  merkwürdigen  Diplopoden  im  Pläner- 
gebiet  von  Dohna  kann  wohl  als  der  überraschendste  meiner  sächsischen 
Funde  bezeichnet  werden,  zugleich  als  einer  der  auffallendsten  in  Deutschland 
überhaupt.  Am  9.  Juni  1908  fand  ich  das  erste  Stück  unter  einer  grofsen 
Plänerkalkplatte  und  nahm  es  mit  in  dem  Glauben,  eine  recht  junge 
Glomeris-L&YYe  gefunden  zu  haben.  Die  eigentümliche,  im  Leben  etwas 
trübweifse  Farbe  und  der  Umstand,  dafs  ich  in  dem  betr.  Pläner-Laubwald 
niemals  eine  Glomeris  zu  Gesicht  bekommen,  machten  mich  stutzig. 

Am  12.  Juni  wurde  mein  erneutes  Forschen  durch  sieben  Stück 
belohnt,  welche  alle  sich  an  etwas  tief  gelegenen  Waldstellen  befanden, 
davon  fünf  wieder  unter  grofsen  Kalkplatten,  zwei  zwischen  solchen  in 
dunkler  Erde. 

Die  Tiere  erinnern  etwas  an  grofse  Schneckeneier,  sind  aber  trüber 
weifs  und  etwas  der  Gesteinsfarbe  angepafst.  Während  meines  Sammelns 
tropfte  der  Wald  vom  unmittelbar  vorangegangenen  Gewitterregen  und 
bald  folgte  ein  zweiter.  Zwei  Stück  fand  ich  wieder  unter  Kalkplatten 
am  11.  Juli,  wo  die  gesteigerte  Sonnenwärme  offenbar  schon  auf  das 
Zurückdrängen  der  Tiere  von  Einflufs  gewesen  war.  Eins  derselben  liefs 
einen  grünlichgelben  Darm  durchschimmern.  Am  11.  September  konnte 
ich  in  demselben  Walde  bei  Dohna  trotz  angestrengten  Suchens  kein 
Stück  mehr  auftreiben,  nur  in  einem  benachbarten  Steinbruch  fand  ich 
eins  unter  einer  Plänerplatte,  nahe  an  einem  Gebüsch  und  zwar  in  Ge- 


40 


Seilschaft  einer  Myrmica- Kolonie.  Es  ist  jedenfalls  beachtenswert,  dafs 
das  einzige  Stück,  welches  ich  überhaupt  aufserhalb  des  Waldes  aufge- 
spürt habe,  sich  in  Gesellschaft  von  Ameisen  befand,  während  alle  im 
Walde  vorkommenden  sich  aufserhalb  jeglicher  Ameisen  hielten.  Sep- 
tember 1908  in  Nr.  12  des  zoologischen  Anzeigers,  Seite  415  habe  ich  für 
diese  Glomeride  folgende  vorläufige  Beschreibung  gegeben: 

Gatt.  Geoglomeris  n.  g. 

„Rumpf  wie  bei  Glomeris  aus  14  Segmenten  bestehend,  also  mit 
13  Tergiten  (3  + 10),  2 mit  17  Beinpaaren,  + unbekannt.  Mundteile 
denen  von  Gervaisia  sehr  ähnlich.  Kopf  völlig  ohne  Ocellen.  6.  An- 
tennenglied verdickt,  so  lang  wie  das  zweite  und  dritte  zusammen,  das 
7.  Glied  auffallend  grofs,  etwa  2/5  der  Länge  des  sechsten  erreichend. 
Schläfenorgan  ungewöhnlich  stark  entwickelt,  bis  an  die  Aufsen- 
wand  der  Kopfkapsel  ausgedehnt,  länglich  in  der  Querrichtung  und  in 
dieser  reichlich  iya  mal  so  lang  wie  der  Durchmesser  der  Antennen- 
Gelenkgruben.  Der  Raum  zwischen  den  Antennengruben  ist  noch  nicht 
so  breit  wie  jede  derselben.  Die  Kopfkapsel  springt  aufsen  vor  dem 
Schläfenorgan  etwas  eckig  vor,  und  ein  abgerundeter  Vorsprung  findet 
sich  aufsen  neben  dem  Clypeus-Seiteneinschnitt.  Hyposchismalfeld  schmal 
wie  bei  Glomeris , das  am  Seitenrande  unten  gelegene  Schisma  ist  (ähnlich 
Xesto glomeris)  wenig  abgehoben  in  der  Seitenansicht  und  liegt  etwas  vor 
der  abgerundeten  Hinterecke.  Tergite  reichlich  mit  kurzen  Tastborsten 
bekleidet.  Körper  ohne  Hautpigment.  Präanalschild  des  2 ohne  besondere 
Auszeichnung. 

Geoglomeris  subterranea  n.  sp.  Körper  272 — 24/5  mm  lang,  gelblichweifs 
bis  weifs,  der  dunkle  Darm  durchschimmernd.  Collum  mit  zwei  durch- 
laufenden Querfurchen.  Brustschild  mit  einer  durchgehenden  Randfurche 
und  drei  eigentlichen  durchlaufenden  Furchen,  zwei  abgekürzten  aufser- 
dem,  die  eine  vor,  die  andere  hinter  jenen.  An  den  Seitenlappen  der 
Medialsegmenttergite  zwei  nach  aufsen  divergierende  Furchen,  welche  am 
Präanaltergit  vor  dem  Hinterrand  abbiegen  und  ihn  begleiten.  Die  feine 
Beborstung  ist  auf  allen  Tergiten  reichlich  entwickelt,  auch  am  Kopf  und 
Collum.  Die  querovalen  bräunlichen  Vulven  des  2 mit  1 + 3 ziemlich 
langen  Tastborsten  und  einer  Gruppe  Drüsenporen  hinter  denselben. 

Myrmecomeris  unterscheidet  sich  durch  die  starke  Entwicklung  der 
Hyposchismalfelder  von  allen  andern  Gattungen  der  Glomerinae  auffallend 
genug.  Geoglomeris  nähert  sich  am  meisten  Glomeridella,  unterscheidet 
sich  aber  von  dieser  Gattung  durch  den  pigmentlosen,  blinden  Körper, 
das  wohl  ausgebildete  12.  Rumpfsegment,  die  sehr  grofsen  Schläfenorgane, 
die  stark  genäherten  Antennen  und  die  Vorsprünge  an  den  Seiten  der 
Kopfkapsel.  Durch  die  Telopodenzangen  und  die  Verkümmerung  des 
12.  Rumpfsegmentes  bietet  auch  Myrmecomeris  eine  beachtenswerte  An- 
näherung an  Glomeridella , doch  ist  zu  berücksichtigen,  dafs  das  12.  Tergit 
bei  letzterer  Gattung  keineswegs  fehlt,  sondern  nur  im  Mittelteil  abge- 
schwächt ist.“ 

Die  11  von  mir  aufgefundenen  Geoglomeris  sind  erwachsene  Weibchen, 
Männchen  scheinen  hier  ebenso  zu  fehlen  wie  bei  Gervaisia  costata.  Eine 
genauere  Beschreibung  nebst  Abbildungen  erscheint  1910  in  dem  11. — 15. 
(31. — 35.)  Aufsatz  über  Diplopoden,  Halle  in  den  Nova  Acta. 


41 


Inzwischen  entdeckte  ich  die  Glomeris  subterranea  in  wenigen  weib- 
lichen Stücken  auch  im  schwäbischen  Jura  bei  Neuffen  und  auf  Muschel- 
kalk bei  Hall. 

8.  Gervaisia  costata  Latzei  und  Verhoeff. 

(Vergl.  Über  Diplopoden  den  5.  (25.)  Aufsatz,  zur  Kenntnis  der  Gattung 
Gervaisia.  Zoologischer  Anzeiger  1906,  Nr.  24,  S.  790  — 822,  und  den 
9.  (29.)  Aufsatz  daselbst  1908,  Nr.  18,  S.  521  — 536). 

Im  Laubwald  bei  Dohna  auf  Pläner  11.  Juli  ein  Stück  unter  Stein- 
platte, zwei  im  Humus  eingewühlt,  alle  in  einer  Mulde,  welche  teils 
Fagus- Laub  enthielt,  teils  Epheu,  11.  September  daselbst  im  Humus 
7 Stück  und  zwar  6 2 von  4 — 4J/3  mm  Länge  und  1 j.  2.  6.  September 
bei  Weesenstein  auf  Silur  unter  Laub  in  einem  namentlich  Eichen  ent- 
haltenden Laubwald  1 2.  Ein  unter  Basalt  des  Geisingberg  am  12.  Sep- 
tember gefundenes  Stück  wurde  schon  oben  erwähnt.  Ich  sammelte  es 
also  bei  etwa  720  m Höhe  bei  nasser  Witterung,  indem  der  vorhergehende 
Tag  ein  Regentag  gewesen  und  auch  am  12.  bei  kühler  Luft  zeitweise 
klatschende  Regenschauer  das  Erzgebirge  durchtobten. 

9.  Strongylosoma  pallipes  Latzei. 

Eine  der  individuenreichsten  Arten  des  Gebietes,  in  Böhmen  und 
Sachsen  häufig  und  von  den  Tälern  bis  in  die  höheren  Gebirgslagen  ver- 
breitet, am  häufigsten  aber  an  kalkreichen,  feuchten  Plätzen. 

Man  kann  drei  Farben  Varietäten  unterscheiden,  welche  aber  nicht 
lokalisiert  sind  und  auch  so  allmählich  ineinander  übergehen,  dafs  ich  sie 
nur  mit  Buchstaben  bezeichnen  will,  obwohl  die  Extreme  aufser ordentlich 
voneinander  abweichen. 

var.  a:  Dunkelbraune  bis  braunschwarze  Tiere  mit  gelbbraunen  Flecken 
in  Reihen,  welche  beim  c?  kleiner  sind  als  beim  Q- 

var.  b:  Heller  gelbbraune  bis  rotbraune  Tiere  mit  gelblichen  Gebieten 
über  und  unter  den  Seitenkielen. 

var.  c:  Ganz  hellweifslichgelbe  Tiere,  ohne  rotbraune  Zeichnung,  welche 
man  auch  als  larval  gefärbt  bezeichnen  kann,  da  sie  den  durchgehends 
hell  gefärbten  Entwickelungsformen  ähnlich,  sehen. 

Die  Varietäten  a und  b sind  häufig,  während  c mehr  vereinzelt  unter 
ihnen  auftritt. 

Der  Vorliebe  für  kalkreiche  Plätze  entsprechend  habe  ich  pallipes 
nirgends  reichlicher  vertreten  gefunden  als  in  dem  Pläner- Waldgebiet 
von  Dohna.  Für  dieses  gebe  ich  zunächst  folgende  Funde: 

16.  April  von  var.  a 2 c?,  1 2. 

31.  Mai  12  Stück  der  var.  a,  mehrere  Kopulae  beobachtet,  1 c?  var.  c. 

9.  Juni  sehr  zahlreich,  8 Kopulae  beobachtet,  2 Stück  var.  c,  sonst 
alle  var.  a. 

8 Larven  mit  15  Rumpfringen,  3‘2/3  mm  lang, 

32  Larven  mit  19  Rumpfringen,  10 — 12  mm  lang. 

12.  Juni  25  Erwachsene  der  var.  a. 

4 Larven  mit  19,  15  Larven  mit  15  Rumpfringen. 

Ein  2 war  nur  14  mm  lang,  gehört  zu  var.  c,  während  sonst  alle  $5 
18  mm  lang  sind. 


42 


7.  Juli  7 Erwachsene  der  var.  a. 

11.  Juli  8 Erwachsene  und  noch  2 Kopulae  beobachtet. 

7 Larven  mit  15  Rumpfringen,  31/2  mm  lang, 

2 Larven  mit  17  Rumpfringen,  43/4  und  h1/2  mm  lang, 

6 Larven  mit  19  Rumpfringen. 

22.  Juli  eine  Larve  mit  19  und  eine  mit  18  Rumpfringen. 

11.  September  abermals  sehr  zahlreich.  Geprüft  wurden  von  var.  a 
9 9,  10  cf,  von  var.  b 1 9j  1 cf.  Larven  von  83/4  mm  Länge  mit  18  Rumpf- 
ringen, Larven  von  121/2  mm  Länge  mit  19  Rumpfringen. 

Diese  beiden  Larvenstufen  sind  zahlreich  vertreten. 

Wieder  fand  ich  1 9 der  var-  c von  nur  142/3  mm  Länge. 

20.  Oktober  2 cf,  1 9.  — 

21.  April  bei  Lockwitz,  im  Laubwald,  nahe  einem  Bach  9 Stück  der 
var.  a.  6 von  diesen  (cf,  9)  nahm  ich  lebend  mit  und  setzte  sie  in  eine 
Glaskapsel.  Sie  starben  in  der  ersten  Hälfte  des  Mai  jedoch  alle.  In  der 
ersten  Hälfte  des  Juni  aber  schlüpften  aus  Eiern,  welche  sie  unbemerkt 
in  der  Erde  abgelegt  hatten,  zahlreiche  Larven,  welche  zum  Teil  schon 
bald  in  das  zweite  Larvenstadium  übergegangen  waren. 

15.  Juli  Moosleite  an  morscher  Weide  neben  Rinnsal  1 9 der  var.  a. 

9.  August  in  einem  Plänersteinbruch  des  Schoonergrundes  ein  9. 

12.  August  daselbst  2 Larven  von  ll3/4  mm  mit  19  Ringen. 

19.  August  im  Elbtal  bei  Aussig  zwischen  Basaltgeröll  mit  Gebüsch 
häufig,  ebenso  die  Larven  mit  19  und  18  Ringen.  Meistens  gehören  sie 
der  var.  b an,  2 9 der  var.  a,  1 9 ebenfalls,  besitzt  aber  einen  braunen 
Rückenstreifen.  1 cf , 1 9 der  var.  a am  Schreckenstein. 

21.  August  im  Polenztal  von  var.  b 5 9,  3 cf,  nur  1 9 zu  der  sonst 
fehlenden  var.  a überführend,  2 9 zu  var.  c überführend,  von  var.  c 3 cf . 
7 Larven  mit  18  Rumpfringen. 

5.  September  Niederpoyritz  in  einer  Schlucht  mit  Gebüschen  unter 
Laub  2 Larven  mit  18  Ringen. 

6.  September  Weesenstein,  var.  a 2 cf , 1 9,  1 9 von  b zu  c überführend. 

8.  und  12.  September  am  Waldrand  der  Basaltkuppe  des  Geisingberges 
nicht  selten  und  zwar  var.  a und  b.  Einige  von  b zu  c überführend. 
Während  ich  die  normalen  99  21  mm  lang  fand,  erreichte  1 9 der  var.  c 
nur  17  mm  Länge. 

10.  September  im  Rödertal  bei  Radeberg  1 dV  4 9 von  var.  a und  b, 
eine  Larve  mit  18  Ringen. 

9.  Oktober  Niederwartha  unter  Alnus-Laub  in  einer  Schlucht  an 
feuchten  Plätzen  (var.  a fehlend).  8 cf,  9 9 der  var.  b,  3 9 überführend 
zu  c,  1 9 der  var.  c. 

14.  Oktober  Weesenstein  im  Laubwald  auf  Silur  gemein  unter  Laub 
und  im  Humus,  namentlich  unter  Quercus  und  Heer,  var.  b rotbraun,  bei 
weitem  vorherrschend,  nur  einzelne  Stücke  überführend  zu  a oder  c.  Trotz 
der  grofsen  Menge,  die  ich  nicht  gezählt  habe,  sah  ich  keine  Larven. 

Diese  von  über  20  Exkursionen  verzeichneten  Funde  geben  uns  einen 
Einblick  in  die  Lebens  Verhältnisse  der  Entwickelungsformen. 

Wie  bei  den  meisten  anderen  Diplopoden  leben  auch  bei  Strongylosoma 
die  Larven  verborgener  als  die  Erwachsenen;  im  April,  Mai  und 
Oktober  wurden  im  Freien  nur  Erwachsene  gefunden. 


43 


| | Die  übereinstimmenden  Funde  des  9.  und  12.  Juni  zeigen  uns  Larven 
mit  15  und  19  Rumpfringen  nebeneinander,  während  die  Stufen  mit  17 
und  18  Ringen  fehlen,  welche  erst  im  Juli  auftraten*). 

Im  Verein  mit  der  Eiablage  und  Larvenentwickelung  in  der  Gefangen- 
schaft und  dem  Absterben  der  im  April  gesammelten  Entwickelten  schliefse 
ich  aus  der  Verschiedenheit  der  Julilarven,  dafs  die  mit  19  Ringen 
überwintert  haben,  die  mit  15  Ringen  dagegen  aus  Frühjahrs- 
eiern stammen. 


Die  in  den  einzelnen  Monaten  beobachteten  Stufen  möge  die  folgende 


Übersicht  veranschaulichen: 

April  A cT  $ 

Mai  A Jüngste  Larven 

A Kopulae 

Juni 

X 15 

19 

Kopulae 

Juli  A 15 

xl7 

18 

19 

Kopulae 

August  A (17) 

x 18 

19 

September 

A 18 

x 19 

Oktober 

A (19) 

xcT  Q 

April 

A cT  9 

[Die  fetten  Zahlen  bezeichnen  die  Ringzahl  der  in  den  betr.  Monaten  tat- 
sächlich aufgefundenen  Larven.] 

Da  die  jüngsten  Larvenstufen  schnell  durchlaufen  werden,  wie  mir 
deren  Aufzucht  gezeigt  hat,  könnten  wir  annehmen,  dafs  aus  diesen 
jüngeren  Larven  des  Mai  im  Juli  die  Larven  mit  15  Ringen  geworden 
sind,  die  im  August  17,  im  September  18  und  im  Oktober  19  Ringe  er- 
halten, so  dafs  aus  ihnen  im  nächsten  April  wieder  entwickelte  Tiere  ent- 
stehen würden,  welche  Ende  April  bis  Anfang  Mai  wieder  zur  Kopula 
schreiten  würden.  Ist  dieser  Entwickelungsgang,  welcher  in  der  Übersicht 
mit  A angezeigt  worden  ist,  richtig,  dann  macht  Strongylosoma  pallipes 
seinen  Lebenslauf  in  ungefähr  einem  Jahre  durch.  Es  mufs  aber 
nachgeprüft  werden,  ob  die  Anfang  Mai  den  Eiern  entschlüpfenden  Lärv- 
chen bis  zum  Juli  wirklich  löringlig  werden,  weil  mir  meine  Objekte  im 
zweiten  Stadium  zugrunde  gingen.  Einen  zweiten  Entwickelungsgang  deutet 
die  mit  x bezeichnete  Stufenfolge  an,  bei  welcher  mit  der  Kopula  im 
Herbst  gerechnet  werden  müfste.  Die  im  Juli  von  mir  beobachteten 
Kopulationen  fielen  in  das  Jahr  1908,  das  einen  abnorm  regenreichen 
Sommer  besafs,  so  dafs  mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen  ist,  dafs  diese 
Kopulationen  im  Hochsommer  in  normalen  Jahren  ausbleiben. 

Jedenfalls  ist  der  Umstand  von  Interesse,  dafs  im  Juli,  abgesehen 
von  den  Kopulationen,  vier  verschiedene  Larvenstufen  beobachtet 
worden  sind,  nebeneinander  an  demselben  Platze.  Eine  grofse 
Variation  in  der  Entwickelungsweise  hinsichtlich  der  zeitlichen 
Folge  ist  auch  von  verschiedenen  anderen  Diplopoden  schon  bekannt 
geworden.  Bei  pallipes  kommt  die  zeitliche  Variation  aber  nicht  allein  in 
dem  Nebeneinander  von  vier  Stufen  im  Juli  zum  Ausdruck,  sondern 
auch  in  dem  Nacheinander  einer  Stufe,  nämlich  mit  19  Ringen  im 


*)  Trotz  der  vielen  von  mir  beobachteten  Strongylosomenist  zur  Verfolgung  der 
Entwickelung  das  Vorhandene  doch  noch  zu  lückenhaft,  um  eine  vollständige  Klärung 
zu  gestatten.  Das  Vorkommen  von  Larven  allein  mit  15  und  19  Ringen  im  Juni  ist 
nur  von  Dohna  festgestellt,  während  von  allen  anderen  Plätzen  vor  Juli  keine  Larven 
gesammelt  sind. 


44 


Juni,  Juli,  August  und  September.  Aus  diesen  Tatsachen  mufs  man  auch 
schliefsen,  dafs  das  Auftreten  von  Geschlechtsreifen  von  April  bis  Oktober 
noch  kein  Beweis  dafür  ist,  dafs  durch  alle  diese  Monate  ein  einzelnes 
Individuum  fortlebt.  (Vergl.  aber  weiterhin  die  Mitteilungen  über  Poly- 
desmus  denticulatus.)  Besonders  hinweisen  will  ich  schliefslich  noch  auf 
die  drei  ihrer  Färbung  nach  zu  var.  c gehörigen  Weibchen  mit  20  Eingen, 
welche  ich  von  Dohna  und  dem  Geisingberg  erwähnt  habe  und  dadurch 
merkwürdig  sind,  dafs  sie  um  3Y? — 4 mm  kleiner  sind  als  die  übrigen 
zugleich  mit  ihnen  gesammelten  Weibchen.  Weitere  Funde  müssen  lehren, 
ob  sich  hier  etwa  ein  Entwickelungsstadium  mit  20  Ringen  vorfindet,  oder 
ob  es  sich  nur  um  ein  Individuum  handelt,  bei  welchem  durch  kümmerliche 
Ernährung  eine  Zwergform  entstand.  Über  die  Möglichkeit  einer  mehr- 
jährigen, statt  der  zunächst  ins  Auge  gefafsten  einjährigen  Lebensdauer 
vergleiche  man  denticulatus  und  die  Ascospermophora. 

10.  Polyclesmus  denticulatus  C.  Koch. 

Im  Vergleich  mit  Stronyylosoma  pallipes  ist  denticulatus  räumlich 
noch  reichlicher  in  unserm  Gebiet  ausgebreitet  und  von  mir  auf  etwa 
36  Exkursionen  beobachtet  worden.  Dementsprechend  ist  auch  die  unten 
zusammengestellte  Übersicht  der  Larvenstufen  noch  vollständiger  über  die 
Monate  des  Sommerhalbjahres  ausgebreitet,  während  die  jüngeren  Ent- 
wickelungstufen infolge  ihrer  sehr  versteckten  Lebensweise  wieder  fehlen. 
Im  Plänergebiet  von  Dohna  habe  ich  folgende  Funde  verzeichnet: 

31.  Mai  13  cT,  13  9,  1 j.  19,  2 j.  18  Ringe. 

9.  Juni  13  cT,  10  9,  3 j.  19  Ringe  (2  cT,  l9). 

12.  Juni  12  c?,  6 9,  1 j.  18,  2 j.  17,  3 j.  15  Ringe. 

11.  Juli  10  d",  10  9,  2 j.  19,  17  j.  18,  3.  j.  17  Ringe. 

22.  Juli  1 (J1. 

11.  September  13  cT,  8 9,  13  j.  19,  1 j.  18  Ringe. 

20.  Oktober  1 j.  18  Ringe. 

Am  Elbufer  bei  Laubegast  an  Stellen,  welche  mit  zähen  Lehm- 
schichten versetzt  sind,  teils  zwischen  diesen  in  Spalten,  teils  im  Uferkies 
unter  Genist  und  Kräutern.  Der  Uferlehm  stammt  wohl  gröfstenteils 
aus  den  benachbarten  Plänerrevieren  und  paläozoischen  Schichten. 

6.  Juni  2 cT,  2 9.  5 Juli  1 cT.  1.  August  1 cT,  8 9. 

Im  Loschwitz-Pillnitzer  Granitgebiet  (Wachwitzgrund,  Niederpoyritz, 
Moosleite,  Staffelstein  u.  a.)  verzeichne  ich  folgendes: 

3.  Mai  1 j.  18  Ringe. 

7.  Juni  1 j.  18,  1 j.  19  Ringe.  30.  Juni  1 cf,  1 9,  1 j.  17  Ringe. 

9.  Juli  bei  Regen  2 cT,  6 9,  10  j.  19,  3 j.  18,  2 j.  17  Ringe. 

12.  Juli  3 cT  (darunter  ein  Albino).  15.  Juli  4 9,  4 j.  18  Ringe. 

20.  Juli  Königspark  1 j.  18  Ringe.  3.  August  Pillnitz  (Waldschlucht) 
1 j.  19,  1 j.  18  Ringe.  . 

5.  September  an  morscher  Weide  2 cf,  3 9,  1 j.  18  Ringe. 

6.  Oktober  1 j.  17  Ringe.  7.  Oktober  1 j.  19  Ringe.  19.  Oktober  3 j. 
18  Ringe.  — 

9.  Mai  Königstein  1 j.  18,  1 j.  17  Ringe.  16.  August  Pfaffenstein  1 9, 
1 j.  19,  1 j.  18  Ringe. 

20.  August  bei  Rathen  unter  faulenden  Gräsern  1 cT,  7 j.  19,  2 j.  18  Ringe. 

21.  August  im  Polenztal  1 cf,  4 9,  6 j.  19,  2 j.  17  Ringe. 


45 


17.  Juli  bei  Kreischa  auf  Gneis  im  Walde  1 cf,  3 9,  1 j.  18  Ringe. 

9.  Oktober  Niederwartha  unter  Buchenborke  1 9. 

10.  September  im  Rödertal  1 j.  19  Ringe. 

11.  Mai  am  Schreckenstein  1 cf,  3 9. 

17.  August  oberhalb  Aussig  im  Elbtal  mit  Basaltgeröll,  10  cf,  22  9 und 
j.  mit  19  Ringen. 

18.  August  am  Marienberg  in  Tertiärkalk-Steinbruch  1 cf,  1 9,  1 j.  19, 
1 j.  18  Ringe.  Geisingberg  zwischen  Basaltgeröll  am  Waldrand  8.  September 
3 j.  19  Ringe. 

12.  September  daselbst  4 cf,  1 9,  6 j.  19  Ringe.  27.  Oktober  Tharandt 
3 9 im  Laubwald. 

6.  September  Weesenstein,  Silur  2 cf,  2 9,  1 j.  19  Ringe.  Lockwitz, 
21.  April  1 j.  18  Ringe  in  Lindenhumus. 

Die  Körperlänge  habe  ich  von  einer  Reihe  verschiedener  Plätze 
zusammengestellt  und  auffallende  Unterschiede  gefunden: 


cf  9 

Lehmiges  Elbufer  IS1/« — 15  7*  12—127 2 

Dohna  13—17  ' 12-14 

Granithöhen  14 1/2 — 19  15  72 

Elbsandsteingebirge  1572 — 172/»  15  xl2 — 172A 

Geisingberg  16 — 17  13 

Weesenstein  14  7 2 — 18  14  72 


Gesamte  Gröfsen - Variation  cf  13 — 19,  9 12  — 172/3  mm. 

Die  durchschnittlich  geringere  Gröfse  der  Weibchen  habe  ich 
auch  von  anderen  Polydesmus- Arten,  z.  B.  complanatus , testaceus  und  collaris 
nachgewiesen.  Die  verschiedenen  Gröfsenschwankungen  im  Bereich  ver- 
verschiedener  Formationen  lassen  den  Schlufs  gerechtfertigt  erscheinen, 
dafs  Polydesmus  denticulatus , obwohl  auf  kalkreichen  und  kalkarmen 
Formationen  häufig,  auf  den  kalkärmeren  sich  dennoch  durch- 
schnittlich kräftiger  entwickelt  als  auf  den  kalkreicheren,  überein- 
stimmend in  beiden  Geschlechtern. 

Für  die  im  Freien  von  mir  beobachteten  Larvenstufen  gebe  ich  wieder 
eine  auf  die  einzelnen  Monate  verteilte  Übersicht: 


April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 

September 

Oktober 


+ (jüngste  Larven)  18 

+ (12)  A (15)  17  18  (2)  19 

+ 15  A 17  (2)  18  (2)  19  (2)  Kop.  12.  u.  30.  Juni 

+ 17(2)  A 18  (5)  19(3)  Kop.  11.  Juli 

17  +18(4)  A 19  (6) 

(17)  18  (2)  + 19  (4)  A Kop.  11.  September 

17  18(2)  19  +cf9 


Wir  sehen  also,  dafs  die  Larvenstufen  mit  17,  18  und  19  Rumpfringen 
durch  das  ganze  Halbjahr  von  Mai,  oder  schon  April,  beobachtet  werden 
können,  wobei  die  eingeklammerten  Zahlen  anzeigen,  auf  wie  viel  Exkursionen 
ich  das  betreffende  Stadium  aufgefunden  habe. 


Wahrscheinlich  können  die  Larven  mit  15  und  vielleicht  auch  die  mit 
12  Ringen  ebenfalls  in  allen  diesen  Monaten  beobachtet  werden.  Viermal 
(vergl.  die  vorige  Übersicht!)  wurden  von  mir  in  Sachsen  Kopulationen 
des  denticulatus  und  zwar  zum  Teil  mehrmals  festgestellt,  nämlich  im 
Juni,  Juli  und  September.  Nun  habe  ich  in  den  Diplopoden  Rhein- 


46 


preufsens,  Verh.  nat.  Yer.  Rheinl.  u.  Westf.  1896,  53.  J.,  S.  250,  für  Poly- 
desmus complanatus , innerhalb  eines  Gebietes,  dessen  Klima  von  dem  des 
Elbgeländes  nur  wenig  ab  weicht,  Kopulationen  schon  für  Mitte  März  und 
bei  günstiger  Witterung  sogar  Mitte  Dezember  feststellen  können.  Im 
Hinblick  auf  diese  grofsen  Verschiedenheiten  in  der  Jahreszeit 
sowohl  bei  den  Kopulationen  als  auch  beim  Auftreten  der  einzelnen 
Entwickelungsformen  schliefse  ich,  dafs  bei  Polydesmus  die 
Fortpflanzung  an  keine  bestimmte  Jahreszeit  gebunden  ist,*) 
sondern  sich  in  allen  Monaten  abspielt,  soweit  dieselben  nicht 
durch  extreme  Witterung  ausgezeichnet  sind,  also  durch  Hitze, 
häufig  Juli  und  August,  und  durch  Kälte,  Dezember,  Januar,  Februar. 

Tatsächlich  vorhanden  aber  sind  die  entwickelten  Tiere  zu  allen 
Jahreszeiten,  auch  wenn  sie  durch  Hitze  oder  Kälte  in  Schlupfwinkel  ge- 
trieben werden.  Hierin  bezeugt  sich  aber  ein  auffallender  Gegensatz  zu 
den  weiterhin  zu  besprechenden  Ascospermophora,  denen  eine  Sommer- 
periode  ohne  Reifetiere  zukommt. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  sich  bei  Tausendfüfslern  einer  derartigen 
Entwicklungsweise  abnorme  Jahre  wie  das  von  1908  und  1909  bemerkbar 
machen  müssen.  Schliefslich  sei  noch  hervorgehoben,  dafs  ich  bei  P.  com- 
planatus Larven  mit  15  Rumpfringen  im  März,  November  und  Dezember 
beobachtet  habe.  ? 

In  der  obigen  denticulatus - Übersicht  habe  ich  durch  -f~  und  A die 
aufeinanderfolgenden  Stufen  angezeigt  und  angenommen,  dafs  durch- 
schnittlich für  jede  Stufe  ein  Monat  in  Betracht  komme.  Diese  Annahme 
mufs  jedoch  durch  Zuchtversuche  erst  weiter  bekräftigt  werden.  Angesichts 
der  wesentlich  klarer  liegenden,  zeitlichen  Entwickelungsverhältnisse  der 
Ascospermophora  mufs  mit  der  Möglichkeit  gerechnet  werden,  dafs  auch 
die  Polydesmen  mehrjährig  sind.  Aufserdem  habe  ich  in  meiner  ersten 
Diplopodenfauna  Siebenbürgens,  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien  1897,  S.  11,  über 
Polydesmus  spelaeorum  aus  dem  Banat  auf  Grund  eines  Zuchtversuches 
bereits  mitgeteilt,  dafs  zwei  Larven  mit  17  Rumpfringen  von  mir  in  diesem 
Stadium  „17  Monate  hindurch  lebend  beobachtet  worden  sind“.  Wenn 
diese  Zeit  auch  durch  die  mangelhafte  Ernährung  der  Versuchstiere  aus- 
gedehnt worden  sein  mag,  so  mufs  doch  angenommen  werden,  dafs  dieses 
Entwickelungsstadium  auch  unter  natürlichen  Verhältnissen  wenigstens  ein 
Jahr  innegehalten  wird  und  damit  kommen  wir  auf  mehrjährige  Tiere 
nach  Art  der  Ascospermophora.  Ferner  wäre  es  sehr  interessant  zu  er- 
fahren, wie  weit  das  Auftreten  der  einzelnen  Stufen  der  Polydesmen 
im  Mittel-  und  besonders  im  Hochgebirge  durch  die  mehr  und  mehr 
verringerte,  der  Fortpflanzung  zuträgliche  Jahreszeit  beeinflufst  wird. 

11.  Polydesmus  coreaceus  Porat. 

\ 

Im  Gebiet  ziemlich  selten  .und  mir  nur  von  Dohna  bekannt  geworden, 
wo  er  unter  Laub  und  Steinen  im  Plänergebiet  vorkommt. 

9.  Juni  1 d 123/5  mm,  auffallend  graugelblich. 

7.  Juli  3 9?  1 j.  d 19  Ringe.  11.  Juli  1 j.  d 18  Ringe,  fast  weifs. 

*j  Bei  Strongylosoma  pallipes  v^ird  sich  voraussichtlich  derselbe  Schlufs  ergeben; 
schon  nach  meiner  obigen  Übersicht  für  diese  Form  kaun  das  als  sehr  wahrscheilich 
gelten. 


47 


12.  Polydesmus  illyricus  var.  austriacus  Verh. 

pflm  Kalkgebiet  des  Müglitztales  habe  ich  diese  gröfste  ostdeutsche 
Polydesmus-krt  ebensowenig  angetroffen  wie  im  ost-  oder  westelbischen 
Urgebirge.  Nur  im  Elbsandsteingebiete  begegnete  sie  mir,  was  gegenüber 
dem  Fehlen  der  Glomeriden  recht  auffallend  ist,  aber  mit  der  Eier- 
versorgung zusammenhängt,  welche  vom  Humus  unabhängig  ist. 

20.  August  teils  im  Polenztale  an  der  östlichen  Sonnenseite  unter 
faulenden  Kräutern,  teils  unter  Laub  und  abgewelkten  Pteris- Wedeln  in 
den  weiter  östlich  gelegenen  Sandsteinschluchten.  Bei  dem  einzigen  9 
von  24 ya  mm  und  33/4  mm  Breite  in  der  Mitte  sind  die  vorderen  Seiten- 
flügel nicht  aufgekrämpt.  10  cf  von  231/2 — 27  mm  Länge  zeigen  die 
Seitenflügel  des  2.-4.  Rumpfringes  meist  deutlich  aufgekrämpt,  bei 
einigen  aber  schwächer,  welche  dadurch  zu  var.  marcomannius  überführen, 
bei  allen  aber  ist  die  dritte  Collumreihe  deutlich  gehöckert.  lj.9  mit 
19  Ringen. 

13.  Brachydesmus  superus  Latzei  (genuinus  Verh.). 

(Vergl.  den  7.  (27.)  Aufsatz  über  Diplopoden:  Europäische  Polydesmiden. 
Zoolog.  Anzeiger  1907,  Nr.  12/13,  S.  337—354,  mit  20  Abb.) 

Br.  superus  ist  ein  noch  junger  Eindringling  des  Gebietes,  da  er  sich 
ausschliefslich  im  Bereich  der  Elbtalrinne  gezeigt  hat.  Aussig  im  Elbtal 
in  Gebüschen  mit  Basalt  schon  1901  von  mir  verzeichnet  und  auch  neuer- 
dings im  August  wieder  beobachtet. 

19.  Oktober  in  der  Moosleite  unter  Rubus  zwischen  Granitstücken  1 9, 
1 cf ' 9 Y3  mm. 

17.  Oktober  daselbst  1 j.  cf  mit  18  Ringen.  25.  November  3 j.  mit 
18  Ringen. 

Alle  übrigen  Funde  stammen  aus  dem  Laubwaldgebiet  auf  Pläner  bei 
Dohna,  nämlich: 

24.  April  1 9. 

31.  Mai  1 cf,  3 9 unter  Steinen  auf  liumöser  Erde.  (Eine  Kopula.) 
gl  9.  Juni  19  Stück  (cf  9)  zwischen  Steinen  und  Laub. 

1 J 12.  Juni  2 9.  7.  Juli  1 cf,  1 9 1 j. 

11.  Juli  an  humösen  Stellen  7 cf,  3 9. 

8 S 20.  Oktober  unter  Steinen  und  im  Lehm  darunter  4 cf  (972  mm)  2 9, 

2 j.  18,  1 j.  17  Ringe. 

14.  Orthochordeuma  germanicum  Verhoeff 

ist  ein  ausgesprochenes  Waldtier  und  gehört  zu  denjenigen  Diplopoden, 
welche  auf  allen  Bodenformationen  fortkommen  und  im  Urgebirge  fast 
ebenso  gut  gedeihen  wie  im  Kalkgebiet  oder  Sandsteingebirge.  Vergl.  aber 
unten  die  genauere  Tabelle. 

18.  April  bei  Rochwitz  neben  einem  Bach  im  gemischten  Walde  2 cf,  1 9. 
24.  April  Dohna  im  Wald  auf  Pläner  1 cf,  dessen  Gonopoden  ein 

braunes  Kappenspermatophor  tragen.  1 j.  mit  26  Ringen.  31.  Mai  daselbst  1 9. 

21.  April  bei  Lockwitz  neben  einem  Bach  im  Walde  2 cf,  2 9,  1 j. 
28  Ringe. 

3.  Mai  im  Wachwitzgrund  unter  Laub  1 cf,  1 9,  1 j.  26  Ringe. 

9.  Mai  am  Königstein  unter  Laub  3 cf,  3 9,  1 j.  28,  1 j.  26  Ringe. 


48 


9.  Juni  Dohna  l2,  1 j.  26  Ringe.  12.  Juli  daselbst  1 cf,  14  junge  mit 
26  und  2 j.  mit  23  Ringen. 

7.  Juli  Dohna  1 9,  9.  Juli  Moosleite  3 j.  28,  2 j.  26  Ringe. 

17.  Juli  Kreischa  im  Walde,  auf  Gneis  unter  Laub  5 j.  28  Ringe. 

22.  Juli  Dohna  3 j.  mit  28  Ringen. 

5.  August  Moosleite  1 j.  28  Ringe.  16.  August  Pfaffenstein  unter  Laub 
und  Genist  4j.  28,  2 j.  26  Ringe. 

20.  August  Rathen  unter  faulen  Gräsern  5 j.  28  Ringe. 

21.  August  Polenztal  1 j.  28  Ringe. 

6.  September  Weesenstein  unter  Laub  4 cf,  2 2,  1 j.  28  Ringe. 

8.  und  12.  September  Geisingberg  1 cf , 7 2.  10.  September  Rödertal 

unter  Laub  4 9,  3 j.  28  Ringe. 

11.  September  Dohna  im  Walde  2 cf,  3 2.  6.  Oktober  Moosleite  zwischen 
Granitstücken  neben  Buschwerk  1 cf,  1 j.  28  Ringe. 

9.  Oktober  Niederwartha  im  Tännigtgrund  an  morscher  gefallener 
Buche  unter  Rindenstücken,  die  teilweise  am  Boden  lagen,  3 cT,  7 2 (cf  14  V8 
bis  171/2  mm  lang). 

14.  Oktober  Weesenstein  unter  Laub  von  Quercus , Carpinus,  Acer, 
Tilia  6 cf,  4 2. 

19.  Oktober  Moosleite  unter  Alnus-Laub  2 9. 

20.  Oktober  Dohna  unter  Laub  und  Steinen  3 cf,  6 2. 

27.  Oktober  Tharandt  im  Laubwald  mit  Porphyrgeröll  2 cf,  6 9,  1 j. 
26  Ringe. 

Übersicht  nach  den  Monaten: 


April 

26, 

28, 

9 cf 

Mai 

26, 

28, 

9'  cf 

Juni  23, 

26, 

28, 

(9  cf) 

Juli 

26, 

28, 

(5) 

August 

26. 

28, 

September 

26, 

28, 

9 cf 

Oktober 

26, 

28, 

9 cf 

Im  scharfen  Gegensatz  zu  den  oben  besprochenen  Polydesmiden 
macht  sich  hier  eine  grofse  sommerliche  Unterbrechungszeit  im  Er- 
scheinen der  Entwickelten  bemerkbar.  Während  im  Frühling  und 
Herbst  beide  Geschlechter  häufig  sind,  werden  sie  im  Juni  nur  noch  ver- 
einzelt angetroffen,  im  Juli  und  August  aber  fehlen  sie  vollständig,  nur 
Anfang  Juli  wurde  in  einem  nassen  Jahre  ein  einzelnes  9 noch  angetroffen. 
Im  Laufe  des  Juni  erfolgt  also  das  Sterben  der  Entwickelten. 
Im  Zusammenhang  mit  der  folgenden  Gattung  werden  diese  Verhältnisse 
noch  in  deutlicheres  Licht  treten. 

15.  Craspedosoma  simile  germanicum  n.  subsp. 

Die  Charakterisierung  dieser  mit  Sicherheit  bisher  nur  aus  Sachsen 
bekannten  Rasse  erfolgt  in  der  Verb.  d.  Ges.  nat.  Fr.  Berlin  1910  im  Zusammen- 
hang mit  anderen  Craspedosomiden  Mitteleuropas. 

ln  unserm  Gebiet  zeigt  Craspedosoma  eine  fast  ebenso  allgemeine 
Verbreitung  wie  Orthochordeuma , scheint  jedoch  im  Elbsandsteingebirge 
ziemlich  spärlich  aufzutreten.  Aufserdem  habe  ich  Orthochordeuma  als 
eine  Form  kennen  gelernt,  welche  an  Wärme  und  Belichtung  nur  geringe 
Anforderungen  stellt,  so  dafs  man  sie  auch  in  kalten  nach  Norden  gelegenen, 


49 


von  cler  Sonne  nur  sehr  spärlich  getroffenen  Schluchten  antreffen  kann. 
Craspedosoma  simile  germanicum  dagegen  verlangt  günstigere  Plätze  mit 
reichlicherem  diffusen  Licht  und  entsprechend  auch  höherer  Wärme.  Dieses 
Tier  gedeiht  daher  vortrefflich  an  feuchten,  aber  sonnig  gelegenen  Plätzen 
des  Granitgebietes  am  rechten  Pfibufer,  während  ich  es  am  Geisingberg 
vergeblich  gesucht  habe.  Aber  auch  in  demselben  Granitgebiet  war  es  an 
ungünstiger  gelegenen  Plätzen,  sowie  in  dem  Dresdner  Heidewald  nicht 
zu  finden. 

Craspedosoma  simile  ist  übrigens  eine  von  Sachsen  aus  nach  allen 
Himmelsrichtungen  so  weit  verbreitete  Art,  dafs  ihr  Fehlen  an  ungünstig 
gelegenen  Plätzen  nicht  etwa  auf  eine  spätere  Einwanderung  geschoben 
werden  kann,  wie  z.  B.  bei  Glomeris  pustulata. 

11.  Mai  am  Schreckenstein  zwischen  Basalt  unter  Quercus-Laub  8 j.  28, 
1 j.  26  Ringe. 

17.  Juli  Kreischa  im  Walde  auf  Gneis  1 j.  28  Ringe. 

15.  Juli  Moosleite  unter  Erlenborke  5 j.  19  und  6 j.  mit  23  Ringen. 

5.  August  Moosleite  2 j.  26  Ringe.  17.  August  Aussig  im  Elbtal  in 
Gebüsch  1 j.  26  Ringe. 

20.  August  im  Polenztal  unter  faulenden  Kräutern  an  sonniger  Stelle 
3 j.  26  Ringe. 

5.  September  Niederpoyritz  unter  Laub  zwischen  Granit  9 j.  28  Ringe. 

6.  September  Weesenstein  unter  Laub  3 j.  28  Ringe. 

11.  September  Dohna  in  Pläner-Steinbruch  2 j.  28  Ringe. 

6.  Oktober  Moosleite  unter  Rubus  zwischen  Granitgeröll  2 cf.  17.  Ok- 
tober daselbst  cf  2 in  Kopula. 

19.  Oktober  Moosleite  unter  Ainus- Laub  1 cf , 4 9.  Ein  2 safs  1 1/2 111 
hoch  unter  Erlenrincle  und  hatte  sich  ebenso  wie  ein  Leptoiulus  mit  dem 
hinteren  Körperdrittel  auf  einen  grofsen  Limax  gesetzt. 

28.  Oktober  Moosleite  2 cf,  1 2.  11.  November  unter  Steinen  und 
Ainus- Borke  2 cf,  2 2. 

7.  Oktober  am  Staffelstein  zwischen  Granit  bei  Rubus , Quer  aus , Pteris , 
TJrtica  3 cf,  2 2. 

9.  Niederwartha  unter  Granitstücken  2 cf. 

14.  Weesenstein  unter  Laub  6 cf,  5 2. 

10.  Oktober  Wachwitzgrund  5 cf,  2 2.  18.  November  1 9- 

27.  Oktober  Tharandt,  Laubwald  3 cf,  1 2. 

In  der  folgenden  Übersicht  der  Jahreszeiten  habe  ich  aufser  den 
sächsisch-nordböhmischen  Funden  auch  noch  diejenigen  aus  Brandenburg 
aufgenommen,  welche  im  6.  (26.)  Aufsatz  über  Diplopoden  verzeichnet 
sind,  Mitt.  zoolog.  Museum  in  Berlin,  1907;  desgleichen  die  in  den  Diplo- 
poden Rheinpreufsens  vermerkten,  Verh.  nat.  Ver.  Rheinl.  Westf.  1896,  S.  253. 


März  (19) 

April 

(23) 

(26) 

(28) 

<?  2 

cf  2 Kop. 

Mai 

26, 

28, 

11.  Mai  cT  2,  16.  Mai  1 cf 

Juni 

(26) 

(28) 

— 

Juli  19, 

23, 

26, 

28, 

— 

August 

26, 

(26)  , 

28, 

(d1  2) 

September 

28, 

Oktober 

November 

Dezember 

23, 

(26) 

(28) 

cf  2 Kop. 

cf  2 
cf  2 

* 


50 


Vergleichen  wir  die  monatlichen  Übersichten  von  Orthochordeuma  und 
Craspedosoma , so  tritt  uns  ein  bemerkenswerter  Unterschied  entgegen, 
indem  die  sommerliche  Unterbrechungszeit  bei  Craspedosoma 
schärfer  ausgeprägt  ist  dadurch,  dafs  die  geschlechtsreifen  Craspedo- 
somen  im  Frühjahr  noch  ungefähr  einen  Monat  eher  verschwinden 
als  die  entwickelten  Orthochordeumen.  Wir  sehen  Orthochordeuma 
im  Mai  noch  häufig,  durch  den  Juni  mehr  vereinzelt  auftreten,  aber  doch 
noch  bis  Anfang  Juli.  Craspedosoma  dagegen  tritt  schon  im  Mai  spär- 
licher auf  und  wurde  im  Juni  überhaupt  nicht  mehr  entwickelt  beobachtet. 

Hiervon  abgesehen  herrscht  jedoch  eine  weitgehende  Übereinstimmung, 
so  dafs  wir  zur  Gewinnung  einer  Einsicht  in  die  zeitliche  Entwickelung 
der  Ascospermophora  beide  gemeinsam  verwenden  können. 

Die  sommerliche  Unterbrechungszeit  in  der  Existenz  entwickelter 
Ascospermophora  gestattet  an  der  Hand  der  Exkursionstatistik  eine  viel 
klarere  Einsicht  in  die  Lebensdauer  der  Entwickelungsformen,  als  es  bei 
den  oben  besprochenen  Polydesmiden  möglich  ist.  Die  Entwickelten 
sterben  also  im  Mai  oder  Juni,  spätestens  Anfang  Juli  ab,  und  es  bleibt 
eine  Zwischenperiode,  in  welcher  es  nur  Entwickelungsformen 
gibt.  Diese  Zwischenperiode  dauert  zwei  bis  vier  Monate,  eine  Zeit, 
die  uns  lehrt,  dafs  innerhalb  derselben  die  Larven  mit  28  Ringen  keine 
Verwandlung  erfahren  können.  Solche  Larven  mit  28  Ringen  kommen 
aber  in  allen  Beobachtungsmonaten  vor  und  sind  wahrscheinlich  über- 
haupt immer  vorhanden,  nur  in  den  kälteren  Monaten,  wo  sie  sich  in  die 
Erde  verkriechen,  noch  nicht  gefunden  worden.  In  einem  Fall  sind  aber  die 
Larven  wenigstens  mit  23  Ringen  für  den  Dezember  im  Winterquartier 
unter  Moos  nachgewiesen.  Berücksichtigt  man,  dafs  eine  Verwandlung 
der  28ringeligen  Larven,  wenn  sie  überhaupt  im  Frühjahr  erfolgen  sollte, 
nur  frühzeitig  vonstatten  gehen  kann,  also  jedenfalls  vor  Mitte  April,  da 
für  Umwandlung,  Erhärtung,  Kopulation  und  Eiablage,  bis  zu  der  Zeit,  wo 
Entwickelte  nicht  mehr  vorhanden  sind,  immerhin  einige  Wochen  erforder- 
lich werden,  so  kann  man  die  Zwischenperiode,  in  welcher  die  28ringe- 
ligen  Larven  sich  aus  äufseren  Gründen  nicht  verwandeln  können,  auf 
fünf  Monate  erhöhen.  Eine  mindestens  fünfmonatliche  Lebens- 
dauer der  28ringeligen  Larven  folgt  also  schon  aus  der  Zwischenperiode. 

Nun  habe  ich  die  Kopulationen  bei  Craspedosoma  simile  viermal 
beobachtet,  zweimal  im  April  in  Brandenburg,  einmal  im  April  in  Rhein- 
preufsen  und  einmal  im  Spätherbst  (17.  Oktober)  in  Sachsen.  Ein  zweites 
Mal  sah  ich  Kopulationen  im  Spätherbst  (Ende  Oktober  und  Anfang  No- 
vember) auch  bei  rheinischen  Tieren,  welche  ich  im  kalten  Zimmer  ge- 
fangen hielt. 

Ich  schliefse  aber  aus  diesen  Beobachtungen,  dafs  die  Eiablagen  im 
Frühjahr  erfolgen  und  zwar  etwas  zeitiger,  März  bis  April,  wenn  die  Kopula 
bereits  im  Spätherbst  erfolgte,  später  aber,  April  bis  Mai,  wenn  die  Tiere 
erst  im  Frühling  zur  Begattung  gelangten.  Jüngste  Larven  können  wir 
also  im  April,  Mai  oder  Juni  erwarten.  (Tatsächlich  habe  ich  auch  in 
diesen  Monaten  die  jüngsten  Larven  aufgefunden,  allerdings  in  anderen 
Ländern  und  von  anderen  Gattungen.)  Mithin  folgt  schon  aus  dem 
einfachen  Nachweis  von  Larven  mit  26  und  28  Ringen  im  April 
und  Mai,  dafs  dieselben  überwintert  haben,  da  sie  doch  aus  den 
durch  mehrere  Stufen  von  ihnen  getrennten  jüngsten  Frühjahrslärvchen 
nicht  abgeleitet  werden  können. 


bi 


Alle  im  Herbst  auftretenden  Entwickelten  entstehen  aus  der  Ver- 
wandlung der  28  ringeligen  Larven  und  zwar  meist  im  September.  Da 
nun  im  Spätherbst  die  28  ringeligen  keineswegs  verschwinden,  so  müssen 
diese  im  September  oder  Oktober  aus  26  ringeligen  entstehen,  und  da  auch 
diese  wieder  im  Oktober  nicht  fehlen,  so  müssen  die  26  ringeligen  aus 
23  ringeligen  entstehen,  so  dafs  der  September  für  die  Entwickelten,  die 
älteren  und  mittleren  Entwickelungsstufen  die  grofse  Umwandlungs- 
periode darstellt.  Ob  für  die  jüngeren  Larven,  deren  Beobachtung  in 
der  freien  Natur  selten  ist,  dasselbe  gilt,  kann  natürlich  vorläufig  nicht 
gesagt  werden,  es  ist  aber  wahrscheinlich,  dafs  sie,  analog  den  von  mir 
gezüchteten  Polydesmus  und  Strongylosoma , sich  schneller  entwickeln  als 
die  älteren  Stufen.  Dafs  die  im  Herbst  aus  26  ringeligen  entstandenen 
28  ringeligen  Larven  im  April  sich  verwandeln  sollten,  ist  höchst  unwahr- 
scheinlich, denn 

1.  ist  bereits  im  Herbst  eine  Menge  Entwickelter  entstanden,  und 

2.  müssen  diese  28  ringeligen  Larven,  um  sich  verwandeln  zu  können, 
erst  einmal  einen  neuen  Vorrat  Reservestoffe  ansammeln,  wozu  die 
kurze  Zeit,  welche  sich  zwischen  Beginn  des  Vorfrühlings  und  Beginn  der 
Frühjahrs-Kopulationszeit  ausdehnt,  also  vielleicht  lx/2  Monat,  kaum  aus- 
reicht. 

Wir  müssen  demnach  schliefsen,  dafs  die  im  Herbst  entstandenen 
28ringeligen  Larven  im  Winter  sich  nicht  umwandeln  wegen  des  Klimas, 
im  Frühjahr  wegen  der  eben  genannten  Umstände,  während  ihre  Ver- 
wandlung im  Sommer  aus  den  oben  genannten  Gründen  eine  Unmöglich- 
keit ist.  Mithin  ergibt  sich,  dafs  die  Lebensdauer  der  28 ringeligen 
Larven  ungefähr  ein  Jahr  beträgt,  diejenige  der  Erwachsenen 
8 — 9 Monate. 

Die  26  ringeligen  Larven  sind  vom  Winter  abgesehen  durchs  ganze 
Jahr  beobachtet  worden,  die  23  ringeligen  habe  ich  für  Juli  und  Dezember 
festgestellt,  so  dafs  sie  ebenfalls  in  den  übrigen  Monaten  erwartet  werden 
können,  die  19  ringeligen  habe  ich  bisher  nur  für  den  Juli  verzeichnet. 
Es  ist  aber  nicht  anzunehmen,  dafs  sie  aus  Eiern  desselben  Frühjahres 
stammten,  so  dafs  wir  auch  diese  19  ringeligen  für  alle  Monate  erwarten 
können. 

Demnach  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  analog  den  28  ringeligen  Larven 
auch  die  19,  23  und  26 ringeligen  je  ein  Jahr  in  ihrer  Stufe  verharren, 
und  dafs  aus  den  im  Frühjahr  gelegten  Eiern  sich  erst  im  Herbst  Larven 
mit  19  Rumpfringen  entwickeln.  Ich  habe  also  auf  Grund  der  bisherigen 
Beobachtungen  von  der  zeitlichen  Entwickelung  bei  Orthochgrdeuma , 
Craspedosoma  und  vielen  anderen  Ascospermophora  folgende  Übersicht 
erhalten : 

Von  der  Eiablage  im  Frühjahr  bis  zu  19  ringeligen  \ K M , 

Larven  im  Herbst  ) 4 bis  5 iVlonate, 


von  den  19  ringeligen  Larven  im  1.  Herbst  bis  zu 
den  23  ringeligen  im  2.  Herbst 
von  den  23  ringeligen  im  2.  Herbst 
26  ringeligen  im  3.  Herbst 
von  den  26  ringeligen  im  3.  Herbst  bis  zu  den 
28  ringeligen  im  4.  Herbst 
von  den  28  ringeligen  im  4.  Herbst 
Erwachsenen  im  5.  Herbst 


bis 


bis 


zu 


zu 


den 


den 


12 


12 


12 


12 


52 


von  den  Erwachsenen  im  5.  Herbst  bis  zu  deren  Tod  im  i Q K ö **  , 

Mai,  Juni  oder  Anfang  Juli  des  nächsten  Jahres  J ö 1S  1 ona  e’ 

Mithin  ergibt  sich  eine  Lebensdauer  von  60  bis  62  Monaten.  Die 
Annahme,  dafs  die  26  ringeligen  Larven  analog  den  28  ringeligen  einjährig 
sind,  hat  nichts  Unwahrscheinliches  an  sich.  Wollte  man  nämlich  an- 
nehmen, dafs  sie  bereits  im  Sommer  aus  23 ringeligen  entständen,  dann 
dürften  wir  nicht,  wie  es  doch  tatsächlich  geschehen  ist,  26  ringelige 
Larven  bereits  im  Mai  oder  gar  April  antreffen!  Ferner  dürften  wir  nicht 
23  ringelige  mitten  im  Winter  auffinden,  wenn  die  Annahme  richtig  wäre, 
dafs  noch  im  Jahre  der  Eiablage  die  23  ringeligen  im  Sommer  aus  19  ringe- 
ligen entstanden  wären.  Ich  sehe  somit  die  gefundene  ca.  5jährige  Lebens- 
dauer eher  als  ein  Minimum  wie  ein  Maximum  an. 

Werfen  wir  einen  Rückblick  auf  die  oben  behandelten  Polydesmiden, 
so  zeigt  sich,  dafs  deren  Kopulationen  vollständig  zwischen  den  Kopu- 
lationszeiten von  Craspedosoma  liegen,  also  über  die  Zwischenperiode  der 
Ascospermophora  ausgedehnt  sind,  wodurch  eben  die  gröfsere  Unklarheit 
über  die  Sterbezeit  der  Polydesmiden  erzeugt  wird.  Haben  wir  einmal 
wie  hier  die  Einsicht  gewonnen,  dafs  die  Ascospermophora  mehrjährige 
Tiere  sind,  dann  werden  wir  auch  bei  den  Polydesmiden  von  der  anfäng- 
lichen Annahme  der  Einjährigkeit,  mit  Rücksicht  auf  den  oben  genannten 
Zuchtversuch,  Abstand  nehmen  und  auch  die  Angehörigen  dieser  Gruppe 
als  mehrjährig  betrachten. 

16.  Orobainosoma  flavescens  Latzei. 

Ob  0.  flavescens  (genuin.)  und  flavescens  helveticum  Verh.  untereinander 
und  von  diesen  sächsischen  Tieren  abweichen,  ist  zurzeit  leider  noch  nicht 
sicher  feststellbar,  weil  ich  augenblicklich  keine  flavescens  aus  den  Alpen 
zur  Verfügung  habe.  Es  war  mir  aber  überhaupt  eine  Überraschung, 
diese  Art  in  Mitteldeutschland  noch  anzutreffen,  zumal  ich  aus  dem 
Böhmerwald  zwei  andere  Arten  bekannt  gemacht  habe,  welche  erheblich 
abweichen. 

(0.  flavescens  helveticum  Verh  .—flavescens  setosum  Roth.) 

11.  September  im  Plänerwald  bei  Dohna  unter  Steinen  und  Laub  und 
Genist  1 cf,  15  j.  mit  28  und  2 j.  mit  26  Ringen. 

5.  August  Moosleite  in  Geröll  4 j.  23,  1 j.  19  Ringe. 

5.  September  daselbst  an  faulenden  Pteris  5 j.  28  Ringe. 

8.  und  12.  September  am  Geisingberg  zwischen  Basalt  unter  Ahorn  3 j. 
28  Ringe. 

10.  September  im  Rödertal,  gemischter  Wald  2 j.  28  Ringe. 

6.  Oktober  Moosleite,  im  Humus  zwischen  Geröll  1 j.  9 28  Ringe, 
63/4  1 j-  9 26  Ringe,  5V2  mm’ 

17.  Oktober  daselbst  unter  Rubus  im  Geröll  1 9 9 x/2  mm  lang  mit 
vorgestülpten  Vulven. 

28.  Oktober  daselbst  1 9. 

9.  Oktober  bei  Niederwartha,  unter  Borkenstücken  neben  gefällter 
Buche  1 cT  11  mm,  5 .9  9 V2  bis  11  mm,  alle  mit  30  Rumpfringen. 

An  den  vorderen  Gonopoden  endet  der  Nebenast  des  gesägten  Blattes 
mit  einfacher  Spitze,  wie  bei  helveticum. 


53 


17.  Heteroporatia  vihorlaticum  albiae  Verh.  n.  subsp. 

Yergl.  die  vorläufige  Beschreibung  im  Zoologischen  Anzeiger  1909, 
Nr.  18/19,  Juli,  über  einige  Mastigophorophylliden  und  Craspedoso- 
miden.  Die  ausführliche  Charakteristik  nebst  Abbildungen  findet  man 
1910  im  11. — 15.  (31. — 35.)  Aufsatz  in  den  Nova  Acta  der  L.  K.  D.  Akad. 
d.  Nat.,  Halle. 

20.  August  bei  Rathen  unter  faulenden  Gräsern  2 j.  28  Ringe. 

21.  August  im  Polenztal  2 j.  28  Ringe  (cf  9), 

5.  September  oberhalb  Niederpoyritz  am  Waldrand  neben  oder  zwischen 
Granitstücken,  teils  unter  Laub,  teils  an  modrigen  ifo^s-Zweiglein,  3 cT 
und  8 j.  9 mit  28  Ringen,  also  ausgesprochene  Proterandrie! 

6.  Oktober  Moosleite  in  Granitgeröll  mit  Humus  1 9 18  mm. 

19.  Oktober  Moosleite,  unter  Älnus-Lsmb  1 9 17  mm. 

28.  Oktober  Moosleite  1 9 und  11.  November  daselbst  2 9 unter  Alnus- 
Laub. 

7.  Oktober  am  Staffelstein  zwischen  Granit  und  Humus  und  Genist 

1 9 18  V2  mm. 

18.  November  Wachwitzgrund  1 9. 

9.  Oktober  Niederwartha  auf  Pläner  1 9 17  mm,  unter  Jimts-Laub. 


Orohainosoma  flavescens : 

Heteroporatia  vihorlaticum  albiae: 

August  19,  23, 

28, 

September  26,  28,  cf 

28,  cf 

Oktober  26,  28,  cT  9 

9 

November 

9 

IIS  Die  Übersicht  über  das  Auftreten  von  Orohainosoma  und  Hetero- 
poratia  lehrt,  dafs  bei  beiden  übereinstimmend  zuerst  nur  Entwickelungs- 
formen  vorhanden  sind,  die  Entwickelten  aber  mit  Proterandrie  er- 
scheinen. Im  übrigen  sind  diese  Gattungen  Beispiele  für  einen  dritten 
Entwickelungsmodus  innerhalb  der  Jahreszeiten  insofern,  als  ge  - 
schlechtsreife  Tiere  nicht  nur  im  Sommer  fehlen  (wie  bei  Craspe- 
dosoma  und  Orthochordeuma ),  sondern  auch  im  Frühjahr  niemals 
beobachtet  worden  sind.  Das  gilt  jedoch  nicht  allein  für  unser  nord- 
böhmisch-sächsisches Gebiet,  sondern  auch  für  andere  Gegenden  Mittel- 
europas. So  habe  ich  z.  B.  im  Böhmerwald  alle  Entwickelten  von 
Orohainosoma  stets  nur  im  Herbst  und  zwar  meist  sogar  im  Spätherbst 
gefunden,  in  anderen  Jahreszeiten  nur  unreife  Tiere.  In  Österreich-Ungarn 
aber  sind  mir  von  Heteroporatia  im  Frühjahr  niemals  Geschlechtsreife 
vorgekommen,  so  zahlreich  auch  die  im  Herbst  von  mir  erbeuteten  Ent- 
wickelten waren.  Aus  diesen  Beobachtungen  folgt  also,  dafs  die  Ent- 
wickelten von  Orohainosoma  und  Heteroporatia  ein  auffallend  kurzes 
Leben  haben  im  Vergleich  mit  denen  vieler  anderer  Diplopoden,  wie 
z.  B.  Craspedosoma.  Genaueres  läfst  sich  über  die  Lebensdauer  der 
Orohainosoma- Entwickelten  allerdings  noch  nicht  sagen,  da  wir  bei  der 
Seltenheit  dieser  Diplopoden  noch  von  keiner  Art  eine  breitere  stati- 
stische Unterlage  besitzen  und  nicht  wissen,  wie  weit  in  den  Winter  hinein 
sie  existenzfähig  sind  und  ob  sie  nicht  vielleicht  den  Winter  überstehen 
und  sehr  zeitig  im  Frühjahr  absterben.  Einige  Heteroporatia- Arten  sind 
allerdings  an  manchen  Orten  häufig,  bisher  habe  ich  auf  dieselben  im 
zeitigen  Frühjahr  aber  noch  nicht  fahnden  können.  (Siehe  auch  Nr.  19.) 


54 


18.  Heteroporatia  simile  eremita  Verh.  n.  subsp. 

Vergl.  die  Literaturangaben  bei  Nr.  17. 

Das  einzige  männliche  Stück  von  12 1/2  mm  Länge  entdeckte  ich  am 
Waldrand  der  Geisingberg-Basaltkuppe  zwischen  Basaltstücken  unter  Acer- 
Laub  am  8.  September.  Auf  einer  zweiten  Exkursion  am  12.  September 
habe  ich  besonders  nach  diesem  Tier  gesucht,  ohne  es  wieder  finden  zu 
können,  obwohl  die  regnerische  Witterung  dafür  günstig  war.  Bisher  war 
H.  simile  nur  in  einem  einzigen  weiblichen  Stück  vom  Arbersee  bekannt, 
der  Kasse  nach  also  zweifelhaft.  Von  Herrn  Wernitzsch  (Jena)  erhielt 
ich  2 2 des  simile  aus  Thüringen  und  eine  Skizze  der  Gonopoden  des  cT. 
Nach  dieser  zu  urteilen  würde  dort  simile  carniolense  Verh.  Vorkommen. 

19.  Heteroporatia  bosniense  Verhoeff. 

Um  den  10.  Oktober  1900  wies  ich  diese  Art  für  unser  Gebiet  zum 
erstenmal  aus  dem  Elbtal  südlich  von  Aussig  nach.  Am  17.  und  18.  August 
1908  habe  ich  dieselben  Plätze  wieder  besucht,  welche  im  Angesicht  des 
Schreckensteins  gelegen  sind  und  aus  Gebüschstreifen  mit  Basaltgeröll 
zwischen  Eeldern  bestehen.  Es  war  noch  kein  einziges  entwickeltes  Tier 
zu  finden,  dagegen  brachte  ich  neun  Jugendliche  der  28  ringeligen  Stufe 
mit,  welche  damals  im  Oktober  fehlten.  So  belegt  uns  auch  diese  Art  den 
oben  geschilderten  Entwickelungsmodus.  In  Sachsen  ist  mir  bosniense 
nirgends  vorgekommen.  Dagegen  fand  ich  in  einer  Schlucht  am  Land- 
grafenberg bei  Jena  vor  einigen  Jahren  ein  leider  defektes  Stück  von 
Heteroporatia.  Herrn  Wernitzsch  machte  ich  hierauf  aufmerksam  und 
gelang  es  ihm  alsdann,  bosniense  bei  Jena  mehrfach  aufzufinden. 

20.  Ceratosoma  karoli  Rothenbühler  ( genuinum ). 

Dafs  diese  Art  in  Sachsen  ganz  typisch  auftritt,  verdient  um  so  mehr 
betont  zu  werden,  als  ich  aus  dem  Böhmerwald  etwas  abweichende  Indi- 
viduen nachgewiesen  habe,  karoli  germanicum. 

17.  Juli  am  Wilisch  bei  Kreischa  in  bemoostem  Gneisgeröll  bei  einem 
wasserarmen  Bächlein  1 j.  28  Kinge. 

6.  September  Weesenstein  unter  Laub  2 j.  28  Kinge. 

8.  September  am  Geisingberg  1 j.  28  Kinge. 

27.  Oktober  bei  Tharandt  im  Laubwald,  Porphyrgeröll  mit  Laub,  2 cT 
von  1 1 a/2  mm  Länge. 

21.  Mastigophorophyllon  saxonicum  Verh.  n.  sp. 

(Untergatt.  Mastigophorophyllon , Sektio  Foliopenniferi  Verh.,  vergl.  Bei- 
träge 8.  Aufsatz.) 

Die  Beschreibung  nebst  Abbildungen  findet  man  1910  in  den  genannten 
Aufsätzen  der  Deutsch.  Akad.  d.  Nat.  Halle. 

Diese  Art  ist  zunächst  verwandt  mit  AI.  bohemicum  Attems  aus 
Böhmen,  ein  Tier,  dessen  näheres  Vorkommen  leider  unbekannt  ist.  Sie 
unterscheidet  sich  von  bohemicum  aber  zweifellos  auch  dann,  wenn  man 
annimmt,  dafs  die  Federanhänge  der  vorderen  Gonopoden  von  Attems 
übersehen  wurden.  Sehr  abweichend  ist  u.  a.  die  Bucht  zwischen  den 
hinteren  Gonopoden  und  der  zurückgebogene  Haken  am  Ende  der  vorderen. 


55 


Auch  das  dritte  und  vierte  Beinpaar  des  cf  weichen  etwas  ab  von  der 
Beschreibung  des  bohemicum. 

20.  August  im  Polenztal  an  der  östlichen  Talseite  unter  faulen 
Kräutern  1 cf1,  1 j.  28  Ringen. 

21.  August  daselbst  an  der  westlichen  Talseite,  oberhalb  der  Walters- 
dorfer  Mühle  18  2,  34  cf,  teils  unter  Pteris-  und  AAzes- Abfällen,  teils  unter 
Himbeeren  und  Brombeeren,  teils  unter  Urtica  und  an  Humushaufen  mit 
Borkenstücken.  Angesichts  dieses  häufigen  Auftretens  im  Polenztal  dürfen 
wir  erstaunt  sein,  dafs  mir  dieser  interessante  Diplopo de  sonst  auf  keiner 
meiner  Exkursionen  begegnet  ist. 

22.  Nopoiulus  palmatus  Nemec.  ( genuinus ) Yerh. 

27.  Mai  Seidnitz  bei  Dresden  an  Kopfweiden  neben  einem  Wasser- 
graben 1 cf  mit  48  Ringen,  12  mm.  1 2 mit  45  Ringen,  12 x/4  mm  lang. 
Körper  braun,  Ozellen  und  Drüsen  schwarz,  Kopf  und  1.  bis  3.  Rumpfring 
dunkelrötlich. 

9.  Mai  Königstein,  in  der  Nähe  der  Festung,  ebenfalls  unter  Kopf- 
weidenborke 2 cf1,  1 j.  cf,  erstere  mit  39  und  46,  letzteres  mit  39  Rumpf- 
ringen. 


23.  Nopoiulus  palmatus  caelebs  Verb.  var.  salicis  m. 

Vergl.  im  6.  (26.)  Aufsatz  über  Diplopoden,  Mitt.  Zoolog.  Museum  in 
Berlin,  1907,  S.  281,  III.  Bd.,  3.  Heft. 

9.  Oktober  Niederwartha  auf  Pläner  unter  Salix-Borke  11  2,  6 j.  2. 
2 11  Yg  bis  122/3  mm  lang  mit  39  und  40  Rumpfringen,  j.  2 mit  36  und 
38  Ringen.  Im  Alkohol  geben  sie  einen  auffallend  stark  weinroten  Saft 
aus  den  Wehrdrüsen,  der  sie  anfangs  mit  einer  Wolke  umhüllt.  Der  echte 
palmatus  ist  bei  cf  und  2 meist  nicht  nur  segmentreicher,  sondern  zugleich 
auch  auffallend  schlanker  als  der  gedrungenere  caelebs , obwohl  ein  caelebs 
2 von  122/3  mm  Länge  mit  40  Ringen,  also  gröfser  ist  als  ein  45  ringeliges 
des  palmatus.  Dennoch  ist  der  Segmentunterschied  kein  ganz  durch- 
greifender, wie  das  erwähnte  reife  cf  des  palmatus  mit  39  Rumpfringen 
beweist. 

24.  Typhi oblaniulus  guttulatus  (Gervais). 

7.  August  im  Elbtal  bei  Aussig  in  Gebüschen  mit  Basaltgeröll  1 j.  2, 
142/3  mm  mit  47  Rumpfringen,  einfarbig  grauweifs. 

11.  September  in  einem  Plänersteinbruch  bei  Dohna  unter  Steinen  neben 
Gebüsch  1 cf,  10  2,  2 j.  2,  ebenfalls  alle  einfarbig  grauweifs,  im  Alkohol 
zum  Teil  nachdunkelnd.  2 15  mm  mit  51  Rumpfringen,  cf  12  2/3  mm, 
47  Ringe.  Die  Beine  und  Gonopoden  des  cf  stimmen  mit  denen  der 
westdeutschen  Tiere  überein  bis  auf  unbedeutende,  wohl  individuelle  Varia- 
tion der  Spitzchen  an  den  hinteren  Gonopoden. 

T.  guttulatus  ist  als  Gartenschädling  in  Westeuropa  schon  oft  genannt 
worden.  Ich  halte  diese  Art  nicht  für  einen  ursprünglichen  Bürger 
Deutschlands,  sondern  für  ein  in  Frankreich  heimisches,  durch  die 
Kultur  uns  zugeführtes  und  durch  Düngstoffe  und  Mistbeeterde  (analog 
dem  Isopoden  Haplophtlialmus)  verbreitetes  Tier.  In  Deutschland  habe 
ich  es  niemals  in  gröfseren  Wäldern  beobachtet  und  überhaupt 
niemals  aufserhalb  des  Bereiches  grofser  Flufstäler  oder  Kultur- 


56 


gebiete.  In  meinen  Diplopoden  Rheinpreufsens  konnte  ich  es  1896  aus 
Freiland  nur  in  zwei  Stück  verzeichnen,  obwohl  ich  bald  feststellte,  dafs  es 
bei  Bonn  in  manchen  Gärten  geradezu  massenhaft  vorkommt.  Da  dieser 
Tausendfüfsler  auch  tote  Tierkörper  verzehrt  und  z.  B.  durch  zerquetschte 
Schnecken  leicht  geködert  werden  kann,  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  er 
auch  durch  menschliche  Friedhöfe  verbreitet  wird. 

Die  beiden  hier  genannten  Fundorte  lagen  in  der  Nähe  von  Äckern, 
so  dafs  der  guttulatus  vielleicht  auch  hier  durch  den  Dünger,  welcher  auf 
den  Feldern  verstreut  wird,  in  deren  Nachbarschaft  sich  festgesetzt  hat. 

Nicht  verschweigen  möchte  ich  übrigens,  dafs  ich  in  Österreich-Ungarn 
zweimal,  nämlich  bei  Afsling  in  den  Karawanken  und  bei  Broos  in  Sieben- 
bürgen einige  Stücke  eines  Typhloblaniulus  im  Waldhumus  erbeutet  habe, 
welche  äufserlich  wie  guttulatus  aussehen.  Da  ich  bisher  aber  kein  cf 
aus  diesen  Gebieten  untersuchen  konnte,  wäre  es  übereilt,  sagen  zu  wollen, 
hier  läge  ebenfalls  der  gemeine  guttulatus  vor. 

25.  Isolates  varicornis  (C.  K)  Latze!. 

9.  Mai  Königstein  bei  der  Festung  unter  Salix- Borke  2 cf,  1 j.  c?, 

1 j.  9.  Gröfstes  cf  72/3  mm  mit  35  Rumpfringen. 

3.  August  Pillnitz  an  morschem  Carpinus- Stamm  1 j.  cf  6Y3  mm, 
30  Ringe,  2 9,  2 j.  9,  eine  Larve. 

15.  Juli  Moosleite  unter  Salix- Borke  1 9 7]/2  mm,  35  Ringe. 

19.  Oktober  Moosleite  unter  Salix- Borke  1 9 93/4  mm,  39  Ringe. 

26.  Leptophyllum  nanum  Latzei.*) 

11.  Mai  am  Schreckenstein  unter  Quercus- Laub  1 9. 

11.  Juli  Dohna,  Laubwald  im  Humus  1 cf. 

21.  August  Polenztal  teils  unter  Laub,  namentlich  aber  in  humöser 
Erde  11  cf,  17  9,  2 j.  cf  11 1/2  bis  1373  mm  mit  79,  81  und  85  Bein- 
paaren, 4 oder  5 beinlosen  Endsegmenten.  Verschiedene  Individuen  waren 
weich  von  überstandener  Häutung,  bei  7 cf  waren  die  Gonopoden  weit 
ausgestülpt,  auch  die  Cyphopoden  bei  einigen  Weibchen. 

14.  Oktober  Weesenstein  unter  Quercus- Laub  im  Humus  m 12, 

2 j.  9.  cf  10  V2  mm  mit  45  Ringen,  83  Beinpaaren  und  6 beinlosen  End- 
segmenten. 9 13  mm. 

27.  Schizophyllum  sabulosum  (L.)  Latzei. 

var . punctulatum  Fanz.  7.  Juni  Wachwitzgrund  an  sonnigem  Platz  1 cf, 
19.  cf  20  V3  mm,  77  Beinpaare,  3 Endsegmente. 

12.  Juli  daselbst  unter  Steinen  3 9,  31  bis  33  J/2  mm  mit  89  und  91 
Beinpaaren. 

var. bilineatum  C.  K.  9.  Mai  Königstein  2 9 22  mm,  11.  Mai  Schrecken- 
stein 2 9. 

31.  Mai  Dohna  1 9 3472  mm,  91  Beinpaare,  2 Endsegmente  beinlos. 

7.  Juni  Wachwitzgrund  3 9,  gröfstes  23  mm,  79  Beinpaare. 

9.  Juni  Dohna  1 cf  27 72  mm,  83  Beinpaare.  17.  Juli  Kreischa  1 $ 
32 1/2  mm,  95  Beinpaare,  3 Endsegmente. 


*)  Hinsichtlich  der  Varietäten  des  L.  nanum  vergl.  meinen  39.  Aufsatz:  Juliden 
und  Ascospermophora,  1910  in  den  Jahresh  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk.  Württemberg. 


57 


20.  Juli  Königspark  1 j.  cf,  1 $ 421/ 2 mm,  95  Beinpaare.  Das  gröfste 
im  Gebiet  beobachtete  Individuum. 

20.  August  Polenztal  unter  faulenden  Kräutern  1 9 2 j. 

5.  September  Niederpoyritz  1 j.  12.  September  am  Geisingberg,  Wald- 
rand der  Basaltkuppe  10  j.,  welche  zum  Teil  zur  var.  bifasciatum  über- 
führen. 1 Schalt  cf  242/3  mm,  87  Beinpaare.  20.  Oktober  Dohna  1 j.  9 
21  mm. 

Da  die  beobachteten  Männchen  77  und  83  Beinpaare  besitzen,  das 
Schalt  cf  87,  so  ist  ein  entwickeltes  Grofs-cf  nicht  beobachtet  worden. 

28.  Bracliyiulus  projectus  kochi  Verhoeff. 

Die  zahlreichsten  Funde  stammen  aus  dem  Laubwaldgebiet  von  Dohna: 

24.  April  unter  Corylus -Laub  und  zwischen  von  Humus  durchsetztem 
Geröll  1 d”,  32  mm,  87  Beinpaare.  31.  Mai  ebenda  3 cf,  2 9,  1 j.,  auch  eine 
Kopula  beobachtet. 

9.  Juni  1 (9,  2 9,  4 j.  und  abermals  Kopula.  cf  ganz  schwarz,  also 
der  sexuelle  Farbendimorphismus  sehr  ausgeprägt. 

4 j.  9 74 — 17  mm,  mit  49 — 69  Beinpaaren,  6—8  beinlosen  Endsegmenten. 

12.  Juni  1 9,  11.  Juli  1 cf,  2 9,  1 j.  cf  lO1/^  mm,  67  Beinpaare,  6 End- 
segmente. 

11.  September  2 9,  2 j.  20.  Oktober  1 cf  35  mm,  93  Beinpaare. 

17.  August  im  Elbtal  bei  Aussig  in  Gebüschen  mit  Basaltgeröll  häufig, 
3 cf,  4 9,  43  Junge  aus  zahlreichen  Stufen.  Von  den  Männchen  ist  eins 
grau,  am  Rücken  mit  schwarzen  Medianstreifen,  ein  anderes  ebenso,  zeigt 
aber  zugleich  schwache  graugelbliche  Rückenseiten  binden.  An  allen  übrigen 
Plätzen  trat  koclvi  spärlicher  auf: 

9.  Juli  Moosleite  1 j.  9 bei  Regen.  5.  September  Moosleite  1 j.  cf  mit 
45  Ringen. 

21.  August  im  Polenztal  1 9,  2 j.  5.  September  Moosleite  zwischen 
Geröll  1 9. 

6.  September  Weesenstein  2 9,  2 j. 

8.  September  Geisingberg,  am  Waldrand  der  Basaltkuppe  2 cf. 

cf  28l/2  mm,  87  Beinpaare,  3 beinlose  Endsegmente,  am  Rücken  zu 
Seiten  der  schwarzen  Medianlinie  mit  Andeutung  graugelblicher  Längsbänder. 

cf  .25  mm,  81  Beinpaare,  4 Endsegmente,  Rücken  mit  deutlich  grau- 
gelben Längsbinden  neben  der  schwarzen  Medianlinie. 

12.  September  Geisingberg  5 9,  1 j.,  1 cf,  dieses  von  Häutung  noch 
etwas  weich,  kaum  22  mm  lang,  mit  87  Beinpaaren,  ebenfalls  hellrückig. 


29.  Bracliyiulus  unilineatus  C.  Koch. 

In  Sachsen  nicht  beobachtet.  Bei  Aussig  habe  ich  dieses  Charakter- 
tier der  ungarisch  - rumänischen  Tiefebenen  bereits  1900  festgestellt. 
19.  August  fand  ich  im  Basaltgeröll  bei  Aussig  nur  ein  cf,  251/ 2 mm  lang, 
mit  79  Beinpaaren.  Die  Art  scheint  also  im  nordböhmischen  Gebiet  ziem- 
lich selten  zu  sein. 


30.  Microiulus  laeticollis  Porat. 

3.  Mai  im  Wachwitzgrund,  an  humöser  Stelle  mit  Granittrümmern  im 
Laubwald  3 9 141/ 4—  14x/2  mm,  mit  65  und  69  Beinpaaren. 


58 


31.  Leptoiulns  ciliatus  Verhoeff. 

18.  April  bei  Rochwitz  an  einem  Bache  1 9 m gemischtem  Walch 

22.  April  in  Eichwalcl  bei  Pillnitz  unter  Laub  2 2. 

3.  Mai  Wach witzgrund  in  von  Urtica  durchwachsenem  und  von  Laub 
und  Humus  durchsetztem  Granitgeröll  im  Laubwald  3 2 37 — 37  7 2 mm, 
2 cf,  28y 2- — 307 2 mm,  93  und  95  Beinpaare. 

9.  Mai  Königstein  unter  Laub  1 cf  27 1/2  mm,  91  Beinpaare,  3 End- 
segmente. 

30.  Juni  Moosleite  1 j.  cf  18 1/2  mm,  83  Beinpaare,  noch  weich  von  der 
üb  erstandenen  Häutung. 

1 j.  2 1372  mm)  1 j.  2 9 mm  (53  Beinpaare)  daselbst,  6.  Oktober. 

15.  Juli  daselbst  unter  Weidenborke  1 j.  2 17  mm. 

9.  Juli  an  einem  sonnigen  Hang  am  Staffelstein  1 2 3572  mm.  mit 
vorgestülpten  Vulven  1 j.  cf  1672  mm,  73  Beinpaare,  7 Endsegmente.  1 cf 
26 72  mm,  mit  89  Beinpaaren,  3 Endsegmente.  Diese  befanden  sich  bei 
Regen  unter  Pteris , Lathyrus  und  Himbeeren  zwischen  Steinen  und 
Eichenlaub.  Laub  und  Steine  waren  nur  von  oben  befeuchtet,  die  tieferen 
Lagen  waren  dagegen  völlig  ausgetrocknet.  Die  Tiere  hatten  also  die 
trockene  Zone  passiert  und  in  der  Tiefe,  aus  der  sie  hervorgekommen 
waren,  die  oberflächliche  Feuchtigkeit  empfunden. 

17.  Juli  bei  Kreischa  2 2* 

6.  August  auf  dem  Pfaffenstein,  oben  im  gemischten  Wald  in  Felsen- 
kesseln bei  Pubus  und  Pteris  unter  Laub  und  Genist,  1 cf  frisch  gehäutet. 
5 2,  3 j.  cf,  j.  cf  1972  mm,  79  Beinpaare,  5 Endsegmente.  Von  den  jungen 
Männchen  nahm  ich  einige  zur  Aufzucht  lebend  mit  und  erzielte  am 
20.  September  2 reife  cf  2872  mm,  mit  95  Beinpaaren. 

20.  August  Polenztal  1 cf  (gehäutet),  2 2,  1 j.  2*  cf  32  mm,  93  Bein- 
paare, 2 beinlose  Endsegmente. 

5.  September  Moosleite  5 2,  3 j.  2,  4 cf.  3 cf  24— 2572  mm,  85  und 
87  Beinpaare,  2 Endsegmente.  1 cf  25  mm,  91  Beinpaare. 

7.  Oktober  am  Staffelstein  zwischen  Granitstücken  2 cf,  1 j.  2. 
cf  297 2 — 3272  mm,  91  und  93  Beinpaare,  3 beinlose  Endsegmente. 

27.  Oktober  Tharandt,  im  Laubwald  1 cf. 

In  Österreich-Ungarn  beobachtete  ich  ciliatus- Männchen  mit  91  — 99 
Beinpaaren,  in  der  Tatra  auch  mit  89. 

Am  Altvater  fand  ich  85  Beinpaare. 

Im  sächsischen  Gebiet  habe  ich  für  das  cf  festgestellt:  89,  91,  93  und 
95  Beinpaare,  einmal  sogar  85  und  87. 

32.  Leptoiulus  ciliatus  bükkensis  Verhoeff. 

ln  Sachsen  nicht  beobachtet. 

19.  August  im  Elbtal  bei  Aussig,  in  Gebüschen  mit  Basaltgeröll  2 2, 
1 cf  22  mm,  89  Beinpaare,  2 Endsegmente.  1 j.  cf  18  mm. 

33.  Julus  ligulifer  Latz.  u.  Verh.  (genuinusY). 

9.  Mai  Königstein  unter  welken  Pteris  und  Laub  von  Quercus , Fagus 

1 c?,  1 9. 


*)  Über  die  V ariabilität  des  ligulifer  vergl . den  89.  Aufsatz : J u 1 i d e n und  A s c 0 s p e r - 
mopbora  in  den  Jahresheften  d Ver.  f.  vat.  Naturk.  i.  Württemberg  1910,  Abschnitt  All. 


59 


10.  Mai  am  Kuhstall  in  gemischtem  Wald  1 $. 

11.  Mai  Schreckenstein  unter  Quercus- Laub  3 j.  9?  2 jüngere  Larven, 
im  Elbtal  bei  Aussig  15  2,  davon  4 frisch  gehäutet  und  mit  ausgestülpten 
Vulven,  4 j.  cf  18 — 19  mm,  deren  2.  Beinpaar  schon  kräftige  Fortsätze  er- 
kennen läfst.  (Kein  entwickeltes  cf.) 

9.  Juli  Moosleite  bei  Regen  1 j.  2,  1 j.  cf. 

17.  Juli  Kreischa  1 j.  2,  1 j.  cf. 

20.  August  bei  Rathen  unter  faulenden  Gräsern  1 2. 

21.  August  Polenztal  1 j.  Q. 

5.  September  Moosleite  1 cf,  1 j.  cf,  3 9>  1 j.  2.  cf  24  mm,  93  Bein- 
paare. Aufser  dem  cf  sind  alle  liellrückig.  6.  September  Weesenstein  3 2. 

10.  September  im  gemischten  Wald  des  Rödertales  auf  Silur  1 cf,  1 j.  cf, 
3 2,  1 j.  2.  cf  2373  mm,  87  Beinpaare,  2 Endsegmente  (1  cf,  1 2 sind 
liellrückig). 

8.  September  Geisingberg  eine  jüngere  Larve,  1 j.  2 frisch  gehäutet, 

1 cf  2472  mm,  85  Beinpaare. 

12.  September  Geisingberg  3 cf,  7 2,  4 Halbwüchsige,  eins  gehäutet. 
14.  Oktober  Weesenstein  unter  Laub  von  Carpinus  und  Tilia  3 cf,  1 2. 

2 32  mm,  93  Beinpaare,  cf  2572 — 26  mm,  89  Beinpaare. 

17.  Oktober  Moosleite  2 2.  27.  Oktober  Tharandt,  Laubwald  1 cf , 2 2. 
In  den  Monaten  Juni,  Juli,  August  wurde  mithin  kein  entwickeltes  cf 
beobachtet. 

34.  Cylindroiulus  occultus  C.  Koch  (=  Cyl.  coerulans  Nemec). 
Aus  Sachsen  nicht  bekannt  geworden. 

17.  August  im  Elbtal  bei  Aussig  in  Basaitgeröll,  in  Humus -Gekrümel 
dazwischen  und  an  faulenden  Gräsern.  Grauweifs  bis  graubraun,  mit 
schwarzen  Drüsenflecken.  14  2,  4 j.,  3 cf. 

2 13  mm  mit  89  Beinpaaren,  3 beinlosen  Endsegmenten, 
cf  10 72  mm  mit  81  Beinpaaren,  3 beinlosen  Endsegmenten. 


35.  Cylindroiulus  londinensis  Leach.  var.  saxonicus  Verb. 

Im  Loschwitz-Pillnitzer  Granitgebiet  nach  meinen  Beobachtungen  inner- 
halb Sachsens  am  stärksten  vertreten,  also  in  Schluchten  mit  leichtem, 
vorwiegend  von  Granitsand  durchsetztem  Boden.  Hierdurch  ergibt  sich 
ein  Gegensatz  zu  den  übrigen  bisherigen  Beobachtungen,  wonach  londinensis 
schweren  lehmigen  Boden  oder  kalkreiche  Gesteine  bevorzugt.  Diese  Granit- 
gebietfunde zeichnen  sich  aber  alle  insofern  aus,  als  sie  geschützt,  sonnig 
und  zugleich  feucht  gelegen  sind,  im  Bereich  von  Laubwald  oder  reich- 
lichem Gestrüpp  oder  in  dessen  nächster  Nachbarschaft. 

7.  Juni  3 2.  15.  Juni  5 cf,  4 2,  1 j.  2,  3 j.  cf.  2 31  — 31 72  mm, 
79  Beinpaare,  j.  cf  12  mm,  53  Beinpaare,  cf  24  mm,  73  Beinpaare,  cf  25  mm, 
71  Beinpaare. 

27.  Juni  1 2 3P/2  mm,  83  Beinpaare,  1 j.  cf  17  mm,  63  Beinpaare  viel 
heller  als  die  Erwachsenen. 

12.  Juli  3 cf,  2 2.  15.  Juli  1 j.  cf  19  mm,  65  Beinpaare.  5.  August  1 j. 

5.  September  2 2 mit  bräunlichem  Kollum. 

6.  Oktober  1 j.  cf  18  mm.  17.  Oktober  1 2,  1 j.  2. 

Im  Bereich  der  Kalkformationen  sah  ich  nur  wenige  Stücke,  nämlich: 


60 


21.  April  im  Laubwald  bei  Lockwitz  unter  Laub  8 2 29 x/2 — 37 72  mm. 
Das  gröfste  2 mit  87  ßeinpaaren,  1 cf  26  mm,  75  Beinpaare. 

9.  August  in  einem  Plänersteinbruch  am  Schonergrund  1 2. 

10.  September  im  gemischten  Wald  des  Rödertales  2 2,  1 cf.  cf  2372mm, 
71  Beinpaare,  3 Endsegmente. 

36.  Oncoiulus  foetidus  C.  Koch 

kann  als  der  gemeinste  Julide  unseres  Gebietes  bezeichnet  werden, 
welcher  auf  keiner  Formation  und  in  keinem  Walde  desselben  fehlt. 

In  den  Laubwäldern  bei  Dohna  auf  Pläner  verzeichn ete  ich  folgende 
Beobachtungen: 

24.  April  2 cf,  2 2.  31.  Mai  1 cf,  2 2.  9.  Juni  1 cf,  3 2 und  6 j., 
welche  durch  ihre  grauweifsliche  Farbe  von  den  dunklen  Erwachsenen  sehr 
auffallend  abstechen,  j.  9 14r2/3  mm,  59  Beinpaare,  4 beinlose  Endsegmente. 

12.  Juni  3 cf,  12  2,  1 j.  11.  Juli  13  2,  7 j.,  1 cf.  j.  cf  21  mm,  69  Bein- 
paare, 2 Endsegmente,  cf  25  mm,  69  Beinpaare,  2 Endsegmente.  22.  Juli  4 2. 

11.  September  10  cf,  1 j.  cf,  33  2,  7 hell  gefärbte  Jugendliche. 

5 cf  22 — >2473  mm,  69  Beinpaare,  2 Endsegmente. 

1 cf  20  mm,  65  Beinpaare,  2 Endsegmente. 

1 cf  2H/2  mm,  67  Beinpaare,  2 Endsegmente. 

1 cf  2272  mm,  71  Beinpaare,  2 Endsegmente. 

j.  cf  20  mm,  62  Beinpaare,  2 Endsegmente. 

Die  folgenden  Funde  stammen  aus  dem  Granitgebiet  zwischen  Losch- 
witz- Pillnitz: 

15.  Juni  1 j.  9 18  mm.  27.  Juni  3 j.  19  — 20  mm. 

30.  Juni  2 2,  1 j.  12.  Juli  1 2,  1 j.  cf.  15.  Juli  1 j.  2 grau. 

3.  August  1 2.  5.  September  2 2,  1 j.  weifslich. 

6.  Oktober  1 cf,  1 2.  17.  Oktober  1 j.  2. 

Aus  dem  Bereich  anderer  Formationen  nenne  ich: 

21.  April  Laubwald  bei  Lockwitz  4 cf,  3 2.  2 24—  26 73  mm,  71  Bein- 
paare. cf  21 72 — 22  mm,  67  und  69  Beinpaare. 

9.  Mai  Königstein  unter  welkem  Pteris -,  Quercus-  und  Fagus-Ldub 
3 cf,  3 2. 

10.  Mai  am  Kuhstall  in  gemischtem  Wald  3 cf , 2 2: 

11.  Mai  am  Schreckenstein  unter  Quercus- Laub  10  Erwachsene,  1 j. 

17.  Juli  Kreischa  1 2.  6.  August  am  Pfaffenstein  1 cf. 

12.  August  im  Schoonergrund  1 j.  cf  1572  mm>  63  Beinpaare. 

17.  August  Aussig  im  Elbtal,  Büsche  mit  ßasaltgeröll,  10  Erwachsene 
und  8 Halbwüchsige  grauweifs. 

20.  August  bei  Rathen  unter  faulenden  Gräsern  8 2,  1 j.  2,  2 cf, 
1 weifsliche  Larve. 

21.  August  Polenztal  6 2,  7 cf.  cf  217 2 mm>  67  Beinpaare. 

6.  September  Weesenstein  1 cf , 4 2,  1 j.  2,  3 weifsliche  Larven,  unter 
diesen  ein  j.  cf  14  mm,  59  Beinpaare,  3 beinlose  Endsegmente. 

8.  September  Geisingberg  2 2.  12.  September  daselbst  6 cf,  6 2. 

10.  September  im  Rödertal  3 cf , 3 2.  cf  23  mm,  69  Beinpaare,  2 End- 
segmente. 

9.  Oktober  Niederwartha  1 cf.  14.  Oktober  Weesenstein  unter  Laub 
von  Carpinus , Tilia,  Acer  4 2,  gröfstes  28  mm,  71  Beinpaare  (41  Rumpf- 
ringe), 1 j.  2 grauweifs,  1172  mm>  35  Ringe. 


ei 


Die  von  mir  im  nordböhmisch  - sächsischen  Gebiete  untersuchten 
236  Stück  des  Oncoiulus  foetidus  verteilen  sich  auf  die  Formationen  in 
folgender  Weise  (32  Exkursionen): 


^Dohna^^^  ^ } 109  Stück  von  7 Exkursionen,  Durchschnitt:  lö1/^  Stück 


Andere  Kalkge-  l 
biete  J 

29 

11 

» 6 

11 

„ 5 

ii 

Basalt 

43 

5? 

„ 4 

55 

» 11 

ii 

Elbsandstein 

37 

11 

» 5 

11 

» 7 Vs 

ii 

Granit  und  Gneis 

18 

n 

„ 10 

11 

,,  kaum  2 

ii 

Der  aufserord entliehe  Gegensatz  zwischen  dem  Auftreten  des  foetidus 
im  Urgebirge  einerseits  und  auf  Basalt  und  Plänerkalk  andererseits  zeigt 
aufs  deutlichste,  wie  günstig  diese  Art  in  den  letzteren  Gebieten  gedeiht. 
Mit  den  andern  Kalkformationen  der  Gruppe  2 ist  hauptsächlich  Silur 
gemeint,  das  an  meinen  Sammelplätzen  wohl  hauptsächlich  deshalb  sich 
weniger  günstig  erwies,  weil  es  sowohl  bedeutend  weniger  Steintrümmer 
als  Schlupforte  darbot,  als  auch  in  den  einzelnen  Steinbrocken  weniger 
günstig  ist,  indem  es  weder  sehr  flache,  noch  besonders  löcherige  oder 
muschelartig  gebrochene  Stücke  aufweist,  sondern  klumpige,  oft  mit  Lehm 
verklebte.  Die  Fundplätze  des  Elbsandsteins  würden  zweifellos  noch  weniger 
vorteilhaft  dastehen,  wenn  sie  nicht  durch  Wasser-  und  Pflanzenreichtum 
ausgezeichnet  wären. 

Dafs  sich  foetidus  im  Urgebirge  am  spärlichsten  entwickelt, 
harmoniert  mit  dem  Umstande,  dafs  er  in  den  oberen  Böhmerwald  nicht 
eingedrungen  ist , während  er  in  den  mitteldeutschen  Kalkgebirgen  schon 
viel  weiter  nach  Westen  vorgedrungen  ist,  nämlich  bis  ins  Taubertal  und 
Wiesbaden.  Dennoch  ist  das  Urgebirge  keine  Schranke  für  diesen  Juliden, 
sondern  lediglich  ein  Revier,  durch  welches  seine  Ausbreitung  langsamer 
als  anderwärts  erfolgt. 

Von  Polydesmus  denticulatus  wurden  im  Gebiet  325  Stück  auf  33  Ex- 
kursionen gesammelt.  Sie  verteilen  sich  auf  die  Formationen  folgender- 
mafsen: 

^Dohn^^  ^ } 190  Stück  von  10  Exkursionen,  Durchschnitt:  19  Stück 

Andere  Kalkge-  \ 
biete  / ' 

Basalt  50 

Elbsandstein  28 

Granit  und  Gneis  60 

Die  Verteilung  auf  die  Formationen  zeigt  also  mit  der  des  Oncoiulus 
foetidus  die  gröfste  Ähnlichkeit,  namentlich  wieder  die  bedeutende  Be- 
günstigung durch  Basalt  und  Pläner  gegenüber  dem  Urgebirge.  Dafs 
jedoch  die  Einzel-Individuen  in  den  kalkärmeren  Formationen  durch- 
schnittlich gröfser  werden,  wurde  schon  oben  nachgewiesen. 

37.  Polyzonium  germanicum  Brandt. 

Auch  dieser  einzige  Colobognathe  des  Gebietes  war  am  reichlichsten 
in  Dohna  vertreten,  wo  ich  ihn  im  Pläner- Laubwald  auf  folgenden  Ex- 
kursionen beobachtete : 


3 

4 
4 

12 


»v,  » 
12  „ 
V „ 
5 


62 


24.  April  2 2 von  9 mm.  9.  Juni  unter  Laub  1 2 127a  mm. 

12.  Juni  1 cf. 

11.  Juli  an  humusreichen  Plätzen,  z.  T.  im  Humus  eingewühlt  8 Er- 
wachsene, von  denen  das  gröfste  Stück  ein  2 von  127g  mm,  24  j.  von 
41/2— 5 mm,  durch  hellgelbliche  Farbe  von  den  Erwachsenen  unterschieden, 
2 noch  jüngere  Larven. 

11.  September  8 Erwachsene.  20.  Oktober  1 cf,  3 2.  22.  Juli  2 cf,  2 2. 

18.  April  bei  Rochwitz  an  einem  Bach  1 2 in  gemischtem  Wald. 

9.  Mai  in  Laubwald  am  Königstein  an  humöser  Stelle  3 cf,  4 9. 

2 14 Vg  mm  lang,  21/g  mm  breit,  mit  47  Rumpfringen. 

2 1772  mm  lang,  22/5  mm  breit,  mit  52  Rumpfringen  (dies  das  gröfste 
im  Gebiet  beobachtete  Stück). 

cf  972  mm  lang  mit  41  Rumpfringen. 

cf  10  Y2  mm  lang  mit  42  Rumpfringen. 

Durchgehends  sind  die  Männchen  erheblich  kleiner  als  die  Weibchen. 

10.  Mai  bei  Schandau  2 2 in  gemischtem  Wald. 

17.  Juli  am  Wilisch  3 Stück  unter  Laub. 

17.  August  bei  Aussig  war  Polyzonium  in  den  faunistisch  sonst  so 
reichhaltigen  Talgebüschen  mit  Basalt  nirgends  zu  finden,  nur  in  einem 
Laubwald  unter  Laub  von  Carpinus  erbeutete  ich  1 cf. 

6.  September  bei  Weesenstein  10  Stück  unter  Laub. 

10.  September  im  Rödertal  bei  Radeberg,  gemischter  W7ald,  7c?,  6 9. 

Die  Männchen  zeigen  alle,  trotz  recht  verschiedener  Gröfse,  kräftig 
entwickelte  Gonopoden. 

8.  September  am  Geisingberg  im  Basaltgeröll  abermals  fehlend,  nur 
im  Tannenwald  der  höchsten  Kuppe  1 2. 

9.  Oktober  bei  Niederwartha  auf  Granit,  unter  Quercus- Laub  1 cf 

10  mm.  1 2 1 27a  mm  42  Rumpfringen. 

14.  Oktober  Weesenstein,  die  Erwachsenen  unter  Laub  und  die  Jugend- 
lichen im  Humus  von  Quercus  1 cf,  2 2,  2 j.  2. 

Gröfstes  2 17  mm  lang,  274  mm  breit  mit  49  Ringen. 

Gröfstes  cf  14 2/s  mm  lang  mit  49  Rumpfringen. 

17.  Oktober  1 cf  in  der  Moosleite. 

Auf  18  Exkursionen  wurde  Polyzonium  germanicum  also  in  etwa 
100  Stück  gefunden,  welche  sich  in  folgender  Weise  auf  die  Formationen 
verteilen : 


Plänergebiet  bei 
Dohna 


Silur- Kalk 
Urgebirge 
Sandstein 
Basalt 


Der  auffallende  Gegensatz  im  Auftreten  des  Oncoiulus  foetidus  im 
Kalkgebiet  einerseits  und  Urgebirge  andererseits  wiederholt  sich  also  bei 
Polyzonium , nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  der  Gegensatz  dem  Silur 
gegenüber  viel  auffälliger  ist,  was  damit  zusammenhängt,  dafs  für  Polyzonium 
die  mechanische  Beschaffenheit  der  Steintrümmer  viel  weniger  in  Betracht 
kommt,  da  dieser  Diplopode  fast  immer  in  Laub  oder  Humus  sitzt,  viel 


63 


seltener  aber  an  Steinen  angetroffen  wird.  Dem  Umstand,  dafs  ich  auf 
den  zahlreichen  Ausflügen  ins  Granitgebiet  östlich  der  Elbe  nur  zweimal 
je  ein  Stück  des  Polyzonium  auffand,  spricht  gegenüber  den  zahlreichen 
Funden  an  den  Kalkplätzen  eine  so  deutliche  Sprache,  dafs  die  weit 
günstigere  Entwickelung  an  diesen  keinem  Zweifel  unterliegen  kann.  Hin- 
sichtlich der  Häufigkeit  nehmen  Polyzonium , Polydesmus  denticulatus 
und  Oncoiulus  im  Elbsandsteingebirge  in  gleicher  Weise  eine  Mittelstufe 
ein  zwischen  Urgebirge  und  Plänerkalk.  Sehr  abweichend  von  Oncoiulus 
verhält  sich  Polyzonium  nur  hinsichtlich  des  Basalts.  Ich  erkläre  mir 
das  Fehlen  der  Polyzonien  in  den  Gebüschen  mit  Basaltgeröll  durch 
ihr  lichtscheues  Wesen  und  den  Umstand,  dafs  sie  mehr  als  die  meisten 
andern  Diplopoden  auf  vermoderndes  Laub  und  Laubhumus  angewiesen  sind. 

Schliefslich  seien  zum  Vergleich  noch  zwei  Arten  hinsichtlich  ihrer 
Verteilung  auf  die  Formationen  beigefügt: 

Auf  22  Exkursionen  wurde  Orthochordeumob  germanicum  beobachtet: 


Pläner 

Silur 

Urgebirge 

Sandstein 

Basalt 


37  Stück  von  6 Exkursionen,  Durchschnitt:  6 Stück 


24 

21 

20 

8 


Auf  18  Exkursionen  fand  ich  folgende  Bracliyiulus  projedus  koclii : 


Pläner  24  Stück  von  7 Exkursionen,  Durchschnitt:  3 Y2  Stück 


Silur 

4 

55 

„ 2 

, 

5 5 

55 

~ / % 

2 

Urgebirge 

3 

55 

„ 3 

55 

55 

1 

Sandstein 

3 

55 

» 3 

55 

55 

1 

Basalt 

59 

55 

„ 3 

5 5 

55 

20 

Die  fünf  besprochenen  Diplopoden  liefern  also  folgende  Exkursions- 
Durchschnittszahlen  : 


Polydesmus 

denticulahis 

Ortho- 

cliordeuma 

germanicum 

Oncoiulus 

foetidus 

Brachyiulus 
proj.  Tcochi 

Polyzonium 

germanicum 

Pläner 

(51 V.) 

+ 19 

6 

+ 1572 

31/, 

77* 

Silur 

(26  V3) 

2 Vs 

8! 

5 

2 

9! 

Basalt 

(48) 

12 

4 

11 

20! 

1! 

Sandstein 

(25)1 

7 

5 

772 

1 

47. 

Urgebirge  (12  V2) 

5 

3 

2 

1 

17* 

Während  der  Pläner  für  die  Entwickelung  dieser  Diplopoden  also 
absolut  am  günstigsten  dasteht,  schwankt  das  Maximum  zwischen  der 
1.,  2.  und  3.  Formation,  fehlt  in  der  4.  und  5.,  wobei  das  Urgebirge  sich 
als  absolut  am  ungünstigsten  erweist.  Dafs  das  nicht  für  alle  Diplopoden 
gilt,  wurde  schon  oben  angeführt.  Für  manche  Arten  liegen  aber  die  Ver- 
hältnisse so  einfach,  dafs  eine  tabellarische  Übersicht  unnötig  ist,  man 
vergl.  z.  B.  Glomeris  pustidcita.  Um  jedoch  für  alle  Diplopoden  des  Ge- 
bietes, mit  Ausnahme  der  Rinden- Juliden,  die  Beziehungen  zu  den  For- 
mationen im  Zusammenhang  hervortreten  zu  lassen,  gebe  ich  noch  eine 
Übersicht  über  die  Zahlen  der  überhaupt  beobachteten  Individuen: 


64 


Artenzahl 

Pläner- 

Kalk 

Silur 

Basalt 

Elb- 

sand- 

stein- 

ge- 

birge 

Urge- 

birge 

Zahl  der 
Exkur- 
sionen, 
auf  denen 
das  Genus 
gefunden 

Exkur- 

sions- 

Durch- 

scbnitts- 

zakl 

1 

Polyxenus  .... 

_ 

9 

1 

2 

5 

4 

Glomeris 

13*) 

34 

62 

— 

{307 

19 

21 

2 

kleine  Glomeriden . . 

{20 

1 

1 

— 

— 

6 

37s 

1 

Strongylosoma  . . . 

{ca.  220**) 

ca.  60 

ca.  40 

ca.20 

3 

22 

16 

3 

Polydesmus  .... 

{196 

7 

50 

40 

60 

33 

io7s 

1 

Brachydesmus  . . . 

{48 

— 

— 

6 

8 

7 

1 

Orthochordeuma  . . 

37 

24 

8 

20 

21 

25 

4 

1 

Craspedosoma  . . . 

2*) 

14 

10 

3 

{58 

18 

5 

1 

Orobainosoma  . . . 

{24 

2 

3 

— . 

14 

10 

4 

3 

Meter  oporatia  . . . 

1 

— 

10 

4 

{18 

12 

3 

1 

Ceratosoma  .... 

— 

2 

1 

— 

3 

4 

17» 

1 

Mastig ophorophyllon  . 

— 

— 

— 

{54 

— 

2 

27 

1 

Leptophyllum  . . . 

1 

4 

1 

{30 

— 

4 

9 

1 

Scliizophyllum  . . . 

3 

— 

13 

5 

12 

11 

3 

2 

Brachyiulus  . . . . 

24 

4 

{61 

3 

3 

16 

6 

1 

Microiulus  .... 

— 

— 

— 

3 

1 

— 

2 

Leptoiulus  .... 

— 

— . 

4 

14 

{33 

16 

3 

1 

Julus 

— 

10 

{41 

5 

15 

14 

5 

2 

Cylindroiulus  ... 

1 

7 

21 

— 

30 

13 

47s 

1 

Oncoiulus  . . . . 

109 

29 

43 

37 

18 

32 

77b 

1 

Polyzonium  . . . . 

{54 

28 

2 

9 

6 

18 

57s 

Summa: 

753 

226 

380 

244 

611 

33  Max. 

Die  durch  eine  Klammer  ausgezeichneten  Zahlen  geben  die  Fälle  an, 
in  welchen  die  betr.  Art  in  der  betr.  Formation  stärker  als  in  allen  übrigen 
zusammengenommen  vertreten  ist. 

Zur  richtigen  Beurteilung  dieser  Übersicht  will  ich  übrigens  bemerken, 
dafs  ich  im  Bereich  des  Pläners  und  des  Urgebirges  ungefähr  gleich 
intensiv  gesammelt  habe,  erheblich  weniger  aber  in  den  drei  übrigen  For- 
mationen. Wenn  daher  in  dieser  eine  Form  trotzdem  besonders  auffällig 
vertreten  ist,  so  darf  dieser  Feststellung  erhöhter  Wert  beigelegt  werden. 
Die  absoluten  Gesamtzahlen  für  Pläner  und  Urgebirge  belegen  das,  was 
ich  weiter  oben  bereits  ausgeführt  habe. 

VI.  Rückblick. 

1.  Auf  Grund  der  Diplopoden -Verbreitung  teile  ich  Deutschland  in  der 
Richtung  von  Norden  nach  Süden  in  die  drei  Provinzen  Nord-,  Mittel- 
und Süddeutschland  ein,  zwischen  Nord-  und  Ostsee  einerseits  und  den 
Urgebirgsmittelzügen  der  Alpen  andererseits. 

*)  Hier  wurden  die  betr.  Individuen  nicht  im  Plänerwalde  und  überhaupt  nicht 
im  reinen  Plänergebiet  gefunden,  sondern  in  einem  durch  Sandsteinklötze  gemischten 
Plänerbruch. 

**)  Strongylosoma  müfste  eine  noch  erheblich  höhere  Zahl  ergeben,  wenn  ich  die 
Individuen,  welche  ich  sah,  alle  gesammelt  hätte,  was  mir  nicht  immer  möglich  war 


65 


2.  Mitteldeutschland  teile  ich  in  der  Richtung  von  Westen  nach 
Osten  zunächst  in  zwei  Hauptgebiete  ein,  mittleres  West-  und  Ostdeutsch- 
land, deren  jedes  eine  Anzahl  charakteristischer  Gruppen  (nicht  nur 
Arten)  besitzt.  Für  eine  weitergehende  Gliederung  kommen  neben  der 
Harz*Regensburger  Linie  Rhein-  und  Elbtal  in  Betracht.  Östlich  der  Harz- 
Regensburger  Linie  sind  drei  oder  wahrscheinlich  vier  mitteldeutsche  Gaue 
zu  unterscheiden,  Thüringer  Gau,  Sudeten-Gau,  markomannischer  Gau  und 
mährischer  Gau.  Von  diesen  sind  der  Sudeten-Gau  und  mährische  Gau  aus- 
gesprochen östlichen  Gepräges,  während  der  markomannische  und  Thüringer 
Gau  mehr  den  Charakter  von  Mischungsgebieten  aufweisen. 

3.  Aus  dem  sächsisch-deutschböhmischen  Elbgebiet  sind  37  Diplopoden 
in  etwa  2400  Stück  nachgewiesen  worden. 

4.  Zwischen  der  Fauna  Sachsens  und  Deutschböhmens  herrscht  eine 
weitgehende  Übereinstimmung,  doch  besitzt  letzteres  Gebiet  einige  südöst- 
liche, ersteres  einige  nordwestliche  Formen,  welche  dem  andern  Gebiet 
fehlen. 

5.  Im  Dresdener  Elbgelände  macht  sich  ein  starker  Gegensatz  zwischen 
der  östlichen  und  westlichen  Talseite  bemerkbar,  welcher  teils  aus  örtlichen 
(biologischen),  teils  aus  historischen  Verhältnissen  hervorgeht.  Glomeris 
pustulata  z.  B.  ist  für  die  östliche,  conspersch  für  die  westliche  Gegend 
charakteristisch. 

6.  Im  Elbsandsteingebirge  sah  ich  nirgends  Glomeriden,  ein  Umstand, 
welcher  nicht  mit  der  chemischen,  sondern  der  mechanischen  Beschaffenheit 
des  Gesteins,  namentlich  der  krümeligen  Verwitterung  in  Zusammenhang 
steht.  Die  mechanische  Beschaffenheit  der  Gesteine  und  die  Art  ihrer 
Zertrümmerung  sind  überhaupt  von  grofsem  Einflufs  auf  Verbreitung  und 
Häufigkeit  der  Diplopoden. 

7.  Dennoch  ist  die  chemische  Beschaffenheit  der  Gesteine,  namentlich 
ihr  Kalkgehalt  durchaus  nicht  belanglos,  was 

a)  sich  daraus  ergibt,  dafs  manche  Arten  und  selbst  Gattungen 
ausschliefslich  oder  fast  ausschliefslich  auf  kalkreichen  Forma- 
tionen leben, 

b)  auch  bei  manchen  Arten,  welche  scheinbar  gleichmäfsig  über  alle 
Formationen  verbreitet  sind,  statistisch  durch  ein  mehr  oder  weniger 
auffallendes  prozentuales  Überwiegen  in  den  Kalkgebieten 
nachgewiesen  werden  kann. 

8.  «Mit  Ausnahme  der  unter  Borken  lebenden  Diplopoden  zeigen  die 
Entwickelungsformen  namentlich  in  den  kühleren  Jahreszeiten  eine  ver- 
borgenere Lebensweise  als  die  Erwachsenen. 

9.  Bei  Strongylosoma  und  Polydesmus  denticulatus  wurden  im  Juni 
und  Juli  aufser  den  Entwickelten  vier  Entwickelungsformen  nebeneinander 
beobachtet. 

10.  Bei  Polydesmus  denticulatus  wurden  die  Larvenstufen  mit  17,  18 
und  19  Rumpfringen  in  6 — 7 aufeinanderfolgenden  Monaten  beobachtet, 
nebeneinander  und  nacheinander. 

11.  Bei  Polydesmus  und  Strongylosoma  (und  noch  vielen  andern  Diplo- 
poden) gibt  es  Geschlechtsreife  zu  allen  Jahreszeiten.  Die  Fortpflanzung 
ist  daher  an  keine  bestimmten  Jahreszeiten  gebunden,  sondern  spielt  sich 
in  allen  Monaten  ab,  deren  Witterung  nicht  durch  Frost  oder  starke  Wärme 
extrem  ist. 


66 


12.  Für  Diplopoden  habe  ich  drei  wesentlich  verschiedene  zeit- 
liche Entwickelungsweisen  feststellen  können,  nämlich 

a)  Kopulation  in  F rühling,  Sommer  und  Herbst,  ohne  Verschwinden 
der  Entwickelten  im  Sommer,  so  z.  B.  bei  Polydesmus. 

b)  Kopulation  im  Frühling  oder  Herbst,  bei  Absterben,  der  Ent- 
wickelten, früher  oder  später  im  Spätfrühjahr  oder  Frühs'ommer, 
z.  B.  bei  Craspedosoma  im  Mai,  bei  Orthochordeuma  im  Juni. 
Hier  kommt  also  eine  namentlich  für  Juli  und  August  geltende 
sommerliche  Unterbrechungszeit  zustande,  innerhalb  welcher 
entwickelte  Tiere  nicht  existieren.  [Vergl.  auch  Julusligulifer,  No.  33.] 

c)  Kopulation  im  Herbst  und  überhaupt  nur  herbstliches  Auf- 
treten der  Geschlechtsreifen,  so  bei  Orobainosoma  und  Peter  o- 
poratia,  wo  dieselben  also  im  Vergleich  mit  den  Diplopoden 
unter  a kurzlebiger  sind. 

13.  Orthochordeuma  und  Craspedosoma  haben  eine  Lebensdauer  von 
mindestens  fünf  Jahren,  wobei  4— 5 Monate  auf  die  jüngsten  Stufen,  je 
ein  Jahr  auf  die  Larven  mit  19,  23,  26  und  28  Rumpfringen  zu  rechnen 
sind  und  8 — 9 Monate  auf  die  Erwachsenen. 

14.  Zu  den  häufigen  und  über  alle  Formationen  verbreiteten  Diplo- 
poden des  Gebietes  gehören  Polydesmus  denticidatus , Orthochordeuma 
germanicum,  Oncoiulus  foetidus , Brachyiulus  kochi  und  Polyzonium  ger- 
manicum.  Dennoch  verhalten  sich  dieselben  nach  statistischen  Feststellungen 
den  Formationen  gegenüber  zum  Teil  recht  verschieden.  Während  bei  allen 
gemeinsam  der  Plänerkalk  viel  mehr  Individuen  birgt  als  das  Urgebirge, 
ist  das  bei  Polydesmus  und  Oncoiulus  doch  ganz  besonders  auffallend. 
Während  sich  der  Basalt  für  die  Entwickelung  dieser  Diplopoden  nächst 
dem  Pläner  am  günstigsten  zeigt,  ist  er  für  Polyzonium  am  wenigsten 
geeignet,  für  Brachyiulus  kochi  am  allergünstigsten.  Im  Gebiete  der 
paläozoischen  Sedimente  finden  Orthochordeuma  und  Polyzonium  ihr 
Optimum.  Diesen  fünf  Formen  gemeinsam  ist  jedenfalls  die  reichlichere 
Entwickelung  auf  den  kalkreicheren  Formationen. 

Inhaltsübersicht : 

I.  Vorbemerkungen:  Gliederung  Deutschlands  in  zoogeographische 
Provinzen  und  Gaue.  Einflufs  der  geologischen  Formationen  auf  die  Zu- 
sammensetzung der  Elbgau-Fauna.  Notizen  über  die  sonstige  natürliche  Be- 
schaffenheit der  Länder. 

II.  Verzeichnis  der  im  sächsisch -nordböhmischen  Elbgebiet  von  mir 
nachgewiesenen  Diplopoden.  Zahl  der  beobachteten  Individuen. 

III.  Die  nordböhmisch -sächsischen  Elbgaugebiete  untereinander  ver- 
glichen. 

IV.  Das  nordböhmisch-sächsische  Elbgaugebiet  im  Vergleich  mit  andern 
Teilen  Mitteleuropas. 

V.  Besondere  Mitteilungen  über  die  Diplopoden -Fauna  von  Nord- 
böhmen und  Sachsen.  Vorkommen,  Lebensweise,  Lebensdauer,  Arten  der 
zeitlichen  Entwickelung. 

VI.  Rückblick. 

Cannstatt,  8.  Januar  1910. 


IV.  Über  die  Annäherung  einer  Ellipse  durch  ihre 
Scheitel  - Kriimmungskreise. 

Von  W.  Ludwig  in  Dresden. 


§ 1.  Einleitung. 

Bei  der  Konstruktion  einer  Ellipse  aus  ihren  Achsen  benutzt  man  mit 
Vorteil  ihre  Scheitel- Krümmungskreise;  jedoch  ist  meines  Wissens  noch 
nicht  untersucht  worden,  bis  auf  welche  Entfernungen  von  den  Scheiteln 
die  Ellipse  durch  Bögen  der  Krümmungskreise  mit  genügender  Annäherung 
ersetzt  werden  darf*).  Ferner  ist  bei  der  Ausführung  der  Konstruktion 
leicht  die  Beobachtung  zu  machen**),  dafs  man  eine  bessere  Annäherung 
erhält,  wenn  man  statt  der  Krümmungskreise  an  den  Scheiteln  der  grofsen 
Achse  ein  wenig  gröfsere  Kreise  und  an  den  Scheiteln  der  kleinen  Achse 
ein  wenig  kleinere  Kreise  nimmt. 

Im  folgenden  soll  untersucht  werden,  welches  die  Grenzen  der  An- 
näherung einer  Ellipse  durch  ihre  Scheitel-Krümmungskreise  und  wie  grofs 
die  Radien  der  Kreise  sind,  die  eine  bessere  Annäherung  liefern. 

Teil  I:  Die  Scheitel  der  grofsen  Achse. 

§ 2.  Ansatz. 

Wenn  uns  eine  Ellipse  durch  ihre  Achsen  gegeben  ist,  so  betrachten 
wir  sie  zunächst  in  der  Nähe  des  einen  Scheitels  A der  grofsen  Achse  und 
nehmen  auf  dieser  zu  derselben  Seite  von  A,  zu  der  sich  der  Krümmungs- 
mittelpunkt Ko  von  A befindet,  einen  Punkt  K an.  Um  diesen  schlagen 
wir  mit  dem  Radius  r = KA  den  Kreis  und  erhalten  dabei  nicht  den 
mathematischen  Kreis  &r,  der  K zum  Mittelpunkt  und  r zum  Radius  hat, 
sondern  einen  Streifen  von  einer  kleinen  Breite  d,  den  wir  uns  etwa  durch 
die  mathematischen  Kreise  mit  demselben  Mittelpunkt  K und  den  Radien 
r — fd  und  r + (1  — s)d  begrenzt  denken  können;  hierbei  ist  s ein  positiver 
echter  Bruch,  dessen  Wert  sich  nicht  bestimmen  läfst  und  dem  wir  infolge- 
dessen den  jeweils  für  uns  bequemsten  Wert  zuzuschreiben  berechtigt  sind. 
Im  Innern  dieses  Kreisstreifens  wird  nun  zu  beiden  Seiten  von  A ein  ge- 
wisses Stück  weit  die  mathematische  Ellipse  verlaufen,  und  gerade  so  weit 
dürfen  wir  unseren  Kreisstreifen  für  die  Herstellung  des  Streifens  benützen, 

*)  Auf  diese  Frage  bin  ich  zuerst  durch  Herrn  F.  Schur  aufmerksam  gemacht 
worden. 

**)  Vergl.  Müller,  E.:  Lehrbuch  der  darstellenden  Geometrie,  Bd.  I,  S.  158,  Anm. 
Leipzig  1908. 


68 


durch  den  wir  beim  Zeichnen  die  mathematische  Ellipse  ersetzen.  Es 
handelt  sich  also  um  die  Länge  des  Bogens  der  mathematischen  Ellipse, 
der  im  Innern  des  Kreisstreifens  liegt;  aber  diese  Länge  hängt  auch  von 
der  Gröfse  von  s ab,  und  deshalb  wollen  wir,  um  in  allen  Fällen  gleichmäfsig 
zu  verfahren,  s immer  so  wählen,  dafs  der  Bogen  möglichst  lang  wird. 

Wenn  wir  im  folgenden  von  Kreis  und  Ellipse  sprechen,  so  meinen  wir 
immer  den  mathematischen  Kreis  und  die  mathematische  Ellipse.  Wir 
nehmen  nun  einen  Punkt  P unserer  Ellipse  und  schneiden  die  Gerade  KP 
mit  dem  Kreise  kr\  die  Strecke  zwischen  P und  dem  ihm  nächsten  der 
beiden  Schnittpunkte  bezeichnen  wir  als  den  kürzesten  Abstand  y des 
Punktes  P vom  Kreise  kr  und  geben  y das  positive  oder  negative  Vor- 
zeichen, je  nachdem  P aufserhalb  oder  innerhalb  von  kr  liegt.  Dann  ist 
die  Potenz  von  P in  bezug  auf  kr  gegeben  durch 

y(y  + 2r). 

Ferner  seien  a und  b {a~>b)  die  Längen  der  grofsen  und  der  kleinen 
Halbachse  der  Ellipse  und  # die  exzentrische  Anomalie  des  Punktes  P.  Dann 
hat  P in  bezug  auf  die  Achsen  der  Ellipse  die  rechtwinkeligen  Koordinaten 
a cos  ^ und  b sin  3',  und  wir  finden  für  seine  Potenz  in  bezug  auf  den  Kreis 
kr  auch  den  Wert  (1  — cos  3)  [(a2  — b2)  (1  — cos  3)  -j-  2 (b2  — ar)]. 

Diese  beiden  Ausdrücke  für  die  Potenz  des  Punktes  P in  bezug  auf 
den  Kreis  kr  führen  zu  der  Gleichung 

(1)  y (y  -j-  2 r)  = (1  — cos  3)  [(a2  — b2)  (1  — cos  tf>)  + 2 {p2  — ar )], 
durch  die  der  Zusammenhang  zwischen  3 und  y bestimmt  ist.  Wir  müssen 
nun  erstens  die  Grenzen  aufsuchen,  in  die  3*  gebannt  ist,  wenn  der  absolute 
Wert  von  y die  gegebene  Gröfse  d nicht  überschreiten  soll,  und  zweitens 
den  Wert  von  r ermitteln,  für  den  diese  Grenzen  möglichst  weite  sind. 

§ 3.  Umformung  und  geometrische  Deutung  der  Gleichung  (1). 

Im  Scheitel  A hat  die  gegebene  Ellipse  den  Krümmungsradius 


b2 


Wir  setzen 

r ~ ro  + Q 

und  führen  statt  3 eine  neue  unabhängige  Veränderliche 

x = r0  (1  — cos  3) 

ein,  von  der  für  uns  nur  die  Werte  zwischen  0 und  2 r0  in  Betracht  kommen  : 

0 <,x  <.2  r0 ; 

hiermit  nimmt  die  Gleichung  (1)  die  folgende  Gestalt  an: 

(2)  [( a 2 — b2)  x2  — - r02  y2  — 2 r03  y]  — 2 q [b2  x + r02  y]  = 0. 

Die  Gleichung  (2)  ist,  wenn  wir  x und  y als  rechtwinkelige  Koordinaten 
deuten,  die  Gleichung  eines  Kegelschnittes,  der  durch  den  Koordinaten- 
ursprung hindurchgeht;  betrachten  wir  von  ihm  den  Bogen,  der  vom 
Koordinatenursprung  aus  sich  bis  zur  Geraden  x — 2 r0  erstreckt,  so  sind 
die  Ordinaten  seiner  Punkte  gerade  gleich  den  kürzesten  Ab- 
ständen der  Punkte  unserer  Ellipse  von  dem  Kreise  kr.  Infolge- 
dessen können  wir  das  Verhalten  der  Ellipse  gegen  den  Kreis 
kr  an  dem  Verhalten  des  Kegelschnittes  (2)  gegen  die  sc-Achse 
studieren.^ 


69 


Wir  wollen  aber  nicht  nur  einen  bestimmten  Kreis  kr  ins  Auge  fassen, 
sondern  alle,  die  die  Ellipse  im  Scheitel  A berühren  und  auf  derselben 
Seite  der  zugehörigen  Scheiteltangente  liegen  wie  der  Krümmungskreis; 
r kann  also  alle  möglichen  positiven  Werte  annehmen,  und  wir  brauchen 
auch  die  negativen  nicht  auszuschliefsen,  die  uns  die  Kreise  liefern,  die 
auf  der  andern  Seite  der  Scheiteltangente  liegen.  In  unserer  Gleichung  (2) 
ist  also  q — r — r0  ein  Parameter,  der  alle  Werte  zwischen  — oo  und 
-f-  oo  annehmen  kann ; zu  jedem  Werte  von  q gehört  vermöge  der  Gleichung (2) 
ein  Kegelschnitt  cQ  , und  alle  diese  Kegelschnitte  bilden  einen  Büschel, 
der  in  der  erwähnten  Beziehung  als  eine  Abbildung  des  Büschels  der 
Kreise  ~kr  dienen  kann.  Deshalb  wollen  wir  den  Kegelschnittbüschel  (cf) 
zuerst  untersuchen. 


§4.  Der  Kegelschnittbüschel  (c?). 

Die  sämtlichen  Kegelschnitte  cQ  gehen  durch  vier  reelle  Punkte,  nämlich 
durch  den  Koordinatenursprung,  durch  den  Punkt  (#  = 2r0,  y = — 2a) 
und  durch  die  beiden  unendlich  fernen  Punkte  des  Geradenpaares,  dessen 
Gleichung  (a2  — b 2)  x2  ■ — r0 2 y2  — 0 lautet.  Sie  sind  deshalb  Hyperbeln 
und  zerfallen  in  zwei  Gruppen  derart,  dafs  je  zwei  Hyperbeln  derselben 
Gruppe  einander  ähnlich  sind  und  dafs  von  zwei  Hyperbeln  aus  ver- 
schiedenen Gruppen  jede  der  konjugierten  der  anderen  ähnlich  ist.  Den 
Übergang  zwischen  beiden  Gruppen  bilden  zwei  Geradenpaare,  die  sich 

yi  

für  q — + Va2' — b 2 ergeben;  wir  bezeichnen  als  erste  Gruppe 

a 

diejenige,  für  die 

a2  — b2  „ /-s a2  — b2 


- V«2  - b2  < Q < 


+ V«2  — i 2 


a a 

ist  und  der  immer  die  Hyperbel  für  q — 0 angehört. 

Die  Mittelpunkte  der  Hyperbeln  cQ  haben  die  Koordinaten  x 

y = — (ro  -f-  q)  und  erfüllen  eine  Gerade  mit  der  Gleichung 


b2 


a - 


b2' 


(3) 


X 


— r, 


b2 


m 


y 


i; 


0 a2 


auf  dieser  Geraden  finden  wir  auch  die  Doppelpunkte  D1  und  D2  der 
beiden  zum  Büschel  gehörigen  Geradenpaare,  und  auf  der  Strecke  zwischen 
diesen  liegen  die  Mittelpunkte  der  ersten  Gruppe  der  Hyperbeln. 

Die  Hyperbeln  der  ersten  Gruppe  haben  ihre  reellen  Hauptachsen 
parallel  zur  y- Achse;  ihre  Scheitel  erfüllen  eine  Ellipse  mit  der  Gleichung 

2 7 2 

(4)  (a*  — b‘2)x2  + r02  y2  - f 2r„2-^-p — xy+  2rosy  = 0, 

die  im  Koordinatenursprung  die  x- Achse  berührt.  Die  Hyperbeln  der  zweiten 
Gruppe  haben  ihre  reellen  Hauptachsen  parallel  zur  rr-Achse;  ihre  Scheitel 
liegen  auf  einer  Hyperbel  mit  der  Gleichung 

(5)  (a2  — b2)  x2  + r02  y2  + 2 b2  x y + 2 r0  b2  x — 0, 

die  im  Koordinatenursprung  die  y -Achse  berührt.  Die  beiden  Kegelschnitte 
(4)  und  (5)  gehen  auch  durch  die  oben  erwähnten  Punkte  i)3,  Z>2  und 
aufserdem  noch  durch  den  Punkt  (pc  = 2 r0,  y — — 2 a)\  sie  haben  einen 


70 


gemeinsamen  Mittelpunkt  M mit  den  Koordinaten  x~r0l  y — — a,  der 
auf  der  Geraden  (3)  liegt,  und  der  zu  dieser  Geraden  konjugierte  Durch- 
messer ist  bei  (4)  zur  y- Achse  parallel  und  trägt  eine  Sehne  von  der  Länge  2b, 
während  er  bei  (5)  zur  x- Achse  parallel  ist. 

Jetzt  können  wir  uns  ein  Bild  von  dem  Büschel  der  Hyperbeln  cQ 
machen;  dieses  entspricht,  da  ja  stets  a > b > r0  ist,  immer  der  Fig.  1; 
denn  das  Wesentliche  in  der  Lage  der  wichtigen  Kurven  (3),  (4),  (5)  gegen 
das  Koordinatensystem  bleibt  erhalten,  auch  wenn  sich  der  Wert  des  Ver- 
hältnisses — zwischen  0 und  1 ändert. 
a 


§ 5.  Bestimmung  des  günstigsten  Wertes  von  q. 


Von  den  Hyperbeln  cQ  brauchen  wir  für  unsern  Zweck  nur  die  Bögen? 
die  vom  Koordinatenursprung  ausgehen  und  sich  bis  zur  Geraden  x — 2 r0 
erstrecken;  wir  müssen  denjenigen  unter  ihnen  herausfinden,  der  sich  mög- 
lichst eng  an  die  x -Achse  anschliefst,  der  also  auf  eine  möglichst  grofse 
Strecke  innerhalb  eines  die  x- Achse  enthaltenden  Streifens  2 von  der 
Breite  d verläuft.  Diesen  Streifen  2 begrenzen  wir  durch  die  beiden 
Geraden  y = ■ — s ö und  y ==  (1  — s)d,  wobei  s so  zu  bestimmen  ist,  wie 
wir  es  in  § 2 angegeben  haben. ' 

Bei  dieser  Untersuchung  handelt  es  sich,  wie  wir  sofort  erkennen, 
nur  um  Bögen  der  Hyperbeln  der  ersten  Gruppe.  Wir  müssen  also  q vom 


Werte 


a2-b 2 


a~ 


b 2 


+ V 


w 


V a2 — b2  bis  zum  Werte 
a v a 

lassen;  dabei  haben  wir  drei  Intervalle  zu  unterscheiden,  je  nachdem 

a2  — b2  I m t-o  a2  — b2 


achsen 


a 


— V a2  — b2  <q  < 0,  0 < q < 


b2 


<Q< 


b2 


+v< 


b2 


ist.  Im  ersten  Intervall  liegt  der  Mittelpunkt  von  cQ  auf  der  Geraden  (3) 
links  von  der  y- Achse  (siehe  Fig.  1)  und  folglich  der  in  Frage  kommende 
Bogen  von  ergänz  oberhalb  der  x- Achse;  infolgedessen  müssen  wir  e = 0 
nehmen  und  den  Streifen  2 durch  die  x -Achse  und  die  Gerade  ?/=d 
begrenzen.  In  diesem  Streifen  hat  diejenige  Hyperbel  cQ  den  längsten 
Bogen,  deren  zwischen  der  ?/~Achse  und  der  Geraden  x — 2 r0  liegender  Schnitt- 
punkt Q mit  der  Geraden  y = d die  gröfste  Abszisse  hat.  Da  nun  die 
Gerade  y = 6 die  Ellipse  (4)  nicht  schneidet  und  somit  von  keiner  Hyperbel 
cQ  berührt  wird,  zeichnet  der  Büschel  der  Hyperbel  cQ  in  sie  eine  elliptische 
Punktinvolution  ein,  deren  Mittelpunkt  auf  der  Hyperbel  c^,  d.  h.  auf  der 
Geraden  ax  -f-  r0  y = 0 liegt;  hieraus  erkennen  wir,  dafs  Q sich  stetig 
in  der  Dichtung  der  wachsenden  x bewegt,  wenn  wir  q das  erste  Intervall 
durchlaufen  lassen,  und  die  gröfste  Abszisse  x0  für  q = 0 annimmt.  Im 
ersten  Intervall  also  erhalten  wir  für  e — 0 die  Hyperbel,  die 
sich  der  a;-Achse  auf  die  längste  Strecke  anschliefst,  und  die 
Länge  dieser  Strecke  ist  die  Abszisse  x0  desjenigen  Schnitt- 
punktes der  Hyperbel  mit  der  Geraden  y=ö,  der  auf  der  posi- 
tiven Seite  der  z/-Achse  liegt.  Es  ist 


71 


(6) 


= r»  a ’\/ + Ä) 


worin  der  positive  Wert  der  Quadratwurzel  zu  nehmen  ist. 

Im  zweiten  und  dritten  Intervall  liegt  der  Mittelpunkt  von  cQ  auf  der 
positiven  Seite  der  ?/-Achse,  und  infolgedessen  tritt  der  in  Frage  kommende 

Fig.  1. 


Y 


Bogen  von  cQ  auch  in  das  Gebiet  unterhalb  der  x -Achse  (siehe  Fig.  1), 
wobei  sein  tiefster  Punkt  der  eine  Scheitel  SQ  von  cQ  ist.  Deshalb  werden 
wir  den  Streifen  2 so  begrenzen,  also  s den  Wert  sQ  beilegen,  dafs  die 
Gerade  y = — sQS  die  zu  SQ  gehörige  Tangente  von  cQ  ist.  Lassen  wir  nun 
q von  0 an  wachsen,  so  bewegt  sich  SQ  vom  Koordinatenursprung  aus- 
gehend auf  der  Ellipse  (4)  nach  rechts  und  entfernt  sich  dabei  immer 
mehr  von  der  x- Achse;  weil  aber  der  Streifen  2 die  x- Achse  enthalten  mufs 
und  deshalb  sQ  höchstens  gleich  1 sein  darf,  brauchen  wir  q nur  so  weit 
wachsen  zu  lassen,  bis  SQ  in  den  rechts  der  y- Achse  liegenden  Schnitt- 


72 


punkt  Sm  zwischen  der  Ellipse  (4)  und  der  Geraden  y — — d hineinfällt. 
Die  Abszisse  von  Sm  und  zugleich  die  Abszisse  des  Mittelpunktes  der 
Hyperbel  cm  unseres  Büschels,  deren  Scheitel  Sm  ist,  finden  wir  gleich 

a 2 0 a V a — r0\  2 a) 

worin  der  positive  Wert  der  Quadratwurzel  zu  nehmen  ist;  infolgedessen 
ist  der  Wert  von  q:  für  den  sich  die  Hyperbel  cm  ergibt, 

(a  — r0)S_  , 

a T 

in  Betracht, 


(7) 


Es  kommt  also  für  uns  nur  das  Intervall  0<qSQ> 

und  dieses  dürfen  wir  stets  als  vollständig  in  dem  zweiten  unserer  oben 

a2  £2 

genannten  Intervalle  enthalten  voraussetzen:  Für  q = rückt  näm- 

a 

lieh  der  Mittelpunkt  von  Cg  in  den  Punkt  M , so  dafs  SQ  die  Ordinate 
— (a  — b)  erhält;  wir  dürfen  aber  stets  a — fr>d  annehmen,  da  sich 
sonst  die  Ellipse  mit  den  Halbachsen  a und  b nicht  merklich  von  einem 

Kreise  unterscheiden  würde.  Also  ist  sicher  qm  < — . 


Wenn  wir  nun  q das  zweite  Intervall  von  0 bis  qm  < 


b 2 


durch- 


laufen lassen,  so  müssen  wir  den  Wert  von  q aufsuchen,  für  den  die 
Hyperbel  Cg  die  Gerade  y = (1  — in  einem  Punkte  Qq  mit  möglichst 
grofser  positiver  Abszisse  schneidet.  Die  Abszisse  von  Qq  setzt  sich  nun 
aus  zwei  Teilen  zusammen:  Der  eine  Teil  ist  die  Abszisse  von  Sg  und  wächst 
mit  q.  Der  andere  Teil  ist  die  Hälfte  der  Sehne,  die  von  der  Hyperbel 
Cg  aus  der  Geraden  y = (1  — Sg)6  ausgeschnitten  wird;  diese  Sehne  liegt 
immer  im  Abstande  d vom  Scheitel  Sg  und  wächst  ebenfalls,  während  q 
das  zweite  Intervall  durchläuft,  weil  dabei  sich  immer  ähnlich  bleibt, 
aber  zugleich  eine  immer  gröfsere  reelle  Halbachse  (gleich  der  vertikalen 
Strecke  zwischen  der  Geraden  (3)  und  dem  oberen  Bogen  der  Ellipse  (4) 
erhält.  Infolgedessen  nimmt  in  unserem  Intervall  die  Abszisse  von  Qq  mit 
wachsendem  q zu,  und  wir  erkennen  hieraus,  dafs  qm  der  gesuchte  Wert  von  q ist. 

Für  q — qm  wird  der  Streifen  2 begrenzt  durch  die  Gerade  y = — d 
und  y — 0;  mithin  ist  dann  Qg  der  zweite  Schnittpunkt  Qm  der  Hyperbel 
cm  mit  der  a:-Achse.  Die  Abszisse  von  Qm  ist  doppelt  so  grofs  wie  die 
von  Sm,  also  . 

= + 2 r0  - \/-—  (i  - J-\ 

a u a V a — r0  \ 2 a) 


(8) 


x, 


Hiernach  haben  wir  das  folgende  Ergebnis:  Wenn  wir  für  q den  in 
Gleichung  (7)  gegebenen  Wert  qm  wählen,  so  erhalten  wir  die 
Hyperbel,  die  sich  — für  ein  bestimmtes  d — der  a>Achse  auf  die 
längste  Strecke  anschliefst;  die  Länge  dieser  Strecke  können 
wir  aus  Gleichung  (8)  entnehmen. 

§ 6.  Verwertung  des  Ergebnisses  für  die  Ellipse. 

Gehen  wir  nunmehr  wieder  zu  den  Kreisen  über,  von  denen  die 
Ellipse  in  einem  Scheitel  der  grofsen  Achse  berührt  wird,  so  haben  wir 
für  q = 0 den  Krümmungskreis.  Wir  sehen  zunächst: 


73 


Bei  gegebener  Striclibreite  d nähert  in  jedem  Scheitel  der 
grofsen  Achse  einer  Ellipse  der  Krümmungskreis  die  Ellipse  besser 
an  als  jeder  kleine  Kreis,  aber  schlechter  als  die  gröfseren 
Kreise,  deren  Radien  die  Gröfse  rm  nicht  überschreiten; 

der  Kreis  mit  dem  Radius  rm  liefert  die  beste  Annäherung. 


Wir  bezeichnen  mit  &0  und  die  exzentrischen  Anomalien 
der  Punkte  der  Ellipse,  bis  zu  denen  sie  durch  den  Krümmungs- 
kreis und  durch  den  Kreis  mit  dem  Radius  rm  angenähert  wird. 
Dann  haben  wir 

■■■  d 


(6  a) 
und 


cos 


0 _ 1 r0  ~ 1 a V o - r0  V + 2 rj 


X , 


= i — 2 - — 2 -y— ~ (i — mi 

a a v a — rn\  2 a) 


(8  a)  COS  'd'm  = 1 

r°  w/  w - w f 0 

worin  wieder  die  positiven  Werte  der  Quadratwurzeln  zu  nehmen  sind. 

An  die  Stelle  der  Gleichungen  (6a),  (7),  (8a)  können  wir  einfachere 
Näherungsformeln  setzen,  die  einer  konstruktiven  Ausnützung  zugäng- 
lich sind,  nämlich: 

T 


(6b) 


(7b) 


COS 


V: 


8 («  — r0) 

Qm 


(q— ro)>)T|  fe-t  / 

a L a V ) 
(8b) 


8(a — r0) 

cos  — 1 


b \f  2 3 

= 1 — y (p  , 

a v a —r0 

(,  , 8 \-£  S\f  8 

— ~y  2 8 (a  — r0)  -f 


b 

<Pv 


8 (a  — r0Y 


2h- 

a 


< <P  2< 

yz! 

V a — 


(a  — r0)8 
a 

~ ^3’ 


ri_&V :i. 

L «V  S(a—r0)V 


26  \ 
a 


[>  - ‘VK(.  -äi  <*  < ”[>  -: 


Wenn  wir  zu  der  bereits  gemachten  Annahme,  dafs  a — b>  6 sein 
soll,  die  Voraussetzungen  hinzufügen,  dafs  a>2  6 und  r0  > d,  also 


b > '^d  ist,  so  haben  wir  a — 6 > r, 


0’ 


(a  t0)  t0  ($  d)  d, 


^ i / 6 — a ^ d / a 

b V 8(a  — r0)  ft  1 8(a  — r0)  r0^  a V 8 (a  — d) 

und  erkennen,  dafs  die  angegebenen  oberen  Grenzen  für  die  Fehler,  die  man 

bei  der  Anwendung  der  Näherungsformeln  machen  kann,  kleiner  als  — , bezw, 

ct 

d,  bezw. -—sind.  Da  d die  Breite  eines  Striches,  also  die  kleinste  in 

Gj 

Betracht  kommende  Strecke  ist,  sind  diese  Fehler  ohne  Belang,  wenn  nur 

a eine  Strecke  von  endlicher  Gröfse  ist.  Allerdings  sind,  wenn  - sehr 

a 

klein  ist,  auch  die  vorletzten  Glieder  der  rechten  Seiten  der  Formeln  (6  b), 


74 


(7b),  (8b)  sehr  klein;  aber  wir  befinden  uns  dann  an  der  unteren  Grenze 
dessen,  was  wir  noch  konstruieren  können,  und  haben  mit  verhältnismäfsig 
sehr  bedeutenden  Genauigkeitsfehlern  zu  rechnen,  die  in  gleicher  Weise 
den  Nutzen  der  exakten  Formeln  wie  den  unserer  Näherungsformeln  illu- 
sorisch machen. 

62 

Wenn  wir  in  den  Formeln  (6  b),  (7b),  (8b)  r0  = — einführen,  so  er- 

ß 

kennen  wir,  dafs  die  in  ihnen  angebenen,  bezw.  aus  ihnen  folgenden  Aus- 
drücke für  cos  #0,  — , cos  d'm  sowohl,  wie  die  zugehörigen  Fehlergrenzen 
ct 

allein  von  den  Verhältnissen  — und  — abhängen.  Diese  Bemerkung  er- 
möglicht es,  eine  einfache  Tabelle  für  die  Gröfsen  cos  #0,  — , cos  nach 

Ct 

den  Näherungsformeln  (6b),  (7b),  (8b)  auszurechnen;  dabei  nehmen  wir  bei 
einer  Ellipse,  deren  halbe  grofse  Achse  a = 5 cm  ist,  eine  Strichbreite 
4 = 0,1  mm,  also  d = 0,002  a an  und  bestimmen  auch  die  Fehler,  die 
durch  die  Benutzung  dieser  Formeln  entstehen;  wir  finden,  dafs  durchweg 
die  obere  und  die  untere  Fehlergrenze  bis  zur  dritten  Dezimale  überein- 
stimmen, und  erhalten  die  Tabelle: 


b 

a 

1 0,1 

1 

0,2 

0,3 

0,4 

0,5 

0,6 

0,7 

0,8 

0,9 

P TO 

a 

0,006 

0,012 

0,019 

0,023 

0,027 

0,030 

0,032 

0,030 

0,025 

Fehler 

+ 0,002 

+ 0,002 

+ 0,002 

+ 0,002 

+ 0,001 

+ 0,001 

+ 0,001 

+ 0,001 

+ 0,000 

cos  % 

0,994 

0,987 

0,979 

0,972 

0,964 

0,953 

0,938 

0,916 

0,869 

Fehler 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

— 0,000 

$o*) 

6° 

9° 

12° 

14° 

16° 

18° 

20° 

24° 

30° 

cos  3 m 

0,987 

0,974 

0,958 

0,945 

0,927 

0,905 

0,882 

0,831 

0,739 

Fehler 

— 0,004 

- 0,004 

— 0,004 

— 0,004 

— 0,004 

— 0,004 

— 0,004 

— 0,004 

— 0,004 

Sr  to*) 

9° 

13° 

17° 

19° 

22° 

25° 

00 

© 

34° 

42° 

— hat  für  — = = ein  Maximum. 

a a y 2 

Nach  den  Näherungsformeln  können  wir  #0,  qm  konstruieren;  in 

Fig.  2 ist  die  Konstruktion  für  a = 5 cm,  — = 0,6,  d = 0,1  mm  ausgeführt, 

ct 

und  es  wird  zu  ihrer  Erläuterung  folgendes  genügen:  MA  und  MB  sind 

*)  % und  sind  stark  abgerundet.  Der  Fehler  der  Näherungsformel  ist  hei  % 

durchweg  und  hei  für  — >0,4  ganz  ohne  Belang;  er  steigt  hei  bis  zu  1°20', 
a 

ist  also  auch  in  seinem  Maximum  nicht  von  grofsem  Einflufs. 


75 


die  beiden  Halbachsen  der  Ellipse;  K0  ist  der  in  üblicher  Weise  gefundene 
Krümmungsmittelpunkt  für  den  Scheitel  A,  so  dafs  F0  A = r0  und  MK0 
= a — r0  ist  Dann  ist  K0D  = 3 mm  aufgetragen  und  somit  Kn  E 
= y iKZo . Kq  D = V(ä  — r0)  30  6 oder  angenähert  K0  E=  4 ]/2S  (a— rö) ; 

ferner  ist  K0  T=  V4  K0  E und  TKm  ||  C K0,  mithin  Km  K0  = ^K0  T, 
d.  h .KmK0  = Qm  Also  ist  Km  der  Mittelpunkt  des  günstigen  Kreises, 


Fi g.  3. 


dessen  Radius  rm=  r0  + Qm  = A ist.  — Ist  ferner  K0'  der  Krümmungs- 
mittelpunkt für  den  Scheitel  B und  H der  Schnittpunkt  von  K0'  Km  mit 

BC,  so  ist  HC  — — - — Qm  und  folglich  MF=BH=a(  1 ) 

ci  Tq  ' ci  r0/ 

= a . cos  i9-0 ; ebenso  ist,  wenn  wir  AG  = 2 AF  machen,  M G = a . cos 
Auf  den  Loten,  die  wir  in  F und  G auf  MA  errichten,  liegen  also  die 
Punkte  P0  und  Pm  bis  zu  denen  die  Ellipse  durch  den  Krümmungskreis 
und  durch  den  Kreis  mit  dem  Mittelpunkt  Km  ersetzt  werden  kann. 


76 


Teil  II:  Die  Scheitel  der  kleinen  Achse. 

§ 7.  Wiederholung  der  Überlegungen  von  § 2 bis  § 5 für  die 
Scheitel  der  kleinen  Achse. 

Wenn  wir  dieselbe  Untersuchung  für  die  Scheitel  der  kleinen  Achse 
der  gegebenen  Ellipse  anstellen,  müssen  wir  die  Überlegungen  des  I.  Teiles 
mit  den  notwendigen  Abänderungen  wiederholen.  Wir  erhalten  dann  statt 
der  Gleichung  (1)  die  Gleichung 

(9)  y{y- h 2r)  — (1  — sin  d)  [(b2  — a2)  (1  — sin  &)  + 2 (a2  — br)] 

und  formen  sie  um  in  die  — der  Gleichung  (2)  entsprechende  — Gleichung 

(10)  [(a2  — V)  x1  + r'0  y*  -f  2 r'0y\  — 2 o'  [a2  x + r\  y\  — 0, 
indem  wir  den  Krümmungsradius 

, _ a2 

T°~~b 

der  Ellipse  in  den  Scheiteln  ihrer  kleinen  Achse  ein  führen  und 

r = rf o - q', 

x = r'0  (1  — sin  $j,  (0<x<2  r'0) 

setzen.  Die  Gleichung  (10)  wird  uns  wieder  durch  einen  Büschel  von 
Kegelschnitten  (<y)  veranschaulicht,  wenn  wir  gf  als  Paramenter  auffassen; 
aber  diese  Kegelschnitte  sind  jetzt  ähnliche  Ellipsen,  deren  Hauptachsen 
parallel  den  Koordinatenachsen  sind,  und  zwar  ist  das  V erhältnis  der  zur 


x- Achse  parallelen  Hauptachse  gleich 


y a2  — b2 


Von  den  Grundpunkten 


des  Büschels  (<y)  sind  zwei  endlich  und  reell  (x  = y = 0 und  x = 2 r'0, 

y = — 2b)  und  zwei  unendlich  fern  und  imaginär  (gegeben  durch  (a2  — b2)x2 

2 

-|-  r'0  y2  = 0).  Der  Mittelpunkt  einer  Ellipse  cQ’  hat  die  Koordinaten 


x ~ a2  — V 
und  liegt  stets  auf  der  Geraden 

<">  T-V 

r 


y = — (r'0—  ?') 


h^r  = l. 


— r 


0 a2 


b2 


Die  Scheitel  der  zur  sc-Achse  parallelen  Hauptachsen  der  Ellipsen  cQ>  er- 
füllen die  Gleichung 

(12)  (a2  — &2)  x1  — r'0  y2- f 2 r'0  xy  — 2 r'0  y = 0 

(aj 

und  die  Scheitel  der  anderen  Hauptachsen  die  Gleichung 

(13)  ( a 2 — b2)  x2  — r'0y2  — 2 a2  xy  — 2 r'0  a2x  = 0; 

diese  beiden  Gleichungen  stellen  zwei  Hyperbeln  dar,  deren  gemeinsamer 
Mittelpunkt  M (x  = r'0,  y = — b)  auf  der  Geraden  (11)  liegt,  die  in  den 
Punkten  (x  = y = 0)  und  (x  = 2r'0,  y = — 2b)  zur  x-,  bezw.  «/-Achse 
parallele  Tangenten  haben  und  deren  zur  Geraden  (11)  konjugierte  Durch- 
messer zur  «/-Achse,  bezw.  zur  rr-Achse  parallel  sind. 

Da  das  Wesentliche  in  der  Lage  des  Büschels  der  Ellipsen  cy  gegen 

die  Koordinatenachsen  bei  den  verschiedenen  Werten  von  - zwischen  0 

a ■ 


77 


und  1 ungeändert  bleibt,  gibt  Fig.  3 ein  immer  gültiges  Bild  von  den 
Lageeigenschaften  dieses  Büschels. 

Es  handelt  sich  jetzt  — genau  wie  in  § 5 — darum,  den  Wert  von 
q'  zu  finden,  für  den  die  zugehörige  Ellipse  <y  zwischen  der  ?/-Achse  und 
der  Geraden  x — £r'0  möglichst  lange  in  dem  Streifen  2 zwischen  den 
beiden  Geraden  y = — € d,  y = (1  — e)  d,  [.0  < s < 1],  verläuft.  I s t q'  < 0, 
so  müssen  wir  e—\  wählen  und  finden,  dafs  wir  für  q'  = 0 die 
Ellipse  erhalten,  die  die  Gerade  y — d in  einem  Punkte  Qr0  mit 


Fig.  3. 


'0  schneidet.  Es  ist 


möglichst  grofser  positiver  Abszisse  x 

<141  - 
worin  der  positive  Wert  der  Quadratwurzel  zu  nehmen  ist. 


Ist(/>0,  so  bestimmen  wir  s so  gleich  sQ’,  dafs  die  Gerade  y=(l  — 
Tangente  der  Ellipse  ist,  und  es  kommen  für  uns  nur  die  Werte  von  q' 
in  Betracht,  die  kleiner  sind,  als  der  — mit  positiver  Quadratwurzel  zu 
berechnende  — Wert 

(15)  g',  fr  — (/°  73+  f ]/  - b)(l  + ^). 

für  den  = 0 ist.  Wie  in  § 5 dürfen  wir  — unter  der  Voraussetzung 


78 


a 2 _ £2 

a — b > ü — immer  annehmen,  dafs  Qfm  — ist,  d.  h. kleiner  als  der 

Wert,  für  den  der  Mittelpunkt  der  Ellipse  cy  in  den  Punkt  M hineinfallt. 
Aber  wir  können  nicht  in  der  Weise,  wie  in  § 5,  schliefsen,  dafs  Qfm  der 
günstigste  Wert  von  q'  ist: 

^2  2 

Lassen  wir  nämlich  q'  das  Intervall  von  0 bis  qfm  < — durch- 
laufen, so  besteht  die  Abszisse  des  Punktes  Q in  dem  die  Ellipse  <y  von 
der  Geraden  y=  — eQ>d  auf  der  Seite  der  positiven  x geschnitten  wird, 
wiederum  aus  zwei  Teilen,  aus  der  Abszisse  p des  Scheitels  Sj  von  c p 
(siehe  Fig.  3)  und  aus  der  halben  Sehne  q , die  durch  cy  in  die  um  6 von 
Sq'  entfernte  Gerade  y = — eingeschnitten  wird;  jedoch  wächst  dabei 
nur  p,  während  q kleiner  wird,  weil  die  kleine  Halbachse  t der  Ellipse  <y 
von  rf0  bis  tm>  a abnimmt.  Wir  können  also  ohne  weiteres  nichts  über 
das  Verhalten  von  p -J-  q aussagen,  sondern  müssen  uns  folgend ermafsen 
helfen : 

t ist  Funktion  von  p und  nimmt  von  r'0  bis  a ab,  wenn  p von  0 
bis  zum  Werte  r'0  wächst,  für  den  t ein  Minimum  besitzt;  mithin  ist 
o>^  ry 
— dp  — L dp 

y = — f und  aus  der  Gleichung  (12)  y = t'\  so  ist  da  nun 

dt ' g2  — b2  , rdf'l  A . , n A • i r [dtl 

und  — — — 0 ist,  so  finden  wir,  dals  -=— 

ldpjp  = 0 ldpJp  = o 


m . Berechnet  man  für  x = p aus  der  Gleichung  (11) 
L Ct  P J n = 0 


dp  a 

__  g2  — b2 
a 2 

und  t besitzt, 


und 


ist.  Ferner  ist,  da  die  Ellipse  cQ>  die  Halbachsen 


ff  = 


r'0t 


Vtt2  — b2 


d q 


a*-b*y  U2  )zt  — S' 


d t 

wobei  immer  der  positive  Wert  der  Quadratwurzel  zu  nehmen  ist,  weil 

g2  g2 

q mit  t zugleich  abnimmt  und  wächst.  Wir  haben  nun  0 < ^ — 1 < ^2, 


_ b2 

r > a,  —r, 


ü und  deshalb  auch 


g 


\/( g2  \ 6 V-i/aa  6 a/  ö 

v U!  V2 1 - <5  ^ V b*2a  — S *2  r_rf<1 


und 


0< 


d q 
dt 


b2' 


Mithin  ist  in  dem  von  uns  betrachteten  Intervall  0 > > — 1,  ^ > 0 

dp  dp 

und  auch  ^ ^ ^ > 0;  also  nimmt  die  Abszisse  p -J-  q des  Punktes  Qq> 

fortwährend  zu,  und  wir  haben  — ähnlich  wie  früher  — den  Satz: 


79 


Wenn  wir  für  q'  den  in  Gleichung  (15)  gegebenen  Wert  q'm 
wählen,  so  erhalten  wir  die  Ellipse  <y,  die  sich  — für  ein  be- 
stimmtes ö — der  a:- Achse  auf  die  längste  Strecke  anschliefst. 
Die  Länge  dieser  Strecke  ist  die  Abszisse  des  zweiten  Schnitt- 
punktes jener  Ellipse  mit  der  :r-Achse  und  gegeben  durch 


(16) 


x 


b + V r’—b\  + 2b)’ 


worin  der  positive  Wert  der  Quadratwurzel  zu  nehmen  ist. 


§8.  Folgerungen  für  die  Ellipse. 

Wir  schliefsen  aus  den  Ergebnissen  des  § 7 ähnlich  wie  früher  das 
Folgende: 

Bei  gegebener  Strichbreite  6 nähert  in  jedem  Scheitel  der 
kleinen  Achse  einer  Ellipse  der  Krümmungskreis  die  Ellipse 
besser  an  als  jeder  gröfsere  Kreis,  aber  schlechter  als  die 
kleineren  Kreise,  deren  Radien  nicht  kleiner  sind  als  r'm= r\ — 
der  Kreis  mit  dem  Radius  r'm  liefert  die  beste  Annäherung. 

Wir  bezeichnen  mit  #'0  und  &’m  die  exzentrischen  Anomalien 
der  Punkte  der  Ellipse,  Ms  zu  denen  sie  durch  den  Krümmungs- 
kreis und  durch  den  Kreis  mit  dem  Radius  r'm  angenähert  wird. 
Dann  haben  wir: 


sin  »'m=  1 -%r  = 1 + 3 \ - 2|  V?^!1  + Ä)’ 


(14a). 
und 

(16  a) 

worin  ebenfalls  die  positiven  Werte  der  Quadratwurzeln  gelten. 

An  die  Stelle  der  Gleichungen  (14a),  (15),  (16a)  setzen 
Näherungsformeln: 

= 1 — * V?~h  + 


wir 


die 


(14b) 


sin 


-V 

a V 


8(r’0-b) 


< 


- <*l/  4 r ä \-l 

2 r’J  ’ 


(15  b) 

(r'0— &)dr  a a/ 

b L b V i 

(16b) 


e'„,  = |y2  4(r'0-6)  -y'2, 

(r\-b)S\  «4  / ~S  ( 

b V 8(r'o — b)\ 


8 (/„-&) 
sin  i)'„, 


«*2< 


1 + 


2 b 


n 


2 d\ 
b 


[>- - Bfe]  <*■.<%- +&-*]■ 

Aus  ihnen  rechnen  wir  unter  denselben  Voraussetzungen  wie  in  § 6,  d.  h.  für 
= 0,002  a,  die  Tabelle: 


^ 31 


80 


b 

ci 

0,1 

0,2 

0,3 

1 

0,4 

0,5 

0,6 

0,7 

0,8 

0,9 

p'm 

a 

1,990 

0,693 

‘ 0,368 

0,229 

0,155 

0,109 

0,077 

0,053 

0,032 

Fehler 

- 0,188 

- 0,046 

— 0,019 

— 0,010 

— 0,006 

— 0,0  4 

— 0,002 

— 0,001 

— 0,000 

sin  Sr'0 

0,799 

0,856 

0,879 

0,891 

0,897 

0,898 

0,894 

0,882 

0,857 

Fehler 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

+ 0,000 

y„*) 

53° 

59° 

62° 

63° 

64° 

64° 

63° 

62° 

59° 

sin  Sr rm 

0,598 

0,711 

0,758 

0,782 

0,793 

0,796 

0,789 

0,764 

0,694 

Fehler 

4-  0,038 

+ 0,019 

+ 0,013 

+ 0,010 

+ 0,008 

+ 0,007 

+ 0,006 

+ 0,005 

+ 0,004 

Srf7  n *_) 

37  o 

45° 

49° 

51° 

52°  | 

53° 

52° 

50° 

44° 

Weil  (/TO,  sin  d'o,  sin  &'m  aus  cos  #0,  cos  &m  im  wesentlichen  durch 
Vertauschung  der  Halbachsen  a und  b entstehen  und  weil  in  beiden  Tabellen 

— als  unabhängige  Veränderliche  genommen  wurde,  ist  in  dieser  Tabelle 

Cb  ' 

der  Verlauf  der  Funktionen  anders  als  in  der  ersten;  hier  haben  sin#'0 

b 1 

und  sin  #'m  Maxima  für  — 

Wir  können  qrm  und  die  Punkte  P'0  und  P'm,  bis  zu  denen  die  Ellipse 
durch  die  Kreise  mit  den  Radien  r'0  und  r'0  ■ — q'm  ersetzt  werden  darf, 
mit  genügender  Annäherung  nach  den  Formeln  (14b),  (15  b),  (16  b)  kon- 
struieren; dies  geschieht  genau  analog,  wie  es  in  § 6 angegeben  wurde, 
und  ist  ohne  weiteres  aus  Fig.  2 zu  erkennen. 

*)  Auch  hier  sind  Sr'0  und  S'm  stark  abgerundet.  Der  Fehler  der  Näherungsformel 
ist  bei  %'m  bedeutend  gröfser  als  bei  SmV.er  beträgt  etwa  1°  für  — = 0,3  und  etwa  3° 

Q) 

für  - = 0,1. 

a 


:n«  •; i.;  :*H'f t 


i [ ' * i r i . 


VII.  Hauptversammlungen  S.  11.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  14  und  15. 
— Wahl  eines  Verwaltungsrats- Mitgliedes  S.  14.  — Kassenabschlufs  für  1909  S.  12, 
13  und  16.  — Voranschlag  für  1910  S.  12.  — Geschenk  für  die  Bibliothek  S.  13.  — 
Vertretung  der  Isis  auf  dem  5.  Internationalen  Ornithologenkongrefs  S.  13.  - Aufruf 
zum  Sammeln  und  Registrieren  paläontologischer  Funde  aus  Sachsen  S.  14.  — Ein- 
ladung zu  dem  Vortrage  von  A.  Heim  über  Neuseeland  S.  12  — Feier  des  75jährigen 
Bestehens  der  Isis  S.  13.  — Bergt,  W.:  Der  Vesuv  und  seine  Veränderungen 
S.  13.  — Deichmüller,  J.:  Gründung  eines  Lokalvereins  „Dresden“  der  Deutschen 
Anthropologischen  Gesellschaft  S.  12.  — Hentschel,  W.:  Das  züchterische  Element 
in  den  älteren  Kulten,  insbesondere  im  Dionysoskult  S.  13.  — Schanz,  F.  und  Stock- 
hausen, K.:  Die  Wirkungen  der  kurzwelligen  Lichtstrahlen  auf  das  Auge  S.  11.  — 
Wislicenus,  A.:  Faserstruktur  und  Holzbildung  vom  Standpunkte  der  neueren 
Kolloidchemie  S.  12.  — Besichtigung  der  Fabrik  von  H.  Ernemann,  Aktien- 
Gesellschaft  für  Camera-Fabrikation  S.  14. 


B.  Abhandlungen. 

Foerster,  F.:  Rückblick  auf  die  letzten  25  Jahre  des  Bestehens  der  Naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  „Isis“.  S.  3 
Kalkowsky,  E.:  Geologie  und  Phantasie.  S.  10. 

Ludwig,  W.:  Über  die  Annäherung  einer  Ellipse  durch  ihre  Scheitel-Krümmungskreise. 
Mit  3 Abbildungen.  S.  67. 

Verhoeff,  K. : Über  Diplopoden:  18.  (38.)  Aufsatz.  Die  nordböhmisch-sächsische  Fauna 
und  ihre  Bedeutung  für  die  Zoogeographie  Mitteleuropas.  S.  20. 


Die  Verfasser  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlungen . 


Die  Verfasser  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonderabzüge  unentgeltlich,  eine  gröfsere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Sitzungskalender  für  1910. 

September.  29.  Hauptversammlung. 

Oktober.  6.  Zoologie.  13.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik.  20.  Botanik. 
27.  Hauptversammlung. 

November«  3.  Mineralogie  und  Geologie.  10.  Physik  und  Chemie.  17.  Zoologie. 
.24.  Hauptversammlung. 

Dezember.  1.  Botanik.  8.  Mathematik.  15.  Prähistorische  Forschungen.  22.  Haupt- 
versammlung. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis“,  welche  durch  die  Burdachsche  Hofbuch- 
handlung  in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8.  . . . . . . 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8 . . . 8 M.  — Pf* 

Schneider,  0.:  Näturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntnis  der 

Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . . 6 1.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861  1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  . ...  1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  der  Jahrgang.  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-Dezember  . . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  '868,  der  Jahrgang.  . . 8 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869.  Januar -September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Dezember  . . . . 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-Dezember 31.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  der  Jahrgang  . . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar- Juni  . . . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-Dezember 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl881.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1887  bis  1909,  der  Jahrgang  . . . 5 M.  — Pf. 


Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl886.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungnn.  Jahrgang  1910,  Januar-Juni  2 M.  20  Pf 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proz.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  Sitzungsberichte 
werden  von  dem  ersten  Sekretär  der  Gesellschaft,  d.  Z.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Deichmüller,  Dresden -A.,  Zwingergebäude,  K.  Mineral.- 
geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmäfsige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder  und  Vereine  erfolgt  in  der  Regel  entweder 
gegen  einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereins- 
kasse oder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittiert  wird. 

■' ■ ; ,T  ' -t T 

Königl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 

I H.  Burdach  ~ — 


Schlofsstrafse  32  DRESDEN  Fernsprecher  152 

empfiehlt  sich 

zur  Besorgung  wissenschaftlicher  Literatur. 


Buchdruckerei  der  Wilhelm  und  Bertha  v.  Baensch  Stiftung  in  Dresden. 


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/ 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


resden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redaktionskomitee. 


Jahrgang  1910. 


.Xixli  bis  Dezemb 

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Mit  1 Tafel  und  6 Abbildungen  im  Text. 

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Dresden. 

In  Kommission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Bur  dach. 

1911. 


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Redaktionskomitee  für  1910. 


Vorsitzender:  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  F&  Fo erster. 

Mitglieder:  Prof.  Dr.  E.  Lohr  mann,  Prof.  Dr.  F.  Neger,  Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner, 
Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller,  Prof.  H.  Rebenst<$jrff  und  Prof.  Dr.  A.  Witting. 

Verantwortlicher  Redakteur:  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Ü 

4m  . 


Sitznngskalender  für  1911. 

Januar.  12.  Mineralogie  und  Geologie.  19.  Physik  üßü  Chemie.  26.  Hauptversammlung. 

Februar.  2.  Zoologie  und  Botanik.  9.  Mathematik.  16.  Botanik.  23.  Hauptver- 
sammlung. 

März.  2.  Mineralogie  und  Geologie.  9.  Mathematik.  16.  Prähistorische  Forschungen. 
23.  Physik  Und  Chemie.  30.  Hauptversammlung. 

April.  6.  Zoologie.  20.  Botanik.  27.  Hauptversammlung. 

Mai.  4.  Mineralogie  und  Geologie.  11.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
18.  Hauptversammlung.  25.  Exkursion. 

Juni.  1.  Physik  und  Chemie.  15.  Zoologie.  22.  Botanik.  29.  Hauptversammlung. 
September.  28.  Hauptversammlung. 

Oktober.  5.  Mineralogie  und  Geologie-.  12.  Mathematik.  19.  Physik  und  Chemie. 
26.  Hauptversammlung. 

November.  2.  Prähistorische  Forschungen.  9.  Zoologie.  16.  Botanik.  23.  Mineralogie 
und  GeologieJfcßO.  Hauptversammlung. 

Dezember.  7.  Physik  und  Chemie.  14.  Prähistorische  Forschungen.  — Mathematik. 
21.  Hauptversammlung. 


Abhandlungen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1910. 


V.  Beiträge  zur  Ermittelung  der  Tragkraft  und  Bewegung 
eines  Freiballons  mit  Hilfe  von  Logarithmenpapier. 

Von  Dr.  Paul  Schreitoer. 

Mit  1 Tafel. 


I.  Die  Beziehungen  zwischen  Höhe,  Barometerstand  und  Temperatur. 

Bei  den  nachstehenden  Untersuchungen  vernachlässige  ich  die  Ein- 
wirkung des  Wasserdampfgehaltes  der  Luft  und  der  Abnahme  der  Schwer- 
kraft mit  der  geographischen  Breite  und  der  Höhe,  nehme  aber  an,  dafs 
an  den  durch  Quecksilberbarometer  bestimmten  Werten  des  Luftdruckes 
die  Schwerekorrektion  angebracht  sei. 

Dann  gilt  für  das  spezifische  Gewicht  der  Luft  die  Formel 

p b 

PTT- iTT’ 


worin 

y das  Gewicht  von  1 cbm  Luft  in  Kilogrammen, 
p den  Luftdruck  in  Kilogrammen  pro  qm, 
b den  Barometerstand  im  Millimetern  Hg- säule, 

T die  absolute  Temperatur, 

P ==  29,272  die  Luftkonstante  bei  Rechnung  mit  p , 

P=  P:  13,596  = 2,153  bei  Rechnung  mit  b 
bedeuten.  Es  ist  p = 13,596  b. 

Die  Differentialgleichung,  welche  das  Gesetz  der  Abnahme  des  Druckes 
mit  der  Höhe  h angibt,  ist 

dp db dh 

p ~ b ~ PT 


1.  Die  Lufttemperatur  nimmt  proportional  mit  der  Höhe  ab. 
Es  sei  r das  Temperaturgefälle  in  Celsiusgraden  pro  Meter  Höhe, 
T0  die  Temperatur  der  Erdoberfläche.  Dann  ist  die  Temperatur  in  der 
Höhe  h 

(1)  ^ ^ T=T0-rh. 

Alsdann  liefert  die  Integration  der  Differentialgleichung 

r . P (log  b0  — log  b)  = log  T0  — log  T=  — log  (l  — ~ Tij’ 

Ich  setze 


1c  — i • P und 


i 


i 


* 


(2) 


84 


Weiter  schreibe  ich 

A log  b = log  b0  — log  b A log  T—  log  T0  — log  T 
und  erhalte  einfach 

k • A log  b = A log  T=  — log  (1  — q h). 

2.  Die  Lufttemperatur  ist  in  allen  Höhen  gleich. 

Diese  Formel  versagt,  wenn  r = Null  ist,  also  in  allen  Höhen  T=  T0 
angenommen  werden  darf.  Dann  liefert  die  Integration 


Alog&= 

worin  M=  0,43429  den  logarithmischen  Modul  bedeutet. 
Ich  setze 

(2a)  m = l°7iW 

und  erhalte 


10 7 A log  b = m h. 

Die  Formeln  sind  also 

(I)  T=  To  — t h, 

k Mlog  b — A log  T=  — log  (1  — q li)  (t  ^ 0) 

10TAlog^  = m/z  (t  — 0). 

Die  Gröfsen  k und  q sind  durch  x und  T0  bestimmt,  m ist  nur  eine 
Funktion  von  T0  und  ergibt  sich  aus  der  nachstehenden  Tabelle. 


Die  Temperaturzahlen  m 


T 

0 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

200 

742 

739 

735 

731 

728 

725 

721 

00 

t- 

714 

711 

210 

707 

704 

701 

697 

694 

691 

688 

685 

681 

678 

220 

675 

672 

669 

666 

663 

660 

657 

654 

652 

649 

2B0 

646 

643 

640 

638 

635 

632 

630 

627 

624 

621 

240 

619 

616 

614 

611 

609 

606 

604 

601 

599 

596 

250 

594 

592 

589 

587 

585 

583 

580 

578 

576 

573 

260 

571 

569 

567 

565 

563 

561 

558 

556 

554 

552 

270 

550 

548 

546 

544 

542 

540 

538 

536 

534 

532 

280 

530 

529 

527 

525 

523 

521 

519 

518 

516 

514 

290 

512 

510 

509 

507 

505 

504 

502 

500 

498 

497 

300 

495 

493 

492 

490 

489 

487 

486 

484 

483 

482 

Man  erkennt,  dafs  die  Gleichungen  (I)  sich  auf  die  Formen 
log  b = a ß-  • log  T oder 
log  b = a -f-  ß • h {a  und  ß Konstante) 

bringen  lassen.  Man  kann  also  zu  der  praktischen  Rechnung  das  Loga- 
rithmenpapier von  Carl  Schleicher  & Schüll  in  Düren  (Rheinland),  welches 
mein  Herr  Namensvetter  Dr.  ing.  A.  Schreiber  im  Jahrgang  1909  der 
Sitzungsberichte  der  Isis,  Seite  28,  beschrieben  hat,  verwenden.  Ich  be- 
nutze dazu  die  Fabrikationsnummer  S671/2  und  875 4/a,  bei  denen  ein 
Mantissenbereich  der  logarithmischen  Teilung  25  cm  lang  ist. 


85 


Beispiel.  Es  sei  b0  = 750  mm,  T0  = 300°,  r = 0,01,  1c  = 0,293 
Dann  folgt  aus  (1) 

T=  300  — 0,01  h, 

0,293  (log  750  — log  b)  — log  300  — log  T. 

Wird  hierin  b — 100  mm  angenommen,  so  ergibt  sich  T=  166,3°. 


h = 


300  — 166,3  133,7 


= ~~~  = 13370  m. 


0,01  0,01 

Der  Barometerstand  100  mm  findet  dort  statt,  wo  T=  166.3°  ist,  und 
dies  mufs  nach  der  Annahme  r = 0,01  in  der  Höhe  13370  m sein. 
Würde  aber  bei  b0  = 750  mm,  T0  = 300°,  r=  Null  sein,  so  wäre  m— 495,  also 
10 7 (log  750  — log  b)  = 495  • h. 

Für  b = 100  mm  ergibt  dies 

h = 17677  m,  also  über  4300  m mehr. 

In  der  warmen  Atmosphäre  nimmt  der  Druck  langsamer  ab  als  in 
der  kalten. 

Nun  kommt  das  Logarithmenpapier  in  Anwendung  und  zwar  das  mit 
doppelter  logarithmischer  Teilung  (ich  will  dies  kurz  ,, Doppelpapier“  nennen) 
versehene,  wenn  x einen  endlichen  positiven  oder  negativen  Wert  hat,  und 
das  „Einfachpapier“,  wenn  t = Null  ist. 

In  dem  Doppelpapier  gibt  man  mit  den  Koordinaten 
T0  = 300 0 b 0 = 750  mm 

T = 166,3  b = 100 

die  zwei  Punkte  an,  welche  in  Tafel  I,  Fig.  1 durch  Doppelringe  kenntlich 
gemacht  worden  sind. 

Zwei  derartige  weitere  Punkte  werden  im  Einfachpapier  mit  den 
Koordinaten 

h ==  0 b 0 = 750  mm 

h = 17  677  m b = 100  mm 


eingetragen,  wie  dies  Fig.  2 zeigt. 

In  Fig.  1 wurden  nun  die  zwei  eingetragenen  Punkte  durch  eine  Gerade 
verbunden,  für  welche  die  Gleichung 

0,293  (log  750  — log  blc)  — log  300  — log  T 

gilt.  Sie  stellt  sonach  b als  Funktion  von  T bei  r = 0,01  dar;  man  kann 
ihr  mit  gegebenen  T das  zugehörige  b entnehmen  und  dann  auch  nach 
T=  300  — 0,01  h die  zugehörige  Höhe  h berechnen.  Ist  h gegeben,  so 
berechnet  man  erst  T oder  entnimmt  dies  einer  einfachen  graphischen 
Darstellung  in  gewöhnlichem  Koordinatenpapier. 

Will  man  die  Barometerstände  für  li  = 0,  1,  2,  3 usw.  Kilometer  kennen, 
so  hat  man  die  Schnitte  der  F unktionsgerad en  mit  den  Abszissen  300°, 
290°,  280°,  270°  usw.  anzustechen  und  kann  dann  die  b sofort  ablesen. 

Um  auch  Werte  von  b unter  100  mm  finden  zu  können,  müfste  man 
ein  zweites  Formular  unten  an  fügen  und  die  Funktionsgerade  über  dieses 
verlängern.  Statt  dessen  kann  man  den  Schnitt  T=  166,3°  mit  b = 100 
heraufprojizieren  und  eine  Parallele  zu  der  ersten  Geraden  ziehen.  Für 
diese  behalten  die  Abszissen  denselben  Wert,  die  Ordinaten  sind  aber  Ein- 
zehntel der  Ordinaten  der  ersten  Geraden.  So  könnte  man  weiter  fort- 


86 


fahren  und  in  demselben  Quadrat  alle  beliebigen  Koordinatengröfsen  be- 
rücksichtigen. 

In  Fig.  2 stellen  die  Funktionsgeraden  die  Gleichung 
10 7 (log  750  - log  bw)  = 495  • h 

dar,  gestatten  also,  bw  mit  gegebenen  Werten  von  h oder  umgekehrt  ab- 
zulesen. 


h 

T 

h 

bw 

Ab 

h 

T 

h 

bw 

Ab 

km 

0 

mm 

mm 

mm 

km 

O 

mm 

mm 

mm 

0 

300 

750 

750 

0 

10 

200 

188 

240 

— 52 

1 

290 

667 

668 

— 1 

11 

190 

157 

214 

— 57 

2 

280 

591 

594 

— 3 

12 

180 

132 

191 

— 59 

3 

270 

524 

530 

— 6 

13 

170 

109 

171 

— 62 

4 

260 

461 

471 

— 10 

14 

160 

89,0 

152 

— 63 

5 

250 

401 

421 

— 20 

15 

150 

71,0 

137 

— 66 

6 

240 

350 

377 

— 27 

16 

140 

56,0 

122 

— 66 

7 

230 

302 

337 

— 35 

17 

130 

43,8 

108 

— 64 

8 

220 

260 

299 

— 39 

18 

120 

33,3 

95,5 

— 62 

9 

210 

221 

268 

— 47 

19 

110 

24,7 

85,8 

— 61 

10 

200 

188 

240 

— 52 

20 

100 

17,6 

76,7 

— 59 

In  der  vorstehenden  Tabelle  wurden  die  Resultate  zusammengestellt. 
bk  ist  der  Barometerstand  in  der  kalten  Atmosphäre  («-  = 0,01),  bw  der 
Wert,  welchen  das  Barometer  bei  gleicher  Höhe  in  der  warmen  Atmo- 
sphäre ( r = 0)  zeigt.  Die  Differenzen  erreichen  bei  15  bis  16  Kilometer 
Höhe  ihr  Maximum  und  nehmen  dann  wieder  ab. 

Nun  ist  es  klar,  dafs  der  Fall  ^ = 0,00  in  der  Natur  nur  bis  zu 
geringen  Höhen  Vorkommen  kann.  Die  Abnahme  der  Temperatur  um  10° 
pro  Kilometer  (das  sogenannte  adiabatische  Temperaturgefälle)  kann  eher 
bis  zu  gröfseren  Höhen  vorhanden  sein.  In  kleineren  Höhen  werden  auch 
noch  gröfsere  Temperaturgefälle  zeitweise  vorhanden  sein  können  und  bei 
Inversionen  wird  man  sogar  mit  negativen  t zu  rechnen  haben.  Im  all- 
gemeinen werden  aber  die  wirklich  in  einer  Höhe  li  herrschenden  Baro- 
meterstände zwischen  den  Werten  b k und  bl0  liegen.  Kennt  man  das  Tem- 
peraturgefälle, so  wird  man  also  — wenigstens  angenähert  — den  Baro- 
meterstand aus  bk  und  bw  mittels  Interpolation  herleiten  können.  Um  dies 
zu  erleichtern,  kann  man  die  aus  den  beiden  Figuren  ersichtlichen  gra- 
phischen Darstellungen  sich  ohne  jede  besondere  Mühe  machen.  In  Fig.  1 
wurden  aus  Fig.  2 die  bw  für  die  Höhen  0,  1,  2,  3 usw.  Kilometer  als 
Ordinaten  über  der  Abszisse  T=300°  aufgetragen.  Es  wurden  dann 
durch  punktierte  Gerade  die  zusammengehörigen  bk  und  bw  verbunden. 
Diese  Geraden  werden  — wenigstens  ungefähr  — die  Barometerstände 
für  irgendein  zwischen  0,00  und  0,01  liegendes  x ergeben. 

In  Fig.  2 wurde  nach  Fig.  1 die  Kurve  eingetragen,  welche  den  Ver- 
lauf der  bk  ergibt.  Je  nach  der  Natur  der  Aufgabe  wird  man  die  eine 
oder  andere  dieser  Darstellungen  verwenden.  Ich  glaube,  dafs  diese  An- 
gaben genügen  und  dafs  es  nicht  nötig  ist,  hier  noch  auf  die  Einzelheiten 
weiter  einzugehen. 


87 


II.  Der  Zustaudsfaktor  rj  uud  der  Bewegungsfaktor  £. 

In  allen  den  Formeln,  bei  denen  es  sich  um  Zustandsänderungen  der 
Luft  selbst  oder  eines  in  ihr  befindlichen  Körpers  an  irgendeiner  Stelle 
der  Atmosphäre  handelt,  tritt  die  Funktion 

b 

auf,  während  bei  Bewegungsvorgängen  die  Funktion 

*=Vr 

erscheint.  Man  kann  kurz  rj  als  den  Zustandsfaktor,  £ als  den  Bewegungs- 
faktor bezeichnen. 

Ist  rj o = der  Zustandsfaktor  an  der  Erdoberfläche,  rj  = ~ der 
Wert  dieses  Faktors  in  der  Höhe  h,  so  findet  man  nach  (I) 

(II)  A log  rj  = log  rj0  — log  7j  = (1  — k)  A log  b = - A l°g  T 

= — 1 /(.  log  (1  (<  70  JT  > 0 


und  analog 
(UI)  A log  £ = log  £0 


= A log  b = 10“ 7 m h 


log?  = 


1 —k 


= + L2l”l0g(1-eÄ) 


2 


A log  6 = — -gj—  A log  T 


T = 0 


^0 


= — A log  5 '= — 1 10 ~7mh.  t = 0 

Zweck  und  Anwendung  dieser  Formeln  werden  sich  aus  dem  Folgenden 
ergeben,  es  möge  hier  nur  noch  eine  Eigenschaft  der  Funktion  rj  erörtert 
werden. 

Es  sei  rjjt  wieder  der  Wert,  den  rj  in  der  Höhe  h erreicht,  wenn  das 
Temperaturgefälle  r einen  endlichen  positiven  Wert  hat  und  rjw  die  Gröfse 
von  rj,  welche  in  derselben  Höhe  h bei  r B 0 stattfinden  müfste.  Nach 
(1),  (II)  und  (2)  erhält  man 

log  Vo  — log  log  (1  — Q h)  = — l—j7-  M ■ ln  (1  — Q h) 

log  % — log  rjw  — 10  ~7  m h = h = h 

also 

(3)  u = log  rjk- log  r,w=MQT{li+  M ■ ln  (1  - q h)  = fy 

(4a)  y = q h ( 1 — k)  ln  (1  — q h) 

(4b)  = q h k — (,1  — Ti)qh  h + ^ h2  + . . .J- 

Aus  (4b)  folgt,  dafs  u bei  kleinen  Werten  von  h einen  positiven  Wert 
hat,  also  rjk  > rjw  ist.  Diese  Differenz  erreicht  bei  einer  gewissen  Höhe  ein 


88 


Maximum.  Bei  gröfseren  Höhen  nähert  sich  u wieder  der  Null  und  wird 
darüber  hinaus  negativ. 

Die  Differentiation  von  (4  a)  ergibt 

dy ( 1 1 — k \ 

. Th  ^ Q { 1 — 1 

es  wird  das  Maximum  von  u also  bei 

(5)  hmx  = 1j=T0P=H 

liegen  und  sonach  nur  von  der  Temperatur  an  der  Erdoberfläche  abhängen. 
Da  T0  zwischen  200  und  300°  liegt,  wird 

h = 5850  bis  8800  m betragen. 
u wird  gleich  Null,  wenn 

1 ln  (1  — q h) 

1 — k q h 

i + & + p = i + |a  + £a*  + . ... . 

geworden  ist.  Hieraus  findet  man  als  erste  Annäherung 

(6  a)  Jiu-  o = 2 R 

und  damit  als  zweite  Annäherung 

(6b)  7*„  = o = 2jffjl-^/c 


III.  Die  Tragkraft  TI  eines  motorlosen  Ballons. 

Unter  einem  motorlosen  Ballon  soll  ein  mit  irgendeinem  Gas  ge- 
füllter Ballon  verstanden  werden,  dem  keine  Geschwindigkeit  durch  irgend- 
welchen Motor  erteilt  wird.  Ist  ein  solcher  vorhanden,  so  soll  er  in  Ruhe 
sein.  Unter  Tragkraft  soll  dann  die  Differenz  zwischen  dem  Auftrieb 
durch  die  verdrängte  atmosphärische  Luft  und  dem  Gewicht  des  Füllgases 
verstanden  werden.  Ich  bezeichne  mit 

Va  das  Volumen  der  verdrängten  Luft  in  cbm, 

Vi  das  Volumen  des  Füllgases  in  cbm, 

ya  das  spezifische  Gewicht  der  verdrängten  Luft  in  kg  pro  cbm, 

Yi  das  spezifische  Gewicht  des  Füllgases. 

A ist  der  Auftrieb,  F das  Gewicht  des  Füllgases.  Dann  ist 

(7)  A — Va  ya  F=  Vi  Yi,  also  die  Tragkraft  TT 

(8)  n=  A — F=  VaYa—  ViYi. 


Sind  um  den  Ballon  herum  b der  Barometerstand  und  T die  absolute 
Temperatur,  so  ist 


y — J-  — Tl 

ya  ET  E 


E — 2,153. 


Im  Ballon  sei 

bi  = b ~V  Ab  die  Spannung  und 

Ti  — T-j-  A T die  Temperatur  des  Füllgases, 

6 soll  die  Dichte  des  Füllgases  bezogen  auf 

Luft  von  gleichem  Drucke  und  gleicher  Temperatur  sein.  Wird  noch 


89 


(9) 

so  erhält  man 


(10) 


Ab 


= ß 


A T 


T 


# gesetzt, 


V 1 -f“  ß 0 ^ 

<=-&■— WOrln 


E 1 + 77 


a = l±tä 


1 + ^ 

die  Dichte  des  Füllgases  bezogen  auf  die  den  Ballon  umgebende  Luft 
bedeutet. 


Sonach  ist 


(IV) 


77 


(Ta-Vi«). 


A.  Der  pralle  und  unten  offene  Stoff-Ballon. 

Besteht  die  Ballonhülle  aus  einem  nicht  ausdehnbaren  Material  (Stoff 
im  Gegensatz  zu  Gummi),  ist  der  Ballon  voll  mit  Gas  gefüllt  und  unten 
offen,  so  dehnt  sich  das  Füllgas  während  des  Aufsteigens  aus  und  es  ent- 
weicht ein  Teil  desselben.  Sonach  wird  F immer  kleiner,  das  Volumen 
bleibt  jedoch  konstant,  es  wird  aber  A b als  Null  betrachtet  werden  dürfen, 
und  es  können  auf  die  Differenz  a — d nur  Temperaturverschiedenheiten 
einwirken.  Meist  wird  man  Va  = V}=V  annehmen  dürfen  und  erhält  dann 
nach  (IV) 

V V 

n = £ (1  — <0  V = ß V- 

worin  ^ die  Dichtendifferenz  bedeutet.  Hieraus  folgt 

n .r 

r,~  V ß 

Alogr/  = Alog^r  = Alog-, 

da  in  der  logarithmischen  Differenz  alle  als  Faktoren  auftretenden  und 
konstant  bleibenden  GrÖfsen  weggelassen  werden  dürfen. 

Geht  man  nun  auf  das  Gleichungssystem  (II)  zurück,  so  erhält  man 

A log  r)  = A log  — = (1  —k)  A log  b = - 7 --  A log  T 

/i 

= — log  (1  — Q Ä)  ^ 0 

= A log  b = lO^ 7 m h r = 0 

Man  wird  stets  je  zwei  dieser  Ausdrücke  zusammennehmen  können, 
je  nachdem  die  Aufgabe  lautet  und  es  zweckmäfsig  erscheint. 

2.  Beispiel.  Die  Zustände  der  Atmosphäre  sollen  wie  im  1.  Beispiel 
sein.  Es  soll  ein  praller  Ballon  aufsteigen,  der  2000  cbm  Gas  fafst.  Das 
Gas  habe  die  Dichte  ö = 0,1.  Man  hat  also 


90 


b0  = 750  mm 


T0  = 300° 


r = 0,01 
r = 0,00 
R = 2,153 
Hieraus 


Jc  = 0,293 
495 
0,464 


(1  — k)  = 0,707 


Vo: 

1 — k 


= 2,5 
= 2,41 


1 


30000 


m- 

1 

R 

findet  man 
JJ0  = 0,464 
Ilo  2088 


= 2000 

2000  X 0,9 
2320. 


öV.  = d 


0,1 


^0  = 0,9. 


2,5  = 2088  kg 


1%  °>9 

Das  eiserne  Gewicht,  welches  der  Ballon  unter  allen  Umständen  mit 
in  die  Höhe  nehmen  mufs  — Hülle,  Netzwerk,  Gondel  usw.  — kann  man 
bei  einem  derartigen  Ballon  zu  500  — 600  kg  rechnen.  Sonach  wird  die 
Belastung  höchstens  1500  kg  betragen  dürfen,  wenn  der  Ballon  aufsteigen 
soll.  Da  4 = 0,1  angenommen  wurde,  können  auch  ziemlich  grofse  Werte 
von  A & nur  sehr  geringe  Änderungen  in  a bewirken,  man  kann  a = 4 
in  allen  Höhen  als  konstant  betrachten.  Dann  erhält  man  einfach 


A log  rj  = log  2088  — log  IIk  = 0,707  (log  750  — log  b) 

= 2,41  (log  300  - log  T)  = - 2,41  log  (l  - -XX)  * = 0,01 

A log  7]  = log  2088  — log  Ilw  = log  750  — log  b 

= 10-7-  495-/2.  * = 0,00 

Bei  der  kalten  Atmosphäre  rechnet  man  am  besten  mit  der  absoluten 
Temperatur,  da  diese  sofort  die  Höhe  ergibt  und  hat  sonach 
3,3197  — log  nlc  = 2,41  (2,4771  — log  T) 

3,3 197  — log  TIW  = 10  - 7 • 495  . h. 

Um  die  Funktionsgeraden*)  in  beiden  Arten  des  Logarithmenpapieres 
ziehen  zu  können,  hat  man  für  jede  Gerade  einen,  besser  zwei  Punkte 
nach  diesen  Gleichungen  zu  berechnen.  Man  findet 


T= 

300° 

2T  = 0,01 
221° 

100° 

300 

t = 0,00 

300 

300 

h = 

0 

7900 

20000 

0 

6495 

20000 

11  = 

2088 

1000 

148 

2088 

1000 

214. 

Die  graphische  Arbeit  gestaltet  sich  genau  so  wie  im  1.  Beispiel. 
Man  kann  an  den  beiden  Funktionsgeraden  direkt  ablesen: 


h 

0 

2 

4 

6 

8 

10 

12 

14 

16 

18 

20 

n]c 

2088 

1770 

1480 

1220 

980 

775 

602 

453 

329 

229 

148 

nw 

2088 

1670 

1330 

1060 

840 

668 

530 

422 

338 

269 

214 

nie  — 

0 

T-loo 

4-150 

4-160 

14-  140 

4-  107 

4-72 

4-31 

— 9 

— 40 

- 66 

*)  Die  Reproduktion  dieser  graphischen  Darstellungen  war  wegen  zu  hoher  Kosten 
nicht  möglich.  Denjenigen  Lesern,  welche  sich  für  diese  Sache  besonders  interessieren, 
wird  empfohlen,  die  graphischen  Darstellungen  seihst  zu  machen,  und  kann  hierbei  be- 
merkt werden,  dafs  die  Firma  Carl  Schleicher  & Schüll  in  Düren  (Rheinland)  Blocks  in 
den  Handel  bringt,  welche  vier  der  zweckmäfsigsten  Formulare  in  je  einem  Block 
(50  Bogen)  vereinigt  enthalten.  Der  Preis  eines  Blockes  stellt  sich  auf  4 bis  5 Mark. 
Ich  bin  zur  Vermittelung  des  Bezuges  dieser  Formulare  bereit.  Schreiber. 


91 


Hier  tritt  die  Eigenschaft  der  Funktion  rj  hervor.  In  der  kalten 
Atmosphäre  ist  bis  zu  zirka  15  km  Höhe  die  Tragkraft  gröfser  als  bei 
gleicher  Höhe  in  der  warmen  Atmosphäre.  Das  Maximum  der  positiven 
Differenz  liegt  bei  h = 6 — 8 km,  darüber  hinaus  werden  die  Differenzen 
kleiner  und  dann  negativ.  Der  graphischen  Darstellung  kann  man  sofort 
jede  gewünschte  Auskunft  entnehmen.  Steigt  der  Ballon  leer,  hat  also 
nur  das  eiserne  Gewicht  von  etwa  550  kg  zu  tragen,  so  kann  er  in  der 
kalten  Atmosphäre  bis  zu  T—  193°,  h — 12700  m,  in  der  warmen  bis  zu 
11700  m steigen. 

Beträgt  die  Gesamtbelastung  1100  kg,  so  gelangt  der  Ballon  in 
der  kalten  Atmosphäre  bei  T—  230°,  h = 7000  m,  in  der  warmen  bei 
5700  m in  die  Buhelage,  es  wird  diese  also  je  nach  der  Gröfse  des  wirk- 
lich vorhandenen  Temperaturgefälles  zwischen  diesen  beiden  Grenzwerten 
liegen.  Man  wird  erkennen,  dafs  es  leicht  ist,  aus  den  Funktionsgeraden 
den  Einflufs  der  Gewichtsvermehrung  des  Ballons  durch  Regen  und  Schnee, 
oder  der  Gewichtsverminderung  durch  Ballastausgabe  auf  die  Steighöhe 
zu  entnehmen. 


B.  Der  schlaffe  Sto ff- Ballon. 


Einen  aus  nicht  ausdehnbarem  aber  weichem  Material  bestehenden 
Ballon  hat  man  nur  zum  Teil  gefüllt  und  zugebunden.  Steigt  dieser 
Ballon  auf,  so  dehnt  sich  die  Füllung  aus,  der  Füllungsgrad  vermehrt 
sich,  bis  der  Ballon  prall  geworden  ist.  Dann  mufs  man  ihn  aber  öffnen, 
um  dem  Platzen  vorzubeugen,  es  hat  sich  dann  der  schlaffe  Ballon  in 
einen  unten  offenen  prallen  Ballon  verwandelt.  Das  Wesentliche  bei  diesem 
Vorgang  ist,  dafs  bis  zum  Prall  werden  das  Gewicht  des  Füllgases  konstant 
bleibt. 


Ich  bezeichne  mit  V das  Volum  des  prallen  Ballons,  mit  a den  Fül- 
lungsgrad, welcher  zwischen  0 und  1 schwanken  kann.  Man  hat  dann  in 
den  früheren  Formeln  aV  statt  V zu  schreiben  und  erhält 


(7  a) 

V V 

Aq  = CCq  Yjo  F0  = ri  r/o  ö*( 

b 

£7- 

8 

i MKi 

9 

S' 

8 

I 

Da  F bis  zu 

ct  = 1 konstant  bleibt,  mufs 

(ii) 

a rj  (T  = ct0  rj0  a0  = konstant 

sein.  Daraus  folgt  weiter 

(IVa)  n—  n0  = A — A0=  ~ (fit  t)  — a„  </0  ) = Ä0 a 


Ist  der  Stoff  genügend  weich,  die  Dichte  des  Füllgases  d klein,  und 
treten  nicht  gar  zu  grofse  Werte  von  A T auf,  so  ist 

cr0  = er  = 6' 

und  sonach  77  = 770?  die  Tragkraft  bleibt  konstant,  bis  der  Ballon  prall 
geworden  ist. 

Es  wird  dann  auch  nach  (11) 

Ct  71 

(11  a)  a r\  = aQ  rj0  rj  = — ^ A log  rj  = — A log  a. 


92 


3.  Beispiel.  Der  Ballon  soll  unter  denselben  Verhältnissen,  wie  in 
den  beiden  ersten  Beispielen  angenommen  wurden,  nur  zu  40%  seines 
Fassungsvermögens  gefüllt  und  zugebunden  worden  sein.  Es  ist 

«o  ; 0,4 

V 2000 

n0  = -=  «0  p0  ri0  = — — X 0,4  X 0,9  X 2,5  = 2088  X 0,4  = 835  kg. 

Jx  2,loo 

Weiter  ist  nach  (11a) 

& log  V 1 log  aic — log  40=  2,41  (log  300  — log!7)  r = 0,01 

log  aw  — log  40  = 10“ 7 • 495  • h v = 0,00. 

Hieraus  findet  man 

« = 100%  bei  T=  205°  h = 9500  m x = 0,01 

«=100%  7940  r = 0,00. 

Diese  Resultate  müssen  mit  den  Rechnungen  im  2.  Beispiel  überein- 
stimmen. Steigt  der  pralle  offene  Ballon  mit  835  kg  Gesamtbelastung 
auf,  so  erreicht  er  nach  den  Funktionsgeraden  des  2.  Beispiels  die  Gleich- 
gewichtslage 

bei  T=  205°  h = 9500  m r = 0,01 
h = 8000  r = 0,00. 

Die  Lagen  der  Funktionsgeraden  hätten  hier  ohne  jede  Rechnung 
gefunden  werden  können.  Man  liest  aus  ihnen  ab: 

Änderung  des  Füllungsgrades  mit  der  Höhe 
h=  0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 km 

«*  = 0,01  40%  43,5  47,3  51,9  56,8  62,2  68,8  76,0  84,4  94,5% 

aw  = 0,00  40%  45,0  50,8  56,8  63,3  71,1  79,5  89,0  100  — % 

Sonach  wird  ein  schlaffer  Ballon  um  so  rascher  prall,  je" geringer 

das  Temperaturgefälle  ist. 


IV.  Die  Geschwindigkeit  des  Aufstieges  eines  motorlosen  Ballons. 

Hat  irgendein  Ballon  die  relative  Geschwindigkeit  w gegen  die  um- 
gebende Luft,  so  ist  der  Widerstand  W,  welchen  die  Luft  dieser  Bewegung 
entgegensetzt,  abhängig  von  der  Dichte  der  Luft,  die  durch  rj  gegeben 
ist  und  dem  Querschnitt  des  Ballons,  d.  h.  der  Projektion  des  Ballons 
in  der  Richtung  der  Bewegung.  Aufserdem  kommen  noch  in  Frage  die 
Gestalt  des  Ballons,  die  Bewegungsverhältnisse  der  Luft  um  denselben 
und  andere  Einzelheiten.  Ist  X ein  Zahlenwert,  q der  Querschnitt,  so 
rechnet  man  gewöhnlich  nach  der  Formel 
(12)  W = X • q . r]  • w1. 

Über  den  Zahlenwert  X gehen  die  Ansichten  weit  auseinander,  ich 
nehme  hierfür  vorläufig  X = 1/81  an. 

Befindet  sich  ein  Ballon  an  irgendeiner  Stelle  der  Atmosphäre  im 
vertikalen  Gleichgewicht,  so  mufs  die  Tragkraft  TI  des  Ballons  gleich  der 
Gesamtbelastung  sein.  Wirft  man  P Kilogramme  Baiast  über  Bord,  so  ver- 
mindert sich  die  Gesamtbelastung  um  diesen  Betrag  und  erreicht  einen 


93 


Wert  G.  Es  mufs  dann  beim  Beginn  der  Bewegung  durch  die  bewegende 
Kraft  P 

(13)  n=G  + P 

sein.  Nimmt  bei  dem  weiteren  Aufstieg  II  ab  und  wirft  man  keinen 
weiteren  Ballast  aus,  so  vermindert  sich  P,  bis  es  zu  Null  geworden  ist 
und  damit  der  Ballon  eine  neue  Gleichgewichtslage  erhält.  Bleibt  aber 
II  konstant  und  wird  G nicht  geändert,  so  bleibt  auch  die  bewegende 
Kraft  unverändert. 

Die  Bewegung  ist  anfangs  eine  beschleunigte,  sie  wird  dann  aber  umso- 
mehr eine  gleichmäfsige,  je  mehr  P=W  geworden  ist.  Meist  läfst  man  die 
Vorgänge  während  der  ersten  Zeit  der  Bewegung  unberücksichtigt  und 
rechnet  einfach  nach  der  Formel 
(V)  P=W=X-q-  rj  -w\ 

Näheres  findet  man  hierüber  in  den  Illustrierten  Aronautischen  Mit- 
teilungen 1909,  S.  635  ff.  und  S.  1116  ff. 


A.  Der  pralle  unten  offene  Stoff-Ballon. 


Nach  (IV),  (13)  und  (V)  ist 

H — G -j - P=  rj 


Hieraus  folgt 


(14) 


1 


1 [ Vfi 


P=w=l 


q • rj 


iw 


?2==^=g  VT-^2 


Alog?  = !AlogI(^>-W) 


4.  Beispiel.  Der  Ballon  soll  mit  der  konstanten  Geschwindigkeit 
w = 5 m/s  aufsteigen.  Es  soll  berechnet  werden,  in  welcher  Weise  der 
Ballonführer  den  Ballast  auszugeben  hat. 

Wenn  ft,  V und  q als  konstant  angenommen  werden  dürfen  und  w 
konstant  bleiben  soll,  ist  der  ganze  Klammerwert  konstant  und  nur  G 
variabel.  Sonach  erhält  man  aus  (14)  und  (III) 


A log  £ = — 1 A log  G = - log  T=  — ~ 10 


oder 


2 k 
r Sä  0 

1 — k 


7 m h 
T ==  0 


log  G0  — log  Gk  = - j--  (log  T0  — log  T)  r Js  0 

log  G0  — log  Gw  = 10  - 7 m h r = 0. 

Die  Zahlenrechnung  wird  erst  dann  ausgeführt  werden  können,  wenn 
G0  bekannt  ist.  Ein  Ballon  von  2000  cbm  Volumen  hat  einen  Durch- 
messer von  15,6  bis  15,7  m,  wonach  q = 192  qm  anzunehmen  ist.  Dies 

ergibt  bei  w = 5 m/s  und  X = 

ol 


w0  = X q r]0 10 2 = 


192  X 2,5  X 25 


149  kg. 


81 


94 


Im  2.  Beispiele  wurde  als  Tragkraft  UQ  — 2088  kg  gefunden.  Soll 
der  Ballon  mit  5 m/s  ansteigen,  so  mufs  also 

Go  = no  — = 2088  — 149  = 1939  kg  sein. 

Dies  ergibt 

log  1939  — log  Gi  = 2,41  (log  300  — log  T)  t = 0,01 
log  1939  — log  Gw  = 10  ~ 7 • 495  . h t=  0,00. 

Rechnung  ist  hier  nicht  nötig.  Man  legt  durch  G = 1939  Parallele 
zu  den  Funktionsgeraden  für  JJ , welche  durch  i70  = 2088  gehen  und  kann 
dann  sofort  die  Werte  von  G ablesen,  welche  der  Ballon  in  den  verschie- 
denen Höhen  haben  mufs,  wenn  w = 5 m/s  bleiben  soll. 

Die  Resultate  sind  folgende: 


h 

0 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

6r  k 

1939 

1780 

1620 

1480 

1360 

1240  j 

1120 

1010 

900 

810 

720 

ui 

2088 

1930 

1770 

1620 

1480 

1350 

1220 

1100 

980 

880 

775 

Pi 

149 

150 

150 

140 

120 

110 

j 100 

90 

80 

70 

55 

A Gi 

— 

159 

160 

140 

120 

120 

120 

110 

110 

90 

90 

Gw 

1939 

1730 

1540 

1380 

1230 

1100 

985 

' 875 

780 

698 

622 

Hw 

2088 

1870 

1670 

1490 

1330 

1180 

1060 

940 

840 

748 

668 

Pw 

149 

140 

130 

110 

100 

80 

75 

65 

60 

50 

46 

A Gtv 

— 

209 

190 

| 160 

150 

130 

115 

110 

95 

82 

76 

Steigt  der  Ballon  in  der  kalten  Atmosphäre  (r  = 0,01)  auf,  so  müssen 
zwischen  0 und  1000  m A Gi  = 159  kg  Ballast  ausgeworfen  werden,  um 
w = 5 m/s  zu  erhalten,  während  in  der  warmen  Atmosphäre  hierzu  209  kg 
nötig  sind.  Je  höher  der  Ballon  kommt,  umso  weniger  Ballastausgabe 
ist  in  den  einzelnen  Kilometerstrecken  nötig  und  zwar  in  der  kalten 
Atmosphäre  bis  zu  7 — 8 km  Höhe  weniger,  darüber  hinaus  mehr  als 
in  der  warmen  Atmosphäre.  Die  zur  Erzielung  einer  gegebenen  Geschwin- 
digkeit nötige  bewegende  Kraft  wird  umso  kleiner,  je  höher  der  Ballon 
steigt.  In  der  kalten  Atmosphäre  ist  sie  bis  zu  10  km  gröfser  als  in  der 
warmen  nötig. 

Hört  man  in  irgendeiner  Höhe  mit  Ballastausgabe  auf,  so  vermindert 
sich  die  Geschwindigkeit,  und  der  Ballon  kommt  in  der  Höhe  zu  Ruhe, 
für  welche  J1  = G geworden  ist. 

Es  soll  das  eiserne  Gewicht  und  die  Bemannung  des  Ballons  zusammen 
gerade  900  kg  betragen.  Der  Ballon  steigt  dann  mit 

1939  — 900  = 1039  kg  Ballast  auf. 

Ist  die  Atmosphäre  kalt,  so  ist  bei  h = 8000  m aller  Ballast  ver- 
braucht, bis  zu  dieser  Höhe  wird  w = 5 m/s  bleiben  können,  dann  ver- 
mindert sich  w und  wird  bei  T=  212°,  h = 8800  m zu  Null.  In  der 
warmen  Atmosphäre  mufs  die  Ballastausgabe  schon  bei  li  = 6750  m auf- 
hören und  der  Ballon  kann  nur  bis  7400  m steigen.  In  den  tieferen 
Schichten  kann  der  Ballon  noch  zirka  1000  m über  die  Stelle  steigen,  bei 
der  man  mit  Ballastausgabe  aufgehört  hatte. 


95 


5.  Beispiel.  Wenn  der  Ballon  mit  900  kg  Belastung  ohne  jeden 
weiteren  Ballast  aufgelassen  wird,  so  wird  er  mit  einer  sehr  grofsen  An- 
fangsgeschwindigkeit aufsteigen.  Diese  Geschwindigkeit  nimmt  mit  der 
Höhe  ab  und  der  Ballon  wird  in  den  früher  ermittelten  Höhen  zur  Ruhe 
kommen.  Es  ist  nach  (14) 

Hierin  sind  6r,  F,  /r,  P,  X und  q als  konstant  zu  betrachten. 

Setzt  man 

V y . 

u — — g Xqw 

so  wird  u eine  Funktion  von  w und  £ sein. 

Setzt  man  weiter 


y = X qw*  = — u, 


so  erhält  man 


Sonach  hat  man 


w = 


X q 


1 1 

A log  ^ = 2 A l0g  ~G  = ä A lo§  u 

1 y 1 

Alogw  = g Alog^=  g A log  y. 

In  dem  2.  Beispiel  wurde  die  Tragkraft  770  = 2088  kg  gefunden.  Da 
die  konstante  Gesamtbelastung  900  kg  betragen  soll,  ist  die  bewegende 
Kraft  beim  Beginne  des  Aufstieges  P0  = 2088  — 900  — 1188  kg.  Es 
mufs  also 

1 


W0  — 1188 


X-q-rj  0.<-^Xl92X2,5XV 


sein,  was 


iv0  = 14,16  m/s  ergibt. 


Man  erhält  weiter 


und 


y0  = = ±2  = 47 5,2 

70 


Es  ist  sonach 


2000  X 0,9 


2,153 


475,2  = 835,2  - 475,2  = 360. 


A log  § = r-  (log  360  — log  uk) 


- X 2,41  (log  300  — log  T)  t = 0,01 
2 


1 (log  360  — log  u,o)  = — \y.  10-7  X 495  X h 

2 2 


log  14, 16  — log  w = g (log  475,2  — log  y) 


x = 0,00 


96 


Zur  Konstruktion  der  Funktionsgeraden  für  u.  welche  hier  ebenfalls 
ohne  Rechnung  erfolgen  könnte,  da  diese  parallel  zu  den  «-Geraden  im 
3.  Beispiel  verlaufen,  dienen  die  Koordinatenpaare 


r ==  0,01 

T0  = 300  T=  196 

h0  = 0 h=  10400  m 

uQ  = 360  u=  1000 


v — 0,00 

T0  = 300  T=  300 

hQ  =0  h — 8970 

u0  = 360  u = 1000. 


Um  die  Geraden  für  y zu  finden,  verwendet  man  am  besten  die 
K o o r din  at  en  p aar  e 

y = 100  w = 6,48 

y = 10  iv  = 2,05. 

Hat  man  diese  Linie  gezogen,  so  sind  nur  noch  zwei  Parallelen  nötig, 
um  alle  vorkommenden  Werte  von  w finden  zu  können.  Der  Vorgang  ist 
dann  folgender: 

Mit  gegebenem  h ( T ) sucht  man  aus  den  tt- Geraden  die  zugehörigen  u. 
Diese  liefern  y = 835  — u,  und  mit  dem  y sucht  man  aus  den  i/- Geraden 
die  zugehörigen  w. 

So  wurden  die  folgenden  Resultate  erhalten: 


h 

0 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

H 

360 

394 

429 

468 

510 

561 

620 

688 

762 

850 

yii 

475 

441 

406 

367 

325 

274 

215 

147 

73 

— 15 

Wk 

14,2 

13,7 

13,1 

12,4 

11,7 

10,8 

9,5 

7,8 

5,5 

— 

Uw 

360 

402 

450 

508 

570 

639 

716 

800 

895 

_ 

yw 

475 

433 

385 

327 

265 

196 

119 

35 

-60 

— 

ii'w 

14,2 

13,5 

12,7 

11,7 

10,6 

9,0 

7,0 

3,8 

— 

1 

Es  ist  daraus  zu  ersehen,  dafs  die  Geschwindigkeit  des  Aufstieges 
des  Ballons  in  den  unteren  Schichten  nur  sehr  langsam  abnehmen  würde, 
namentlich  in  der  kalten  Atmosphäre,  ln  den  Höhen  von  zirka  5 km 
würde  w immerhin  noch  10  m/s  betragen,  u kann  nur  bis  835  anwachsen, 
und  es  ist  dann  y — 0.  Die  Funktionsgeraden  für  u ergeben  835  bei 
T=  212°  oder  h = 8800  m in  der  kalten  und  bei  h = 7350  m in  der 
warmen  Atmosphäre  übereinstimmend  mit  Beispiel  4.  In  diesen  Höhen 
wird  w = Null. 


B.  Der  schlaffe  Stoff-Ballon. 

Wenn  die  Dichte  a des  Füllgases  als  konstant  angesehen  werden 
kann,  bleibt  die  Tragkraft  II  des  Ballons  ebenfalls  konstant,  bis  der  Ballon 
prall  geworden  ist.  Tritt  auch  keine  Änderung  in  der  Belastung  ein,  so 
mufs  auch  die  bewegende  Kraft  konstant  bleiben,  und  man  hat  dann  ein- 
fach nach  (V) 


P=  W=  l • q • rj  • w2,  woraus 


97 


(15) 


l q iv2 

~P~ 


Ä log  £ = A log  --^p  - = ~ A log  g «t;2 

folgt. 

Bei  dem  schlaffen  Ballon  wird  stets  die  Gröfse  von  q Schwierigkeit 
machen.  Ist  der  Füllungsgrad  sehr  gering,  so  wird  wohl  q kleiner  sein 
als  bei  prall  gefülltem  Ballon,  es  wird  wachsen  in  dem  Mafse,  als  der 
Füllungsgrad  zunimmt,  müfste  also  variabel  in  Rechnung  gebracht  werden. 
Kann  man  annehmen,  dafs  q sich  nur  wenig  ändert  und  nahezu  den  durch 
V gegebenen  Wert  hat,  so  erhält  man  einfach  nach  (15)  und  (11a) 

A log  S — A log  w 
A log  rj  = — A log  a. 

6.  Beispiel.  Der  Ballon  soll  soweit  nur  gefüllt  werden,  dafs  er  hei 
900  kg  gesamter  Belastung  mit  5 m/s  Anfangsgeschwindigkeit  aufsteigt. 

Kann  man  also  q = 192  qm  rechnen,  so  ergab  sich  als  bewegende 
Kraft  für  iv0  = 5 m/s 

P0  = 149  kg. 

Sonach  wird  JJ0  = G + P()  = 900  + 149  = 1049  kg  sein  müssen.  Da 
bei  praller  Füllung  770  = 2088  kg  gefunden  worden  war,  erhält  man  den 
Füllungsgrad 

«0  = 1049  : 2088  = 50,8  %. 

Man  hat  also 

A log  f = log  5 — log  Wh  = — ~ X 2,41  (log  300  — log  T)  x = 0,01 


= log  5 — log«;,,  = — A 10-7  X 495X  7»  % = 0,00 

2 

A log  rj  = log  aje  — log  50,3  = 2,41  (log  300  — log  T)  x = 0,01 

= log  aw  — log  50,3  = 10  ~ 7 • 495  • Ji  * x = 0,00. 

Zur  Konstruktion  der  Funktionsgeraden  findet  man  hieraus  die  Koordi- 
natenpaare 


T= 

T = 

300 

0,01 

T= 

169 

X 

T=  300 

= 0,00 
T= 

300° 

h = 

0 

h = 

13100 

1 1 0 

h = 12160  m 

IV  = 

5 

IV  — 

10 

iv  = 5 

IV  = 

10  m / 

T= 

300 

T= 

225 

T=  300 

T= 

300° 

h = 

0 

h = 

7500 

h — 0 

h = 

6020  m 

a = 

50,3 

a = 

100 

«=  50,3 

a = 

100%. 

Aus  den  hiermit  gezogenen  Geraden  kann  man  ablesen: 


h 

0 

i 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

Wh 

5,00 

5,22 

5,45 

5,70 

5,96 

6,25 

6,57 

6,91 

7,30 

IVlV 

5,00 

5,29 

5,60 

5,92 

6,29 

6,67 

7,01 

7,43 

7,89 

CCJc 

50,3 

55,0 

60,0 

65,0 

71,0 

78,0 

86,0 

95,2 

— 

Ciw 

50,3 

56,5 

63,2 

71,0 

79,5 

89,0 

100,0 

— 

— 

98 


Wie  man  hieraus  ersieht,  nimmt  die  Geschwindigkeit  des  Aufstieges 
eines  schlaffen  Ballons  beständig  zu  und  zwar  in  der  warmen  Atmosphäre 
rascher  als  in  der  kalten.  In  der  er steren  erreicht  der  Ballon  aber  auch 
rascher  den  Prallzustand. 

In  der  Höhe,  wo  a = 100%  wird,  mufs  der  schlaffe  Ballon  genau  dieselbe 
Geschwindigkeit  haben,  wie  der  pralle  unten  offene  Ballon  mit  gleicher 
Gesamtbelastung.  Ist  « = 100%  geworden,  so  mufs  der  Füllansatz  ge- 
öffnet werden  und  der  Ballon  steigt  dann  wie  ein  praller  wreiter. 


VI.  Zur  Flechtenflora  des  Frankenwaldes. 

Yon  Prof.  Dr.  E.  Bachmann,  Plauen  i.Y. 


Der  Frankenwald,  das  Bindeglied  zwischen  Thüringerwald  und  Fichtel- 
gebirge, ist  meines  Wissens  lichenographisch  noch  nicht  erforscht  worden. 
Das  folgende  Yerzeichnis  ist  weit  davon  entfernt,  diese  Aufgabe  zu  erfüllen, 
es  bildet  nichts  als  den  ersten  Anfang  dazu;  denn  es  umfafst  nur  meine 
Beobachtungsergebnisse  aus  einem  ganz  kleinen  Teile  des  Frankenwaldes 
und  kann  auch  für  diesen  auf  Vollständigkeit  keinen  Anspruch  erheben. 
Es  ist  durch  Absuchen  der  Umgebung  des  oberfränkischen  Städtchens 
Lichtenberg  während  eines  zweimaligen  Sommeraufenthaltes  von  je  vier 
Wochen  in  den  Jahren  1906  und  1908  entstanden.  Veranlassung  dazu  gab 
mir  der  Wunsch,  einen  Vergleich  mit  der  Flechtenflora  Plauens  i.  V.  an- 
stellen zu  können,  dessen  Umgebung  mit  der  Lichtenbergs  landschaftlich 
und  geologisch  auffallend  übereinstimmt. 

Der  Grund  und  Boden  ist  an  beiden  Orten  hauptsächlich  aus  kam- 
brischen,  sibirischen , devonischen,  weiterhin  auch  unterkarbonischen  Ge- 
steinsschichten zusammengesetzt.  Kalk  tritt  sehr  zurück;  das  Vorkommnis 
von  Marxgrün,  etwa  eine  Stunde  von  Lichtenberg  entfernt,  ist  in  dieser 
Zusammenstellung  nicht  berücksichtigt  worden.  Hier  wie  dort  ist  der 
Diabas  mit  seinen  verschiedenen  Abarten  das  einzige  Eruptivgestein. 

Ähnlich  wie  bei  Plauen  wird  die  harte  und  zähe  Grünsteinbreccie  von 
mehreren  tiefen  Tälern  schluchtenartig  durchbrochen,  dem  der  Selbitz  und 
des  Lohbachs.  Jenes,  gewöhnlich  Höllental  genannt,  läfst  sich  dem  Trieb- 
tal und  Steinicht,  dieses  dem  Syratal  zwischen  Holz-  und  Poppenmühle 
an  die  Seite  setzen.  Aber  während  es  sich  in  den  vogtländischen  Tälern 
um  Höhenunterschiede  von  60,  höchstens  70  m handelt,  wird  im  Höllental 
die  Talsohle  von  den  beiderseitigen  Talgehängen  im  Süden  um  100,  am 
nördlichen  Ausgang  um  etwa  200  m überragt,  denn  „König  David“  hat 
634  m,  das  an  seinem  Fufse  liegende  Etablissement  „Blechschmiedehammer“ 
431  m absolute  Höhe. 

Der  relativ  gröfseren  Enge  der  beiden  oberfränkischen  Täler  ent- 
spricht eine  gröfsere  Feuchtigkeit,  die  in  der  Flechtenvegetation  deutlich 
zum  Ausdruck  kommt:  zwischen  den  Moospolstern  der  mit  mooriger  Erde 
reichbedeckten  Felsblöcke  am  Drachen fels  wächst  Cladonia  digitata  L. 
(Hoffm.)  in  mächtigen,  grofsblättrigen  Exemplaren,  wie  man  sie  in  den 
vogtländischen  Tälern  vergebens  sucht.  — Die  Lagerstiele  von  Cladonia 
cenotea  (Ach.)  Schaer.  werden  bis  95  mm  lang,  nähern  sich  also  der  Form 
exaltata  Nyl.  — In  den  kräftigen  Rasen  von  Cladonia  cornuta  (L.)  Schaer. 


100 


sind  die  gröfsten  Podetien  oft  mit  Bechern  ausgestattet  und  übertreffen 
die  bei  Plauen  gesammelten  an  Länge  um  das  Doppelte.  — Hier  ebenso 
wie  im  Lohbachtal  tritt  Cladonia  squamosissima  Floerk.,  die  üppigste  aller 
Formen  der  vielgestaltigen  Cladonia  squamosa  (Scop.)  Hoffm.  auf  und  einmal 
habe  ich  sogar  die  Form  multibrachiata  Floerk.  gefunden.  — Dasselbe  wie 
die  Cladonien  bezeugt  auch  die  Gattung  Peltigera , von  der  die  an  trockenen 
Standorten  wachsenden  Arten  (, spuria  D.  C.,  rufescens  Hoffm.)  fehlen,  wäh- 
rend. die  grofsblättrigen,  besonders  canina  (L.)  Hoffm.  und  aphthosa  (L.) 
Hoffm.  in  Rosetten  von  mehr  als  20  cm  Durchmesser  gefunden  werden, 
viel  gröfser  als  ich  die  letztgenannte  Art  im  Vogtlande  gesehen  habe.  — 
Endlich  sei  noch  hervorgehoben,  dafs  im  Selbitztal  drei  Collema- Spezies 
auftreten,  darunter  die  grofsblättrige  C.  granosum  (Scop.)  Schaer.,  im 
Triebtal  und  Steinicht  aber  nur  eine,  während  im  Syratal  gar  keine  ge- 
funden worden  ist. 

Von  dem  in  der  Richtung  Süd-Nord  verlaufenden  Höllental  erstreckt 
sich  das  Land  als  ein  flachwelliges  Tafelland  nach  West  und  Ost.  Der 
westliche  Flügel,  an  dessen  Nordostecke  Lichtenberg  liegt,  steigt  allmählich 
nach  Nord  west  an,  erreicht  in  Rumpelsbühl,  etwa  3 km  von  Lichtenberg 
entfernt,  663  m und  in  dem  6 km  entfernten  Kulm  736  m absolute  Höhe. 
Im  Norden  des  Ortes,  vom  linken  Ufer  der  Thüringer  Muschwitz  an,  die 
sich  in  die  Selbitz  ergiefst,  treten  zusammenhängende  Fichtenbestände  auf. 
Bis  dahin,  im  Süden  bis  Bad  Steben,  im  Westen  bis  über  den  Rumpels- 
bühl hinaus  ist  das  ganze  Tafelland  von  Feldern  und  Wiesen  bedeckt. 
Letztere  sind  in  der  Nähe  von  Teichen  sumpfig,  werden  in  der  Nähe  des 
Rumpelsbühl  aber  so  trocken  , dafs  Calluna  vulgaris  L.,  zwischen  dessen 
Büscheln  der  aufmerksame  Beobachter  die  rosenroten  Köpfchen  von 
Baeomyces  roseus  Pers.  hervorlugen  sieht,  die  Hauptpflanze  bildet. 

Laubwald  fehlt,  wie  im  Vogtlande  auch,  gänzlich.  Was  von  Laub- 
bäumen vorhanden  ist,  beschränkt  sich  auf  die  gewöhnlichen  Obstarten, 
Erlen  längs  der  Wasserläufe  und  Wegbäume,  unter  denen  an  den  Strafsen 
nach  Marxgrün,  Lobenstein  und  Bad  Steben  bei  weitem  die  Eberesche 
vorwiegt  und  nur  einige  alte  Exemplare  von  Fraxinüs  und  Acer  durch 
Gröfse  sich  auszeichnen. 

Aus  dieser  einförmigen  Landschaft  erhebt  sich  kein  einziger  Fels  von 
hartem  Gestein,  der  gleich  dem  vogtländischen  Wendelstein  und  Hohen- 
stein, Jahrhunderte  lang  alle  Bäume  der  Umgebung  überragend,  Wind  und 
Wetter  trotzend,  von  reichlichem  Flechtenwuchs  bedeckt  wäre.  Wo  am 
Rumpelsbühl  der  nackte  Fels  zwischen  der  Heide  hervorguckt,  besteht  er 
aus  losem  Geröll,  das  von  den  gemeinsten  Steinflechten  (Biator a co - 
arctata  Ach.,  Lecidea  crustulata  (Ach.)  Kbr.,  L.  macrocarpa  Ach., 
Acarospara  fnscata  Arn.)  bewachsen  ist.  Deshalb  fehlen  der  Flechten- 
flora von  Lichtenberg  alle  Gyrophora-  und  Sph aerophorus -Arten,  die 
seltenen  Farmelia-  und  Lecidea- Spezies,  die  gröfseren  Stereo- 
caulon- Arten,  Cladonia  sylvatica  (L.)  Hoffm.  f.  condensata  (Floerk.) 
und  andere  das  Vogtland  auszeichnencle  Flechten.  Von  den  Arten,  die 
Drude*)  als  montane  heraushebt,  sind  nur  solche  aus  der  „nieder-mon- 
tanen Gesellschaft“,  der  Umbilicarien-Fazies  vertreten,  nämlich  Lecanora 
hadia  Ach.,  L.  sulphurea  Ach.,  L.  polytropa  Schaer.,  Lecidea 


*)  Drude,  0.:  Der  Hercynische  Florenbezirk.  Leipzig  1902,  S.  208— 209  und  334. 


101 


crustulata  Kbr.,  L.  macrocarpa  Th.  Fr.,  Rliizocarpon  geographi - 
cum  D.  C.,  Haematomma  coccineum  Kbr.,  Parmelia  saxatilis  Fr. 
und  Placodium  saxicolum  Kbr.,  also  mit  einer  Ausnahme  sehr  häufige, 
ja  fast  gemeine  Arten.  Dagegen  kommen  bei  Lichtenberg  einige  Krusten- 
flechten vor,  die  man  in  höherem  Grade  montan  nennen  darf  als  die  eben- 
genannten, da  sie  um  Plauen  nicht  auftreten,  sondern  erst  im  oberen 
Vogtlande,  um  Schönberg  und  Hammerbrücke;  das  sind  Lecidea  cine- 
reoatra  Ach,,  L.  alb ocaerules eens  (Wulf.)  Schaer.,  L.  speirea  Ach., 
L.  silvicola  Fw.  und  Lecanora  cenisia  Ach.  Völlig  fehlen  die  auf 
Seite  334  zusamraengestellten  montanen  und  die  subalpinen  Arten 
(S.  254),  von  denen  doch  das  Vogtland  an  Orten  von  fast  gleicher  absoluter 
Höhe  eine  Anzahl  beherbergt. 

Umso  bemerkenswerter  ist  das  reichliche  Vorkommen  von  Letharia 
vulpina  (L.)  Wainio  = Evernia  vulpina  (L.)  Ach.,  weil  diese  Bewoh- 
nerin  des  Nordens  und  des  Hochgebirges  in  den  Alpen  nach  Stein*)  nicht 
unter  5000  Fufs  = 1416  m herabsteigt  und  innerhalb  Deutschlands  nur 
von  wenig  Punkten  des  Riesengebirges  bekannt  ist,  die  Stein  jeden  einzelnen 
mit  Nennung  des  Sammlers  und  des  Jahres,  in  welchem  sie  gesammelt  worden 
ist,  aufzuführen  für  nötig  hält.  Am  tiefsten  unter  den  schlesischen  Fundorten 
liegt  Grünberg,  wo  sie  auf  dem  Dache  einer  Weinbergshütte  als  ein  „2,5  cm 
langes,  gelbgrünes,  von  schmutziggrünen  Soredien  umstarrtes“  Pflänzchen 
beschrieben  wird.  Aufserclem  ist  durch  Arnold**)  auch  ein  Fundort  aus 
der  Umgebung  von  München  bekannt  geworden.  In  den  Erläuterungen 
zu  den  Lichenes  Monacenses  exsiccati  sagt  er  von  diesem  Funde:  „Ver- 
einzelt und  dürftig  an  einem  Brette  an  der  Westseite  des  Grünewalder 
Parkzaunes:  specimen  4 centim.  altum,  ramosum,  virenticitrinum“.  Des- 
wegen betrachtet  er  sie  offenbar  nicht  als  Vollbürger  der  Münchener  Flechten- 
flora; denn  in  den  vergleichenden  Zusammenstellungen  mit  der  engli- 
schen, skandinavischen  und  anderen  Floren  führt  er  sie  immer  nur  in 
Klammer  an***). 

Bei  Lichtenberg  überzieht  sie  die  westliche  Hälfte  der  Nordwand 
dreier  alter  Holzscheunen  von  oben  bis  unten  in  solcher  Menge,  dafs  man 
einen  ganzen  Sack  voll  davon  nach  Hause  tragen  könnte,  wenn  man  alles 
abkratzen  wollte.  Von  diesen  drei  ist  sie  in  einigen  Exemplaren  auch 
schon  auf  eine  vierte,  neuere  Scheune  übergegangen.  Nie  habe  ich  sie  in 
der  Schweiz  in  solchen  Massen  beisammen  wachsen  sehen,  obschon  sie 
dort  durch  ihr  leuchtendes  Gelb  viel  mehr  in  die  Augen  fallen  müfste  als 
die  grüngelben  Lichtenberger  Exemplare,  an  denen  ich  im  ersten  Jahre 
meines  dortigen  Aufenthaltes  öfters  vorbei  gegangen  bin,  ohne  sie  über- 
haupt zu  bemerken,  die  ich  ihres  fremdartigen  Aussehens  halber  zunächst 
nicht  erkannt  habe,  bis  Herr  Dr.  A.  Zahlbruckner  in  Wien  die  Güte  hatte, 
sie  zu  bestimmen.  Letharia  vulpina  fehlt  in  England,  in  dem  an  alpinen 
Flechten  so  reichen  Harz,  kommt  innerhalb  Frankreichs  blofs  in  den 
Alpen -Departements  vor,  nicht  aber  in  den  Granitbergen  der  Bretagne. 
Das  Lichtenberger  Vorkommnis  ist  deshalb  ein  ganz  vereinzeltes  und  mufs 
wohl  ebenso  erklärt  werden  wie  das  Münchener,  von  dem  Arnold*)*)  an- 


*)  Stein,  B.:  Kryptogamen-Flora  von  Schlesien.  Die  Flechten.  Breslau  1879,  S.  38 

**)  Arnold,  F.:  Zur  Lichenenflora  von  München,  1891,  S.  11. 

***)  Ders.:  Zur  Lichenenflora  von  München,  1898,  S.  4,  13,  23. 
f)  Ders.:  Zur  Lichenenflora  von  München,  1900,  S.  7. 

** 


102 


nimmt,  dafs  es  sich  dabei  ebenso  wie  bei  Sticta  scrobiculata  Scop.  und 
Lobaria  amplissima  Scop.  um  Überreste  aus  den  grofsen  Eichenwäldern 
handle,  die  früher  Südbayern  bedeckten,  von  500  n.  Chr.  an  ausgerodet 
wurden  und  jetzt  bis  auf  geringe  Reste  verschwunden  sind.  — Den  Ge- 
danken, die  Flechte  sei  von  den  Alpen  aus  eingewandert,  weist  er  an 
anderer  Stelle*)  zurück,  wo  er  ausdrücklich  betont,  dafs  die.  Flechten  der 
Waldbäume  in  den  Alpen  kein  originelles  Gepräge  zeigen,  dafs  an  den 
Lärchen  und  Zirben  bis  an  den  obersten  Waldessaum  kein  Umschwung 
der  Flechtenflora  verglichen  mit  dem  Alpenvorland  eintrete,  dafs  man  beim 
Besuch  der  Alpenwälder  den  Eindruck  erhalte,  die  rinden-  und  holzbe- 
wohnenden Arten  müssen  von  aufsen  eingewandert,  keineswegs  aber  von 
den  Alpen  ins  Flachland  vorgedrungen  sein. 

Nimmt  man  noch  hinzu,  dafs  Letharia  vulpina  von  Martius  in 
seiner  Flora  Erlangensis  1817  als  Bürger  der  Flora  von  Erlangen  ange- 
führt wird,  dafs  die  Ortsnamen  Unter-Eichenstein  3 7 2 km  und  Eichen- 
stein 5 km  von  Lichtenberg  entfernt  auch  auf  eine  grofsere  Verbreitung 
der  Eiche  in  der  Umgebung  dieses  oberfränkischen  Städtchens  in  alten 
Zeiten  schliefsen  lassen,  dann  darf  man  wohl  mit  Arnold  annehmen,  dafs 
die  in  Rede  stehende  Flechte  früher  in  Deutschland  viel  weiter  verbreitet 
gewesen  ist  als  jetzt  und  wahrscheinlich  an  manchem  abgelegenen  Ort 
noch  der  Entdeckung  harrt. 

Hervorhebenswert  ist  für  Lichtenberg  ferner  das  Vorkommen  von 
Cladonia  turgida  (Ehrh.),  die  nach  Sandstede**)  aus  dem  nördlichen 
Europa,  aus  der  Schweiz  und  aus  Schlesien  bekannt  ist.  In  letzterem  ist 
sie  nach  Stein***)  auf  sonnigen  Plätzen,  besonders  auf  Lehmboden,  an 
Wegrändern,  Sand  usw.  von  der  Ebene  bis  zur  Bergregion  gefunden  worden. 
Bei  Lichtenberg  habe  ich  diese  eigenartige  Säulenflechte  blofs  an  einem 
Punkte  angetroffen,  auf  einem  sonnigen  Waldwege  zwischen  dem  Lohbach- 
tal und  dem  Drachenfels.  Die  reichlich  fruchtenden  Lagerstiele  sind  nicht 
über  4 cm  hoch,  während  die  in  Schlesien  bis  5 cm  hoch  Vorkommen. 
Zschackef)  erwähnt  sie  in  seinen  Beiträgen  zur  Flechtenflora  des  Harzes 
nicht  mit  unter  seinen  Funden,  und  zwei  andere  Sammler,  Ofswald  und 
Quelle  ff),  führen  sie  zwar  für  Nord -Thüringen  und  Harz  an,  aber  mit 
Fragezeichen. 

Noch  auffallender  als  der  Fund  dieser  doch  nur  vereinzelt  vorkom- 
menden und  an  anderen  Orten  Mittel -Deutschlands  wahrscheinlich  nur 
übersehenen  Flechte  ist  das  massenhafte  Auftreten  von  Haematomma 
coccineum  (Dicks.)  Kbr.  In  Schlesien  wird  sie  nach  Steinfff)  nur  hier 
und  da  gefunden,  meist  an  Sandstein,  in  der  Sächsischen  Schweiz  aber 
ist  sie  nach  Rabenhorst *f)  die  gemeinste  aller  felsenbewohnenden  Flechten 
und  kommt  nach  demselben  Verfasser  auch  in  Thüringen  und  Böhmen  vor. 


*)  Arnold,  F. : Zur  Lichenenflora  von  München,  1898,  S.  37. 

**)  Sandstede,  H. : Die  Cladonien  des  nordwestdeutschen  Tieflandes  und  der 
deutschen  Nordseeinseln.  Abh.  Nat.  Ver.  Bremen  1905,  Bd.  XVIII,  Heft  2,  S.  432. 

***)  Stein,  B.,  a.  a 0.  S.  48. 

f)  Zschacke,  H. : Beiträge  zu  einer  Flechtenflora  des  Harzes.  Hedwigia,  Bd.  48. 
ff)  Ofswald,  L.,  und  Quelle,  F.:  Beiträge  zu  einer  Flechtenflora  des  Harzes  und 
Nord -Thüringens.  Mitteil.  d.  Thüring.  Botan.  Ver.,  n.  F.,  Heft  22.  Weimar  1907. 
fff)  Stein,  B.,  a.  a.  0.  S.  145. 

*f)  Rabenhorst,  L.:  Ki7ptogamen-Fiora  von  Sachsen,  der  Ober-Lausitz,  Thüringen 
und  Nordböhmen.  II.  Abteilung:  Die  Flechten.  Leipzig  1870,  S.  210. 


103 


Aus  dem  Gebiete  Nord -Thüringen  und  Harz  erwähnen  sie  Ofswald  und 
Quelle,  leider  ohne  Angabe  über  die  Menge,  in  der  sie  dort  auftritt. 
Die  Art  ihrer  Verbreitung  um  Lichtenberg  erinnert  am  meisten  an  das  von 
Rabenhorst  für  die  Sächsische  Schweiz  geschilderte;  denn  wenn  die 
Diabaswände  auch  nicht  ,, klafterweit“  mit  dem  weifsen,  niemals  schwefel- 
gelben Staub  der  Haematomma  bedeckt  sind,  mehr  als  quadratmetergrofse 
Thalli  sieht  man  hier  und  da,  kleinere  fast  allerwärts.  Schöne  Früchte 
habe  ich  nur  in  einer  Spalte  am  Drachen fels  gefunden.  Im  Erzgebirge 
scheint  sie  ganz  zu  fehlen.  Wie  erklärt  sich  nun  die  grofse  Lücke  zwischen 
zwei  ihrer  Hauptverbreitungsgebiete? 

Ganz  vereinzelt  und  eigenartig  ist  das  Vorkommen  der  Abart  sab- 
carnea  (Sw.)  Th.  Fr.  von  Lecanora  sordida  (Pers.)  Th.  Fr. , einer  der 
häufigeren  Krustenflechten  sowohl  des  Vogtlandes  als  auch  der  Lichten- 
berger  Umgebung.  Allein  so  oft  und  in  soviel  Exemplaren  ich  die  Stamm- 
form schon  gesehen  habe,  die  durch  ihre  rosa  gefärbten  Apothezien  aus- 
gezeichnete Varietät  habe  ich  noch  nie  gefunden  aufser  auf  dem  König 
David,  wo  sie  eine  senkrechte  Felswand  fast  einen  halben  Quadratmeter 
weit  bedeckt  und  so  dicht  mit  Früchten  besetzt  ist,  dafs  sie  sofort  ins 
Auge  sticht.  Zschacke*)  führt  sie  aus  dem  Harz  an,  wo  er  sie  im 
Bodetale  unter  dem  Hexentanzplatze  einmal  gefunden  hat. 

Wie  die  bisher  angeführten,  so  sind  auch  noch  einige  andere  Flechten 
des  nachfolgenden  Verzeichnisses  durch  gesperrten  Druck  herausgehoben 
worden  als  solche,  die  im  Vogtlande  noch  nicht  gefunden  oder  wie  JRino- 
dina  poly spora  Th.  Fr.  noch  nicht  wieder  entdeckt  worden  sind.  Ihre 
Zahl  ist  so  gering,  dafs  sich  als  erstes  Hauptergebnis  dieser  Untersuchung 
eine  auffallende  Übereinstimmung  der  beiden  benachbarten 
Flechtenfloren,  der  Plauens  und  Lichtenbergs,  zeigt.  Freilich  kann 
das  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  man  bedenkt,  dafs  Arnold**)  beim  Ver- 
gleich der  grofsen  und  weit  auseinandergelegenen  Florengebiete  Süd- 
Bayern  (München),  England  und  Skandinavien  in  bezug  auf  ihre  Strauch- 
und  Laubflechten  ebenfalls  den  Eindruck  fast  völliger  Übereinstimmung 
gewonnen  hat.  Für  Plauen  und  Lichtenberg  erstreckt  sich  diese 
aber  auch  in  hervorragendem  Grade  auf  die  Krustenflechten, 
wie  eine  Durchsicht  der  beiden  Verzeichnisse  und  im  besonderen  folgendes 
Beispiel  zeigt:  Pertusaria  lactea  (L.)  Wulf  f . cinerascens  Nyl.  kommt 
auf  dem  Diabas  des  Syratals  und  vor  allem  des  Steinichts,  sowie  der 
Höhen,  die  von  ihm  nach  Cossengrün  zu  liegen,  so  reichlich  vor,  dafs  ich 
an  Arnold  eine  grofse  Kiste  voll  flacher  Steinstücke,  alle  mit  dieser 
seltenen  Flechte  bedeckt,  als  Frachtgut  für  seine  Lichenes  exsiccati 
schicken  konnte.  Auf  dem  Grünstein  des  Höllen-  und  Lohbachtals  habe 
ich  sie  ebenfalls  ziemlich  häufig  gesehen. 

Zweitens  lehrt  unser  Vergleich,  dafs  die  Flechten  fl  ora  von  Lich- 
tenberg zwar  wesentlich  ärmer  als  die  des  ganzen  Vogtlandes, 
aber  kaum  ärmer  als  die  Plauens  ist,  und  dafs  weder  die  eine 
noch  die  andere  reich  genannt  werden  kann.  Das  ist  dasselbe  Ur- 
teil, welches  Drude***)  über  die  Flora  der  Blütenpflanzen  und  Gefäfs- 
kryptogamen  des  Frankenwaldes  fällt. 


*)  Zschacke,  H.,  a.  a.  0.  S.  37. 

**)  Arnold,  F.:  Zur  Lichenenflora  von  München,  1898,  S.  13  und  23. 

***)  Drude,  0.,  a.  a.  0.  S.  545. 


104 


Pyrenocarpeae. 

Yerrucariaceae. 

1.  Verrucaria  calciseda  D.  C.  An  Weg-  und  Grenzsteinen  aus  Kalk 

zwischen  Marxgrün  einerseits,  Lichtenberg  und  Bad  Stehen  ander- 
seits. 

2.  V.  rupestris  Schrad.  Ebenda. 

3.  V.  papillosa  Flrk.  ( V.  Floerkeana  nob.).  An  Grünsteinblöcken  im  Loh- 

bachtal. 

4.  V.  aethiobola  Wahlenb.  Auf  Diabastuff  am  Wege  von  Lichtenberg  nach 

Lobenstein. 

5.  V.  nigrescens  Pers.  An  Felsen,  Blöcken,  umherliegenden  Steinen  aller 

Art  sehr  häufig. 

6.  V.  Velana  Mass.  An  kalkführendem  Diabas  des  Lohbachtales. 

7.  Spliaerompliale  fissa  (Taylor)  Arn.  Auf  einem  Grünsteinblock  im 

Lohbachbett. 

Dermatocarpaceae. 

8.  JDermatocarpon  hepaticum  (Ach.)  A.  Zahlbr.  Felsspalten  im  Höllental. 

9.  D.  miniatum  (L.)  Mann.  An  Felsen  und  Felsblöcken  der  Täler  und 

Höhen  verbreitet.  An  sonnigen  Standorten,  z.  B.  unterhalb  der 
Scheune  des  Kohlenhändlers  Jungkunz,  reichlich  fruktifizierend,  an 
schattigen,  z.  B.  im  Höllental,  meist  nur  Pykniden  bildend. 

10.  D.  tiuviatile  (Weis)  Th.  Fr.  Felsblöcke  im  Höllental,  ober-  und  unter- 

halb von  Wiedes  Holzschleiferei. 

Pyrenulaceae. 

11.  Pgrenula  nitida  Ach.  An  Sorbits,  Corylus , Ainus  verbreitet. 


Gymnocarpeae. 

Coniocarpineae:  1.  Calicieae. 

12.  Calicium  chlorinum  (Ach.)  Kbr.  Grofse  Flächen  der  Felswände  mit 

der  ,, Schwefelflechte“  bedeckt,  von  der  der  Volksmund  sagt,  sie 
„blühe“  im  Winter.  Immer  steril. 

Graphidineae : 1.  Arthoniaceae. 

13.  Arthonia  radiata  Pers.  An  Acer  platanoides  bei  Lichtenberg,  an 

Sambucus  racemosa  beim  Drachenfels. 

2.  Graphidaceae. 

14.  Xylographa  parallela  (Ach.)  Fr.  Baumstumpf  im  Lohbachtal  und  beim 

Drachenfels. 

15.  Opegraplia  atra  Pers.  Fichte  am  Fufs  des  König  David. 

16.  0,  varia  Pers.  An  Ainus  bei  Marxgrün. 

17.  Graphis  scripta  Ach.  An  Fagus  bei  Lichtenberg. 


105 


Cyclocarpineae : 1.  Diploschistaceae. 

18.  Diploschistes  scruposus  (L.)  Norm.  Auf  allerlei  Felsen  sehr  ver- 

breitet. 

19.  D.  hryophilus  (Ehrh.)  Zahlbr.  Auf  Moospolstern  im  Lohbach-  und 

Höllental. 

2.  Lecideaceae. 

20.  Lecidea  fumosa  (Hoffm.)  Ach.  Auf  Diabas  der  Elisenhöhe. 

21.  L.  grisella  Flk.  Ebenda,  im  Lohbach-  und  Höllental. 

22.  L.  speirea  Ach.  Diabas  der  Elisenhöhe. 

23.  L.  platycarpa  Ach.  Auf  Felsen  aller  Art,  Kalk  ausgenommen,  ver- 

breitet. 

24.  L.  cinefeoatra  Ach.  Diabas  der  Elisenhöhe. 

25.  L.  alb ocaerules eens  (Wulf.)  Schaer.  Diabasbreccie  in  der  Nähe  der 

„Schutzwand“  im  Höllental. 

26.  L.  crustulata  (Ach.)  Kbr.  An  Felsen,  Blöcken,  Steinen  aller  Art,  Kalk 

ausgenommen,  gemein. 

27.  L.  silvicola  Fw.  Diabastuff  am  „Teufelsteg“  im  Höllental. 

28.  L.  lithopliila  (Ach.)  Th.  Fr.  An  Felsen  und  Blöcken  im  Höllental, 

zwischen  „Wolfsbauer“  und  Bad  Steben. 

29.  L.  turgidula  (Fr.)  f.  pityophila  Smrft.  Baumstumpf  im  Lohbach tal. 

30.  L.  latypaea  Ach.  An  Felsen  und  Blöcken  im  Höllen-  und  Lohbach  tal. 

31.  L.  enteroleuca  Ach.  = goniophila  (Flk.)  Kbr.  An  Weg-  und  Grenz- 

steinen aus  Kalk  bei  Lichtenberg  und  Marxgrün, 
f . pungens  (Kbr.)  Diabas  der  Elisenhöhe.  Schiefer  zwischen  Wolfs- 
bauer und  Bad  Steben. 

32.  L.  parasema  Ach.  Sehr  verbreitet  an  der  Rinde  von  allerlei  Laub- 

bäumen. 

33.  L.  olivacea  Hoffm.  An  Acer  beim  Wolfsbauer. 

34.  L.pulveracea  Flk.  Baumstumpf  im  Lohbachtal. 

35.  L.  lucida  (Ach.)  An  Lesesteinen  am  Wege  nach  Lobenstein,  jenseits  der 

Buttermühle. 

36.  L.  granulosa  (Ehrh.)  Schaer.  Auf  Erde  und  Moos  zwischen  Schweden- 

schanze und  Drachenfels. 

37.  L.  coarctata  Ach.  An  allerlei  Felsarten  verbreitet. 

f.  elachista  (Ach.)  Th.  Fr.  Mit  soraleartigen  Bildungen.  Grünstein 
im  Lohbachtal. 

38.  L.  ambigua  Mass.  An  Fraxinus  unterhalb  der  Harmonie  bei  Lichten- 

berg. 

39.  L.  mollis  (Whlnbg.)  Th.  Fr.  Diabas  der  Elisenhöhe. 

40.  L.  lithinella  (Nyl.)  Kst.  Fichtenwurzel  in  der  Nähe  der  Schweden- 

schanze. 

41.  L.  asserculorum  (Ach.)  Arn.  Baumstumpf  im  Lohbachtal,  beim 

Drachenfels. 

42.  L.  uliginosa  (Ach.)  Fr.  Vermoderter  Baumstumpf  im  Lohbach-,  im 

Höilental,  beim  Drachenfels. 

43.  L.  fidiginea  (Ach.)  Fr.  Baumstumpf  zwischen  Lohbachtal  und  Drachen- 

fels. 

44.  L.  ostreata  (Hoffm.).  Am  Fufse  alter  Kiefern  nach  Bad  Steben  und 

Rumpelsbühl  zu. 


106 


45.  Catillaria  Ehrhartiana  (Ach.)  Th.  Fr.  Spermogonienform.  An  einem 

Baumstumpf  zwischen  Lohbachtal  und  Drachenfels. 

46.  C . micrococca  (Kbr.)  Th.  Fr.  Morscher  Baumstumpf  beim  Schweden- 

stein. 

47.  C.  synothea  (Ach.)  Th.  Fr.  Baumstumpf  im  Lohbachtal. 

48.  Bacidia  inundata  (E.  Fr.)  Kbr.  Grünsteinblöcke  im  Lohbachtal. 

49.  B.  Beckhausii  Kbr.  Fichtenzweige  bei  Leupoldsruhe  bei  Lichtenberg. 

Der  olivengrüne  Farbstoff  des  Epitheziums  wird,  wie  bei  den  vogt- 
ländischen Exemplaren,  durch  K intensiver  grün,  nicht  violett 
gefärbt. 

50.  B.  Nitzschkeana  Lahm.  Baumstumpf  im  Lohbachtal. 

51.  Scoliciosporum  umbrinum  (Ach.)  = Bacidia  umbrina  (Ach.).  Auf  Diabas 

des  König  David. 

52.  Rhizocarpon  geographicum  (L.)  D.  C.  Auf  allerlei  Felsarten  verbreitet. 

53.  Rh.  distindum  Th.  Fr.  Wie  vorige. 

54.  Rh.  obscuratum  (Schaer.)  Kbr.  Vereinzelt  an  Diabas  im  Lohbach-  und 

Höllental. 

3.  Cladoniaceen. 

55.  Baeomyces  byssoides  (L.)  Schaer.  Auf  Fels  und  Erde  sehr  verbreitet. 

f.  sessilis  (Nyl.)  Kst.  Auf  Erde  am  Bumpelsbühl. 

56.  B.  roseus  Pers.  Auf  sandigem  Boden  bei  Bad  Steben. 

57.  Cladonia  rangiferina  (L.)  Web.  Auf  sandigem  Boden  sehr  häufig, 

seltener  auf  Felsblöcken  und  an  Baumstümpfen  im  Lohbachtal  und 
auf  der  Höhe  nach  dem  Drachenfels  zu. 

58.  CI.  silvatica  (L.)  Hoffm.  Ebenda,  aber  seltener. 

f.  tenuis  Floerk.  Waldblöfse  hinter  der  Buttermühle. 

59.  Ci.  Papillaria  (Ehrh.)  Hoffm.  Auf  trockenem  Boden  beim  Rumpelsbühl. 

m.  papillosa  Fr.  Wallr.  Ebenda.  Reichlich  Pyknokonidienbehälter 
vorhanden.  Lagerstiele  sehr  spärlich. 

60.  CI.  bacillaris  Nyl.  Fichtenwälder  zwischen  Lohbachtal  und  Drachen- 

fels, selten. 

61.  CI.  macilenta  (Hoffm.)  Nyl.  Ebenda,  verbreitet. 

f.  syncephala  Wallr.  Einmal,  beim  Drachenfels  gefunden. 

62.  CI.  digitata  L.  (Hoffm.).  Auf  moosig-feuchten  Steinblöcken  in  der  Nähe 

des  Drachenfels. 

63.  CI.  coccifera  (L.)  Willd.  In  den  Fichtenwäldern  des  Gebiets  verbreitet. 

64.  CI.  deformis  (L.)  Hoffm.  Auf  Erde  in  der  Nähe  des  Drachenfels. 

65.  CI.  furcata  (Huds.)  Schrad.  Im  ganzen  Gebiete  häufig. 

var.  racemosa  (Hoffm.)  Floerk.  Im  Lohbachtal  auf  moosigen  Blöcken, 
f.  corymbosa  (Ach.)  Nyl.  Lohbach-,  Höllental,  Nähe  des  Drachen- 
fels. 

racemosa  ad  foliolosa  Del.  Im  Lohbachtal  tellergrofse  zusammen- 
hängende Lager  auf  moosbedeckten  Felsblöcken  bildend, 
var.  pinnata  (Floerk.). 

f.  foliolosa  Del.  Zwischen  Lohbachtal  und  Drachenfels  und  im 
Lohbachtal  selbst  auf  moosigen,  feuchten  Felsblöcken, 
var. palamaea  (Ach.)  Nyl.  Auf  Erde  an  Wegen,  Feldrändern,  auf 
sonnigen  Felsen  verbreitet. 


107 


var.  scabriuscula  (Del.)  Coem.  Nähe  des  Drachenfels,  zwischen 
Moos. 

f.  surrecta  (Floerk.)  Wain.  An  sonnigen  Stellen  im  Lohbach-  und 
Höllental  nicht  selten. 

66.  Cladonia  rangiformis  Hoffm.  Auf  Erde  des  Waldrandes  am  Wege 

nach  Lobenstein,  Lohbachtal. 

67.  CI.  squamosct  (Scop.)  Hoffm.  Sehr  verbreitet. 

a)  f.  denticollis  (Hoffm.)  Floerk.  Bemooste  Felsblöcke  Lohbachtal 

bis  Drachenfels,  Höllental. 

m.  squamosissima  Floerk.  Im  feuchten  Moos  des  Lohbachtals  und 
am  Drachenfels. 

m.  asperella  Floerk.  Bemooste  Felsblöcke  Lohbachtal  bis  Drachen- 
fels. 

b)  f.  muricella  (Del.).  Ebenda,  aber  seltener. 

c)  f.  multibrachiata  Floerk.  Auf  torfiger  Erde  zwischen  Moos  beim 

Drachenfels. 

68.  CI.  cenotea  (Ach.)  Schaer.  Bis  95  mm  hoch,  zum  Teil  reichlich  fruchtend, 

Apothezien  traubig  angeordnet.  Auf  Erde  und  Felsblöcken,  die 
gröfseren  Exemplare  zwischen  Moos.  Lohbachtal  bis  Drachenfels. 
crossata  (Ach.)  Nyl.  Nicht  fruchtend  gefunden.  Auf  einem  morschen 
Baumstumpf  beim  Drachenfels. 

69.  CI.  caespiticia  (Pers.)  Floerk.  Auf  sonnigen  Felsen  im  Höllental. 

70.  CI.  gracilis  (L.)  Willd.  In  den  Fichtenwäldern  durch  das  Gebiet  ver- 

breitet. 

f.  chordalis  (Floerk.)  Schaer.  Ebenda,  häufiger  als  weitbecherige 
Formen.  Zwischen  feuchtem  Moos  im  Lohbachtal  mit  podetium- 
artig  verlängerten  Apothezien  (1  mm  dick,  10  mm  lang)  gefunden. 

71.  CI.  cornuta  (L.)  Schaer.  Auf  Erde  in  den  Fichtenwäldern  bei  Elisen- 

höhe, oberhalb  des  Lohbachtals,  beim  König  David.  Mit  Bechern 
beim  Drachenfels. 

72.  CI.  degenercms  (Elk.)  Spreng.  Durch  das  Gebiet  verbreitet. 

a)  euphorea  (Ach.)  Floerk.  Höhe  zwischen  Lohbachtal  und  Drachen- 

fels, König  David. 

b)  dilacerata  Schaer.  Ebenda. 

c)  pliyllophora  (Ehrh.)  Flot.  Ebenda. 

73.  CI.  verticillata  Hoffm.  Kurzrasiger  Waldweg  vom  Schwedenstein  nach 

dem  Drachenfels. 

Mit  a)  mesotlietiim  Wallr. 
b)  perithetum  Wallr. 

74.  CI.  pgxidata  (L.)  Fr.  Durch  das  Gebiet  verbreitet. 

chlor ophaea  Floerk. 

m . prolifera  Arn.  Zwischen  Schwedenstein  und  Wolfsbauer  im 
Fichtenwald. 

m.  costata  Floerk.  Waldweg  beim  Drachenfels. 

75.  CI.  fimbricita  (L.)  Fr.  Im  Gebiete  häufig. 

a)  simplex  (Weis.)  Flot.  An  sonnigen  Stellen  der  Talgehänge  und 
an  Waldrändern  verbreitet. 

f.  prolifera  (Retz.)  Wain.  Auf  Erde  und  verwittertem  Fels  im 
Lohbachtal. 


108 


b)  cornutoradiata  Coem. 

f.  radiata  (Schreb.)  Coem.  Sonniger  Abhang  im  Lohbachtal, 
Drachenfels. 

f.  capreolata  (Floerk.)  Flot.  Ebenda  und  am  König  David. 

76.  Cladonici  coniocraea  (Floerk.)  An  Baumstümpfen  im  Lohbachtal  und 

am  Weg  nach  dem  Drachenfels, 
m.  phyUostrata  (Floerk.)  Wain.  Ebenda. 

77.  CI.  turgida  (Ehrh.)  Hoffm.  Kurzrasiger  Waldweg  auf  der  Höhe  zwischen 

Lohbachtal  und  Drachenfels. 

78.  CI.  foliacea  (Huds.)  Schaer.  Auf  Erde  und  verwittertem  Fels  im  Ge- 

biet nicht  selten. 

alcicornis  (Lightf.)  Schaer.  Häufiger  als  die  Stammform  und  an 
gleichen,  nur  etwas  sonnigeren  Standorten. 

79.  Stereocaidon  nanum  Ach.  Felswände  am  ,, Katzensteg“  kurz  vor  Blanken- 

berg und  im  Höllental. 

4.  Acarosporeae. 

80.  Acarospora  fuscata  (Schrad.)  Arn.  Auf  Diabasfels  des  Lohbach-  und 

Höllentals,  auf  Lesesteinen  am  Rumpelsbühl. 

5.  Collemaceae. 

81.  Collema  flaccidum  Ach.  An  Felsblöcken  im  Bette  der  Selbitz  (Höllental). 

82.  C.  furvum  Ach.  Ebenda. 

83.  C.  granosum  (Scop.)  Schaer.  Feuchte  Felsblöcke  an  der  Strafse  im 

Höllental. 

6.  Pannariaceae. 

84.  Parmeliella  micropkglla  (Swartz.)  Müll.  Arg.  Diabasblöcke  an  der 

Strafse  im  Höllental. 

7.  Peltigeraceae. 

85.  Peltigera  horizontalis  (L.)  Hoffm.  Auf  bemoosten  Felsblöcken  im  Höllen-, 

Lohbachtal  und  beim  Drachenfels. 

86.  P.  canina  (L.)  Hoffm.  Im  ganzen  Gebiete  häufig. 

87.  P.  polydactgla  (Neck.)  Hoffm.  Waldweg  auf  der  Höhe  zwischen  Schweden- 

stein und  Drachenfels. 

88.  P.  malacea  (Ach.)  E.  Fr.  Ebenda. 

89.  P.  aphthosa  (L.)  Ach.  Auf  bemoosten,  schattigen  Felsblöcken  nahe  der 

Schutzwand  im  Höllental. 

8.  Pertusariaceae. 

90.  Pertusaria  communis  D.  C.  An  Rinden  von  allerlei  Laubbäumen  weit 

verbreitet. 

91.  P.  amara  Ach.  An  der  Rinde  von  Acer  beim  Wolfsbauer,  an  Fichten- 

rinde hier  und  da. 

92.  Variolaria  lactea  Wulf  f.  cinerascens  Nyl.  An  Diabasfelsen  im  Loh- 

bach-  und  HÖllental  häufig. 


109 


9.  Lecanoraceae. 

93.  Lecanora  cinerea  Ach.  Grünsteinblöcke  im  Bett  des  Selbitzbaches, 

Höllental. 

94.  L.  gibbosa  (Ach.)  Nyl.  An  allerlei  Felsarten,  Kalk  ausgenommen,  nicht 

selten. 

f.  laevata  Ach.  An  Grünstein:  Weg  nach  dem  König  David. 

95.  L.  sordicla  (Pers.)  Th.  Fr.  An  allerlei  Felsarten,  Kalk  ausgenommen, 

häufig. 

f.  subcarnea  (Sw.)  Th.  Fr.  Felsgipfel  des  König  David.  Ihre  röt- 
lichen Apothezien  sehen  im  frischen  Zustande  wie  die  von  Baeomyces 
roseus  Pers.  aus. 

96.  L.  cenisia  Ach.  Auf  Diabas  nahe  der  ,, Schutzwand“  im  Höllental. 

97.  L.  atra  Huds.  Auf  allerlei  Felsarten,  ausgenommen  Kalk,  im  Höllen- 

tal und  anderwärts  nicht  selten. 

98.  L.  sulphurea  (Hoffm.)  Ach.  Auf  Diabas  der  Elisenhöhe  und  im 

Höllental. 

99.  L.  subfusca  (L.)  Ach.  Im  ganzen  Gebiete  gemein. 

var.  allophana  Ach.  Sorbus  an  der  Strafse  nach  Lobenstein, 
var.  campestris  Ach.  An  Diabasblöcken  im  Höllen tal. 
var.  similis  Mass.  Sorbus  und  Acer  an  der  Strafse  nach  Marx- 
grün. 

100.  L.  intumescens  Rebentisch.  An  Acer  platanoides  unterhalb  der 

„Harmonie“  in  Lichtenberg. 

101.  L.  pällida  (Schreb.)  Schaer.  An  Salix , Sorbus , Popidus  und  anderen 

Laubbäumen  ziemlich  häufig. 

102.  L.  Hagenii  Ach.  An  Fichtenzweigen  bei  „Leupolds  Ruhe“. 

103.  L.polytropa  (Ehrh.)  Schaer.  Auf  allerlei  Felsarten,  ausgenommen 

Kalk,  verbreitet. 

var.  illusoria  Ach.  Auf  Felsen,  Blöcken,  Lesesteinen  noch  ver- 
breiteter als  die  Stammform. 

104.  L.  varia  Ach.  Auf  Holzplanken  - und  brettern  im  Gebiet  ver- 

breitet. 

105.  L.  metaboloides  Nyl.  Baumstümpfe  im  Lohbachtal  und  am  Wege  nach 

dem  Drachenfels.  Spermatien  gerade,  1 g dick,  6 g lang. 

106.  L.  symmidera  Nyl.  Baumstumpf  im  Lohbachtal. 

107.  L.  baclia  (Pers.)  Ach.  Auf  Diabas  des  König  David. 

108.  L.  munde  Schreb.  = Placodium  saxicolum  lvbr.  An  allerlei  Felsarten 

durch  das  Gebiet  verbreitet. 

109.  IBaematomma  coccineum  (Dicks.)  Kbr.  Meist  steril,  liand-  bis 

quadratmetergrofse  Flächen  der  Felswände  des  Lohbach-  und  Höllen- 
tals weifs  überziehend.  Nur  am  Drachenfels  fruktifizierend  ge- 
funden. 

110.  Candelariella  vitellina  (Ehrh.)  Müll.  Arg.  Auf  Diabas,  Schiefer  und 

anderem  Gestein  verbreitet. 

10.  Parmeliaceae. 

111.  Candelaria  concolor  (Dicks.)  Wain.  Strafsenbäume  zwischen  Lichten- 

berg und  Bad  Steben. 

112.  Parmeliopsis  ambigua  (Ach.)  Nyl.  An  Fichtenwurzeln  nicht  selten. 


110 


113.  Farmelia  tubulosa  Bitt.  An  Acer  und  Sorbus  am  Weg  nach  Marx- 

grün und  Lobenstein,  an  Ficlitenzweigen  im  Lohbachtal  und  bei 
Elisenhöhe.  Auf  Diabasblöcken  an  der  Strafse  nach  Marxgrün  (nur 
zwei  Exemplare).  Viel  häufiger  als  bei  Plauen. 

114.  F. physodes  (L.)  Ach.  Gemein  an  Zweigen,  Stämmen,  Wurzeln,  be- 

arbeitetem Holz,  Felsen  durch  das  ganze  Gebiet. 

f.  stigmatea  Wallr.  An  Acer  am  Weg  nach  Marxgrün  nur  einmal 

gefunden. 

115.  F.  vittata  Ach.  An  einem  feuchten  Felsen  beim  Friedrich-Wilhelm- 

stollen. 

116.  F.  conspersa  (Ehrh.)  Ach.  An  allerlei  Felsarten,  ausgenommen  Kalk, 

durch  das  Gebiet  verbreitet,  ausnahmsweise  auf  Wurzeln. 

117.  F.  acetabulum  (Neck.)  Duby.  An  Strafsenbäumen  zwischen  Lichten- 

berg, Marxgrün  und  Lobenstein  nicht  selten,  oft  fruktifizierend. 

118.  F.  olivacea  (L.)  Nyl.  Auf  Felsen  und  Bäumen  verbreitet. 

119.  F.  fuliginosa  (Fr.)  Ny].  An  Ainus,  Sorbus  und  anderen  Laubbäumen 

nicht  selten. 

120.  F.  verruculifera  Nyl.  An  Sorbus  bei  Marxgrün  und  Blankenberg. 

121.  F.  aspidota  Ach.  An  Strafsenbäumen  zwischen  Lichtenberg,  Marxgrün 

und  Lobenstein  verbreitet. 

122.  F.  exasperata  (Ach.)  Nyl.  An  Felsen  im  Lohbachtal,  an  Firus  malus 

bei  Lichtenberg. 

123.  F prolixa  (Ach.)  Nyl.  Auf  Diabas  des  König  David. 

124.  F.  sorediata  (Ach.)  Th.  Fr.  Ebenda. 

125.  F.  saxatilis  (L.)  Ach.  An  allerlei  Felsarten  sehr  häufig. 

var.  sulcata  (Tayl.).  Sorbus  an  der  Strafse  nach  Lobenstein. 

126.  F.  omphalodes  L.  Ach.  var. panniformis  Ach.  Felsen  vor  der  Butter- 

mühle. 

127.  P.  tiliacea  (Hoffm.)  Ach.  An  den  Strafsenbäumen  der  Umgebung  ver- 

breitet. Lager  handteller-  bis  mehr  als  handflächengrofs,  oft  mit 
Apothezien. 

128.  Cetraria  glauca  (L.)  Ach.  An  Stämmen  und  Zweigen  verschiedener 

Bäume  und  an  bearbeitem  Holz  verbreitet. 

129.  C. pinastri  (Scop.)  Fr.  An  Fichtenwurzeln,  -Stämmen  und  -zweigen, 

zuweilen  auf  Gestein  ziemlich  verbreitet. 

130.  C.  saepincola  (Ehrh.)  Ach.  Am  Fufs  von  Fichten  am  Weg  auf  die  Höhe 

des  König  David. 

131.  C.  islandica  (L.)  Ach.  In  trockenen  Wäldern  (Fichten  und  Kiefern)  nach 

Lobenstein  und  Bad  Steben  zu;  scheint  in  dem  Diabasgebiet  des 
Höllentals  bis  nach  Lichtenberg  zu  fehlen. 

132.  C.  aculeata  (Schreb.)  Fr.  Auf  trockenem  Boden,  an  sonnigen  Stellen 

verbreitet. 

11.  Usneaceae. 

133.  Evernia  prunastri  (L.)  Ach.  An  Strafsen-,  seltener  an  Waldbäumen 

durch  das  Gebiet  verbreitet,  häufiger  als  bei  Plauen,  aber  weniger 
häufig  als : 

134.  E.  furfuracea  (L.)  Mann.  Auf  den  verschiedensten  Baum-  und  Strauch- 

arten, auf  bearbeitetem  Holz,  zuweilen  auch  auf  Gestein,  im  ganzen 
Gebiet  sehr  häufig. 


111 


135.  Letliaria  vulpina  (L.)  Wainio.  An  den  Brettern  einiger  alter 

Scheunen  am  Wege  nach  dem  Rumpelsbühl.  Gelblichgrün,  dicht- 
ästig, bis  7 cm  hoch. 

136.  Älectoria  jubata  (L.)  Nyl.  An  Fichtenstämmen  und  -zweigen,  sowie 

an  bearbeitetem  Holz  sehr  häufig,  seltener  an  Strafsenbäumen. 

137.  A.  implexa  (Hoffm.)  Ach.  Wie  vorige. 

138.  A.  cana  Ach.  Wie  vorige,  aber  weniger  häufig. 

139.  Ramalina  calicctris  (L.)  Fr.  An  Strafsenbäumen  ( Sorbus , Acer , Fraxi- 

uus)  zwischen  Lichtenberg,  Marxgrün  und  Lobenstein. 

140.  R.  fraxinea  Ach.  An  Strafsenbäumen  (Fraxinus  und  Acer)  zwischen 

Lichtenberg,  Lobenstein  und  Marxgrün  häufig, 
var.  ampliata  Schaer.  Ebenda, 
var.  fastigiata  Ach.  Ebenda. 

141.  R.  farinacea  Ach.  Ebenda,  aber  selten. 

142.  R.  pollinaria  Ach.  Auf  Diabas  der  Elisenhöhe,  des  König  David. 

143.  TJsnea  hirta  (L.)  Hoffm.  An  Wald-  und  Strafsenbäumen  durch  das 

Gebiet  verbreitet. 

144.  U.  äasypoga  Ach.  An  Fichten  in  den  WTäldern  nach  Loben- 

stein zu. 

145.  U.  florida  (L.)  Hoffm.  An  Wald-  und  Strafsenbäumen  durch  das  Ge- 

biet verbreitet. 

12.  Caloplacaceae. 

146.  Blastenia  caesiorufa  Ach.  Auf  Grünstein  der  Elisenhöhe,  des  Schweden- 

steins und  Höllentals. 

147.  Caloplaca  variabilis  (Pers.)  Th.  Fr.  Wegsäulen  aus  Kalk  zwischen 

Marxgrün  und  Bad  Stehen. 

148.  C.  aurantiaca  (Lightf.)  Th.  Fr.  Ebenda. 

149.  G.  citrina  (Hoffm.)  Th.  Fr.  Mörtel  an  einer  Scheune  im  oberen  Teil 

von  Lichtenberg. 

150.  C.  murorum  (Hoffm.)  Th.  Fr.  An  Wegsäulen  aus  Kalk  zwischen  Lichten- 

berg und  Marxgrün. 

13.  Theloschistaceae. 

151.  Xanthoria  parietina  (L.)  Th.  Fr.  An  Bäumen  und  Felsen  im  ganzen 

Gebiete  gemein. 

i.polycarpa  Ehrh.  Strafsenbäume  zwischen  Lichtenberg  und  Marx- 
grün. 

14.  Buelliaceae. 

152.  Buellia  myriocarpa  (DC.)  Mudd.  An  allerlei  Rinden  von  Laubbäumen 

im  Gebiet  verbreitet. 

153.  Rinodina  polyspora  Th.  Fr.  An  einem  Baumstumpfe  am  Wege 

vom  Lohbachtal  nach  dem  Drachenfels. 

15.  Physciaceae. 

154.  Physcia  stellaris  (L.)  Nyl.  An  allerlei  Laubbäumen  im  Gebiete  sehr 

verbreitet. 


112 


155.  Physcia  aipolia  (Ach.)  NyL  An  Sorbus  am  Weg  nach  Marxgrün  und 

Lobenstein. 

156.  Ph.  tenella  (Scop.)  Nyl.  An  Diabas  im  Lohbachtal.  An  Kalkweg- 

säulen zwischen  Bad  Stehen  und  Marxgrün. 

157.  Ph.  caesia  (Hoffm.)  Nyl.  An  Grünsteinblöcken  im  Lohbachtal  ver- 

einzelt. 

158.  Ph.  albinea  (Ach.)  Nyl.  An  allerlei  Felsarten  im  Gebiet  verbreitet. 

159.  Ph.  orbicularis  (Necker)  Th.  Fr.  Auf  Schieferplatten  von  Mauern  und 

Dächern,  an  Kalkwegsäulen  an  der  Strafse  nach  Marxgrün,  an  einer 
Scheune  bei  Leupoldsruhe. 

160.  Ph.  pulverulenta  (Hoffm.)  Nyl.  Strafsenbäume  (Heer,  Fraxinus , Sorbus) 

zwischen  Lichtenberg,  Marxgrün  und  Lobenstein. 

161.  Anaptychia  ciliaris  (L.)  Mass.  Ebenda. 


VII.  Über  höhere  Evoluten. 

Yon  f Ph.  Weinmeister. 

Mit  5 Abbildungen. 


Die  hier  veröffentlichte  Arbeit  gibt  den  Inhalt  eines  Vortrages  wieder, 
welchen  der  am  27.  August  1910  verstorbene  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Philipp 
Weinmeister  in  der  Sitzung  der  mathematischen  Sektion  der  Isis  am 
7.  Juli  1910  gehalten  hat.  Es  fand  sich  hierüber  in  dem  Nachlasse  eine 
stenographische  Niederschrift  vor,  daneben  hatte  ich  brieflich  von  dem 
Verstorbenen  eine  kurze  Darstellung  des  kinematischen  Teiles  des  Vortrages 
erhalten. 

Das  stenographische  Manuskript  ist  zuerst  von  Herrn  Gymnasiallehrer 
Rudolf  Weinmeister  zu  Leipzig  bearbeitet  und  in  gewöhnliche  Schrift 
übertragen,  sodann  hat  Herr  A.  Carl,  Studierender  der  Mathematik  an 
der  hiesigen  Technischen  Hochschule,  auf  Grund  der  genannten  Unter- 
lagen die  vorliegende  Redaktion  der  Arbeit  gegeben,  die  sich,  von  einzelnen 
Fortlassungen  und  Ergänzungen  abgesehen,  streng  an  die  vorhandenen 
Darstellungen  anschliefst. 

Dresden,  den  23.  Oktober  1910. 

M.  Krause. 


Ist  eine  Kurve  gegeben,  und  hat  man  dann  zu  jedem  ihrer  Punkte 
den  Krümmungsmittelpunkt  konstruiert,  so  füllen  diese  eine  zweite  Kurve 
an,  die  bekanntlich  die  Evolute  der  gegebenen  Kurve  genannt  wird.  Ebenso 
entsteht  die  Evolute  durch  Einhüllung  der  Normalen.  Konstruiert  man 
zur  Evolute  wieder  die  Evolute,  von  dieser  abermals  usw.,  so  erhält  man 
die  höheren  Evoluten,  eine  unendliche  Reihe  von  Kurven,  die  die  Mutter- 
kurve gemeinsam  haben.  Ist  daher  diese  durch  ihre  Gleichung  gegeben 
und  aufserdem  die  Ordnungszahl  n der  höheren  Evolute,  so  mufs  man  die 
Gleichung  der  letzteren  finden  können.  Ich  will  Ihnen  heute  diese  Auf- 
gabe zunächst  allgemein  lösen  und  dann  das  Ergebnis  auf  einzelne  Kurven 
und  auf  die  Lehre  von  den  Bewegungen  anwenden. 

Es  fragt  sich  zunächst:  Welches  Koordinatensystem  soll  genommen 
werden?  Nun,  das  kommt  darauf  an,  ob  man  die  Evolute  als  Krümmungs- 
mittelpunktkurve auffassen  will  oder  als  die  Umhüllungskurve  der  Nor- 
malen. Im  ersteren  Falle  nimmt  man  Punktkoordinaten,  im  letzteren  Linien- 
koordinaten. Ich  nehme  Linienkoordinaten.  Die  Linienkoordinaten  wurden 
bekanntlich  im  Jahre  1828  von  Julius  Plücker  in  Bonn  in  die  analytische 
Geometrie  eingeführt.  Die  Abschnitte  auf  den  Achsen  setzen  wir  — in  seinem 


114 


Sinne,  denn  er  hat  homogene  Koordinaten  eingeführt 

1 


gleich und 

u 


gleich 


Wir  wollen  aber  andere  Koordinaten  wählen,  nämlich  r, 


Fi  g.  1. 


die  polaren  Koordinaten  des  Fufspunktes  des  vom  Anfangspunkt  auf  die 
Gerade  gefällten  Lotes.  Dann  ist  ru  = — cos  # und  rv  — — - sin  Diese 

beiden  Formeln  führen  aus  einem  System  in  das  andere. 

Ist  eine  Gleichung  zwischen  r und  # gegeben,  so  stellt  diese  demnach 
zwei  Kurven  dar,  je  nachdem  man  die  Koordinaten  r,  & als  Linien-  oder 
als  Punktkoordinaten  auffafst.  Von  diesen  beiden  ist  immer  die  letztere 
die  Fufspunktkurve  der  ersteren  für  den  Koordinatenanfangspunkt  als  Pol. 

Es  seien  uns  jetzt  gegeben  eine  Gerade  r & und  ein  Punkt  x y . Dann 
ist  r — x cos  & — y sin  = p der  Abstand  des  Punktes  x y von  der 
Geraden  r 

In  den  Anfangsgründen  der  analytischen  Geometrie  nimmt  man  x,  y 
als  Veränderliche;  dann  stellt  diese  Gleichung  eine  Gerade  dar,  die  parallel 

der  Geraden  r & ist  und  vom  Anfangspunkt  die 
Entfernung  r — p hat. 

Hier  ist  aber  r & veränderlich,  also  ist: 
r — x cos  # — y sin  & = p die  Gleichung  eines 
Kreises  mit  dem  Mittelpunkt  x y und  dem  Ra- 
dius p. 

Ist  jp  = 0,  so  erhalten  wir  r — x cos#  — 
y sin  d'  = 0,  die  Gleichung  eines  Punktes. 

Anwendungen.  Satz:  Bewegt  sich  eine  Gerade  so,  dafs  die  Summe 
ihrer  Abstände  von  n Punkten  ungeändert  bleibt,  so  hüllt  sie  einen  Kreis 
ein.  (NB.  Dieser  Satz  hat  schon  vor  hundert  Jahren  in  Gergonnes  Annalen 
gestanden.) 

Beweis:  Die  n Punkte  seien  x1  yv  x2  y2, . . . . xn  yn\  die  Summe  der  Ab- 
stände von  der  sich  bewegenden  Geraden  sei  j),  dann  folgt 
r — cos  # — y1  sin  & 


xx  cos  & 
x2  cos 


_l_  r 

+ r — xn  cos  & 


y2  sin  ^ 
yn  sin  & 


=i>» 


oder 


#1  + X2  + 


x* 


n 


cos  & 


ÄMsraä=!. 

n n 


Das  ist  aber  die  Gleichung  eines  Kreises,  der  den  Massenmittelpunkt 

V 

der  Punkte  xtyv xn  yn  zum  Mittelpunkt  hat  und  — zum  Radius. 

Nun  seien  zwei  Punkte  F1  und  F2  mit  den  Koordinaten  xv  yx  resp. 
Xcp  y2  gegeben.  Ihre  Abstände  von  der  Geraden  r & sind  dann  r — x±  cos  & 
— yt  sin  & bez.  r — x2  cos  & — y2  sin  Bewegt  sich  nun  die  Gerade  so, 
dafs  die  Abstände  der  Punkte  F±  und  F2  von  ihr  ein  konstantes  Ver- 
hältnis haben,  so  folgt  r (c  ■ — 1)  — (c  x2  — x^)  cos  & — (c  y2  — y^  sin  & — 0, 
die  Gleichung  eines  Punktes.  Bewegt  sich  also  eine  Gerade  so,  dafs  die 
Abstände  zweier  Punkte  von  ihr  ein  konstantes  Verhältnis  haben,  so  dreht 
sie  sich  um  einen  Punkt. 

Bedenkt  man,  dafs  das  Produkt  der  Lote,  welche  von  den  Brenn- 
punkten einer  Ellipse  bez.  Hyperbel  auf  eine  bewegliche  Tangente  dieser 


115 


Kurven  gefällt  werden  können,  gleich  dem  Quadrate  der  kleinen  bez.  imagi- 
nären Halbachse  ist,  so  erhält  man  analog  als  Gleichungen  der  Ellipse 
und  Hyperbel 

(r  — x±  cos  & — y1  sin  #)  (r  — x2  cos  & — y2  sin  #)  = + &2> 
wobei  xv  yx  und  y2  die  Brennpunktskoordinaten  und  b bez.  i b die  kleine 
bez.  imaginäre  Halbachse  bedeuten. 

Wir  nehmen  nun  noch  die  Parabel.  Zunächst  soll  sie  in  ihrer  ein- 
fachsten Lage  dem  Koordinatensystem  gegenüber  gegeben  sein.  Die  Parabel- 
achse soll  Koordinatenachse  sein,  der  Brennpunkt  soll  der  Anfangspunkt  sein, 

die  Scheiteltangente  soll  den  Abstand  ~ vom  Anfangspunkt  haben.  Nun  gilt 

der  Satz:  Der  Ort  der  Fufspunkte  der  vom  Brennpunkt  auf  die  Parabel- 
tangenten gefällten  Lote  ist  die  Scheiteltangente. 


Dann  folgt  sofort  als  Parabelgleichung  r cos  & = 


P 


Jetzt  nehmen  wir  die  allgemeine  Lage:  die  Brennpunktskoordinaten 
seien  x0,  y0.  Der  Winkel  zwischen  Parabelachse  und  Systemachse  sei  co.  Dann 
ist  nach  dem  genannten  Satze 


(r  — x0  cos  & — y0  sin  #)  cos  (# 


X P 

»)  = ä 


Fig.  2. 


die  Gleichung  der  Parabel. 

Dieses  Koordinatensystem  hat  wie  jedes  andere  seine  Licht-  und 
Schattenseiten.  Ich  möchte  hier  auf  erstere  aufmerksam  machen.  Zunächst 
die  leichte  Koordinatentransformation.  Rechtwinklige  Punktkoordinaten 
verschieben  sich  leicht,  drehen  sich  schwer,  polare  Punktkoordinaten 
drehen  sich  leicht,  verschieben  sich  schwer,  polare  Linienkoordinaten  aber 
drehen  sich  leicht  und  verschieben  sich  leicht.  — Dann  die  sehr  einfache 
geometrische  Deutung  der  Konstanten  der  Kegelschnittsgleichung. 

Ich  gehe  jetzt  zur  eigentlichen  Aufgabe  über. 

Es  sei  gegeben  eine  Kurve  in  polaren  Linienkoordinaten  r = f(&). 

Wir  wollen  zunächst  den  Berührungspunkt  B der  Tangente  mit  der 
Kurve  bestimmen,  dann  die  Normale,  hierauf  die  Evolute  und  endlich  die 
Evolvente.  Wir  fragen  uns,  wo  der  Be- 
rührungspunkt B liegt.  Derselbe  ist  auf- 
zufassen als  Schnittpunkt  zweier  benach- 
barter Tangenten. 

Wie  aus  Fig.  2 ersichtlich,  ist  nun 
OP'  — r + ä r = r cos  d & + B P sin  d 

i r 4-  dr  — r cos  d & 

also  B P = — 7 — 

sin  a P 

d r , 

~ d$  ~ T 1 
also  ist  JB  P = r'. 

Dies  ist  der  Kernpunkt  meines  heutigen  Vortrags. 

Die  Koordinaten  des  Punktes  B sind 

x = r cos  & — r’  sin 
y ==  r sin  & -f-  r'  cos  <#. 

Jetzt  wollen  wir  die  Normale  bestimmen. 


116 


Dieselbe  hat  zu  Koordinaten  rf  und  # + 


n 


Fig.  3. 


r = f’{ 


^ — - 


Hat  demnach  die  Mutterkurve  die  Glei- 
chung r = f( i^),  so  ist  die  Gleichung  der 
Evolute 

-) 

%> 

Betrachtet  man  nun  diese  Kurve  für  sich 
und  nicht  im  Zusammenhang  mit  der  ersteren, 
so  kann  man  die  Achse  um  einen  rechten  Winkel 
drehen;  dann  ist  r = ff  (-#)  die  Gleichung  der 
Evolute;  also  r = f^(xf)  die  Gleichung  der  wten  Evolute,  wenn  die  Achse 
um  n rechte  Winkel  gedreht  worden  ist. 

Hiermit  ist  die  gestellte  Aufgabe  gelöst. 

Anwendung  auf  den  Krümmungsmittelpunkt  K: 

Dieser  ist  der  Berührungspunkt  der  Normalen  mit  der  Evolute.  Man 
erhält  ihn  also,  indem  man  vom  Anfangspunkt  0 auf  die  Normale  das 
Lot  OP'  fällt  und  BP ' um  r"  verlängert,  also  sind  die  Koordinaten  des 
Krümmungsmittelpunktes  K : 

x = — rf  sin  & — r"  cos  #, 
y = r'  cos  & — r"  sin 
Der  Krümmungsradius  selbst  ist 

BK=q  = v + t " 

Anwendungen. 

1.  Die  Logarithmische  Spirale. 

In  Punktkoordination  lautet  ihre  Glei- 
chung r = a • ^ (p. 

Wir  untersuchen  nun  zunächst  die  Kurve, 
welche  dieselbe  Gleichung  in  Linienkoordi- 
naten besitzt. 

Für  sie  ist 

r' 

-=f9V- 

Verbinde  ich  den  Anfangspunkt  0 mit  dem 
Berührungspunkte  B der  Tangente  an  die 
Kurve,  so  ist  hiernach  ^ BO P—  cp  = Kon- 
stante. Der  Radiusvektor  des  Berührungspunktes  B sei  R. 

Dann  ist 

r a -O-tgff  a tg  (p  (&+_(p  — (p^ 


Fig.  4. 


R = 


COS  (f  COS  (f 


a tg<p(d_+j) 
COS  (f 


Da  nun  <£  XOB  = # -f-  (f  die  Winkelkoordinate  des  Punktes  B ist,  so 
sehe  ich  nach  einer  Drehung  der  Achse  um  cp,  dafs  die  Kurve  in  Punkt- 
koordinaten eine  Gleichung  von  derselben  Form  hat.  Diese  Kurve  hat 
also  die  merkwürdige  Eigenschaft,  dafs  ihre  Gleichungen  in  Punkt-  und 
Linienkoordinaten  dieselbe  Form  haben. 

Es  folgt  also:  die  Fufspunktkurve  der  logarithmischen  Spirale  ist  eben- 
falls eine  logarithmische  Spirale,  ebenso  ihre  Evolute,  wie  sich  sofort  durch 
Differenzieren  ergibt. 


117 


2.  Die  gemeine  Parabel. 

Ihre  Gleichung  war 

r = ~ : cos  & = ^ sec  ^ • 
2 2 


Also  ist  die  Gleichung  der  ntm  Evolute 


r 


p dn  sec  # 
2 d^n  ' 


Die  Entwickelung  dieses  wten  Differential quotienten  ist  nicht  einfach, 
wenn  man  independente  Form  wählt. 

Ich  habe  ihn  in  der  Form  erhalten 


dn  sec#  cos  & 


dö 


2 n — 1 


¥ 


+ 


n\  " ' 6 

280  ns  — 2604  n2+  6914  n 


2^  + 

-4377 


20  n2  — 72  72+43 


360  • 126 


tgn 


360 

^ + 


tgn 


4 <1 


Die  absoluten  Glieder  sind  sogenannte  Sekanten-Koeffizienten,  da  sie 
in  der  Entwickelung  der  sec-Reihe  Vorkommen.  — Führt  man  die  Plücker- 
schen  Koordinaten  u,  v ein,  so  erkennt  man,  dafs  die  Kurve  von  der 
(n+2)ten  Klasse  ist.  Für  n = 0,  also  für  den  Fall  der  Parabel,  ergibt 
sich  eine  Kurve  2.  Klasse.  Die  Neilsche  Parabel  ist  also  von  der  dritten 
Klasse  usw. 

Ich  gehe  jetzt  zur  Evolvente  über. 

Ist  eine  Kurve  in  polaren  Linienkoordinaten  gegeben  durch 

so  ist  nach  dem  Vorangegangenen  die  Gleichung  der  Evolvente 
r = J f{&)  d & + Konstante. 

Wir  erhalten  also  unendlich  viele  Kurven,  die,  wie  sich  hier  ergibt, 
Parallelkurven  sind. 

Beispiel:  Der  Kreis,  welcher  den  Koordinatenanfang  als  Mittelpunkt 
und  h zum  Halbmesser  hat. 

Seine  Gleichung  ist  r = h. 

Mithin  lautet  die  Gleichung  der  ersten  Evolventenschar  r = h • # + <x, 
d.  h.  die  Fufspunktkurve  der  Kreisevolvente  ist  die  Archimedische  Spirale. 

Drehen  wir  für  ein  bestimmtes  a die  Koordinatenachse  um  so  er- 

li 

scheint  die  Gleichung  der  Archimedischen  Spirale  in  der  Form  r — h-&. 
Die  n te  Evolvente  hat  die  Gleichung 

Diese  Gleichung  enthält  n unbestimmte  Parameter. 


Anwendung  auf  die  Kinematik. 

Diese  Anwendung  ist  es  gewesen,  welche  mich  veranlafst  hat,  meinen 
Vortrag  in  dieser  Weise  auszugestalten.  Vor  mehreren  Wochen  hat  Herr 
Geheimrat  Krause  in  der  Isis  einen  Vortrag  gehalten,  in  dem  er  für  einige 
Sätze  aus  der  Bewegungslehre,  welche  Reinhold  Müller  in  Darmstadt  auf- 
gestellt hat,  neue  und  zwar  analytische  Beweise  brachte.  — Ich  bitte  um 

** 


118 


die  Erlaubnis,  einen  Teil  dieses  Vortrags  übersetzen  zu  dürfen  aus  der  Sprache 
der  Punktkoordinaten  in  die  der  Linienkoordinaten. 

Es  handelt  sich  um  die  ebene  Bewegung  eines  starren  Systemes.  Man 
setzt  voraus,  dafs  ein  bestimmtes  Bewegungsgesetz  existiert,  ohne  näher 
auf  dieses  Gesetz  einzugehen. 

Im  ruhenden  System  wählen  wir  irgendeine  Koordinatenachse  und 
auf  ihr  einen  Anfangspunkt.  Im  beweglichen  System  wählen  wir  ebenfalls 

eine  Koordinatenachse  mit  dem  Anfangs- 
punkt 0'.  Beide  Achsen  seien  gegenein- 
ander geneigt  unter  dem  Drehwinkel  x. 
Die  rechtwinkligen  Koordinaten  des  An- 
fangspunktes des  beweglichen  Systemes 
im  festen  System  seien  a,  b.  a und  b 
sind  als  Funktionen  des  Drehwinkels  ge- 
dacht. Hat  nun  eine  Gerade  des  beweg- 
lichen Systemes  in  diesem  die  Koordinaten 
p,  «,  im  ruhenden  System  dagegen  die 
Koordinaten  r,  #,  so  gelten  die  Beziehungen 

3 = x + w und  V = a cos  3 + b sin  3 -f-  p. 

Die  letztere  Gleichung  ist  die  Gleichung  der  von  der  Geraden  p co 
umhüllten  Kurve.  Die  Gleichung  ihrer  wten  Evolute  ist 

dn(a  cos  3)  d n (b  sin  3) 

r~  d&n  ' ’ 

wo  in  a und  b die  Gröfse  x durch  3 — co  ersetzt  ist. 

Die  Gröfse  p fällt  heraus;  das  ist  natürlich,  denn  eine  Schar  paralleler 
Kurven  hat  eine  einzige  Evolute. 

Bei  der  Ausführung  der  auftretenden  Differentialquotienten  er- 
halten wir 

r = u cos  3 -f-  v sin 

wobei  gesetzt  ist 

dn a . dn~1b  dn~2a  dn~*b  . 

u ' Wl  ~ n*dlpt=*  ~~  Uz  JW-* + ’ 

dnb  ‘ dn~1a  dn~zb  , dn~3a  , 
v ~ HF"  ~~  n 1 d/i«-1  — ”2  + ”3  + 

Die  Gröfsen  u,  v sind  nur  vom  Bewegungsgesetz  abhängig,  denn  a 
und  b sind  Funktionen  von  x — 3 — oo.  Ändern  wir  w,  so  ändert  sich  auch 
3,  so  dafs  3 — w immer  gleich  x ist.  Es  sind  also  u,  v unabhängig  von 
p , co,  d.  h.  von  der  Wahl  der  Geraden  im  beweglichen  System. 

Aus  r — u cos  3 + v sin  3 folgt,  dafs  die  Tangenten  der  wten  Evolute 
durch  den  Punkt  u v,  den  (n  — l)ten  Rückkehrpol,  gehen. 

Die  Koordinaten  des  Berührungspunktes  der  Tangente  r — u cos  3 
+ v sin  3 sind 

x = r cos  3 — r'  sin  3,  y — r sin  3 + r'  cos  3. 

Da  nun  r = u cos  3 -f-  v sin  3 ist,  wobei  u und  v die  angegebenen 
Ausdrücke  bedeuten,  folgt 

x = u — (uf  cos  3 -f-  vf  sin  3)  sin  3,  y — v- (-  (uf  cos  3 + v'  sin  3)  cos  3. 

Eliminiert  man  aus  beiden  Gleichungen  3 , so  ergibt  sich 
(x  — u )2  + (y  — v )2  = — v-  (x  — u)-\-  u'  ( y — v). 


Fig.  5. 


119 


Das  ist  die  Gleichung  eines  Kreises,  der  den  Mittelpunkt  xm 


u' 

y m + J 


hat. 


Es  liegen  also  in  jedem  Augenblick  die  Berührungspunkte  der  Tangenten 
der  wten  Evolute  mit  denselben  auf  einem  Kreis,  dem  (n — l)ten  Rück- 
kehrkreis. 

Die  Koordinaten  des  wten  Rückkehrpoles  TJ.  V werden  bestimmt  mittelst 
der  Gleichung  der  (n  + l)ten  Evolute.  Diese  finden  wir  wiederum,  indem 
wir  die  Gleichung  der  nten  Evolute 

r = u cos  & + v sin 


differenzieren  und  & durch  # — — ersetzen. 

2 <*  ' 

Wir  finden  also  als  Gleichung  der  (n  + l)ten  Evolute: 


r 

oder 


= — u sin  ^ + v cos  ) + u'  cos  + v'  si' n 


r = (u  — v')  cos  d + (v  + u ')  sin  & = TJ  cos  & + Fsin 
Die  Koordinaten  des  T^ten  Rückkehrpoles  sind  also 
U=u  — vr,  V — v + u'. 

Die  Koordinaten  des  Mittelpunktes  der  Verbindungslinie  des  (n  — l)ten 
und  des  7^ten  Rückkehrpoles  sind 


x 


u + (u  — vf) 


u~*y 


v + (v  + u’)  , ur 

— ==  v -i 

2 ^ 2 


Das  sind  jedoch  auch  die  Mittelpunktskoordinaten  des  nten  Rückkehr- 
kreises. Also  hat  der  nte  Rückkehrkreis  die  Verbindungslinie  des  (n  — l)ten 
und  des  wten  Rückkehrpoles  zum  Durchmesser.  Er  geht  also  auch  durch 
den  7iten  Rückkehrpol  hindurch. 


VIII.  Ein  fossilführender  Kalksinter  im  Gebiet  der 

Wilden  Sau. 

Yon  Albert  Vollland,  Lehrer  in  Leipzig. 


I. 

Die  Wilde  Sau,  ein  Nebenflüfschen  der  Elbe  unterhalb  Dresdens, 
bat  ihre  Quellbäche  an  den  Abhängen  des  Landbergrückens  westlich  von 
Tharandt.  Anfangs  geht  sie  trägen  Laufes  in  weitgeböschter  Wanne  durch 
Löfslehmgebiet.  Kurz  unterhalb  Wilsdruffs  tritt  sie  in  die  Region  des 
,,Meifsner  Massivs“.  In  einem  etwa  50  m tiefen  Tale  hat  sie  die  ihrem 
Laufe  vorgelagerte  Syenitfelsenbarre  in  der  Gegend  von  Klipphausen 
durchsägt.  Das  Erosionstal  wird  bei  der  Neudeckmühle  eng,  die  Wände 
sind  zu  grofsen  Blöcken  zerklüftet  und  das  Gestein  ist  zu  grobem  Grus 
zerwittert.  Erst  in  der  Nähe  von  Konstappel  wird  das  Tal  wieder 
weiter  und  mündet  bald  dahinter  in  die  Elbe. 

Bei  Konstappel  empfängt  die  Wilde  Sau  als  linksseitigen  Nebenflufs 
den  sogenannten  ,, Regenbach“.  Mit  Ausnahme  des  Quellgebietes,  das  in 
Röhrsdorf  auf  Löfsboden  liegt,  ist  dessen  Bett  in  Syenitfels  einge- 
graben. Das  Tal  ist  besonders  in  seinem  mittleren  Teile  sehr  eng,  teil- 
weise von  kahlen  Felsen  flankiert,  vorwiegend  aber  mit  prächtigem  Laub- 
wald geschmückt.  Die  Unterholz-  und  Krautvegetation  ist  an  diesen 
bewaldeten  Hängen  auffallend  dürftig*).  „Der  Syenit  ist  hier  gelockert  und 
zu  Grus  zersetzt,  seine  Hornblende  ist  in  grüne,  chloritische  Masse  um- 
gewandelt, während  der  Orthoklas  oft  noch  ziemlich  unversehrt  ist  und 
glänzende  Spaltflächen  besitzt.“  Erst  im  unteren  Teile  sind  von  den  flacher 
geböschten  Talhängen,  besonders  der  linken  Seite,  gröfsere  Mengen  von 
löfs artigem  Lehm  herabgeschwemmt  worden,  so  dafs  hier  die  Vor- 
bedingungen für  eine  ziemlich  ertragreiche  Wiesenfläche  gegeben  sind. 

Kurz  unterhalb  der  letzten  Mühle  von  Röhrsdorf,  an  den  Grenz- 
linien der  beiden  Sektionen  Wilsdruff  und  Kötzschenbroda  der  geologischen 
Landesaufnahme  von  Sachsen,  da,  wo  eben  der  Bach  in  den  wilderen  Teil 
des  Tales  eintritt,  findet  sich  ein  Lager  von  Kalksinter.  Der  Bach 
macht  hier  nach  links  eine  Biegung  und  umgeht  so  eine  wenige  Meter 
höher  gelegene  ovale  Terrasse,  die  an  die  etwa  unter  50°  einfallende  rechts- 
seitige Talwand  anstöfst.  Darauf  liegen  zwei  gröfsere  Blöcke  von  Kalk- 
sinter. Weit  mehr,  aber  wesentlich  kleinere  Brocken  dieses  Kalksteins 


*)  Dalmer,  K.  und  Beck,  R.:  Sekt,  Wilsdruff- Potschappel  d.  Erläut.  der  geol. 
Spezialkarte  des  Königreichs  Sachsen.  1894. 


121 


liegen  am  Waldrande,  dort  wo  Terrasse  und  rechte  Talwand  zusammen- 
stofsen.  Hierher  wurden  sie  sicher  durch  Menschenhand  zusammengetragen. 
Nach  mündlichen  Berichten  sollen  früher  weit  mehr  Kalkblöcke  auf  dem 
Plateau  gelegen  haben.  Man  hegte  die  Absicht,  einen  Kalkbruch  anzu- 
legen, da  gebrannte  Proben  einen  sehr  feinen,  weifsen  Putzkalk  ergaben.' 
Aber  man  hatte  bald  die  Geringfügigkeit  des  Lagers  bei  der  ersten  ernst- 
haften Untersuchung  erkannt,  das  Kalkbruchprojekt  aufgegeben  und  dafür 
durch  Ablesen  der  transportablen  Stücke  versucht,  ein  nutzbringendes  Stück 
Ackerland  bez.  Wiese  zu  schaffen.  Aber  die  Humusschicht  ist  dünn,  reich- 
lich untermengt  von  Syenitgrus,  dessen  Muttergestein  wenige  Zentimeter 
tief  angetroffen  wird. 

Da  die  geologische  Landesuntersuchung  das  Vorkommen  weder  auf  der 
Spezialkarte  noch  in  den  dazugehörigen  Texterläuterungen  der  Sektion  er- 
wähnt, möge  es  kurz  gekennzeichnet  sein. 

II. 

Die  Blöcke  lagern  direkt  in  primärer  Lagerung  auf  dem  Syenit  auf*), 
von  dem  sie  bis  faustgrofse  Bruchstücke  umschliefsen.  Diese  eingeschlos- 
senen Massen  sind  lockergefügig  und  bröckeln  leicht  auseinander,  es  sind 
typische  Grusbrocken,  wie  sie  überall  in  der  Gegend  angetroffen  werden. 
Im  allgemeinen  ist  der  Kalktuff  flach-plattenförmig  abgesondert,  nur  ver- 
einzelt hat  er  sich  zu  stumpfkegelig-klotzartigen  Massen  ausgebildet.  An 
der  Basis  sind  die  gröfseren  Blöcke  sehr  reich  an  Syenitbröckchen,  die  in 
der  Regel  Erbsengröfse  nicht  überschreiten.  Die  Sintermasse  ist  dicht, 
ohne  jede  Höhlung  und  aufserordentlich  gleichmäfsig  abgesetzt,  in  ihrem 
äufseren  Habitus  erinnert  sie  an  feinkörnigen  Postelwitzer  Quadersandstein. 
Zuweilen  finden  sich  scharf  abgesetzte  Bänder  hellglänzender,  dicker  Plättchen 
darin,  die  vielleicht  aus  Orthoklastrümmern  bestehen. 

Weiter  nach  dem  Hangenden  zu  sind  die  Sintermassen  deutlich 
schalig  abgesondert  um  rundliche  bis  faustgrofse  Höcker,  die  in 
der  Regel  von  konzentrisch  geordneten  Partien  vertikal  durchzogen  sind, 
deren  Innerstes  die  ersten  feinen  Röhrchen  zeigt. 

Die  schaligen,  aufserordentlich  harten  Lagen  umschliefsen  als  liegendste 
Schicht  die  ersten  Schneckengehäuse,  vorwiegend  von  Cochlicopa  lubrica 
Müller,  Hyalinia  pura  Alder  und  Fruticicola  liispida  L. 

Nach  dem  Hangenden  zu  wird  dann  die  Sintermasse  poröser  und 
weist  ab  und  zu  gröfsere  Hohl  räume  auf,  die  zumeist  von  einer  sehr 
harten  Sinterschicht  überkrustet  sind.  Hier  finden  sich  die  meisten 
Fossilien,  meist  in  die  harten  Krusten  eingebettet,  teils  in  zahlreicher 
Gesellschaft  lose  auf  ihnen  liegend,  insbesondere  grofse  Mengen  von 
Carychium  Minimum  Müller.  Die  Decken  der  Höhlungen  bilden  zumeist 
wieder  schalig  übereinandergelagerte  Absonderungen,  die  dünne  Lagen  von 
dichtgedrängten  Schneckenschalen  enthalten,  die  besonders  aus  den  Spezies 
Cochlicopa  lubrica , Helix  liispida , Hyalinia  radiatula  und  pura , verein- 
zelter aus  Patula  rotundata  und  Punctum  pygmaeum  bestehen. 


*)  Obgleich  der  Kalktuff  nicht  mit  dem  felsigen  Untergrund  verwachsen  ist,  so 
handelt  es  sich  trotzdem  um  eine  primäre  Lagerstätte,  da  ja  der  reichlich  vorhandene 
Syenitgrus  ein  Verwachsen  mit  dem  Untergrund  verhinderte. 


122 


Im  ganzen  ist  das  Gefüge  der  Sintermasse  ziemlich  dicht  und  der 
oben  gebrauchte  Ausdruck  „porös“  ist  nur  in  dem  Sinne  zu  verstehen,  dafs 
hier  und  da  kleine  Höhlungen  und  Röhren  auftreten. 

III. 

Von  Pflanzenresten  ist  in  den  Kalksinterblöcken  wenig  enthalten. 
Vorwiegend  treten  dichte  Lagen  eines  Lebermooses  auf,  vielleicht  zu 
Marchantia  polymorpha  gehörig.  Ein  Blattabdruck  von  Corylus  avellana 
und  TJlmus  campestris  sind  die  einzigen  Zeugen  einer  Laubwaldvegetation. 
Leider  gelang  es  nicht,  diese  beiden  Abdrücke  zu  präparieren,  da  sie  völlig 
zerbrachen.  Aufserdem  enthielt  ein  Block  in  einer  Höhlung  die  inkru- 
stierten Überreste  eines  langstengligen  Moosstandes  und  ein  anderer 
einen  sauber  ziselierten  Röhrenabdruck  eines  Schachtelhalms. 

IV. 

Von  tierischen  Überresten  wurden  nur  Schalen  von  Gastero- 
poden  gefunden,  deren  genauere  Aufzählung  und  Beschreibung  folgen  mag. 

I.  Ordnung.  Pulmonata  Cuvier. 

Unterordnung:  Stylommatophora  A.  Schmidt. 

1.  Vitrinidae 

Vitrina  Draparnaud. 

1.  Vitrina  pellucida  Müller. 

Gehäuse  gedrückt  kugelig,  Umgänge  23/4,  der  letzte  wenig  erweitert, 
mit  deutlichen  Radiärwülsten  oder  Wellen,  so  dafs  die  Kontur  der  Peri- 
pherie schwach  ausgebogt  erscheint.  Mund  säum  verletzt.  D.  4,  H.  3. 
1 Exemplar. 

*)  Diese  Schnecke  bevorzugt  kalte,  feuchte  Gründe  usw.  Sie  ist  sehr 
empfindlich  gegen  Wärme  wie  die  meisten  Vitrinen,  die  ausgesprochene 
Modertiere  und  stenotherm  sind.  Darum  auch  verlegen  sie  ihr  Reife- 
stadium in  den  Herbst  und  halten  sich  im  Sommer  tief  im  Waldmoder,  in 
hohlen  Baumstümpfen  usw.  verborgen. 

2.  Zonitidae. 

Hyalinia  Agassiz. 

2.  Hyalinia  pura  Alder  ( lenticula  Held). 

Gehäuse  niedergedrückt,  noch  einen  schwach  gelblichen  Schein,  Unter- 
seite hell,  weifs;  Ober-  und  Unterseite  glänzend.  Gröfstes  Exemplar  3V2  Um- 
gänge, der  letzte  nicht  bedeutend  erweitert,  nicht  herabgezogen.  Nabel 
weit,  alle  Umgänge  zeigend.  D.  3*/21  H.  2.  4 Exemplare  — im  Tuff  häufig 
— alle  nicht  ganz  erwachsen. 

Ihr  dünnes,  glänzendes  Gehäuse  befähigt  sie  wenig  zum  Aufenthalt 
in  der  Wärme.  Als  fleischfressende  Art  hält  sie  sich  meist  im  Waldmoder  ver- 
borgen, obwohl  man  sie  auch  vereinzelt  im  trockenen  Heidewald  finden  kann. 


*)  Um  die  Funde  recht  würdigen  zu  können,  macht  sich  eine  kurze  Schilderung 
der  Lebensverhältnisse  und  der  Verbreitung  bei  einzelnen  Arten  nötig. 


123 


3.  Hyalinia  radiatula  Gray. 

Gehäuse  gedrückt  kugelig,  Naht  tief.  Umgänge  4,  auf  der  Oberseite 
mit  dichten  feinen  Rippchen,  Unterseite  glatt,  porzellanweifs,  glänzend. 
Letzter  Umgang  nach  abwärts  gehend,  Mündung  schräg  abwärts,  länger 
als  breit.  Nabel  im  Gegensatz  zu  pura  eng  und  tief,  nur  die  letzten  Um- 
gänge zeigend.  D.  4y2,  H.  %1/2.  4 Exemplare  — im  Tuff  häufig. 

Diese  kleine,  schöngerippte  Art  zeigt  eine  aufserordentliche  Anpas- 
sungsfähigkeit an  die  verschiedengestalteten  Örtlichkeiten  bei  sehr  ver- 
schiedenen Temperaturverhältnissen. 

Vitrea  Fitzinger. 

4.  Vitrea  crystallina  Müller. 

Gehäuse  schwach  scheibenförmig,  in  der  Mitte  schildbuckelartig  er- 
hoben. Umgänge  4 Y2,  gleichmäfsig  zunehmend,  letzter  breiter  als  vorletzter, 
Ober-  und  Unterseite  glatt.  Nabel  eng,  aber  deutlich  und  tief.  D.  372. 
Sehr  zahlreich. 

Sie  bevorzugt  ganz  entschieden  feuchte,  kühle  Aufenthaltsorte. 

Zonitoides  Lehmann. 

5.  Zonitoides  nitidus  Müller. 

Gehäuse  wenig  erhoben,  etwas  weitläufiger  als  in  der  Regel  gestreift 
und  ganz  entschieden  nicht  gerippt,  wie  es  Bollinger  an  Baseler  Exem- 
plaren beobachtet  hat*);  darum  dürfte  Clessins  Angabe  „fein  gestreift“**) 
eben  zu  Recht  bestehen,  wie  ehedem.  Das  schöne  Gelbbraun  rezenter 
Schalen  ist  gänzlich  verblichen,  an  seine  Stelle  ist  ein  glänzendes  Por- 
zellanweifs getreten.  Umgänge  4ya,  langsam,  gleichmäfsig  zunehmend, 
im  letzten  Teil  etwas  herabsteigend.  D.  43/4,  H.  2 y2.  1 Exemplar. 

Bewohnt  vorzugsweise  Bach-  und  Teichränder,  ist  ein  ausgesprochener 
Feuchtigkeitsbewohner  und  ist  auch  auf  nassen  Wiesen  und  Torfmooren 
anzutreffen.  Im  Winter  gräbt  sie  sich  nicht  ein,  sondern  ruht  in  starken 
Genossenschaften  oberflächlich. 

3.  Naninidae. 

Euconulits  Reinhardt. 

6.  Euconulus  fulvus  Müller. 

Gehäuse  kugelig -kegelig,  Naht  ziemlich  tief.  Oberseite  noch  hell- 
bräunlich, wie  poliert  glänzend,  mit  feinen  Radialstreifchen,  unten  sehr  fein 
spiralig  gestreift.  Umgänge  4 74,  also  nicht  erwachsen,  sehr  langsam  zu- 
nehmend, dicht  aufgewunden.  JD.  272,  H.  27 2-  2 Exemplare. 

Die  biologische  Amplitude  ist  sehr  grofs.  Fast  wahllos  nimmt  die 
Art  mit  jeder  Lokalität  vorlieb,  obgleich  sie  vorzugsweise  an  trockeneren 
Stellen,  ganz  besonders  unter  starkem  Papier,  wie  es  leider  in  der  Nähe 
der  Grofsstadt  so  oft  den  Waldboden  ziert,  gefunden  wird. 


*)  Bollinger,  Gr.:  Zur  Gastropodenfauua  von  Basel  und  Umgebung.  In. -Biss. 
Basel  1909,  S.  52  und  57. 

**)  Clessin,  S.:  Deutsche  Excursions  Moll. -Fauna.  2.  Aufl.  Nürnberg  1884,  S.  101 
und  122, 


t 


124 


4.  Polyplaeognatha. 

Pvnctum  Morse. 

7.  Punctum  pygmaeum  Draparnaud. 

Gehäuse  aufserordentlich  klein,  sehr  niedergedrückt,  fast  scheiben- 
förmig. „Streifung“  fast  verloren  gegangen.  Die  vorliegenden  Exemplare 
bestätigen  Bollingers*)  Behauptung,  dafs  es  sich  hier  nicht  um  eine 
Streifung  handelt,  wie  Clessin  angibt,  sondern  um  feine  Rippung.  Alle 
Arten,  die  gestreift,  d.  h.  mit  vertieften  Linien  versehen  sind,  zeigen  diese 
Skulptur  an  den  Röhrsdorfer  Fossilen  ganz  besonders  deutlich  bei  dem 
Porzellanglanz  der  Schalen.  Die  Arten,  die  im  Leben  feine  Rippung  auf 
der  Oberfläche  der  Schalen  trugen,  zeigen  davon  nur  ganz  geringe  Rudi- 
mente, selbst  die  stark  gerippte  Vallonia  costata  ist  fast  glatt.  Umgänge  4, 
sehr  langsam  zunehmend,  nicht  gekielt.  Farbe  sehr  zart  hellgelb.  D.  1 72, 
H.  etwa  3/4-  Zahlreich,  besonders  in  den  festen,  schaligen  Lagen  des 
Sinters. 

Liebt  die  Feuchtigkeit,  flüchtet  vor  der  Wärme. 

5.  Patulidae. 

Vatula  Held. 

8.  Patula  rotundata  Müller. 

Gehäuse  etwas  erhoben,  scheibenförmig.  Ober-  und  Unterseite  mit 
soliden  Rippchen  besetzt,  die  auf  der  Oberseite  sehr  schräg  nach  innen  (der 
Windungsrichtung  rücklaufend)  gerichtet  sind.  In  dem  sehr  weiten,  tiefen 
Nabel,  der  alle  Umgänge  zeigt,  sind  die  Rippchen  deutlich  zu  verfolgen. 
Die  für  die  Art  charakteristischen  Flecken  im  Konchyn  sind  ausgelöscht, 
die  Farbe  des  Gehäuses  ist  schmutziggelb.  Gröfstes  Exemplar  4 Umgänge; 
alle  unerwachsen.  Umgänge  langsam,  gleichmäfsig  zunehmend,  stumpf  ge- 
kielt. D.  5 7g,  H.  27^  Häufig. 

Ist  wenig  wählerisch,  doch  bevorzugt  sie  den  Schutz  des  Halden- 
schuttes, lose  anliegender  Rinde,  umgefallener  Bäume  und  flacher  Steine. 

6.  Helieidae. 

Vallonia  Risso. 

9.  Vallonia  costata  Müller. 

Gehäuse  klein,  niedergedrückt,  Umgänge  37 2>  ziemlich  gleichmäfsig 
zunehmend,  letzter  im  letzten  Drittel  rascher  zunehmend,  herabgebogen. 
Offen  und  weit  genabelt.  Mündung  schräg.  Mundsaum  mit  starker,  weifser 
Lippe.  Die  für  die  Art  charakteristische  starke  Rippung  fast  gänzlich  ver- 
loren. D.  27 2>  H.  17 2«  Zahlreich. 

Obwohl  sie  auf  Wiesen,  in  Wäldern  und  felsigen  Orten  gefunden  wird, 
zeigt  sie  doch  eine  besondere  Vorliebe  für  warme,  sonnenbestrahlte  Berg-, 
Halden-  und  Heidewiesen. 


Fruticicola  Held. 

10.  Fruticicola  hispida  L. 

Flach  halbkugelig,  weit  und  offen  genabelt,  Behaarung  völlig  verloren, 
hell  bräunlich;  bei  dem  gröfsten  Exemplar  Kielstreifen  als  weifse  Binde 

*)  Bollinger,  G. : Zur  Gastropodenfauna  von  Basel  und  Umgehung.  In.-Diss, 
Basel  1909,  S 52  und  57. 


125 


deutlich  vortretend.  Auf  der  Unterseite  der  Mündung  eine  deutlich  aus- 
gebildete Leiste.  D.  8,  H.  4.  Kein  unversehrtes  Exemplar,  sehr  zahlreich. 

Lebt  mit  Vorliebe  auf  Wiesen,  an  Schutthalden  und  in  Buchenwäldern. 
Sie  ist  eine  kalkholde  Art  und  deswegen  überall  da  zu  finden,  wo  Kalk 
dem  Boden  reichlich  beigemengt  ist,  wie  im  Löfsgebiet  bei  uns  und  an 
Ruinenschutt. 

Arianta  Leach. 

11.  Arianta  arbust orum  L. 

Beim  Präparieren  zerbrochen,  Band  deutlich,  blafsviolett. 

Sie  liebt  ganz  besonders  die  Feuchtigkeit  und  ist  ein  Freund  der  küh- 
leren Tage.  Während  man  die  unerwachsenen  Tiere  oft  massenhaft  an 
Nesseln  usw.  antreffen  kann,  solange  die  Temperatur  noch  kühler  ist,  so 
ist  das  Auftreten  erwachsener  Exemplare  im  Sommer  immer  vereinzelt. 
Erst  im  vorgeschrittenen  Herbst  glückt  es  zuweilen,  aufserordentlich  grofse 
Kolonien  anzutreffen,  wenn  zuvor  reichlicher  Regen  gefallen  ist. 

Tachea  Leach. 

12.  Tachea  hortensis  Müller. 

Nur  1V2  Windungen,  oben  flach,  nach  unten  schräg  abfallend  mit 
stumpfem  Kiel.  Nach  der  Gröfse  der  Embryonalwindung  und  nach  dem 
stumpfen  Kiel  zu  T.  hortensis  gehörig. 

7.  Buliminidae. 

Buliminus  Ehrenberg. 

13.  Buliminus  montanus  Draparnaud. 

Nur  2 Umgänge  vom  unteren  Drittel.  Durch  grobe  Streifung  und 
schwache  enggestellte  Spirallinien  sehr  deutlich  gekörnelt,  stumpf  gekielt. 

Liebt  feuchten  Laubwald  und  ist  fast  gar  nicht  von  der  Kälte  ab- 
hängig. An  einigermafsen  freundlichen  Wintertagen  kriecht  sie  umher. 
Anfang  April  fand  ich  sie  massenweise  in  Kopula,  während  Helix  pomatia 
um  diese  Zeit  noch  eingedeckelt  und  in  Winterstarre  lag.  Obwohl  feuchtig- 
keitsliebend, trifft  man  sie  doch  auch  oft  genug  in  trockenen  Laubwäldern, 
wo  sie  sich  gern  unter  gröfseren  lockerliegenden  Steinen  aufhält. 

14.  Buliminus  obscurus  Müller. 

Nur  272  Umgänge  der  oberen  Hälfte,  diese  deutlich  gestreift,  ohne 
die  geringste  Spur  von  Spirallinien. 

In  nassen  Laub-  und  Tannenwäldern  und  feuchtem  Steingeröll.  Nur 
bei  nasser  Witterung  umherkriechend. 

Acanthinula  Beck. 

15.  Acanthinula  aculeata  Müller. 

Gehäuse  kreiselförmig,  sehr  klein,  durchbohrt  genabelt,  Naht  tief, 
Umgänge  4,  gleichmäfsig  zunehmend.  Von  den  bei  rezenten  Exemplaren 
charakteristischen  Epidermisrippen,  die  in  der  Regel  einen  Dorn  in  der 
Höhe  des  Umgangs  tragen,  fehlt  jede  Spur.  Dagegen  zeigt  die  Oberseite 
eine  äufserst  feine,  enggestellte  Streifung.  D.  2,  11.  2.  Zahlreich. 


126 


8.  Cochlicopidae. 

Cochlicopa  Risso. 

16.  Cochlicopa  lubrica  Müller. 

Gehäuse  länglich  eiförmig,  glatt,  glänzend.  Umgänge  6,  letzter  beinahe 
so  grofs  wie  die  übrigen  zusammen.  Im  Vergleich  zur  folgenden  aufge- 
blasen, bauchig.  D.  3,  H.  6.  Sehr  häufig. 

17.  C.  lubrica  var.  exigua  Menke  ( lubricella  Ziegler). 

Viel  schlanker  als  die  typische  lubrica , zylindrisch,  Mündung  mehr 
nach  aufsen  gerückt,  der  var.  columna  Clessin  ähnelnd,  jedoch  zum  Teil 
noch  in  die  Richtung  der  Gehäuseachse  fallend.  Da  ein  Übergangsexemplar 
zur  typischen  lubrica  vorliegt,  handelt  es  sich  hier  nur  um  das  Glied  einer 
Formenreihe,  als  welches  exigua  wohl  überhaupt  nur  aufgefafst  werden 
kann.  D.  2,  H.  472  und  5. 

9.  Pupidae. 

Orcula  Held. 

18.  Orcula  doliolum  Brugiere  var.  tumida  n. 

Gehäuse  kugelig-walzlich,  viel  aufgeblasener  als  der  Typus;  mit  feinem, 
schiefem  Nabelritz.  Rippung  (ausnahmsweise  gut  erhalten)  zart,  regelmäfsig. 
Wo  das  Konchyn  abgerieben  ist,  da  zeigt  sich  sehr  feine  Streifung.  Um- 
gänge nur  8,  gegen  9 oder  10  des  Typus.  Die  gröfste  Dicke  etwas  mehr 
nach  der  Mitte  gerückt,  dann  rascher  abnehmend,  viel  enger  aufgewunden, 
letzter  Umgang  bei  der  Mündung  stark  nach  oben  gezogen.  Mündungs- 
charaktere wie  beim  Typus.  D.  2 1/2,  H.  4.  Mehrfach;  erwachsen  2 Exemplare. 

Die  Verbreitung  des  Typus  erfordert  für  sächsische  Faunisten  be- 
sonderes Interesse.  Ihre  Verbreitung  erstreckt  sich  über  Mittel-  und 
Südeuropa  bis  Kleinasien.  Sie  fehlt  in  Spanien,  England,  den  drei 
nordischen  Reichen  und  den  bayrischen  Alpen.  Sie  findet  sich  überall  an 
zerstreuten  Fundpunkten  in  Württemberg,  Taunus,  Harz,  Rheinprovinz, 
Thüringen,  Schlesien,  Böhmen. 

In  Thüringen  kommt  sie  nach  Goldfufs*)  vor  an  Schlofs  Tenneberg 
bei  Waltershausen,  Wachsenburg  bei  Arnstadt,  Schlofsberg  der  Mühlberger 
Gleiche,  Höllental  bei  Kosen,  Mühlhausen,  Gleichen  bei  Göttingen,  Rothen- 
burg am  Kyffhäusergebirge. 

In  Schlesien  lebt  sie  nach  Merkels**)  Angaben  in  Setzdorf,  alte  Burg 
bei  Goldenstein,  Mühlberg,  Kitzelberg,  Schweinhaus,  Landskrone  und  am 
Rotstein,  sächsische  Lausitz. 

Die  schlesischen  Funde  liegen  alle  an  Örtlichkeiten  kalkigen  Substrates. 
Die  Annahme,  dafs  0.  doliolum  eine  kalkstete  Art  sei,  bestätigt  sich  nach 
den  sächsischen  Fundorten.  Ehrmann  wies  die  Schnecke  in  den  neun- 
ziger Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  überhaupt  zum  erstenmale  für 
Sachsen  nach  aus  der  Schmortitzer  Schlucht  bei  Golzern-Grimma.  Ich 
wies  sie  von  der  Rehbockschlucht  (place  de  repos)  am  linken  Elbtal- 
gehänge unweit  Schlofs  Siebeneichen  nach.  In  diesem  Jahre  fand  ich  den 
dritten  Punkt  im  Saubachtal,  direkt  unterhalb  der  Neudeckmühle  in 
der  Nähe  des  im  Volksmunde  ,,Lilienflufs“  genannten  Bächleins. 

*)  Goldfufs,  0.:  Binnenmolluskenfauna  von  Deutschland  nebst  Nachtrag. 

**;  Merkel,  K. : Molluskenfauna  v.  Schlesien.  Breslau  1894, 


127 


Fossil  führt  sie  Professor  Engelhardt  an  vom  Robschützer  Kalktuff, 
Sandberger*)  aus-dem  Löfs  vonLeuben  bei  Lommatzsch,  Priefsa  beiMeifsen, 
Wildberg  bei  Kobschütz  (mufs  heifsen  bei  Weifstropp).  Jentzsch**)  nennt 
7 Löfsfunde  ohne  Ortsangabe.  Alle  Funde  der  Schnecke  in  Sachsen,  die 
also  früher  eine  weit  gröfsere  Verbreitung  hatte  und  heute  relikten- 
haft  versprengt  ist,  sind  auf  kalkigem  Substrat  gemacht.  Von  den  rezenten 
lebt  die  Schmortitzer  an  einem  sich  heute  noch  bildenden  Kalktuff.  Die 
Saubachschnecke  ist  streng  gebunden  an  die  Verbreitung  von  bis  faust- 
grofsen  Brocken  eines  sich  wahrscheinlich  auch  heute  noch  bildenden  Kalk- 
tuffes.  Sie  rettete  sich  bei  uns  vielleicht  deswegen  gerade  aus  der  kalkreichen 
Löfszeit,  weil  sie  hier  in  engen  Schluchten  ihre  beiden  Hauptlebensbedin- 
gungen — kühlere,  gleichmäfsige  Temperatur  und  Kalkreichtum  — vorfindet. 

Sandberger  benennt  die  von  Robschütz  bekannte  Form,  die  ihm  nur 
in  einem  einzigen  Exemplar  vorlag,  var.  uniplicata.  Wie  ich  schon  früher 
vermutete,  ist  diese  Varietät  nicht  haltbar.  Die  Diagnose  gründet  sich 
auf  das  Fehlen  der  Spindelfältchen.  Diese  aber  sind  vorhanden,  wenn 
auch  ein  wenig  kleiner  als  bei  der  heute  lebenden  Art  der  Gegend.  Dies 
liefse  sich,  wenn  man  die  Bezähnungsbildung  auf  rein  automatische  Funk- 
tion des  Mantelrandes  schieben  will,  als  Folgeerscheinung***)  ,, anderer 
für  den  Organismus  wichtiger  Vorgänge“  so  erklären,  dafs  die  Ruheperiode 
während  trockener  Zeitabschnitte  in  altalluvialen  und  vor  allem  diluvialen 
Perioden  eine  viel  kürzere  war  als  heute  f). 

Ein  wichtiges  Charakteristikum  für  die  fossile  doliolum  ist  die  viel 
kürzere,  sehr  gedrungene,  aufgeblasene  Form,  die  geringe  Zahl 
der  Umgänge.  Damit  weicht  sie  sehr  von  den  heute  in  Sachsen  leben- 
den ab  und  ich  schlage  unter  Vorbehalt  genauer  Nachprüfung  die  oben 
angegebene  Varietätsbenennung  vor.  Kreglinger ff)  gibt  von  einem  Fund- 
orte bei  Glince,  Krain,  an:  ,, lange  und  kurze,  schmale  und  dicke  Abände- 
rungen“. Wenn  also  das  Formenspiel  bei  der  Art  auch  grofs  ist,  so  ist 
unsere  Art  ohne  alle  Übergänge  völlig  konstant. 

Clessins  Angabe,  dafs  0.  doliolum  meist  vereinzelt  vorkommt,  gilt  für 
Sachsen  nicht.  Hier  entwickeln  sie  sich  zu  vielzähligen  Kolonien,  nicht 
wagend,  über  die  enge  Grenze  ihres  Tuskulums  hinauszugehen. 

Sphy vadium  Charpentier. 

19.  Sp hyradium  columella  G.  v.  Martens. 

Gehäuse  zylindrisch,  Umgänge  5.  Ersten  Umgänge  rasch  zunehmend, 
3 — 5 gleichgrofs,  nicht  erwachsen,  glänzend,  glatt.  1 Exemplar. 

In  den  höchsten  Alpenregionen,  heute  nicht  mehr  bei  uns. 


*)  Sandberger,  F. : Die  Land-  und  Süfswasserkonchylien  der  Vor  weit.  Wies- 
baden 1870-75. 

**)  Jentzsch,  A.,  a...a.  0. 

***)  Ehrmann,  P. : Über  einige  alpine  Schnecken.  Jahresber.  d.  naturf.  Ges.  zu 
Leipzig,  1892/93. 

f)  Da  die  wehrhaften  Raub-  und  carnivoren  Schnecken  der  Testacelliden , Vitri- 
niden,  Patuliden  und  die  aufsteigenden  Laubschnecken  der  Heliciden  alle  ungezähnt  sind, 
dagegen  gerade  die  auf  sehr  feuchten  Orten  wohnenden,  also  nicht  zur  Trockenruhe  ge- 
zwungenenen  Pupiden  und  die  im  Steingerölle  lebenden  Helix  ( Trigonostoma , lsognomo- 
stoma)  Mundbewaffnung  führen,  so  halte  ich  diese  doch  für  einen  Schutz  gegen  die  boden- 
ständigen Räuber  aus  dem  Volk  der  Arthropoden. 

ff)  Kreglinger,  C.:  Systematisches  Yerz.  der  in  Deutschland  lebenden  Binnen- 
Mollusken.  Wiesbaden  1870. 


128 


Vertigo  Müller. 

Untergruppe  Alaea  Jeffreys. 

20.  Alaea  substriata  Jeffreys. 

Gehäuse  gedrungen  eiförmig,  mit  deutlichem  Nabelritz,  mattgelb  glän- 
zend, deutlich,  regelmäfsig  eng  gestreift.  Letzter  Umgang  beinahe  die 
Hälfte  des  Gehäuses  betragend.  Je  zwei  Zähnchen  an  der  Mündungs-, 
Gaumen-  und  Spindel  wand.  Der  Mundsaum  ist  gegen  die  aufgetriebene 
Gaumenwulst  durch  ein  enges,  tiefes  Tal  abgeschnürt.  D.  1,  H.  kaum  2. 

I Exemplar. 

Sie  bewohnt  die  nord alpine  und  boreale  Region.  Unvermittelt  tritt 
sie  im  Kaukasus  und  Portugal  auf.  Es  ist  kaum  anzunehmen,  dafs 
derartige  Unterbrechungen  tatsächlich  bestehen.  Schuld  an  der  noch  heute 
beschränkten  Zahl  der  Fundorte  mag  ja  wohl  die  Seltenheit  der  Schnecke 
haben,  vor  allem  aber  auch  die  Vorliebe  der  Schnecke  für  sehr  feuchte 
Waldwiesen,  auf  denen  sich  nicht  gerade  mit  besonderem  Erfolg  nach 
solchem  Kleinzeug  suchen  läfst.  Immerhin  fällt  ihre  Hauptverbreitung 
in  den  Norden:  England,  Dänemark,  Schweden,  Norwegen.  Nach 
Clessin*)  hat  sie  ihre  meisten  Fundorte  in  Deutschland  in  Südbayern. 
In  den  letzten  Jahren  hat  der  unermüdliche  Stuttgarter  Malakozoologe 
Geyer**)  das  Schneckchen  in  Württemberg  gefunden:  Schlattstaller  Tal, 
Wendtal  bei  Steinheim,  Zipfelbach  (Randecker  Maar),  Sirchinger  Wasserfall 
bei  Urach,  Ummendorf  (Biberach),  Wolffegg,  an  der  Nagold  bei  Station 
Talmühle,  an  der  Teinach,  Hohenwittlingen,  an  der  Rottum  bei  Ochsen- 
hausen. Für  den  Fränkischen  Jura  wies  er  sie  von  Unterbürg  bei 
Nürnberg  nach.  Nach  Schmidt***)  dürfte  sie  im  Zittauer  Gebirge 
bez.  Isergebirge  nicht  allzuselten  sein. 

Nach  Ehrmannsf)  Zusammenstellung  ist  sie  in  Mitteldeutschland 
ziemlich  zerstreut.  Im  Osten  hat  sie  die  meisten  Fundorte,  nach  Westen 
zu  scheint  sie  seltener  zu  werden.  Von  Sachsen  führt  sie  Ehrmann  an 
von  Rautenkranz  im  Pyratal,  Erlabrunn  im  Schwarzwassertal  und  bei 
Grimma  (Dornau).  Ich  füge  noch  hinzu  meinen  mit  Ehrmann  gemeinsam 
gemachten  Fund  bei  Westewitz -Klosterbuch.  Sämtliche  liegen  im  Strom- 
gebiet der  Mulde.  Sc  hu  mann  ff)  gibt  für  die  Provinz  Westpreufsen 

II  Fundorte  an,  mit  der  Bemerkung  ,, nicht  selten“.  Müllerfff)  fand  sie 
voriges  Jahr  in  der  Provinz  Posen  bei  Gnin.  Lindholm*f)  gibt  schliefs- 
lich  die  Schnecke  aus  dem  Gouvernement  Petersburg  an,  wo  sie  in 
Gemeinschaft  mit  Papa  arctica  und  alpestris  lebt.  Überhaupt  scheint 


*)  Clessin,  S.,  a.  a.  0. 

**)  Geyer,  D.:  Beiträge  zur  Mollf.  Schwabens,  I u.  II.  Jahrb.  d.  Ver.  f.  vaterl. 
Naturk.  in  Württ.  1907  u.  1908.  — Die  Mollf.  v.  Nürtingen  usw.  Jabrb.  d.  Ver.  f.  vaterl. 
Naturk.  in  Württ.  1904... — Die  schalentragenden  Moll,  im  fränk.  Jura.  (?) 

***)  Schmidt,  A.:  Über  die  Mollf.  d.  nördl.  Böhmens.  Mitt.  d.  Ver.  der  Naturfreunde 
Reichenberg,  XXXIX.  Jahrg.,  1909. 

f)  Ehr  mann,  P. : Beiträge  zur  Kenntnis  d.  Mollf.  d.  Königr.  Sachsen.  Bericht  d. 
Naturf.  Ges.  zu  Leipzig,  Jahrg.  1895  96. 

ff)  Schumann,  E.:  Verz.  der  Weichtiere  d.  Prov.  Westpreufsen.  26.  Ber.  d.  westpr. 
Bot.-zool.  Ver.  Danzig,  1905. 

fff)  Müller,  E. : Zur  Mollf.  der  Umg.  v.  Grätz  in  Posen.  Nachrichtsbl.  d.  Deutsch. 
Malakoz.  Ges.,  1910. 

*f)  Lindholm,  A.:  Einige  für  die  Fauna  des  St.  Petersb.  Gouv.  neue  Landschn. 
Nachrichtsbl.  d.  Deutsch.  Malakoz.  Ges.,  1910. 


129 


nach  ihm  Papa  substriata  zu  den  weitverbreitetsten  Arten  im  europäischen 
Rufsland  zu  gehören,  die  von  Finnland  bis  an  das  Gebiet  der  mitt- 
leren Wolga  (Saratow)  reicht.  Darum  ist  der  Zweifel  Bollingers  an 
ihrem  „quantitativ“  reicheren  Auftreten  im  Norden  sicher  unberechtigt. 

Fossil  führt  sie  Geyer*)  an  aus  den  Kalktuffen  von  Ermstal  bei 
Urach,  Seeburg,  von  Glems  (sehr  häufig)  und  Gütlingen,  Hocker**)  von 
Brüheim  bei  Gotha. 

Wenn  diese  Angaben  auch  keineswegs  auf  Vollständigkeit  Anspruch 
machen  können,  so  geht  doch  daraus  hervor,  dafs  wir  es  mit  einer  alpin- 
borealen  Art  zu  tun  haben,  deren  hiesige  Fundorte  ein  letztes  Refugium 
bedeuten. 

21.  Alaea  alpestris  Alder. 

Gehäuse  schlank,  zylindrisch,  sehr  fein  gestreift,  hellgelblich.  Gewinde 
mit  stumpfer  Spitze.  Umgänge  5,  letzter  Umgang  reichlich  x/3  der  Ge- 
samtlänge betragend.  Mündung  halbeiförmig  mit  vier  Zähnen,  wovon  je 
einer  auf  der  Mündungs-  und  Spindelwand  und  zwei  auf  der  Gaumenwand. 
Der  obere  Zahn  auf  der  Gaumenwand  ist  erheblich  kleiner  als  der  untere. 
Mundsaum  mit  weifser  Lippe,  Nacken  stark  verschmälert,  zusammenge- 
drückt. D.  1,  H.  2 und  l4/5-  2 Exemplare. 

Ist  eine  echte  Felsenschnecke,  die  sich  im  Mulm  und  Moos  der  Fels- 
wände und  an  den  Hängen  steiler  Schluchten  mit  Vorliebe  auf  hält.  Sie 
lebt  im  nördlichen  Europa  und  den  höheren  Gebirgen  Mittel- 
europas. Sie  trägt  entschieden  Glazialcharakter.  Im  Norden  reicht  sie 
bis  zum  67. 0 nördlicher  Breite  in  Lulea,  Lappland,  und  in  Sibirien  bis  zum 
unteren  Amur.  In  Sachsen  wurde  sie  bisher  nicht  lebend  gefunden. 

Untergruppe  Vertilla  Moquin  Tandon. 

22.  Vertilla  pusilla  Müller. 

Gehäuse  länglich  eiförmig,  links  gewunden,  hellgelb,  fein  gestreift. 
Umgänge  5.  In  der  Mündung  stehen  6 Zähnchen,  zu  je  zwei  auf  die  drei 
Wände  verteilt.  D.  1,  H.  21/ 2.  Zahlreich. 

23.  Vertilla  angustior  Jeffreys. 

Elliptisch,  nach  beiden  Enden  stark  verschmälert,  links  gewunden,  mit 
4 Zähnen,  zwei  auf  der  Mündungs-  und  je  einer  auf  der  Gaumen-  und 
Spindelwand  und  einer  derNaht  fast  parallel  laufenden  langen,  tiefen  Nacken- 
furche. Mündung  fast  herzförmig.  Umgänge  5.  D.  1,  H.  lx/2.  3 Exemplare. 

Sie  liebt  alle  schattigen  Orte,  bevorzugt  aber  die  feuchten;  gegen 
Kälte  ist  sie  ziemlich  unempfindlich. 

10.  ClausiliicLae. 

Clausilia  Draparnaud. 

Gruppe  Clausil iastra  v.  Moellendorf. 

24.  Clausilia  laminata  Montagu. 

1 Exemplar,  beim  Präparieren  zerbrochen. 

*)  Geyer,  D.:  Zur  Molluskenf.  der  Kalktuffe.  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturk. 
in  Württ.  66.  Jahrg.,  1910. 

**)  Hocker,  F. : Nachtrag  zum  Verz.  der  in  der  diluvialen  usw.  v.  Brüheim  hei 
Gotha  vorkommenden  Conchylien.  Nachrichtsblatt  1907. 


130 


Gruppe  Alinda  Böttger. 

25.  Clausilia  biplicata  Montagu. 

Sämtlich  zerbrochen,  sehr  schlank  ausgezogene  Spitzen,  fein  und  dicht 
gerippt.  Nackenkamm  deutlich  sichtbar.  Mündung  schmal  bimförmig. 
Interlamellar  ungefältelt.  Unterlamelle  gabelästig  an  den  Mundsaum  heran- 
tretend. Mundsaum  nicht  mit  Fältchen  besetzt.  Mehrfach. 

Gruppe  Pirostoma  v.  Vest. 

26.  Clausilia  plicatula  Draparnaud. 

Gehäuse  mit  derben  Rippen  weitläufig  besetzt.  Mündung  rund,  grofs. 
Mundsaum  zusammenhängend,  breit  umgeschlagen.  Interlamellar  gefältelt. 
Innencharaktere  nicht  erkennbar.  Spitze  abgebrochen.  1 Exemplar. 

27.  Clausilia  ventricosa  Draparnaud  (?). 

Nur  die  Spitze  (Y3).  Nach  der  Rippung  (weit,  niedrig,  stumpf)  und 
der  raschen  Verdickung  der  untersten  Umgänge  (Ansatz  zur  bauchigen 
Spindelform)  gehört  das  Bruchstück  der  ventricosa  an. 

Lebt  besonders  gern  in  kühlen  Waldschluchten  und  an  buschigen  Bach- 
und  Flufsufern. 

11.  Succineidae. 

Succinea  Draparnaud. 

28.  Succinea  putris  L. 

Nur  2/s  des  letzten  Umganges,  doch  deutlich  hoch  gewölbt,  darum  zu 
putris  gestellt.  Letzter  Teil  plötzlich  und  stark  eingezogen. 

Gern  an  Flufsufern,  Quellen,  Gräben,  Sümpfen,  wo  sie  ein  fast  amphi- 
bisches Lehen  führt. 

Unterordnung  Basommatophora  Keferstein. 

I.  Terrestria. 

12.  Auriculidae. 

Carychium  Müller. 

29.  Carychium  minimum  Müller. 

Gehäuse  winzig  klein,  hellweifs,  turmförmig,  fein  gestreift.  Umgänge  5, 
Mundsaum  erweitert  umgeschlagen.  Mündung  gezähnt,  je  ein  Zahn  auf 
Mündungs-,  Gaumen-  und  Spindelwand.  Verhältnis  der  Dicke  zur  Höhe 
sehr  variabel.  Sehr  häufig. 

Andauernde  Feuchtigkeit  ist  ihre  wichtigste  Lebensbedingung. 

II.  Aquatilia. 

13.  Planorfoidae. 

Planorbis  Guettard. 

Gruppe  Bathyomphalus  Agassiz. 

30.  Planorbis  contortus  L. 

Gehäuse  klein,  hoch  scheibenförmig,  wie  ein  „aufgerollter  Riemen“. 
Umgänge  sehr  langsam  zunehmend,  auf  der  Unterseite  bedeutend  über- 


131 


greifend,  darum  tief  trichterförmig  genabelt,*)  ,,alle  Umgänge  deutlich  sicht- 
bar, mit  scharfer,  treppenartig  abgesetzter  Naht“.  Alle  Exemplare  nicht 
völlig  erwachsen.  Zahlreich. 

In  pflanzenreichen  Gräben,  stehenden  oder  langsam  . fliefsenden  Ge- 
wässern. 

II.  Ordnung.  Prosobranchia  Milne  Edwards. 

Unterordnung  Neurobranchia  Keferstein. 

14.  Aemidae. 

Acme  Hartmann. 

Subg.  'Platyla  Mo  quin  Tandon. 

31.  Acme  polita  Hartmann. 

Ein  Exemplar  erwachsen,  aber  völlig  inkrustiert.  3 Exemplare  bis 
4t1 12  Umgänge,  turmförmig  mit  sehr  stumpfem  Wirbel,  glatt,  glänzend,  hell 
bräunlich -gelb.  Naht  tief.  Mundsaum  und  Deckel  nicht  untersuchbar. 
H.  3,  Br.  1. 

Leider  ist  dieses  zierliche  Schneckchen  in  Sachsen  nur  ein  einziges 
Mal  von  Dr.  Heller**)  im  Rabenauer  Grunde  lebend  gefunden 
worden.  In  der  sehr  gründlichen  Arbeit  Ehrmanns***)  wird  wieder- 
holt auf  das  sehr  hohe  Alter  der  Gruppe  der  Acmiden  hingewiesen, 
zu  der  Acme  polita  gehört,  da  sie  (Platyla)  bereits  im  Vicentiner  Eozän 
auftritt.  Während  sich  nach  Ehrmann  der  von  ihm  zur  Gattung  erhobene 
Stamm  Pleuracme  streng  an  die  alpinen  Gebirgszüge  hält,  mit  seiner 
Rippung  eine  erst  mit  der  allmählichen  Erhebung  des  Alpengebietes  Hand 
in  Hand  gehende  Differenzierung  neueren  Datums  darstellt,  sind  die  auch 
in  die  Ebene  vordringenden  glatten  Arten  schon  seit  alters  signiert. 

Da  ich  aus  dem  Kalktuff  nur  drei  unerwachsene,  im  erwachsenen 
Zustand  nur  ein  völlig  inkrustiertes  Exemplar  besitze,  das  ich  nicht  ver- 
letzen möchte,  so  mufs  ich  mich  damit  begnügen,  sie  einfach  zu  polita  zu 
stellen,  was  ja  nach  den  vorhandenen  Untersuchungen  über  unsere  deutschen 
Acme  - Platyla  - Arten  völlig  korrekt  ist. 

Hauptlebensbedingungen  sind  Schluchten,  feuchte,  kühle  Verstecke, 
dichter  Waldmoder. 


V. 

Von  den  31  gesammelten  Arten  sind  28  Landbewohner: 

Vitrina  pellucida,  Hyalinia  pura,  radiatula,  Vitrea  crystallina,  Zoni- 
toides  nitidus,  Conulus  fulvus , Punctum  pyymaeum,  Patula  rotundata, 
Vallonia  costata,  Fruticicola  hispida,  Tachea  hortensis,  Arianta  arbusto- 
rum,  Buliminus  montanus,  B.  obscurus,  Acantliinula  aculeata,  Cochlicopa 
lubrica,  C.  exiyua,  Pupa  doliolum,  P.  columella,  P.  substriata,  P.  alpestris, 
P.  pusilla,  P.  angustior,  Clausilia  laminata,  CI.  biplicata,  CI.  plicatula, 
CI.  ventricosa,  Acme  polita, 


*)  Merkel,  E.:  Molluskenfauna  von  Schlesien,  S.  171.  Breslau  1894. 

**)  Wohlberedt,  0.:  Molluskenfauna  des  Königreichs  Sachsen.  Nachrichtshlatt 
1899. 

***)  Ehrmann,  P. : Zur  Naturgeschichte  der  Landschnecken  - Familie  Aemidae. 
Sitzung sb er.  d.  Naturforsch.  Ges.  zu  Leipzig,  35.  Jahrg.,  1908. 

* 


132 


zwei  vorwiegend  amphibisch: 

Saccinea  putris , Carycliium  minimum , 
und  nur  eine  ist  Wasser  bewohner: 

Planorhis  contortus. 

Dieses  selbst  für  die  vorgebirgige  Gegend  aufsergewöhnlich  verschobene 
Verhältnis  1 : 30  der  Wasser-  zu  den  Landbewohnern  ist  für  die  Deutung 
der  Entstehung  des  Tuffes  von  Wichtigkeit. 

Nach  der  Lage  des  Kalktuffs  mufs  angenommen  werden,  dafs  das  enge 
Erosionstal  bereits  beim  Absetzen  des  Tuffes  annähernd  seine  heutige  Tiefe 
erreicht  und  die  Gestaltung  seiner  steilen  Wände  abgeschlossen  hatte. 
Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  trat  auch  schon  damals  die  kleine  Syenit- 
terrasse in  den  Talgrund  vor.  Danach  mufs  es  ausgeschlossen  erscheinen, 
dafs  sich  der  Tuff  etwa  in  einem  Staubecken  hätte  absetzen  können,  zu 
welcher  Annahme  man  deswegen  leicht  kommen  könnte,  weil  etwas  talab- 
wärts die  sehr  schmale  Talfurche  mehrere  Windungen  aufweist  und  so 
alte  Felsharren  vermuten  läfst,  die  das  WTasser  stauten  und  schliefslich  zu 
Umwegen  zwangen.  Die  oben  angeführte  Zusammensetzung  der  Mollusken- 
fauna des  Kalktuffes  erhärtet  dagegen  auf  das  bestimmteste  die  Annahme, 
dafs  es  sich  nicht  um  eine  Absonderung  in  einem  Staubecken  handeln 
kann.  Wir  würden  dann  mindestens  die  in  der  Gegend  häufigen  rezenten 
Spezies  Limnaea  peregra , L.  truncatala , L.  stagnalis , Planorbis  rotun- 
datus , Ancylas  (fluviatilis)  und  besonders  lacustris  vorfinden.  Auch  mufs 
für  die  Gestaltung  des  Tales  zur  Zeit  des  Ober- Pleistozäns  ins  Gewicht 
fallen,  dafs  bei  geringer  Entfernung  von  dem  Kalktuffvorkommnis,  nämlich 
etwa  700  m talabwärts,  der  Löfs  bis  auf  den  hier  beträchtlich  tiefer 
liegenden  Talboden  (bei  der  Pinkowitzmühle)  herabreicht.  Wenn  nun  auch 
angenommen  werden  kann,  dafs  der  Löfs  von  dem  linksseitigen  Talhang 
in  den  Grund  der  Wanne  (das  Tal  weitet  sich  hier  bedeutend)  geschlämmt 
wurde,  hier  also  auf  sekundärer  Lagerstätte  ruht,  so  reicht  doch  seine 
primäre  Ablagerung  bis  hart  an  die  Talsohle  heran.  War  also  im  Ober- 
Pleistozän  der  Teil  des  Tales  fast  bis  zur  heutigen  Tiefe  erodiert,  so  wird 
auch  das  wenige  hundert  Meter  aufwärts  gelegene  Talstück  in  demselben 
entsprechenden  Niveau  gelegen  haben. 

Für  die  Bildung  des  Tuffes  blieben  noch  zwei  Möglichkeiten:  Entweder 
der  Bach  flofs  damals  über  die  vorspringende  Terrasse,  oder  es 
drangen  Sickerwässer  von  oben  herab  (von  der  Talflanke  nach  der 
Talsohle),  die  gelegentlich  durch  Frühjahrsfluten  oder  Regengüsse  verstärkt 
wurden. 

Die  erstere  Annahme  erweist  sich  als  unhaltbar.  Erstens  konnte  der 
heutige  Bach,  selbst  wenn  er  zur  Bildungszeit  des  Tuffes  in  dem  Niveau 
der  Terrasse  flofs,  nicht  so  viel  Kalk  abgesetzt  haben;  denn  einmal  mufs  sein 
Lauf  jederzeit  ein  rascher  gewesen  sein,  wie  aus  dem  alten  Gefälle  auf 
Grund  des  oben  erwähnten  Löfsvorkommnisses  im  unteren  Teile  des  Tales 
ohne  weiteres  hervorgeht.  Alsdann  hätte  er  aber  gewifs  nicht  hier  den 
Tuff  abgesetzt,  sondern  der  Niederschlag  des  Kalkes  wäre  viel  weiter  tal- 
aufwärts erfolgt  (wenn  wir  nämlich  annehmen  wollen,  dafs  durch  die  leb- 
hafte Berührung  des  sehr  bewegten  Wassers  mit  der  Luft  ein  Teil  der 
Kohlensäure  an  diese  abgegeben  wurde).  Zudem  fliefst  der  Bach  in  einer 
reinen  Syenitmulde,  also  in  einem  Gestein,  das  ihm  fast  gar  keinen  Kalk- 
gehalt zum  Auslaugen  und  Wiederabsetzen  darbietet.  Er  würde  also  nur 


133 


spärlich  Kalk  dem  Löfsboden  der  sehr  weit  oberhalb  gelegenen  Quell- 
wanne entzogen  haben  können. 

Zweitens  hätte  der  Bach  die  Schnelligkeit  seines  Wassers  an  der  Ter- 
rasse verlangsamen  müssen,  um  ein  breiteres  Lager  von  Kalktuff  bilden 
zu  können.  Dem  widerspricht  die  oben  angeführte  Tatsache  von  dem 
Fehlen  der  Wasser  Schnecken,  die  sich  dann  eingestellt  hätten.  Weiter 
würde  durch  diese  Annahme  sich  schwerlich  die  Tatsache  erklären  lassen, 
dafs  durch  alle  Lagen  des  Kalktuffs  Landschnecken  vorherrschen,  auch 
nicht  das  Vorhandensein  schaliger  Lagen  im  Kalktuff,  die  sich  als  durch 
gröfsere  Fluten,  mit  reichlich  beigemengten  Landmollusken,  entstanden  er- 
weisen. Ein  Bach  von  dem  allgemeinen  Gefälle  des  Regenbaches  dürfte 
vielmehr  jederzeit  bei  gröfseren  Überflutungen  mit  seinen  mitgeführten 
Kieseln  die  zarten  Bildungen  des  Tuffes  zerstört  haben.  Davon  ist  jedoch 
nirgends  etwas  zu  verspüren,  vielmehr  besteht  eine  grofse  Regelmäfsig- 
keit  zwischen  porösen  Lagen  und  derber,  schaliger  Ausbildung  des  Kalk- 
tuffes. 

Um  eine  aus  Flufsanspülungen  sekundär  entstandene  Ablagerung 
kann  es  sich  ebenfalls  nicht  handeln,  da  das  Lager  an  der  konkaven 
Seite  des  Flufslaufes  liegt  und  nirgends  gerollte  Kiesel  und  Sandkörner, 
welche  für  sekundäre  Anschwemmungen  charakteristisch  sind,  enthält. 

Somit  bleibt  also  nur  noch  anzunehmen,  dafs  von  dem  rechtsseitigen 
Gehänge  Wasser  herabsickerte,  welches  reichlich  Gelegenheit  zur  Aus- 
laugung des  Kalkes  aus  dem  äolischen  Löfs  des  Hochplateaus  hatte. 
Da  der  Löfs  in  seiner  Hauptverbreitung  besonders  an  den  Lauf  der  Elbe 
gebunden  ist,  da  er  ferner  auf  den  Hochflächen  jeglicher  Schichtung  ent- 
behrt (aufser  dem  Liegendsten),  so  dürfte  nach  dem  Vorgänge  von  Brock- 
mann- Je rosch*)  mit  Recht  anzunehmen  sein,  dafs  er  aus  den  glazialen, 
pflanzenlosen  Flufsschottern  der  Elbe  von  den  besonders  im  Urstrombett 
heftig  wütenden  Stürmen  ausgeblasen  wurde. 

Das  herabsickernde  Wasser  kam  reichlich  mit  der  Luft  in  Berührung, 
verlor  einen  Teil  seiner  Kohlensäure  und  fällte  auf  dem  kleinen  Plateau, 
wo  es  sich  ausbreiten  konnte,  den  Kalk  aus.  (Einen  ganz  analogen  Vor- 
gang kann  man  heute  noch,  wie  an  zahlreichen  anderen  Orten,  so  auch 
am  linksseitigen  Saubachtal  kurz  unterhalb  der  Neudeckmühle  beobachten.) 


*)  Brockmann-Jerosch,  H.:  Das  Alter  des  schweizerischen  diluvialen  Löfses. 
Vierteljahrsschr.  d.  naturforsch  Ges.  in  Zürich,  54.  Jahrg.,  1909. 

Verfasser  weist  darauf  hin,  dafs  von  32  Löfsschnecken  der  Schweiz  heute  noch 
14  auf  demselben  Gebiete  leben,  die  übrigen  lieben  kältere,  höher  gelegene  Gegenden, 
drei  Arten  werden  heute  nur  noch  in  arktischen  oder  alpinen  Gegenden  gefunden.  Es 
hätte  also  kaum  ein  wärmeres  Klima  herrschen  können,  das  aber  unbedingt  zur  Schaf- 
fung von  Denudationsflächen  nötig  ist,  wie  sie  Grundbedingung  zur  Löfsbildung  sind. 

Nicht  das  Klima  schuf  Denudationsflächen,  sondern  die  vegetations- 
feindlichen diluvialen  Ströme  auf  mechanischem  Wege. 

Wäre  das  Klima  Ursache,  so  müfsten  gerade  die  Hochflächen  ausgeblasen  und  die 
Talwannen  erfüllt  sein. 

Wie  uns  besonders  die  von  Wilhe  Im  Graf  zu  Leiningen**)  genauer  untersuchten 
Erdpyramiden,  die  vorwiegend  aus  Moränenschutt  und  Blocklehm  bestehen,  beweisen, 
findet  ein  Ausblasen  der  Moränenböden  so  gut  wie  gar  nicht  statt,  sie  sind  zähe  und 
bindig.  Es  bleibt  also  vor  allem  die  Zone  der  Flufsschotter  als  Herd  der  Löfsbildung 
für  unsere  Gegend  übrig,  vorausgesetzt,  dafs  es  sich  um  äolischen,  nicht  fluviatilen 
oder  lakustren  Löfs  handelt. 

**)  Leiningen,  W.,  Graf  zu:  Über  Erdpyramiden.  Abh.  d.  naturhist.  Ges.  zu 
Nürnberg,  XVIII.  Bd.,  Nürnberg  1909, 


134 


Ursprünglich  wird  der  Hang  und  die  Terrasse  in  der  Gegend  der 
heutigen  Kalktuffblöcke  steril  und  entblöfst  gewesen  sein.  Der  dürre 
Syenitgrus,  der  keine  Krautvegetation  aufkommen  liefs,  war  also  pflanzen- 
und  humusarm  und  entbehrte  mithin  auch  aller  Schnecken,  die  sich 
nicht  oder  höchst  vereinzelt  nur  in  das  unwirtliche  Tal  gewagt  haben 
dürften.  So  setzte  sich  der  Kalktuff  unmittelbar  auf  dem  syenitischen 
Untergründe  ab,  eine  grofse  Zahl  Brocken,  Bröckchen  und  Körnchen  des 
Syenitmaterials  besonders  an  seiner  Basis  umschliefsend  und  zunächst 
völlig  frei  von  Mollusken  bleibend. 

Später  siedelten  sich  die  ersten  Pflanzen  auf  dem  Kalk  an.  Das 
beweisen  die  senkrechten  Hohl  räume  der  unteren  Lagen  des  Kalktuffs. 
Um  diese  Pflanzen  herum  schied  der  Kalk  in  erhöhtem  Mafse  aus,  da  die 
Pflanzen  dem  Wasser  Kohlensäure  entnehmen.  So  nur  dürften  die  halb- 
kugeligen Buckel  zu  erklären  sein,  die  um  diese  senkrechten  Kanäle  sich 
gebildet  haben.  Die  Sickerwasser  mögen  sich  nun  zunächst  an  der  Tal- 
flanke eine  flache  Rinne  geschaffen  haben.  Alsdann  fand  das  Wasser  schneller 
den  Weg  hierher  und  brachte  bei  gröfseren  Fluten  vor  allem  Cochlicopa 
lubrica , Hyalinia  pura  und  Fruticicola  hispida  mit  herab.  Dann  bildeten 
sich  die  gestreckteren  Schichtungen,  also  die  dünn  lagenförmigen  Abson- 
derungen des  Kalktuffs , ,,wie  sie  bei  Überschwemmungen  der  Flüsse“  in 
noch  gröfserem  Mafsstabe  entstehen*). 

Nun  überzogen  Lebermoose,  Laubmoose  und  Schachtelhalme 
den  vom  Tuff  gebildeten  Grund  und  ermöglichten  bei  geschlosseneren  Be- 
ständen die  Bildung  von  Hohlräumen  in  dem  Kalktuff. 

In  den  Hohlräumen  siedelten  sich  in  der  Hauptsache  feuchtigkeits- 
liebende Sch  necke  hen  an,  so  Vitrina  pellucida , Vitrea  crystallina , 
Zonitoides  nitidus , Acanthinida  aculeata , Fupa  edentidum , P.  sid) striata, 
P.  angustior , Clausilia  ventricosa,  Succinea  pmtris,  Carychium  minimum. 

In  den  kleinen  schüsselgrofsen  Lachen  fristete  Planorbis  contortus  ein 
bescheidenes  Dasein,  und  ganz  verborgen,  wie  heute  noch  oder  heute  erst 
recht,  hielt  sich  Acme  polita,  deren  vier  Exemplare  alle  in  derselben 
Höhlung  safsen  und  die  ganz  unzweifelhaft  schon  bei  Lebzeiten  ihr  Asyl 
darin  hatten. 

Auch  für  die  kalkholden  Arten  Orcula  doliolum  und  Helix  (Frutici- 
cola) hispida  bot  die  Lokalität  genügende  Existenzbedingungen. 

Das  Fehlen  der  gröfseren  bei  uns  jetzt  überall  vorkommenden  kraut- 
fressenden Arten  wie  Helix  umbrosa,  Fidota  carduelis  ( fruticum ),  Tachea 
nemoralis  usw.  ist  wohl  aus  vergehendem  ohne  weiteres  verständlich. 

Auf  das  Vorhandensein  von  Laubbäumen  weist  aufser  den  gefundenen 
Blattabdrücken  unter  Umständen  Buliminus  montanus  hin,  der  ein  pas- 
sionierter Baumsteiger  ist.  Dennoch  braucht  er  es  nicht  immer  gewesen 
zu  sein.  Dafs  er  in  dieser  Beziehung  entwickelungsgeschichtlich  interes- 
sante Fortschritte  macht,  läfst  sich  in  einem  Walde  der  Leipziger  Ebene 
bei  Zwenkau  beobachten,  wo  er  in  der  Regel  auf  Blättern  sitzt.  Die  Kette 
rückwärts  wäre:  Jongleur  auf  Blättern  — Stammsteiger  — Bodenbewohner. 

Die  übrigen  Arten  sind  standortsvag  wie:  Conulus  fidvus,  Vallonia 
costata,  Arianta  arbustorum,  Bidiminus  obscurus , Cochlicopa  lubrica. 


*)  Geyer,  D.:  Zur  Molluskenfauna  der  Kalktuffe,  S.  1 (310).  Jahrli.  d.  Ver.  f. 
vaterl.  Naturk.  in  Württ.,  66.  Jahrg.,  1910, 


135 


VI. 

Hecht  auffällig  ist  die  Vorherrschaft  der  kälteliebenden  Arten, 
während  xerophyle  Typen  vollständig  fehlen.  Besonders  hervorzuheben  sind 
als  kälteliebend  Pupa  substriata , P.  alpestris,  P.  columella , Clausilia  ven- 
tricosa , Acme  polita  und  nach  ihrem  Aufbau  zu  urteilen  auch  die  heute 
in  Sachsen  nicht  mehr  vorkommende  Varietät  von  Orcula  doliolum-tumida. 

Es  kann  somit  angenommen  werden,  dafs  das  Klima  zur  Bildungs- 
zeit des  Röhrsdorfer  Kalktuffes  kühler  war,  als  es  heute  der  Fall 
ist.  Freilich  würde  es  wohl  zu  weit  gegangen  sein,  von  dem  Vorkommen 
einer  bestimmten  Art  gleich  auf  das  jeweilige  Klima  zu  schliefsen.  Ich 
stimme  vielmehr  in  diesem  Punkte  völlig  mit  den  vortrefflichen  Ausfüh- 
rungen Bollingers*)  überein,  der  betont,  ,,dafs  bei  Rückschlüssen  vom  Vor- 
handensein oder  nicht  Vorhandensein  gewisser  Tiere  auf  das  Klima,  trotz 
vielfacher  Abhängigkeit  derselben  von  klimatischen  Faktoren,  äufserste 
Vorsicht  geboten  ist,  indem  die  Anpassungsfähigkeit  der  meisten  Orga- 
nismen recht  grofs  ist“.  Das  Abkommodationsvermögen  der  Schnecken 
ist  immerhin  grofs  und  gewifs  fanden  Schnecken  stenothermen  Charakters 
damals  nicht  wesentlich  andere  Verhältnisse  vor,  als  sie  heute  noch  an 
bestimmten  Örtlichkeiten  walten. 

Das  Vorherrschen  und  die  Häufigkeit  kälteliebender  Formen  im 
Röhrsdorfer  Kalktuff  dürfte  aber  immerhin  die  Annahme  eines  kühleren 
Klimas  rechtfertigen,  da  ja  bekanntermafsen  gerade  diese  Gegend  heute 
eine  etwas  höhere  Durchschnittstemperatur  hat,  als  andere  Gegenden 
Sachsens.  Aber  weiter  mufs  bedacht  werden,  dafs  die  Lokalität  niemals 
so  beschaffen  gewesen  sein  kann,  dafs  hier,  ganz  lokalisiert,  ein  tieferes 
Jahresmittel  bestanden  haben  sollte  als  in  der  weiteren  Umgegend.  Dann 
aber  steht  nichts  dagegen,  anzunehmen,  dafs  dieser  Kalktuff  diluvialen 
Ursprungs  ist,  und  dafs  seine  Entstehung  ins  Ober-Pleistozän  zu  setzen 
sei,  in  welchem  die  Kalktuffe  Thüringens,  die  Rhein-Niederterrasse,  die 
Tuffe  der  fränkischen  Schweiz  entstanden.  In  jener  Zeit  war  die  Ab- 
lagerung des  echten  Löfses  abgeschlossen,  aus  dem  sich  durch  Auflösung 
und  wieder  Ausfällung  des  Kalkgehaltes  (bis  10  % nach  Dalmer  und  Beck) 
der  Röhrsdorfer  Kalktuff  bildete. 

In  unserm  engeren  Vaterlande  hätte  somit  das  Lager  einen  Zeit- 
genossen in  dem  von  Th.  Reibisch**)  beschriebenen  Moormergel  von 
Cotta  bei  Dresden.  Die  Zeugen  kälteren  Klimas  aus  diesem  Diluvial- 
mergel sind  die  ovovivipare  Helix  lamellata , die  ihre  Jungen  erst  dann 
dem  Mutterleibe  entläfst,  wenn  sie  bereits  hoch  entwickelt  und  den  rauhen 
Bedingungen  der  Aufsenwelt  besser  gewachsen  sind,  ähnlich  wie  Pyrami- 
dula  rupestris  oder  Salamandra  atra  im  Hochgebirge.  (Da  Reibisch  die 
Art  zusammen  vorkommend  mit  Acanthinula  acideata  anführt,  ist  ein 
Irrtum  wohl  kaum  möglich;  immerhin  könnten  völlig  abgeschliffene  Exem- 
plare, wie  sie  mir  aus  dem  Röhrsdorfer  Tuff  vorliegen,  zu  einem  Irr- 
tum Anlafs  gegeben  haben.)  Ferner  zählt  Reibisch  auf  Helix  tenuilabris. 
Diese  Art  führt  Geyer  ***)  von  Grällwitz  und  Passendorf  bei  Halle  als 


*)  Bo lling er,  G.:  Zur  Gastropodenfauna  von  Basel  und  Umgebung.  In.-Diss. 
Basel  1909. 

**)  Reibisdh,  Th.:  Verz.  der  bisher  in  den  diluvialen  Mergeln  von  Cotta  bei 
Dresden  aufgefundenen  Conchylien.  Abhandl.  d.  Jsis  in  Dresden,  1892. 

***)  Geyer,  D.,  wie  oben  a.  a.  O, 


136 


vielleicht  subfossil  an  und  zwar  die  Varietät  saxoniana.  Doch  nach  Wüsts*) 
eingehenden  Untersuchungen  mufs  saxoniana  Sterki  unbedingt  als  selb- 
ständige Art  aufgefafst  werden,  von  der  immerhin  noch  unbestimmt  ist, 
ob  sie  überhaupt  rezent  ist.  Clessin**)  erwähnt  tenuilabris  typ.  von  der 
schwäbischen  Alp  bei  Eyach,  wo  sie  lebend  gefunden  worden  sein  soll; 
sonst  gibt  er  sie  noch  an  aus  Genisten  der  Donau  bei  Regensburg  und 
Günzburg,  des  Jagst  bei  Schöntal  und  der  Saale  bei  Passendorf.  Nach 
der  Beschreibung  und  der  Angabe  der  Verbreitung  handelt  es  sich  hier  um 
Helix  declivis  Sterki  ( adela  Westerlund).  Somit  haben  wir  für  die  Be- 
urteilung der  H.  ( Vallonia)  tenuilabris  in  der  oben  zitierten  Arbeit  von 
Wüst  die  besten  Fingerzeige.  Danach  (S.  2)  ist  tenuilabris  fossil  und 
wurde  im  Pleistozän  des  Saalegebiets  nachgewiesen  aus  Flufskiesen  teils 
ohne  teils  mit  nordischem  Material  von  Süfsenborn,  Grofs-Jena,  Weimar, 
Heldrungen,  Rofsleben,  Klein-Korbetha,  aus  Riedboden  bei  Zeuch  fei  d,  aus 
Sand-  und  Gehängelöfs  von  Vitzenburg,  Wickerstedt,  Sonnendorf,  Rofsbach 
bei  Naumburg,  Freiburg,  Weifsenfels.  Ferner  fand  Reibisch  Pupa  genesii 
Gredler,  die  heute  nur  bei  1600  m Höhe  in  der  Bozner  Gegend  gefunden 
wird,  und  Papa  columella.  Diese  Art  lebt  heute  als  gredleri  in  den 
alpinen  Regionen  der  Schweiz  und  Tirols.  In  Deutschland  führt  sie 
Geyer***)  nur  von  Genisten  des  Neckars  und  württembergischer  Bäche 
bei  Urach  an.  Wüst  hat  dieselbe  zufolge  der  oben  genannten  Arbeit  nach- 
gewiesen in  der  Gegend  von  Süfsenborn  bei  Weimar,  Weimar,  Heldrungen, 
aus  Sandlöfs  von  Vitzenburg  und  Gehängelöfs  von  Rofsbach  bei  Naumburg 
sowie  in  dem  Kalktuff  von  Weimar. 

Somit  liefsen  sich  anführen  für  ein  kälteres  Klima  Helix  ( Vallonia ) 
tenuilabris , Acanthinula  lamellata,  Pupa  genesii , P.  columella , P.  alpestris , 
P substriata,  ferner  die  Kümmerform  von  Orcula  doliolum  var.  tumida. 

Wenn  es  schon  nach  dem  Molluskenbestande  an  sich  unabweisbar  ist, 
dafs  der  Röhrsdorfer  Kalktuff  eine  pleistozäne  Bildung  sei,  so  geht  es 
noch  deutlicher  aus  einem  näheren  Vergleich  mit  den  beiden  Lagern 
diluvialen  Mergels  von  Cotta  und  dem  Kalktuff  von  Robschütz 
hervor. 

VII. 

Der  Kalktuff  von  Robschütz  fand  eine  sehr  eingehende  Würdigung 
durch  die  gründliche  Arbeit  Engelhardtsf.)  Sein  Alter  konnte  noch  nicht 
sicher  dokumentiert  werden.  Robschütz  weist  unter  den  32  bekannt  ge- 
wordenen Mollusken  29  Land-  und  3 Wasserschnecken  auf. 

Vor  Röhrsdorf  voraus  hat  Robschütz:  Vitrina  elongata , V. 
diaphana , Vitrea  diaphana , Vallonia  pulchella , Fruticicola  umbrosa , Fr. 
strigella,  Tachea.  austriaca , Fulota  carduelis , Helicogena  pomatia , Caeci- 
lianella  acicula , Chondrula  tridens,  Pupa  muscorum,  Succinea  pfeifferi , 
S.  oblong a,  Planorbis  ovata , Limnaea  palustris,  Pisidium  fontinale\  also 
17  Arten  oder  54 %• 


*)  Wüst,  E.:  Über  Helix  (Vallonia)  saxoniana  Sterki.  Zeitsehr.  f.  Naturwissen- 
schaften, Bd.  78,  1905  — 06. 

**')  Clessin,  S.:  Deutsche  Exkursions -Mollusken -Fauna.  2.  Aufl.  Nürnberg  1884, 
S.  131  flg. 

***)  Greyer,  D.:  Unsere  Land-  und  Süfswassermollusken.  Stuttgart  1909,  S.  54. 
f)  Engelhardt,  H.:  Über  den  Kalktuff  im  allgemeinen  und  den  von  Kobschütz 
mit  seinen  Einschlüssen  insbesondere.  Progr.  d.  Realsch.  Dresden -Neust.  1872. 


137 


Dagegen  hat  Röhrsdorf  voraus:  Hyalinia pura,  Zonitoides  nitidus, 
Conulus  fulvus,  Punctum  pygmaeum , Vallonia  costata,  Acanthinula  acu- 
leata , Papa  columella,  P.  substriata,  P.  alpestris,  P.  angustior,  Clausilia 
plicatula,  Ci.  ventricosa,  Carychium  minimum , Planorbis  contortus,  Acme 
polita. 

Dagegen  hat  der  Cottaer  Moormergel  trotz  seiner  grundverschie- 
denen Entstehungsweise  und  ganz  anderen  Lebensbedingungen  mit  dem 
Röhrsdorfer  Tuff  23  Arten  gemein.  (Die  übrigen  acht  Arten  erklären 
sich  aus  der  anders  gearteten  Beschaffenheit  der  Lokalität  und  machen 
nur  26%  aus.) 

Da  nun  der  Röhrsdorfer  Kalktuff  nach  seiner  geographischen  Lage 
das  Mittelglied  von  Robschütz-Cotta  bildet,  so  mufs  uns  die  unge- 
heure Differenz  der  Faunen  zweier  nahbenachbarter,  fast  gleicher 
Lebensgebiete  sehr  auffallen,  wie  es  zwischen  Rob  schütz-Röhrs- 
dorf  der  Fall  ist.  Es  erscheint  hiermit  völlig  ausgeschlossen,  dafs  beide 
zu  gleicher  Zeit  entstanden  sind. 

Ist  nun  der  Robschützer  Kalktuff  älter  oder  jünger  als  der  Röhrs- 
dorfer? Alter  dürfte  er  entschieden  nicht  sein.  Die  von  Jentzsch*)  zu 
einer  Zeit,  als  die  Diluvialforschung  noch  in  den  Kinderschuhen  steckte 
(1872),  verfochtene  primäre  Auflagerung  von  Löfs  in  den  unteren  Partien 
besitzt  gar  keine  Beweiskraft  für  das  Alter  des  Tuffes.  Aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  handelt  es  sich  hier  um  einen  völlig  umgelagerten  Löfs.  Wer 
die  Örtlichkeit  besichtigt  hat,  wird  mir  zustimmen,  dafs  die  Umlagerungs- 
bedingungen äufserst  günstige  sind.  Zudem  ist  zu  berücksichtigen,  dafs 
seit  dem  Jahre  1590  der  Kalk  abgebaut  wurde,  das  Terrain  also  keines- 
wegs jungfräulich  unberührt  geblieben  ist.  Wenn  in  dem  dem  Kalktuff 
aufgelagerten  Löfs  Arten  gefunden  wurden,  die,  wie  besonders  hervorge- 
hoben wird,  sonst  dem  Löfs  fremd  sind,  wie  Hyalinia  nitidula,  Helix 
rotundata,  H.  hortensis,  H.  strigella , H.  hyalina  (diaphana),  Succinea 
putris,  S.  pfeifferi,  so  ist  die  Einschwemmung  aus  dem  Kalktuff  entschieden 
ein  Altersbeweis  ganz  im  entgegengesetzten  Sinne  von  Jentzsch.  Der  Tuff 
dürfte  kaum  so  schnell  wieder  zerfallen  sein,  dafs  er  schon  wieder  dem 
,, primär“  lagernden  Löfs  eine  solche  Menge  Konchylien  zuführte.  Aber  das 
könnte  man  immerhin  noch  zugeben.  Doch  die  eingeschwemmten  Arten 
erzählen  eine  ganz  andere  Geschichte.  Sie  kommen  wohl  im  Tuff  vor, 
sonst  aber  nicht  im  Löfs,  darum  gelangten  sie  aus  dem  Tuff  gleichzeitig 
mit  dem  viel  früher  abgelagerten  echten  Löfs  in  Frühjahrswässern  auf  die 
flach  konkave  Talebene  und  wurden  hier  miteinander  ahgesetzt,  ja  viel- 
leicht sind  es  nicht  einmal  ausgeschwemmte  Schalen,  sondern  Gehäuse 
von  Schnecken,  die  nach  Abschlufs  der  Bildungszeit  des  Löfses  und  auch 
des  Tuffes  im  Terrain  lebten  und  mit  den  Schlämmprodukten  zum  ersten 
Male  abgesefzt  wurden.  Gegen  das  hohe  oder  höhere  Alter  spricht  auch 
Helix  pomatia.  Nach  Menzel**)  ist  sie  im  Pliozän  von  Deutschland 
nicht  bekannt  geworden.  Sie  tritt  in  den  interglazialen  Kalktuffen  von 
Cannstatt,  Taubach,  Gräfentonna,  Burgtonna  bei  Weimar  und  Schwaneheck 


*)  Jentzsch,  A.:  Über  das  Quartär  der  Gegend  von  Dresden  und  über  die  Bil- 
dung des  Löfs  im  allgemeinen.  In.-Diss.  Leipzig.  Zeitschr.  f.  d.  gesamten  Naturwissensch. 
Halle  1872. 

**)  Menzel,  H.:  Über  das  Vorkommen  der  Weinbergschnecke  in  Deutschland. 
Naturw.  Wochensch.  N.  F.  VIII.  Bd.,  Nr.  85,  1909. 


138 


bei  Halberstadt,  wie  auch  im  Diluvium  von  Paris  auf,  fehlt  aber  den 
übrigen  diluvialen  Lagern  Mittel-  und  Norddeutschlands. 

Während  Robschütz  eine  Reihe  xerophyler  Arten  aufweist,  wie 
Fruticicola  strigeUa , Caecilianella  acicula,  Chondrula  tridens,  Helix 
austriaca , und  mehrere  Freunde  reicher  Krautvegetation,  wie  Helix 
umbrosa , H.  austriaca , H.  pomatia , TI.  carduelis  (■ fruticum ),  fehlen  ihm 
alle  jene  Formen  ohne  Ausnahme,  die  oben  als  Bewohner  besonders  kühler 
Gegenden  genannt  und  von  Cotta  und  Rohrs dorf  angeführt  wurden. 

Aus  dem  allen  darf  der  Schlufs  gezogen  werden,  dafs  der  Tuff  von 
Röhrsdorf  entschieden  diluvialen  Ursprungs  ist,  dafs  wir  es  aber 
in  dem  Robschützer  Tuff  mit  einer  wesentlich  jüngeren  Ablagerung  zu 
tun  haben.  In  diesem  Sinne  sei  auch  die  in  einer  früheren  Arbeit*)  aus- 
gesprochene falsche  Ansicht  über  das  Alter  des  Robschützer  Tuffes  kassiert 
und  richtig  gestellt.  Er  ist  eine  alluviale  Bildung,  somit  können  auch 
die  darin  gefundenen  sechs  menschlichen  Schädel**)  in  keiner  Weise 
herangezogen  werden  zur  Diskussion  über  die  Verbreitung  des  diluvialen 
Menschen  in  Deutschland;  und  darin  hätte  meines  Erachtens  der  Schwer- 
punkt für  die  wissenschaftliche  Bewertung  des  Robschützer  Tuffes  gelegen. 

Ergebnisse. 

1.  Der  Röhrsdorfer  Kalktuff  verdankt  seine  Entstehung  der 
auslaugenden  und  wieder  absetzenden  Tätigkeit  der  aus  dem 
Löfs  der  Hochfläche  herabgekommenen  Sickerwässer. 

2.  Der  Tuff  nimmt  auf  Grund  der  Vergleichung  verschiedener  Fossil- 
faunen der  Gegend  dieselbe  Stellung  ein,  wie  der  Cottaer  Sumpf- 
Mergel,  ist  also  im  Pleistozän  entstanden  und  unterscheidet  sich 
auf  das  schärfste  vom  Robschützer  Tuff,  der  alluvial  ist. 

3.  Die  Schneckenfauna  ist  eine  reiche  Landschneckenfauna, 
die  zum  gröfsten  Teil  im  engsten  Tuffgebiet  ansässig  war. 

4.  Orcula  doliolum  unterscheidet  sich  in  ihren  Schalen 
so  sehr  vom  lebenden  Typus,  dafs  sie  als  Varietät  aufgefafst 
werden  mufs. 

Schlufsbemerkung. 

Der  Röhrsdorfer  Kalktuff  ist  vom  geologischen  Standpunkte  aus  be- 
trachtet, eine  so  unbedeutende  Ablagerung,  dafs  sie  kaum  der  Erwähnung 
würdig  ist.  Trotzdem,  oder  gerade  deswegen  habe  ich  mich  bemüht,  zu 
zeigen,  dafs  selbst  solche  Ablagerungen  wichtige  Erkenntnisse  fördern 
helfen  und  geeignet  erscheinen,  helle  Streiflichter  auf  viel  weittragendere 
Fragen  zu  werfen. 

Die  kleine  Anzahl  Arten  der  im  Kalktuff  von  Röhrsdorf  gefundenen 
Konchylien  erlaubt  uns  Schlüsse  auf  die  Verhältnisse  während  bez. 


*)  Vohland,  A. : Die  Land-  und  Süfs  Wassermollusken  des  Triebiscli - Flufs - und 
Bachgebietes  usw.  Sitzungsber.  d.  Naturf.  Ges.  zu  Leipzig,  1907. 

**)  Engelhardt,  H.,  a.  a.  0. 

Jentzsch,  C.  A.:  Über  das  Quartär  der  Gegend  von  Dresden  usw.  In.-Diss. 
Leipzig.  Halle  1872,  S.  93.  „Diese  Schädel  sind  zum  Teil  verloren  gegangen.  Im 
Dresdner  Museum  befinden  sich : Ein  Gehirnschädel,  von  dem  Os  frontis,  Ossa  parietalia, 
Os  occipitis  und  Os  temporum  vorhanden  sind.  Ferner  ist  dort  aufbewahrt:  ein  Unter- 
kiefer, ein  Os  sacrum,  ein  Os  femoris  und  eine  Fibula,  sowie  einige  Schädelbruchstücke.“ 


189 


kurz  nach  der  letzten  Eiszeit  in  unserem  engeren  Yaterlande  zu 
ziehen.  Gerade  das  durch  eine  gewisse  Bodenständigkeit  ausgezeichnete 
Volk  der  Mollusken  ist  in  unserer  Zeit  mehrfach  Eideshelfer  zu  wichtigen 
Theorien  über  die  Eiszeit  und  für  die  Wissenschaft  der  mit  der  Geologie 
sich  verschwisternden  Zoogeographie  gewesen.  Ich  erinnere  nur  an  die 
vorzüglichen  „Studien  zur  Zoogeographie“  von  W.  Kobelt*). 

Auch  die  vom  Dresdner  P.  Reibisch**)  aufgestellte  und  von  Sim- 
roth***)  mit  unendlichem  Fleifse  ausgebaute  Pendulationstheorie  hat 
durch  die  eingehendste  Berücksichtigung  der  Mollusken  aufserordentliche 
Stützpunkte  erhalten. 

In  Sachsen  ist  in  der  Erforschung  diluvialer  Konchylien  noch  wenig 
geschehen.  Wird  dieser  vernachlässigte  Zweig  der  Wissenschaft  bei  uns 
erst  wieder  zu  Ehren  gebracht  sein,  so  werden  wir  auch  ein  gut  Teil 
vorwärts  kommen  in  der  Erkenntnis  der  diluvialen  Verhältnisse  unseres 
Vaterlandes. 

Es  ist  mir  schliefslich  angenehme  Pflicht,  Herrn  Dr.  C.  Gäbert,  Leipzig, 
für  liebenswürdig  erteilte  Ratschläge  bei  Abfassung  vorliegender  Arbeit 
auch  an  dieser  Stelle  allerherzlichsten  Dank  zu  sagen. 


*)  Kobelt,  W. : Studien  zur  Zoogeographie.  Wiesbaden  1897/98.  An  anderer 
Stelle:  „Erinnerungen  eines  Ooncho logen“  (Nachrichtsblatt  der  Deutschen  Mala- 
kozoologischen  Gesellschaft,  42.  Jahrg.,  1910)  sagt  Kobelt:  „Jedenfalls  ist  es  gelungen, 
den  Binnenconchylien , die  Wallace  für  ganz  ungeeignet  zu  zoogeographischen  Unter- 
suchungen erklärt  hatte,  die  ihnen  gebührende  Stellung  an  die  Spitze  der  von  den  Zoo- 
geographen zu  berücksichtigenden  Tierklassen  zu  erobern.“  S.  56. 

**)  Beibisch,  P.:  Ein  Gestaltungsprincip  der  Erde.  Yer.  f.  Erdk.  Dresden  1901. 

***)  Simroth,  H.:  Die  Pendulationstheorie.  Leipzig  1908. 


Abhandlungen  der  Isis  in 


Taf.  I. 


Formular  367  1/2 


Abhandlungen  der  Isis  in  Dresden,  1910. 


Fig.  1. 


1 V V V u 
V2  d.  nat.  Gr. 


(J  7 !1  t ¥ 9 » 

Formular  375  1/2 


Taf.  I. 


Fig.  2. 


Carl  Schleicher  & Schüll,  Düren  (Rheinland), 


Formular  3671/2 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  ,, Isis  welche  durch  die  Burdachsche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 


Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.  Dresden  1860.  8 1 M.  50  Pf. 

Festschrift.  Dresden  1885.  8 3 M.  — Pf. 

Schneider,  0.:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  * 

Kaukasusländer.  1878.  8.  160  S.  5 Tafeln  . . . 6 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1861  1 M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1863  . . . . . . . 1 M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1864  und  1865,  der  Jahrgang.  . . 1 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1866.  April-Dezember 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1867  und  1868,  der  Jahrgang . . . 3 Al.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1869.  Januar -September  ....  2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1870.  April-Dezember 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1871.  April-Dezember  .....  31.  — Pf. 
Sitzungsberichte.  Jahrgang  1872.  Januar-September  . . . . 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1873  bis  1878,  der  Jahrgang  . . . 4M.  — Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1879.  Januar- Juni 2 M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1880.  Juli-Dezember 3 M.  — Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jalirgangl881.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1882  bis  1884, 

1887  bis  1910,  der  Jahrgang 5 M.  — Pf. 


Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  ! 886.  Juli-Dezember  2 M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis“  wird  ein  Rabatt  von  25  Proz.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis“,  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  Sitzungsberichte 
werden  von  dem  ersten  Sekretär  der  Gesellschaft,  d.  Z.  Hofrat 
Prof.  Dr.  Deiclimüller,  Dresden -A.,  Zwingergebäude,  K.  MineraL- 
geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

Die  regelmäfsige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder  und  Vereine  erfolgt  in  der  Regel  entweder 
gegen  einen  jährlichen  Beitrag  von  3 Mark  zur  Vereins- 
kasse oder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittiert  wird. 


Buchdruckerei  der  Wilhelm  und  Bertha  v.  Baensch  Stiftung  in  Dresden. 


SMITHSONIAN  INSTITUTION  LIBRARIES 


3 9088  01357  6848 


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